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Wahlbetrug

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25.05.2014
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Wahlbetrug

Neumann sah zum einzigen Fenster hinaus, das der Raum hatte, versuchte herauszufinden, wo er sich befand. Landrat Doktor Frenzel hatte ihn hierher geschleift, nachdem das von ihm georderte Taxi Neumann irgendwo in der Nähe ausgespuckt hatte. Frenzel hatte ihn dort in Empfang genommen. Um ihm die Orientierung zu erschweren, waren sie durch zahlreiche Häuser und Grundstücke des fast leer stehenden Villenviertels gezogen. Neumann kannte sich hier nicht aus, aber Frenzel hatte als Immobilienmakler sämtliche Schlüssel von allen leer stehenden Häusern besessen. Jetzt ruhte seine Agentur, solange er sein politisches Amt bekleidete.
Doktor Frenzel.
Neumann war angewidert, wie Frenzel seinen gekauften Doktortitel in Szene setzte. Nur damit alle zu ihm aufschauen sollten. Ihm, der ein Nichts war in Neumanns Augen. Ihm, der nie eine Ausbildung zu Ende gebracht hatte. Dieser Mistkerl hatte drei Frauen verarscht, benutzt und in den Ruin getrieben.
Neumann konnte sich nicht vorstellen, dass er ihm wirklich geholfen hatte, die Wahl zum Landrat zu gewinnen. Doch jetzt hatte er das Gefühl, ausgeschaltet zu werden. Das war der Dank.
Er saß seit einer Stunde allein in dem kleinen Raum. Frenzel hatte, als er hinausging, die Tür abgeschlossen. Die Fenster waren außen vergittert. Er steckte fest, saß in der Falle. Was hatte Frenzel mit ihm vor? Wenn er ihn hier wirklich festhalten wollte, wieso hatte er ihm dann das Handy nicht abgenommen? Mit einem Blick, mehr aus dem Augenwinkel heraus, vergewisserte er sich, dass niemand ihn von außen sehen konnte. Dann holte er sein Mobiltelefon hervor. Mit klopfendem Herzen wählte er die Nummer seiner Frau. Aber er erreichte nur die Mailbox.
"Rita, ich bin's. Frenzel hat mich in seiner Gewalt. Verständige die Polizei. Ich liebe Dich!" Er flüsterte mehr, als dass er sprach. Dann legte er auf und war sich sicher: Rita würde nicht lange fackeln, und zur Polizei gehen. Im nächsten Moment hätte er sich ohrfeigen können. Er hatte keine Anhaltspunkte hinterlassen, wo er hätte gefunden werden können. Resigniert ließ er den Kopf sinken.
Gespannt lauschte er nach Geräuschen von draußen. Alles war still. Wo war Frenzel?
Neumann versuchte sich vorzustellen, was der Auslöser für seine Entführung gewesen sein könnte. Da war die Sache mit der Landtagswahl. Frenzel war ein vermögender und einflussreicher Immobilienmakler. Er hatte sich als Parteiloser für die Wahl aufstellen lassen. Aber er brauchte Wähler. Und an diesem Punkt kam Neumanns eigentlicher Einsatz. Er musste so viele Wähler kaufen, wie Frenzel für seinen Sieg brauchte. Das war schon schwieriger. Dazu brauche er Geld. Vor allem glaubte er selbst vorher nie daran, dass so etwas in Deutschland überhaupt funktionieren könnte.
Irgendwie hatte er es aber geschafft. Frenzel war Landrat und alles schien bestens. Doch dann war es zu diesem Eklat gekommen. Die Wähler fühlten sich auf der ganzen Linie verarscht und betrogen. Die kostenlose Schülerbeförderung - gestrichen. Das schnelle Internet, wo bis jetzt sprichwörtlich noch getrommelt wurde - gestrichen. Und so weiter. Alle Versprechungen lösten sich wie Seifenblasen auf.
Neumanns Handy klingelte. Er sah eine ihm unbekannte Nummer und zögerte lange. Dann nahm er aber ab.
"Na, Neumann, fühlen Sie sich wohl in Ihrem neuen Heim?" Es war Doktor Frenzel.
"Wo stecken Sie denn, Mann?! Lassen Sie mich sofort hier raus!" Neumanns Furcht wich wachsender Wut.
"Beruhigen Sie sich, Neumann. In Ihrer Situation ist Aufregung Gift. Wissen Sie das nicht? Ich will Ihnen doch nur helfen."
"Wenn Sie mir helfen wollen, dann lassen Sie mich hier raus, und das sofort. Oder wollen Sie, dass die Wahrheit...?"
"Welche Wahrheit meinen Sie denn? Ihre Lügen über mich?", fiel Frenzel ihm ins Wort.
"Und was wollen Sie erklären, wenn die Öffentlichkeit von dem Geld erfährt?"
"Das Geld? Die fünfzigtausend Euro? Das war die Summe, um die Sie mich erpresst haben, wenn ich nicht auf Ihre Wahlkampfstrategie eingegangen wäre. Oh, ist Ihnen das etwa entfallen, Neumann?"
„Wissen Sie was? Sie sind ein Schwein, Herr Doktor Frenzel. Sie haben mich und meine Frau nur benutzt für Ihre schmutzigen Machenschaften!“
„Ach kommen Sie. Ihnen hat es doch auch Spaß gemacht. Was fahren Sie doch gleich für einen schicken Wagen? War das nicht schön, ihn bar bezahlen zu können?“
Neumann schleuderte das Handy quer durchs Zimmer. Es krachte mit einem metallischen Scheppern an die Wand und fiel in Einzelteilen zu Boden. Dann saß er lange grübelnd, den Kopf in die Hände gestützt. Und immer kreiste die eine Frage in seinem Kopf: Warum sitze ich hier?

Inspektor Held blätterte in der Akte mit dem Kennzeichen „SOKO Alpha 7“. Er hatte inzwischen ein klareres Bild, was das Motiv betraf. Ein kleines Steinchen fehlte ihm noch in seinem Mosaik. Es war notwendig, eine Besprechung anzusetzen, damit alle der Soko Alpha 7 den gleiche Wissensstand hatten. Per Mailing versendete er die Einladungen an alle betreffenden Mitarbeiter.
Zehn Uhr, großer Besprechungsraum. Der Beamer projizierte das Thema der Besprechung auf die weiße Fläche an der Wand. Held war als Leiter der Soko eingesetzt. Wie immer, stellte er sich zu Beginn einer Besprechung an die Tür. Es war eine Marotte von ihm, Zuspätkommende persönlich, mit Handschlag zu begrüßen. Er sah zur Uhr und begann die Besprechung pünktlich.
„Meine Damen und Herren, ich habe das Gefühl, wir drehen uns im Kreis“, sagte er in die Runde. Neben der Projektionsfläche hatte Inspektor Held ein Flipchart aufstellen lassen. Die aufgeschlagene Seite war leer. Held forderte alle Anwesenden auf, Begriffe, Namen, Zeiten oder Orte aufzuschreiben, die in Verbindung mit dem Fall stehen könnten. Er selbst werde sich zurückhalten, was teilweise zu Protestreaktionen führte.
"Sie werden meine Notizen anschließend auf der nächsten Folie sehen", verteidigte er seine Haltung.
Während sich das Blatt füllte, formte sich in Inspektor Helds Kopf ein Bild, welches seinem eigenen mehr als ähnlich sah. Ein Begriff tauchte auf, der in seinen Aufzeichnungen noch fehlte. Dabei handelte es sich um das renovierte Barockschloss, welches als Prestigeobjekt des Kreistages galt. Held konnte den Zusammenhang nicht erkennen.
"Wer hat das angeschrieben?", fragte er, indem er mit seinem Kugelschreiber auf das Wort tippte.
"Ich", meldete sich Susi Jockelt. "Der Landrat hat dieses Objekt heute an eine Immobilienagentur verkauft, ohne es überhaupt ausgeschrieben zu haben. Das sieht nach einem Komplott aus."
"Verkauft? An welche Agentur? Etwa an seine eigene?", fragte Held.
"Ich vermute nein und ja."
"Was soll das heißen?" Held stellte sich wieder an die Tür, es fehlte immer noch Harry Hoppe von der IT. Der ließ nicht lange auf sich warten. Held wollte ihn gerade vorführen, doch Hoppe war schneller.
"Chef, Sie werden nicht glauben, was wir soeben ermittelt haben. Entschuldigung, aber deswegen habe ich mich verspätet."
"Okay, setzten Sie sich. Schießen Sie los."
"Die Überwachung der Handys von Neumann und seiner Frau haben uns wahrscheinlich auf eine Spur gelenkt. Neumann hat seine Frau angerufen, Landrat Frenzel hält ihn fest. Sie sollte die Polizei informieren."
"Wo befindet sich Neumann", fragte Held.
"Das wissen wir nicht", antwortete Hoppe. "Der Anruf ist jetzt zwei Stunden her. Wenn Rita Neumann uns bis jetzt nicht informiert hat, hat sie ihre Mailbox noch nicht abgehört, oder steckt mit Frenzel unter einer Decke."
"Damit verstärkten sich die Verdachtsmomente gegen den Landrat", sagte Susi Jockelt.
"Geben wir ihr noch Zeit bis", Held sah auf seine Uhr und überlegte, "bis heute Abend neun Uhr."
Susi Jockelt erhob sich langsam von ihrem Platz. "Wir sind bis jetzt davon ausgegangen, dass Neumann und seine Frau gemeinsame Sache mit Frenzel machen. Rita Neumann hat ihrem Mann wahrscheinlich Hörner aufgesetzt mit dem Landrat und nun versuchen sie beide, Neumann abzuservieren." Sie blickte in die Runde. "Wenn wir nicht wissen, wo Neumann sich befindet, dann lassen wir uns doch von seiner Frau Rita zu ihm führen, oder zumindest zu Frenzel. Ach ja, die Immobilienmaklerin war eine gewisse Rita Neumann. Das sollte Ihre Frage von vorhin beantworten."
Das konnte das fehlende Steinchen in Helds Mosaik sein. Er versuchte, die Daten so aneinander zu reihen, dass sie schlüssig wurden: Frenzel war ein gewiefter Makler. Er hatte ein Wahnsinnsgeschäft an der Angel, an das er aber nicht herankam, weil das Objekt der Begierde, das schicke Barockschloss, nicht zu verkaufen war. Für ihn ein logischer Schluss, an die Position zu gelangen, von der aus er - wenn auch nicht legal - die Besitzverhältnisse beeinflussen konnte. An wen veräußerte er dann die wertvolle Immobilie? An eine Agentur, in der er seine schmutzigen Finger mit drin hatte. Wie clever. Wie er nun wusste, war Neumanns Frau mit in die Sache verstrickt. Wie werden die Richter entscheiden in Sachen Gültigkeit des Vertrages? Wo stand festgeschrieben, dass das Schloss unveräußerlich war? Es gehörte nicht dem Land, das war sicher. Was natürlich noch interessanter war: Wer war der eigentliche Käufer und wie weit war das Geschäft bereits im Gange? Die nächste Unbekannte war Neumann. Wenn er Steigbügelhalter für Frenzel gewesen war, warum hatte ihn der Landrat jetzt entführt. Oder war das nur ein Bluff? Um von Neumanns Frau abzulenken? Dann müsste sie aber anrufen und die Entführung anzeigen. Darauf mussten sie noch warten. Das war zu früh, um die Überwachung aufzudecken. Aber was war mit Neumann? War er in ernster Gefahr?
"Hoppe!", Rief er seinem IT-Mann nach, der soeben den Besprechungsraum verlassen wollte.
"Chef?"
"Haben Sie den Anruf gespeichert?"
"Jup."
"Analysieren Sie die Datei auf Nebengeräusche. Alles ist hilfreich."
"Schon unterwegs." Damit war Hoppe verschwunden. Dann rief er Susi Jockelt zu sich.
"Susi, Sie setzen sich mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung und bitten, Staatsanwalt Burgner soll mich anrufen oder besser noch, herkommen." Als er in die fragenden Augen seiner Kollegin sah, schob er nach: "Er weiß, dass wir gegen Frenzel ermitteln."
Der Staatsanwalt kam nach dem Essen ins Präsidium. Rita Neumann hatte nicht die Entführung ihres Mannes angezeigt und die Analyse des Anrufs hatte keine Anhaltspunkte geliefert, wo Neumann sich befinden könnte.
"Was haben Sie gegen Rita Neumann in der Hand? Wenn es nur Indizien sind, vergessen Sie's." Inspektor Held konnte bisher nur wenig vorlegen, was eine Verhaftung Neumanns und seiner Frau rechtfertigen konnte. Staatsanwalt Burgner bohrte weiter.
"Haben Sie den Kaufvertrag, auf dem der Landrat und die Maklerin unterschrieben haben?" Susi Jockelt reichte dem Staatsanwalt eine Kopie des Vertrages. Er las ihn und gab ihn zurück.
"Bringen Sie mir noch die Beweise der Amtserschleichung zur persönlichen Bereicherung und ich bringe das Trio vor Gericht."
"Dazu müssen wir Neumann finden, und zwar schleunigst", sagte Susi Jockelt.

Einen Tag und eine Nacht verbrachte Neumann bereits in seinem Verlies, ohne dass es ein Lebenszeichen von seiner Frau oder Frenzel gegeben hätte. Sein größeres Problem war aber inzwischen sein Gesundheitszustand. Ohne sein Medikament konnte sein Blutdruck gefährlich ansteigen. Zuallererst versuchte er, ruhig zu bleiben, um seiner Hypertonie mental entgegenzuwirken. Aber wie lange konnte er ohne Flüssigkeit noch aushalten? Wieso hatte Rita ihn nicht angerufen? Ach richtig. Sein Telefon lag zerschmettert in der Ecke. Er hatte noch versucht, es wieder zusammenzusetzen, aber das Display war so stark beschädigt, dass es dunkel blieb. So hätte er nicht mal einen Notruf absetzen können. Aber dieser Gedanke ließ nun in diesem Augenblick seinen Blutdruck in die Höhe schießen. Er hatte es durch seine Unbeherrschtheit geschafft, sich komplett von der Außenwelt abzuschneiden. Wie aber sollte er ruhig bleiben in seiner Situation?
Ihm brummte der Schädel, sein Herz begann zu rasen und ein dumpfer Schmerz breitete sich in seiner linken Körperseite aus und er fühlte, dass sein Herzschlag nicht mehr regelmäßig war. Er brauchte jetzt dringend seine Medizin und er brauchte jetzt dringend Flüssigkeit. Langsam und schwankend erhob er sich von seinem Hocker, dem einzigen Möbelstück in diesem Raum und öffnete das Fenster. So laut er konnte, rief er um Hilfe. Jeder Schrei forderte von ihm das Letzte. Schließlich wurde es dunkel um ihn und er sackte in sich zusammen.
Doktor Frenzel sah auf das Display seines klingelnden Handys und lief vor Zorn rot an.
"Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht diese Nummer anrufen sollst!?" Er schaltete das Gerät aus und steckte es weg. "Himmelarsch!", fluchte er dabei.
Er ging zum Fenster und zog die Lamellen der Jalousie leicht auseinander, um hindurchsehen zu können. Das Fenster gegenüber war noch immer geöffnet. Von Neumann gab es seit seinem verzweifelten Versuch, um Hilfe zu rufen, kein Lebenszeichen mehr. War es Frenzel gelungen, ihn mürbe zu machen?

Harry Hoppe hatte die Überwachung von Rita Neumanns Mobiltelefon wieder aufgenommen und hoffte nun auf eine Bewegung, die sie auf eine brauchbare Spur bringen würde. Sie hatte gerade die Nummer von Landrat Dr. Frenzel angerufen, aber das Gespräch sofort wieder beendet. Hoppe hatte inständig gehofft, Frenzel orten zu können. Dann wurde ihr Telefon abgeschaltet. Neumanns Handy zu orten, war bis jetzt ebenfalls nicht gelungen.
Hoppe griff zum Telefon und informierte Held über die Beobachtung. Held schickte eine Zivilstreife zu Rita Neumanns Privatadresse. Sie sollten Verbindung mit Hoppe halten, für den Fall, dass er sie mit wichtigen Details zu ihrem Aufenthaltsort versorgen konnte. Der als Privatfahrzeug getarnte Dienstwagen stoppte einen Eingang vor Neumanns Adresse. Es deutete nichts darauf hin, dass sich jemand in der Wohnung aufhielt. Die Dämmerung war längst heraufgezogen, in der observierten Wohnung wurde kein Licht eingeschaltet. Held nahm die Information entgegen, wies die Streife aber an, an ihrem Standort zu bleiben. Die Scheiben des Wagens waren stark getönt, sodass es schwierig war, jemanden im Inneren auszumachen.

Harry Hoppe hatte sich noch einmal mit der Datei von Neumanns Anruf auf Rita Neumanns Handy beschäftigt. Er legte andere Filter über die Daten und hörte sich das Ergebnis immer und immer wieder an. Der Anruf schien aus einem geschlossenen Raum aus geführt worden zu sein. Ein starker Hall lag auf der Stimme, der Raum war scheinbar nicht möbliert. Handelte es sich um ein öffentliches Gebäude oder um ein leer stehendes Haus? Wenn Neumann sich in einem leeren Haus befand, dann musste es eine Immobilie sein, die von Frenzel oder dem Büro von Rita Neumann betreut wurde. Wie konnte er unerkannt an diese Informationen kommen? Er rief in der Stadtverwaltung an und versuchte zu erfahren, in welcher Gegend Häuser nicht bewohnt waren und zum Verkauf standen.
"Fragen Sie doch im Nordbezirk, dort stehen Villen zum Verkauf, so viel ich weiß", erhielt er von der Mitarbeiterin die Information.
Bingo.
"Gut gemacht, Harry. Bleiben Sie an Rita Neumann. Wissen Sie inzwischen mehr über Frenzels Aufenthalt?", fragte Held nach. Hoppe machte eine bedauernde Bewegung und verschwand wieder in seinem Zimmer.
"Moment", sagte er laut und rief Google Street view auf. Die Aufnahmen waren doch noch nicht so lange her. Vielleicht konnte er auf diesem Weg schon etwas erkennen. Mit geübten Fingern bewegte er sich durch die virtuellen Straßen im Norden der Stadt. Gesichter von Passanten waren unkenntlich gemacht, nicht aber Fenster von Häusern. Links und rechts immer wieder schauend, bewegte er sich weiter durch die Straßen. Trotz brauchbarer Auflösung der Bilder war es schwierig. Dennoch glaubte er, gardinenlose Fenster gesehen zu haben. Held stand noch in der Tür, wartend auf einen hilfreichen Hinweis des IT-Mannes. Dieser machte eine einladende Bewegung, indem er auf seinen Monitor wies. Held ging um den Schreibtisch herum und sah auf den Monitor und dann in Hoppes Gesicht. Hoppe erriet seine Gedanken.
"Das Villenviertel im Norden ist fast ausgestorben. Wir sollten uns darum kümmern, wer hier die Hand auf den Immobilien hat."
Held sah Hoppe bestätigend an und nickte leicht mit dem Kopf, während er den Raum verließ. Hoppe saß noch an seinem Computer und betrachtete sich weiter die Street view-Bilder. Dabei murmelte er vor sich hin: „Wo bist du?“

Neumann konnte seine Augen nur mit Mühe öffnen. Seine Zunge klebte trocken am Gaumen, in seinem Kopf hämmerte es im Takt seines Herzschlags. Er nahm sein Telefon wieder zur Hand und schaltete es ein. Das Display blieb dunkel. Er legte es zurück auf den Boden und lehnte seinen Kopf erschöpft an die Wand.
Im gleichen Moment griff Harry Hoppe zum Telefon und rief seinen Chef an. Die Polizei hatte von der Staatsanwaltschaft die Freigabe für die Ortung von Neumanns Handy erhalten.
„Chef, ich habe Neumann gefunden. Er befindet sich in einem der Häuser, die wir vorhin in Street view gesehen hatten. Und ich fresse einen Besen, wenn Frenzel nicht weit davon entfernt ist.“
Die Streife an Neumanns Wohnadresse hatte inzwischen den Auftrag bekommen, Rita Neumann in ihrem Büro aufzusuchen und schnellstens zu ihrem Mann zu bringen. Von ihr wussten die Beamten schließlich über den Gesundheitszustand ihres Mannes Bescheid. Inspektor Held hatte daraufhin einen Notarzt und Krankenwagen in den Nordbezirk kommen lassen. Bis Neumann ausfindig gemacht werden konnte, vergingen noch mehr als zwei Stunden. Er war bis zum Abend noch nicht vernehmungsfähig. Rita Neumann war mit Held dem Krankenwagen ins Krankenhaus gefolgt. Sie machte einen gefassten Eindruck.
„Wo ist der Landrat?“, wollte Held wissen.
Schweigen.
„Was läuft mit dem Schloss?“, bohrte Held weiter.
Wieder Schweigen.
„Hören Sie, wenn Sie’s mir nicht sagen, erfahre ich’s von ihrem Mann.“
„Ich werde Ihnen kein Wort ohne meinen Anwalt sagen“, entgegnete Rita Neumann.
Das Funkgerät knackte. Harry Hoppes Stimme erklang.
„Wir haben Frenzel.“
„Bringen Sie ihn aufs Revier“, gab Held seine Anweisung.
„Er ist tot. Hat sich erschossen, als wir ihn festnehmen wollten.“
„Scheiße“, sagte der Inspektor. Er sah zu Rita, die lachte verächtlich und gab ein gepresstes „Idiot“ von sich.
„Warum wollte Frenzel Ihren Mann verschwinden lassen?“, fragte Held weiter.
„Was fragen Sie mich?“ Rita Neumann spielte die Ahnungslose.
Inspektor Held wendete plötzlich an der nächsten Kreuzung den Wagen und fuhr zurück Richtung Nordbezirk, schwenkte dann aber nach links ab und führ zum Revier. Rita war außer sich vor Staunen und Empörung.
„Sind Sie wahnsinnig? Ich will zu meinem Mann! Ich muss zu meinem Mann! Er braucht mich!“
Held versicherte ihr, ihr Mann sei in den besten Händen und sie könne im Moment nichts tun.
„Frenzel war für Sie nur Mittel zum Zweck“, sagte Inspektor Held. „Natürlich war es nicht schwer, ihn davon zu überzeugen, viel Geld mit dem hübschen Schloss zu verdienen. Die Idee, ihn auf den Stuhl des Landrats zu hieven und somit an das Anwesen heranzukommen, stammte mit Sicherheit von Ihnen. Sie waren sich schnell einig, dass es ohne einen Trottel, der die Drecksarbeit macht, nicht gehen wird. Da fiel die Wahl natürlich schnell auf ihren Mann, denn den konnten Sie am besten einschätzen und einfältig genug scheint er ja zu sein.“
Rita Neumann richtete einen zornigen Blick auf den Inspektor.
„Lassen Sie gefälligst meinen Mann aus dem Spiel! Sehen Sie nicht, was er durchmachen musste?“
„Da haben Sie vollkommen recht. Die Frage ist doch aber: warum?.“
„Das ist doch offensichtlich: Dieser Irre, Dr. Frenzel, hat ihn entführt. Das hat doch mein Mann...“ Rita brach ihren Satz erschrocken ab. Held sah sie von der Seite an.
„Sprechen Sie doch den Satz zu Ende. Oder soll ich ihn vollenden? Das hat doch Ihr Mann auf Ihrem Anrufbeantworter hinterlassen? Das wollten Sie doch sagen. Oder?“
Sie saß mit hochrotem Kopf neben ihm und stierte nach vorn. Held sprach weiter:
„Ihr Mann hatte kalte Füße bekommen und wollte aus der Sache raus. Sicher auch, weil ihm klar geworden war, wem er da Schützenhilfe gegeben hatte. Und jetzt dachten Sie, eine günstige Gelegenheit zu haben, mit ins Krankenhaus zu fahren und Ihren Mann doch noch daran hindern zu können, gegen Sie und Frenzel auszusagen, nachdem die Entführung gescheitert war. Aber daraus wird wohl jetzt nichts. Dumm gelaufen. Und Frenzel hat es sich ja auch anders überlegt. Ich nehme Sie fest wegen Betrugs in großem Stil und versuchtem Mord an ihrem Mann.“
„Sie haben gegen mich nicht das Geringste in der Hand“, sagte Rita triumphierend.
„So würde ich das nicht unbedingt sagen.“ Der Inspektor schmunzelte und hielt vor dem Polizeigebäude. Noch im Wagen legte er Rita Handschellen an, ging wie ein Gentleman um den Wagen, öffnete ihr die Tür und bat sie aufzupassen, damit sie sich den Kopf nicht stieße beim Aussteigen.

 

Hallo khnebel!

Um ihm die Orientierung zu erschweren, waren sie durch zahlreiche Häuser und Grundstücke des fast leer stehenden Villenviertels gezogen.
Wozu soll dieses Verwirrspiel gut sein? Es spielt doch keine rolle, ob der Gefangene weiß wo er sich befindet oder nicht.

Wenn er ihn hier wirklich festhalten wollte, wieso hatte er ihm dann das Handy nicht abgenommen?
Ja, das ist eine gute Frage.

Dann legte er auf und war sich sicher: Rita würde nicht lange fackeln, und zur Polizei gehen. Im nächsten Moment hätte er sich ohrfeigen können. Er hatte keine Anhaltspunkte hinterlassen, wo er hätte gefunden werden können. Resigniert ließ er den Kopf sinken.
Warum ruft er nicht noch einmal bei Rita an oder gleich die Polizei?

"Na, Neumann, fühlen Sie sich wohl in Ihrem neuen Heim?" Es war Doktor Frenzel.
Der Frenzel ruft auch noch an? Also hat er dem Neumann das Handy absichtlich dagelassen?


Das war die Summe, um die Sie mich erpresst haben, wenn ich nicht auf Ihre Wahlkampfstrategie eingegangen wäre.
Das verstehe ich nicht. Frenzel konnte sich aussuchen, ob er Neumann fünfzigtausend Euro zahlt oder auf dessen Wahlkampfstrategie eingeht? Womit hat Neumann den Frenzel erpresst?

Neumann schleuderte das Handy quer durchs Zimmer. Neumann schleuderte das Handy quer durchs Zimmer.
Das musste ja so kommen.

Inspektor Held
Plötzlich sind wir in Österreich? Die Wahlen waren doch in Deutschland.

Soko Alpha 7
Was ist das für eine Bezeichnung?

Held forderte alle Anwesenden auf, Begriffe, Namen, Zeiten oder Orte aufzuschreiben, die in Verbindung mit dem Fall stehen könnten.
Welcher Fall?

weil das Objekt der Begierde, das schicke Barockschloss, nicht zu verkaufen war. Für ihn ein logischer Schluss, an die Position zu gelangen, von der aus er - wenn auch nicht legal - die Besitzverhältnisse beeinflussen konnte.
Wie soll er das denn gemacht haben?

Staatsanwalt Burgner soll mich anrufen oder besser noch, herkommen." Als er in die fragenden Augen seiner Kollegin sah, schob er nach: "Er weiß, dass wir gegen Frenzel ermitteln."
Natürlich muss es der Staatsanwalt bereits wissen. Wieso weiß das die Kollegin nicht?

"Was haben Sie gegen Rita Neumann in der Hand? Wenn es nur Indizien sind, vergessen Sie's."
Warum reichen Indizien ihm nicht? Zumal er die noch gar nicht kennt?

„Das ist doch offensichtlich: Dieser Irre, Dr. Frenzel, hat ihn entführt. Das hat doch mein Mann...“ Rita brach ihren Satz erschrocken ab.
Tja, ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer, es ist immer ärgerlich, wenn die Figuren unter ihren intellektuellen Möglichkeiten agieren. Das trifft hier sogar auf alle Figuren zu.

Der Text liest sich flott, aber der „Fall“ oder die Fälle, es sind ja mehrere Straftaten geschehen, sind mir zu undurchsichtig.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,

danke für Deine Bemerkungen. Irgendwie habe ich sowas geahnt, denn so richtig glücklich bin ich mit der Geschichte auch noch nicht. Ich habe sie lesen lassen und auch vorgelesen, aber so ehrlich wie Du sagt da einem niemand die Meinung. Es ist der erste Versuch, eine Kriminalgeschichte zu schreiben und es ist gar nicht so einfach. Das mit dem Handy, das Frenzel Neumann nicht abgenommen hat, habe ich erhlich gesagt konstruiert. Sicher hört es sich doof an und Du hast ja auch gleich den Finger drauf gehabt. Ich nehme mir den Text auf jeden Fall noch mal vor, selbst auf die Gefahr hin, dass er länger wird. Muss eben nur aufpassen, dass er nicht an Fahrt verliert. Und zu lang darf er auch nicht werden für eine Kurzgeschichte. Sind jetzt schon fast 6 A4-Seiten. Ja und mit dem Inspektor - hätte ich vielleicht mal nach den Dienstgraden sehen müssen :(.

Noch mal vielen Dank und lieben Gruß

khnebel

 

Lieber khnebel!

Es ist der erste Versuch, eine Kriminalgeschichte zu schreiben und es ist gar nicht so einfach.
Ich hoffe, es bleibt nicht beim ersten Versuch.

Ja und mit dem Inspektor - hätte ich vielleicht mal nach den Dienstgraden sehen müssen .
Siehste, so lernt man hier dazu. Also nicht so :( sondern so :idee:

Ich nehme mir den Text auf jeden Fall noch mal vor, selbst auf die Gefahr hin, dass er länger wird.

Viel Erfolg!

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo khnebel,

im Vorraus entschuldige ich mich für sämtliche Rechtschreibfehler, die ich machen werde, da ich das folgende Kommentar mit dem Tablet tippe. Also sorry ...
Und weil wir uns noch nicht begegnet sind, herzlich Willkommen!

Und zu lang darf er auch nicht werden für eine Kurzgeschichte.
Hierfür gibt es ja auch keine DIN EN ISO 4961, die vorschreibt, wie lang eine Kurzgeschichte sein darf. Wenn man einen Text überarbeitet, sollte man aber mit der Einstellung rangehen, möglichst viel zu straffen, Füllsel loszuwerden. Wenn du natürlich den Handlungsverlauf ausbauen möchtest, dann ist eine längere Version natürlich legitim, ansonsten sollte er etwas kürzer werden, denn einiges liest sich nur stockend. Der erste Satz ist ein gutes Beispiel:
Neumann sah zum einzigen Fenster hinaus, das der Raum hatte, versuchte herauszufinden, wo er sich befand.
Der Satz ist ganz gut und weckt Spannung, aber das Fettgedruckte braucht es nun wirklich nicht.

Also das Thema an sich bietet sicher Potenzial, aber die Handlung ist mir leider zu konstruiert. Die Charaktere handeln wie Marionetten.

Da fiel die Wahl natürlich schnell auf ihren Mann, denn den konnten Sie am besten einschätzen und einfältig genug scheint er ja zu sein.“
Das ist noch sehr nett ausgedrückt. Es stellen sich mir viele Fragen, die ja auch Asterix beschäftigt haben. Wieso hat er sein Handy noch? Dafür gibt es keinen Grund. Dann ruft er seine Frau an und sagt:
Rita, ich bin's. Frenzel hat mich in seiner Gewalt. Verständige die Polizei. Ich liebe Dich!
Scheiße, da hat er wohl vergessen, zu sagen, wo er sich befindet. Natürlich, das weiß er ja nicht, aber zumindest Anhaltspunkte muss er doch haben. Dass er sich im Villenviertel befindet. Aber statt einfach noch mal anzurufen, schmettert er das Handy gegen die Wand. Nach einem ganzen Tag in Gefangenschaft kommt er dann mal auf die Idee das Fenster aufzumachen und um Hilfe zu rufen. Also so doof kann man sich gar nicht anstellen.


Ich nehme Sie fest wegen Betrugs in großem Stil und versuchtem Mord an ihrem Mann.“
Das klingt wie in einem Western.

"Fragen Sie doch im Nordbezirk, dort stehen Villen zum Verkauf, so viel ich weiß", erhielt er von der Mitarbeiterin die Information.
Würde Sie das antworten? Erst müsste sie sich doch ein Bild vom Anrufer verschaffen. Nach was suchen Sie denn? Als Hartzer käme ich mir verarscht vor, wenn die mir eine Villa als Immobilie empfielt.

Und ich fresse einen Besen, wenn Frenzel nicht weit davon entfernt ist.“
Das muss weg. Ja, wieso hält er sich eigentlich gleich im Gebäude daneben auf? Und weshalb hält er Neumann gefangen? Nicht mal diese Frage kann ich mir beantworten.

Und ich bezweifle sehr stark, dass man mit Google Street-View durch ein Fenster in ein Zimmer spähen kann, dass auch noch in höheren Stockwerken liegt - davon gehe ich aus, sonst hätte Neumann ja einfach über den Fenstersims hopsen können.

Dennoch, glaube ich, dass man da noch einiges rausholen kann. Versuche den Plot einfach so zu gestallten, dass es schlüssig ist und die vielen offenen Fragen beseitigt sind. Was für mich ein interessanter Knackpunkt hätte sein können, ist der Konflikt zwischen StA und Polizei. Sie observieren ja diesen Frenzl und die StA will mehr Beweise, verbietet ein zu frühes Eingreifen. Da steckt für mich das ganze Spannungspotenzial. Neumann stirbt, wenn die Polizei nicht bald aktiv wird, diese aber muss abwarten, bis sie genug Beweise haben, weil sie Frenzl sonst nicht dran kriegen.
Apropos Observation: da gibt es eine Soko zur Überwachung von diesem Frenzl und keiner weiß, wo der sich befindet. Wäre es nicht sinnvoller, sich an seine Fersen zu heften, anstatt sinnlose Besprechungen abzuhalten. Einfach ein MEK losschicken und die Sache ist erledigt.

Viele Grüße
Hacke

 

Hallo Asterix, hallo Hacke,

danke für's Lesen und Eure Kommentare.
Asterix
Für die Erkenntnis ist natürlich die Lampe richtig. Für mich als Deppen lasse ich den Miesepeter :). Und nein, ich werfe sie Flinte nicht ins Korn. Es wird aber noch bisschen dauern mit der Überarbeitung, hab im Moment wenig Zeit, da die Adventszeit bevorsteht und Schreiben ja nicht mein einziges Hobby ist.
Hacke
Deine Tips machen Mut zum Überarbeiten. Danke. Ihr hört (oder lest) wieder von mir mit dem Thema. Versprochen.

Viele Grüße
khnebel

 

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