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10 Millionen Blaue Tage

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18.12.2014
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10 Millionen Blaue Tage

Es war so ein langer, praktisch endloser Moment, in dem ich dieses Vögelchen auf meinem Finger anstarrte, das sich dort niedergelassen hatte, geflüchtet vor einem nahenden Regenschauer. Stundenlang stand ich da, während feine Tropfen meinen Körper herab liefen und sich unter mir mit der Erde vermengten, dem armen kleinen Ding in die Augen schauend. Es musterte mich eindringlich, legte den Kopf schief, hin und wieder schüttelte es seine Flügel um sich etwas zu trocknen. Ich wusste nicht, was dieser Vogel von mir wollte, warum er gerade auf meinem Finger gelandet war, es interessierte mich aber auch nicht. Nichts und niemand hinderte mich daran, hier Wochen, Monate oder gar Jahre zu stehen, nicht zu essen, nicht zu trinken, nicht zu schlafen. Mein Leben hatte in diesem Moment einen Sinn bekommen, der sich mir zuvor nie erschlossen hatte. Zu mir geflattert in Gestalt eines kleinen Vogels mit blauem Gefieder. Zu was das Leben doch fähig war, es erstaunte mich immer wieder. Wie es mir etwas von solcher Bedeutung gab, einfach so, aus heiterem Himmel. Ich schüttelte den Kopf und schniefte, die Kälte und die Nässe würden mir mit der Zeit vermutlich zu schaffen machen. Doch im Moment bedeutete sie nichts, ich stand nach wie vor einfach an Ort und Stelle und auch der Vogel schien nicht zu beabsichtigen, irgendetwas an dieser Situation zu ändern. Jedes Gefühl für die Zeit ging mir verloren, wie alt ich sein mochte oder wie lange ich hier bereits stand, es war mir nicht nur gleichgültig, sondern sogar längst entfallen, aus meinem Ereignishorizont verschwunden. Denn dieses Wissen benötigte ich nicht, um das zu tun, was ich auch für den Rest meines Lebens tun wollte. Auf einer menschenleeren Straße stehen, bedeckt von strömendem Regen, nichts als einen kleinen, unscheinbaren Vogel auf dem Finger.
Woher mochte dieser Vogel kommen? Wieso hatte er mich auserkoren, sein Freund zu sein? Ich würde es sicher nie erfahren, denn sprechen konnte er natürlich nicht.
Donnergrollen und zuckende Blitze trieben die Menschen in ihre Häuser und manches Tier in seinen Unterschlupf, doch ich blieb standhaft. Wie hätte ich so anmaßend sein und diesen Moment zerstören können, der so erfüllt war von einer allgewaltigen Stille und tiefer Zufriedenheit.. Der Vogel öffnete seinen Schnabel und piepste leise, ich lächelte und streichelte sein Gefieder. Unsere Blicke kreuzten sich nach wie vor, keiner war gewillt, diese Verbundenheit zwischen Mensch und Tier zu trennen, es wäre einem tiefen Verrat gleichgekommen.
Längst mochte meine Kleidung durchnässt sein, meine Haare sowieso und vielleicht schon bald mein ganzer Körper. Das zählte nicht für mich, solange ich nur spürte, wie die Tropfen mein Gesicht herab liefen wusste ich, dass alles unverändert war, so wie es eben sein sollte.
Doch dann, ehe ich auch nur verstand was geschah, breitete der Vogel seine Flügel aus, erhob sich in die Lüfte und ließ mich hinter sich.
Vollkommen verblüfft setzte ich mich auf den Bordstein. Er war vorbei, dieser unendlich lange Moment in meinem Leben, der nicht mehr als 10 Sekunden gedauert hatte.

 

Es war so ein langer, praktisch endloser Moment, in dem ich dieses Vögelchen auf meinem Finger anstarrte, das sich dort niedergelassen hatte, geflüchtet vor einem nahenden Regenschauer. Stundenlang stand ich da, während feine Tropfen meinen Körper herab liefen und sich unter mir mit der Erde vermengten, dem armen kleinen Ding in die Augen schauend.

Zwei sehr ungelenke, verwirrende Sätze. Ich dachte mir mehrmals: Wie ist das gemeint? Für einen Einstieg denkbar schlecht. Gerade bei so einem kurzen Text muss alles passen.

Perspektive: Das ist eine Nacherzählung. Der Teil, das Warum, das ist im Text nicht verankert, es wird aber auch nicht verschleiert oder mystifiziert. Das bleibt spekulativ. Gewitter und Vögelchen und tiefe Erkenntnis - aber warum und in was genau? Das verstehe ich nicht.

Gruss, Jimmy

 

Tja mit der Bedeutung ist es so eine Sache...es soll quasi ein eigentlich nach objektiven Maßstäben komplett bedeutungsloser Moment in einer verzerrten, endlos langen, scheinbar wichtigen Art und Weise dargestellt werden. Er nimmt diesen Moment als unendlich lange wahr, weil er sehr ergriffen ist von dieser an sich so schlichten Situation...ist über Vergänglichkeit und..hm ich bin nicht so gut darin, eigene Texte zu erklären.
Zu deiner ersten Anmerkung: Du hast Recht, das ist so eine Schwäche von mir. Viel zu lange Schachtelsätze...

 

Hallo Winterkind

Für mich funktioniert der Text leider auch nicht.

Mein Leben hatte in diesem Moment einen Sinn bekommen, der sich mir zuvor nie erschlossen hatte.

Ja, und welcher Sinn soll das sein? Was ist das für eine Person, die durch einen Vogel in solche existentialistischen Gedanken gestoßen wird? Was hat die davor erlebt?

Zu was das Leben doch fähig war, es erstaunte mich immer wieder. Wie es mir etwas von solcher Bedeutung gab, einfach so, aus heiterem Himmel.

Auch hier wieder, das ist doch, entschuldige dass ich es so direkt sage, einfach nur blabla. Mir als Leser erschließt sich diese Bedeutung nicht, weil ich über die Figur nichts weiß. Du hast da sicher ein viel besseres Bild vor Augen, aber es gelingt dir nicht, das in diesem Text zu transportieren. Stattdessen versteigst du dich in Floskeln "Sinn des Lebens" und "Bedeutung aus heiterem Himmel".

Ich empfehle dir, näher an die Figur ranzugehen. Diese eine Szene, das kannst du durchaus im Kontext einer längeren Geschichte bringen, vielleicht ist das auch ein schöner letzter Absatz. Aber davor müssen wir was über die Person erfahren. Vielleicht hat sie in letzter Zeit einen Verlust eines geliebten Menschen erlitten und assoziiert jetzt diesen Vogel mit diesem Menschen - irgendwie sowas. Dann wird die Szene greifbarer und fassbarer. So schwebt sie ein wenig allzusehr im luftleeren Raum.

Grüsse,
Schwups

 

Auch hier danke für die Kritiken, finde es schön, dass die Leute hier ehrlich sind (ohne bösartig zu werden). Auf anderen Sites dieser Art bekommt man meist nur Honig ums Maul geschmiert...
Bei dieser Geschichte hatte ich nie vor, mehr über die Personen einfließen zu lassen. Es ist eine Geschichte, die man entweder schön findet oder für geistloses Geblubber hält - beides ist meiner Meinung nach vollkommen okay.
Habe mir aber die Kritik dennoch mal zu Herzen genommen :)

 

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