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Die Phasen des Todes

Seniors
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08.01.2002
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Die Phasen des Todes

Haben Sie schon einmal mit angesehen, wie ein Mensch stirbt? Es gibt nichts Beeindruckenderes, kein Erlebnis ist faszinierender. Wenn der Tod seine Linien in das Gesicht des Sterbenden zeichnet, fühle ich mich klar und geerdet. Alles hat dann seinen Platz und es breitet sich tiefe Ruhe in mir aus. Ich gestehe, ich bin süchtig nach diesen wunderbaren Momenten.

Es war daher für mich keine Frage, dass ich Rettungsassistentin wurde. Und sicher können Sie verstehen, wie sehr ich auf Unfälle hoffte, die mir den Luxus verschafften, dem Tod zu begegnen. Dieses Prickeln, wenn ein Einsatz kam. Meine aufkeimende Unruhe, wenn stundenlang nichts passierte, das alles hätte ich noch jahrelang unter Kontrolle halten müssen. Aber meine Sucht steigerte sich. Bis sie sich nicht mehr bändigen ließ, so wild wie Feuer, in das der Wind hineinstößt. In mir brannte es hungrig, weil ich nie genug bekam.

So wurde ich zusätzlich ehrenamtliche Sterbebegleiterin in einem Hospiz, das mir, so fand ich schnell heraus, wohltuende neue Erlebnisse verschaffte.

Als Rettungsassistentin traf ich meist erst mitten im Todeskampf des Opfers ein. So entgingen mir wesentliche Momente des Sterbens. Im Hospiz konnte ich von Anfang an dabei sein.

Und ich entdeckte für mich, dass der Tod eines Menschen, den ich zuvor etwas kennengelernt hatte, noch fesselnder war.

Ich wäre für ein paar Jahre gut mit der zusätzlichen Dosis, mit der mich das Hospiz versorgte, ausgekommen.
Doch dann tauchte Lilo auf.
Und es sprach sich herum, dass ihr Feinfühliges beim Sterben hinüber helfen die Todgeweihten mehr erfüllte, als meine Anwesenheit. Ich rang mit ihr um jeden Einzelnen. Aber meine kläglichen Erfolge ergaben sich nur, wenn Lilo dienstfrei hatte und ich die einzige Sterbebegleiterin vor Ort war.

Ich bin mir sicher, dass Lilo nichts von all dem ahnte. Ich konnte ja nicht einfach sagen: "Lilo, ich benötige diese Patienten dringend, weil ich süchtig nach den Augenblicken des Todes bin."

Sie hätte mich für verrückt erklärt und das war ich nun wirklich nicht.

Mich irritierte eher ein Gedanke, der sich nicht beiseite wischen ließ: Lilo muss weg. Das bohrte in mir als verdrehten sich Muskelstränge in meinen Waden. Aber darüber legte sich sogleich ein lustvolles Gefühl, wenn ich daran dachte, wie ich sie beseitigen würde. Immer wieder tauchte ihr weiches Gesicht unter mir auf, nach Luft japsend, Wasser prustend und ich versank in kornblumenblauen schreckgeweiteten Augen. Während der gesamten Planungsphase befand ich mich im Zustand dieser Erregung.

Ich hatte schnell herausgefunden, dass wir trotz unserer charakterlichen Unterschiede eine kleine Gemeinsamkeit hatten. Wir beide paddelten gern. Lilo zu einem Kurzurlaub in die Mecklenburgische Seenplatte zu überreden und das im Spätherbst, wo kaum noch Bootsvermieter geöffnet hatten, war leichter als gedacht. Lilo hatte gerade ihren Freund verlassen und war auf ein paar Tage räumlichen Abstand zu allem erpicht. Ich hatte mich gut vorbereitet, uns einen verschwiegenen See, der mit einem größeren verbunden war, herausgesucht, sowie einen Bootsverleiher aufgespürt.

Dieser hatte Tage zuvor einer aufdringlich geschminkten Blondine mit herbem Berliner Dialekt ein Kanu verliehen gehabt. Man sah ihm an, dass er dachte, einen Fehler gemacht zu haben. Er war sichtlich erstaunt, als ich ihm das Boot wohlbehalten nach vier Stunden zurückbrachte. Und ich war beglückt, wie gut meine Tarnung funktioniert hatte.

Ich hatte die ideale Stelle, dort gefunden, wo ein mit dichtem Schilf bewachsener Teich die Seen verband. Die seitlichen Ufer waren mit verwildertem Wald gesäumt, dort trieb sich garantiert kein Mensch herum und außerhalb der Saison war es hier der stillste Fleck. In dieser schmalen Fahrrinne zwischen beiden Seen sollte es passieren.

Der mürrische Bootsverleiher hatte das einsame Kanu an den Rand des Sees gelegt und war nirgends zu sehen, als Lilo und ich ankamen. Den Preis für die Ausleihe hatte er bereits erhalten.

"Seltsam", sagte Lilo, "da sind zwar Paddel drin, aber ist es nicht üblich, auch Schwimmwesten mitzugeben?"

"Willst du damit sagen", scherzte ich, "dass du paddeln kannst, aber nicht schwimmen?"

Sie lachte. "Na gut, es wird auch ohne gehen."

Natürlich hatte ich den Bootsverleiher gebeten, die Westen wegzulassen, die hätten wir selbst dabei, hatte ich behauptet.

Lilo schaute mich prüfend an.

"Du siehst heute ungewöhnlich aus, irgendwie dicker. Hast du drei Lagen Kleidung übereinander gezogen."

"Hab ich," sagte ich, "du weißt doch, wie schnell mir arschkalt wird. Und auf den Seen ist immer eine kalte Brise."
Lilo hakte nicht weiter nach, obwohl ich ihr ansah, dass sie mir diese Antwort nicht abnahm.

Als ich mich mit ihr mitten auf dem See befand, ließ uns ein kühler Wind die ungemütliche Seite des Herbstes spüren. Wie ich es gewünscht hatte, saß Lilo vorne im Kanu und ich betrachtete ihren Rücken. Ihre dickwattierte Weste würde viel Wasser aufnehmen, wenn sie über Bord ging. Ich dagegen war fest in einen Trockentauchanzug gepackt, den man zum Eistauchen einsetzte. Über diesen Anzug hatte ich Pullover und Jeans gezogen und halbhohe Stiefel verdeckten die Füßlinge. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es Lilo auffallen würde, wie dick ich in allem aussah. Obwohl ich meinen Tauchanzug sorgfältig unter meiner Kleidung verborgen hatte, hoffte ich, sie nicht misstrauisch gemacht zu haben. Im Gegensatz zu mir war Lilo mit weiblichen Formen ausgestattet. Mit mir hatte es die Natur nicht so gut gemeint. In Jugendjahren war ich hochgeschossen, aber dürr und knochig geblieben. Lilo war einfach makellos, doch das würde ihr jetzt auch nichts mehr nützen.

Wenn man bei einer Wassertemperatur von circa 10 Grad mit einem Kanu unterwegs ist, gibt es zwei Überlebensregeln: Nicht kentern, wenn doch, nicht lange im Wasser auskühlen.

Wir kenterten an der von mir ausgesuchten Stelle im schilfbewachsenen Teich. Wie leicht das ging. Ich musste mich nur mit Schwung zur Seite kippen und kräftig am Rand des Kanus festhalten, um es mitsamt der ahnungslosen Lilo umzudrehen. Der Überraschten entfuhr ein gurgelnder Schrei.

Sie geriet in die Schockphase. Wussten Sie, dass circa ein Drittel aller Todesfälle sich direkt nach einem Sturz ins eiskalte Wasser ereignen? Gebannt blickte ich zu Lilo. Sie würde mir doch wohl nicht den Spaß verderben? Nein, das tat sie nicht. Sie hechelte bilderbuchmäßig und ich sah ihr deutlich ihre Atemnot an. Verlor sie schon ihren Gleichgewichtssinn? Oder warum patschten ihre Arme auf die Wasseroberfläche, als wolle sie Fische vertreiben? Neben uns füllte sich das schwere Nass in das Kanu und drückte es unter die Oberfläche.

Lilos Haut war nun heller durchscheinender, ihre Lippen bläulich. Ein Muskelzittern breitete sich in ihrem Körper aus. Ich sah von ihr zwar nur Kopf und Schultern, aber sie bebte so überdeutlich, dass mir kein Zweifel kam. Lilo befand sich in der Abkühlungsphase, während mir nur die Hände etwas klamm wurden. Ihr klarer Blick erfasste mich, tastete erstaunt über meine Gesichtszüge. Sie bibberte und atmete ruckartig. Was für ein beglückender Moment, sie so zu sehen. Ich konnte nicht anders, ich musste breit lächeln. Ich bin mir sicher, Lilo begriff, dass alles kein Zufall war.

Sie röchelte und versuchte mich dabei zu fixieren, aber ihr Schlottern ließ sie wie eine Epileptikerin aussehen und ich konnte mir einen kurzen Lacher nicht verkneifen. Was für ein unvergessliches Schauspiel, in meinen kühnsten Träumen hätte ich nicht erwartet, wie imposant es ist, jemanden umzubringen. Lilo bemühte sich zu schwimmen, vermutlich hatte ihr noch klarer Verstand ihr befohlen, für die eigene Rettung zu sorgen. Ihre Schwimmzüge sahen schwach und unbeholfen aus. Steif wie ein kleiner Baumstamm trieb sie auf mich zu. Wie lange es wohl ihrem Kreislauf gelingen würde, die zentralen Organe des Körpers vor Auskühlung zu schützen? Lilo kam immer näher, schob einen Arm aus dem Wasser und griff nach mir, ihre Hand krallte sich in meinen Jackenkragen. Respekt, was sie da noch an Kräften aufbrachte. Lilos Augen waren dicht vor mir und ich sog mich an ihren Kornblumenaugen fest. Ein letztes Mal, bevor auch sie zu viel See abbekommen würden. Lilos Blick gefror und ohne Zutun lösten sich ihre Finger von meinem Kragen. Ich nehme an, sie war jetzt in die Erschöpfungsphase hinübergeglitten. Das Muskelzittern war zum Stillstand gekommen. Ich stieß Lilo an, um ihre Reaktion zu testen. Mustergültig ließ sie es mit sich geschehen, wie eine untergehende Schaufensterpuppe. Das Wasser reichte ihr nun bis an die Lippen, und immer, wenn etwas hinein schwappte, hörte ich ein Glucksen. Hatte sie bereits die ersten Schlucke in die Lungen gesogen? Entzückt betrachtete ich Lilos apathisch dümpelnden Körper. Der See wollte sie sich noch nicht einverleiben. Interessant, wie lange sowas braucht.

"Lilo", rief ich, "willst du wissen, weshalb du jetzt stirbst?"
Keine Antwort. Schade, dass sie jetzt nichts mehr mit bekam. Vielleicht hätte ich diese Frage doch etwas eher stellen sollen? In Zukunft sollte ich das besser bedenken. Fast hätte ich in meinen Gedanken hängend Lilos ersten Untergang nicht bemerkt. Sie war plötzlich weg. Mit zwei Schwimmzügen war ich jedoch zur Stelle und zog sie an die Oberfläche. Wussten Sie, dass man unter 30 Grad Körpertemperatur in die Lähmungsphase gerät? Die Muskeln sind dann starr, das Herz schlägt langsam und das Bewusstsein verschwindet. Schlicht gesagt, der Körper schaltet ganze Partien in den Schlafmodus, damit noch genügend Energien für die lebenswichtigen Organe übrig bleiben.

"Lilo", rief ich ihr ins Gesicht, "du wirst mir während der Lähmungsphase nicht auf ewig abtauchen. So geht das nicht!"

Es war anstrengend, Lilo über Wasser zu halten. Wenn ich sie losließ, sackte sie sofort nach unten. Die letzte Phase mit ihr hatte ich mir anders vorgestellt. Es sollte doch der Höhepunkt für meine Sinne werden. Statt dessen musste ich mit durchgefrorenen Händen laufend nach dem nassen Sack, zu dem Lilo geworden war, greifen. Noch wollte ich sie nicht auf den Seegrund sinken lassen. Während ich sie mit erschauerndem Genuss betrachtete und mich an ihrem toten Gesicht beglückte, kamen mir ein paar Verbesserungsmöglichkeiten in den Sinn. In Zukunft würde ich einiges perfekter gestalten.

 
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Liebe Lakita,

In Zukunft würde ich einiges perfekter gestalten.
Dies hast du dir vielleicht auch gedacht, bevor du dir diese Geschichte in Angriff nahmst? Es ist dir gelungen – leider. So abgrundtief böse, dass mir die Identifizierung mit der Hauptfigur nicht mehr gelingt, so unreflektiert und unambivalent und einseitig morbid, obendrein ist die Handlung spannungsarm da vorhersehbar und ohne Wendungen. Ich erfahre nicht einmal Indizien, warum sie so tickt, welche Gedanken sie sich zum eigenen Tod macht, hatte sie traumatische Erfahrungen? So etwas.

Das finde ich schade. Ich meine nicht, dass du dir mit deiner Geschichte keine Mühe gegeben haben kannst, nein, und es kann gut sein, dass mich die Kritik eines Nachredners über einiges aufklärt und sich meine Meinung zu der Geschichte ändert. Bis auf weiteres denke ich nur: Arme Lilo. Keine Frage, derartig bodenlose Bosheit gibt es, fehlenden Realitätsbezug kann man dem Text (leider) nicht bescheinigen und die Autorin könnte in ihrem Berufsalltag mehr damit zu tun haben als irgendjemandem zu wünschen ist. Allein, ich kann darüber hinaus nichts aus dem Text für mich mitnehmen. Er stellt nur dar. Wäre auch ich wie die Hauptfigur, wie würden Fachleute so etwas nennen?, ich fühlte mich und meine Neigung dadurch bestätigt und der Text könnte eine Vorbildfunktion für mich haben, er wäre also aus demselben Grund problematisch, warum z.B. kinderpornografische Schriften verboten sind.
Wäre der Text von einem Neumitglied geschrieben worden, hätte ich mir wahrscheinlich nicht die Mühe zu der Kritik gemacht, sondern ihn nur wegen Gewaltverherrlichung gemeldet. Da ich dich persönlich kenne und mir sicher bin, dass dir nichts ferner liegt als gewaltverherrlichende Texte zu verfassen, wär das natürlich vermessen, genauso gut könnte ich den Text vollkommen missverstanden haben. Inwiefern das zweierlei Maß ist, kann jeder für sich beurteilen.

Zumal ich sagen muss, dass ich auch kein Fan des Krimi-Genres bin. Soweit ich es kenne, scheint mir aber die Konfrontation zwischen Täter und Staatsanwalt bzw. Polizei (der »verlängerte Arm« des Staatsanwalts) ein notwendiger Bestandteil im Handlungsrahmen zu sein. Aber Krimis lese ich echt zu selten, um das zu beurteilen, diese Geschichte habe ich nur angeklickt, weil dein Name dabei stand. Das habe ich jedenfalls vermisst, und eine solche Komponente könnte man auch benutzen, um den Verdacht der Gewaltverherrlichung im Vorfeld zu zerstreuen oder zumindest zu relativieren.

Noch was:

dass ihr Feinfühliges beim Sterben hinüber helfen die Todgeweihten mehr erfüllte
Richtig wäre »dass ihr feinfühliges Beim-Sterben-Hinüberhelfen«. Eine stilistische Glanzleistung würde ich es nach wie vor nicht nennen. Besser: ihr Feingefühl am Sterbebett? Diese Formulierung wirkt auch wieder etwas trocken und unempathisch da vom sterbenden Menschen abstrahiert.

Dieser hatte Tage zuvor einer aufdringlich geschminkten Blondine mit herbem Berliner Dialekt ein Kanu verliehen gehabt.
Warum Plusquamperfekt? Das liest sich etwas unbeholfen. Ich kann mir nicht vorstellen, wo das Plusquamperfekt sinnvoll eingesetzt werden könnte.

Sorry, dass es ein Verriss wurde, aber es ist ein ehrlicher. Du kannst das besser, ich weiß das.

 

Hallo Lakita,

die perfiden Analysen deiner Protagonisten haben mir Spaß gemacht. Obwohl ich kein Krimi/Horror Fan bin, fand ich die Gedanken deiner ganz offensichtlich geisteskranken P. spannend zu verfolgen. Was muss nur geschehen sein, dass sie so und nicht anders tickt? Aber das fragt man sich ja oft, wenn man in der Zeitung von absurden Morden liest.
Ich hab auch gar nicht viel anzumerken, nur ein paar Kleinigkeiten.


Haben Sie schon einmal mit angesehen, wie ein Mensch stirbt? Es gibt nichts Beeindruckenderes, kein Erlebnis ist faszinierender.

Den Einstieg braucht es mMn nicht. Ich persönlich mag es
nicht, direkt angesprochen zu werden, das ist auch eher ein Stilmittel der auktorialen Erzählung.

Wenn der Tod seine Linien in das Gesicht des Sterbenden zeichnet, fühle ich mich klar und geerdet. Alles hat dann seinen Platz und es breitet sich tiefe Ruhe in mir aus. Ich gestehe, ich bin süchtig nach diesen wunderbaren Momenten.

Das ist für mich ein ganz wunderbarer erster Satz, weil er mich gleich neugierig macht. Dieser Abschnitt wäre für mich ein prima Anfang.


So wurde ich zusätzlich ehrenamtliche Sterbebegleiterin in einem Hospiz, das mir, so fand ich schnell heraus, wohltuende neue Erlebnisse verschaffte.

Das doppelte „so“ würde ich killen.


Und es sprach sich herum, dass ihr Feinfühliges beim Sterben hinüber helfen die Todgeweihten mehr erfüllte, als meine Anwesenheit.

Holpert für meinen Geschmack ein wenig. Vielleicht einfacher: Es sprach sich herum, dass ihr feinfühliges Helfen beim Sterben …


Mich irritierte eher ein Gedanke, der sich nicht beiseite wischen ließ: Lilo muss weg. Das bohrte in mir als verdrehten sich Muskelstränge in meinen Waden.

Schöner Vergleich, aber ich würde den zweiten Satz mit Der oder Er beginnen, weil es sich auf den Gedanken bezieht.


Ich hatte mich gut vorbereitet, uns einen verschwiegenen See, der mit einem größeren verbunden war, herausgesucht, sowie einen Bootsverleiher aufgespürt.

Dieser hatte Tage zuvor einer aufdringlich geschminkten Blondine mit herbem Berliner Dialekt ein Kanu verliehen gehabt.


Den Absatz dazwischen braucht es nicht – du beziehst dich ja sofort auf den Bootsverleiher.


"Hab ich," sagte ich, "du weißt doch, wie schnell mir arschkalt wird. Und auf den Seen ist immer eine kalte Brise."
Lilo hakte nicht weiter nach, obwohl ich ihr ansah, dass sie mir diese Antwort nicht abnahm.

Warum nicht? Für mich wäre das durchaus ein Grund.


Vielleicht kannst du ja was damit anfangen, ansonsten einfach vergessen. Ich habe deine Geschichte gerne gelesen und gerne kommentiert.

Liebe Grüße
Paloma

 

Hallo Lakita,

deine Geschichte ist unterhaltsam, fesselnd durch Bosheit und Sadismus. Sie bietet Einblicke in die Psyche einer absolut durchgeknallten Protagonistin. Als Leserin war ich abswechselnd damit beschäftigt, mich vor der Mordlust der Protagonistin zu ekeln, und die arme Lilo zu bemitleiden.
Eine schöne kleine Horrorgeschichte, mehr allerdings auch nicht.

Ich persönlich stehe auf Grund der mangelnden Botschaft deshalb auch nicht so sehr auf Horrorgeschichten, es wird eben nur Angst vermittelt, und das halte ich für keine so große Kunst. Wie viel schwerer ist es doch, den Leser nicht nur durch ein Verbrechen zu schockieren, sondern sich auch Gründe, Motive, Entwicklungen auszudenken. Doch du bist dem Genre "Horror" absolut gerecht geworden, und gut geschrieben ist die Geschichte durchaus. Und aus den vorherigen Kommentaren lässt sich ja entnehmen, dass du auch anderes schreibst, Wichtigeres vielleicht.

Gewaltverherrlichend finde ich die Geschichte nicht. Hier wird Bosheit angeprangert, indem eine Mörderin, vor der es mir nach dem Lesen graute, aus der ersten Perosn ihre abartigen Gedanken schildert. Sympathieträgerin ist Lilo, die Ärmste, und nicht ihre Mörderin.

Ließt du eigentlich gern Edgar Allan Poe? Der erzählt ja auch so gern aus der Perspektive irgendeines skrupellosen Gestörten, der behauptet, nicht verrückt zu sein... Inhaltlich hat der Text viele Gemeinsamkeiten mit seinen Kurzgeschichten, nur ist diese eben moderner geschrieben.

 
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Servus lakita,
ich muss zugeben, dass ich der Geschichte sehr unentschlossen gegenüberstehe.
Eine so vehemente Ablehnung wie floritiv verspürte ich zwar nicht dagegen und ich ginge auch nicht so weit wie er, den Text gewaltverherrlichend zu nennen, aber wirklich mögen konnte ich ihn auch nicht.
Klar, die Erzählerin hat eindeutig einen Dachschaden und insofern kann ich schwerlich von ihr verlangen, dass sie ihr Tun nachvollziehbar reflektiert oder gar hinterfragt. Und so kann sich mir natürlich auch ihre Motivation nicht erschließen, na ja, und Identifikationspotential bietet sie mir als Leser sowieso nicht. Was bleibt dann? Die lapidar und lakonisch erzählte Schilderung einer Wahnsinnstat. (Und die nicht gerade erfreuliche Vorstellung einer eventuellen Fortsetzung?)

Ist vermutlich einfach nicht mein Lieblingsgenre, darum werde ich mich besser auf das konzentrieren, was ich gut kann, nämlich an Kleinigkeiten herummäkeln:

Ich wäre für ein paar Jahre gut mit der zusätzlichen Dosis, mit der mich das Hospiz versorgte, ausgekommen.
Eventuell: … die ich im (oder durch das) Hospiz erhielt,

Und es sprach sich herum, dass ihr Feinfühliges beim Sterben hinüber helfen die Todgeweihten mehr erfüllte, als meine Anwesenheit. Ich rang mit ihr um jeden Einzelnen.
Den Satzteil haben ja schon floritiv und Paloma beanstandet. Also ohne Apostrophe oder zumindest Kursivierung geht der wirklich nicht.
Und einzelne bezieht sich hier für mein Gefühl adjektivisch auf die Todgeweihten und müsste demzufolge kleingeschrieben sein.

Das bohrte in mir [Komma] als verdrehten sich Muskelstränge in meinen Waden.

Dieser hatte Tage zuvor einer aufdringlich geschminkten Blondine mit herbem Berliner Dialekt ein Kanu verliehen gehabt [?].

Ich hatte die ideale Stelle, [kein Komma] dort gefunden, wo ein mit dichtem Schilf bewachsener Teich die Seen verband. Die seitlichen Ufer waren mit [schöner: von] verwildertem Wald gesäumt, dort trieb sich ...

Obwohl ich meinen Tauchanzug sorgfältig unter meiner Kleidung verborgen hatte,
Zumindest eines der Possessivpronomen solltest du dir sparen.

Interessant, wie lange sowas [so was] braucht.
(Mir wär‘s ja egal, aber spätestens Friedel würde es beanstanden.)

Schade, dass sie jetzt nichts mehr mit bekam [mitbekam]

Na ja, und dann halt noch das leidige Thema mit dieser inflationären Leerzeilenverwendung:

"Seltsam", sagte Lilo, "da sind zwar Paddel drin, aber ist es nicht üblich, auch Schwimmwesten mitzugeben?"

"Willst du damit sagen", scherzte ich, "dass du paddeln kannst, aber nicht schwimmen?"

Sie lachte. "Na gut, es wird auch ohne gehen."


Vielleicht stört das außer mir ja wirklich niemanden. Aber ich versteh einfach nicht, was Leerzeilen zwischen Dialogzeilen verloren haben. Das hat doch nichts mit „besserer Lesbarkeit am Bildschirm“ zu tun, für mich ist das nicht mehr als eine modische Unsitte von Internetexten. Ein Buch mit so einem Layout würde ich nach der ersten Seite unters Sofa pfeffern, ehrlich, und wenn’s von Shakespeare wäre.


offshore

 

ernst offshore schrieb:
Klar, die Erzählerin hat eindeutig einen Dachschaden und insofern kann ich schwerlich von ihr verlangen, dass sie ihr Tun nachvollziehbar reflektiert oder gar hinterfragt.
Du hast recht, das wäre unpassend. Im Nachgriff auf meine Kritik möchte ich an dieser Stelle betonen, dass ich halt eine dritte Partei in der Geschichte vermisse, die diese Funktion glaubwürdig übernehmen kann. Das sollte nicht dem Leser überlassen sein, meiner Meinung nach – es wäre an ihm, sich zwischen der Prot und der besagten dritten Partei zu positionieren. Der Geschichte fehlt halt ein Antagonist. Dies ist nicht Lilo, sie hat der Täterin nichts entgegenzusetzen, sie ist das Opfer.

 
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Puuh, aber erst mal, Hallo liebe lakita,
vielleicht das Kritische vorweg, ich denke, du solltest den text noch mal auf Quantität durchgehen, da kann man noch was raustun und daduch mehr komprimieren. Als Beispiel den ersten Satz. Ich finde den überflüssig. Das, was du erreichen willst, kriegst du durch den zweiten viel besser hin. Und auch sonst gibt es ein paar Stellen, wo man noch vielleicht noch was abrunden könnte, ohne dass ich da jetzt konkrete Stellen in petto hätte.
Am Schluss hatte ich ganz spontan den Einfall, dass du wieder auf das Hospiz zu sprechen kommst, vielleicht lag es daran, dass ich die Vorstellung so fuchtbar gruslig fand, Sterbehelfer und Rettungssanitäter sind vielleicht von einer ganz anderen Phantasie angetrieben als dem Wunsch, Leidendenzu helfen.
Aber dein Schluss hat auch was für sich.
Und ansonsten? Ich fand deine story von der Idee und von der Art, wie du es aufgezogen hast, super. Es stimmt schon, dass du hier die Entwicklung eines hintergrundlos bösen Menschen zeichnest, der wie von einer massiven Sucht angetrieben, immer stärker die Nähe zum Tod sucht, ihm ins Auge blicken will, weil er sich erst dann geerdet fühlt. Also ich hab das mit Ekel und Spannung gelesen, aber ich bin natürlich auch ein Krimi- und Horrorfan. Und ich lese solche Texte wie diesen hier oft auch als Psychoausschnitt darüber, welche Abgründe in Menschen lauern können. Und wenn das jemand so trocken-lakonisch hinkriegt, so süffisant, und gleichzeitig so rechtschaffene Motive in Frage stellt, dann gefällt mir das. Man teilt es nicht, was es da an Abgründen zu sehen gibt, aber gleichzeitig empfindet man einen Grusel, der etwas Unterhaltsames hat. So sind eben oft Horror- oder Krimileser. So einen Text dann Gewaltverherrlichung zu unterstellen, also das hat dann schon was. Mensch, Mensch, wo bin ich hier bloß hingeraten? Flori, nimm mir das nicht übel, aber da bist du ganz schön übers Ziel rausgeschossen. Die Art der Darstellung, bedeutet doch nicht, das Motiv des Handelnden zu teilen. Das kommt mir ein bisschen vor, wie wenn man das Dargestellte mit dem Darstellenden verwechslen würde. Eine völlig verquere Gedankenwelt, das Fehlen jeglicher Empathie zu zeigen, das erzeugt in jedem Leser unmittelbares Missfallen und Ekel oder Distanz, und nicht Bereitschaft zur Nachahmung.
Ein Krimi muss auch nicht die Konfrontation des Täters mit irgendeinem Arm der Staatsgewalt enthalten. Die meisten tun das, aber es muss überhaupt nicht sein.

Also das war jetzt mal mein allererstes Anliegen: den Text gegenüber der Idee, da könne Gewaltverherrlichung drin stecken, zu verteidigen.
Das ist Genreliteratur, was wir hier haben, nicht mehr und nicht weniger. Ich hatte den Eindruck, die Autorin wollte eben nicht die Hintergründe des Bösen zeigen, die traumatischen Erfahrungen des Verbrechers, wie er denn zu dem Bösen geworden ist, sondern sie wollte zeigen, wie ein böser Mensch, der Lust am Töten hat, sich "weiterentwickelt" von einem
unentdeckt bleibenden Täter, der unter dem Deckmantel des Engagements seine ekligen Gelüste lebt, vielleicht sogar dafür eine Verdienstmedaille erhält, hin zu dem jenseits der Legalität agierenden Mörder, der immer wietergeht, weil ihn die Sucht nach dem Tod so treibt. Um diesen Übergang ging es ihr. Dass das eklig ist und schockt und für andere perfid-böse Unterhaltung ist, meine Güte, was ist dabei?

Also lakita, mir hats gefallen, auch wenn ich manchmal technische Ruckler verspürte, aber da guckst du selbst noch mal drüber, war vor allem auch dieser Feinfühligkeitssatz.
Viele Grüße von Novak

Nachträgliches edit, weil sich unsere Posts überschnitten haben, floritiv, ich finde auch nicht, dass dieser Text einen Antagonisten bräuchte, er hat einen ganz anderen Ansatz.

 

Liebe Lakita!

Fesselnd, interessant, lebensecht und grandios erdacht!
Wie du nun unschwer errätst, bin ich von deinem kleinen Psychostück begeistert. Schon die ersten Zeilen, der berufliche Werdegang der Protagonistin in Zusammenhang mit ihrer Neigung weckt Interesse. Ohne den Wert der Arbeit von Hilfs- und Schutzkräften zu mindern, kann man sagen, das diese tatsächlich eine persönliche Lust-Befriedung aus ihrer Arbeit ziehen. Führt man diesen Gedanken weiter, muss man zu dem Schluss kommen, dass Mutter Teresa eine verdammt selbstsüchtige Person war. In ihrem Fall jedoch ist diese Form von Egoismus, weil er der Gesellschaft einen Vorteil erbringt, ethisch vertretbar.
Ganz anders bei deiner Hauptfigur. Dieses kleine kriminelle Miststück. :D

Was mir ein wenig gefehlt hat, ist die poetische Gerechtigkeit am Ende der Geschichte. Aber so ist das Leben, könnte man sagen. Nun, ja, Schilf drüber. Also, ich finde die Geschichte sehr nahe an der Wirklichkeit, daher kannst du von mir aus das „Hintertürchen“ Seltsam ruhig wieder entfernen.

Lieben Gruß

Asterix

 
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Novak schrieb:
Mensch, Mensch, wo bin ich hier bloß hingeraten? Flori, nimm mir das nicht übel, aber da bist du ganz schön übers Ziel rausgeschossen. Die Art der Darstellung, bedeutet doch nicht, das Motiv des Handelnden zu teilen. Das kommt mir ein bisschen vor, wie wenn man das Dargestellte mit dem Darstellenden verwechslen würde.
Liebe Novak,

wofür sind wir sonst hier, als über unsere Meinungen zu reden? Als unsere ehrliche Meinung zu Geschichten kundzutun und zu erörtern im gegenseitigen Dialog, auch möglichst ohne Rücksicht auf die Position des einzelnen Mitglieds in der Community? Dass meine Sicht beschränkt sein oder ich den Text missverstanden haben könnte, habe ich von vornherein eingeräumt. Nun kann man sicher argumentieren, ob es da angesagt ist, trotzdem gleich als erster seine vielleicht unfundierte Meinung von sich zu geben. Dafür, weil es hier nun mal auf ehrliche, unbeeinflusste Meinung ankommt, oder dagegen, weil »Wer keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten« soll (Dieter Nuhr). Letzteres ist in bestimmten sozialen Kontexten sicher zu empfehlen, wie am Arbeitsplatz zum Beispiel, aber hey, in Wortkrieger wurden wir umbenannt. ;)

Außerdem ist es mir sehr wohl klar, dass Erzählerin und Autorin nicht für identisch gehalten werden dürfen. Das Dreieck Leser-Erzähler-Autor ist ja das A&O in der Literaturkritik. Sollte meine Kritik dies stellenweise nahelegen, obwohl ich darauf geachtet habe, dass ich da nix vermenge, dann habe ich offenbar nicht sorgfältig genug darauf geachtet. :(

Die EDITh will auch noch was sagen: »Gewaltverherrlichung« kann doch einem Text bzw. dem Erzähler vorgeworfen werden, nicht dem, der ihn geschrieben hat. Habe die ursprüngliche Kritik nochmal dahingehend angefasst, dass das klarer rauskommt.

 

Liebe Lakita,
eine Psychopathin mit Obsession für Sterbende wäre meine (laienhafte) Diagnose. Die Kombination von helfenden Berufen und absoluter Gewissenlosigkeit ist wirklich perfide. Ich mußte auch an Feuerwehrleute denken, unter denen es ja ab und zu auch Brandstifter gibt.
Ich lese normalerweise keine Horrorgeschichten und eher selten Krimis, wobei die Quote seit meinem Beitritt zu den Wortkriegern ziemlich nach oben geschnellt ist, ist ja ein beliebtes Genre hier. Gut, so weite ich meinen Horizont.
Was mich ein wenig enttäuscht hat war, dass ich den Fortgang der Geschichte relativ schnell vorhersehbar fand. Man ahnt schon zu Beginn des zweiten Absatzes, dass sie töten wird. Und die Überraschung ist schließlich vielleicht das Ausbleiben der Überraschung, nachdem alles fast perfekt klappt. Ich kann nicht gerade sagen, dass ich die Geschichte gerne gelesen habe und am Ende habe ich mächtig gefroren, aber das sollte ja auch so, oder?

Liebe Grüße von Chutney

P.S. Hast du den Roman "Sterben" von Karl Ove Knausgard gelesen? Da gibt es zu Beginn eine Beschreibung des menschlichen Sterbeprozesses, die ich trotz vieler sachlicher Details sehr poetisch finde.

 

Nun kann man sicher argumentieren, ob es da angesagt ist, trotzdem gleich als erster seine vielleicht unfundierte Meinung von sich zu geben. Dafür, weil es hier nun mal auf ehrliche, unbeeinflusste Meinung ankommt, oder dagegen, weil »Wer keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten« soll (Dieter Nuhr). Letzteres ist in bestimmten sozialen Kontexten sicher zu empfehlen, wie am Arbeitsplatz zum Beispiel, aber hey, in Wortkrieger wurden wir umbenannt.
:D
Neenee, lieber flori, gib du nur weiter deine "vielleicht unfundierte Meinung" hehe, weiter von dir, bitte auf keinen Fall "Fresse halten", dazu ist deine Meinung viel zu wichtig, und wie sonst hätte ich mich so schön herrlich aufregen können.
Aber jetzt noch ernsthaft: Das hattte ich schon verstanden, dass du nicht der Autorin, sondern dich bei dem Text und seiner Erzählstruktur nach gewaltdingens gefragt hast, also falls ich mich da unklar ausgedrückt hab, sorry, klar kann das ein Text oder ein Erzähler machen. Ich finde nur, dass es hier nicht zutrifft, genauso wie die Gesch. aus meiner Sicht eben auch einen Antagonisten braucht. Ich kann das aber leider nicht so beweisen, ist bei mir nur ein Gefühl. Vielleicht kann das ja ein anderer.
Bis die Tage. Novak

 

Hallo Lakita,

ich fand Deine Geschichte interessant, hab sie gerne gelesen, ist vom Thema mal etwas ganz anderes. Ich vermisse auch keine Begründungen oder Hintergrundinfos, warum die Prot so handelt, oder so durchgeknallt ist.
Um bei mir Begeisterungsstürme auszulösen, hat's aber nicht gereicht. Für meinen Geschmack ist der Ton im Text etwas zu flapsig gehalten. Um seine Wirkung noch besser zu entfalten, müsste mehr Eleganz rein. Dann wäre es noch krasser und beklemmender.

Hat Spaß gemacht,

Grüße Kerkyra

 

Hallo lakita

Der Titel fiel mir gleich auf, ist er doch so verfasst, dass er mir unmittelbar und subjektiv schemenhafte Bilder eröffnete. Berühmte Maler hatten solche Momente festgehalten, ich denke da etwa an das Werk „Et in Arcadia ego“ von Nicolas Poussin oder an Ferdinand Hodler, der den dreijährigen Sterbeprozess seiner Geliebten, Valentine Godé-Darel, in Bildern festhielt. Soweit meine ersten Gedanken beim Lesen des Titels in Verbindung mit Deinem Nick.

Der Sprung ins kalte Wasser folgte für mich als Leser gleich im ersten Abschnitt. Es skizziert annähernd das Phänomen einer Nekromanie, dem krankhaft gesteigerten Interesse an Leichen. Richard Krafft-Ebing prägte im ausgehenden 19. Jahrhundert diesen Begriff, der später durch Nekrophilie abgelöst und sexuell besetzt wurde. Zur gezeigten Figur weist sich der ursprüngliche Begriff jedoch kennzeichnend, prägt es doch ein manisches Verlangen am Sterbeprozess und Tod teilzuhaben.
Insofern wirkte mir dieser Abschnitt als Eröffnung gelingend, entblättert er doch ohne Umschweife den Zwang, dem die Protagonistin unterliegt. Nur die direkte Ansprache an den Leser im ersten Satz erschien mir nicht ansprechend, es klingt nach einem Geständnis, das dann nicht folgt. Wenn es sich mit dem zweiten Satz wie folgt verbinden würde, einzig eine Aussage bildete, würde es sich glätten:

Es gibt nichts Beeindruckenderes als mit anzusehen, wie ein Mensch stirbt, kein Erlebnis ist faszinierender.

Die Empfindungen der Protagonistin werden dann nicht derart ausgekostet, wie sie sich von der Örtlichkeit, die sie auswählte, versprach. Für den Leser bildet es wie einen leeren Fleck, da die Einleitung gerade diese Momente offenzulegen versprach. Hier würde ein Nachsetzen von ein paar Bildern ihre Empfindungen vertiefen, ihre Persönlichkeit nachvollziehbarer machen, und damit dem Leser ein gerundetes Abbild des Phänomens schenken. Doch es führt dann über zu einer Grenzüberschreitung, der sie sich wahrscheinlich vorgehend nicht für fähig gehalten hätte. Ihr zwanghaftes Verlangen den Todeshauch hautnah zu spüren, verführten sie dazu selbst Hand anzulegen. Damit kam ich als Leser wieder ins gewohnte Fahrwasser der Autorin lakita, die zum Abschluss einen handfesten Krimi vorlegt.

Noch zwei Stellen, die sich für mein Empfinden polieren liessen:

Und es sprach sich herum, dass ihr Feinfühliges beim Sterben hinüber helfen die Todgeweihten mehr erfüllte, als meine Anwesenheit.

Und es sprach sich herum, dass ihr Feingefühl die Todgeweihten beim Sterben erfüllte und ihnen beim Übertritt mehr half, als meine Anwesenheit.

Wussten Sie, dass man unter 30 Grad Körpertemperatur in die Lähmungsphase gerät?

Auch hier eine direkte Anrede an den Leser, welches sich als Gedanke der Protagonistin eleganter lesen würde.

Es war mir leicht makaber und zugleich unterhaltsam zu lesen, nur Gänsehaut, welche andere Leser verspürten, blieb mir versagt. Mit ein wenig Vertiefung der Empfindungen der Protagonistin, was keine eklatante Überspitzungen sein müssten, käme ihre Charakteristika mehr zum Tragen und würde dem Gesamtbild einen stärkeren Unterbau verleihen. Aber an sich überlegt abgefasst und von der Idee her eine Fiktion, die sich einer seltenen Realität zu bedienen vermochte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo lakita,

zu meinem eigenen Entsetzen muss ich gestehen, dass mich dein Text überhaupt nicht geschockt hat :).
Souverän erzählt, aber inhaltlich finde ich, dass sie etwas dünn bleibt, deine Geschichte. Ich glaube, wenn du deiner Prota etwas Zerrissenheit angedichtet hättest ... wenn sie an ihrer Sucht leiden, gegen sie ankämpfen würde - was Suchtkranke übrigens oft tun -, wenn sie sich diese nicht eingestehen wollte ... dann hätte dein Text womöglich etwas bei mir auslösen können, das länger nachklingt. So ist mir das zu wenig.

Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Es war daher für mich keine Frage, dass ich Rettungsassistentin wurde.

Also, das wirft schon Fragen auf, finde ich. Um dem Tod näher zu kommen, bieten sich andere Berufe viel besser an. Gerade hinsichtlich Sterbender, denke ich spontan an Pflegepersonal (oder an Geistliche) - die sind übrigens primär im Hospiz aktiv.
Die Rettungsleute, die zur Erstversorgung gerufen werden, versuchen ja gerade (müssen das!), Sterben zu verhindern, da werden Schläuche in alle möglichen Körperöffnungen gerammt, da wird gespritzt, beatmet, reanimiert. Da bleibt wohl wenig Zeit für Beobachtungen und genießerischem Innehalten :). Irgendwie passt das für mich nicht so ganz zusammen, auch wenn du später noch näher erläuterst.
Wäre sich deine Prota wiederum gar nicht im Klaren darüber, dass sie insgeheim dem Tod begegnen möchte ...

Aber meine Sucht steigerte sich. Bis sie sich nicht mehr bändigen ließ ...

Vorschlag: Aber meine Sucht steigerte sich, bis sie nicht mehr zu bändigen war ...
Hast zwar ein schwaches Verb mit drin, trotzdem klingts für mich besser, v. a. da die Wiederholung rausfliegt.

Als Rettungsassistentin traf ich meist erst mitten im Todeskampf des Opfers ein.

Wieso denn Opfer?

Und ich entdeckte für mich, dass der Tod eines Menschen, den ich zuvor etwas kennengelernt hatte, noch fesselnder war.

Ich wäre für ein paar Jahre gut mit der zusätzlichen Dosis, mit der mich das Hospiz versorgte ...


Das mich im ersten Satz ließe sich wunderbar ausradieren - fände ich nicht nur wegen der vermiedenen Dopplung besser.

Und es sprach sich herum, dass ihr Feinfühliges beim Sterben hinüber helfen die Todgeweihten mehr erfüllte, als meine Anwesenheit.

Der ist nicht schön, der Satz, bin mir sicher, dass der dir selbst nicht gefällt. Das kannst du garantiert besser.
Beim Hinüberhelfen erfüllen ..., kapier ich nicht.
Zudem: Sterbebegleiter erfüllen garantiert nicht Sterbende. Behaupte ich jetzt einfach mal.

Aber meine kläglichen Erfolge ergaben sich nur, wenn Lilo dienstfrei hatte und ich die einzige Sterbebegleiterin vor Ort war.

Für mich steht Erfolg mit einer Tätigkeit in Verbindung. Letztendlich kann sie ja nur warten, bis ein finaler Moment eintritt. Sie wird ja sonst nicht aktiv, außer dann erfolgreich zu warten, hm. Das passt für mich irgendwie nicht.
Zudem: Was ist denn das für ein Hospiz, in dem eine Ehrenamtliche die einzige Sterbebegleiterin vor Ort ist?

Dann wird das alles so erzählt. Ich meine, wäre interessant, wenn du mir das mal zeigen würdest, wie sie ihrer Obsession dort ausleben kann und tut, neben den trauernden Angehörigen, Geistlichen, dem med. Fachpersonal. "Ich konnte nicht anders, ich musste breit lächeln", würde sie sich wohl nicht erlauben können.

Sie hätte mich für verrückt erklärt und das war ich nun wirklich nicht.

Finde ich an sich gut, die Idee. Allerdings so hingeworfen. Wäre natürlich spannend, wie sie das (für sich) belegt, nicht verrückt zu sein, meine ich. Die verrückte Logik hätte mich interessiert.

Mich irritierte eher ein Gedanke, der sich nicht beiseite wischen ließ: Lilo muss weg. Das bohrte in mir als verdrehten sich Muskelstränge in meinen Waden. Aber darüber legte sich sogleich ein lustvolles Gefühl

Fettes ließe sich vermeiden, wenn du wolltest.

Ich hatte schnell herausgefunden, dass wir trotz unserer charakterlichen Unterschiede eine kleine Gemeinsamkeit hatten.

Was sind denn das alles für Unterschiede. Etwas mehr Fleisch würde mir dann doch zusagen.
Dass sie sich dann später so leicht zu einem Kurzurlaub überreden lässt - obwohl sie doch so gegensätzlich sind? Okay, die Trennung, aber mich überzeugt das nicht so.

Dieser hatte Tage zuvor einer aufdringlich geschminkten Blondine mit herbem Berliner Dialekt ein Kanu verliehen gehabt. Man sah ihm an, dass er dachte, einen Fehler gemacht zu haben. Er war sichtlich erstaunt, als ich ihm das Boot wohlbehalten nach vier Stunden zurückbrachte. Und ich war beglückt, wie gut meine Tarnung funktioniert hatte.

Hier bin ich wegen der Zeiten hängengeblieben. PQP? Spätestens nach dem Zurückbringen nach vier Stunden musste ich den Absatz noch mal lesen.

Ich hatte die ideale Stelle, dort gefunden, wo ein mit dichtem Schilf bewachsener Teich die Seen verband. Die seitlichen Ufer waren mit verwildertem Wald gesäumt, dort trieb sich garantiert kein Mensch herum und außerhalb der Saison war es hier der stillste Fleck.

Zweimal dort, dann (plötzlich) hier.
Ich finde das auch nicht wirklich elegant formuliert alles. Dieses dort, wo z. B. Du könntest insgesamt aktiver werden, finde ich, weniger war, waren nutzen.

Der mürrische Bootsverleiher hatte das einsame Kanu an den Rand des Sees gelegt und war nirgends zu sehen, als Lilo und ich ankamen. Den Preis für die Ausleihe hatte er bereits erhalten.

Machen Bootsverleieher sowas? Unbeaufsichtigt, einsame Kanus mit Paddel liegen lassen? Wenn ja, sollte das als Sonderwunsch komisch aufstoßen, oder? Da ohnehin nix los ist - würde man nicht einfach vom Verleih aus lospaddeln? Oder ein Kanu aufs Autodach schnallen lassen, dann weiter?
Sie scheint übrigens keine Angst vor Strafverfolgung zu haben. Zumindest das Wort Unfall könntest du einflechten, wobei die Aussage "Natürlich hatte ich den Bootsverleiher gebeten, die Westen wegzulassen, die hätten wir selbst dabei, hatte ich behauptet." dann wohl in Erklärungsnot führen müsste.

... um es mitsamt der ahnungslosen Lilo umzudrehen ...
Neben uns füllte sich das schwere Nass in das Kanu und drückte es unter die Oberfläche.

Da ich das Bild habe, dass Kanu schwimme auf dem Kopf, passt das füllte sich nicht, finde ich.
Zudem: Wie sich das schwere Nass füllen könnte? Da stimmt was nicht.

Gewaltverherrlichend fand ich den Text zu keiner Zeit. Du dürftest für mich gerne näher ranzoomen. Vieles zeigt sich mir als Behauptung, wirkt oberflächlich - da fehlt mir einfach Tiefe, Hintergrund, Ambivalenz. Logik auch, und wenn sie von einer Verrückten stammt, das könnte mir ihr Handeln begreiflich machen.

So viel mal von mir, lakita.


Danke fürs Hochladen


hell

 

Noch ein Nachtrag bzgl. des Titels.

Der ist zu nahe an Kübler-Ross dran, finde ich. Und verschiedene Todesphasen zeigt der Text nicht auf. Für mich passt er nicht.

Gruß

hell

 

Hallo lakita,
solche Geschichten wie diese zeigen Menschen nackt. Sie entblößen einen jedes kulturellen Schutzes, ohne Erklärungen, ohne Ausreden, ohne Psychologie, ohne Ideologie. Du hast eine Frau (?) mit einem Sozialhelferkomplex ungeschönt dargestellt. Ob einem die Geschichte gefällt oder nicht, ist egal. Stellt sie Wirkliches dar, das ist die entscheidende Frage. Ist es die Möglichkeit? Sie ist es. Das ist erschütternd, aber es fallen einem genügend andere Beispiele für ähnliche Verhaltensweisen ein.
Du hast kurz und knapp etwas beschrieben - vielleicht hätte es noch knapper sein können -, was wir uns gerne schönreden. Beispiele haben wir zur Zeit genug, Beispiele, für die wir keine Erklärungen haben, die von etwas gesteuert werden (in deiner Geschichte die soziale Wichtigkeit und Anerkennung um jeden Preis), was von vielen nicht nachvollzogen werden kann.
Respekt
Wilhelm

 

Oh ha.

Liebe Kritiker, ich bin erschlagen von all euren Rückmeldungen zu dieser vielleicht wirklich kontrovers wirkenden Geschichte.
Ich danke euch allen herzlich und ich meine damit auch dich floritiv.
Ich werde auf jeden einzelnen noch ausführlicher eingehen, kann aber grad zeitlich nicht so wie ich es mir vorgestellt habe, als ich diese Geschichte hier reinstellte.

Daher vorneweg: lieben Dank!

Meine Antworten folgen.

Liebe Grüße

lakita

 

Hallo lakita

Es war daher für mich keine Frage, dass ich Rettungsassistentin wurde. Und sicher können Sie verstehen, wie sehr ich auf Unfälle hoffte, die mir den Luxus verschafften, dem Tod zu begegnen.

Das ist eine spannende Grundidee, die du hier gleich im ersten Absatz vorstellst. Das kann jetzt in ganz verschiedene Richtungen laufen, ich war gespannt, für welche du dich entscheidest, daher hat der Anfang des Textes bei mir seine Wirkung nicht verfehlt.

So wurde ich zusätzlich ehrenamtliche Sterbebegleiterin in einem Hospiz, das mir, so fand ich schnell heraus, wohltuende neue Erlebnisse verschaffte.

Sehr morbide, ich finde es schade, dass du diesen Pfad nicht weitergehst. Insgesamt finde ich, dass du den Anfang dann doch zu schnell abhandelst. Die Faszination des Todes, welche deine Erzählerin empfindet, konnte ich am Ende nicht nachvollziehen.

Du lässt vieles ja im Dunkeln in dieser Geschichte, zeigst dem Leser die Handlung, ohne tief in die Figur abzutauchen, aber wenn der Text schon heißt "Die Phasen des Todes" hätte ich mir mehr Fokus auf eben diese Phasen gewünscht.

Als Rettungsassistentin traf ich meist erst mitten im Todeskampf des Opfers ein. So entgingen mir wesentliche Momente des Sterbens. Im Hospiz konnte ich von Anfang an dabei sein.

Wird mir nicht so recht klar, ich finde, das müsstest du feiner ausarbeiten an dieser Stelle. Gerade als Rettungsassistentin - das assoziiere ich hauptsächlich mit Unfällen, also mit viel Stress, Hektik, Panik an den jeweiligen Orten - wie will man da einen Todeskampf überhaupt verfolgen? Die Erzählerin scheint ja ein genüssliches Vergnügen dabei zu empfinden, das man ja eher ruhig und entspannt erleben sollte - also gerade das Gegenteil zu den Empfindungen eines Sanitäters.
Das Hospiz scheint mir da passender - aber mich stört dieses "von Anfang an", mir ist das zu unpräzise. Ich habe vor einigen Monaten einen SWR2-Podcast zu den einzelnen Sterbephasen gehört, den gibts hier als PDF, irgendwie hätte ich erwartet, dass du auf solche Dinge detaillierter eingehst, vielleicht auch das eine oder andere Beispiel bringst. Insgesamt gehst du mir einfach zu schnell darüber hinweg, dann hin zu der Ermordung Lilos.

Hier hab ich mich gleich gefragt, warum sie nicht mit einem Neopren-Anzug auftaucht. Ist das nicht Standard, vor allem wenn das Wasser so kalt ist? Stattdessen schreibst du:

Ihre dickwattierte Weste würde viel Wasser aufnehmen, wenn sie über Bord ging.

Das ist ja nun genau das falsche Kleidungsstück für eine solche Tour.

Was mir gefallen hat, waren immer wieder diese beiläufigen Informationen an den Leser:

Sie geriet in die Schockphase. Wussten Sie, dass circa ein Drittel aller Todesfälle sich direkt nach einem Sturz ins eiskalte Wasser ereignen?

Ich nehme an, sie war jetzt in die Erschöpfungsphase hinübergeglitten.

Wussten Sie, dass man unter 30 Grad Körpertemperatur in die Lähmungsphase gerät?

Ich würde hier allerdings nicht den Leser direkt ansprechen; das mag ein Mittel sein, um ihn quasi als Mittäter in die Verantwortung zu nehmen, aber ich weiß nicht, ob das deine Absicht hier war ... ist bei mir nicht so angekommen. Aber die Infos grundsätzlich finde ich gut, denn die zeigen eben, dass sich deine Erzählerin intensiv damit beschäftigt hat, eigentlich sind das genau die Dinge, die ich zu Beginn vermisse. Denn wenn jemand eine Faszination für etwas hat, vielleicht gar eine Obsession, dann will ich, dass mir derjenige mehr Details dazu erzählt, als ich selbst schon weiß. Nur dann wird es nachvollziehbar für mich.

Insgesamt hab ich es trotzdem gerne gelesen, lakita. Am Anfang halt, wie gesagt, die Faszination, da muss mehr kommen. Dann würde dem Text vielleicht auch noch die eine oder andere Prise schwarzen Humors gut tun ... aber sonst, das Grundgerüst, die Beiläufigkeit, in der die Handlung beschrieben wird, generell der Ton in der Geschichte, das hat mir ganz gut gefallen.

Viele Grüße,
Schwups

 

Hi lakita,

hab die vorigen Kommentare nicht gelesen, ich schreibe einfach mal beim Lesen mit:

Haben Sie schon einmal mit angesehen, wie ein Mensch stirbt? Es gibt nichts Beeindruckenderes, kein Erlebnis ist faszinierender.
Den ersten Absatz finde ich einen guten Einstieg, macht neugierig!

Anmerkung: Ich finde die vielen Absätze unnötig, die hauen mich ein bisschen heraus.

Und es sprach sich herum, dass ihr Feinfühliges beim Sterben hinüber helfen die Todgeweihten mehr erfüllte, als meine Anwesenheit.
Da stimmt was nicht, grammatikalisch, oder? Liest sich auf jeden Fall holprig.
Und es sprach sich herum, dass die Sterbenden ihr Feingefühl mehr erfüllte, als meine Anwesenheit. fände ich besser

Während der gesamten Planungsphase befand ich mich im Zustand dieser Erregung.
Okay, jetzt weiß man, in welche Richtung die Geschichte geht. Ich kann nur für mich persönlich sprechen, aber ich hätte den Weg hier her etwas anders gestaltet - ich hätte mich zuerst ein bisschen mehr auf die Beweggründe des Prots konzentriert, hätte ihm irgendeine große Leere, eine Motivation gegeben, unbedingt Sterbende sehen zu wollen; dass die toten Gesichter Befriedigung bringen ist schon nicht schlecht, aber bisschen zu wenig, finde ich. Auch der Weg über den Notdiensthelfer hätte ich bisschen geschmeidiger begangen; wie wäre es, wenn der Vater des Prots mit 32 Jahren an einem plötzlichen Herzstillstand gestorben ist? Und der Prot ist jetzt 31einhalb und hat furchtbare Angst, plötzlich zu sterben. Gleichzeitig hat er diesen Job als Notarzthelfer und merkt plötzlich, dass es ihm eine tiefe innere Ruhe gibt, Tote zu sehen, das sind die einzige Augenblicke, wo er selbst keine Angst mehr vor dem Tod hat. Und so nimmt er noch den anderen Job ehrenamtlich an, um dieser Angst, plötzlich zu sterben, kurze Zeit zu entflüchten. Dann kommt diese blöde Kollegin und schnappt ihm seine Patienten weg, und er weiß keinen Ausweg, leidet unter der ständigen ANgst, die er nun nicht mehr so oft entgehen kann, und beschließt die Kollegin umzubringen. Das musst du natürlich nicht umsetzen, ich denke nur gerade ein bisschen rum und hoffe dir vllt ein paar Anregungen zu geben. :)

herbem Berliner Dialekt
berliner?

Ich hatte die ideale Stelle, dort gefunden,
kein Komma vor dort oder?

vermutlich hatte ihr noch klarer Verstand ihr befohlen, für die eigene Rettung zu sorgen.
Das liest sich nicht so schön, finde ich

Also ich finde deine Grundidee gut, diese, dass jemand auf irgendeine Art süchtig danach ist, Menschen im Augenblick des Sterbens zu sehen. Sowas habe ich noch nie gelesen, das macht neugierig. Du konzentrierst dich zu 2/3 oder so des Textes halt dann darauf, dass der Prot die Kollegin umbringen will und wie er/sie es anstellt; mhm. Mir hätte so was Psychologisches halt mehr getaugt, wir mich war das bisschen zu wenig, dass der Erzähler eine tiefe Ruhe spürt, wenn er andere beim Sterben sieht. Wieso? Da muss doch was in der Vergangenheit liegen, da muss es doch irgendetwas geben, dass das erklärt - das hätte mich brennend interessiert. Ich persönlich würde darauf die Geschichte aufbauen und das den meisten Platz geben - der Mord, gut, der kann klar kommen, aber viel interessanter finde ich die Beweggründe, weil diese halt schon sehr einzigartig sind, da ist niemand mit gebrochenem Herzen oder ein Psychopath oder ein Räuber oder Rache oder so, da hat jemand eine ganz skurrile Obsession, und die ist sehr interessant, die macht die Geschichte einzigartig, der Mord auf dem Floß, mhm, das bleibt nicht so bei den Lesern hängen, vermute ich jetzt mal, weil man sowas schon öfter gelesen hat. Aber die andere Idee, die, dass man süchtig nach Sterbenden ist, die ist klasse. Ich würde mich freuen, wenn du da was draus machen würdest, aber ist nur mein persönlicher Geschmack.
Hab's trotzdem nicht ungern gelesen, wegen dieser Idee eben!

Grüße

 

"Lilo, ich benötige diese Patienten dringend, weil ich süchtig nach den Augenblicken des Todes bin."

Nun, an sich kein Freund des Krimis hab ich die Geschichte dennoch als komödiantische Plauderei angesehen,

liebe Lakita,
aus dem ganz einfachen Grund, weil die Gattungsgänger Krimi ansonsten von der falschen Prämisse ausgehen, Verbrechen geschähen, um aufgedeckt/-geklärt zu werden. Ein Gutmensch muss die Gattung erfunden haben … Hinzu kommt, dass ich gar nicht erst in Gefahr komme, mich mit dem Personal zu identifizieren. So fand ich dann die vertrauliche Plauderei (ich behalt das Geständnis für mich, ehrlich, ich sag’s keinem weiter und reiß mich mal zusammen) seltsam und vor allem buchstäblich „schräg“ in der Absurdität der dargestellten „Neigung“. Hier – möglicherweise von andern schon aufgeführte – Schnitzer:

Zunächst ließe sich die Klammer durch einfaches Möbelrücken beseitigen, also statt

Ich wäre für ein paar Jahre gut mit der zusätzlichen Dosis, mit der mich das Hospiz versorgte, ausgekommen
besser
Ich wäre für ein paar Jahre gut mit der zusätzlichen Dosis [ausgekommen], mit der mich das Hospiz versorgte.
Hier sind Kommas eher entbehrlich
Und es sprach sich herum, dass ihr Feinfühliges beim Sterben hinüber helfen die Todgeweihten mehr erfüllte[…] als meine Anwesenheit.
Ich hatte die ideale Stelle[…] dort gefunden, wo ein …
Eines bringen wir hierhin
Das bohrte in mir[,] als verdrehten sich Muskelstränge in meinen Waden.
ein anderes hiero
in kornblumenblauen[,] schreckgeweiteten Augen
(Aufzählung)
Hier mein ich, mehr als Aussagen zu spüren: Ausrufe der Beglückung und Bewunderung
Wie leicht das ging. //
Was für ein beglückender Moment, sie so zu sehen. //
Respekt, was sie da noch an Kräften aufbrachte.
Dieser hatte Tage zuvor einer aufdringlich geschminkten Blondine mit herbem Berliner Dialekt ein Kanu verliehen gehabt.
Geht doch ohne zwotem haben …

Hier ließe sich ein Pronomen einsparen, denn wessen Verstand befahl da wem?

…, vermutlich hatte ihr noch klarer Verstand ihr befohlen …
& immer wieder einmal
Na, so was …

Ein kleiner Happen für den

Friedel,
der vorsorglich ein schönes Wochenende wünscht!

 

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