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Herzschmerz

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19.11.2014
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Herzschmerz

Als Tina auf die Uhr sah war es bereits halb 12. Um 12 sollte sie ihre Schwester Jess abholen. Blitzschnell packte sie ihre Sachen zusammen und eilte zum Auto.
Auf dem Weg zur ihrer Schwester übersah sie drei Stoppschilder und überfuhr beinahe eine rote Ampel. Sie hasste den Stadtverkehr, dennoch ließ sie sich von ihrer Schwester
breitschlagen zu diesem Mittagessen zu gehen.
Sie hatte keine Lust sich von ihrem Vater anzuhören wie schade es doch sei, dass sie und Jess nicht in seine Fußstapfen treten wollten.
Sie beide waren nun einmal nicht die geborenen Bürofrauen, sie wussten schon in ihrer Jugend was sie beruflich machen wollten und hielten so lange an ihrem Traum fest, bis sie ihn sich erfüllen konnten.
Seit mittlerweile 5 Jahren besaßen sie nun ihr Fitnessstudio. Und es war kein gewöhnliches Fitnessstudio, viel mehr war es eine Reha Einrichtung für übergewichtige Kinder und junge Menschen, die gegen ihre Esssucht ankämpften.
Sie arbeiteten mit verschiedenen Krankenhäusern und Ärzten zusammen.
Die jungen Leute lernten bei ihnen dass Sport großen Spaß machen kann und bekamen zusätzlich Unterstützung auf dem Weg zur richtigen Ernährung, um ihr Gewicht dauerhaft auf einem gesunden Level halten zu können.
Als Tina schließlich bei Jess ankam, wartete diese bereits auf sie. „Kann es sein dass du dich vor dem Mittagessen drücken willst oder gibt es eine plausible Erklärung dass du um 15 Minuten zu spät bist?“
Jess sah ihre Schwester streng an. Tina überdrehte die Augen.
„Bringen wir es hinter uns.“
Jess warf ihrer Schwester einen verschwörerischen Blick zu.
„Vorfreude ist doch die schönste Freude!“ neckte sie ihre Schwester.

Im Restaurant angekommen warteten bereits ihre Eltern auf die beiden.
Claudia begrüßte ihre Töchter freudig, während Richard gerade mit seinem Geschäftspartner Toni telefonierte.
„Ach ihr zwei werdet jeden Tag hübscher.“, stellte Claudia fest, als sie ihre Mädchen in die Arme schloss.
„Wenn wir nicht so hübsch wären, dann wären wir ja auch nicht deine Töchter.“, Antwortete Tina.
„Richard, leg doch bitte das Handy weg und begrüße unsere Kinder.“, mahnte Claudia ihren Mann, der schließlich seinem Geschäftspartner versprach sich zu zurückzumelden und auflegte.
Tina und Jess, nahmen am Tisch Platz, bestellten beide jeweils einen Martini und studierten die Speisekarte.
Jess erkundigte sich nach der Kanzlei ihres Vaters und nach seinen Pferden Shiva und Parvati. Tina warf ihrer Schwester einen prüfenden Blick zu, schaute dann zu ihrem Vater, und lächelte zufrieden.

Jess verstand es ihren Vater auf Nachrichten vorzubereiten, die ihm nicht Gefallen würden, vor allem da sie ihn um einen Gefallen bitten wollten, der im Zusammenhang mit ihrem Studio stand. Er würde ihnen den Gefallen nicht abschlagen, allerdings gäbe er ihnen seinen Segen nicht ohne vorher zu diskutieren.
Er wünschte sich so sehr dass eine seiner Mädchen einmal seine Kanzlei übernehmen würden, doch Tina und Jess interessierten sich nie für Paragrafen, geschweige denn für das Geschehen in Gerichtssälen.
Nach dem Essen tastete sich Jess langsam in die „Höhle des Löwen.“
„Also, Papa. Es gibt da etwas über das wir mit dir reden möchten.“
Richard hob interessiert die Augenbraunen und lächelte.
„Das überrascht mich jetzt, aber ihr wisst ihr könnt über alles mit mir reden. Wie kann ich euch helfen?“
Jess holte tief Luft. „Also ihr wisst ja unser Studio läuft sehr gut.“
Sie beobachtete ihren Vater sehr genau, da sie fürchtete, er würde ihnen wieder eine Predigt halten, darüber dass eine Anwaltskanzlei mehr Bestand hätte, als ein Sport und Gesundheitsstudio für übergewichtige Kinder.
Richard war der Meinung, diese Menschen sollten sich selbst helfen, schließlich seien sie selbst an ihrem Zustand schuld. Doch dieses Mal wartete er ab, bevor er zu reden begann.
„Allerdings läuft es so gut, dass wir nicht allen unseren Anfragen nachkommen können. Daher überlegen wir ein zweites Studio zu eröffnen. Dieses Vorhaben steht allerdings auch in Verbindung mit Geld.“
Jetzt überdrehte Richard die Augen, doch Jess ließ sich davon nicht verunsichern.
„Wir möchten dich fragen, ob du uns das Geld vorstreckst. Wir zahlen dir selbstverständlich jeden Cent zurück.“
Claudia warf ihrem Mann einen besänftigenden Blick zu, denn sie wusste bereits dass Richard gleich in Rage geraten würde.
Er nahm einen Schluck von seinem Weinglas und atmete tief durch.
„Grundsätzlich bin ich bereit in ein gut laufendes Unternehmen zu investieren.
Allerdings kämen meine Investitionen den Übergewichtigen zugute, die plötzlich ihre fehlende Lebensqualität wiederhaben wollen. Menschen die der Meinung sind wenn sie einmal pro Woche trainieren, würden sie in einem Monat 20 Kilo abnehmen und erfüllt sich dieser Wunschtraum nicht, gehen sie nach Hause und widmen sich wieder ihrem geliebten Essen. So ist es doch.“
Richard wurde immer wütender, mit jedem Wort das er sagte.
„Diese Menschen müssen sich selbst retten, dass wisst ihr genauso gut wie ich. Eure Großmutter ist dafür das beste Beispiel!“
Er versuchte ruhig zu bleiben, aber seine Abneigung und seine Wut waren nicht zu überhören.
„Wir wollten deine Meinung als Investor und Geschäftsmann wissen, aber das ist wieder einmal deine persönliche Meinung. Papa bitte, hör dir an was wir zu sagen haben und entscheide dich dann ob du uns finanziell unterstützt oder nicht.“, bat Jess Ihren Vater.
„Meine Mutter hat sich jahrelang mit Essen vollgestopft, bis sie so viel wog dass sie nicht einmal mehr aufstehen konnte. So viele Ärzte haben ihr dringend geraten sie sollte abnehmen, wenn ihr Leben ihr etwas bedeuten würde aber sie hat weitergegessen, Tag und Nacht, solange bis ihr Herz versagt hat und mich und meine Schwester hat sie im Stich gelassen!“
„Richard, bitte reiß dich zusammen!“ bat Claudia ihn, aber Richard wurde immer wütender.
„Was mit deiner Mutter geschehen ist, ist wirklich schlimm, aber du kannst doch nicht alle anderen mit ihr vergleichen.“ Auch Jess wurde jetzt wütend.
„Ich werde nicht mehr mit euch diskutieren, und ich bin nicht bereit in euer Studio zu investieren. Das ist meine Meinung als Geschäftsmann. Die wollest du doch hören.“
Tina pflichtete ihrer Schwester bei. „Du hörst dir nicht einmal unsere Argumente an sondern stempelst uns gleich ab, wegen dem was wir tun. Niemand kann sich vorstellen wie schrecklich es für ein Kind ist, seine Mutter zu verlieren, aber deshalb ist es für andere noch nicht zu spät. Und du weißt wie viel Jess uns mir diese Arbeit bedeutet, und vorhin sagtest du noch dass wir mit dir über alles reden könnten.
Also bitte, hör dir unsere Argumente erst an und fälle dann dein Urteil.“
„Richard, bitte lass die Mädchen erklären, was sie zu sagen haben. Du weiß sie machen ihre Arbeit gut, gib ihnen eine Chance.“
Claudia legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter, aber er ließ sich nicht beruhigen.
„Ich habe euch mein Urteil bereits mitgeteilt, ich bin nicht bereit in euer Geschäft zu investieren. Damit ist die Diskussion für mich beendet! Und das Mittagessen ebenfalls.“
Mit rotem Kopf stand Richard auf und stampfte wütend aus dem Restaurant. „Es tut mir so leid, ich hole ihn zurück.“, entschuldigte sich Claudia bei ihren Töchtern und rannte ihrem Mann hinterher.
Tina und Jess blieben alleine am Tisch zurück. „Mama glaubt immer noch sie könnte ihn zur Vernunft bringen, wenn er wütend ist.“, stellte Tina fest.
„Sie müsste es besser wissen.“, fügte Jess hinzu.
„Was machen wir jetzt?“ Jess sah ihre Schwester deprimiert an.
Tina seufzte und legte den Arm um Jess. „Ach Schwesterchen, dachtest du wirklich dass Papa uns das Geld gibt? Ohne Dramen, einfach so?“
„Eigentlich schon. Warum akzeptiert er unsere Arbeit nicht?“
„Der Schmerz sitzt bei ihm so tief dass er es einfach nicht ertragen kann, dass wir Menschen bei dem unterstützen, was seine Mutter versäumt hat.“
„Aber sie hatte doch bestimmt ihre Gründe warum sie in die Esssucht verfallen war. Niemand wird von heute auf Morgen süchtig. Hat er eigentlich daran schon mal gedacht?“ „Vermutlich nicht.“
„Die Menschen sind kompliziert.“
„Ja, das sind sie.“

Während der ganzen Fahrt nach Hause, schwiegen sich Claudia und Richard an.
Claudia versuchte vor dem Restaurant noch ihren Mann zu überreden, doch noch einmal ins Restaurant zurückzugehen und mit ihr und ihren Töchtern zu Mittag zu essen, aber sie hatte keine Chance ihn umzustimmen.
Sie hatte sich so auf das Essen mit ihren Töchtern gefreut und hätte im Traum nicht damit gerechnet dass es so außer Kontrolle laufen würde.
Eigentlich wollte Richard mit dem Auto nach Hause fahren, aber er ließ sich von seiner Frau dazu überreden, sie ans Steuer zu lassen. Und sie hatte wieder einmal Recht gehabt. Er war einfach zu aufgebracht, um Autofahren zu können.
Als er darüber nachdachte, was Jess ihm vorgeworfen hatte, dass er sie seine Entscheidung nicht objektiv, sondern wegen seiner persönlichen Erfahrungen traf, dachte er an die schlimme Zeit zurück, in der seine Mutter nicht mehr in da Lage war aus ihrem Bett aufzustehen. 180 Kilo wog sie zu diesem Zeitpunkt.
Er konnte dieses Bild nicht ertragen. Sie tat ihm heute zwar leid, aber er wusste auch, dass sie ihr Gewicht selbst zu verantworten hatte.
Jahrelang vergrub sie sich nach der Scheidung von Richards Stiefvater, ihrem zweiten Ehemann, in ihrer Depression.
Zu diesem Zeitpunkt war Richard erst 10 Jahre alt, aber er konnte sich noch genau daran erinnern, wie oft er sich um seine Halbschwester kümmerte, die damals erst 3 Jahre alt war.
Er half ihr sich zu waschen, zog sie morgens an, brachte sie in den Kindergarten und legte sie abends ins Bett.
Seine Mutter ging nicht mehr außer Haus und verbrachte ihre Zeit nur noch im ihrem Zimmer.
Während sich Richard um seine Schwester kümmerte, tröstete seine sie sich weiter mit Essen, bis sie nicht mehr aufhören konnte zu essen.
Sie nahm Unmengen zu sich und ihr Gewicht steigerte sich immer mehr.
Sie aß solange, bis sie schließlich an Herzversagen starb, das konnte Richard ihr all die Jahre nicht verzeihen.
Nach einer dreißig Minütigen Fahrt kamen die beiden schließlich zu Hause an.
Nachdem Claudia den Motor abstellte, nahm Richard behutsam ihre Hand und schaute sie lange an. „Ich war ein Idiot.“ Er hörte sich an wie ein kleiner Junge, der etwas angestellt hatte.
Claudia lächelte ihn an. „Jessica hat Recht, ich habe die Situation nicht als Geschäftsmann beurteilt, sondern als Mensch. Ich rufe die beiden jetzt gleich an und wir setzen uns noch einmal zusammen und reden in Ruhe darüber. Und ich werde mir alle ihre Argumente und ihre Anliegen anhören. Dann werde ich erst entscheiden. Ganz Objektiv, ohne meine persönliche Meinung. Verzeihst du deinem alten Idioten?“
Claudia lachte. „Wenn du keiner wärst, hätte ich dich doch gar nicht geheiratet.“
„Du bist die richtige Frau für mich, habe ich dir das schon gesagt?“ Glücklich schloss er seine Claudia in die Arme. „Das sagtest du schon öfter, aber ich kann es nicht oft genug hören.“
Seit 27 Jahren waren sie ein Paar, 25 davon verheiratet und wenn sie sich ansahen, konnten beide nicht mehr aufhören zu lächeln, so tief war ihre Liebe.
Gerade als Richard sein Handy aus dem Handschuhfach kramen wollte bekam er plötzlich Atemnot.
Er hatte das Gefühl sein Brustkorb würde sich zusammenziehen und ihm die Luft abschnüren. Claudia erschrak und versuchte ihrem Mann zu helfen. Sie redete mit ihm, fragte was los sei, aber er konnte nicht antworten. Seine Brust wurde immer enger und er sah wie seine Umgebung verschwamm. Er sah Claudias Gesicht vor sich, aber auch sie verschwamm und ihm wurde ihm schwarz vor Augen.

Als er seine Augen aufschlug, stellte Richard fest dass er sich in einem großen, hellen Raum befand, er wusste aber nicht wo er war. Er versuchte seine Augen aufzuschlagen, aber es gelang ihm nicht. Er war zu schwach. Plötzlich berührte ihn eine Hand und er hörte die Stimme seiner Tochter Tina. „Wo bin ich?“ brachte er mühsam hervor.
„Du bist im Krankenhaus. Mama sagt du hattest plötzlich Atemnot und bist zusammengeklappt. Mensch Papa, was machst du denn für Sachen! Wir hatten höllische Angst um dich!“ Die Tür ging auf. Claudia rannte mit Tränen in den Augen zu ihrem Mann.
„Gott sei Dank du bist wieder wach! Ich bin fast gestorben vor Angst.“
„Was ist denn überhaupt passiert?“ fragte Richard verwirrt. „Wissen die Ärzte schon, was mit mir passiert ist?“
Er versuchte sich aufzusetzen, aber Claudia und Tina hinderten ihn sofort daran. „Nichts da, du bleibst schön liegen und ruhst dich aus!“ ermahnte Tina ihren Vater.
„Was ist denn jetzt los mit mir? Fehlt mir etwas?“
Claudia und Tina setzten sich zu Richard ans Bett. „Die Ärzte wissen noch nicht was deinen Zusammenbruch verursacht hat, sie werden die nächsten Tage noch einige Tests mit dir machen.“, erklärte Tina. Als ob Claudia ahnte was ihr Mann sagen wollte fügte sie hinzu: „Diese Tests sind notwendig, und wenn es sein muss, werde ich dich an diesem Bett festbinden.“ Er wusste dass er Claudia wiedersprechen konnte, soviel er wollte. Sie würde nicht zulassen, dass er das Krankenhaus verließ. Der Papierstapel in seinem Büro würde wohl warten müssen. „Aber ich muss in der Kanzlei anrufen, Toni muss sich um die Klienten kümmern bis ich wieder fit bin und…“
„er muss die Abschlussberichte für diesen Monat schreiben.“ Beendete Claudia seinen Satz.
„Toni weiß was er zu tun hat, ich hab ihn angerufen.“
Richard lächelte seine Frau dankbar an. Ihm fiel nur diese eine Antwort ein: „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch.“, erwiderte Claudia mit leuchtenden Augen und gab ihrem Mann einen Kuss.
Claudia und Tina blieben an seinem Bett sitzen bis er wieder eingeschlafen war, auch Jess tauchte noch auf, als Richard bereits schlief.

In den folgenden Tage wurde er von einer Untersuchung zu nächsten geschoben, ihm graute davor, weil er Krankenhäuser hasste, aber ließ alles über sich ergehen.
Als Tina und Jess am Bett ihres Vaters saßen, wussten sie nicht Recht wie sie mit der Situation umgehen sollten, vor allem Jess plagten Schuldgefühle, weil sie mit ihrem Vater gestritten hatte, bevor er den Herzanfall bekam.

Am vierten Tag durfte er schließlich nach Hause gehen und sein erster Weg führte ihn, genau wie Claudia es erwartet hatte, ins Büro. Er wollte sich unbedingt um einen speziellen Fall kümmern, bei dem es um ein misshandeltes Kind ging. In solche traurigen Fälle steckte er immer all seine Energie und arbeitete oft wochenlang an einer Strategie.
Für ihn war es eine Herzensangelegenheit, diese Menschen hinter Gitter zu bringen, damit sich die Kinder so etwas nie wieder erleben mussten.
Allerdings hatte er auch die Worte seiner Frau und seiner Töchter nicht vergessen, er soll sich schonen und sich nicht überarbeiten, denn der Arzt hatte ihm ausdrücklich Ruhe verordnet.
Und da Richard ein kreativer Mensch war, beschloss er, seine Arbeit und die vom Arzt verordnete Ruhe einfach zu vereinen, indem er sich die Unterlagen für seinen Fall holte und zu dem Reiterhof zu fuhr, wo seine beiden Pferde untergebracht waren.
Seine Pferde waren sein Ruhepol, er liebte diesen Ort.
Sie hatten zwar das Geld um sich einen eigenen Stall für die Pferde bauen zu lassen, aber das haben Richard und Claudia abgelehnt, weil sie ihren Pferden außer dem Stall keine große Fläche bieten konnten, auf der sie sich frei bewegen konnten. Dafür fehlte selbst auf ihrem großen Grundstück der Platz.
So mieteten sie zwei Stallplätze in einem Reiterhof, der nur wenige Kilometer von ihrem Haus entfernt lag.
An den Hof grenzte eine riesige Koppel auf der sich die Pferde den ganzen Tag über herumtrieben.
Richard ließ sich von einem Taxi zum Reiterhof fahren und machte sich gleich auf den Weg zu seinen Pferden.
Nachdem er sie gestriegelt hatte schaute er noch im Büro des Hofes vorbei, das sich im selben Gebäude befand, um die Besitzer des Hofes zu begrüßen.
Er trank noch einen Kaffee mit den beiden und plauderte mit ihnen, bevor er es sich auf der Terrasse, vor dem Büro gemütlich machte. Er liebte es hier zu sitzen, denn von dort aus sah man auf die Koppel und konnte die Pferde beobachten.
Es war ein wunderschöner Ort der Ruhe und des Friedens.
Während sich Richard in seine Unterlagen vertieft war, spürte er plötzlich wieder den stechenden Schmerz in seiner Brust.
Es war derselbe der ihn erst vor einer Woche in Krankenhaus brachte.
Allerdings verflog der Schmerz nach wenigen Sekunden. Gerade als er sich wieder seinen Unterlagen widmen wollte, klingelte sein Handy. Es war der Arzt der ihn im Krankenhaus betreute.
Der Arzt teilte Richard mit dass seine Untersuchungsergebnisse vorlagen und dass er keinen Herzinfarkt erlitten habe, allerdings sollte er bei Schmerzen in sofort ins Krankenhaus kommen. Die genauen Ergebnisse wollte er Richard in einem persönlichen Gespräch mitteilen.
Sie vereinbarten also einen Termin für den nächsten Tag und als Richard gerade auflegen wollte überkam ihn wieder der Schmerz in der Brust und dieses Mal war er heftiger als zuvor.
„Es tut so weh!“ brachte er mühsam hervor. Der Arzt, der sofort in Alarmbereitschaft geriet fragte Richard sofort wo er sei und ob jemand in seiner Nähe sei. „Ich bin…“ der Schmerz schnürte ihm die Kehle zu.
„Sagen sie mir wo sie sind, ich schicke Ihnen sofort einen Notarzt! Wo sind sie?“ fragte der Arzt noch einmal. Richard nannte noch den Namen des Reiterhofes, als ihm eine Sekunde später schwarz vor Augen wurde.

Wieder wachte er erst im Krankenhaus auf, aber dieses Mal war er am ganzen Körper verkabelt und mehrere medizinische Geräte standen rund um sein Bett.
Er brauchte einige Minuten um zu begreifen dass er auf der Intensivstation lag. Als die Krankenschwester bemerkte dass Richard wach war, ging sie sofort zu ihm und fragte ihn ob er Schmerzen hätte und genug Luft bekam.
Er nickte langsam, zum Reden fühlte er sich zu schwach.
Die Krankenschwester rief einen Arzt und mit ihm stürmte Claudia tränenaufgelöst in sein Zimmer.
„Um Gottes Willen, ich hatte solche Angst! Sie haben mich nicht zu dir gelassen, ich dachte du stirbst!“
Verzweifelt hielt sie seine Hand und auch Richard liefen Tränen über sein Gesicht.
Es rührte ihn so sehr, seine Frau so zu sehen. Er wollte sich bei ihr Entschuldigen dass er ihr solche Sorgen bereitete, aber er brachte keinen Ton heraus, so schwach war er.
Der Arzt der Richard behandelte schaltete sich ein. „Sie hatten zum Glück keinen Herzinfarkt, wir haben die Ursache für ihren Zusammenbruch gefunden. Sie haben eine Koronare Herzkrankheit, das bedeutet ihre Herzkranzgefäße versorgen Ihr Herz mit zu wenig Sauerstoff, weil sie zu eng sind. Aber wir können die Gefäße mithilfe von Medikamenten erweitern.
Das kann verschiedene Ursachen haben, allerdings beobachten wir seit einigen Jahren dass diese Krankheit zu 90% in Familien auftritt. Daher vermuten wir dass sie vererbt wird.“
Der Arzt wendete sich an Claudia. „Darf ich sie fragen ob es in der Familie jemanden gibt, der Herzbeschwerden hatte?“
Claudia bat den Arzt um ein Vier-Augen Gespräch, denn sie wollte ihren Mann nicht noch mehr aufregen, indem sie über Richards Mutter redete. Sie erklärte dass Richards Mutter an Herzversagen starb und auch dass diese starkes Übergewicht hatte.
„Auch wenn ihr Mann das nicht gerne hört, in fast allen Fällen wird diese Krankheit von der Mutter vererbt. Es geht mich nichts an, aber als ich vor einer Woche mit ihrem Mann sprach, erzählte er kurz von seiner Mutter und ich habe gemerkt wie sehr ihn seine Vergangenheit belastet. Glauben Sie es würde ihm helfen wenn sie ihm erklären, dass seine Mutter wahrscheinlich nicht an ihrem Übergewicht starb, sondern Herzkrank war?“
Claudia überlegte kurz.
„Ich würde meinem Mann so gerne helfen, sich von dieser Last zu befreien.
Er hat so eine schrecklich Wut auf seine Mutter und ich spüre dass ihn diese Wut zerstört. Ich weiß nicht wie er reagieren wird, aber bitte reden Sie mit ihm und erklären Sie ihm wie diese Krankheit verläuft. Ich hoffe dass ihm dieses Wissen helfen wird, sich zu befreien, mit der Vergangenheit abzuschließen.“
Sie wünsche sich seit so langer Zeit, Richard helfen zu können. So oft hatte sie versucht ihn zu überreden er sich professionelle Hilfe suchen um mit diesem Verlust fertig zu werden, aber davon wollte er nie etwas hören. Lieber quälte er sich alleine mit dem tiefen Loch, in dem seine Mutter ihn damals liegen ließ.
Am nächsten Tag wollten Claudia und Richards Arzt das heikle Thema anschneiden.
Claudia graute vor dem Gespräch aber sie hatte auch ein gutes Gefühlt bei der Sache.
Sie beobachtete Richard genau als der Arzt noch einmal kurz über die Krankheit selbst und ihre Symptome sprach. Schließlich sagte er ganz direkt: „Die Krankheit haben Sie von Ihrer Mutter geerbt. Ich habe mir den Autopsie Bericht Ihrer Mutter angesehen und es wurde damals festgestellt dass ihre Herzkranzgefäße völlig geschlossen waren, was auch zu ihrem Tod führte.“
Richards Herzschlag setzte für einen Moment aus.
Er wusste nicht, ob er wütend sein sollte, sich aufregen sollte weil der Arzt dieses Thema ansprach. Oder ob er erleichtert sein sollte, weil seine Mutter ihren Tod vielleicht doch nicht selbst herbeiführte. Ihm schossen so viele Gedanken durch den Kopf dass er nicht wusste was er überhaupt denken sollte.
Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht und gleichzeitig spürte er wie ein kleiner Teil der schweren Last von seinen Schultern fiel. Sollte er schreien, sollte er weinen, glücklich sein?
Geistesabwesend wandte er sich an seine Frau. Überwältigt von seinen Gefühlen fragte er mit leiser Stimme: „Mama war krank? Aber warum hat sie nichts gesagt?“
Claudia nahm vorsichtig Richards Hand und sah den Arzt an, der ihr zunickte. „Deine Mutter wusste nicht dass sie Herzkrank war. Diese Krankheit ist heimtückisch, man kann damit Jahrelang leben ohne etwas zu merken und im schlimmsten Fall bemerkt man es gar nicht.“
All die Wut die sich jahrzehntelang in ihm aufgestaut hatte, verflog innerhalb von Sekunden.
Zum ersten Mal in seinem Leben sagte diesen einen Satz: „Ich vermisse sie so schrecklich.“
Endlich erlaubte er sich selbst um seine Mutter zu trauern und diese Trauer würde ihn endgültig von der Vergangenheit befreien das wusste er, aber er hatte auch Angst davor zu trauern.
Er sah Claudia an und wusste, mit dieser Frau an seiner Seite würde er auch diesen Prozess gewinnen.
Einige Stunden später besuchten Tina und Jess ihren Vater und erklärten ihm sofort er solle sich so etwas nie wieder erlauben, denn auch sie waren krank vor Sorge um ihn.
Nachdem Richard ihnen versprach, das nie wieder zu tun sagte, er habe ihnen etwas zu sagen. Verblüfft hörten Tina und Jess ihrem Vater zu. „Ich werde euch das Geld für ein zweites Fitnessstudio geben. Unter einer Bedingung: Ihr zahlt es mir auf keinen Fall zurück, denn ich schenke es euch. Egal wie viel ihr braucht.“
Tina sah ihre Schwester an. „Ich glaube wir sind im falschen Zimmer.“ Unser Vater hat einen Doppelgänger.“ Fügte Jess hinzu. Die beiden verstanden nicht woher der plötzliche Sinneswandel kam. Richard lachte. „Nein, ich bin es wirklich. Warum sollte ich mir eure Argumente auch anhören, ihr seid meine Töchter und ich weiß dass ihr eure Arbeit richtig gut macht. Und ich bin mir sicher dass dieses Geld in eurem Unternehmen gut angelegt ist.
Aber das Geld ist nicht wichtig. Viel wichtiger sind die Kinder die durch euch beide ein besseres Leben haben. Ich bin stolz auf euch.“
Überglücklich fielen die Schwestern ihrem Vater in die Arme. „Danke, danke, danke. Du bist der tollste Papa der Welt.“ Rief Tina.
„Auch wenn es nicht immer ganz einfach mit dir ist.“ Fügte Jess lachend hinzu.
In der Woche die er im Krankenhaus verbrachte, wurden weitere kleine Tests durchgeführt und er bekam die notwenigen Medikamente um sein Herz zu stabilisieren.
Einen Tag vor seiner Entlassung beschloss Richard, das Grab seiner Mutter zu besuchen.
Er gab dem Arzt und den Krankenschwestern Bescheid und rief sich ein Taxi, das ihn zu dem Friedhof brachte, wo sie begraben lag.
Mit klopfenden Herzen ging er in Richtung ihres Grabes.
Seit ihrer Beerdigung hatte er diesen Friedhof nicht mehr betreten, zu groß war seine Wut.
Und plötzlich stand er vor dem Grab seiner Mutter.
Das Grab der Frau die er jahrzehntelang verachtet hatte, die ihn und seine Schwester alleine ließ.
Er hatte das Bedürfnis mit ihr zu reden, aber er kam sich dumm vor mit einem Grab zu sprechen. Er hatte allerdings das Gefühl dass seine Mutter wusste was er ihr sagen wollte, auch wenn er es für sich behielt.
Mit Tränen in den Augen flüsterte er: „Ich vermisse dich.“
Im selben Moment setze sich eine weiße Taube, die wie aus dem Nichts kam, auf das Grab und sah Richard an.
Als er in den Himmel sah, beobachtete er wie die Taube davonflog…

 

Hallo RockerMizze,

ich glaube, Du bist neu hier im Forum, also: Herzlich Willkommen!
Anscheinend wollte sich sonst noch niemand zu Deinem Text äußern. Dies könnte zum einen daran liegen, dass die Geschichte ziemlich lang ist und zum anderen, um es mal vorsichtig auszudrücken, dass die Geschichte ziemlich ungelenk wirkt.

So eine Art Rosamunde Pilcher meets Barbie,

„Ach ihr zwei werdet jeden Tag hübscher.“, stellte Claudia fest, als sie ihre Mädchen in die Arme schloss.
„Wenn wir nicht so hübsch wären, dann wären wir ja auch nicht deine Töchter.“, Antwortete Tina.
„Du bist die richtige Frau für mich, habe ich dir das schon gesagt?“ Glücklich schloss er seine Claudia in die Arme. „Das sagtest du schon öfter, aber ich kann es nicht oft genug hören.“

Die Story: Brummiger, reicher Vater mit zwei ungehorsamen Töchtern, die leider nicht in seine Fußstapfen treten wollen, haben ein Fitnessstudio für arme Übergewichtige. Der Vater will sie nicht unterstützen, da kriegt er zur Strafe einen Beinahe-Herzinfarkt und weiß jetzt auch, was er für ein Problem mit diesen undisziplinierten Übergewichtigen hat, nämlich er dachte, seine eigene Mutter habe sich zu Tode gefressen, was aber dann doch nicht so war. Natürlich gehen ihm dann die Augen auf, weil er ja zum Glück dem Tod von der Schippe gesprungen ist und am Ende ist alles Friede, Freude, Eierkuchen. Amen.

Dieser Plot kann funktionieren. Im Nachmittagsprogramm von irgendeinem Dritten. Oder im KIKA.
Du solltest versuchen, etwas abseits der ausgetretenen Pfade zu gehen. Deine Dialoge wirken sehr gekünstelt, das ist nicht die echte Welt.

„Also, Papa. Es gibt da etwas über das wir mit dir reden möchten.“
Richard hob interessiert die Augenbraunen und lächelte.
„Das überrascht mich jetzt, aber ihr wisst ihr könnt über alles mit mir reden. Wie kann ich euch helfen?“
So redet doch kein Vater mit seinen Töchtern.

Tina überdrehte die Augen.
Da bin ich auch zweimal drüber gestolpert, ist das Slang? Auf Hochdeutsch heißt das wohl verdrehte

Das ist halt alles sehr Groschenromanniveau. Was ja nicht schlecht sein muss, wenn man diesen Anspruch hat. Deshalb kann ich Dir leider auch keine konstruktivere Kritik geben. Zudem mit leider sehr vielen Rechtschreib-und Kommafehlern, die ich Dir gar nicht alle aufzählen kann. Das solltest Du noch einmal gründlich durcharbeiten.

Nimm die Kritik nicht persönlich und lass Dich auf gar keinen Fall vom Schreiben abhalten, für (fast) jede Geschichte gibt es ein Publikum.

Viele Grüße,
Kerkyra

 

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