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Der Demonstrant

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25.01.2015
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Der Demonstrant

„Wir sind das Volk!“, hallt es durch die Dresdner Innenstadt. Es ist Montagmittag und Alexander Dombrowski befindet sich umgeben von tausenden Leuten auf einer Demonstration. Heute wird gefeiert, denn sie haben es geschafft. Nach zahlreichen Drohungen im Internet und asylkritischen Schmierereien zog der verängstigte Besitzer des örtlichen Hotels „Prinz Eugen“ sein Angebot an die Stadt, 94 Asylbewerber in seinem Hotel unterzubringen, zurück. Wenn das mal nicht ein großer Erfolg ist, dann weiß er auch nicht mehr. Alexander ist begeistert, denn dass es soweit kommen könnte, hätte er niemals gedacht. Umso mehr freut er sich, ein Teil der Demonstranten zu sein und hebt stolz sein Schild mit der Aufschrift „ALIBABA und die 40 Dealer – Ausweisung sofort!“.

Nach der Demonstration macht sich Alexander per Straßenbahn auf den Heimweg. Da er hungrig ist, verschlingt er dabei noch schnell einen kleinen Döner „mit allem“. Sogleich er beim „Netto“ aussteigt, läuft ein dunkelhäutiger junger Mann an ihm vorbei. Er trägt eine zerknitterte Jeans und hat sich die Kapuze seines Hoodies übergezogen. Als er die Aufschrift des Schildes sieht, schaut er schnell weg und macht einen Bogen um Alexander. Ein Stückchen besser ist Deutschland nach der Aktion gegen den Hotelbesitzer ja geworden, denkt sich Alexander, doch das war wohl lediglich ein kleiner Schritt zum großen Ziel.

Fast zu Hause angekommen torkeln ihm zwei Gestalten ebenfalls mit aufgezogener Kapuze entgegen. Noch so ein paar dieser „Wirtschaftsflüchtlinge“, die unserem nichts verstehenden Staat das Geld aus den Taschen ziehen, vermutet Alexander. Doch als die betrunkenen Personen näher kommen, sieht er, dass es sich um zwei Männer handelt, die er vorhin noch auf der Demonstration gesehen hatte. „Hey, schau dir mal den Polacken da vorne an! Sicher ist er es, der in dieser Gegend immer die Fahrräder stehlt.“ „Ja, meins ist auch verschwunden. Dafür kriegt er jetzt eine richtig auf die Fresse! Komm’, dem zeigen wir, wo der Spargel wächst!“ Als Alexander die finsteren Blicke der beiden ihm immer näher kommenden Skinheads sieht, wird ihm die Situation langsam unangenehm. Wird er etwa schon wieder für einen Polen gehalten? Erst letztens wurde er aufgrund seines Nachnamens, der vom polnischen Ortsnamen Dabrowa stammt und seinem markanten Gesicht mit breitem Unterkiefer und vollen, dicken Lippen für einen Osteuropäer gehalten…

Es war schon ziemlich spät, als ich mich entschied, noch kurz zum „Netto“ zu gehen, um mir noch ein paar Kippen zu holen. Ich sagte meinen fünf Freunden, mit denen ich mir seit September hier in Dresden-Leubnitz-Neuostra eine karge Vierzimmerwohnung teile, die uns Asylbewerbern zugeteilt wurde, dass ich nur ganz kurz weg bin, zog meine Schuhe an und ging los. Draußen war es kalt, aber der Supermarkt war ja zum Glück bloß 100 Meter von unserer Wohnung entfernt, dachte ich mir. Vor dem „Netto“ stieg ein Mann aus der Straßenbahn. Als ich sah, welch Aussage auf seinem Schild stand, zuckte ich zusammen. Sofort schaute ich weg und machte einen großen Bogen um ihn. Ich habe fürchterliche Angst vor solchen Leuten. Erst vor kurzem spuckte ein Nachbar einem meiner Freunde ins Gesicht und vor drei Tagen entdeckten wir zwei Hakenkreuze an unserer Wohnungstür. Wir schrubbten dann die Schmiererei ab, aber der Abdruck eines halben Kreuzes ist immer noch zu sehen. Ich musste mich beeilen, da der Supermarkt in ein paar Minuten schließen würde. Aber an der Kasse gab es keine lange Schlange und ich war schnell wieder draußen. Dann schob ich mir erst mal eine Kippe in den Mund und ging wieder nach Hause. Plötzlich sah ich wie zwei Typen einen Mann bedrohten. Er versuchte ihnen anscheinend irgendwas zu sagen, doch da bekam er schon den ersten Schlag ab. Als er dann vom anderen den zweiten Hieb in die Leber bekam, wusste ich, ich musste etwas unternehmen. Schnell dazwischen gehen, dachte ich mir. Also stürmte ich los und schubste die Kerle zur Seite. „Lasst ihn in Ruhe!“, rief ich.

Immer noch zieht Alexander sich das Gesicht vor Schmerzen zusammen. Er kann nicht atmen und spürt, wie ihm sein Blut aus der gebrochenen Nase über den Mund läuft. „Dieser junge Mann kann mir hoffentlich helfen“, denkt er sich. Dann versucht er noch einmal zu erklären: „Das ist ein Missverständnis! So glaubt mir doch, bitte!“ „Halts Maul Polacke! Und was willst du?! Auch eine in die Fresse?“, frägt einer der beiden Kerle. „Verschwindet einfach und lasst den Mann in Ruhe“, antwortet der Dunkelhäutige. Dann geht alles ganz schnell. Einer der beiden zieht ein Messer und sticht einmal, zweimal, dreimal zu. Alexander erstarrt und es läuft ihm eiskalt den Rücken hinunter. Dann rennt er los, ohne einmal zurückzuschauen. „Mann, was soll das?! Musst du es immer übertreiben?“, ist das letzte, was er hört. Laut der „Lügenpresse“ fand eine Nachbarin am nächsten Morgen die Leiche im Hof. Blutüberströmt, sagte einer der Freunde: „Er lag auf dem Rücken, und Blut lief ihm aus der Nase und aus dem Mund.“ Niemand, so scheint es, hat etwas beobachtet oder wahrgenommen.

„Von zwei Männern bedroht wurden Sie, so, so. Dann hätte der Mann, dessen Leiche heute Morgen gefunden wurde, versucht ihnen zu helfen“, sagt der Polizeidirektor. „Und Sie waren dann den zwei vermeintlichen Tätern auf einmal ganz egal, wie?“, fährt er fort. „Ich bin so schnell weggerannt wie ich konnte. Die beiden haben wegen der Leiche gestritten“, antwortet Alexander. „Wegen der Leiche gestritten. Haha, sowas blödes hab ich ja noch nie gehört. Willst du mich auf den Arm nehmen? Du warst es, der den Mann erstochen hat!“ Verblüfft entgegnet Alexander: „Was? Nein! Wieso sollte ich denn? Ich bin doch extra hergekommen um Anzeige zu erstatten, stattdessen beschuldigen Sie mich jetzt. Was haben Sie gegen mich?“ Genervt antwortet der Polizist: „Eine gute Autoversicherung!“ „Ich bin Deutscher verdammt nochmal!“, schreit Alexander durch die ganze Polizeistation und streckt dem Polizeidirektor seinen Personalausweis vor die Nase. Dann verlässt er, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, das Gebäude.

Am Montag steht Alexander wieder in Dresdens Innenstadt. Wieder stehen tausende von Leuten um ihn herum und demonstrieren. Und wieder hebt er ein Schild, aber diesmal steht drauf: „Döner für alle!“

 

Hallo Daniel,

und herzlich Willkommen hier bei uns Wortkriegern.

„Döner für alle!“
-ist das nun die Moral der Geschichte?

Du hast die aktuellen politischen Ereignisse zum Anlass genommen, mit heißer Nadel eine Geschichte zu stricken. Leider hast du zu wenige Maschen aufgenommen und keine Muster eingestrickt, so wirkt der ganze Text komplett konstruiert, weil du vor lauter Handlung vergessen hast, aus den Protagonisten Charaktere zu machen.

Für mich wirkt das wie in einem Rutsch runtergeschrieben und dann gepostet.

Über diesen Absatz z.B. :


Immer noch zieht Alexander sich das Gesicht vor Schmerzen zusammen. Er kann nicht atmen und spürt, wie ihm sein Blut aus der gebrochenen Nase über den Mund läuft. „Dieser junge Mann kann mir hoffentlich helfen“, denkt er sich. Dann versucht er noch einmal zu erklären: „Das ist ein Missverständnis! So glaubt mir doch, bitte!“ „Halts Maul Polacke! Und was willst du?! Auch eine in die Fresse?“, frägt einer der beiden Kerle. „Verschwindet einfach und lasst den Mann in Ruhe“, antwortet der Dunkelhäutige. Dann geht alles ganz schnell. Einer der beiden zieht ein Messer und sticht einmal, zweimal, dreimal zu. Alexander erstarrt und es läuft ihm eiskalt den Rücken hinunter. Dann rennt er los, ohne einmal zurückzuschauen. „Mann, was soll das?! Musst du es immer übertreiben?“, ist das letzte, was er hört. Laut der „Lügenpresse“ fand eine Nachbarin am nächsten Morgen die Leiche im Hof. Blutüberströmt, sagte einer der Freunde: „Er lag auf dem Rücken, und Blut lief ihm aus der Nase und aus dem Mund.“ Niemand, so scheint es, hat etwas beobachtet oder wahrgenommen.

hast du dir keine Gedanken gemacht, ihn also nach dem Aufschreiben nicht einmal wie ein Film ablaufen lassen, sonst wären dir ein paar Mankos aufgefallen.

Also für mich war das leider nix, sorry.
Lies dir doch hier mal einige Geschichten durch und probier weiter - es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen :).

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,
vielen Dank für die konstruktive Kritik!

"Döner für alle!" sollte lediglich darauf hinweisen, dass der Protagonist "die Seiten gewechselt" hat und in Verbindung damit stehen, dass er Döner aß, obwohl er doch ausländerfeindlich eingestellt war.

Ich hoffe, ich habe dich richtig verstanden: Das Problem meiner Geschichte ist, dass ich nicht genug auf die Charaktere eingehe und sie nicht tiefgründig genug erläutert werden. Außerdem wirkt die Geschichte zu konstruiert, weil ich mich zu stark auf die Handlung konzentriert habe. Ist es das oder habe ich etwas falsch verstanden?

Freundliche Grüße.
Daniel

 

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