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Dämmerung

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19.01.2015
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Dämmerung

Ich stierte. 'Was geht dir durch den Kopf, Anna?' fragte da ihre Stimme. 'Nichts', sagte ich mechanisch und wir wussten beide, dass es eine Lüge war. 'Bist du enttäuscht?' fragte sie. 'Ja', antwortete ich, aber auch das war ein Reflex. Nichts gab es sonst auf diese Art von Fragen zu antworten. Bist du böse? Oder: Bist du glücklich? hätte sie fragen können. 'Ja', wäre immer die Antwort gewesen. Mechanisch. Sie schaute. Dann hob sie die Hand, wie um mich zu berühren, tat es jedoch nicht. Ihre Finger verharrten in der Luft, mein Atem blieb in meiner Lunge, meine Lider senkten und hoben sich wieder und es war diese Art von Sekunde, die endlos andauerte und niemals verstrich. Es war ganz still um uns. Kein Laut von der Straße drang herein. Kein Staubkorn zitterte in der Luft. Mein Blick ging zum Fenster, die Dämmerung verdunkelte inzwischen den Himmel. Es hatte aufgehört zu regnen. Die Wolkendecke war aufgebrochen, dort wo die Häusersilhouetten den Horizont bildeten, und presste gelbes und rosafarbenes Licht zwischen den Dächern hervor. Tropfen perlten von der Scheibe, die Farben waren schön bei dieser Witterung, bei dieser Stimmung. Dann sind sie immer schön, dachte ich. Kurz nach dem Regen und kurz davor, so kurz davor.
Ich drehte den Kopf und es dauerte eine Ewigkeit, bis ich sie wieder sehen konnte. Sie nahm nun die Hand herunter, doch ganz verlangsamt, ich sah ihren Mund sich öffnen, die Lippen sich bewegen, doch kein Ton drang an mein Ohr, kein Laut, nicht diesseits des Fensters und auch nicht jenseits davon.

Ich sah ihre Finger und ihre Lippen und in dem Moment legte sich der Geschmack ihrer Scham auf meine Zunge, ganz süß schmeckte sie und ich wusste noch, dass ich mich immer gefragt hatte, wie sie das schaffte, wie sie das nur machte, immer so süß zu schmecken und immer ganz zart. So hatte ich ihre dünne weiße Haut zwischen meinen Lippen in Erinnerung. Daran musste ich nun denken, in diesem Moment, meine Netzhäute dachten es.

Und nun gab es doch einen Ton. Es war ihre Stimme die sagte: 'Willst du nicht wissen, ob es ein Mann oder eine Frau ist?' Als sie das sagte, wollte ich sie nicht mehr anschauen. Da fiel mir auf, dass ich es gar nicht tat. Mein Blick hing an einem Tropfen vor dem Fenster, der gold und rosa von der Abendsonne angeschienen wurde. Er bewegte sich ganz langsam die Scheibe hinunter und das Licht brach sich in ihm, erst von oben, dann von vorn, wie eine Perle im Tropfen eingeschlossen, dachte ich, und dann verschwand er nach unten, wurde überdeckt von einem Schwarz, als der Tropfen in den Schatten des Baumes glitt. In ihn eindrang, dachte ich und sagte: 'Nein, selbstverständlich will ich es nicht wissen.' 'Es ist ein Mann', antwortete sie sofort. Und ich zog die Brauen ganz eng zusammen, weil der Tropfen nun verschwunden und nicht mehr zu sehen war, wahrscheinlich auch schon gar nicht mehr am Fenster hing, und drehte nun doch den Kopf zu ihr. Ich sah jedoch nicht in ihre Gesicht, sondern nur auf ihren Pullover und antwortete widerwillig: 'Ich hasse es, wenn du sowas sagst.' 'Ja', sagte sie. 'Wie heißt er?' fragte ich dann. 'Klaus', sagte sie. 'Du lügst', warf ich ihr vor, weiterhin auf ihre Brust starrend, nur dorthin und es war mir egal, ob es stimmte. 'Du willst den Namen nicht wissen', sagte sie dann. Und es war mir auch egal, ob das stimmte.

Ich blickte immer weiter gegen ihren Körper und sah hinter ihre Kleidung, durch ihren Pullover hindurch auf ihre Brüste, sah ihr winzigen Knospen wie sie zart abstanden, von ihren knorrigen Rippen, auf denen man, selbst wenn sie stand, mit den Fingern spazieren gehen konnte und spürte sie, nicht an meiner Hand, sondern einmal mehr auf meiner Zunge, die rosige Haut, die dort anders schmeckte, nicht wie die weiße an den Wellen ihrer Hüfte und auch nicht wie die etwas dunklere an ihren anderen Lippen, sondern weicher, fast fruchtig, so dass man niemals aufhören wollte sie zu liebkosen, sie zu kosten und mit allen freien Stellen der Haut ihren Körper zu berühren, mit allem und überall und ganz besonders diese sanften, kaum sichtbaren Erhebungen ihrer kleinen spitzen Brüste. Daran erinnerte ich mich, als ich auf ihren Pullover starrte.

Endlich schaffte ich es, meine Augen wieder in ihr Gesicht zu richten. Inzwischen schaute sie aus dem Fenster. 'Der Himmel ist schön', sagte sie. 'Nein, es ist das Licht', sagte ich. Jetzt drehte sie den Kopf wieder zu mir. Als mich ihr Blick traf oder meiner sie, wurde mir übel. 'Das Licht macht den Himmel schön', sagte ich: 'Er ist es nicht von selbst.' Nun musste sie sagen, dass eigentlich beides zusammen schön ist, nichts für sich allein, nur beides zusammen, das eine schön durch das andere. Das musste sie nun sagen. Aber sie antwortete: 'Wie du meinst.' Da stieß mir die Übelkeit mit einer Wucht in den Hals, dass ich keuchend ausatmete. Ich riss den Kopf wieder zum Fenster, das goldene Licht drückte nun immer mehr ins graue, das rosafarbene war bereits ganz verschwunden, ein tiefer Blauton kam kurz hinzu, nur ganz kurz würde er da sei, dachte ich, denn die Wolkendecke schob sich schon weiter und die Tropfen reflektierten nur noch sich selbst an der Scheibe, während es statt des Blautons grau zu leuchten begann, grau, so klar, wie ich noch niemals zuvor ein Grau hatte leuchten sehen.

Ich riss mich hoch vom Tisch, ruckartig, so dass mein Stuhl laut über den Boden rutschte und stolperte zum Fenster. Was hast du? müsste sie jetzt eigentlich fragen: Was tust du denn da? Doch als das Schaben des Stuhls verhallt war, kehrte wieder die frühere Stille von hier drinnen und von draußen zurück, die nun schwer wurde und lähmend und ich torkelte zum Fenster, musste mich durchringen, musste kämpfen, mich abmühen für die zwei Schritte, die es zu überwinden galt und wogte wie durch Watte, wobei es doch nur mein eigenes flaues Gefühl im Hals war, dass mir den Griff an das Fenster erschwerte, so schwer machte. Sie sagte immer noch nichts. Für eine halbe Sekunde erstrahlten ein letztes Mal die Tropfen von außen in einem Gleißen und Grau, dass es mir den Atem verschlug. 'Dieses Licht!' sagte ich oder ich keuchte es vielmehr. Dann riss ich das Fenster auf. Tief drang die kühle Luft, der Alltag der Straße, der durch den Schwung von der Scheibe gewehte Restregen zu uns herein. Ich glaubte, sie in diesem Moment etwas sagen zu hören. So etwas wie: Das macht der Regen, er wäscht den Himmel. Aber ich war mir nicht sicher, denn ihre Worte wurden davon getragen von der Welt, die plötzlich von diesem draußen zu unserem drinnen spülte. Meine Übelkeit verflog schlagartig. Mein Hals war wieder frei und mein Kopf auch.

Ich drehte mich zu ihr um und stand nun mit dem Rücken am offenen Fenster, hinter dem die Welt lag. Mein Blick war wieder fest. 'Klaus also', sagte ich. Auf der Straße hupte ein Auto.

 

Hallo heiterbiswolkig,

es hat mir Spaß gemacht, deine Geschichte zu lesen. Mir gefällt deine Art zu schreiben sehr gut. Du erzählst sehr anschaulich, wodurch es auch nicht langweilig wird.
In dem Text sind allerdings noch ein paar Komma- und Tippfehler, vielleicht schaust du noch mal drüber, aber das passiert eben.

Mein Hals war wieder frei und mein Kopf auch.
Ich drehte mich zu ihr um und stand nun mit dem Rücken am offenen Fenster, hinter dem die Welt lag. Mein Blick war wieder fest. 'Klaus also', sagte ich. Auf der Straße hupte ein Auto.

Ich mag das Ende sehr gerne. Es ist gut, dass sich die Protagonistin schließlich doch noch fangen kann. Sicher hat jeder schon einmal eine Situation durchgemacht, in der er fast wahnsinnig wurde, es aber doch noch geschafft hat, sich zusammenzureißen. Das hast du hier, wie ich finde, sehr schön beschrieben.


Eine gelungene Geschichte!
Liebe Grüße, Owly

 

Hallo Heiterbiswolkig,

mir gefällt das Herangehen an die Situation. Anna, die Erzählerin, bekommt von ihrer Freundin den Laufpass und kapiert es einfach nicht, sie ist wie in Trance, durchlebt einen schockartigen Zustand. Sie flüchtet vor der Wahrheit, indem sie die Wolken betrachtet, die Regentropfen, das Licht.
Sie will sich eigentlich gar nicht mit der Tatsache beschäftigen, dass die Beziehung zu Ende ist. Ich spüre die dumpfe Stimmung, wie in Watte, die ganz eigenartig ist.

Jedoch zum Einstieg war ich etwas irritiert und musste die ersten paar Sätze mehrfach lesen, bis ich mich richtig orientiert hatte. Auch gibt es immer wieder ungelenke Ausdrücke, die werde ich dir teilweise mal raussuchen. Mit den Kommata bist du auch nicht so gut Freund :D. Aber davon abgesehen, denn das sind alles Dinge, die kann man lernen, vieles ist auch Routine und viel Lesen, finde ich, dass du wirklich Potential hast, denn die Stimmung hast du für mich sehr gut eingefangen.

Ungünstig finde ich:


'Anna!' rief sie. Dann klappte sie den Mund zu. Rot waren er und meine Wangen. Ich stierte. 'Was geht dir durch den Kopf?' fragte da ihre Stimme.

Wenn ich mir das vorstelle: Da ruft die Ex Anna!, um danach zu fragen, was ihr durch den Kopf geht.
1. Wieso ruft sie und spricht nicht eher leise, vorsichtig? Sie hat doch keinen Grund, vorwurfsvoll zu sein, im Gegenteil.
2. Finde ich die ersten drei Sätze nicht gelungen, denn sie führen die Geschichte nicht gut ein, sondern irritieren nur. Ich vermute, du wolltest schnell klarstellen, dass das eine lesbische Beziehung war, was ich im Grunde auch gut finde, aber nicht in dieser Form.

Besser fände ich, so als Beispiel, mit der Frage zu beginnen: 'Was geht dir durch den Kopf, Anna?' fragte sie.
Ich stierte. 'Nichts', sagte ich mechanisch und wir wussten beide, dass es eine Lüge war.

Übrigens, Stimmen können nicht fragen ;).

Sie schaute.
schauen gehört für mich in solche Situationen, wenn man bei etwas zuschaut, nicht fokussiert auf eine Sache.
Hier ist es doch eher ein Anblicken.


Ich sah ihre Finger und ihre Lippen und in dem Moment legte sich der Geschmack ihrer Scham auf meine Zunge, ganz süß schmeckte sie und ich wusste noch, dass ich mich immer gefragt hatte, wie sie das schaffte, wie sie das nur machte, immer so süß zu schmecken und immer ganz zart. So hatte ich ihre dünne weiße Haut zwischen meinen Lippen in Erinnerung. Daran musste ich nun denken, in diesem Moment, meine Netzhäute dachten es.

Das gefällt mir gut bis auf den letzten Halbsatz. Was willst du denn damit sagen? Netzhäute findet man in den Augen - ich vermute, du meinst die Schleimhäute? Und wenn auch das so gemeint war, ich finde, es zerstört den schönen Absatz davor.

Und nun gab es doch einen Ton. Es war ihre Stimme die sagte: 'Willst du nicht wissen, ob es ein Mann oder eine Frau ist?' Als sie das sagte KOMMA wollte ich sie nicht mehr anschauen.
Hier spricht wieder die Stimme.

Da fiel mir auf KOMMA dass ich es gar nicht tat.
Das ist so ein ungelenker Satz, den würde ich rausschmeißen oder eleganter formulieren.

Mein Blick hing an einem Tropfen vor dem Fenster, der gold und rosa von der Abendsonne angeschienen wurde.
vielleicht eher angestrahlt

In ihn eindrang, dachte ich und sagte: 'Nein, selbstverständlich will ich es nicht wissen.'
Der Satz ist nicht vollständig.

' Ich schaute jedoch nicht in ihre Gesicht, sondern nur auf ihren Pullover und antwortete widerwillig: 'Ich hasse es, wenn du sowas sagst.'
Wieder das schauen.

Und es war mir auch egal KOMMA ob das stimmte.
ob es stimmte

Ich schaute immer weiter ggegen ihren Körper und sah hinter ihre Kleidung, durch ihren Pullover hindurch auf ihre Brüste, sah ihr winzigen Knospen wie sie zart abstanden, von ihren knorrigen Rippen, auf denen man, selbst wenn sie stand, mit den Fingern spazieren gehen konnte und spürte sie, nicht an meiner Hand, sondern einmal mehr auf meiner Zunge, die rosige Haut, die dort anders schmeckte, nicht wie die weiße an den Wellen ihrer Hüfte und auch nicht wie die etwas dunklere an ihren anderen Lippen, sondern weicher, fast fruchtig, so dass man niemals aufhören wollte sie zu liebkosen, sie zu kosten und mit allen freien Stellen der Haut ihren Körper zu berühren, mit allem und überall und ganz besonders diese sanften, kaum sichtbaren Erhebungen ihrer kleinen spitzen Brüste.

Ich schaute immer wieder ? und wieder schaute

Daran erinnerte ich mich, als ich auf ihren Pullover starrte.

Endlich schaffte ich es KOMMA meine Augen wieder in ihr Gesicht zu richten.

Inzwischen schaute sie aus dem Fenster.
Du weißt, was ich meine? ;)

Jetzt drehte sie den Kopf wieder zu mir. Als mich ihr Blick traf oder meiner sie, wurde mir übel.
Die fettunterlegte Stelle geht so nicht. Entscheide dich für eine Blickrichtung.

Ich riss mich hoch vom Tisch, ruckartig, so dass mein Stuhl laut über den Boden rutschte und stolperte zum Fenster.
wie hört sich das denn an? kratzen, scharren, vielleicht sogar quitschen? Benenn das doch bildhafter.


Was hast du? müsste sie jetzt eigentlich fragen: Was tust du denn da? Doch als das Schaben des Stuhls verhallt war KOMMA kehrte wieder die frühere Stille von hier drinnen und von draußen zurück, die nun schwer wurde und lähmend und ich torkelte zum Fenster, musste mich durchringen, musste kämpfen, mich abmühen für die zwei Schritte, die es zu überwinden galt und wog wie durch Watte, wobei es doch nur mein eigenes flaues Gefühl im Hals war, dass mir den Griff an das Fenster erschwerte, so schwer machte.

Ich glaubte KOMMA sie in diesem Moment etwas sagen zu hören.

Der Schlusssatz gefällt mir auch sehr gut.


Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Owly, hallo bernadette,

danke für euren lieben Worte. Es freut mich sehr, dass euch die Geschichte gefallen hat und ihr sie gelungen findet.

Liebe bernadette,
jetzt hast du mich aber erwischt! Dass ich mit den Kommata nicht so auf du stehe – wie ist dir das nur aufgefallen?? :Pfeif: Du hast da völlig recht. Ich sitze und sitze über den Regeln und kriege einiges einfach nicht rein. Ich hab schon überlegt, ob es vielleicht doch eine leichte Form der Legasthenie ist ... ? Jedenfalls vielen lieben Dank für die entsprechenden Korrekturen, ich werde sie gleich einarbeiten. Das du schreibst, ich habe Potential ist ein sehr großes Kompliment für mich.

Besonders interessant fand ich, was du über den Anfang der Story gesagt hast. Denn in der Tat begann die Geschichte eigentlich erst bei Ich stierte (übrigens als Kontrast zum späteren Sie schaute – daher auch die Relevanz der konträren Fokussierung). Die Sätze davor habe ich genau aus dem Grund nachträglich eingefügt, dass aus der Erfahrung meiner letzten Geschichte heraus ich recht schnell klarstellen wollte, dass die Protagonistin weiblich ist. Sehr spannend, dass das zumindest dir sofort aufgefallen ist!

Einige Dinge, die du angesprochen hast, beispielsweise die fragenden Stimmen oder die denkenden Netzhäute finde ich persönlich durchaus in einem Szenario wie einer Trennung metaphorisch sinnvoll. Man geht als Paar in einen Raum und ein ein Gespräch und kommt Minuten oder Stunden später als Ex wieder heraus. Was passiert in dieser Zwischenzeit emotional und im Kopf? Vielleicht denkt man gar nicht mehr, dass die andere redet, sondern eine gehörte, entpersonalisierte Stimme verselbstständigt sich? Vielleicht weiß man in diesen Momentan gar nicht mehr, ob sich die sprichwörtlichen Bilder der Erinnerung im Kopf oder hinter den Augen abspielen?

Das gleiche gilt für die Blickrichtung

Als mich ihr Blick traf oder meiner sie …
Was entgleitet wem, wenn aus „wir“ wider „ich“ wird? Wenn man das Gefühl hat, plötzlich nicht mehr zu wissen, was der andere will oder tut, obwohl man sich ihm bis vor wenigen Sekunden noch so nahe gefühlt hat? Und dann noch in dem Wissen darum, dass es an einer dritten Person liegt. Daher die Beidseitigkeit.

Vielen lieben Dank auf jeden Fall nochmal, dass du dir diese große Arbeit mit dem Text gemacht hat, ich fand das sehr interessant und hilfreich – in formaler Hinsicht sowieso und auch, um zu sehen, wie gewisse Inhalte und Formulierungen ankommen, was sie bewirken und wie sich das von dem unterscheidet, was ich vielleicht beabsichtigt habe! :)

 

Hallo Heiterbiswolkig,

Das ist wieder eine Geschichte, die ich mehrmals lesen musste. Erst dann hatte ich mich soweit runtergefahren, dass ich mich auf das Tempo einlassen konnte. Du spielst geschickt mit allen Sinnen und ziehst mich als Leserin damit gut in die Verfassung der Protagonistin. Einige Stellen gab es, die hätte ich mir doch schlichter, weniger originell gewünscht. (Dazu zählen auch die Netzhäute)


Die Wolkendecke war aufgebrochen, dort wo die Häusersilhouetten den Horizont bildeten, und presste gelbes und rosafarbenes Licht zwischen den Dächern hervor.

Klingt ein bisschen kompliziert. Vielleicht den Einschub voran stellen? Oder es liegt an 2x "und" so dicht aufeinander.

Sie nahm nun die Hand herunter, doch ganz verlangsamt, ich sah ihren Mund sich öffnen, die Lippen sich bewegen, doch kein Ton drang an mein Ohr, kein Laut, nicht diesseits des Fensters und auch nicht jenseits davon.

Ich mag das gerne, wie du dieses Zeitlupengefühl herstellst. Aber hier brauche ich es nicht noch einmal benannt. Es ist eher so dass ich denke: "Jahaa, ich habs kapiert." :)

Und ich zogen die Brauen ganz eng zusammen

Ich zog.

Nun musste sie sagen, dass eigentlich beides zusammen schön ist, nichts für sich allein, nur beides zusammen, das eine schön durch das andere. Das musste sie nun sagen. Aber sie antwortete: 'Wie du meinst.' Da stieß mir die Übelkeit mit einer Wucht in den Hals, dass ich keuchend ausatmete.

Das finde ich klasse! Wie sich ihre Freundin nicht mehr an die kleinen Gesprächsrituale hält, die in Beziehungen entstehen. Wie in ihrer Antwort vielleicht sogar ein wenig Mitleid, auf jeden Fall aber Distanz liegt und die heftige körperliche Reaktion der Prot. darauf, das konnte ich gut nachvollziehen.
Ich weiß nicht, ob es so gemeint ist, aber stehen Licht und Himmel auch für die Protagonistin und ihre Freundin? Es würde für mich passen. Genau wie das Bild der Dämmerung für das Ende der Beziehung.

mich abmühen für die zwei Schritte, die es zu überwinden galt und wog ? wie durch Watte, wobei es doch nur mein eigenes flaues Gefühl im Hals war, dass mir den Griff an das Fenster erschwerte, so schwer machte.

Mir würde es besser gefallen, wenn es bei "erschwerte" enden würde. Klingt sonst so nochmal nachgedrückt.

Kurz nach dem Regen und kurz davor, so kurz davor.

Da war es auch schon mal.

Du gibst der wörtlichen Rede keine eigene Zeile, wie es sonst meist üblich ist. Man spart sich eine Menge: "Sie sagt", "Ich sage" und ich finde es auch angenehmer zu lesen. Aber vielleicht betonst du so auch das (alp)traumhafte der Situation. Es fließt alles ineinander.

Das Ende fand ich genial. Nach all dem Schwanken, der Watte im Kopf, der feste Blick und das hupende Auto. Diese letzten Sätze geben dem ganzen Text den nötigen Halt.

Ich freue mich auf weitere Geschichten von dir!

LG Chutney

 

Hallo Chutney,

vielen Dank für deinen Kommentar und das liebe Kompliment! :)
Die "Falsch"-Stellen besser ich gleich nach. :Pfeif: Danke für die Hinweise!

Witterung und auch der Titel sollen in der Tat eine Metapher für die Beziehung und ihr Ende sein und potentielle Wege von da an, wohin-auch-immer. Ich denke, dass macht eine Geschichte erst dicht, wenn ihr Positionierung die Handlung quasi gleichsam spiegelt. Dadurch erlangt sie Bedeutung und Dynamik. Das geht natürlich nur bei eher kurzen Sequenzen, sonst wird es schnell überladen. Aber selbstverständlich gibt es noch viele andere schöne Möglichkeiten, eine Geschichte dicht zu machen! ;)

In diesem Sinne: Danke dir!

 
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Hey heiterbiswolkig,

na, dein Nick passt ja toll zum Text :).

Ich sage es gleich, mich konnte dein Text nicht überzeugen. Die Idee finde ich gut, Ansatz und Aufbau löblich, die Umsetzung dagegen ... spätestens bei den denkenden Netzhäuten hab ich aufgegeben, mich auf den Text einlassen zu wollen. Denkende Netzhäute - Metapher hin, Methapher her - was soll sich der Leser darunter vorstellen? Und wenn man sich nix vorstellen kann, taugt die Metapher nichts, egal, wie schön Du sie als Autor findest.

Ich stierte.

Sprich das mal laut und höre auf den Klang. Klingt nicht schön. Wirklich nicht. Und damit empfängst Du den Leser. Naja. Dann gleich der nächste Satz:

'Was geht dir durch den Kopf, Anna?'KOMMA fragte da ihre Stimme.

Sind das jetzt Gedankenstriche oder wörtliche Rede? Darf ich mir aussuchen. Will ich aber nicht. Ich will zu Textbeginn wissen: Wer, wie, wo, was, weshalb. Ich will abgeholt werden, ich will mich möglichst schnell in die Geschichte einfühlen. Wenn das jetzt aber so - ist das jetzt a oder b funktioniert, erfüllt die Einleitung/der Anfang seinen Zweck nicht.

Ihre Finger verharrten in der Luft, mein Atem blieb in meiner Lunge, meine Lider senkten und hoben sich wieder und es war diese Art von Sekunde, die endlos andauerte und niemals verstrich.

Das dagegen ist schön. Das fließt sprachlich, da entstehen funktionierende Bilder, da ist eine Situation, in die ich mich hineinbegeben kann.

Als nächstes hatte ich mich schwer mit den ganzen Himmelszuständen. erst dämmert es, der Himmel verdunkelt sich, gleichzeitig kommt aber die Sonne hervor? Ja was denn jetzt? Ich würde das mit dem Dämmern rausnehmen und gleich mit dem Ende des Regens, dem Aufbrechen der Wolken und der Abendsonne einsetzen. Der Himmel ist ja ein großes Motiv für Dich, der steht ja für was, das muss dann auch wirklich sitzen.

'Wie heißt er?'KOMMA fragte ich dann.

'Das Licht macht den Himmel schön', sagte ich: 'Er ist es nicht von selbst.' Nun musste sie sagen, dass eigentlich beides zusammen schön ist, nichts für sich allein, nur beides zusammen, das eine schön durch das andere. Das musste sie nun sagen. Aber sie antwortete: 'Wie du meinst.'

Das ist auch schön, ab von den Gedankenstrichen, die im Nachgang auch hier noch ein Hä? hinterlassen.

Ich weiß nicht, wenn mich beim Lesen einer Geschichte, das Gefühl überkommt, dem Autor ist experimentieren mit der Sprache wichtiger, als mir eine Geschichte zu erzählen, also nicht, die Sprache stellt sich in den Dienst der Geschichte, sondern die Geschichte stellt sich in den Dienst der Sprache, dann hat die Geschichte eigentlich schon verloren. Und dein Einstieg vermittelt mir genau das.

Tut mir leid, aber Du schreibst, Du willst dich weiterentwickeln. Deshalb dachte ich mal, ich sags Dir :)

Beste Grüße, Fliege

PS: Falls Du gar nicht weißt, wovon ich rede:

'Heute ist es schön', dachte sie.

"Heute ist es schön", sagte sie.

Ein Strich für Gedanken, zwei für wörtliche Rede.

 

Hallo Heiterbiswolkig,

dichte Atmosphäre, das gefiel mir am Anfang der Mitte der Geschichte sehr gut, in den letzten Abschnitten dann begann mein Interesse zu erlahmen. Grund war, dass nicht wirklich etwas passierte.

Die Idee der Geschichte gefällt mir, ist weitestgehend gut umgesetzt.

Ich weiß nicht, ob es bereits erwähnt wurde, dieses Ausdruck fand ich aber unglücklich:

Als mich ihr Blick traf oder meiner sie

"Als sich unsere Blicke trafen" finden ich allemal besser.

Dennoch: Weiter so!

Gruß, Freegrazer

 
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Hallo Fliege,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, ja, das interessiert mich auf jeden Fall! :)

Zunächst etwas zu den Stichworten Geschichte-Sprache-Experiment:

wenn mich beim Lesen einer Geschichte, das Gefühl überkommt, dem Autor ist experimentieren mit der Sprache wichtiger, als mir eine Geschichte zu erzählen, also nicht, die Sprache stellt sich in den Dienst der Geschichte, sondern die Geschichte stellt sich in den Dienst der Sprache, dann hat die Geschichte eigentlich schon verloren.
Ich würde das anders sehen: Die Sprache stellt sich in den Dienst des Autors, um dem Leser eine Geschichte zu erzählen. (Einige Zungen behaupten auch, der Autor stellt sich in den Dienst der Sprache, doch das ist ein anderes Thema.) Dabei sollte er dieses Instrument auf die Weise benutzen, dass er am Ende davon ausgeht, dass das Ergebnis seinen Zweck erfüllt. Die Sprache ist das Instrument zur Vermittlung der Story. Wenn ich nur schöne oder funktionale Wörter aneinanderreihen möchte, dann nennt man das glaub ich Poesie, oder? ;)

Ich möchte das am Beispiel der wörtlichen Rede verdeutlichen. Ich habe auch verstanden, was du da meintest, das Prinzip der Zeichensetzung zur wörtlichen Rede ist mir bekannt. Hier ist die Idee dahinter, dass bei einer so stark emotional aufgeladenen Situation wie einer Trennung, teilweise die Wahrnehmung aussetzt. Hab ich oben auch schonmal in einen Kommentar geschrieben. Man hört Dinge nicht oder nicht wirklich, die die andere sagt oder auch die eigene Stimme, fühlt sich entkörpert, man sieht verlangsamt oder nimmt Details wie Regentropfen, die eigentlich völlig banal sind, überdeutlich war. Diesen Eindruck wollte ich durch das Format der wörtlichen Rede unterstützen. Am Anfang habe ich sogar alles, was im Text gesagt oder gedacht wurde in einen reinen Fließtext geschrieben. Aber das war dann wirklich nur noch verwirrend, das hab sogar ich eingesehen.. ;) Doch somit hielt ich eine entsprechende Verwendung der einfachen '-' für legitim, um die Stimmung und die Inhalte besser rüberzubringen.
Ich denke, ich hätte dies vielleicht verstärken können, wenn ich im letzten Satz einmalig „Klaus also“ in die „“ gesetzt hätte, doch das habe ich genau nicht gemacht, weil ich dachte, dass dann alle danach fragen würden.

Das dir das so nicht gefällt oder zusagt, weil es einen formalen Rahmen sprengt, der dir wichtig ist, kann ich absolut nachvollziehen. Da du jedoch an sich nicht viel mit der Geschichte anfangen konntest ist das ja nur ein Punkt davon.

Zu einem weiteren:

ich stierte.
Ja! Gerade weil es nicht schön klingt und sich auf den 'unschönen' Part der beiden Protagonistinnen bezieht, die ich-Erzählerin, die nur an die Schönheit der anderen und es Wetters denkt, sich darin verliert und dann wieder fängt, fand ich diesen Einstieg wichtig. Wenn er dir also „unangenehm“ auffällt ist mir das so wohl ganz gut gelungen. :)
Interessant übrigens, dass dir Phonetik-Harmonie genauso wichtig ist wie Syntax-Harmonie – das meine ich ernst, finde ich wirklich interessant!

erst dämmert es, der Himmel verdunkelt sich, gleichzeitig kommt aber die Sonne hervor?
Ja, Abendsonne, der Himmel ist bewölkt und während sie untergeht bricht die Wolkendecke auf und trotzdem verdunkelt sich also der Himmel. Finde ich jetzt nicht unlogisch.

Also, Danke nochmal, mir fällt auf, dass mehrere Leute bei den gleichen Stellen stolpern. Prinzipiell finde ich so 2-3 sprachliche „Stolpersteine“ in Geschichten ganz gut, lese das persönlich auch lieber als wenn es so glatt und geschliffen vor sich hin- und somit dann eben auch vorbeifließt und einfach wegplätschert. Das ist sicher auch ein stückweit Geschmackssache, aber den Leser bei seinem Lesevergnügen behindern soll es natürlich nicht, da werde in in Zukunft verstärkt drauf achten.

(btw: Ist übrigens gar nicht mein Einstieg, sondern schon meine zweite Story. :))


Hallo Freegrazer,

danke für deine lieben Worte! :)
Du hast recht, es gibt nicht wirklich viel Handlung hier, freut mich umso mehr, dass dir die Umsetzung weitestgehend gefallen hat. Zu den sich-treffenden-Blicken hatte ich oben schon etwas geschrieben, falls es dich interessiert.


Einen schönen sonnigen Sonntag wünscht euch
heiterbiswolkig

 

Hey heiterbiswolkig :)

Ich würde das anders sehen:

Da haben wir unterschiedliche Ansätze. Obwohl wir am Ende doch einen gemeinsamen Nenner finden:

Dabei sollte er dieses Instrument auf die Weise benutzen, dass er am Ende davon ausgeht, dass das Ergebnis seinen Zweck erfüllt.

Und jetzt die Frage: Wenn Du in den Kommentaren bisher erklären musstest, wie das mit dem gesagt/gedacht gemeint ist - meinst Du wirklich, es hat beim Leser seinen Zweck erfüllt? Mich hat es verwirrt, es hat mich sogar aus dem Text gehauen.

Hier ist die Idee dahinter, dass bei einer so stark emotional aufgeladenen Situation wie einer Trennung, teilweise die Wahrnehmung aussetzt. Hab ich oben auch schonmal in einen Kommentar geschrieben. Man hört Dinge nicht oder nicht wirklich, die die andere sagt oder auch die eigene Stimme, fühlt sich entkörpert, man sieht verlangsamt oder nimmt Details wie Regentropfen, die eigentlich völlig banal sind, überdeutlich war.

Das ist ja alles richtig. Aber da könnte man sie z.B. auch auf eine Frage antworten lassen, die gar nicht gestellt wurde. Gleicher Effekt, alle kapieren es. Ich will Dir das jetzt aber auch gar nicht ausreden, wenn Du dich mit den Strichlein wohlfühlst. Ich will nur sagen, manch Spielerei funktioniert super in der Theorie und in der Praxis musst man es dem Leser erklären ...

Das dir das so nicht gefällt oder zusagt, weil es einen formalen Rahmen sprengt, der dir wichtig ist,

Ich würde das jetzt für mich nicht unterschreiben, dass ich auf formale Rahmen furchtbar abfahre und nichts außerhalb der Regeln dulde. Im Gegenteil, es fasziniert mich, ich kann geradezu in Jubel ausbrechen, wenn es denn funktioniert ...

Wenn er dir also „unangenehm“ auffällt ist mir das so wohl ganz gut gelungen. :)

Total. So sehr, dass, wenn bernadette nicht zuvor geschrieben hätte, sie mochte den Text, ich keine Zeile weitergelesen hätte ;). Aber in der Hinsicht repräsentiere ich mit Sicherheit eine Minderheit der Leserschaft.

(btw: Ist übrigens gar nicht mein Einstieg, sondern schon meine zweite Story.

Schlecht ausgedrückt. Ich meinte den Einstieg in die Geschichte, nicht ins Forum. Ich hab Dich sehr wohl auf dem Schirm, weil ich glaub, da geht irgendwann richtig was ab bei Dir.

Beste Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Mein liebes Mischwetter,
jetzt hast Du mich ziemlich erstaunt. Es war mir nicht klar, dass Du auch mal Stimmungsbilder malst. Ich kenne Dich eher als schnoddrige Anna-Autorin, die nüchtern bleibt, für die solche Beschreibungen eigentlich vollkommen überflüssig sind.
Und dann dieses Aquarellbild. Sehr zart, fast süßlich, ich hätte Dich niemals erkannt.

Leider muss ich auch in die Satzzeichen-Kerbe hauen. Die wörtliche Rede, so wie Du sie angeführt hast, geht für mich überhaupt nicht.
Es gibt für mich immer zwei Möglichkeiten, Geschichten zu lesen. Entweder die Grammatik, die Satzzeichen und Orthographie sind unauffällig, also einigermaßen regelkonform, dann kann ich mich dem Inhalt widmen und vergesse den Lesevorgang und die Geschichte wird zum Film. Oder ich bleibe an der Schrift hängen. Und lese, beziehungsweise, verbessere beim Lesen.
Wenn keiner ein Wort geredet hat, bin ich wieder eingetaucht. Bei jedem `` wurde ich mir des Lesens wieder gewahr.
Ich bin an sich auch überhaupt kein Regelmensch. Aber ich merke immer mehr, dass sie extrem wichtig für mich geworden sind, um mich überhaupt entspannen zu können im Text. Regel sind Mittel zum Zweck. Sie lassen einen vergessen zu lesen. Oder sie werfen einen darauf zurück, Buchstaben, Worte aneinander zu reihen.

Ich nehme mir einmal die ersten Zeilen vor, ob Du Dich damit nicht anfreunden könntest?


Ich stierte. (würde ich sogar streichen)
„Was geht dir durch den Kopf, Anna?“, fragte da ihre Stimme.
„Nichts“, sagte ich mechanisch und wir wussten beide, dass es eine Lüge war.
„Bist du enttäuscht?“, fragte sie.
„Ja“, antwortete ich, aber auch das war ein Reflex. Nichts gab es sonst auf diese Art von Fragen zu antworten. Bist du böse? Oder: Bist du glücklich? hätte sie fragen können. 'Ja', wäre immer die Antwort gewesen. Mechanisch. Sie schaute. Dann hob sie die Hand, wie um mich zu berühren, tat es jedoch nicht.

Wenn die wörtliche Rede weniger extravagant dargestellt wird, sind solche "sagte sie/fragte ich"- Wiederholungen unnötig. Ich finde es eh ziemlich unelegant, ständig zu wiederholen, wer was sagt. Bekommt jeder eine neue Zeile, ist klar, wer gerade redet und man braucht einen Begleitsatz nur dann, wenn er Sinn macht. Also wenn er selber etwas beschreibt ober zur Geschichte beiträgt.

Du hast es nicht nötig, durch extravagante Satzzeichen aufzufallen. Du bist irre genug, durch den Text zu überraschen.

Noch etwas fand ich seltsam:

Ich sah ihre Finger und ihre Lippen und in dem Moment legte sich der Geschmack ihrer Scham auf meine Zunge, ganz süß schmeckte sie und ich wusste noch, dass ich mich immer gefragt hatte, wie sie das schaffte, wie sie das nur machte, immer so süß zu schmecken und immer ganz zart. So hatte ich ihre dünne weiße Haut zwischen meinen Lippen in Erinnerung. Daran musste ich nun denken, in diesem Moment, meine Netzhäute dachten es.

Jetzt mal Butter bei die Fische, Du redest hier vom Lecken. Von einer Möse. und dann "weiße Haut"?

Ansonsten habe ich Anna heute neu kennengelernt, diese Facette von ihr kannte ich nicht.
Mir persönlich war es einen Hauch zu kitschig. Aber das macht ja nichts. Das Bild der Fensterscheibe hatte ich gut vor dem inneren Auge. Und die Stimmung konnte ich fühlen. Und darum geht es ja im Grunde.
Liebste Grüße,
Gretha

 

Wenn ich nur schöne oder funktionale Wörter aneinanderreihen möchte, dann nennt man das glaub ich Poesie, oder?

Äh, nein.

Ich muss Fliege leider Recht geben. Die Sprache würde ich sogar als unelegant, ungelenk bezeichnen wollen. Du hast das in deinen Kommentaren sicher auch ganz toll erklärt, mit Phonetik und relevanter Fokussierung und so, aber, mal ehrlich, den Leser interessiert das nicht. Das ist einfach eine Verklausulierung, die der Autor zwischen sich und den Text schiebt, wenn er nicht so richtig funktioniert. Oder? Für mich besteht der Text hier zu großen Teilen aus rhetorischen Blendgranaten, die verdecken sollen, da ist nicht viel zu erzählen. Man kann das machen.

Endlich schaffte ich es, meine Augen wieder in ihr Gesicht zu richten.

Dann sollte es aber auch präzise sein. "Ich richte meine Augen wieder in ihr Gesicht." Ist das überhaupt möglich? Wie soll ich mir das vorstellen? Und dann ist da unfassbar viel Schwurbel. Eigentlich besteht der Text zur Gänze daraus. Du sagst in deinem Profil, du liest bei einer Lesebühne. Liest du da diesen Text auch? Ich frage das, weil der völlig ohne Rhythmus ist - wenn ich den laut vorlese, dann funktioniert der noch weniger. Meine Meinung: Der Text möchte mehr, als er eigentlich ist.

Vielleicht wäre es ehrlicher gewesen, hier einen soc zu schreiben, so wie du es vorgehabt hast, du hattest das in einem deiner Kommentare erwähnt. Wenn du da in einer Perspektive bleibst, könnte das eventuell besser funktionieren. So bleibt da bei mir nichts übrig. Leider.

Gruss, Jimmy

 

Liebe Fliege, liebe Gretha,

ja, ich habs ja inzwischen eingesehen, dass ihr die Lösung der Zeichen zur wörtlichen Rede nicht für so gelungen haltet. Ich beuge mich ja auch brav und werde es bei den nächsten Texten, die ich einstelle berücksichtigen, versprochen. :aua:
Ich möchte noch ein Wort zu meiner Vorliebe für „er sagte, dann sagte sie“ verlieren: Das ist sicherlich ein move, den ich für das Vorlesen entwickelt habe, da ich selbst beim Zuhören oft durcheinander komme, bei viel wörtlicher Rede. (Wer sagte jetzt noch gleich was zu wem?) Beim Schreiben ohne lesen ermöglicht es mir im Fließtext zu bleiben, was ich oft Text-situativ plausibel finde. Aber ja, ich verstehe eure Einwände vollkommen und sehe auch schreiberisch total den Vorteil, es „normal“ zu machen. Wie gesagt, ich übe mich in Besserung.

Liebe Fliege, über deinen letzten Satz bin ich natürlich ganz rot geworden: hoffentlich führen zu hohe Erwartungen nicht zu großer Enttäuschung.. Danke schön!

Liebe Gretha, vielen Dank für deine lieben Worte und auch deine beispielhafte Lösung für die wörtliche Rede! Ja, ich muss sagen, es transportiert sich so nicht weniger gut, wie du es vorschlägst. Was du über den Lesefluss schreibst finde ich sehr interessant, da ich den ja gerade „verbessern“ wollte, was offensichtlich gar nicht gelungen ist – wie wir ja nun schon zur Genüge diskutiert haben. Danke dafür!
Die nächste Story wird wieder eine Anna-Geschichte, wie du sie magst, versprochen! (Bezüglich der „weißen Haut“ schreibe ich dich vielleicht mal privat an.;))

Lieber Jimmy,
vielen Dank für deinen Kommentar. Es tut mir leid, wenn dich das alles nicht wirklich interessiert hat (inklusive des Textes offensichtlich) und da für dich nichts übrig geblieben ist. Dass ich in einigen Punkten, z.B. bezüglich der Form-Inhalt-Korrelation anderer Meinung bin habe ich ja nun schon dargelegt.
Aber ganz ehrlich: Klar, wenn ich einen Text laut vorlese, der mir eigentlich nicht gefällt und mir nichts gibt, dann hat er dabei sicherlich auch keinen Rhythmus. Aber glaube mir, mein liebe Jimmy, wenn ich ihn vorlese, dann hat er den, oh ja, aber sowas von!
Ich lade dich herzlich ein zu unserer nächsten Lesung zu kommen und wenn du vorher Bescheid gibst, dann lese ich die „Dämmerung“ nur für dich! :)
Was ein „soc“ ist weiß ich leider nicht.


Ich habe noch eine grundsätzliche Frage, bzw. eine grundsätzliche Anmerkung: Ich habe hier jetzt öfter gelesen (nicht nur hier unter meinem Text), dass Kommentator/innen etwas fragten, die Autor/innen antworteten – und dann heißt es „also, wenn du das erst erklären musst … “ Mir leuchtet ja total ein, dass ein Text im Idealfall selbsterklärend bzw. offene Fragen textimmanent zu beantworten sein sollten. Aber wenn dem nicht so ist und der /die Autor/in dann auf die gestellten Fragen eingeht: wieso muss man ihr oder ihm das dann anschließend zum Vorwurf machen, dass er oder sie auf Fragen antwortet? Das verstehe ich irgendwie nicht so ganz … :confused:

Für eine Erklärung dankt
heiterbiswolkig

 

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