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Der schwarze Mann im Regen

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18.12.2014
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Der schwarze Mann im Regen

Jeder hat doch Angst vor dem Schwarzen Mann. Das ist eine absolute Wahrheit und die kann niemand leugnen! Okay, ich gebe zu...ich verstehe gar nicht so richtig was absolute Wahrheit bedeuten soll. Ihr vielleicht? Na ja... ich jedenfalls hatte ziemlich Schiss vor ihm. Obwohl ich mir gar nicht so recht vorstellen konnte, wie er denn wohl aussah. Möglicherweise zwei Meter groß, breitschultrig, mit einem schwarzen Regenmantel, das Gesicht von einer Hutkrempe verborgen. Vielleicht aber auch wie ein ganz übles Monster, mit vielen Tentakeln, tausenden messerscharfen Zähnen und einer Strahlenpistole. Alle Aliens haben doch eine Strahlenpistole, oder etwa nicht?
Vielleicht, ja vielleicht verbirgt sich der Schwarze Mann aber auch in einem von uns und nicht jeder von dem du glaubst er sei dein Freund ist das auch. Erst letzte Woche habe ich da was echt gruseliges erlebt...

Ich wusste schon, dass es kein normaler Tag werden würde, als mein bester Freund Jam mich zum Spielen abholen wollte. Mom hatte die Wäsche hereingeholt und Dad seinen Platz im Liegestuhl auf der Terrasse aufgegeben, denn es regnete seit Stunden ununterbrochen. Deshalb war ich auch zuerst mehr als skeptisch. Aber Jam, dieser Spinner, muss dich nur eine Weile lang zutexten mit seinem freudig strahlenden Blick und den großen, begeisterten Gesten und du folgst ihm überallhin. So auch diesmal. Ich beschloss, meiner Mom lieber nicht zu sagen, dass ich mit Jam draußen spielen wollte und behauptete, wir würden mit dem erstbesten Bus zu ihm fahren. Stattdessen rannten wir, schon nach einer Minute nass bis auf die Knochen, zu Jason, einem Freund, der nur einige Blocks entfernt von mir wohnte. Bei strömendem Regen draußen spielen, das kann auch nur Kindern einfallen, das denken sie bestimmt. Ich finde wir dürfen das, wozu sind wir denn sonst Kinder. Zum Erwachsen sein haben wir noch genug Zeit.
Jason war das Gegenteil von Jam. Schwarze Haare, ein verschlafener Blick und alle Klamotten dunkel, das ließ ihn schon ein bisschen gruftig wirken. Aber wir mochten ihn und deshalb war uns das auch ziemlich egal, ehrlich.
Zu dritt rannten wir an die Grenze unseres Vorortes, das war eine kaum befahrene Nebenstraße. Als wir so am Rand dieser Straße standen, bemerkten wir, dass man kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. Wir sahen nur den schmalen Streifen Straße vor uns, alles andere war durch den Regen verdeckt.
Ich saß auf der Leitplanke und schniefte. Der Regen rann mir in ganzen Bächen das Gesicht herab, die Klamotten waren total durchnässt. Meinen Freunden ging es nicht besser. Ich sah zu Jam.
„Und jetzt? Warum wolltest du unbedingt draußen spielen? Das Wetter ist scheiße.“
Jam grinste. Ich kannte dieses Grinsen, es bedeutete, dass er einen Plan hatte.
„Wir spielen „Schwarzer Mann im Regen“.“
Ich runzelte die Stirn.
„Was soll das denn sein? Das klingt ziemlich....ja ziemlich bescheuert.“
Eine Art Funkeln trat in Jams Augen.
„Glaub mir, du wirst das nie vergessen. Es ist der Hammer. Aber nichts für Memmen.“
Erwischt. Mit dieser Ansage hatte er mich natürlich an der Angel. Jungs sind manchmal echt sehr leicht zu durchschauen.
Jam grinste mich an und hob die Hand.
„Es gibt nur ganz wenige Regeln. Regel Nummer 1: Man darf niemals sein Handy benutzen. Regel Nummer 2: Wer vom Schwarzen Mann erwischt wird, ist raus.“
„Warte, wer ist der Schwarze Mann?“
Jam sah mich an, als würde ich ihn etwas vollkommen realitätsfremdes fragen.
„Das weiß keiner. Sonst wäre das Spiel ja langweilig.“
„Aber wie..“
„Komm, wir fangen einfach an okay? Das Spiel geht eine halbe Stunde.“
Wir sahen beide zu Jason der uns zunickte, sich umdrehte und davon lief.
Jam wandte sich wieder mir zu und nickte.
„Okay, los geht’s. Viel Glück.“
Ein wenig unsicher was ich von dem Ganzen halten sollte, drehte ich mich ebenfalls um und lief einfach in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich hustete und betastete meine leicht erwärmte Stirn. Großartig, ich würde mir hier draußen sicher noch eine Lungenentzündung holen.
Gut, dass meine Jacke über eine Kapuze verfügte. Änderte leider nichts an meiner durchnässten Kleidung. Zudem war mir erst vor wenigen Minuten überhaupt die Idee gekommen, die Kapuze überzustreifen.
Nach zwei Minuten hatte die Straße immer noch kein Ende gefunden und ich lehnte mich genervt an die Leitplanke. Wie dieses komische Spiel funktionieren sollte, wusste ich nicht. Jam würde sich schon etwas dabei gedacht haben. Ich sah mich um, weit und breit nichts als Regen, Regen, Regen. Dann kam mir ein beunruhigender Gedanke. Wieso war immer noch weit und breit kein Haus zu sehen oder wenigstens die Konturen eines solchen? Ich konnte mich nicht erinnern, dass der Weg hierher so lang gewesen war. Und dennoch , das einzige was ich sah war die Straße. Ich zitterte ein wenig und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht. Als ich daran dachte, wie ich jetzt in meinem Zimmer hätte sitzen und Playstation zocken können, ärgerte ich mich ein wenig. Erneut hatte ich mich von Jam überreden lassen, etwas zu machen, auf das ich eigentlich gar keine große Lust hatte. Ich schüttelte meinen linken Fuß und stellte missmutig fest, dass meine Socken sich bereits mit Wasser vollgesogen hatten. Ich drehte mich um, um die anderen suchen zu gehen, dieser Mist ging bereits lange genug. Da hörte ich, wie ein Ast entzwei brach. Schlagartig drehte ich mich um, doch natürlich war weit und breit niemand. Seltsamerweise aber auch kein Ast. Betont cool spuckte ich aus und wandte mich wieder meinem Ziel zu. Ich verfluchte mich dafür, Jam geglaubt zu haben als er von großem Spaß schwärmte. Und ich schwor, ihm eine reinzuhauen.
Als das Geräusch ein zweites Mal ertönte, sich aber wieder nichts in meiner Nähe befand, dass es hätte verursachen können, war ich ein wenig beunruhigt. Dennoch beschloss ich, das Geräusch zu ignorieren als es ein drittes Mal erklang. Ich drehte mich nicht um und lief einfach etwas schneller. Zwei Sekunden lang hörte ich nur das Klatschen, wenn meine Füße auf dem Boden aufkamen. Dann erneut das Geräusch. Diesmal bereits nach nur zwei Minuten. Ich ging in einen schnellen Lauf über, bis zum nächsten Geräusch verging nicht einmal eine Minute. Dennoch weigerte ich mich, mich umzudrehen und rannte allmählich. Die Abstände wurden immer kürzer. Bereits eine Minute später ertönte das Geräusch alle paar Sekunden. Eine urtümliche Panik stieg in mir auf, der Drang mich umzudrehen wuchs. Ich blieb standhaft und spätestens jetzt raste ich durch den Regen, während das Krachen immer schneller und lauter wurde. Nicht umdrehen, bloß nicht umdrehen, immer wieder hämmerte ich mir diesen Gedanken in den Kopf. Als das Krachen direkt hinter mir ertönte blieb ich schlagartig stehen. Mein Herz raste und ich atmete schneller denn je.
Langsam, ganz langsam, drehte ich mich auf dem Absatz herum. Langsam...langsam...meine Augen gingen auf und zu, sie wusste genauso wenig wie ich, ob sie sehen wollten was da war. Dann fasste ich mir ein Herz und drehte mich ruckartig um.Und sah nichts. Nichts als eine verregnete Straße. Ich hustete und suchte vor mir vergeblich nach der Geräuschquelle. Ein Husten, das nicht mir gehörte, brachte mich dazu, mich nun in die andere Richtung umzudrehen. Und dann weiteten sich meine Augen, mein Mund öffnete sich und ich schrie um mein Leben.

Nur langsam konnten sich meine Augen an den Anblick vor mir gewöhnen. Jasons Leichnam lag vor mir auf der Straße, blutverschmiert und schmutzig. Ich sank auf die Knie und würgte mein Mittagessen hervor. Fassungslos berührte ich Jason...er war echt. Keine Einbildung. Was um alles in der Welt war hier nur geschehen?
Erneut ein Knacksen hinter mir. Ich drehte mich diesmal rasend schnell um, wieder war nichts hinter mir. Und das galt jetzt nochmal. Denn als ich mich Jason zuwenden wollte, war die Leiche verschwunden. Ich hustete, mein Puls stieg.
Gerade als ich weitergehen wollte, erklang ein Lied und ich gefror schlagartig zu Eis.
Wer...hat Angst vorm schwarzen Mann........
Ich zog mir die Kapuze noch tiefer ins Gesicht und rannte los.
Niemand? Und wenn ich komme?
Ich biss mir auf die Lippen und mein Rennen entwickelte sich zum Rasen.
Wenn ihr nicht zu mir kommt dann...renne ich.
Plötzlich ertönten Schritte hinter mir, die mindestens in meinem Tempo liefen, aber scheinbar immer näher und näher kamen. Ich fing an zu schreien und rannte noch schneller, in der Hoffnung meinen Verfolger abzuhängen, doch natürlich wurden auch die Schritte immer schneller. Jasons Leiche vor Augen schossen mir Tränen ins Gesicht, die ich hastig beiseite wischte. Wieso nur wollte diese Straße nicht enden? War ich vielleicht versehentlich in die falsche Richtung gelaufen? Dann blieb ich schlagartig stehen. Nur etwa 10 Meter vor mir zeichnete sich ein dunkler Schemen im Regen ab. Ich war unfähig umzudrehen und weiter zu rennen. Ich atmete nicht mehr schnell sondern fast gar nicht mehr. Langsam kam der Schwarze Mann näher und ich stand wie gelähmt da.
Hab dich.
Mein Tränenfluss versiegte, mit gebrochener Stimme stammelte ich vor mich hin.
„Bitte...b-bitte nicht...“
Und jetzt komme ich.
Erschöpft und verängstigt sank ich auf die Knie.
„Geh weg...bitte oh bitte..“
Hab dich.
Um zu sehen wer mich da verfolgt hatte, sah ich auf um meinem scheinbaren Jäger in die Augen zu sehen.
„Gefunden!“
Jam grinste mich an, die blonden Locken vom Regen an sein Gesicht geklebt.
Konnte das wirklich war sein? Hatte ich mich so in meine Angst hinein gesteigert?
„Scheiße, wie siehst du denn aus? Hast du geweint?“
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und nickte.
Jam lachte und klopfte mir auf die Schulter.
„Ich hab doch gesagt das Spiel ist nix für Memmen. Aber na ja du hast viel länger durchgehalten als Jason. Der hat sich gar nicht die Mühe gegeben zu entkommen.“
Ich hob eine Augenbraue.
„Wo ist er ?“
„Na ich hab ihn doch gekriegt und weil er nicht der Letzte war, hab ich ihn natürlich rausgeworfen.“
Langsam begannen wir, die Straße zurück zu laufen.
„Wie...rausgeworfen?“
„Na ja, ich hab ihn halt erledigt. Für immer.“
Ich starrte ihn ungläubig an.
„W-wirklich?“
Jam lachte leise und sah mich mit diesen Augen, die mich noch nie zuvor so verängstigt hatten, an.
„Natürlich nicht. Das war der Schwarze Mann.“
Jason kam am nächsten Tag nicht zur Schule. Und ich sah Jam von nun an mit anderen Augen..

 

Hallo Winterkind,

du gibst an, deine Geschichte sei für Kinder, eine Altersangabe wäre hilfreich. Als Kindergeschichte finde ich sie denkwürdig - dann eher für junge Erwachsene.

Die Einleitung ist für mich überflüssig, die braucht es nicht.
Und wenn du den Leser schon ansprichst und siezt, dann musst du das Sie auch großschreiben.

Ich habe so meine Bedenken, wenn ich deine Story lese. Einerseits ist das Setting sehr ländlich und dennoch kennt sich deine P. nicht wirklich aus. Der mittlere Teil gehört mMn gehört gekürzt, der ist langatmig.
Schön wäre es auch, wenn man das ungefähre Alter der Mitwirkenden erfahren würde und vielleicht ein bisschen, wie sie aussehen …
Ich würde mir die „Kinder“, die noch draußen spielen, gerne vorstellen können.
Ein paar Logikfehler sind mir aufgefallen. Wenn es schon lange in Strömen regnet und deine P. die Kapuze nicht aufhat, ist sie später, wenn es ihr einfällt, völlig durchnässt, im schlechtesten Fall mit Wasser gefüllt. Wenn du mit deiner Geschichte nicht ins Reich der Fantasie willst, kann die Leiche nicht so schwups verschwinden und der Mörder würde wahrscheinlich erwischt. Mich erinnert das ein ganz klein bisschen an den "Kinderdieb" von Brom. Das ist allerdings Horror und nicht für Kinder.

Ich meine auch, kein Mensch denkt von sich: Und dann weiteten sich meine Augen, mein Mund öffnete sich und ich schrie um mein Leben.

Hier, und an vielen anderen Stellen, wäre es besser du zeigst, was in der P. vorgeht, statt zu beschreiben, wie ihr Körper reagiert.
Auch die Unmengen Adjektive könntest du dir schenken, wenn du mehr zeigen als beschreiben würdest.

Noch was, die Dreipunktregelung besagt: Wenn ein Wort abbricht, z.B. Sch... dann die Punkte gleich anschließen, wenn ein Satz abbricht, z.B. Heute wollte ich doch … dann ein Leerzeichen und generell nie mehr als drei Punkte.

Das ist jetzt mein erster Eindruck. An sich gefällt mir die Idee zur Geschichte, an der Umsetzung könntest du arbeiten.

Liebe Grüße
Paloma

 

Danke für die Kritik :) Die Beschreibung habe ich in der Tat sehr vernachlässigt, weil ich selber mir die Kinder schon so gut vorstellen konnte..das war natürlich ein Fehler.
Was die verschwundene Leiche angeht nun ja..es sollte eine mysteriöse Geschichte sein, eine in der nicht ganz klar ist, was denn nun wirklich passiert ist. Vielleicht liegt Jason auch nur daheim und hat Grippe. Ich habe das wohl nicht so gut transportieren können, aber in etwa so war meine Intention. Die Kinder sind übrigens allesamt 13 Jahre alt.

 

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