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Winterfreundschaft

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24.10.2014
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Winterfreundschaft

1. Der kleine Igel

Überall auf den Wiesen und Feldern ringsherum liegt der Schnee schon ganz hoch. Die Luft im Wald ist eiskalt geworden. Der Winter ist urplötzlich mit aller Macht ins Land gekommen.
Ein kleiner Igel sitzt zitternd und mit knurrendem Magen im Unterholz.
Es ist sein erster Winter, und der kam so überraschend für ihn, dass er sich noch gar keinen Winterspeck angefressen hat.
Und nun hat er solchen Hunger, dass an Winterschlaf fürs erste nicht zu denken ist.

Nach einigem Hin und Her Überlegen beschließt der kleine Igel, sich in die Eiseskälte hinaus zu wagen und nach Futter zu suchen.
Es dauert nicht lange, da muss er zu seinem Entsetzen feststellen, dass all die kleinen Tierchen, die ihm normalerweise als Nahrung dienen, unter dem Schnee verschwunden sind.
Jetzt beginnt es auch noch zu schneien. Der kleine Igel friert erbärmlich und wünscht sich nichts mehr, als in seinen Unterschlupf unterm Gehölz zurück zu kommen. Aber da bemerkt er, dass er nicht mehr weiß, wo er ist. Durch die weiße Schneedecke sieht alles gleich aus und er kann sich nicht mehr erinnern, aus welcher Richtung er kam. Die Spuren, die seine kleinen Füßchen im Schnee hinterlassen haben, verschwinden schnell unter den herabfallenden Flocken.

Voller Angst beginnt der kleine Igel zu weinen und rollt sich verzweifelt zu einer stacheligen Kugel zusammen. Da erfasst ihn plötzlich ein starker Windstoß und er kullert einen kleinen Hügel hinab. Er rollt und rollt und ihm wird ganz schwindelig, da prallt er plötzlich an etwas hartes. Verwundert blinzelt er zu dem großen, weißen Ding hinauf. Was ist denn das?

Vor ihm steht ein Gebilde aus drei Schneekugeln, in dem mehrere Steine und Zweige stecken, und da, ganz oben … das kleine Igelherzchen macht einen Sprung! Da, in der obersten Kugel, steckt eine große, saftige, leuchtend orange Karotte! Dem Igel läuft das Wasser im Mäulchen zusammen. Aber so schnell wie seine Begeisterung kam, verfliegt sie auch schon wieder. „Wie soll ich denn da drankommen?“, fragt sich der kleine Igel traurig und fängt wieder an zu weinen. „Das ist ja viel zu hoch oben...“
Da hört er plötzlich eine sanfte Stimme hinter sich fragen: „Wieso weinst du denn?“

2. Der Hase

Ein Hase sitzt in seiner Höhle und starrt trübsinnig aus dem Fenster. Draußen schneit es dicke Flocken. „Der Winter beginnt aber sehr früh in diesem Jahr“, murmelt er vor sich hin. Zum Glück hat ihn seine Mutter schon als kleines Hasenkind gelehrt, dass man nie früh genug anfangen kann, sich Vorräte anzusammeln. „Man kann ja nie wissen!“ hatte sie stets gesagt.

Deshalb hat der Hase auch trotz des überraschenden Wintereinbruches eine voll gefüllte Vorratskammer. Aber dennoch ist er traurig. Er ist nämlich ganz allein. Seine Geschwister haben alle schon im Frühjahr den Bau verlassen, um selbst Familien zu gründen und im späten Sommer ist seine Mutter gestorben. Nun ist nur er in der alten Höhle zurückgeblieben.

Und gerade jetzt, in der kalten Einsamkeit des hereinbrechenden Winters, sehnt er sich doch so sehr nach Gesellschaft. Nach einem Freund, mit dem er lachen, spielen und Geschichten erzählen könnte. Aber er weiß ja, dass alle anderen Tiere entweder im Winterschlaf liegen oder in ihren kuscheligen Höhlen beieinander sitzen und sich so vor der Kälte schützen.
Und trotzdem steht er schließlich auf, atmet er einmal tief durch und tritt hinaus in den Schnee.
„Man kann ja nie wissen!“, sagt er zu sich selbst und marschiert los.

Er spaziert langsam über die verschneiten Wiesen, zu den Hügeln hinüber. Hier fahren die Kinder aus dem Dorf am Waldrand immer mit ihren Schlitten. Aber sogar die sind bei dem starken Schnee lieber in ihre warmen Häuser geflüchtet.
Von der Weite sieht er bereits, dass sie heute schon einen großen Schneemann gebaut haben, der am Fuße des Hügels steht. Und er sieht noch etwas, ein brauner Punkt neben dem Schneemann.

Als er näher kommt, bemerkt er, dass der braune Punkt eine stachlige Kugel ist. „Das ist ja ein Igel“, denkt er sich, „aber wieso ist der denn nicht in seiner Blätterhöhle und hält Winterschlaf?“.
Da sieht er, dass der kleine Igel von Weinkrämpfen geschüttelt wird und fragt ihn mit sanfter Stimme, um ihn nicht zu erschrecken: „Wieso weinst du denn?“

3. Der Beginn einer Freundschaft

Als der kleine Igel sich überrascht umdreht, entdeckt er den Hasen, der ihn freundlich mit fragendem Blick ansieht. „Was ist denn mit dir?“, fragt er erneut.
„Ach,“,schluchzt der Igel und schnieft laut, „ich hab solchen Hunger und finde nichts zu fressen, außer der Möhre da oben. Und an die komme ich nicht ran.“
„Aber das ist doch gar kein Problem,“, meint da der Hase, macht einen großen Sprung, und schon hat er die Karotte in der Hand. Lächelnd hält er sie dem staunenden Igel hin.

Mit großen Augen nimmt der sie entgegen und flüstert: „Danke!“. Sofort fängt er an zu fressen und erzählt währenddessen dem Hasen schmatzend seine Geschichte.

Der kleine Igel tut dem Langohr schrecklich leid und so lädt er ihn ein, den restlichen Winter bei ihm in seiner warmen, gemütlichen Höhle zu verbringen. Vorräte hat er schließlich genug! Die reichen sicher auch für Zwei.
Das Igelchen ist sehr dankbar und nimmt den Vorschlag sofort freudig an. Und so machen sie sich gemeinsam auf den Weg zurück zum Hasenbau.

Sie verbringen eine lustige und aufregende Zeit miteinander, in der sie zusammen lachen, im Schnee spielen, sich Geschichten erzählen und zusammen aus der Vorratskammer naschen. Der Igel fühlt sich so wohl bei dem Hasen, dass er seinen Winterschlaf glatt vergisst.

Als der Frühling beginnt, sind die Beiden bereits die besten Freunde geworden.

 

Hallo Annamirl,

und herzlich willkommen bei uns!

Die Geschichte ist nett und szenisch erzählt, was unbedingt dazu beitragen sollte, dass Du schon ein Händchen fürs Erzählen und Schreiben hast, um auf deine Frage aus dem Profil zu antworten. Nun ist aber auch so, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, und Schreiben ein Handwerk hat, was es zu lernen gibt, ähnlich, wie wenn man anfängt zu malen oder ein Instrument spielen möchte. Wenn Du Dich dem aussetzen möchtest, bist Du hier goldrichtig. Von daher kommt jetzt Kritik, die nicht besagen will, alles schlecht, sondern, denk mal in Ruhe drüber nach und klopfe deine Geschichte daraufhin ab, überarbeite sie, guck Dir das Ergebnis an, und wenn es Dir gefällt, ist es gut, wenn nicht, lass weg. Die Entscheidung liegt immer bei Dir.
Für den Anfang möchte ich mich auf zwei Sachen beschränken.

1) Der Plot. 95% aller Kindergeschichten die hier als Erstling eingestellt werden, haben folgenden Inhalt: Tier trifft Tier und wird Freund. Daran ist jetzt nichts mehr zu ändern und es ist auch nichts schlechtes daran, nur hab ich es inzwischen in so vielen Variationen gelesen, dass ich da nicht mehr aufhorche und sage: toll! Den Verlagen geht es da sicher ähnlich ;). Ich freue mich immer sehr, wenn mal eine Geschichte kommt, die etwas anderes erzählt.

2) Etwas zu Stil. Das kannst Du auch gleich ausprobieren und gucken, was es mit deiner Geschichte macht, wenn Du da was änderst. Zähle mal all die "er" im Text. Kreativ wirkt das auf Dauer nicht, und das ist es ja, was den Schreiber auszeichnet ;).

Es dauert nicht lange, da muss er zu seinem Entsetzen feststellen, dass all die kleinen Tierchen, die ihm normalerweise als Nahrung dienen, unter dem Schnee verschwunden sind.
Jetzt beginnt es auch noch zu schneien. Der kleine Igel friert erbärmlich und wünscht sich nichts mehr, als in seinen Unterschlupf unterm Gehölz zurück zu kommen. Aber da bemerkt er, dass er nicht mehr weiß, wo er ist. Durch die weiße Schneedecke sieht alles gleich aus und er kann sich nicht mehr erinnern, aus welcher Richtung er kam. Die Spuren, die seine kleinen Füßchen im Schnee hinterlassen haben, verschwinden schnell unter den herabfallenden Flocken.

Lese den Text mal laut und betone sie übermäßig, dann wirst Du schnell hören, wie monoton es auf Dauer wirkt. Sich da etwas einfallen zu lassen, um dieser Falle (es ist tatsächlich eine) zu entgehen, da fängt es an, man muss sich da Gedanken machen, das ist Arbeit und genau darauf läuft es auch beim Schreiben hinaus.

Und einen guten Rat für all deine weiteren Geschichten. Schreibe nicht niedlich! Schreibe nicht, wovon Du denkst, dass es Kindern gefällt. Schreib spannend! Auch Kinder mögen das. Setze die Helden deiner Geschichten echten Gefahren aus, lass sie leiden (nicht nur drei Zeilen lang) und dann! erst, schreib das happy end :). Guck dir mal die Märchen an, wie brutal die sind: Schneewittchen wird drei mal gekillt, Hänsel und Gretel werden im Wald ausgesetzt, Das Mädchen mit Schwefelhölzern erfriert sogar ... Immer im Kopf dran denken, nicht niedlich! Die Klassiker, die richtig guten Kindergeschichten, die sind sprachlich dem Niveau des Kindesalters angepasst, aber da ist auch ganz schönes Drama bei.

Dir noch ganz viel Freude hier, am Schreiben, an deinen Geschichten. Ich weiß, das ist kein Honig. Ich wiederhole mich aber gern und sage: Was ich gelesen hab, daraus schließe ich, hier geht was! Sofern du dich mit dem Schreiben wirklich auseinandersetzen willst.

Beste Grüße, Fliege

 
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@ Fliege

Vielen Dank für die Rückmeldung, Fliege.
Ich freu mich, dass du meinst, ein Potenzial zu erkennen und bin froh um alle Tipps die mich weiter bringen. Das mit dem niedlich gibt Sinn, wenn ich überlege, wie ich selbst als Kind auf Märchen stand und vor allem auch auf die traurigen von Astrid Lindgren, falls du die kennst. Werde mal meine er's durchzählen und mir Gedanken dazu machen... ist mir so noch nie aufgefallen...
Liebe Grüße Anna

@ Nuckelnase

:) Dankeschön

* Anmerkung von Fliege: zeitnahe Antworten auf mehrere Kommentare bitte in ein Beitragsfenster schreiben ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Nuckelnase schrieb:
Schöne Geschichte, die ich Kindern genauso vorlesen würde. Gefällt mir sehr gut! Talent hast Du auf jeden Fall!

Liebe Nuckelnase, schön Dich hier als Kommentatorin zu lesen, umso schöner, wenn der Kommentar der Autorin so viel Freude bringt. Aber!, wir haben hier einen ziemlich hohen Standard, was das Kommentieren betrifft und den haben wir, weil Autoren lernen wollen. D.h. einfach gut oder schlecht bringt niemanden weiter. Und Du selbst schreibst ja auch und gerade das Kommentieren bringt ungemein viel, wenn ... Du begründen musst, was Dir gefällt (oder nicht). Also pack noch ein paar Sätze drauf ... Warum hat dir die Geschichte gefallen? Was macht sie gut in deinen Augen. Und wenn Du die Antwort darauf gefunden hast, dann kannst Du das gleich in deinen Geschichten anwenden ;).
Solltest Du dies nicht tun wollen, Kommentare dieser Art werden hier in der Regel gelöscht. Dieser jetzt nicht, aber für die Zukunft.


Annamirl schrieb:
Das mit dem niedlich gibt Sinn, wenn ich überlege, wie ich selbst als Kind auf Märchen stand und vor allem auch auf die traurigen von Astrid Lindgren, falls du die kennst.

Musste ich auch erst gesagt bekommen, dann hab ich drauf geachtet und ja, ist tatsächlich so. Spannung entsteht halt durch die Überwindung von Hindernissen. Je größer das Hindernis, je höher die Spannung. Niedliche Hindernisse gibt es nicht. Und klar kenne ich Frau Lindgren! Wer nicht? :)

 

Jap so ist das. Meinte nicht ob du die Astrid Lindgren kennst, sondern ihre Märchen. Die sind eher weniger bekannt als Pippi, Michel und Co...

 

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