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Nicht der Rede wert

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15.12.2014
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Nicht der Rede wert

Eines Morgens stapfte ich mal wieder die Treppe zur U-Bahn hinunter und stellte mich in die Reihe der anderen Wartenden. Links neben mir stand eine junge Frau, die vertieft auf ihrem Handy strich und tippte. Rechts ein Mann im Anzug. Dahinter stand die junge Mutter mit ihrem quengelnden Kleinkind an der Hand, wohl auf den Weg zur KITA - dort eine Gruppe Jugendlicher, die allesamt mundfaul und jeder für sich, auf ihren Handys daddelten. Ich selbst war geprellt von der viel zu kurzen Nacht und genervt vom grellen Licht. Besonders aber von dem Gedränge, wenn jemand anderes sich z. B. an mir vorbeischob oder die Frechheit besaß, sich direkt vor mich zu stellen. Eigentlich war es ganz ruhig. Nur das Genörgel des Kindes hallte ab und zu durch die Station. Die Mutter zischte ihrem Sohnemann hin und wieder etwas zu.

Dann durchbrach ein Geräusch die Stille. Das Kind verstummte. Zuerst noch weit weg kam das Klopfen, dieses regelmäßige Klacken, immer näher. Einige Köpfe drehten sich bereits in die Richtung des herannahenden Mannes. Auch ich sah ihn jetzt, diesen großen, blonden Mann mit seinem Rucksack, der sich recht zügig am Bahnsteig entlang „tastete“. Auffällig dabei, sein erhobenes Gesicht und der Stock mit dem er weit ausholend den Boden erkundete. Schon kam Bewegung in die Menge. Menschen wichen aus und verdrückten sich langsam aber sicher, in die zweite oder dritte Reihe. Die mit den Handys in den Händen strichen nach einem kurzen Blick auf dem Mann noch intensiver über ihr Display, einige, die ihr Handy noch in den Taschen hatten, zückten es spätestens jetzt. Der blinde Mann lief unterdessen unbeirrt weiter, orientierte sich jetzt an dem Kiosk, indem er seinen Stock gegen den Zeitungsständer dengelte. Dann blieb er stehen, mit dem Gesicht Richtung Gleis und wartete.
Die Bahn fuhr ein. Die Aussteigenden und Einsteigenden quetschten sich aneinander vorbei. Der Blinde "hangelte" sich klopfend mit dem Stock, an der Flanke des Wagens entlang. Abfahrbereit standen die Leute im Zug, hatten einen Sitzplatz oder einigermaßen guten Stehplatz ergattert und starrten zu Boden, zur Decke, aufs Handy oder in die Zeitung. Wartend auf den Mann, der jetzt auch endlich einstieg, sich den Platz an der Tür gesichert hatte und sich am Griff festhielt.

Einige Tage später, bekam ich in einer anderen U-Bahnstation die Gelegenheit etwas anderes für mich daraus zu machen. denn wieder schritt ein blinder Mann am Bahnsteig entlang an einem Pulk vorbei, die genauso reagierte wie Tage zuvor. Nämlich ängstlich und zögernd. Beim Einfahren des Zuges sprang ich tatsächlich über meinen Schatten und ging auf den Mann zu. Ich richtete meine Stimme an sein Ohr und fragte ihn:
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Der Mann nickte. Ich nahm ihn am Arm und führte ihn zur Tür.
Der Mann bedankte sich und ich entgegnete ihm:
„Nicht der Rede wert.“
Als eine Frau die Aktion bemerkte, unterstützte sie mich plötzlich, indem sie die andere Seite des Mannes ergriff und mit der ausgestreckten Hand versuchte, im Wagen etwas Platz zu machen. Aber das war gar nicht nötig, denn die allermeisten waren jetzt von selbst bemüht, dem blinden Mann Platz zu machen. Plötzlich sahen alle auf den Mann mit dem Stock. Sogar ein Sitzplatz wurde ihm angeboten. Das Herdenverhalten hatte eine Wendung genommen, weil jemand wie ich und die Frau anders reagierten als die Menge.
Als ich davon später den Kollegen und Bekannten erzählte, gab es dazu keinen Kommentar. Denn so etwas sei nichts Besonderes und selbstverständlich. So etwas ist einfach - Nicht der Rede wert. Da schämte ich mich.

 
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Servus Grobi,
du versuchst hier, eine Alltagsbegebenheit sozusagen ins Gleichnishafte zu überhöhen, als Gleichnis darzustellen für die Lieblosigkeit und Wegschau-Mentalität der Menschen. Leider funktioniert der Text nicht für mich. Dieses kollektive Wegschauen mag zwar wirklich stattfinden, aber in dermaßen konsequenter Form habe ich es noch nicht einmal hier in Wien erlebt. Und das heißt einiges.
Du versuchst mit dem Text eine Message rüberzubringen und konstruierst dir dazu eine Wirklichkeit, die es meiner Meinung nach so nicht gibt, und durch diese Übertreibung hat die Geschichte keinerlei Glaubwürdigkeit für mich. Entsprechend wenig hat sie mich berührt. Und so sattsam bekannte Phänomene wie der allgegenwärtige Handy/Smartphon/was auch immer-Wahnsinn wäre mir persönlich ehrlich gesagt keine einzige Zeile wert.

Sprachlich ist der Text soweit in Ordnung, allerdings stecken noch viele Fehler drin:

Noch total verschlafen stiefelte ich die Treppe zur U-Bahn herunter
Das geht so nicht.
Entweder stiefelt er die Treppe runter oder hinunter. Herunter könnte er die Treppe nur stiefeln, wenn er schon unten wäre, was wiederum eine klassische Contradictio in adiecto wäre.

Links neben mir eine junge [Komma] blondes [blonde] Frau, die im Kosmos ihres Handy´s [Handys} vertieft war.

… dort eine Gruppe Jugendlicher [Komma] die allesamt sprachfaul in ihren Handy s [Handys] daddelten.

einige [Komma] die ihr Handy noch in den Taschen hatten [Komma] zückten es spätestens jetzt.

orientierte sich jetzt an den [dem] Kiosk,

Da mich beim ersten mal [Mal]

… nahm ich mir vor [Komma] jetzt etwas total Verrücktes zu tun.

Der Mann bedanke [bedankte] sich

und mit der ausgestreckten Hand versuchte [Komma] im Wagen etwas Platz zu machen.

dem Blinden [blinden] Mann Platz zu machen.

weil jemand wie ich, [kein Komma] anders reagierte als zuvor.

offshore

 
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Hallo offshore,

oha, da hab ich wohl (für dich) echt Mist geschrieben und stark übertrieben. Ist wohl meiner Wahrnehmung geschuldet. Ich sehe aber trotzdem Handlungsbedarf, jemand blinden zumindest zu fragen ob er Hilfe benötigt. Das macht tatsächlich nicht jede(r). ;-)
Aber danke dir trotzdem für die Zeit die du dir genommen hast, die ehrliche Kritik und die Verbesserungen. Ich übe ja auch noch..;-)

Hallo Leafgreen,

danke dir für das eine oder andere Lob, welches mich weiter motiviert. Aber natürlich auch für die aufwendige Kritik. Habe ich mir zu Herzen genommen und mache mich gleich an die Verbesserungen.

LG
Grobi

 

Hallo Grobi,

( ... ) die vertieft auf ihrem Handy strich und tippte.
Vom Fachausdruck her falsch. Müsste Smartphone heißen, auf Handys kann man nicht "streichen".

Die mit den Handys in den Händen strichen nach einem kurzen Blick auf dem Mann noch intensiver über ihr Display, einige, die ihr Handy noch in den Taschen hatten, zückten es spätestens jetzt.
Nochmals derselbe Fehler.

Der blinde Mann ( ... )

Der Ausdruck "Der blinde Mann" kommt zu plötzlich. Klar, wir wissen, wenn jemand mit einem solchen Stock den Boden "entlangfühlt" wird er stark sehbehindert oder eben blind sein, aber du solltest dies beschreiben, nicht feststellen.

( ... )
Einige Tage später, bekam ich in einer anderen U-Bahnstation die Gelegenheit etwas anderes für mich daraus zu machen.
Für mich irgendwie mit der Tür ins Haus gefallen. Was war bisher geschehen und was wird jetzt anders gemacht? Mir fehlt die Bindung zwischen dem ersten und dem zweiten Teil.

( ... )
Als ich davon später den Kollegen und Bekannten erzählte, gab es dazu keinen Kommentar. Denn so etwas sei nichts Besonderes und selbstverständlich. So etwas ist einfach - Nicht der Rede wert. Da schämte ich mich.
Das widerspricht sich. Erst gibt es keinen Kommentar und dann ist das nichts Besonderes, also doch ein Kommentar!?

Okay Grobi, insgesamt ist mir klar, was du ausdrücken möchtest. Nicht ganz verkehrt und die Aussage an sich mag ich schon. Es fehlt aber am Inhalt und am Aufbau. Letztlich fehlt es an Spannung. Mach weiter, arbeite dran, das wird schon.

 

Hey Freegazer,

danke dir für dir gute Kritik. Kann ich nachvollziehen. Ich werde mich im nächsten Jahr nochmal daran machen. Besonders inhaltlich habe ich gemerkt, fehlt da ein ganzes Stück an Substanz...Wünsche dir einen guten Rutsch..
Gruß Grobi

 

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