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Geschmolzene Eiswürfel

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27.10.2014
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Geschmolzene Eiswürfel

Ich hatte Levon geschworen, es sei kein Problem, meine Ex-Freundin zu daten. Ich wusste selbst, dass es Müll war. Und es zerriss mich, als ich ihn und Anne traf; mein Hals brannte; mein Herz pumpte.
»Lange nicht gesehen. Setzt euch doch zu uns«, meinte er und klopfte mir auf die Schulter.
»Ich glaube, wir warten bis der nächste Tisch frei ...«
»Schatz, ich hab Hunger«, unterbrach Clara und stupste mich an den Arm.
»Komm schon. Außerdem musst du mir noch deine neue Freundin vorstellen.«
Das Restaurant war prall gefüllt. Die Hummer hatten mehr Platz, sich freier in diesem kleinen Gefäß zu bewegen. Es ähnelte mehr einem Planschbecken - kaum einem angemessenen Aquarium. Einige Gäste standen gequetscht am Eingang, drängelten. Und inmitten des Chaos – während sich Kellnerinnen und Kellner stoßend und fast fallend durch die Meute bewegten - standen die beiden. Das erste Mal als ich ihr begegnete, hatte sie diesen Far-away-look in ihren Augen und der Himmel schien mit seinen Augen auf sie herab und der gesamte Raum füllte sich mit Licht. Jetzt hatte sie nur noch diesen Ich-hasse-dich Blick drauf. Sie fand es mindestens genauso unpassend, dass Levon uns einen Platz an ihrem Tisch anbot.
»Ach ja. Clara, das sind Anne und Levon. Anne, Levon; Clara.«
»Hey Clara, freut mich«, sagte Anne mit unangenehm musternder Miene. Levon hatte schon Claras Hand geschüttelt und machte sich gerade daran, eine Kellnerin zu stoppen, die sich durch eine Reihe junger Damen bahnte.
»Wir bekommen doch bestimmt einen größeren Tisch, oder?« Er sagte es so affektiert, machte indirekt auf seine reichen Eltern aufmerksam, und deren Verbindung zur gehobenen Gesellschaft.
Gehetzt blieb sie mit einem Stapel Gläser in der Hand stehen und fragte, für wie viele Personen denn reserviert sei. »Ursprünglich zwei« - »Auf wen?« - »Levon Schmidt.«
»Wie wäre es mit dem Tisch dort hinten?« Sie zeigte auf einen freien Tisch am Fenster.
»Ja, der ist gut.«

Levon war für lange Zeit einer meiner besten Freunde gewesen. Das änderte sich, als er sich mehr auf seine Karriere als Jurist konzentrierte, als auf unsere Freundschaft. Er hatte kaum noch Zeit vor die Tür zu gehen. Beschäftigte sich mit Paragraphen und Lexika, traf Anne auf dem Campus und verliebte sich direkt in sie. Er verheimlichte mir es für einige Wochen. Eines Abends stand er dann vor meiner Tür und ich wusste Bescheid, dass sie sich ihm hingegeben hatte. Vielleicht aus Rache oder Liebe, oder Lust und Einsamkeit, er war ihr erlegen.
»Kein Problem«, hatte ich gesagt. »Ich will nur, dass sie wieder glücklich wird.«
»Ich hätte es dir viel früher sagen sollen.«
Nein Levon. Du hättest sie einfach wo anders hin ausführen sollen. Warum ging ich überhaupt in solche beschissenen Restaurants ...

»Also, kommt mit. Und setzt euch.« Wir bahnten uns einen Weg durch die vielen Gesichter. Die Gäste, die noch weit von einem Platz entfernt waren, leckten sich die Mäuler wie hungrige Wölfe. »Nicht lange«, dachte ich, »und diese Biester nehmen den Laden auseinander, schmeißen das Hummerbecken um und lassen das Restaurant in Hannibal Lecter ähnlichem Zustand zurück.«
»Wie habt ihr beiden euch überhaupt kennen gelernt?«
Oh, wie ich es wusste, wie ich wusste, dass diese Frage als erste von ihm gestellt werden würde.
»Darf ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?« Puh.
»Ja, auf jeden Fall. Glenlivet. Mit Eis.« Um den Abend überstehen zu können, brauchte ich etwas mehr, als eine Apfelschorle und stilles Wasser.
»Du trinkst noch genauso wie früher.«
»Einer muss es ja tun.«
»Ihr entschuldigt mich«, sagte Levon und marschierte Richtung Toilette. Wie gerne würde ich auch aufstehen und vor die Tür gehen und eine rauchen, dieser peinlichen Stille aus dem Weg gehen. War das überhaupt legal? Diese Kombination? Das Gefühl, erdrückt zu werden. Vielleicht sollte ich reinen Tisch machen. Clara fallen lassen, Levon die Meinung sagen und Anne zurückerobern. Ich dachte, die beiden nie wieder sehen zu müssen. Nicht in so einer Situation. Möglicherweise flüchtig, auf der Straße, damit kann man rechnen; ein kurzes Hallo; weiterlaufen. Jetzt musste ich hier durch.
»Wie war euer Urlaub?« Irgendetwas musste ich doch sagen, nach all dem was passiert war. Anne blickte mich kurz an und sagte »schön.« Dann trank sie einen Schluck Wasser und starrte aus dem Fenster. »Wo wart ihr denn«, wollte Clara wissen. Die Antwort kam nur halb und mit Verspätung. »In …« »Ägypten«, antwortete Levon, der gerade zurückkam. Er setzte sich und die Getränke wurden von einer in Arbeit vertieften und von Hilfslosigkeit gefangenen Kellnerin, an den Tisch gebracht. »Ich bringe Ihnen die Karte sofort, es tut mir leid, Sie sehen ja selbst, hier ist die Hölle los.«
»Hey, würden sie mir direkt noch einen bringen? Einen Doppelten.«
»Natürlich.«
Ich trank in einem Schluck aus und stellte das Glas nachdenklich auf ihr Tablett und schmunzelte kurz. Das mit der Hölle gefiel mir. So fühlte es sich auch an. Nicht ganz so warm, die Fenster standen einen Spalt geöffnet, sodass ein wenig Luft in den mit Schweiß gefüllten Raum drang, aber warm genug, und das Prinzip Hölle, stellte ich mir ungefähr so vor.
»Was machst du beruflich, Clara?«
»Sie ist Studentin«, sagte ich trocken.
»Was studierst du denn?«
»Psychologie«, meinte sie lächelnd.
»Wow, wirklich?«
»Levon, ...« Ich pausierte kurz, während die Kellnerin die Karte und meinen Whisky brachte, »was war eigentlich der Anlass, ich dachte du bist weggezogen?«
»Ich hab meinen ersten Fall gewonnen. Es war wirklich aufregend. Anne, alles klar? Du bist so still.«
»Ja, ich bin nur etwas nachdenklich heute.«
Ich trank weiter. Natürlich war sie nachdenklich. Sie war immer nachdenklich. Das war das Besondere an ihr. Sie hatte diese Eigenschaft, diese Fähigkeit, alle Menschen, ohne Worte, auf sich zu fokussieren; in ihren Bann zu ziehen und nie mehr los zu lassen.
»Ich wollte eigentlich bis nach dem Essen damit warten«, meinte Levon. »Aber es frisst mich auf. Und jetzt, da mein bester Freund hier ist ...« Levon fummelte energisch in seiner Anzugstasche herum. Was kam jetzt?
Er stand auf und ging auf Anne zu, kniete vor ihr nieder und einige Gäste beobachteten das Geschehen ebenfalls.
Ich wusste, was kam. Ich konnte es nur nicht realisieren, ich wollte es nicht realisieren.
»Anne, ich liebe dich, Seit dem ersten Moment; dem ersten Tag; der ersten Minute; dem ersten Blick. Oh, ich kann mich noch genau an deinen Blick erinnern; deine braunen Augen; das weiße Sommerkleid; die braunen Haare, die im Wind tanzten. »Anne, willst du ...« Jetzt realisierte auch sie, was passierte und ihr Blick schweifte langsam ab von der schwarzen Schatulle und traf meinen. Ich blickte ihr in die Augen. Levon öffnete das Kästchen. » ... meine Frau werden?«
Hatte er gerade wirklich? Ihr einen Antrag gemacht?
Levon, Clara, und die Gäste starrten alle gespannt auf Anne. Anne starrte zurück auf das Kästchen. Ich starrte auf ihre Lippen und ihre Augen. Der Raum schimmerte und reflektierte sich in ihren großen Pupillen. Sogar die Hummer - so fühlte es sich an - penetrierten die Innenscheibe des Aquariums. Alle schienen auf ein Ja zu hoffen. Ich nicht. Sie durfte nicht ja sagen, nicht jetzt, nicht heute, am besten nie. Best Case Scenario, sie stünde auf und ...
»Ja. Ja, ich will.« Die Leute applaudierten. Worst Case Scenario. Fehlte nur noch die Frage, ob ich ...
»John, du wirst mein Trauzeuge«, unterbrach er meinen Gedankengang.
»Nein«, sagte ich und zum ersten Mal fühlte ich mich wieder stark. Clara blickte mich erschrocken an. Ihre Augen schimmerten nicht wie die von Anne.
»Was meinst du mit nein?«
»Einfach nein. Das ist doch Bullshit. Ich kann nicht ...« Ich stand auf. »... Nein! Von mir bekommst du jeden Falls kein Ja als Antwort.« Die Nebentische begannen zu glotzen. Ich trank einen Schluck.
»Ich dachte, du freust dich für uns.«
»Fick dich Levon. Ich hätte dir schon damals die Fresse polieren sollen, für das was du getan hast. Fahr zur Hölle!«
»Du bist doch damals mit ihrer Freundin für zwei Wochen nach Berlin durchgebrannt.«
»Weil ich nicht wusste, wie ich sie halten sollte. Ich hatte Schiss! Und ihr habt gefickt!«
Das gesamte Restaurant starrte mich an. Levon war entsetzt, Clara kannte jetzt die Wahrheit. Es war nicht schlimm. Ich fühlte mich erleichtert. Der gegenüberliegende Tisch - zwei ältere Damen und drei Herren – amüsierten sich, vergaßen ihr Essen, warteten gespannt, was als Nächstes passieren würde. Anne stand auf und griff nach ihrer Tasche.
»Ist das dein letztes Wort«, fragte Levon, der ebenfalls aufsprang, um ihr nach zu hechten.
»Verdammte Scheiße, ja! Nein! Anne, warte! Ich will dich zurück! Clara, es tut mir leid.« Auch sie war bereits dabei, sich ihre Jacke zu schnappen und zu gehen. Ich fiel zurück auf meinen Stuhl.
»Was glotzt ihr so? Der Tisch wird gleich frei, keine Panik«, schrie ich die stehenden Gäste an, die das Spektakel vom Eingang aus beobachteten und trank den letzten großen Rest aus dem Glas, donnerte es auf den Tisch. Geschmolzene Eiswürfel.

 

Hey Perry, herzlich willkommen im Forum!

Ich muss gestehen, ich habe nur den ersten Part deiner Geschichte gelesen, aber dachte, ich geb dir wenigstens dazu Feedback.

Ich fand den Einstieg relativ kompliziert, also bis ich da raus hatte, wer da jetzt spricht, mit wem er da im Restaurant sitzt und wer da gerade kommt, musste ich schon ein bisschen rätseln. Es würde schon mal helfen, wenn du nach der wörtl. Rede am Anfang einen Absatz machen würdest; so denkt man nämlich, der Erzähler hätte gerade gesprochen.
Dann ist mir aufgefallen, dass du dich irgendwie kompliziert ausdrückst, was dann manchmal auch noch in die Hose geht. Dazu finde ich die Situation da relativ belanglos, da sitzt ein Pärchen im Restaurant und trifft auf ein anderes - gut. aber da braucht z.B. kein kompliziertes vergleichendes Bild von Hummern und Gästen gezeichnet werden, das letztlich nur aussagt, dass es halt voll ist. Ich geh da mal kurz etwas ins Detail:

»Schatz, ich hab Hunger«, unterbrach mich Clara und stupste mir an den Arm, so wie man eben jemanden stupst, wenn man etwas unbedingt jetzt will.
Das ist umständlich und dabei auch noch so wortreich, für so ne Kleinigkeit. Sag doch einfach nur, dass sie ihn anstupst, die Geste zeigt doch alles.

Das Restaurant – gerade neueröffnet – es war Bomben voll. Die Hummer hatten mehr Platz, sich freier in diesem kleinen Gefäß zu bewegen, das mehr einem Baby Planschbecken ähnelte - kaum einem angemessenen Aquarium, als die Gäste, die noch gequetscht am Eingang standen.
Hatten wir eben schon - abgesehen, dass du dich da irgendwie verzettelst und die Geduld des Lesers strapazierst, sagt das halt nichts, außer, dass es voll ist (ist die Neueröffnung wichtig?).

Er war für lange Zeit einer meiner besten Freunde gewesen. Das änderte sich auch nur, als er sich mehr auf seine Karriere als Jurist konzentrierte, als auf unsere Freundschaft. Er trank kaum noch, beschäftigte sich mit Paragraphen und französischen Wörterbüchern, traf Anne auf dem Campus und verliebte sich direkt in sie. Er verheimlichte mir es für einige Wochen. Eines Abends stand er dann vor meiner Tür und ich wusste bescheid, dass sie sich zu ihm hingegeben hatte. Vielleicht aus Rache oder Liebe, oder Lust und Einsamkeit, er war ihr erlegen.
Diesen Part finde ich etwas lieblos, also der Hintergrund dieser Beziehung wird da nur so berichtend runtergerattert. Außerdem haben mich da so komische Kleinigkeiten bei der Formulierung gestört. "Das änderte sich auch nur" - was soll das heißen? Dass die Freundschaft ziemlich doll war? Aber er hat sie doch für die Karriere aufgegeben.. Schreib das doch einfach. "Er trank kaum noch" - wirft ein seltsames Licht auf den Erzähler, weil der dann anscheinend gerne trinkt, ergo ein Suffkopf ist? (Übertrieben, aber verstehste?) Warum gerade französische Wörterbücher? "dass sie sich zu ihm hingegeben hatte" - ich nehme an, du meinst "dass sie sich ihm hingegeben hatte", das ist irgendwie schwülstig.

Also, die Situation ist ja recht belanglos, daher würde ich da nicht so viel und kompliziert Nebensächlichkeiten beschreiben, sondern möglichst schnell zu den Charakteren und dann prägnant und einfach zur Sache kommen. Und immer schön sorgfältig überlegen, was ein Satz oder eine Aussage der Geschichte / dem Leser bringt.

Außerdem sind noch einige Fehlerchen drin, "daten", "neu eröffnet", "bombenvoll" (was ein Quatsch-Ausdruck ist, wenn man mal drüber nachdenkt), "Baby-Planschbecken" (Baby könnte weg), "wusste Bescheid" ... Und du hast irgendwie oft ein Leerzeichen vor den zweiten Anführungszeichen..

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hey Maeuser,

Danke für deine ausführliche Kritik. Ja, ich hab mir schon gedacht, dass das schwierig ist, gleich vier Charaktere in so kurzer Zeit unterzubringen. Deine Vorschläge/Verbesserungen werde ich direkt versuchen, umzusetzen.
Die Leerzeichen vor den zweiten Anfürhungszeichen, werden mir durch Word so verbessert. Ich war mir eigentlich immer sicher, dass da keine hinkommen. Jetzt weiß ich bescheid :D

Dann setz ich mich mal dran und versuche das Ganze zu entwirren, dass das Augenmerk auf die wichtigen Stellen gelegt wird und die Leser es leichter haben.

P. Ramone

 

Hallo Perry Ramone
und willkommen bei den Wortkriegern

du schreibst selbst Kommentare zu Geschichten und nimmst Kritik an, somit schon mal alles da, um hier eine gute Zeit zu verbringen ;) Leider ist das bei Neulingen hier nicht immer der Fall.
Soviel dazu, kommen wir zu deinem Debut:

Bleiben wir mal ganz am Anfang. Du hast da eine wunderbare Hook-Line, aber die steht nicht zu Beginn und damit verspielst du es, deine potentiellen Leser zu ködern.

Ich hatte ihm zwar geschworen, es sei kein Problem, meine Ex-Freundin zu daten
Das ist doch gleich ein Thema, das ist ein rotes Tuch, ein no-go - oder zumindest der Zündstoff für eine spannende Geschichte. Setz das an den Anfang. Aber lass es wirken, stampf deine Sätze ein, mach sie klarer.
Das alles, was da dran hängt, ja, das ist wichtig, aber das ist viel zu schwaflig. Das ergibt sich in den nächsten Zeilen.
Je nachdem wie du deinen Erzähler haben willst. So ganz entschieden liest sich das noch nicht für mich.
Wie wäre es mit:
Ich hatte Levron geschworen, es sei kein Problem meine Ex zu daten.
Habe ich das damals wirklich selbst geglaubt? Was für ein Schwachsinn. Als er plötzlich mit Anne vor mir steht, drückt mir irgendwas die Luft ab ...

So, das habe ich jetzt auch nur runtergetippt und kann noch zigweise variiert werden. Wichtig wäre dabei aber gleich das Personal zu klären. Annes Namen erfahren wir erst zu spät. Fälschlicherweise aber den von Clara zu früh (die ist ja eh nur Statist und wird von allen auch so behandelt)

Maeuser hat dir ja schon einige wertvolle Tipps gegeben. Er moniert auch deine Ausdrucksweise. Ich denke, du solltest als erstes daran arbeiten, eine möglichst klare Sprache zu finden. Ganz klassisch: Ein Gedanke = Ein Satz. Wenn das irgendwann passt, dann kannst du das auch weiter variieren.

Dadurch würde der Text schon mal eine Menge gewinnen. EIn anderes Problem auf inhaltlicher Seite ist, dass dein Prot leider zum einen sehr blass bleibt und zum anderen keine Sympathiepunkte erntet. Ist mir eigentlich schnurz, ob er AnneClaraodersonstwen bekommt am Ende. Du hast ihn als verwirrtes Weichei dargestellt, der eigentlich gar nicht weiß, was er will. Dadurch wirkt der Ausbruch am Ende auch nicht sonderlich authentisch. Also das Drama, den Konflikt, den er ja durchaus zu haben scheint, den zeigst du nicht, leuchtest ihn nicht aus. Dadurch kann man da nirgends andocken und es zieht einfach so an mir vorbei.

Sprachlich noch mal will ich dir nur einen winzigen Absatz auseinandernehmen, damit du weißt, was ich mein:

Das Restaurant war prall gefüllt.
Die Kunst des Schreibens ist es Bilder zu erzeugen. Prall gefüllt ist kein Bild. Das ist eine Floskel.
Der richtige Ansatz kommt danach, als du einen Vergleich suchst und das Hummer-Becken wählst. DIe Idee finde ich gut, aber du velierst dich vollkommen in der Umsetzung. Klare, einfachs Sätze!
Die Hummer hatten mehr Platz, sich freier in diesem kleinen Gefäß zu bewegen, das mehr einem Planschbecken ähnelte - kaum einem angemessenen Aquarium, als die Gäste, die noch gequetscht am Eingang standen.

Und in Mitten des Chaos standen die beiden.
WIeder eine leere Behauptung. Ich sehe das Chaos nicht. Zeig doch kurz mal wie sich jemand durchschiebt, ihn anstößt oderoder
Das Chaos passt übrigens auch nicht zu dem größeren Tisch, den die Truppe bekommt. (Und nebenbei bemerkt ist das ein toter Dialog)

Das ist jetzt sehr viel Kritik. Aber ich denke, deswegen hast du dich hier angemeldet, um vom Austausch zu profitieren.
Mach weiter so wie bisher. Lesen, lesen, lesen - und kommentieren, dabei lernt man unter Garantie am meisten.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey weltenläufer,

Danke. Deine Kritik hilft mir ebenfalls sehr. Den ersten Teil bearbeite ich gerade. Ein paar Sachen hab ich schon abgeändert. Der Rest kommt auf jeden Fall später noch nach.

P. Ramone

 

Hallo Perry Ramone

Willkommen hier im Forum.

Ich hatte gestern schon mal in Deine Geschichte reingeschaut, brach dann jedoch ab, da mir kein Interesse aufkam. Inzwischen hattest Du kritische Hinweise erhalten und auch die Darstellung überarbeitet, was mich animiert, es mit Lesen nochmals zu versuchen.

Gleich in den ersten Sätzen verwendest Du englische Slang-Ausdrücke, die für mein Gefühl nur Sinn machen, wenn die Szene in der es spielt, dies erfordert. Ansonsten finde ich Anglizismen in einer deutschsprachigen Geschichte eher störend, da es treffende Ausdrücke meist unterläuft.

Und es zerriss mich, als ich ihn und Anne traf;

Hier zögerte ich dann wieder, zwar ist es eine Redensart, doch (bildlich) höchst unpräzis. Ausdrucksvoller wäre es vielleicht, wenn statt zerriss von wehtat die Rede wäre. Es ist doch ein schmerzliches Gefühl, das ihn da überkam, warum sollte es nicht treffend formuliert sein?

»Ich glaube, wir warten bis der nächste [Tisch] frei ...«

Es ist zwar verständlich, was gemeint ist, doch ihn zu unterschlagen gibt mir hier keinen Sinn.

»Schatz, ich hab Hunger«, unterbrach mich Clara und stupste mir an den Arm.

Das mich an die Stelle von mir verschoben, würde sich gleich eleganter lesen.

Die Hummer hatten mehr Platz, sich freier in diesem kleinen Gefäß zu bewegen, das mehr einem Planschbecken ähnelte - kaum einem angemessenen Aquarium, als die Gäste, die noch gequetscht am Eingang drängelten.

Dieser Satz klingt mir nicht geglückt, da ich als Leser an den einzelnen Teilen hängen bleibe und ihrer nachsinniere. Etwas gekürzt würde es ohne den Sinn zu verfremden, leichter wahrnehmbar sein. Nur als Beispiel: Die Hummer hatten mehr Platz, sich in ihrem kleinen Aquarium zu bewegen, als die Gäste, die noch am Eingang drängelten.

Und in Mitten des Chaos – während sich Bedienungen und Kellner stoßend und fast fallend durch die Meute bewegten - standen die beiden.

inmitten

Bedienungen ist ein Synonym für Kellnerinnen und Kellner. So wie es steht, erscheint es mir merkwürdig und wäre nahtloser zu lesen als: Kellnerinnen und Kellner.

Das erste Mal als ich ihr begegnete, hatte sie diesen Far-away-look in ihren Augen und der Himmel schien herab auf sie und der gesamte Raum füllte sich mit Licht.

Ich mag Poesie, doch fällt es mir schwer, dieses Bild greifbar vorzustellen. Sie muss umwerfend ausgesehen haben, oder aber sie wirkte so auf ihn, dass es wie ein Blitz einschlug. Ich versuche mal es zu übersetzen, wie es mir fassbar wäre: … hatte sie diesen abwesend wirkenden Blick in ihren blauen Augen, als ob sich der Himmel darin reflektiert und der gesamte Raum füllte sich mit Licht.
Ob ich damit Deine Intention richtig deute? – Nein geht nicht, wie ich viel später, beim Heiratsantrag von Levon erkannte, sie hat ja braune Augen.

»Hey Clara, freut mich«, sagte Anne mit komisch musternder Miene.

Das komisch hebt sich mir etwas eigen ab, wobei ich mir nicht sicher bin, steht es für belustigt oder befremdet. Vom Gefühl her, das die Situation ihr nicht angenehm ist, würde ich auf Letzteres tippen.

eine Kellnerin zu stoppen, die sich durch eine Reihe junger Damen bohrte.

… ihren Weg bahnte.

Eines Abends stand er dann vor meiner Tür und ich wusste bescheid, dass sie sich ihm hingegeben hatte.

Bescheid

»Nicht lange«, dachte ich, »und diese Biester nehmen den Laden auseinander, schmeißen das Hummerbecken um und lassen das Restaurant in Hannibal Lecter ähnlichem Zustand zurück.«

Es ist doch ein gesprochener Satz, weshalb also dieses dachte ich? Das dargestellte Gleichnis zu Hannibal Lecter wäre mir anschaulicher, wenn es etwa wie folgt formuliert wäre: … und lassen das Restaurant in einem Zustand zurück, als hätte Hannibal Lecter hier gewirkt.«

War das überhaupt legal? Diese Kombination?

Diese juristische Floskel wirkt mir hier für die Situation verfehlt. Es ist ihm anscheinend peinlich, unangenehm, zwischen der Ex und der gegenwärtigen Geliebten zu sitzen. Gefühle, die ihm da aufkommen, müssten sich anders ausdrücken, etwa: ertragbar, richtig, sinnvoll, moralisch vertretbar, sittsam, oder so etwas Ähnliches, aber nicht „von Amt oder Gesetzes wegen“, was sich mit legal umschreibt.

- »Hey, würden sie mir direkt noch einen bringen? Einen Doppelten.« »Natürlich.«

Statt Gedankenstrich wäre eine Zeilenschaltung angezeigt, ebenso zur nächsten Aussage hin, da es verschiedene Personen sind die sprechen.

Geschmolzene Eiswürfel.

Der Titelsatz steht da etwas verloren am Ende. Sicherlich liess er sich noch etwas einbinden.

Da ich direkt mitschrieb, was mir aus meiner subjektiven Sicht so auffiel, sieht es nun etwas bekrittelnd aus. Dabei hat mir der Plot gut gefallen. Es sind die erwähnten Details, die mir das flüssige Lesen erschwerten und sich dadurch dominant einbrachten. Insgesamt finde ich die Geschichte gut erzählt, doch mache Dir doch mal noch Gedanken zu den Stellen, die mich zögern liessen.

Gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Perry,

weiß nicht so recht, was ich zu Deiner Geschichte sagen soll. Ich glaube, man hätte mehr draus machen können, das ganze Szenario mit dem Heiratsantrag und Johns Reaktion darauf. Du fängst sehr umständlich an, und der Schluss scheint mir etwas hingeschludert. Am Anfang stehen einige ziemlich verschachtelte Sätze, das ist mühselig zu lesen. Lieber öfter mal einen Punkt setzen. Auch die Bindestriche sind irritierend.
Die Geschichte ist für meinen Geschmack unausgegoren und liest sich auch nicht wirklich flüssig. Man muss sich ziemlich konzentrieren, und das macht keinen Spaß.

»Wir bekommen doch bestimmt einen größeren Tisch, oder?« Er sagte es so affektiert, machte indirekt auf seine reichen Eltern aufmerksam, und deren Verbindung zur gehobenen Gesellschaft.
:confused:
Weil er sagt, dass er einen größeren Tisch will, weiß jeder, dass er reiche Eltern hat? Überzeugt mich nicht.
ich konnte den Regen auf den Asphalt fallen hören. Es roch nach Sturm.
Er hört den Regen (im Restaurant?) und riecht dann den Sturm? Komisch.

Einfachere, klare Sätze, den Höhepunkt besser herausarbeiten, dann könnte das noch was werden:).

Viele Grüße,
Carmen

 

Hey Anakreon & Kerkyra

Danke für eure ehrliche Kritik. Ich bin schwer am Überarbeiten. Das macht weniger Spaß, aber muss sein. Ihr helft mir dabei wahnsinnig. Ich versuche alle eure Vorschläge und Verbesserungen unter einen Hut zu bringen. Wie das so ist, hat man ja nicht den ganzen Tag Zeit, deshalb wird es bestimmt noch ein bis zwei Tage dauern, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis ans Tageslicht kommt.

Das mit dem Regen und dem Sturm hab ich jetzt komplett rausgenommen. (Der Tisch ist am Fenster, dieses steht leicht geöffnet, deshalb sollte mein Prot den Regen hören und der Sturm, das war eher so eine Anspielung auf das bevorstehende Ereignis)

P. Ramone

 

Hallo Perry,

Wie das so ist, hat man ja nicht den ganzen Tag Zeit, deshalb wird es bestimmt noch ein bis zwei Tage dauern, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis ans Tageslicht kommt.

kann das sein, dass du peu à peu die Geschichte online verbesserst? Ich habe die ursprüngliche Version gelesen; jetzt mit den Änderungen, die aber, wenn ich die komplette Geschichte lese, nicht mehr von der Logik her stimmt, so dass ich auf diese Idee komme.

Wenn das so ist: Bitte verbessere erst die komplette Geschichte offline in einem Textverarbeitungsprogramm und stelle sie dann frisch ein. Sonst sind die Leser, die das Halbfertige serviert bekommen, sehr irritiert und kommentieren irgendwas, was du sowieso noch anders machen wolltest.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hey bernadette,

Tut mir wirklich leid, dass ich mich erst jetzt wieder melde. Ich war für ein paar Tage verreist. Ich habe mir einige Stellen aus dem Text rauskopiert und diese dann in Word abgeändert. Bestimmt war mir da ein Fehler unterlaufen. Danke für den Hinweis und den Ratschlag.

P. Ramone

 

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