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Achtung! Drachenjagd!

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05.01.2015
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Achtung! Drachenjagd!

Percival Smitts, Akt I

»Ich habe diese Schneekugel überhaupt nicht geklaut!«, protestierte der Blondschopf, der von einer Truppe Stadtwächter in die Zentrale gestoßen wurde. Percival lehnte sich in seinem hohen Generalsstuhl zurück und tippte die Eisenfinger seiner Hände aneinander. Allein die Stimme des jungen Mannes reichte aus, um ihn zu identifizieren.
»Jim Norrie«, hauchte er bedrohlich und lehnte sich auf seinen Schreibtisch. »Von einem Rekrut der Stadtwache hatte ich mehr erwartet, als einen dreckigen Dieb.«
Smitts strich sich mit dem linken Mechanoarm über seinen Dreitagebart und knirschte mit den Zähnen. Corporal Jones stieß den Jungen auf den Stuhl direkt vor seinem Schreibtisch und zwang ihn mit einem geschickten Handgriff in eine aufrecht sitzende Position. Der verwirrt aussehende Grünschnabel wich Percivals Blicken aus und bewegte seine Hände, die mit Handschellen gefesselt waren.
»Wenn ich es doch sage, ich habe diese Kugel nicht geklaut«, verteidigte er sich kleinlaut. Die großen, blauen Augen versuchten daraufhin, Smitts geschultem Wächterblick standzuhalten, doch ihr Widerstand brach, als der Obergeneralkommandantgeneral der Stadtwache von Snowbrook aus seinem Stuhl aufstand und auf den Jungen hinab sah.
»Meine Männer haben die Schneekugel in deiner Diensttasche gefunden, Rekrut.« Smitts verschränkte seine Arme hinter dem Rücken, trat hinter seinem Schreibtisch hervor und schlenderte um den festgesetzten Dieb herum. Jones reichte ihm das Diebesgut und Percival betrachtete die Schneekugel, die eine junge Frau in einem weißen Kleid beim Tanz zwischen einigen Tannen zeigte.
»Die muss mir einer zugesteckt haben! Sire, ich schwöre bei meiner Ehre als Sohn von Norton Norrie, dass ich nichts mit dem Diebstahl dieser Kugel zu tun habe!«
»Dann bin ich mir nicht sicher, was in diesem Fall das größere Verbrechen wäre, Jim.« Smitts hämmerte die Kugel mit Wucht auf den Tisch. Es war ein alter Trick der Stadtwache, gerade genug Kraft für den richtigen „Wumms!“ einzusetzen, ohne das dafür verwendete Objekt zu beschädigen. Diese Spielerei verfehlte nie ihre Wirkung; alle anwesenden Stadtwächter zuckten zusammen und es wurde mucksmäuschenstill. »Entweder, dass du eine Schneekugel von einem bedauernswerten Händler gestohlen hast, oder dass du es zugelassen hast, dass dir ein Dieb in den Taschen herumwühlt.«
Ratlos schüttelte Jim mit dem Kopf und stotterte. Da kam nichts halbes und nichts ganzes! Perical seufzte enttäuscht. Vom Sohn des ehrwürdigen Norton Norrie hatte er sich mehr erhofft. Norton war der erste oberste General der Stadtwache und sorgte in den zehn Jahren seiner Dienstzeit dafür, dass Snowbrooks eine blütenreine Weste hatte. Verbrecher bauten Informationsstände vor den Stadtmauern auf, um einreisende Diebe mit handgeschriebenen Flyern vor dem tüchtigen Mann zu warnen und in anderen Städten reichte ein Poster seines Antlitzes, um die ansässigen Diebesgilden in Angst und Schrecken zu versetzen. Leider verlor Norton seine Beine durch dieselbe Detonation, die auch Percivals Arme gefordert hatte und mit ihnen gingen sein Mut, seine Motivation und das Pflichtbewusstsein, bis Bürgermeister Sharp ihn eines Tages aus dem Amt entheben musste. Als letzte Diensthandlung rief er Percival als seinen Nachfolger aus und zog sich aus dem Stadtleben zurück. Die Familie Norrie lebte nun außerhalb der Stadtmauern, am gefrorenem See in den westlichen Northwoods und verdiente ihr Geld durch den Fang und den Verkauf des Bibberfischs, für den man nicht einmal selbst angeln musste. Es reichte, wenn man Löcher in das Eis schlug und den Tieren versprach, dass sie sich in der Halle hinterm See aufwärmen konnten, sie mussten nur den Säge- und Schneidegeräuschen folgen, und schon hüpften die Fische an Land.
Nun saß der Sohn dieses hochdekorierten Soldaten auf dem Stuhl, auf dem üblicherweise kleine Diebe hockten, die sich beim Anblick von Smitts die Hosen vollschissen. Percival war enttäuscht. In den Jungen hatte er große Hoffnungen gesetzt, als er vor drei Wochen bei ihnen ankam und sich zum Dienst meldete und vom ersten Tag an reihte sich eine Ernüchterung an die andere. Zuerst einmal kam er überhaupt nicht nach seinem Vater, sondern nach seiner Mutter. Dieselben lockigen und schulterlangen Haare, derselbe Unschuldsblick und dieselbe schmächtige Figur, die man als Mann der Stadtwache nicht haben sollte. Er erdreistete sich dazu, die Arbeit in der Schreibstube dem Außendienst vorzuziehen und wenn man ihn mit auf Streife nahm, war er langsam, unsicher und - was dem ganzen die Krone aufsetzte - freundlich zu den Leuten! Ein Stadtwächter hatte grimmig nach vorne zu blicken und mit dem Baton zu wirbeln, nicht höflich den Kopf zu neigen und einen schönen Tag zu wünschen. Vor so was hatten die Leute keinen Respekt!
Doch Smitts war nicht gewillt, den Jungen aufzugeben. Diese Geschichte konnte die Chance für Jim sein, endlich ein Mann zu werden. Percival hatte lange und gründlich in den Archiven der Stadtwachen geforscht und einen Weg gefunden, das schwarze Schaf in seine Herde einzugliedern.
»Sei es nun das eine oder das andere«, fuhr Smitts schließlich fort, »Strafe muss sein.«
»Ich verstehe, Obergeneralkommandantgeneral«, sagte Jim einsichtig.
»Dir ist vermutlich bewusst, dass wir dich nicht auf dem Revier haben dürfen, während wir diesen Fall untersuchen und feststellen, ob du daran eine Schuld oder Mitschuld trägst.«
»Ich weiß, Sire. Im Handbuch für Stadtwachen steht, dass ich mindestens zwei Wochen und maximal drei Monate vom Dienst ausgeschlossen werde.«
»Handbuch, Schmandbuch.« Percival schnaufte verächtlich. »Das gilt für die Experten in Musical Dumpster. Die Wache von Snowbrooks handhabt das etwas anders!«
Der treue Jones stutzte. Sein brauner Oberlippenbart wackelte nachdenklich und in Smitts krochen wieder die Gedanken hoch, dass es sich bei dieser Ansammlung Filz um ein als Bart getarntes Wiesel handelte. »Tatsächlich, Sire? Als O‘Shannan letzte Woche betrunken aufs Revier kam, haben wir ihn auch nach Hause geschickt - ganz wie es im Buch steht.«
Das hatte Smitts in diesem Moment nicht gebraucht. »Jones, niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt. Warum gehst du nicht in dein Büro und fütterst das Wiesel, dass du fälschlicherweise als Bart bezeichnest?«
»Das ist kein Wiesel«, sagte Jones bockig, folgte aber den Anweisungen von Smitts.
»Wie ich bereits sagte: Wir handhaben es anders.« Der Obergeneralkommandantgeneral setzte sich an seinen Schreibtisch, öffnete ein Schubfach und wühlte eine braune, halb zerfallene Schriftrolle heraus. »Ganz im Stile unserer alten Kameraden halten wir das Ritual der Buße ab.«
»Das Ritual der Buße? Sire, das meint Ihr doch nicht ernst?« Jims Stimme schwankte zwischen Unglauben und Angst.
»Oh doch, Jim. Das meine ich. Wie die Ritter, die vor 500 Jahren über die Siedlung Ye ole Snowbrooks wachten, werden wir dich für dein Vergehen hinauf zum Gipfel des Allaroundmountain schicken, um dich dem Drachen zu stellen. Bist du erfolgreich, kehrst du gereinigt und frei von aller Schuld zu uns zurück. Bist du nicht erfolgreich, soll der Tod deine Strafe sein!«
Einer von Smitts‘ Leuten schaltete das Licht rasch an und aus und imitierte ein Donnergrollen. Jim sah ihn verdattert an und blinzelte.
»Sire, habt Ihr jemals ein Buch über die Buße gelesen? Jeder Ritter, der auf den Berg geklettert ist, ist zurück gekehrt. Es gibt keine Drachen in den Landfills und es hat sie nie gegeben, dass haben Wissenschaftler, Forscher und selbsternannte Drachenjäger bestätigt! Die Buße war eine durchtriebene Machenschaft von Raubrittern, um dem kleinen Mann vorzugaukeln, dass sie die ihren hart bestraften. Die haben nur „Drache“ gehört und waren über die Härte der Strafe beeindruckt! Die ganze Geschichte hat bis zum Himmel gestunken, bis der König seine Lords angewiesen hat, die Ritter selbst zu bestrafen, woraufhin es magischer weise keine weiteren, aufgezeichneten Bußgänge gab.«
Smitts räusperte sich ertappt, denn er hatte tatsächlich niemals ein Buch über die Buße gelesen. Diese Schriftrolle sah so alt und vielversprechend aus, dass er allein von ihrer Aufmachung total fasziniert war. Er wusste nicht einmal, was darin stand, denn er hatte sie nicht geöffnet. Dafür sah sie zu porös aus. Ich darf mich vor dem Grünschnabel nicht bloß stellen!, dachte er und setzte ein schiefes Grinsen auf. »Na, wenn das so ist, hast du bei deiner Buße nichts zu befürchten.«
Smitts war stolz auf seine Antwort und den ungläubigen Ausdruck, den sie Jim ins Gesicht zauberte. Aus dem Nebenraum hörte er Jones kichern und ein eigenartiges piepsen.

Jim, Akt II

Angeblich trat man einen Bußmarsch barfuß, unbewaffnet und nur mit einer Wollrobe bekleidet an, doch das hielten alle für übertrieben. Man lebte schließlich in modernen Zeiten und war auf steinalte Sitten und Bräuche nicht mehr angewiesen, so die Worte seines Vorgesetzten.
Der alte Willys aus der Rüstkammer gab Jim eine warme Uniform, eine Steinschlosspistole mit ausreichend Munition, einen ausgewogenen Degen mit einem von Leder ummantelten Griff und die Drachennotfallausrüstung, die er auf die Schnelle aus den Aufzeichnungen eines alten Geschichtsbuches zusammenstellen musste.
»Also, hier haben wir das Horn eines Ochsen, die ungesüßte Giftdrüse einer Frostspinne, einen Glasring, grün, ein Gebetsbuch der Priester Klögnars ... Ich habe fast alles aufgetrieben, allerdings konnte ich von Heute auf Morgen keine Schriftrolle mit mystischen Beschwörungsformeln in der Sprache einer längst ausgelöschten Kultur finden. Tut mir leid, Jimmy.« Willys nahm seinen Job sehr ernst.
»Das ist schon in Ordnung, danke«, beschwichtigte Jim. Er wusste, dass dieser Ausflug eine reine Zeitverschwendung war und das Smitts ihn nur aus dem Haus haben wollte. Von Anfang an war der Obergeneralkommandantgeneral nicht gut auf ihn zu sprechen und tat sein Bestes, um ihn das Leben in der Stadtwache zur Hölle zu machen. Dabei fiel es Jim schon schwer genug, sich einzuleben.
Es war seine eigene Entscheidung, der Stadtwache beizutreten, auch wenn sein Vater ihn davon abhalten wollte. Wir können deine Hilfe am See gebrauchen, hatte er zu ihm gesagt, doch Jim war fest entschlossen, in die Fußstapfen seines alten Herren zu treten. Er malte sich aus, wie er, seinem Vater gleich, die Soldaten von Snowbrooks führte und ein neues Zeitalter der sogenannten Norriesicherheit in die Northwoods brachte. Was war er motiviert, als er an seinem achtzehnten Geburtstag auszog, um sich freiwillig zu melden und was war er deprimiert, als er nach drei Tagen Dienst feststellte, dass er sich das ganze Unterfangen leichter vorgestellt hatte, als es war! Die Leute nahmen ihn nicht ernst, seine Kollegen behandelten wie ein kleines Kind und irgendein frecher Dieb tanzte ihm auf der Nase herum. Ständig wurde ihm das Essensgeld oder das Essen geklaut, seine Trillerpfeife war andauernd verschwunden und tauchte woanders wieder auf und einmal hatte Jim sogar das Gefühl, dass der Dieb bei ihm im Schlafzimmer saß, doch Smitts war der festen Überzeugung, dass Jim sich all das nur einbildete und aufpassen musste, dass er nicht paranoid wird.
Snowbrooks gefiel ihm nicht. An jeder Ecke traf man die absolut vertrauenswürdige und keineswegs zwielichtige Handelsgesellschaft, die angeblich nur Mehl in kleinen Säcken und Nudeln verkaufte, die Händler waren eine eingeschworene Bande, die sich die Kunden untereinander zuschoben und dafür, dass es - laut Smitts - keine Verbrecher gab, passierten allerhand schräge Dinge in den dunklen Gassen, wenn die kalten Nachtstürme die Straßen rein bliesen. Jim hatte schnell die Nase voll vom Außendienst und zog sich in die Schreibstube zurück, wo er zusammen mit Adam A. Adamson den Papierkram der Stadtwache erledigte. Sie sorgten dafür, dass Lieferungen für die Handelsgesellschaft aufgeschoben werden mussten, ließen das ein oder andere Schriftstück verschwinden und forderten frisch ausgefüllte Anträge der Geschäftsleitung an, um es den offensichtlichen Kriminellen so schwer wie möglich zu machen. Der Krieg findet nicht nur auf der Straße statt, dachte Jim. Diese Worte sagte Adam, als sie das erste mal ein Dokument fälschten. Wenn es uns nicht gelingt, das Beamtenkauderwelsch zu entziffern und gegen sie einzusetzen, fluten sie unsere Straßen schon bald mit ihren Leuten. Du hast als Junge sicherlich viel von Magie und Zauberei gehört. Die traurige Wahrheit ist, dass es etwas nicht gibt. Ein auf bleichen Papier stehendes „Hiermit beantrage ich“ kommt einem Beschwörungszauber am nächsten und wir sind dafür zuständig, genau diese Art von Scharlatanerie zu verhindern.
Das konnte Jim! Er war gut mit Worten, las sehr viel und sehr genau und sah sein Geschick in der Organisation, nicht der Durchführung. Das wollte Smitts jedoch nicht einsehen. Aus irgendeinem Grund versuchte er ständig, Jim in den Außendienst zu zwingen. Jim traute sich nicht, es anzusprechen, doch er hielt den Obergeneralkommandantgeneral in seiner Position für inkompetent. Klar, er war ein Polizist durch und durch, doch seine Geschicke fanden auf der Straße und nicht am Schreibtisch statt. Smitts handelte und schrieb dann einen Entschuldigungsbrief
Doch was für eine Wahl blieb dem jungen Stadtwächter? Er war fest entschlossen, seine Ausbildung bei der Stadtwache abzuschließen - und wenn er dafür einen imaginären Drachen töten musste, dann sollte das so sein! Er straffte seinen Mantel, rückte seine Kappe der Wache zurecht und trat vor das Stadttor.

Adam, Akt III

»Hast du gedacht, ich lasse dich alleine gehen, Grünschnabel?«, fragte Adams, der den jungen Wächter Jim auf halber Strecke von Snowbrooks nach Musical Dumpster mit seinem Dampfwagen aufgesammelt hatte. Schnee stellte für Gleisketten kein Problem dar und der Junge schien froh über die Mitfahrgelegenheit zu sein.
»Danke, Corporal«, antwortete Jimmy und lächelte schüchtern. Adam mochte den Bub vom ersten Tag an. Es war seine ruhige Ader, die ihn von den anderen Wächtern unterschied. Jim dachte nach, bevor er etwas tat und seine Schlussfolgerungen konnten schärfer als ein frisch gewetztes Messer sein, wenn man ihm nur genügend Zeit gab. Smitts verstand das Potenzial nicht, dass in dem Kerl schlummerte; er sah nur eine jüngere Version seines Freundes und wollte sich einen Mutanten heranzüchten, um in seiner Nostalgie zu baden. Allerdings bestand ein guter Polizist nicht aus hübschen Erinnerungen.
»Mit dem Dampfwagen sind wir zehnmal so schnell am Valleyway und wieder zurück. Warum hast du mich nicht direkt gefragt?«
»Ich wollte die Sache allein erledigen. Wenn wir zurück sind, findet Smitts rasch wieder einen Grund, um mich zu bestrafen und ich wollte das aufschieben. Dann habe ich festgestellt, wie kalt es ist und war ganz froh, dass du vorbei gekommen bist. So bin ich wenigstens schneller zurück, um mich für irgendetwas anderes in die Pfanne hauen zu lassen.«
Adam lachte und klopfte dem Rekruten auf die Schulter. Sein Dampfwagen huffte und puffte wie ein schimpfender Kettenraucher, braune Kupferzahnräder ratterten und sorgten dafür, dass das Feuer fortlaufend mit Kohle versorgt wurde. »Mach dir nicht so einen Kopf wegen dem alten Smitts. Er will nur einen guten Polizisten aus dir machen und dafür muss er dich eben durch die Hölle schicken. Das haben wir alle hinter uns. Willys wurde damals noch von deinem Vater ausgebildet, wusstest du das?«
Jimmy verzog das Gesicht, als hätte er gerade Koliken. »Ja. Im Quartier erzählt er mir die ganze Zeit davon und wenn er fertig ist, fängt er wieder von vorne an.« Willys‘ Kurzzeitgedächtnis war nicht mehr das beste. Er war ja auch fast 80.
»Er ist erst mit 60 Stadtwächter geworden. Kaum zu fassen ...«
»... dass mein Vater es fertig gebracht hat, diesen Mann auszubilden. Ich kenne die Geschichten, Adam.« Jim seufzte.
Adam schmunzelte warm und zog am Beschleunigungshebel. Der Winterdienst der Dumpster-Regulation hatte gute Arbeit geleistet und die komplette Straße freigeräumt. Hier konnte man seinen Dampfwagen auf Hochtour bringen. Links und rechts erhoben sich bereits die ersten Ausläufer des Allaroundmountain, einem inaktiven Vulkan, in dessen Tal sich einige Siedler niedergelassen und vier höchst produktive Siedlungen errichtet hatten. Adam dachte an die verschwenderischen Buchhalter aus Upper Downhaven, die fleißigen Handwerker von Lower Downhaven und die nimmermüden Feldarbeiter aus New und Old Sidesvale. Im Mountainvale wurde handwerkliche Arbeit noch groß geschrieben. Es gab keine Fabriken wie an der Raincoast oder vollautomatisierte Automatonbetriebe wie in Musical Dumpster. Irgendwann werde ich Buchhalter in Upper Downhaven, träumte Adam.
»Du wirst einen Beweis mitbringen müssen«, sagte Adam schließlich und zog seine Kupferbrille über, als die Schneeflocken wie Hagel in sein Gesicht schlugen.
»Einen Beweis? Wo soll ich den hernehmen? Es gibt keine Drachen!« Jim tat es ihm gleich.
»Nun, wir wären keine Urkundenfälscher, wenn uns da nichts einfallen würde«, antwortete Adam grinsend und wackelte mit den Brauen. Er hatte nicht die geringste Idee, wie sie das anstellen sollten, aber er konnte den guten Jim nicht noch weiter verunsichern. Das hatte Percival Smitts schon zur genüge getan.
»Ich habe gehört, dass es in Lower Downhaven viele fähige Handwerker gibt. Vielleicht lassen wir uns dort ein Drachenhorn schnitzen«, schlug Jim vor.
»In Smitts‘ Fall würde eine einfache Grußkarte vom Glatzkopf reichen«, erwiderte Adam. Ausserdem ist das billiger. Der Glatzkopf war der höchste Punkt des Allaroundmountain. Eine zugeschneite Bergspitze, auf der vereinzelt Tannen wuchsen. Aus der Ferne sah es aus, als würde man einem Mönch auf die Platte schauen und das fanden die namensgebenden Forscher wohl zum schreien komisch.
Jim gluckste und nickte zustimmend. Für einige Minuten Fahrt schwiegen beide und genossen die winterliche Landschaft, die sich um sie auftat. Verschneite Hänge und mit Schnee bedeckte Bäume zierten die Umgebung; man musste nur anhalten, in irgendeine Richtung fotografieren und hatte die perfekte Grußkarte für die Verwandtschaft. Die kleinen und großen Seen waren mit Eis bedeckt, dass von Schnee bedeckt wurde, welcher wiederum von Pärchen bedeckt wurde, denen die Auswahl der mögliche Orte für einen Schneeengel immer noch zu begrenzt waren.
»Glaubst du, die anderen Wächter denken, dass ich wirklich etwas mit dem Diebstahl zu tun habe?«, fragte Jim schließlich.
»Nein«, antwortete Adam. Er wusste es allerdings nicht. Wenn Smitts befahl, dass Jim schuldig war, dann war er es auch - die meisten Polizisten hatten nicht die Eier in der Hose, um den über zwei Meter großen Mann zu widersprechen. »Warst du es denn?«
Jim schüttelte mit dem Kopf. »Nein. Smitts hatte mich nach dem Brand in La Criminals Nudelladen mit der Truppe geschickt, um für Ordnung zu sorgen. Als wir da waren, herrschte dort das blanke Chaos. Überall lagen Geld und Nudeln herum und die Menschen rannten wie aufgescheuchte Hühner durcheinander. Einige rempelten mich an, hielten sich an mir fest und rannten weiter. Einer stieß mich so heftig an, dass ich mit ihm zu Boden stürzte, zuerst hielt ich ihn für ein Mädchen, aber dann hauchte er ein „Tut mir leid“, grinste mich frech an und verschwand. Einer von denen hat mir die Kugel untergeschoben und ich glaube, dass es der letzte war.«
»Wie kommst du darauf?«
Jim räusperte sich und ihm stieg Schamröte ins Gesicht. »Du weißt, wie wir unsere Taschen tragen?«
»Ja. Wir hängen sie an einem langen Band um unsere Schultern, sodass die Tragetasche am verlängerten Rücken ... Ooooooh. Hat er ...?«
»Er hat.«

Jim, Akt IV

Das war so was von peinlich! Adam und Jim sprachen nach Jims Geständnis bis zum Valleyway kein einziges Wort. Jim sagte nichts, weil er sich schämte und Adam wollte nicht wegen eines Themas nachbohren, dass ihm unangenehm war - da war sich der Rekrut sicher.
Ihm entging die gesamte Landschaft, aber Jim hatte sowieso genug von verschneiten Bergen und vom Schnee geschwängerten Wäldern. Seine Blicke waren auf dem geschwärzten und mit dicken Stahlschrauben befestigten Eisenboden besser aufgehoben.
Das kannst du niemals jemanden erzählen, dachte er. Es würde alles erklären, aber dann wäre dein Ruf bei deinen Kameraden auf ewig im Eimer. Er hatte nicht einmal Adam die ganze Wahrheit gesagt. Der Angreifer sprang ihm regelrecht in die Arme, hielt ihm die Schneekugel vor die Nase, kniff ihm in den Hintern und verpackte das Diebesgut in seiner Tasche. Er war sich mehr als sicher, dass es sich bei seinem Angreifer um den Dieb handelte, der ihm seit jeher Sorgen bereitete und es stand fest, dass dieser Kerl seine Hausaufgaben mehr als gründlich gemacht hatte.
Als er zu Adam sagte, dass ihm der Junge ein „Tut mir leid“ entgegen hauchte, meinte er eigentlich ein „Zum anbeißen“ und als er von einem frechen grinsen sprach, meinte er eine unverschämte Nähe ihrer Nasenspitzen, die Jim völlig aus dem Konzept brachte.
Diebe beobachten, bevor sie zuschlagen, dachte Jim und kaute auf seiner Unterlippe herum. Ich habe mich dumm angestellt und wurde bestraft. Er hat mich als Sündenbock auserkoren, für den Fall, dass eines seiner Dinger in die Hose geht. Vermutlich hat er etwas mit dem Feuer im Nudelladen zu tun gehabt.
Der Dieb wusste, dass Jim von seinen Kollegen nicht ernst genommen wurde und er wusste, wie er mit ihm umgehen musste. Ersteres war weniger eine Überraschung als zweiteres! Es gab auf dieser Welt niemanden, der wusste, dass Jim sich nicht für Frauen interessierte und der Rekrut hatte auch nicht vor, diese Information in die Öffentlichkeit zu tragen. Doch der Kerl schien es genau zu wissen. Alles, was er tat, erwischte Jim auf dem falschen Fuß. Er koppelte es mit Jims Unerfahrenheit als Wächter und verwandelte ihn damit in eine handliche Puppe, mit der man tun und lassen konnte, was man wollte. Es war eine demütigende Erkenntnis.
Er hat mir das Essen, die Pfeife und das Geld geklaut, um zu sehen, wie ich reagiere, stellte er fest. Verdammt, wer weiß, wie oft er bei mir im Quartier saß? Was hat er gesehen? Wann hat er mich noch beobachtet?
„Jim!“, rief Adam, als wüsste er, dass der Rekrut in seine Gedanken vertieft war und einen Weckruf bräuchte. »Wir sind da.«
Adam deutete nach links. Sie standen tatsächlich auf der Spitze des Glatzkopfs und der Dampfwagen parkte auf dem Besucherplatz der Höhle der unerklärlichen Schrecken. Das war natürlich nur ein Name, denn alle Schrecken, die man darin finden konnte, waren wissenschaftlich erklärbar.
Gemeinsam stiegen sie aus dem Fahrzeug und näherten sich dem Eingang der Höhle, die sich neben einem Souvenirshop befand und von einem roten Dämon mit Flügeln, die an eine Fledermaus erinnerten, bewacht wurde. Die Kreatur hatte keine Haare und zwei gelbe Hörner ragten aus ihrem Kopf; es hatte ein schnabelförmiges Maul und schlang die Flügel wie einen Umhang um sich. Als sie sich näherten öffnete das Untier den Schnabel und spannte seine Schwingen auf Vollspann.
»Ihr dürft nicht passieren!«, zischte die Kreatur und Jim dachte, dass er in diesem Moment sämtliche Schrecken der Welt auf einen Schlag erfuhr.
»Wir sind von der Stadtwache von Snowbrooks!«, rief Adam. Seine Stimme ging im pfeifenden Wind unter.
»Eure gesellschaftliche Position spielt in der Höhle der unerklärlichen Schrecken keine Rolle!«, kreischte die Kreatur und spannte die definierten Muskeln an.
»Wir verlangen Einlass!«, schrie Adam.
»Dann gelten für Euch dieselben Regeln, wie für jeden anderen auch!«, antwortete die Kreatur und streckte eine Pranke nach vorne. »Drei fünfzig für Erwachsene und zwei Crowns für Minderjährige!«

Drake Lexington, Akt V

Papierkram, Papierkram, Papierkram. Tag ein, Tag aus gab es Akten, die abgearbeitet werden wollten. Drake rückte seine Brille zurecht und seufzte schwer, als er sich mit Daumen und Zeigefinger seiner Klaue den langen Schnauzenrücken massierte. Vor 500 Jahren war das Leben wesentlich einfacher. Gelegentlich kam ein Ritter nach oben, schiss sich beim Anblick eines ausgewachsenen Drachen in die Hose, spendete etwas Gold für seinen Hort und verschwand mit einer seiner Schuppen. Heute führte die Regulation über so etwas Buch. Sie wollte wissen, wie viele Leute am Tag zum einscheissen kamen, wieviel sie spendeten, wie ergiebig sie ihre Hosen einsauten und wieviel Drake an jeder einzelnen Grußkarte verdiente, die er verkaufte. Die alten Tage hatten ihren Glanz verloren, eine Prinzessin konnte man auch nicht mehr entführen, ohne vorher einen ellenlangen Antrag zu stellen.
Warum tue ich mir das immer noch an?, dachte Drake und warf einen Blick über seine Schulter. Hinter ihm stapelte sich ein Goldhaufen, der die ganze Höhle taghell erleuchtete und der ihn für den Rest seines noch sehr langen Lebens versorgen könnte. Doch es gab Prinzipien. Ein Drache fasste seinen Hort nur dann an, wenn eine seiner Töchter heiratete oder wenn die Chance bestand, dass sich ein kleines Volk von Winzlingen mit Pelz auf den Füßen darin eingenistet haben könnte. Vorsichtshalber sah er noch einmal nach. Nein. Kein Volk von Winzlingen, stellte er fest.
»Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit«, sagte ein weiterer Besucher. Drake schenkte den beiden Frischlingen einen desinteressierten Blick.
»Demnach habt Ihr noch nie einen schuppenlosen Drachen bei der Arbeit gesehen?«, fragte er. Ironie tropfte aus jedem Buchstaben der getätigten Aussage und hätten die Höhle geflutet, wenn es sich dabei nicht um eine Metapher gehandelt hätte.
»Mir hat man immer gesagt, es gibt keine Drachen«, sagte die junge Menschenlarve, die Drake an den ersten Ritter erinnerte, der sich in seine Höhle traute. Goldene Locken, strahlend blaue Augen und die Unschuld im Blick. Im Gegensatz zu diesem Ritter kam der Junge nicht mit der Absicht, diese zu verlieren.
»Die gibt es auch nicht. Ich bin der letzte«, sagte Drake. »Was darf es sein? Ein Bild? Eine Grußkarte? Ein Kampf auf Leben und Tod?«
Der Junge Mann sah ihn ungläubig an. »Mein ... Wurde geschickt um zu ... Oh Gott.«
Drake seufzte und massierte sich erneut den Schnauzenrücken. »Smitts?«
Die beiden Männer nickten und antworteten synchron. »Smitts.«
»Ich will euch mal etwas über Smitts sagen, ihr zwei Pappnasen.« Drake setzte seine Brille ab und lehnte sich auf seinen Schreibtisch in Ehrwürdige-Alte-Drachen-Größe. »Vor nicht einmal zwanzig Jahren stand Smitts selbst hier oben. Kaum eins fünfzig groß, aber mit einer Klappe, die größer als er war. Als er mich dann gesehen hat, hat er sich eingeschissen. Das scheint unter Menschen ein gängiges Verständigungsmittel zu sein, sehe ich das richtig?«
»Nein, eigentlich nicht«, antwortete der größere, dunkelhaarige Mann mit dem fein geschnittenen Bart, der aussah, als hätte er sich die Haut angemalt.
»Nicht, wo ich herkomme«, sagte der Blondschopf.
»Mh«, sagte der Drache, unterschrieb einen Antrag und legte ihn auf den „Erledigt"-Stapel. »Wie dem auch sei, seit er vor einigen Jahren die Stadtwache übernommen hat, schickt er jedes Jahr irgendeinen armen Jungen hier rauf. Warum er das macht, weiß ich nicht. Was er sich davon erhofft, weiß ich noch weniger. Die meisten versuchen tatsächlich, mich anzugreifen. Warum macht ihr zwei das nicht?«
»Also, ich würde sagen ...« Der Blondschopf überlegte. »Erstens, weil ich nicht lebensmüde bin. Zweitens, stand in den Büchern, dass es keine Drachen gibt und ich habe nicht damit gerechnet, einen zu sehen. Drittens, fände ich es schade, wenn einer von uns im Kampf umkommen würde. Stell dir vor, du würdest sterben. Dann gäbe es keine mehr von dir.«
»Und wenn du umkommen würdest?«, fragte Drake und kaute auf dem Baumstamm herum, den er zu einem Bleistift umgewandelt hatte. Seine Variante war viel wahrscheinlicher.
»Weiß ich nicht. Das möchte ich auch nicht herausfinden. Mein Vater wäre bestimmt traurig. Ich bin nur wegen Smitts‘ blöder Mission hier und brauche einen Beweis.«
Drake seufzte. »Dann solltest du dir im Geschäft neben dem Eingang eine Ansichtskarte kaufen, so wie es die anderen gemacht haben.«
Der Junge schüttelte entschlossen mit dem Kopf. »Nein, Herr Drachentier. Dann glaubt mir niemand, dass ich mit einem echten, lebenden Drachen gesprochen habe!«
»Menschenlarve, dir ist bewusst, dass mir keine Schuppen mehr geblieben sind, die ich dir verkaufen könnte? Wenn du einen Beweis von mir möchtest, musst du ihn dir auf die althergebrachte Methode verdienen.« Drake öffnete seine imposanten Flügel und trieb den beiden Besuchern einen Sturm ins Gesicht. Die erzeugte Windböe brachte den großen Wächter aus dem Gleichgewicht und warf das junge Großmaul um. Sein letzter Kampf lag einige Jahrhunderte zurück und schon damals machte ihm dieser ganze Mist keinen Spaß. Kleine Männlein waren für ihn keine Herausforderung.
»Ihr versteht mich nicht, Herr Drachentier. Mir ist ganz sicher nicht nach einem Kampf! Bei allem was heilig ist, da könnte ich mich auch lachend von einer Klippe werfen!«, rief der blonde Junge und hob beschwichtigend die Hände, als er sich aufrappelt hatte.
»Ist das so?«, fragte Drake, der sich von seinem Steinthron erhoben hatte. Er streckte seinen langen Hals nach vorne, um die beiden Herrschaften eindringlicher zu mustern. Der Bärtige wagte kaum das Atmen und blieb in der Hocke, der Blondschopf bemühte sich, Drakes Blick zu erwidern; seine Unterlippe bebte und immer wieder brach ihr Augenkontakt.
»Ich ... schlage ... schlage einen Handel vor.«

Percival Smitts, Akt VI

Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht sein! Smitts arbeitete sich durch die Menge, die sich am Stadttor versammelt hatte. Adams Stimme verkündete lautstark die Ankunft des Drachentöters. Zuerst dachte Percival, dass er damit die Rückkehr von Sir Dampfluft verkündete, doch das war nicht möglich. Der Ritter war seit 402 Jahren tot und lebte zurückgezogen als Zombie auf einem Friedhof in Courthaven.
Der Hüne schob Menschen beiseite und starrte auf den Dampfwagen, der in Schrittgeschwindigkeit durchs Stadttor tuckerte.
»Macht Platz! Macht Platz für den Drachentöter Jim Norrie!«, wiederholte Adam und hupte, während der Sohn von Norton mit einen riesigen Zahn präsentierte.
Jubel brach aus. Smitts wusste nicht, ob sie sich tatsächlich über die Ankunft eines Drachentöters freuten, oder ob sie den Vorwand für ein neues Fest begrüßten.
»Das ist eine Fälschung!«, rief Smitts und zeigte verurteilend mit einem eisernen Zeigefinger auf den Zahn. »Jim Norrie hat selbst herum erzählt, dass es keine Drachen gibt!«
»Ich habe mich geirrt, Obergeneralkommandantgeneral«, antwortete Jim und lächelte glücklich. »Könnt Ihr Euch das vorstellen? Es gibt sie tatsächlich. Oder besser gesagt: Es gab sie. Dieser Zahn gehörte dem letzten ihrer Art!« Er hatte Mühe, den Zahn anzuheben, der beinahe so groß war wie er.
Smitts sah dem Dampfwagen nach und ballte seine Hände zu Fäusten. Wie ist es dem Kerl gelungen, da siegreich zu sein, wo ich scheiterte?, fragte er sich. Er blieb lange am Tor stehen und dachte über diese Frage nach. Selbst, als sich die Menschenansammlung auflöste und alle zu ihrem Tagewerk zurückkehrten, gelang es Smitts nicht, seine Beine in Bewegung zu setzen.
»Wie hast du es angestellt?«, fragte er Jim am Abend, als die Wächter ihm zu Ehren eine Feier veranstalteten. Es gab frische Bowle, die der Junge selbst angerührt hatte und eine hohe Torte von Judys Bäckerei, die die Form des Drachenzahns hatte.
»Das war nicht schwierig.« Jim sah zu ihm hinauf und schob sich eine Gabel in den Mund. »Ich habe dem Drachen angeboten, dass wir im Austausch für einen Zahn jedem erzählen, dass die Stadtwache von Snowbrooks den letzten, noch lebenden Drachen erlegt hat. Wenn sich diese Geschichte herumspricht, werden natürlich einige Schatzjäger zu seiner Höhle reisen und hoffen, dass sie seinen Hort plündern können, aber der Dämon Xozax ist ein tüchtiger Kerl und wenn man in der Höhle der unerklärlichen Schrecken falsch abbiegt, kommt man ganz schnell woanders wieder heraus. Wäre Adam nicht bei mir gewesen, hätte ich den Weg zum Drachen vermutlich auch nicht gefunden. Wir, als die Stadtwache, haben nun eine Aufgabe, in der es grundsätzlich nur Gewinner geben kann: Wir sorgen dafür, dass sich die Kunde vom Tod des Drachen herumspricht, damit der arme Kerl endlich seine Ruhe vor der Regulation und neugierigen Blicken hat und erarbeiten uns damit einen ehrfürchtigen Ruf in den Landfills. „Die sind Drachentöter“, werden sie rufen und die Verbrecher werden sich zweimal überlegen, ob sie sich mit uns anlegen. Wenn wir diese Karte richtig ausspielen, steht uns eine zweite, goldene Ära bevor.«
Smitts ballte die Hände so fest zusammen, dass er glaubte, den Schmerz in den Kabeln seiner Mechanoarme zu spüren. »Wir hätten uns diesen Namen erlogen. Das ist nicht richtig! Wir sind die Stadtwache! Die Menschen verlangen von uns Ehre, Stärke und Ehrlichkeit! Dein Väter hätte ...«
»... genau dasselbe getan!«, fuhr Jim ihm ins Wort. »Wenn ich mit einer Lüge für Ruhe, Ordnung und Sicherheit sorgen kann, lüge ich, bis sich die Balken biegen. Niemand wird dabei verletzt, nun gut, wenn wir den gezogenen Zahn nicht mitzählen, und wir erreichen mehr, als wenn wir jeden zweiten Tag irgendwelche Leute auf der Straße vermöbeln und sie gegen uns aufbringen. Obergeneralkommandantgeneral, der Krieg mit dem Verbrechen findet nicht nur auf der Straße statt. Er beginnt bereits im Kopf. Wenn Ihr meiner Idee nicht zustimmt und weiterhin jedes Jahr Rekruten oder irgendwelche Leute zum Glatzkopf schickt, werde ich übrigens das schriftlich formulierte und versiegelte Geständnis des Drachen, dass Ihr Euch beim Besuch in seinem Hort eingeschissen habt, an die Presse weiterreichen.«
Jim konnte seinem Blick immer noch nicht standhalten. So forsche Worte von einem so scheuen Jungen. Smitts‘ Mundwinkel traten eine schnelle Reise in Richtung Boden an. Er hat mich an den Eiern, dachte er und baute sich vor dem Großmaul auf, um das Ringen um Dominanz im Keim zu ersticken.
»Du drohst mir, Norrie«, stellte er mit bemerkenswerter Ruhe fest. Percival ließ sich nicht anmerken, dass in ihm ein Aufruhr herrschte und all die kleinen, metaphorischen Männlein in seinem Kopf hektisch durcheinander rannten, um in den Aktenordnern nach einer geeigneten Gegenmaßnahme suchten.
Jim nickte bestätigend und Smitts kopierte diese Geste. Der gewaltige Körper des Obergeneralkommandantgenerals schob sich auf den mickrigen Jungen zu. »So ... so kann man es sehen«, sagte er und wich zurück.
»Ich mag es nicht, wenn man mir droht, Jim.« Percival nagelte Norries Sohn in einer Ecke des Wachbüros fest, in die sich der Junge drängte wie ein verängstigtes Kaninchen. Es gab weder eine Fluchtmöglichkeit nach links, noch nach rechts. Als erfahrener Polizist stellte Smitts die Beine zusammen, um eine Tunnelflucht zu verhindern und streckte dann den rechten Arm nach vorne. Die Eisenfinger öffneten sich ratternd. »Gib mir das Dokument und wir lassen Gras über die ganze Sache wachsen.«
»Nein!«, rief Jim, seine Stimme schwankte, da die Furcht ihn an den Schultern gepackt hatte und gründlich durchschüttelte. Andere Wächter bemerkten die Unruhe, aber hatten im Laufe der Jahre gelernt, dass ein zorniger Smitts ein schlechter Smitts war - sie hielten sich raus.
»Dann werde ich dafür sorgen, dass du fliegst, Jim. Und falls du glaubst, dass du irgendwo in den Landfills eine weiteres Wachhaus mit deiner Inkompetenz belagern kannst, muss ich dich enttäuschen. Percival Smitts‘ Stimme ist laut und reicht weiter als du denkst. Du möchtest den Harten spielen und mit Drohungen und Korruption eine Veränderung erzwingen? Dass ich nicht lache. Wir haben Prinzipien und Regeln, Jim.«
Die Hände des jungen Rebellen zitterten so stark, dass das Tortenstück auf seinem Teller einen hektischen Tanz aufführte und Smitts jeden Moment mit aufziehenden Regenwolken rechnete. »Ihr habt we-wesentlich me-mehr zu ve-verlieren, als ich«, stotterte er schließlich.
»O, siehst du das so?« Smitts grinste siegessicher. Man sagte ihm immer, dass seine Schneidezähne Ähnlichkeit mit den Schwingtüren eines Saloons aus dem Sandland hatten. »Was wäre das, wenn du die Frage gestattest?«
Jim holte tief Luft und sah sich planlos im Raum um. »Ihr habt einen guten Ruf zu verlieren. Was glaubt Ihr, wie die Leute von einem Stadtwächter reden, der sich beim Anblick einer großen Kreatur ins Hemd macht? Der Respekt Eurer Kollegen wäre hin, die Menschen würden Euch nicht mehr ernst nehmen und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Eure Stelle als Obergeneralkommandantgeneral noch lange hättet, da diese von einem Mann mit Autorität bekleidet werden muss. Ich, im Gegenzug, verliere nur eine Stelle, für die ich Eurer Meinung nach ohnehin nicht geeignet bin, kehre zu meinem Vater zurück und übernehme irgendwann unseren Betrieb.« Die blauen Augen des Jungen fixierten Percival plötzlich mit ungekannter Entschlossenheit. »Für wen endet diese Situation also in einem Desaster?«
Smitts war sprachlos und mahlte mit den Zähnen. Die Wächter sahen, dass Smitts die Situation kontrollierte, doch in Wahrheit führte der Grünschnabel Regie. Hat er mich in diese Ausgangslage manövriert, damit ich nicht bloß gestellt werde?, fragte er sich.
»Du hast gewonnen.« Smitts sah Norrie fest an. »Du übernimmst zusammen mit Adams die Schreibstube. Was ihr dort macht, geht mich nichts an, aber ich möchte Ergebnisse sehen. Wenn in zwei Wochen nichts verwertbares dabei herum kommt, ziehe ich deinen Arsch auf die Straße zurück.«
»Was ist mit Drake?«
»Er soll seine Ruhe haben. Wenn wir in den nächsten Monaten von verbrannten Dörfern hören, darfst du dir das an die Kappe stecken, Norrie.« Smitts hielt immer noch die Hand nach vorne gestreckt. »Und jetzt gib. Mir. Das. Dokument.«
Das freche grinsen in Jims Gesicht gefiel Smitts gar nicht. »Ich habs nicht bei mir.«
Ein Schub von Zorn fuhr durch Percival. Er packte den Jungen am Kragen, hob ihn wie eine Strohpuppe auf Augenhöhe und starrte ein Loch in sein Gesicht. Die Furcht, die eben noch so gründlich an ihm geschüttelt hatte, wischte jegliche Überlegenheit aus den Zügen des Jungen.
»Smitts!«, intervenierte Adamson.
»Halt dich da raus!«, bellte Smitts. Jetzt fühlte er sich lebendig! Ja, er war zornig und ja, er war kurz davor etwas dummes zu tun - aber so war er nun einmal. Diesen Percival Smitts respektierten seine Männer, nicht die kompromissbereite Weichflöte, die Jim sich wünschte. »Wo ist es?«
Der Junge versuchte ihm zu antworten, doch er bekam kein Wort über die Lippen. Die anderen Wächter waren von ihren Plätzen aufgesprungen und hatten Abstand genommen, lediglich Adam und Willys waren nach vorne getreten und versuchten, ihm Vernunft einzureden.
Smitts hielt inne.
Sie respektieren mich nicht, stellte er fest, Sie haben Angst vor mir.
Langsam setzte er Jim ab und wich ein paar Schritte von ihm zurück. Der Junge hustete und schnappte nach Luft, doch Adam und Willys waren sofort an seiner Seite. Auf wie viele Fehlentscheidungen haben sie mich nie angesprochen, weil sie diese Reaktion fürchteten? Jim hat recht. Ich habe wesentlich mehr zu verlieren als er. Hatten sein Pflichtbewusstsein und das Gefühl, dass richtige zu tun, ihn so weit vom Weg abkommen lassen? Der Krieg findet nicht nur auf der Straße statt, er beginnt bereits im Kopf. Wie sollen meine Männer einen Krieg gewinnen, wenn sie ihren Anführer mehr fürchten, als den Feind?
»Es spielt keine Rolle, wo sie ist«, sagte Smitts schließlich, als Jim wieder zu Atem gekommen war. »Du hast zwei Wochen, um etwas zu bewegen, Norrie. Enttäusche mich nicht.«
Smitts war zu stolz für eine Entschuldigung vor der gesamten Belegschaft. Er verließ das Wachbüro und trat vor die Tür, um einen nächtlichen Rundgang durch die Straßen von Snowbrooks zu machen.
Irgendwann schlägt der junge Ritter dem alten Drachen den Kopf ab, dachte er, als er die Geschehnisse des Tages reflektierte. Alles in allem war Jims Drachenjagd von Erfolg gekrönt. Er hat nicht nur einen Drachenzahn ergattert, er hat auch eine alte Echse in ihrer Höhle aufgespürt und ihr eine blutende Wunde verpasst, von der sie sich nur schwer erholen wird. Smitts zog die Mundwinkel nach oben und lehnte sich gegen eine Laterne am Straßenrand. Gute Arbeit, Norrie. Vielleicht wird doch etwas aus dir.

 
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Hallo NWZed,

Respekt! Du scheinst dir ja einiges vorgenommen zu haben. Es wirkt fast so, als würdest du hier gerade still und heimlich einen Roman in die Kurzgeschichten einschmuggeln. Mein Kommentar hier ist deswegen auch hauptsächlich eine allgemeine Kritik zu deinen Texten, obwohl diese natürlich in sich geschlossen funktionieren.

Ich hab mir gerade drei deiner Geschichten hintereinander zu Gemüte geführt (die Nordwölfe habe ich ausgelassen, werde ich aber noch nachholen) und ich muss sagen, die Welt, die du hier erschaffen hast und der Stil, in dem du deine Geschichten erzählst, gefallen mir sehr gut.
Ich habe selber noch nicht allzu viel Fantasy gelesen, deswegen kann ich das vielleicht nicht so gut beurteilen wie andere Leser, aber du scheinst zwei große Vorbilder zu haben:

Einerseits natürlich Pratchett. "Achtung! Drachenjagd!" erinnert mich bestimmt nicht nur zufällig an "Wachen! Wachen!" Du hast einen ähnlichen Humor, viele kleine Absurditäten (die schön trocken präsentiert werden), viele mehr oder weniger versteckte Parodien und Referenzen, eine Menge Meta-Witze und dieses "cartoonhafte", das schon in einem Kommentar zu "Die Schneekugel" angesprochen wurde.
Das funktioniert allgemein auch wirklich gut. Ich habe an manchen Stellen ehrlich lachen müssen. Nicht dieses Internet-Lachen, bei dem man gerade mal die Mundwinkel verzieht und "LOL" schreibt, sondern wirklich laut LACHEN ("Wir gehen auf Geisterjagd!"). Das passiert mir bei Humortexten nicht allzu häufig, auch bei denen, die ich auf dieser Seite in der Kategorie bisher gelesen habe, ist also als großes Lob zu verstehen.
Dass dieser Humor nicht jedermanns Sache ist, ist selbstverständlich. Mir sagt er aber zu und du fährst eine relativ klare Linie.
Manchmal schlägst du mir aber persönlich ein bisschen zu sehr über die Stränge. Nicht unbedingt in dieser Geschichte, aber in "Der Ring des Grafen" und "Die Schneekugel" sind mir zwei Stellen aufgefallen, die mir ein bisschen too much waren: Das Stoppschild im "Ring" und die Beschreibung der Schießerei im Nudelrestaurant (ein alter Mann macht mehrere Flickflacks durch den Raum und vollzieht dann einen Salto durchs Fenster).
Du machst ja mehrerer solcher Einschübe, die eigentlich vor allem lustig sein sollen und dem Plot nicht wirklich dienen. Manchmal funktioniert das sehr gut, zum Beispiel im Fall der Gärtner in "Die Schneekugel". Da beschreibst du zwar nur ein humoristisches, absurdes kleines Detail, zeichnest aber trotzdem immer noch am Bild deiner Welt weiter. Der akrobatische alte Mann und das Schild wirkten auf mich ein bisschen zu überzeichnet und bemüht witzig. Im Großen und Ganzen funktioniert dein Humor aber, wie schon gesagt, bei mir auf jeden Fall.

Andererseits kommt mir, was deine Erzählstruktur angeht, George R R Martin in den Kopf - das bezieht sich sowohl auf die Charaktere als auch die Exposition. Dein episodenhaftes Hin- und Herspringen zwischen einzelnen Protagonisten bzw. Perspektiven ist ziemlich mutig, da es dir eine Menge abverlangt, was das Zeichnen einzelner Figuren angeht. Und es verlangt natürlich auch dem Leser einiges ab, da es für manch einen bestimmt schnell verwirrend werden kann, mit all den Namen, Ortsbezeichnungen etc. Du betreibst hier einiges an world building, was ja auch manchmal bei zu viel Exposition ordentlich nach hinten losgehen kann. Gut gefällt mir, dass du die Beschreibung deiner Welt primär in die Geschichte bzw. die Gedankenwelt der Figuren einbindest. Das wirkt natürlicher als ein massiver Infodump, unterbricht die Geschichte nicht ständig, und hat es für mich sehr angenehm gemacht, mir deine Welt auszumalen. Viele kleine Details, die du in einem Halbsatz erwähnst, machen auch tatsächlich Lust auf mehr. (Über Sir Dampfluft würde ich beispielsweise gerne eine Geschichte lesen.) Ich weiß nicht wie deine Welt heißt, aber ich würde gerne wieder dorthin zurückkehren.
Deine Charaktere selbst sind gut, in sich schlüssig und haben immer definitiv eine eigene Stimme, sind aber oft ziemlich archetypisch gezeichnet (obwohl du das sicherlich ein Stück weit beabsichtigt hast). Ab und zu hatte ich da so einen Anflug von "Ach, das ist jetzt also diese Figur." Natürlich funktioniert sowas in deinem Setting gut, aber trau dich ruhig mehr, die Leser zu überraschen.
Was du aber auf jeden Fall kannst, ist ganz genau einschätzen, wann und vor allem WIE du am besten deine Perspektive wechseln möchtest. Das setzt auch in längeren Texten immer wieder schöne kleine Wegpunkte.

Dein Stil ist sehr angenehm zu lesen. Macht Spaß. Gerade in deinen ersten beiden Texten sind mir allerdings immer noch eine Menge kleinerer Fehler und Unstimmigkeiten aufgefallen. Das mit der Vorvergangenheit wurde ja schon erwähnt. Ist in dem Text hier aber, soweit ich das erkennen kann, besser geworden. Da solltest du gerade in "Der Ring des Grafen" nochmal drüber schauen, da er ja auch ein Teil des großen Ganzen zu sein scheint. Ich bin bei sowas selbst auch nicht der beste Ansprechpartner, aber ich kann dir gerne trotzdem nochmal ein oder zwei Dinge in einem separaten Kommentar zusammensuchen (wenn ich die Zeit dafür finde).


Ein ernsthafter Kritikpunkt von mir wäre Folgendes: Wie gesagt gefällt mir deine "Serie" ausgesprochen gut und die Geschichten sind in sich geschlossen. Dafür, dass du aber trotzdem versuchst, einzelne Geschichten zu schreiben und keinen Roman, setzt du meiner Meinung nach (besonders bei dieser hier) zu stark auf den Fortsetzungscharakter. "Achtung! Drachenjagd!" hat mir persönlich zu wenig Höhepunkt und als geschlossene Geschichte kein Ende, das sich wie ein Ende anfühlt - eher wie das Ende eines Kapitels. Wie gesagt: ich will deine Story bzw. Stories gerne weiterlesen, gefällt mir wirklich gut. Aber eventuell solltest du überlegen, ob du dir nicht doch eine Rahmenhandlung überlegst und das Ganze doch als Roman anlegst. Oder planst du gerade so eine Art Anthologie in deiner persönlichen "Scheibenwelt"?
Das Material und die Ideen scheinen ja so oder so vorhanden zu sein.


Viel Spaß beim weiteren Schreiben, bin schon gespannt auf die "Fortsetzung",
Gruß,
Knoboter


p.s.: Eine Sache noch. Mich würde sehr interessieren, was herauskommt, wenn du dich mal an etwas GANZ anderem versuchst. Vielleicht ein ernster Alltagstext oder so etwas. Wäre sicherlich spannend, sowohl für dich als auch deine Leser.

 

Oder planst du gerade so eine Art Anthologie in deiner persönlichen "Scheibenwelt"?

Exakt das. Der rote Faden ist der Fortsetzungscharakter. Alles, was in dieser Kurzgeschichtensammlung passiert, hat irgendwie mit ihm zu tun und dient, wie du richtig erkannst hast, dem Worldbuilding. Das ist für mich einfach die flüssigere Variante, als wenn ich mich stundenlang hinsetze und mir trockene Details überlege.

"Achtung! Drachenjagd!" hat mir persönlich zu wenig Höhepunkt und als geschlossene Geschichte kein Ende, das sich wie ein Ende anfühlt - eher wie das Ende eines Kapitels.

Erwischt. Da fehlt tatsächlich einiges, ein paar PoV-Blöcke musste ich schneiden, weil das ganze Ding sonst zu lang geworden wäre.

Manchmal schlägst du mir aber persönlich ein bisschen zu sehr über die Stränge

Agreed. Mit "Achtung! Drachenjagd!" wollte ich mich ein wenig von diesem übertriebenem Quark entfernen. (Ich sollte weniger South Park schauen *g*)

Einerseits natürlich Pratchett
Andererseits kommt mir, was deine Erzählstruktur angeht, George R R Martin in den Kopf

Vollkommen richtig. Pratchett ist für mich sehr inspirierend und hat meinen Humor, die PoV-erzählweise von Martin finde ich persönlich ideal, weil ich mich dann nicht auf einen Charakter festfahren muss und die Landfills aus mehreren Perspektiven präsentieren kann.

Aber eventuell solltest du überlegen, ob du dir nicht doch eine Rahmenhandlung überlegst und das Ganze doch als Roman anlegst.

Ich habe schon einen fertigen Roman hier herum liegen. Das war schon ein Theater! Kurzgeschichten sind für mich perfekt, weil ich die "mal eben" schreiben und darin auch auf aktuelle Geschehnisse eingehen kann.

Über Sir Dampfluft würde ich beispielsweise gerne eine Geschichte lesen.

Sollst du haben!

Da solltest du gerade in "Der Ring des Grafen" nochmal drüber schauen,

So soll es geschehen.

Eine Sache noch. Mich würde sehr interessieren, was herauskommt, wenn du dich mal an etwas GANZ anderem versuchst.

Sowas wie die Nordwölfe. *g*

Ich danke dir für deine ausführliche Einschätzung, bin mir sicher, dass ich vergessen habe, auf ein oder zwei Dinge einzugehen, aber i can't be arsed right now! *g*

 

Hi NWZed,
Gar nicht schlecht finde ich.
Du kommst zwar nicht ganz an Pratchett ran, aber Ansätze sind da.
Gute Ansätze, dich du hoffentlich noch weiter pflegen wirst.
Ein Problem an deiner Geschichte ist natürlich, dass man die Handlung ziemlich aufblasen könnte. Fast auf Romanlänge. Du hast sie allerdings geschrumpft und da geht doch auch wieder etwas verloren.
Ein paar Hinweise meinerseits wie du die Geschichte noch besser machen könntest:
Einmal fehlen die liebevollen Details, die Pratchett einfließen lässt und welche die Welt lebendig machen. So wird z.B Smitts Mechanoarm am Anfang zu wenig gewürdigt.

Percival lehnte sich in seinem hohen Generalsstuhl zurück und tippte die Eisenfinger seiner Hände aneinander
Da geht noch viel mehr ;)
Norton war der erste oberste General der Stadtwache und sorgte in den zehn Jahren seiner Dienstzeit dafür, dass Snowbrooks eine blütenreine Weste hatte.
auch hier beginnt eine ereignislose Rückblende. Da müsste mehr action rein.
»Na, wenn das so ist, hast du bei deiner Buße nichts zu befürchten.«
Smitts war stolz auf seine Antwort und den ungläubigen Ausdruck, den sie Jim ins Gesicht zauberte. Aus dem Nebenraum hörte er Jones kichern und ein eigenartiges piepsen.
:thumbsup:
Das konnte Jim! Er war gut mit Worten, las sehr viel und sehr genau und sah sein Geschick in der Organisation, nicht der Durchführung. Das wollte Smitts jedoch nicht einsehen. Aus irgendeinem Grund versuchte er ständig, Jim in den Außendienst zu zwingen. Jim traute sich nicht, es anzusprechen, doch er hielt den Obergeneralkommandantgeneral in seiner Position für inkompetent.
zu viel Erzählung. Das könntest du in Form eines Dialogs einfließen lassen
Die Hauptfiguren finde ich gut gelungen. Smitt von der alten Sorten, gegen den modernen jungen Jim.
Dieser Konflikt fällt aber zeitweise etwas ab und hier sollte der rote Faden erkennbar sein. Auch Pratchett (ich hoffe, du bist nicht genervt, weil ich dich dauernd mit ihm vergleiche) hat im Hintergrund seiner Bücher immer klassische große Konflikte.
Die Nebenfiguren fallen allerdings etwas ab und hier wirkt die Geschichte eben etwas hingeschludert oder hastig zusammengekürzt.
Drake rückte seine Brille zurecht und seufzte schwer, als er sich mit Daumen und Zeigefinger den langen Nasenrücken massierte.
hier fehlen mir wieder einige Details und mit diesen Satz fühle ich mich regelrecht bewusst in die Irre geführt. Der Drache hat Klauen und Krallen und die Brille als untypisches Accessoire passt, doch den Drachen sehe ich nicht und die Umgebung schon gar nicht. Ganz generell gehören in deine Geschichte noch viele Details über die Umgebung, wie die Leute riechen usw.
es gibt da aber immer wieder gute Einschübe wie den:
»Mh«, sagte der Drache, unterschrieb einen Antrag und legte ihn auf den „Erledigt"-Stapel. »

Zum Schluss hin ging mir alles zu leicht. Da könnte der Drache doch etwas fieser sein oder auch Smitt nicht offen zugeben, dass Jim recht hat, aber eben indirekt den Jungen etwas tun lassen, dass er schon immer wollte.

lg
Bernhard

 

Ein Problem an deiner Geschichte ist natürlich, dass man die Handlung ziemlich aufblasen könnte. Fast auf Romanlänge. Du hast sie allerdings geschrumpft und da geht doch auch wieder etwas verloren.

Jap, da hast du völlig recht. Wie schon gesagt, habe ich mir immer einen Kopf darüber gemacht, dass es nicht zu lang wird und deswegen viel gekürzt. (vermutlich an den falschen Stellen)

So wird z.B Smitts Mechanoarm am Anfang zu wenig gewürdigt.

Schuldigkeitserklärung meinerseits: Um auf technische Details des Arms weiter einzugehen, fehlt mir leider das technische Know How. Bevor ich da irgendwelchen Stuss zusammenzimmere, habe ich's lieber nur so knapp wie nötig erwähnt. *g*

zu viel Erzählung. Das könntest du in Form eines Dialogs einfließen lassen

Hätte ich gekonnt, wollte ich aber nicht. Wie gesagt: Jim ist ein kopflastiger Mensch und traut sich nicht, diese Bedenken auszusprechen.

(ich hoffe, du bist nicht genervt, weil ich dich dauernd mit ihm vergleiche)

Gar nicht. Das geht runter wie Honig. *g*

Ganz generell gehören in deine Geschichte noch viele Details über die Umgebung, wie die Leute riechen usw.

Kommt ganz auf den Kontext an. Wenn es passt, mache ich das. Aber ansonsten schadet es eher dem Pacing, wenn ich auf jedes Detail pingelig genau eingehe. "Show, don't tell" ist das Motto. "Eine Höhle mit einem übergroßen Schreibtisch und einem riesigen Berg Gold" zaubert mir persönlich genug Bilder in den Kopf, wenn der Charakter ein Feng Shui-Fanatiker ist, würde ich auch noch etwas auf die Umgebung eingehen. Ansonsten schadet es den Lesefluss, wenn ich die Dialoge und die Erzählung zulange für ausgiebige Umgebungsbeschreibungen unterbreche. Mit dem Drache hast du recht, dass ist ein stilistischer Fehler und den nehme ich mir gleich mal vor.

Zum Schluss hin ging mir alles zu leicht.

Zur Kenntnis genommen!

Da könnte der Drache doch etwas fieser sein

Sollte er nicht. Er ist nicht der Antagonist und ich wollte bewusst auf Schwarz-Weiß-Malerei verzichten.

Smitt nicht offen zugeben, dass Jim recht hat

Sehr guter Punkt. Ich schau mir das Ende nochmal an und sehe, was ich dahingehend drehen kann.

aber eben indirekt den Jungen etwas tun lassen, dass er schon immer wollte.

Gefällt mir gut. Sieh dich mit Chloroform betäubt und der Idee beraubt!

Vielen Dank für die Zeit und die Mühe! :)

 

Patch v1.1:

- Ein komplett neues Ende hinzugefügt, um etwas mehr Spannung reinzubringen und es wie einen Abschluss aussehen zu lassen.
- Der Drache Drake sollte jetzt 10% mehr Drache sein.

Danke für die Anregungen - ich hoffe, die neue Version ist zufriedenstellender!

 

Hi NWZed
Ja, die Verbesserungen sind durchaus gelungen. Jetzt wirkt alles plausibler.
lg
Bernhard

 

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