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Eine Hinrichtung
Die Männer führen mich vor das Gebäude. Ich soll erschossen werden.
“Wir werden die Augen verbinden”, sagt einer von ihnen. Ich lehne ab. Noch glaube ich, dass mich kein Mann erschießen wird. Ich habe den Typen immer gedient, wenn sie auf meinen Körper scharf waren. Und geil waren die Kerle schnell. Bewundert haben sie mich. Und angebetet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es von denen einer übers Herz brächte, meinen Körper zu verletzen.
Es sei denn, es wären Sadisten unter ihnen, Befehlsempfänger oder Geisteskranke.
Mehr als zehn Soldaten stehen vor mir mit Gewehren. Was kann ich noch tun? Arme und Beine sind gefesselt.
Wohin werden sie schießen? In den Kopf? Werde ich gleich tot sein? Ins Herz? Da würde ich noch ein paar Sekunden mit Schmerzen leben und den Tod kommen fühlen. Oder wollen mich diese Militaristen vorsätzlich verletzen. Hassen sie mich? Schießen sie in den Bauch, in die Eierstöcke, durch die Schulter und in die Brüste, damit ich langsam krepiere? In ein Knie, so dass ich falle? Könnte ich wie ein Huhn am Schock sterben? Oder werden sie alle daneben schießen? Aber nein, einer hat eine Platzpatrone und jeder wird mit reinem Gewissen auf mich feuern. Aber vielleicht entfernen Streifschüsse meine Fesseln.
Ich schaue den Typen in die Augen. So, wie ich sie angeschaut habe, bevor sie mich ficken durften. Der eine glotzt teilnahmslos und blöd mit hellblauem, fast weißem Gesicht. Steif steht er da. Der daneben blickt entsetzt aus schwarzen Kugeln. Sein Körper zittert leicht. Ich spüre, wie mein altes Make-up im Schweiß davon schwimmt. Dann einer mit grünen Augen, ich glaube, darin Geilheit lesen zu können. Die Gewehre halten sie noch neben sich. Das nächste, dunkle Augenpaar lässt kein Gefühl erkennen. Ich gebe es auf, individuelle Blicke zu mustern, und versuche, gleichzeitig in alle Gesichter zu blicken, um in die Gewissen zu dringen.
Sie legen an ... Ein Ruf aus dem Gebäude, Befehlsgeschrei. In Erwartung der Schüsse schlägt mein Herz noch schneller. Ich verstehe bereits nichts mehr. Aber dann lassen alle Männer die Waffen sinken und ihre Arme werden locker. Sie gehen ins Haus. Ich werde zurückgelassen. Der Staubgeruch der Luft kommt wieder zu mir. Kann ich mich freuen?
Ich atme langsamer. Jetzt kommen Frauen aus dem Gebäude.
Mit Gewehren.