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Die Rasur

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29.11.2014
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Die Rasur

„Was tun Sie denn da?“
„Ich rasiere mich“, entgegnete der Mann.
„So hören Sie doch auf damit, Sie tun sich ja weh.“
„Stören Sie mich bitte nicht, gnädiger Herr, mein Vorhaben ist von grosser Wichtigkeit.“
„Was soll denn dieser Unfug? Jetzt legen Sie die Klinge weg! Sie bringen sich ja noch um!“
Grosse Teile der Haut an den Wangen der Person hingen in grausigen Fetzen herunter. Das Hemd über der Brust war vom heruntersickernden Blut befleckt. Trotzdem hörte er nicht auf, sich zu rasieren. Im Gegenteil: Mit entschlossener Miene fuhr der Mann fort, sich mit der Rasierklinge kräftig die wunde Haut abzuschaben.
„Sehen Sie wie ernst und wichtig mir die Rasur ist? Man darf sie nicht vernachlässigen. Meinen Sie nicht? Die Haare müssen alle ab! Kein einziges Härchen darf übrig bleiben.“
„Aber es sind doch keine Haare mehr da, besinnen Sie sich doch, ich bitte Sie, sonst muss ich Ihnen das Messer wegnehmen!“
„Werter Herr, Haare können durchaus klein, ja geradezu winzig sein. Haben Sie das denn nicht gewusst? Man denkt, es sind keine mehr da, und doch steht ein einzelnes Haar trotzig da und macht die ganze Rasur zunichte. Besonders die hellen Haare sind mit dem blossen Auge nur sehr schwer zu erkennen. Man muss die Augen ganz schön zusammenkneifen um diese Schlingel zu sehen. Und das Schlimmste ist, dass sie ständig nachwachsen! Technisch gesehen sollte man also niemals, unter keinen Umständen mit der Rasur aufhören!“
Mit grossen Hieben stiess er sich die Rasierklinge in die Wangen. Er grinste sein Gegenüber an, als wollte er ihn provozieren. So als würde er auf etwas warten…
„Sie haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Bei allem Respekt, was reden Sie für einen Unsinn.“
„Meinen Sie, dass ich Unsinn rede? Nun, vielleicht haben Sie recht... Das spielt jedoch keine Rolle, denn ich werde bald ein glattrasiertes und somit völlig haarloses Gesicht haben. Kein verfluchtes Haar, und sei es noch so winzig, wird mehr übrig sein... Stellen Sie sich das mal vor!“
Er deutete mit dem Rasiermesser auf seines Gesprächpartners Hände, so als hätte er im Sinn, ihm die Klinge zu geben.
„Sie gehören ins Irrenhaus, krank sind Sie, völlig krank!“, schrie sein Gegenüber entsetzt und wich panikartig einige Schritte zurück. Der Griff des Rasiermessers war von einer Blutkruste überzogen und es tropfte von der Klinge, welche schon lange stumpf geworden war, Blut zu Boden.
Da sprang ihm der Rasierende entgegen und beugte sich so weit vor, bis dem verängstigten Mann der metallene, beissende Geruch des Blutes in die Nase kroch.
„Ach, bin ich das? Sind Sie sich da sicher? Meines Erachtens handelt es sich hier um eine reine Ansichtssache“, raunte ihm der mittlerweile schwer verletzte Mann zu.
Jetzt streckte er ihm das Rasiermesser in der offenen Hand langsam entgegen, als wollte er es ihm als Geschenk überreichen. Der völlig bleich gewordene Mann machte noch einen weiteren Satz zurück. Da holte sein Gegenüber aus, bevor er sich mit dem Rasiermesser kurzerhand die Kehle durchschnitt. Röchelnd sank er zu Boden. Erst jetzt erwachte der angsterfüllte Mann aus seiner Starre und kniete sich zu dem Verletzten nieder. Dieser blickte ihn an und flüsterte: „Ruhig mehr Mut zur Tat, mein Herr. Die Welt gehört den Handelnden.“
Da stand der Andere auf und verliess den Sterbenden. Er machte sich auf den Heimweg, welchen er jedoch kurz unterbrach, um Rasierschaum zu kaufen.

 

Hallo AlexK,

mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Man ist direkt im Geschehen drin und möchte weiterlesen.

„Sie gehören ins Irrenhaus, krank sind Sie, völlig krank!“, schrie der Mann entsetzt und wich fluchtartig einige Schritte zurück. [...]
„Ach, bin ich das? Sind Sie sich da sicher? Meines Erachtens handelt es sich hier um eine reine Ansichtssache“, raunte ihm der verletze Mann zu.
Diese Textstelle finde ich klasse. Es ist in der Tat Ansichtssache, was irre ist und was nicht. Das kann jeder für sich selbst entscheiden. Obwohl man zugeben muss, dass die Rasur tatsächlich einen Lauf nimmt, den man nur schwer nicht als irre bezeichnen könnte. :D

Dieser blickte ihn an und flüsterte: „Ruhig mehr Mut zur Tat, mein Herr. Die Welt gehört den Handelnden.“
Da stand der Andere auf und verliess den Sterbenden. Er machte sich auf den Heimweg, welchen er jedoch kurz unterbrach, um Rasierschaum zu kaufen.

Sehr gelungenes Ende, das absolut zum Nachdenken anregt und viel Freiraum für Interpretationen lässt.

Auch den Titel finde ich sehr, sehr interessant. Würdest du vielleicht erklären, was genau du dir dabei gedacht hast? Das würde ich sehr gerne wissen. :)

Liebe Grüße, Owly

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo AlexK,
erstmal Glückwunsch zu deinem Titel. Der hat meine Aufmerksamkeit schnell geweckt und ist mehr als passend. Deine Geschichte ist wirklich sehr kafkaesk. Und zum Schluss wusste ich, wie bei Kafkas selbst, auch nicht so wirklich was ich nun vom Ganzen halten soll. Seltsam, schräg, viel Raum für Interpretation.

Besonders die Stimme des Rasierenden hast du durch deine Dialoge meiner Meinung nach sehr gut getroffen.

„Werter Herr, Haare können durchaus klein, ja geradezu winzig sein. Haben Sie das denn nicht gewusst? Man denkt, es sind keine mehr da, und doch steht ein einzelnes Haar trotzig da und macht die ganze Rasur zunichte. Besonders die hellen Haare sind mit dem blossen Auge nur sehr schwer zu erkennen. Man muss die Augen ganz schön zusammenkneifen um diese Schlingel zu sehen. Und das Schlimmste ist, dass Sie ständig nachwachsen! Technisch gesehen sollte man also niemals, unter keinen Umständen mit der Rasur aufhören!“

„Ruhig mehr Mut zur Tat, mein Herr. Die Welt gehört den Handelnden.“

Sehr gut. Da brauchts gar keine weiteren Umschreibungen um ein relativ klares Bild in meinem Kopf entstehen zu lassen.

Was mich persönlich gestört hat, ist die teilweise unklare Trennung zwischen den beiden Handelnden.

„Sie gehören ins Irrenhaus, krank sind Sie, völlig krank!“, schrie der Mann entsetzt und wich fluchtartig einige Schritte zurück.

„Ach, bin ich das? Sind Sie sich da sicher? Meines Erachtens handelt es sich hier um eine reine Ansichtssache“, raunte ihm der verletze Mann zu.

Ist klar, dass der Gesprächspartner hier primär reagiert und nicht unbedingt einen Namen braucht, genau wie der Rasierende auch. Beide sind lediglich namenlose Herren aber im Text werden beide kurz hintereinander als "der Mann" bezeichnet, vielleicht solltest du da etwas deutlicher trennen und den jeweiligen Figuren spezifischere Bezeichnungen zuteilen.

Das Ende ist sehr offen, was es wieder recht stark an Kafka erinnern lässt. Insgesamt eine gute Idee und eine schön verpackte Hommage. Würde gerne mehr von dir lesen, besonders einen Text, der eine stärkere "eigene" Stimme hat.

Gruß, Knoboter

 

Hallo AlexK,

mir hat deine Gesichte sehr viel Spaß gemacht, der Titel hat mich gleich hineingezogen und sich schließlich auch als schlüssig erwiesen.

Aber trotzdem möchte ich an ein paar klitzkleinen Kleinigkeiten rummäkeln. Das durchgehend fehlende "scharfe S" (ß) scheint dem Schweizer Tastaturlayout geschuldet zu sein, nehme ich an!?


„Ich rasiere mich[.]“, entgegnete ein Mann mit freundlichem Lächeln, ...
Punkt ist verzichtbar.


„Stören Sie mich bitte nicht, gnädiger Herr, mein Vorhaben ist von grosser Wichtigkeit.“
Gefällt mir sehr, erinnert mich spontan etwas an Edgar Allan Poe.


Im Gegenteil: Mit entschlossener Miene fuhr der Mann fort[KOMMA] sich mit der Rasierklinge kräftig die wunde Haut abzuschaben.
Ich denke, hier fehlt ein Komma.


„Werter Herr, Haare können durchaus klein, ja geradezu winzig sein. Haben Sie das denn nicht gewusst? Man denkt, es sind keine mehr da, und doch steht ein einzelnes Haar trotzig da und macht die ganze Rasur zunichte.
Ich liebe es!


Technisch gesehen sollte man also niemals, unter keinen Umständen[KOMMA] mit der Rasur aufhören!“
Ich meine, auch hier ein Komma zu vermissen, aber da gibt es hier im Forum bessere Spezialisten als mich.


So als würde er auf etwas warten...
Nun, vielleicht haben Sie recht...
wird mehr übrig sein...
Leerzeichen vor und nach den drei Fortführungspunkten


schrie der Mann entsetzt und wich fluchtartig einige Schritte zurück.
"fluchtartig" impliziert eher ein Davonlaufen als nur ein Zurückweichen, deshalb scheint mir das Wort hier etwas unpassend.


Der Griff des Rasiermessers war von einer Blutkruste überzogen und es tropfte von der Klinge, welche schon lange stumpf geworden ist[war], Blut zu Boden.
Hier holperte es ein wenig für mich:
1. Eingetrocknetes, verkrustetes Blut ("Blutkruste") kann nicht tropfen
2. welche schon lange stumpf geworden war: hier ist m. E. Plusquamperfekt angezeigt


Also, wie gesagt, nur ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind.

Viel Spaß noch beim Schreiben
oisisaus

 

Hi AlexK, das "K" im Nick, den "Kafka" im Titel. Das Ritzen der Haut, da denkt man unwillkürlich an Kafkas "In der Strafkolonie".

Hat mir sehr gut gefallen, stark!

Die Rubrik "Seltsam" passt. Nachdenklich machend, gut zu lesen.

Einziger Minuspunkt, oben bereits erwähnt: Die Handelnden kann man an manchen Stellen nicht immer auf den ersten Blick auseinanderhalten. Vielleicht solltest du da nochmal dran arbeiten.

Ansonsten: Für mich perfekt, danke!

Gruß, Freegrazer

 

Hi Alex,

ach, ich weiß nicht. Ja, das ist flüssig geschrieben und da passiert auch bisschen was, die Idee mit dem nie-zu-rasieren-aufhören ist nicht schlecht, da gibt's viel Blut, aber für mich ist das nicht mehr als eine leicht effekthascherische Szene. Wieso bringt sich der Typ um? Wieso hat er diesen krassen Tick, sich rasieren zu müssen? Wieso macht der andere nichts, um ihn zu helfen, wieso holt er sich Rasierschaum? Das sind alles Dinge, die interessant wären, die man klären könnte, woraus man eine echte Geschichte spinnen könnte. Ja, manche verstehen diese Länge als Kurzgeschichte, sorry, aber für mich ist das halt bloß eine Szene.
Und dieses auf Kafka beziehen; ich weiß auch nicht. Ich möchte dir da echt nicht zu viel reinreden, wenn du das gut findest, kannst du das ja gerne machen und hier veröffentlichen, ich möchte da nicht unfreundlich sein, der Text hier wirkt halt wie eine nette kleine Übung, aber mach doch mal was eigenes, versuche, deine eigene Sprache zu finden, versuche, deine eigenen Themen zu finden, über etwas zu schreiben, was dich interessiert, und niemanden nachzueifern, irgendwie zieht Kafka immer Leute an, die dann genauso und über genau die Sachen schreiben wollen, wie er. Jemanden kopieren zu wollen, ich weiß nicht, hey, du hast bestimmt Potential, mach dein Ding weiter, aber versuch doch mal, deine eigene Sprache, Themen zu finden. Das mag vielleicht neunmalklug wirken, und wenn du magst, kipp meine Ratschläge in die Tonne, aber so sehe ich das irgendwie.

Grüße dich und noch viel Spaß hier,
zigga

 

Hallo AlexK,
ich habe deine Geschichte direkt 2 x gelesen, weil sie so unglaublich ist.
Spannung ist sofort da, sureal und absurd geht es weiter.
Ich habe mich nur geärgert, dass die Story schon so schnell zu Ende war.
Mehr davon!

Grüße, Karatscho

 

Hallo AlexK

Die absurde Abhandlung liest sich wirklich gelungen. Nicht sinnstiftend, doch von einer steigernden seltsamen Logik, die in der Schlusshandlung jedoch überdreht. Ein glatter Schnitt anstelle des Stechens – ein Rasiermesser ist als Stichwaffe völlig ungeeignet -, wäre die natürlichere Steigerungsform, dem Haarwuchs im Gesicht endgültig Paroli zu bieten.

Im Aufbau ist eine Nähe zu Kafkas Schreibstil, etwa in dessen kurzem Prosastück »Der Kampf der Hände«, mir gegeben. In seinen Romanen zeichnete er zuweilen kurze Szenen, die dem von Dir vorgelegten Stück an Düster-heiterem nicht nachstehen. So ist die Inspiration durch Kafka, welche Dich leitete, schon offensichtlich.

Ungeschickt finde ich hingegen die Titelwahl, da sie sich effektheischend anbietet. Wäre Kafka selbst die Rolle zuzuordnen, à la bonne heure, wäre es u. U. denkbar gewesen. So aber wäre seine Namensnennung in einem Nachwort angeführt eleganter, hätte das Ganze als kleine Hommage ausstaffieren lassen. Interessant wäre es jedoch gewesen, dem Leser zu überlassen die Parallele zu finden.

Noch ein paar Anmerkungen zum Inhalt, dessen Schliff sich noch steigern liesse:

Das Hemd über der Brust war schon völlig vom heruntersickernden Blut durchtränkt, was die Person jedoch keineswegs davon abhielt, mit der Rasur weiterzumachen.

Da das Stück durch eine stark überzeichnende Handlung seine Wirkung entfaltet, bräuchte es hier keine extreme Forcierung. Mit dem Weglassen der ersten beiden markierten Worte, und beim Dritten einer Abschwächung zum Realen hin, würde es meiner Meinung nach gewinnen.

„Aber es sind doch keine Haare mehr da, jetzt besinnen Sie sich doch, Ich [ich] bitte Sie, sonst muss ich Ihnen das Rasiermesser aus der Hand reissen!“

Und das Schlimmste ist, dass Sie [sie] ständig nachwachsen!

Mit grossen Hieben stach er sich die Rasierklinge in die Wangen.

Hier schien mir stiess die treffendere Wortwahl.

„Sie gehören ins Irrenhaus, krank sind Sie, völlig krank!“, schrie der Mann entsetzt und wich fluchtartig einige Schritte zurück.

Klangvoller dünkte es mich in zwei Sätzen, einer kleinen Umstellung sowie einem andern Ausdruck: „Sie gehören ins Irrenhaus. Sie sind krank, völlig krank!“, schrie der Mann entsetzt und wich panikartig einige Schritte zurück.

… bis dem verängstigten Mann der metallene, benebelnde Geruch des Blutes in die Nase kroch.

Der Aldehyd im Blut hat einen metallischen und unangenehmen Geschmack. Benebeln aber, vermöchte es wohl höchstens einen Vampir. :D

Ob das Prosastück Kafka gerecht wird, mag ich nicht beurteilen. Ein eigentlicher Vergleich müsste auch an der Kürze des vorgelegten Textes scheitern. So mancher Schüler musste sich an Kafka schon üben, eine hochgesetzte Messlatte, deren Erreichung nicht das Ziel sein kann, mehr denn ein Anreiz, einst vielleicht auch an nahezu ebenbürtigen Leistungen gemessen zu werden.

Auch wenn ich etwas am Lack des Erzähltem kratzte, war es mir ungeschmälert ein wunderlich angenehmes Lesevergnügen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo AlexK!
Je kürzer eine Geschichte, umso perfekter muss sie sein. Kafka hat das in vielen seiner Geschichten geschafft.
Du bist noch nicht so weit, aber auf einem Weg dazu, wenn du ihn überhaupt gehen willst.

„Was tun Sie denn da?“
„Ich rasiere mich.“, entgegnete ein Mann mit freundlichem Lächeln, während er mit seiner Rasur beschäftigt war.
Alles wunderbar, nur ab während geht es daneben. Nach dem "Während" müsste ein Verb kommen.
„So hören Sie doch auf damit, Sie tun sich ja weh.“
„Stören Sie mich bitte nicht, gnädiger Herr, mein Vorhaben ist von grosser Wichtigkeit.“
„Was soll denn dieser Unfug? Jetzt legen Sie die Klinge weg! Sie bringen sich ja noch um!“
Sehr gut dieser Abschnitt.
Und in der Tat
Streichen
Große Teile der Haut an den Wangen der Person hingen in fürchterlich anzuschauenden Fetzen herunter.
Das "fürchterlich anzuschauenden" stört gewaltig.
Das Hemd über der Brust war schon [völlig, streichen] vom [heruntersickernden, streichen] Blut durchtränkt, was die Person [zu holprig] jedoch keineswegs davon abhielt, mit der Rasur weiterzumachen.
Lösung:
Trotzdem machte er mit der Rasur weiter.
Kräftig fuhr der Mann fortKOMMA sich mit der Rasierklinge kräftig die wunde Haut abzuschaben.
„Sehen Sie wie ernst und wichtig mir die Rasur ist? Man darf sie nicht vernachlässigen. Meinen Sie nicht? Die Haare müssen alle ab! Kein einziges Härchen darf übrig bleiben.“
Hier fehlt die Begründung.
„Aber es sind doch keine Haare mehr da, [jetzt, streichen], besinnen Sie sich doch, ich bitte Sie!"
Ich hoffe, gezeigt zu haben, wie ich noch Überflüssiges streichen würde, um ganz perfekt zu werden.
Tatsächlich verliert die Geschichte, weil sie keine Begründung der Tat gibt. Das kann aber noch kommen.
Sonst sehr schön, könnte besser sein.
Fröhlichst
Wilhelm Berliner

 

Manuela K.

Aber bitte mit scharfem ß. :)

Ursprünglich hatte ich stiess auch mit ß vorgeschlagen, doch da mir die Vermutung aufkam, dass AlexK ein Schweizer ist – im Stück vermied er tunlichst Wörter, die dies offenlegen würden -, änderte ich dies im letzten Moment noch ins Schweizerische Hochdeutsch. ;)

 

Hallo AlexK,

nicht jede Geschichte, die ansatzweise kafkaesk anmutet, braucht einen Fingerzeig auf Kafka, geschweige denn im Titel. Tatsächlich gefällt mir das Unbestimmte, dieses Irre, die verquere Logik, der schließlich auch der Widerpart anheim fällt. Freilich rasiert sich da nicht bloß irgendjemand zu Tode, nein, viel mehr führt die Auseinandersetzung mit Eigenheiten, die einem störend oder hässlich scheinen, zur vollkommenen Destruktion. Gefällt mir dieses Härchen nicht, gefällt mir auch jenes Muttermal nicht, und was verbirgt sich hinter dem Ohrläppchen, das stückweise Abtragen der Schichten, von denen sich der Protagonist lösen will, führt schnurstracks in Selbstauflösung. Die Frage, warum der andere nicht helfend einschreitet, beantwortest du: er verfällt dem selben Wahn und Wunsch, was zwischen den letzten Zeilen wie Schaum hervorquillt. Hier finde ich gut, dass du nicht sagst, dass er sich auch das Gesicht, sich selbst aus dem Leben schabt, sondern bei der Andeutung bleibst.

Sprachlich kann ich Wilhelm Berliner nur beipflichten: weiter reduzieren und Überflüssiges streichen. Es ist zwar ein ausgesprochen kurzes Stück, aber irgendwie wiederholt sich das Gesagte ständig, das Neue und Entscheidende ertrinkt darin bisweilen.

Beste Grüße
markus.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Alle :D

Vielen lieben Dank für eure Kommentare und dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Geschichte zu lesen.

Mit dem Titel bin ich inzwischen selber unzufrieden, da ich eigentlich bloss die kafkaeske Grundstimmung der Geschichte ankündigen wollte nun aber sehe, dass der Titel schon sehr nach Aufmerksamkeit schreit.

Auch an dem Kritikpunkt, dass man die Handelnden nur schwer auseinander halten kann, werde ich noch arbeiten.

Was das scharfe ß angeht, wurde von euch richtig vermutet, dass ich aus der Schweiz bin.

Ich werde noch gerne auf paar weitere Punkte eingehen:

Hier holperte es ein wenig für mich:
1. Eingetrocknetes, verkrustetes Blut ("Blutkruste") kann nicht tropfen
2. welche schon lange stumpf geworden war: hier ist m. E. Plusquamperfekt angezeigt

Zu 1. Das vertrocknete Blut befindet sich am Griff des Rasiermessers. Tropfen tut das Blut von der Klinge selbst.
Zu 2. Da stimme ich dir zu.

Hi @AlexK, das "K" im Nick
Das "K" im Nick hat nix mit Kafka am Hut, sondern mit meinem eigenen Nachnamen :D


Ja, manche verstehen diese Länge als Kurzgeschichte, sorry, aber für mich ist das halt bloß eine Szene.
Das ist genau genommen auch bloss 'ne Szene. Verstehe jedoch nicht, was daran zu bemängeln wäre, finde nicht, dass immer alles ausdrücklich erklärt und in sich abgeschlossen sein muss.


aber mach doch mal was eigenes, versuche, deine eigene Sprache zu finden, versuche, deine eigenen Themen zu finden, über etwas zu schreiben, was dich interessiert, und niemanden nachzueifern
Jetzt sei doch nicht so mein Lieber. Das sollte ursprünglich keine Hommage an Herrn Kafka werden und nachdem ich die Geschichte geschrieben habe, habe ich sie mii dem Titel (was zugegebenermassen etwas plump ist) zu einer solchen Hommage gemacht. Ich habe ein Faible für das Absurde, dies wird sich jedoch auch noch in anderen Geschichten zeigen, welche nicht an Kafka denken lassen.

ich habe deine Geschichte direkt 2 x gelesen, weil sie so unglaublich ist.
Spannung ist sofort da, sureal und absurd geht es weiter.
Ich habe mich nur geärgert, dass die Story schon so schnell zu Ende war.
Mehr davon!
Vielen Dank für die Blumen!


Da das Stück durch eine stark überzeichnende Handlung seine Wirkung entfaltet, bräuchte es hier keine extreme Forcierung. Mit dem Weglassen der ersten beiden markierten Worte, und beim Dritten einer Abschwächung zum Realen hin, würde es meiner Meinung nach gewinnen.
Da stimme ich dir vollkommen zu! Das werde ich ändern.


Ich hoffe, gezeigt zu haben, wie ich noch Überflüssiges streichen würde, um ganz perfekt zu werden.
Danke, werde ich berücksichtigen.


Freilich rasiert sich da nicht bloß irgendjemand zu Tode, nein, viel mehr führt die Auseinandersetzung mit Eigenheiten, die einem störend oder hässlich scheinen, zur vollkommenen Destruktion. Gefällt mir dieses Härchen nicht, gefällt mir auch jenes Muttermal nicht, und was verbirgt sich hinter dem Ohrläppchen, das stückweise Abtragen der Schichten, von denen sich der Protagonist lösen will, führt schnurstracks in Selbstauflösung. Die Frage, warum der andere nicht helfend einschreitet, beantwortest du: er verfällt dem selben Wahn und Wunsch, was zwischen den letzten Zeilen wie Schaum hervorquillt. Hier finde ich gut, dass du nicht sagst, dass er sich auch das Gesicht, sich selbst aus dem Leben schabt, sondern bei der Andeutung bleibst.

Einen besseren Leser als dich kann ich mir nicht wünschen ;)


Nochmals vielen Dank an euch alle! Werde eure Kritiken berücksichtigen! Bei meiner nächsten Geschichte werde ich mehr an einem passenden Titel feilen!

Liebe Grüsse
Alex

 
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Weiss jemand von euch wie und ob man den Titel noch ändern kann?

 

Änderungen am Titel können nur Moderatoren vornehmen. Wende Dich per PN an einen der Moderatoren und bitte ihn/sie, einen Deinen Angaben entsprechend neuen Titel zu setzen.

 

Änderungen am Titel können nur Moderatoren vornehmen. Wende Dich per PN an einen der Moderatoren und bitte ihn/sie, einen Deinen Angaben entsprechend neuen Titel zu setzen.

Vielen Dank!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo AlexK,

ich kann mich leider den Lobgesängen der anderen Kommentatoren nicht anschließen. Mir hat die Story nicht gefallen. Eine möglichst abstruse Geschichte ohne Sinn und in altertümlicher Sprache - mir kommt das alles zu gewollt "kafkaesk" vor. Meine Ablehnung mag aber auch daran liegen, dass ich schon zu Schulzeiten Kafka weder verstanden, noch gemocht habe.
Was bewegt "diese Person", diesen namenlosen, uncharakterisierten Menschen dazu, so zu handeln? Wir erfahren praktisch nichts über ihn. Wir erfahren auch nichts über den Schauplatz und wir erfahren auch nichts über die zweite Hauptperson.
Die Story ist wie eine herausgerissene Szene aus einer Geschichte, die hier völlig isoliert im Raum steht. Die Geschichte, die dahinter steht, kennen wir leider nicht.

Sprachlich gesehen, finde ich das auch nicht wirklich brilliant. Schon der zweite Satz ist nicht gelungen:

„Ich rasiere mich“, entgegnete ein Mann mit freundlichem Lächeln, während er sich mit einem grossen Rasiermesser rasierte.
3 x "rasieren" in 2 Zeilen...

im gleichen Satz:

„Ich rasiere mich“, entgegnete ein Mann mit freundlichem Lächeln, ...
es muss "der Mann" heißen, da er nicht näher beschrieben wird. "Ein Mann", wenn Du schreiben würdest:
„Ich rasiere mich“, entgegnete ein Mann, der in der öffentlichen Toilette vor dem Spiegel stand, mit freundlichem Lächeln, während er sich mit einem großen Rasiermesser rasierte.

... fuhr der Mann fort, sich mit der Rasierklinge kräftig die wunde Haut abzuschaben.
wunde Haut ist etwas irreführend, denn seine Haut ist doch eigentlich völlig gesund, bevor er sie herunterschabt. Das hört sich so an, als wäre sie vorher schon entzündet oder wund gewesen.

...besinnen Sie sich doch, ich bitte Sie, sonst muss ich Ihnen das Rasiermesser aus der Hand reissen!“
das hätte wohl selbst zu Kafkas Zeiten kein Mensch gesagt. Enweder den markierten Teil ganz streichen oder : sonst muss ich Ihnen das Messer wegnehmen! oder als normalen Satz: Er machte Anstalten, ihm das Messer aus der Hand zu nehmen.

Einige Rechtschreibfehler sind auch drin. Tut mir leid, dass ich nichts Positiveres dazu sagen kann, aber Du hast ja schon genügend Zustimmung bekommen;)

Gruß Kerkyra

 

Hallo,

ich sehe das ähnlich wie Kerkyra. Ich habe den Text überflogen, aber der hat mir nichts gegeben. Der soll dem Leser das Gefühl von Surrealität und Literarizität geben, aber da kann ich nur sagen: Nee. Noch üben. Das Absurde und speziell das Kafkaese, das findet sich hier in diesem Text nämlich gar nicht wieder. Im Grunde ist das nur eine Übertreibung ohne Boden, eine Parodie. Aber auf was? Auf einen Pedanten vielleicht. Es ist eben einfach nur ein Mann, der sich mehr oder weniger zu Tode rasiert. Kafka hat aber doch vor allem die Grenzerfahrungen beschrieben, hat sich mit Transgression auseinandergesetzt. Hier ist keine Grenze erkennbar. Nur Rasieren. Nee. Und sprachlich ist der altbacken und auch nicht so fordernd, so brennend, dass man sagen könnte, der Inhalt spielt weniger eine Rolle.

Gruss, Jimmy

 

Hey Kerkyra


Was bewegt "diese Person", diesen namenlosen, uncharakterisierten Menschen dazu, so zu handeln? Wir erfahren praktisch nichts über ihn. Wir erfahren auch nichts über den Schauplatz und wir erfahren auch nichts über die zweite Hauptperson.

Es ist ja nicht so, als wäre dies ungewollt. Ich habe nicht vergessen die Personen und das Setting näher zu beschreiben, sondern mich bewusst auf diese Sequenz beschränkt. Nachvollziehbar, dass man gerne mehr wüsste, doch versuch doch mal, deiner Neugier zu widerstehen. Lass doch die Szene, eben in ihrer Isolation und Ungenauigkeit, auf dich wirken. Ich plädiere hiermit lediglich für mehr Offenheit bezüglich ungeklärten und offenen Szenen. Trotzdem darf dir das natürlich nicht gefallen. ;)

Die Story ist wie eine herausgerissene Szene aus einer Geschichte, die hier völlig isoliert im Raum steht. Die Geschichte, die dahinter steht, kennen wir leider nicht.

Diese Hintergrundsgeschichte soll auch niemand kennen. Wieso muss immer alles klipp und klar und in sich geschlossen sein? Wieso mal nicht eine Szene, völlig aus dem Kontext gerissen, die vielleicht mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet?

3 x "rasieren" in 2 Zeilen...

Grauenhafter Satz! Stimm ich dir zu.

es muss "der Mann" heißen, da er nicht näher beschrieben wird.

Danke.

Vielen Dank fürs Durchlesen und Kommentieren. Freue mich auch über Kritik :D
Gruss
Alex

 

Hey jimmysalaryman

Es ist eben einfach nur ein Mann, der sich mehr oder weniger zu Tode rasiert.

Grossartig, nicht? :D

Kafka hat aber doch vor allem die Grenzerfahrungen beschrieben, hat sich mit Transgression auseinandergesetzt.

Der Titel war unbesonnen gewählt. Mir ging es nicht um eine Kafka-Kpopie. Muss zugeben, dass ich viel zu ungeduldig war. Habe die Geschichte in einem Zug runtergeschrieben und nur wenige Male durchgelesen. Werde mir nächstes Mal mehr Zeit lassen.

Vielen Dank auch Dir für die das Feedback.
Alex

 

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