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Süßer Wein

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25.05.2014
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Süßer Wein

Walter hatte in der Pension eingecheckt. Nun war er auf die Straße hinausgetreten und schaute sich nach einer Gelegenheit, etwas essen zu können, um. Die Sonne war soeben hinter dem Horizont versunken. Ihre letzten Strahlen beschienen die Wolken gespenstisch von unten. Fröstelnd folgte er der Straße, die sich ins Zentrum der Kleinstadt wand. Nach nur wenigen Metern stand er vor einem alten Haus mit einem verwaschenen Schild über der Tür. Es war ein Restaurant, dessen Namen er nicht entziffern konnte. Verwundert, das Haus nicht vorher gesehen zu haben, blieb er stehen. Die Tür war offen, er trat ein. Die Gaststube war menschenleer. Das Mobiliar im Teakholz-Design machte den Raum noch dunkler, als er durch die kleinen Fenster ohnehin schon war. Unschlüssig wartete er eine Weile.
„Hallo“, rief er so laut, dass er gehört werden konnte, aber nichts rührte sich. Er hätte wieder gehen können, aber irgendetwas hielt ihn fest. Auf allen Tischen standen kleine Gestecke mit Kerzen. Er setzte sich an einen Zweiertisch in einer Nische. Walter holte sein Feuerzeug aus der Hosentasche und zündete die Kerze an. Irgend etwas erstickte die Flamme immer wieder, sodass er mehrere Versuche brauchte.
"Hast dich wohl verirrt?", hörte er eine dunkle Stimme sagen. Erschrocken blickte er hoch.
"Sind Sie die Bedienung?", fragte er irritiert und hätte sich ohrfeigen können. Wer sonst trägt eine Servierschürze.
"Siehst du noch jemand hier?"
Er musste lächeln und blickte sich mit einem mulmigen Gefühl um, ob da irgendwo ein Kamerateam und ein Drehstab zu sehen wären. Sie passte mit ihrem Aussehen nicht in die jetzige Zeit. Sie war hübsch. Er schätzte sie auf Vierzig, konnte sich aber auch gewaltig irren. In solchen Sachen war er noch nie gut gewesen. Sie trug ein dunkelblaues Kleid aus Leinen mit einer feinen Stickerei auf dem Kragen. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem langen Zopf geflochten, den sie am Hinterkopf zu einem Knoten gesteckt und mit einem kaum sichtbaren Haarnetz fixiert hatte.
Sie spürte, wie sie von ihm taxiert wurde und legte den Kopf verwegen in den Nacken. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Das machte ihn nervös. Dieses Lächeln hatte er in alten Fotoalben gesehen, auf denen seine Mutter als Mädchen und junge Frau abgebildet war.
"Was?", fragte sie nur. Da erst merkte Walter, dass er sie wohl angestarrt hatte und hüstelte verlegen.
"Entschuldigen Sie. Könnte ich wohl die Speisekarte haben?"
Sie wandte sich ab und kam kurze Zeit später mit einer ledernen Mappe zurück. Auf dem Deckel prangte in goldenen Lettern der Name des Restaurants. Jetzt wusste Walter, dass er sich im „Adler“ befand. Er blätterte die Karte durch. Als er die letzte Seite umgeschlagen hatte, blickte er verständnislos auf. "Ich habe nichts ... ich meine, haben Sie nichts zu Essen?"
Sie setzte sich ihm gegenüber und stützte ihr Kinn in eine Hand. Eine Zeit lang sah sie ihn schweigend an. Dann setzte sie sich aufrecht hin und legte ihre Hände in den Schoß.
"In den besten Tagen dieses Hauses hättest du die Speisekarte hoch und runter essen können. Aber die besten Tage sind vorbei. Ab morgen ist hier Schicht im Schacht."
"Schicht im ... ach so, ab morgen ist hier zu! Na, aber heute ist doch noch offen? Haben Sie wirklich gar nichts essbares mehr im Haus?"
„Ich sagte doch: Finito. Schluss. Aber vielleicht habe ich was anderes für dich.“
Walter überlegte, was das hätte sein können. Er hatte Hunger.
„Na, dann haben Sie vielleicht einen Tipp, wo ich in der Nähe etwas essen kann?“
„Du bist Walter, hab ich recht?“
„Woher zum Teufel wissen Sie das?“ Ihm wurde unheimlich zumute.
Sie war inzwischen zum Tresen gegangen und kam mit einer Schachtel Zigaretten und einem Aschenbecher zurück. Nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, nahm sie sich eine Zigarette und bot Walter auch eine an. Er lehnte dankend ab, gab ihr aber Feuer.
"Du kannst Heidi zu mir sagen", sagte sie und nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette. Sie blies ihm den Rauch ins Gesicht. „Und hör mit dem Gesieze auf.“
„Heidi?“, er schüttelte mit dem Kopf. „Ich kenne keine Heidi.“
„Dachte ich mir“, sagte sie. Es klang verbittert.
Er forschte in ihrem Gesicht, beobachtete sie, wie sie rauchte. Er kannte sie nicht.
"Willst du etwas trinken? Ich habe noch eine Flasche guten Wein da."
"Na, ist doch wenigstens was."
Sie ging, ihn zu holen.
"Was dagegen, wenn ich auch ein Glas mit trinke?", fragte sie vom Tresen aus. Er schüttelte nur den Kopf. Als sie zurück kam hatte sie ihre Servierschürze abgelegt. Sie stellte die Gläser ab und entkorkte fachmännisch die Flasche am Tisch. Dann goss sie Walter einen kleinen Schluck ein. Er nahm das Glas, schwenkte es, roch und kostete schließlich. Er verzog das Gesicht.
"Ist er dir zu sauer?", fragte sie.
"Bisschen süß, würde ich sagen", antwortete er, nickte aber, dass sie einschenken sollte.
Als sie eingegossen und die Flasche abgestellt hatte fragte sie ihn, woher er komme.
"Ich bin auf der Durchreise. Übernachte drüben in der Pension. Aber die bieten nur Frühstück an."
Sie klopfte am Aschenbecher die Asche ab.
„Bist du dienstlich hier?“
Walter nickte. „Ja, dienstlich.“
"Erzähl von dir."
"Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ich reise im Job viel umher, hab ne Menge Stress ..." Er sah sie an und sagte unvermittelt: „Wieso hast du mich vorhin Walter genannt?“
Sie nippte von ihrem Wein, dann beugte sie sich so weit zu ihm, dass er verlegen zur Seite blickte.
"Kennst du die Grafschaft Wales?", fragte sie, wartete aber keine Antwort ab. "Meine Großmutter war eine Waliserin. Sie war im ersten Weltkrieg in Männerkleider geschlüpft und hatte sich für den Fronteinsatz gemeldet. Damals wurde so viel Nachschub an Soldaten gebraucht, da hatte niemand mehr den Überblick, wer wehrtauglich war und wer nicht. Sie war flach und zäh und ging woanders hin zum pinkeln. Das hatte so lange niemand interessiert, wie alle damit beschäftigt waren, das nackte Leben zu verteidigen. Bis sie in Frankreich angeschossen wurde und sich in einen Schützengraben geflüchtet hatte." Es entstand eine Pause. Sie sah Walter erwartungsvoll an.
Er räusperte sich. „Warum erzählst du mir das?“
„Weil du mich an jemand erinnerst.“
„Hat dieser Jemand mit deiner Großmutter zu tun?“
„Möglich“, sagte sie und fuhr fort, von ihr zu erzählen. „Die Deutschen hatten sie gefunden, als sie ihre Verwundeten zusammengesammelt hatten. Was sie so interessant gemacht hatte, dass man sie nicht erschoss - ich habe keine Ahnung. Jedenfalls ist sie ins deutsche Lazarett gekommen und dort brauchte man nicht lange, zu entdecken, dass sie eine Frau war.“
„Kann ich mir vorstellen.“ Walter schmunzelte. „Was ist mit ihr passiert? Lass mich raten: sie hat es überlebt, sonst wärst du nicht hier.“
„Ja, sie hat es überlebt. Sie wurde zum Arbeitsdienst im Lazarett eingeteilt, als Gefangene sozusagen. Na ja, und mein Großvater war Sanitäter und sie ihm wahrscheinlich eine große Hilfe. Er hat ihr Deutsch beigebracht, und dann brauchst du bloß noch eins und eins zusammenzuzählen. Der Krieg hatte für sie beide ein Happy End.“
Walter hörte gespannt zu. „Und wo komme ich ins Spiel?“
Sie zog ein verblichenes Foto aus ihrer Brieftasche und betrachtete es eine Zeit lang, bevor sie es ihm reichte.
„Die junge Frau vorn in der Mitte ist meine Großmutter, da war sie etwa neunzehn. Der Mann neben ihr ist ihr Bruder Edward. Er ist seit 1916 vermisst. War in Frankreich bei der Schlacht an der Somme dabei. Die Familie hat nie ein Telegramm erhalten, dass Edward gefallen sei. Erkennst du die Ähnlichkeit mit dir?“
Walter betrachtete sich das Foto und konnte es nicht wirklich leugnen. „Die Ähnlichkeit ist erstaunlich. Aber mein Großvater stammt, so viel ich weiß, aus Berlin.“ Er gab ihr das Bild zurück, sie wehrte aber ab und bedeutete ihm, es zu behalten. Er sah keinen Sinn darin.
„Was soll ich damit? Das ist die Familie deiner Großmutter.“ „Oder die unserer Großeltern“, sagte sie mit einem breiten Grinsen. Doch das war Walter zu weit hergeholt. Er hielt das Foto noch immer in der Hand und begriff nicht, was sie ihm damit sagen wollte. Er wollte es dabei belassen. Sein Magen signalisierte ihm noch immer Hunger. Er holte seine Brieftasche heraus und wollte den Wein bezahlen, aber das lehnte sie ab.
„Ich möchte gehen“, sagte er und erhob sich.
„Lädst du mich zu Essen ein?“, fragte sie schelmisch.
Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich hoffe, du kennst dich hier aus und kannst uns ein besseres Lokal empfehlen. Ich sterbe vor Hunger.“
Sie trank nicht aus und folgte Walter, der bereits zur Tür gegangen war; dabei riss sie ihr Weinglas um, das mit einem lauten Klirren auf dem Fußboden zerbrach. Der vergossene Wein hinterließ eine kleine Lache.
Walter wartete vor der Tür. Sie war ihm nur bis dorthin gefolgt. Er war wie erstarrt, als er sie so stehen sah. Ihr Haar schimmerte, als würde es von einer unsichtbaren Lichtquelle von hinten beschienen. Aber da war nur der dunkle Raum.
„Ich kann dich nicht begleiten“, sagte sie und es klang wehmütig. Und dann sagte sie noch etwas, was er nicht verstand:
„Bitte sag ihr, es tut mir unendlich leid“. Dann war sie zurück in die Dunkelheit gegangen.
„Wem soll ich es sagen?!“, hatte er ihr nachgerufen, aber sie hatte nicht mehr geantwortet. Dann war die Tür ins Schloss gefallen und er war gegangen.

Walter lag noch lange wach im Bett. Er dachte über den Abend nach, über die Begegnung mit ihr. Nach dem Essen war er noch ziellos durch die Stadt gezogen und hatte einfach nur die Nacht genossen.
Er musste immer wieder an ihren letzten Satz denken, der wie aus weiter Ferne an sein Ohr gedrungen war und dessen Sinn er noch immer nicht erfassen konnte.
Am nächsten Morgen verließ er nach einem guten Frühstück die Pension. Er schaute die Straße hinunter auf das alte Haus mit dem verwaschenen Schild. Es war schon hell und bei Tageslicht machten die Fenster den Eindruck, als wären sie Jahre nicht geputzt worden. Statt zu seinem Auto, ging er zu dem Restaurant. Es sah nicht so aus, als wäre es noch am Abend zuvor offen gewesen. Alle Stühle standen auf den Tischen, alles war staubig und die Tür war verschlossen. Und auf den Tischen waren weder Gestecke noch Kerzen zu sehen. Walter suchte nach dem Tisch, an dem er mit ihr gesessen zu haben glaubte. Aber er konnte weder den Tisch noch ein zerbrochenes Weinglas finden. Noch einmal ließ er den Abend Revue passieren. Er konnte sich genau an alles erinnern. Zweifelnd sah er sich um und suchte nach einem Restaurant, das diesem hier ähnlich gesehen hätte. Doch es war das einzige weit und breit. Er ging zurück zur Pension. Als er seinen Parkschein entwerten wollte, fiel ihm etwas aus seiner Brieftasche. Als er es aufhob, sah er das vergilbte Foto. Er ging mit eiligen Schritten an die Rezeption und fragte dort nach dem Restaurant „Adler“.
„Ach, der Adler! Ja, der ist schon gut zehn Jahre dicht“, sagte der Portier. Walter zeigte ihm das Foto und erzählte von seiner Begegnung mit ihr und der Geschichte ihrer Großmutter.
„Komisch“, sagte der Portier, „das Foto habe ich schon mal gesehen. Ich war noch Kind. Es war fast wie heute. Ein Gast zeigte es meinem Vater. Ich bin mir sicher, es ist das selbe Foto gewesen. Es musste mit der Betreiberin des Adler zu tun gehabt haben.“
„Inwiefern?“
„Sie soll sich das Leben genommen haben.“
Walter schauderte bei dem Gedanken, es könne sich um ruhelose Seelen handeln, die hier ihr Unwesen trieben und er bekam augenblicklich eine Gänsehaut. Er glaubte nicht an diesen Hokuspokus. Was war hier los? Das Foto in seiner Hand gab seiner Überzeugung Recht, dass er nicht mit einem Geist gesprochen haben konnte. Und nur das wollte er glauben.
Er erinnerte sich, dass der Portier anwesend war, als er nach Hause kam. Er fragte ihn, ob er sich erinnern könne, wie spät es gewesen war.
„Ich führe nicht Buch, wann die Gäste kommen, aber es war gegen Mitternacht, wenn ich mich nicht irre.“
„Ist Ihnen irgend etwas seltsam vorgekommen?“
Der Portier schüttelte mit dem Kopf. „Nicht, dass ich wüsste. Warum fragen Sie?“
„Nur so. Danke“, sagte Walter, verabschiedete sich endgültig und ging zum Auto.
Während der Fahrt versuchte er sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Er fuhr nicht direkt nach Hause, sondern machte zuerst einen Abstecher zu seiner betagten Mutter. Wie immer, war sie voller Freude über sein Kommen. Und wie immer gab es das eine und andere zu erledigen. Walter war nachsichtig und erfüllte ihr alle Wünsche; er hatte schließlich auch einen an sie.
Als es so weit war, setzte er sich an den Tisch zu ihr. Sie durchschaute ihn sofort. „Na, mein Junge, was liegt dir auf der Seele?“ Es war immer wieder verblüffend, wie gut sie ihn kannte.
„Was gibt es über einen meiner Großväter zu sagen, das ich noch nicht weiß?“, fragte er.
„Nun“, sagte sie, „der Vater von Papa ist bei Verdun gefallen und mein Daddy ...“
„Halt!“, unterbrach Walter sie. „Wieso sagst du Daddy und nicht Vater? Ich habe ihn nie kennen gelernt. Woher kam er? Was ist mit ihm passiert?“
„Junge, das sind so viele Fragen auf einmal.“ Sie legte ihre knorrige rechte Hand auf seine linke und schaute ihm tief in die Augen. „Mein Vater wurde nur drei Häuser weiter geboren und er liegt auf unserem Friedhof begraben. Das Grab ist längst verschwunden, ich weiß aber noch, wo es war.“
„War er im Krieg?“, fragte Walter.
„Er war im ersten Weltkrieg in der schlimmsten Schlacht gegen die Engländer in Frankreich in Longueval Sanitäter.“
„Und dort hat er deine Mutter kennen gelernt“, platzte es aus Walter heraus. „Du hast mir nie erzählt, dass sie Engländerin war.“
Sie sah Walter irritiert an. Wie kam er gerade jetzt darauf, dass ihre Mutter aus England kam? Natürlich hatten sie vermieden, darüber zu reden.
Walter legte ihr das Foto auf den Tisch. Sie starrte die Fotografie an.
„Woher hast du das?“, fragte sie.
„Du kennst das Bild?“
Sie nahm es in die Hand.
„Ist Großmutter auf diesem Bild?“, fragte er weiter.
Sie zeigte auf die junge Frau vorn in der Mitte.
„Das ist sie“, sagte sie.
„Und wer ist der Mann an ihrer Seite?“
„Das ist mein Vater.“
„Das ist Edward, ihr Bruder“, widersprach Walter.
„Nein“, sagte sie mit leiser Stimme, „sie hatte keinen Bruder. Ich kenne nur eine Person, die das immer gesagt hat, und das war meine Schwester, die du nie kennen gelernt hast. Sie ist sehr früh gestorben. Ich habe sie nie erwähnt und es gibt keine Bilder mehr von ihr. Sie hatte ein Problem damit, dass unser Vater eine Feindin geheiratet hatte, wie sie immer betonte. Sie hat es ihm nie verziehen. Irgendwann ist sie von Zuhause fort gegangen und hat in einer Kleinstadt ein Restaurant eröffnet. Und nur kurze Zeit später hat sie sich das Leben genommen.“
„Wie hat sie geheißen?“, fragte Walter mit einer unerträglichen Ahnung und pochendem Herzen.
„Heidi. Sie hat Heidi geheißen.“

 

Hallo khnebel,

Echt spannend geschrieben. Auch den Schluss finde ich toll, wie in einem Gruselfilm :) da hat's mir die Haare aufgestellt.

Was ich kritisiere sind deine Dialoge. Nicht der Inhalt, sodern die Form.

Walter holte sein Feuerzeug aus der Hosentasche und versuchte die Kerze anzuzünden.
"Hast dich wohl verirrt?", fragte eine dunkle, fast rauchige Stimme. Walter hatte sie nicht kommen hören.
"Sind Sie die Bedienung?", fragte er leicht irritiert.
"Siehst du noch jemand hier?", fragte sie belustigt. Walter sah sie an. Sie hatte gutmütige dunkle Augen.

zu oft "fragte, sagte, meinte usw." ausserdem würde ich nach jedem Dialogwechsel einen Absatz machen, zur besseren Übersicht. Weiter unten im Text hast du das viel besser gemacht.
ansonsten, spannende - seltsame Geschichte, die flüssig zu lesen ist.

Viel Spaß beim schreiben :-)

BRM

 

Hallo khnebel,

Walter war auf die Straße getreten und sein Blick fiel auf dieses alte Haus mit dem verblassten Schild, auf dem nur noch das Wort „Restaurant“ zu lesen war.
das ist ein Einstiegssatz, der mich schon ein Knock-Out-Kriterium ist.
Da liegt keine Sorgfalt drin und das darf nicht passieren in einem ersten Satz.
Aber gut, ich gebe der Geschichte eine Chance und lese weiter. Leider häufen sich Stilblüten, von denen ich nur einige aufzähle, damit du verstehst, was ich meine:

"Hast dich wohl verirrt?", fragte eine dunkle, fast rauchige Stimme. Walter hatte sie nicht kommen hören.
was gibt das fast rauchige der Stimme mehr als das dunkle? Entscheide dich für eins und lass in jedem Fall das fast weg. Selbst wenn du dunkel und rauchig haben möchtest. Fast ist fast immer nur überflüssig ;)

Sie ist ein Bezugsfehler. Die Stimme hat er nich kommen hören? ;)

"Sind Sie die Bedienung?", fragte er leicht irritiert.
"Siehst du noch jemand hier?", fragte sie belustigt.
3x fragte hintereinander. Klingt nicht gut. Und auch das leicht ist der gleiche Aspekt wie fast. Gibt nichts außer einer Länge.
Trau deinen Sprechern was zu, schreibe den Dialog so, dass nciht jede Aussage einen Begleitsatz benötit. Siehst du sonst noch wen, das ist doch vollkommen klar, wie das gemeint ist. Und wenn was klar ist, dann sollte man kein Ballast ranhängen

Ihre Frisur war die einer reifen Frau.
Welches Bild gibt das?
Ich kenne viele untershciedliche Frisuren, die da in Frage kämen. Mach s dir nicht zu einfach.
Sie spürte, wie sie von ihm taxiert wurde und legte den Kopf etwas verwegen in den Nacken.
gleiches Ressort wie fast und leicht in diesem Zusammenhang. Mach einfach mal die Probe. Streiche diese Füllsel weg und überlege, ob der Text dadurch etwas verloren hat.
Mal abgesehen davon, ist auch das ncihts, was ein Bild in mir hervorruft - wie legt man einen Kopf (etwas) verwegen in den NAcken? :confused:

Auf dem Deckel prangte in goldenen Lettern der Name des Restaurants.
da du im ersten Satz noch so drauf rumgeritten bist, dass der nicht zu lesen ist, hätt ich hier schon gern den Namen erfahren.

Nun gut, ab hier habe ich nur noch überflogen. Meiner Meinung nach braucht der Text in jedem Fall eine gründliche Politur.
Viel Erfolg dabei :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo khnebel

Die Geschichte lässt mich etwas zwiespältig zurück, obzwar die Intention dahinter mir zusagt. Eine imaginär anmutende Begegnung, bei der der Protagonist den Überblick verlor, was nun Wirklichkeit war und was auf Einbildung oder verschobener Erinnerung beruhen mag. Am Ende klärt sich wohl der Bezug zu seiner ihm widerfahrenen Begegnung, doch richtig schliessen will sich der Aufbau der Handlung mir nicht, es bleibt zu konstruiert. Mir fehlt da ein Mittelstück, in der die Frau mehr an Persönlichkeit gewinnt, ihre Erscheinung und ihr Handeln mehr vertiefte Sinnentfaltung zeigt. Dass sie ihm das Foto so Rundwegs überreicht, ist mir zu knapp und zu wenig, dem Geist der Geschichte angepasst. Es wäre mehr, wenn es sich nur zunehmend entblätterte, dass sie in ihm einen Verwandten erkennen will. Würde er etwa auch Vertrautes an ihr entdecken, seien es Gesten, Worte, Erinnerungsfetzen an andere Verwandte könnte es das Geheimnisvolle verstärken. Indirekt und einzig vom Esprit her erinnert es mich an ein Stück von Sartre, auch wenn es als Vergleich nicht standhalten kann, doch eröffnete es mir eine sympathische, gedankliche Parallele.

Noch ein paar Worte zu inhaltlichen Passagen:

Walter war auf die Straße getreten und sein Blick fiel auf dieses alte Haus mit dem verblassten Schild, auf dem nur noch das Wort „Restaurant“ zu lesen war.

Der Einstieg irritierte mich in dieser Formulierung etwas, da er anschliessend das Restaurant betritt, fragte ich mich, ob er von dort ausgetreten war. Erst später wird klar, dass er aus einer Pension gekommen sein muss, die in der gleichen Strasse liegt. Da eine Verneblung hier keinen Sinn macht, wäre mir ein klarer Beginn passender, etwa so: Walter war aus der Pension kommend auf die Straße getreten. Sein Blick fiel etwas weiter unten auf ein altes Haus mit verblassten Schild, an dem nur noch das Wort „Restaurant“ zu lesen war.

"Hast dich wohl verirrt?", fragte eine dunkle, fast rauchige Stimme.

Warum fast? Entweder hat sie dieses Timbre, dann braucht es kein fast, oder die Stimme ist z. B. eher dunkel oder rau.
Da später eine walisische Abstammung ins Spiel kommt, fragte ich mich, ob Du da an Bonnie Tyler dachtest, deren Stimme als rauchig gilt, mir jedoch eher rau vorkommt. Wirklich rauchig ist etwa die Stimme von Carolina Vera Squella, die seit über einem Jahrzehnt in deutschen Filmen auftritt. :D

Ihre Frisur war die einer reifen Frau.

Was soll ich mir als Leser darunter vorstellen? Heute gibt es da doch eine Vielfalt an Frisuren für jedes Alter. Besser wirkte mir schon, wenn ihr Haar kurz beschrieben ist, vielleicht mit der Betonung, dass es ihr Alter mehr oder weniger gut betont oder dergleichen.

„Was will ich damit? Das ist die Familie deiner Großmutter.“ „Oder die unserer Großeltern“, sagte sie mit einem breiten Grinsen.

soll

Bei einem Sprecherwechsel ist zudem eine Zeilenschaltung angezeigt, da man es ansonsten in einem Zug liest und dann ins Stutzen gerät.

Er konnte sich doch genau an alles erinnern.

Das doch hat mich rausgeworfen, in Gedanken setzte ich ein noch. Beim Weiterlesen erkannte ich dann den Sinn, würde es aber weglassen, da es dieses doch nicht braucht.

Ich habe es soweit gern gelesen, auch wenn es meiner Meinung nach etwas mehr Schliff und Erweiterung vertragen würde. Vielleicht machst Du Dir diesbezüglich noch Gedanken.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
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Hallo BRM,

danke für deinen Kommentar und dass dir meine seltsame Geschichte gefallen hat. Es ist das erste Mal, dass ich mich an so was gewagt habe.

Mit den Dialogen war ich mit mir im Clinch. Ich mache es sonst immer so, dass ich nach einem Dialogwechsel einen neuen Absatz mache. Hier erschien es mir hinderlich, schien es den Lesefluss zu stören. Hm, ich überdenke mir's noch mal.
Ja, und du hast recht, hier fragte sich's wirklich viel auf einen Haufen. Das geht mit Sicherheit anders. Danke für die Tips.

khnebel

Hallo Weltenläufer,

auch dir danke für's Lesen und für deinen Kommentar.

Da hab ich wohl einen Kardinalfehler gemacht mit dem ersten Satz. Aber ich muss dir Recht geben. Ich nehme jetzt nicht zu all deinen Anmerkungen Bezug, jede hat für sich ihre Berechtigung und ich schau mir den Text auf jeden Fall dahingehend an.

schöne Grüße
khnebel

 

Khnebel,

freut mich, wenn du etwas mit meinen Anmerkungen anfangen kannst.

Was mich weniger freut, ist, dass ich deine KOmmentare aneinanderfügen muss. Zeitnahe Antworten bitte in ein Fenster. Du bist lang genug dabei, um das zu wissen und ich glab, wir hatten das schon mal ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Anakreon,

Ich danke dir fürs Lesen und deinen umfangreichen Kommentar.

Eine imaginär anmutende Begegnung, bei der der Protagonist den Überblick verlor, was nun Wirklichkeit war und was auf Einbildung oder verschobener Erinnerung beruhen mag.

Ich weiß nicht, ob es mir hier gelungen ist, aufzuzeigen, dass es sich um eine surreale Begegnung handelt. Es scheint ja alles real zu sein und zum Zeitpunkt von Walters Aufenthalt im Restaurant weiß der Leser noch nicht, dass in diesem Haus seit über zehn Jahren nichts mehr ausgeschenkt worden ist. Das ist aber gewollt. Die Auflösung soll erst im letzten Drittel erfolgen.

Der Einstieg irritierte mich in dieser Formulierung etwas, da er anschliessend das Restaurant betritt, fragte ich mich, ob er von dort ausgetreten war. Erst später wird klar, dass er aus einer Pension gekommen sein muss, die in der gleichen Strasse liegt.

Das hat mir Weltenläufer schon um die Ohren gehauen und ich muss hier meinen Fehler eingestehen. Das hätte ich sehen müssen und das wird auch anders.

Warum fast? Entweder hat sie dieses Timbre, dann braucht es kein fast, oder die Stimme ist z. B. eher dunkel oder rau.

Hm. Für mich als Sänger haben Frauen mit einer schönen Altstimme eine dunkle Stimme, die aber nicht rauchig sein muss. Ich sehe das ein, wenn es um eine Schwangerschaft geht. Fast schwanger geht wirklich nicht. Aber ein bisschen rauchig schon.

Da später eine walisische Abstammung ins Spiel kommt, fragte ich mich, ob Du da an Bonnie Tylerdachtest, deren Stimme als rauchig gilt, mir jedoch eher rau vorkommt. Wirklich rauchig ist etwa die Stimme von Carolina Vera Squella, die seit über einem Jahrzehnt in deutschen Filmen auftritt.

Da habe ich überhaupt keine bestimmte Person im Blickfeld gehabt. Die walisische Abstammung ist eher eine Inspiration aus einem Buch gewesen und hat nur etwas mit dem Zustand zu tun, dass Mischehen zwischen Menschen aus verfeindeten Nationen in Kriegszeiten problematisch waren.

Heute gibt es da doch eine Vielfalt an Frisuren für jedes Alter. Besser wirkte mir schon, wenn ihr Haar kurz beschrieben ist, vielleicht mit der Betonung, dass es ihr Alter mehr oder weniger gut betont oder dergleichen.

Da gebe ich dir vollkommen Recht. Wird geändert.

Das doch hat mich rausgeworfen, in Gedanken setzte ich ein noch. Beim Weiterlesen erkannte ich dann den Sinn, würde es aber weglassen, da es dieses doch nicht braucht.

Ich würde dieses doch schon stehen lassen, aber vielleicht ein „noch“ dahinter schreiben:
Er konnte sich doch noch an alles erinnern. Das soll ja nicht nur aussagen, dass er sich an alles erinnern konnte, sondern, dass er doch nicht verrückt ist, er kann sich doch noch genau erinnern, dass es so gewesen ist.

Die Formatierung des Textes bzgl. Sprecherwechsel schau ich mir auf jeden Fall mit an.

Schöne Grüße
khnebel


Hallo Weltenläufer

Was mich weniger freut, ist, dass ich deine KOmmentare aneinanderfügen muss. Zeitnahe Antworten bitte in ein Fenster.

Dich zu ärgern lag mir fern! Ich hatte auf den Kommentar von BRM geantwortet, da war dein Kommentar noch gar nicht zu sehen, der kam kurz darauf und dann gleich der von Anakreon. Aber du hast recht, ich hätte das Fenster noch mal aufmachen können.

Auch dir schöne Grüße
khnebel

 

Hallo Khnebel,

ich habe den Text gestern schon gelesen. Mir ist nicht klar geworden, dass es eine imaginäre Begegnung ist, das vielleicht als Erstes. Jemand hat es in den Kommentaren erwähnt, so bin ich drauf gekommen. Ich finde das Thema schon sehr spannend, es ist halt sehr emotionsbeladen gewesen, und ich finde, wo die Schwester diese Beziehung verneint, da ist Konflikt vorhanden. Alles vorher ist nur ein Intro. Ich hätte mir irgendeine Situation gewünscht, wo das eine zentrale Stelle ist. Dieser surreale Dialog, den finde ich, ehrlich gesagt, da nur hinderlich.

Dialoge. Das ist schwierig zu sagen, aber deine Dialoge sind oft sehr hölzern. Die wirken geschrieben, und dadurch nimmt es dem Gespräch an Fahrt. Du benutzt dabei auch noch sehr viele Adjektive, und ich glaube, die solltest du ausdünnen. Nur dann verwenden, wenn es nicht mehr anders geht. Die rauchige Stimme etc, die muss durch das Zeigen der Situation bestenfalls im Kopfkino des Lesers entstehen. Da liegt die Meßlatte hoch, aber unten bleiben kann jeder.

Es ist auch so, dass du die Dialoge sozusagen zu einer reinen Informationsmitteilung für den Leser machst; damit degradierst du die wörtliche Rede. Wenn man spricht, sagt man nie alles so, wie es in einer Broschüre steht. Das würde ich auch bei der wörtlichen Rede bekräftigen. Tip: Nimm dir deinen MP3 Player, setzt dich mit einem Freund mal hin und spiel diese Geschichte nach. Ohne Text, sag einfach, ich erzähle dir was und du antwortest. Das hörst du dir mal an, wie sich die Dynamik des Sprechens und Erzählens entfaltet, wie ein Rhizom fast, es wuchert und wuchert. Und nach diesem Klang würde ich versuchen zu schreiben. Ist nur ein Vorschlag, mir hat es geholfen.

Gruss Jimmy

 

Hallo khnebel!

Also ich finde die Idee hinter dem Text ebenfalls sehr schön. Allerdings, bitte sei nicht böse, wirkt die Geschichte auf mich etwas "konstruiert". Sie fließt nicht so richtig.
Woran das liegt, haben Dir die anderen bestimmt schon gezeigt.

Ich z.B. hatte auch meine Probleme mit den Dialogen, wobei ich das jetzt nicht an einzelnen Sätzen festmachen will, sondern an der Person "Heidi/Sophia" - es wirkt so "konstruiert", wie sie so forsch auf den Mann in den Bar zugeht. Also Du könntest das (meiner Meinung nach) noch etwas stärker betonen, so dass der Leser den Eindruck erhält "Irgendwas stimmt hier nicht".
So - nach der jetzigen Schilderung - war ich etwas verwirrt. Man kann zwar zwischen den Zeilen lesen, dass da noch mehr passieren wird (das ist auch gut, wie ich finde!), aber es ist noch nicht deutlich genug.

Und dann haben mich so Kleinigkeiten verwirrt, wie z.B. sowas hier:

"Dienstlich?", fragte sie. Er nickte.
"Erzähl von dir."
Sie-er-sie - vielleicht besser Absätze?

Ihre Frisur war die einer reifen Frau.

Show don´t tell - trägt sie einen Dutt, vielleicht? Hat sie graue Strähnen? Wie sieht denn die "Frisur einer reifen Frau" aus?


Als es so weit war, setzte er sich an den Tisch zu ihr. Sie durchschaute ihn sofort. „Na, mein Junge, was liegt dir auf der Seele?“ Es war immer wieder verblüffend, wie sie schon voraussah, dass er etwas auf dem Herzen hatte.

"Aber du kannst Heidi zu mir sagen." Heidi, dachte er und wusste, dass der Name mit Sicherheit nicht stimmte. Und wahrscheinlich stimmte die gesamte Geschichte, die sie ihm hier auftischte, nicht.

Mit dem Unterstrichenen, finde ich, verrätst Du dem Leser zu viel.

Viele Grüße!

Reiki

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jimmy,

Ich merke jetzt, da ich mich mal an so ein Thema getraut habe, dass es nicht einfach ist. Und es ist natürlich auch so, dass es jeder anders wahrnimmt. Für mich ist es schon wichtig, am Anfang nicht so viel durchsickern zu lassen, dass diese Begegnung vom Schicksal, oder wie man es auch immer nennen mag, „eingefädelt“ worden ist. Was mir jetzt wirklich noch fehlen würde, ist ein driftiger Grund, warum die Schwester noch einmal Kontakt zur für sie zukünftigen Generation aufnehmen will oder muss und ich denke, ich bin da in der Überarbeitung an einer guten Lösung. Gib mir noch ein bisschen Zeit.

Du benutzt dabei auch noch sehr viele Adjektive, und ich glaube, die solltest du ausdünnen. Nur dann verwenden, wenn es nicht mehr anders geht.

Ja, muss ich dran arbeiten.

Nimm dir deinen MP3 Player, setzt dich mit einem Freund mal hin und spiel diese Geschichte nach. Ohne Text, sag einfach, ich erzähle dir was und du antwortest. Das hörst du dir mal an, wie sich die Dynamik des Sprechens und Erzählens entfaltet, wie ein Rhizom fast, es wuchert und wuchert. Und nach diesem Klang würde ich versuchen zu schreiben.

Ich kann’s versuchen. Aber es ist halt auch so, dass meine Kinder anders reden als ich. Jede Generation hat eine andere Ausdrucksweise. Ob das jetzt mit meinen Dialogen in dieser Geschichte daran liegt, weiß ich nicht. Der Tipp ist aber nicht schlecht.

Hallo Reiki Wuwu,

... es wirkt so "konstruiert", wie sie so forsch auf den Mann in den Bar zugeht. Also Du könntest das (meiner Meinung nach) noch etwas stärker betonen, so dass der Leser den Eindruck erhält "Irgendwas stimmt hier nicht".

Ich verweise hier mal auf meine Antwort an Jimmy.

Euch beiden auf jeden Fall vielen Dank fürs Lesen!

Schöne Grüße
khnebel

 

Hallo an alle, die ihre Kommentare hierzu abgegeben hatten,

ich habe eine überarbeitete Version hochgeladen und eure Kritiken und Anregungen versucht, umzusetzen. Bin gespannt auf eure Meinungen.

Viele Grüße
khnebel

 

Hallo khnebel

Eigentlich wollte ich nur kurz reinschauen, da Du eine Überarbeitung an die Hand genommen hast, und blieb drin hängen. Keineswegs zögernd, vielmehr da mir auffiel, dass es Dir gelungen ist, den Brückenschlag in die Vergangenheit wohldosiert mit Hinweisen einzubringen. Ich fand auch den Lesefluss gegenüber der vorgehenden Version zügiger, das Ineinandergreifen der Handlung runder.

„Woher zum Teufel wissen Sie das? Was ist hier los?“ Ihm wurde unheimlich zumute.

Seine erste Frage als auch seine Empfindung finde ich gelungen, es zeigt seine Überraschung und sein zunehmendes Unbehagen, die mit dem Geschehen einhergehen, trefflich. Die zweite Frage finde ich, zumindest an dieser Stelle, etwas zu voreilig. Das Eigenartige darf sich da noch entwickeln, bis es ihm annähernd den Boden entzieht.

„Dachte ich mir“, sagte sie. Es klang verbittert.

Auch hier, den Gefühlsausdruck, welchen er über ihre Stimmlage wahrnimmt, bringt knapp aber ausdrucksvoll eine Stimmung herein. Ein Nährboden für die surreal vorhandene Vergangenheit, deren Gegenwart er nicht wissen und noch weniger erfassen kann.

Walter schauderte bei dem Gedanken, es könne sich um ruhelose Seelen handeln, die hier ihr Unwesen trieben. Er glaubte nicht an diesen Hokuspokus.

Da er nicht an ruhelose Seelen glaubt, erscheint mir diese Ausformulierung noch zu ungelenk. Als Leser nähme ich es auf ihn zutreffender wahr, wenn die dunkle Ahnung ihn stärker übermannt. Vielleicht so [nur als Beispiel]: Walter schauderte, ihm kam der unheimliche Gedanke auf, es könne sich um ruhelose Seelen handeln, die hier ihr Unwesen treiben. Er glaubte nicht an diesen Hokuspokus, ärgerlich versuchte er dies abzuwehren, doch die Verunsicherung nahm von ihm Besitz.

Aus meiner Sicht hat das Stück gewonnen und transportiert den Geist, den Du einbinden wolltest, nun spürbar. :thumbsup:

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

vielen Dank, dass du die Geschichte noch einmal gelesen hast und danke dir für dein positives Urteil und für die Anmerkungen für weitere Verbesserungen.

Die zweite Frage finde ich, zumindest an dieser Stelle, etwas zu voreilig.

Stimmt. Wenn die Frage weg ist, wirkt das noch besser.

Da er nicht an ruhelose Seelen glaubt, erscheint mir diese Ausformulierung noch zu ungelenk.

Ich habe diese Stelle noch mal geändert. Hoffentlich habe ich sie nicht verschlimmbessert. Für mich ist sie erst mal schlüssig.

Also, wenn du hier noch mal vorbeikommst, kannst du ja noch mal reinschauen.

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo khnebel

So kurz vor der Nachtruhe, wenn mir danach ist, schaue ich zuweilen noch hier rein, ob eine kurze Gut-Nacht-Geschichte vorliegt. :) So bemerkte ich auch Deine Änderung.

Doch, mit der Gänsehaut, wirkt der Protagonist mir authentisch.

Ich will kein Nörgler sein und Dich auch nicht auf Trab halten, nur überlege ich wieder hin und her, ob „trieben“ ins Präsens gesetzt den Gedanken des Protagonisten nicht eher widerspiegelt?
Im Beispiel hatte ich denn schon klammheimlich „treiben“ eingebaut. Dies deshalb, da wenn ich mich in die Rolle und Persönlichkeit des Protagonisten versetze, mir nur Unbehagen aufkäme, wenn solche Geister in der Gegenwart wirkten, auch wenn ich deren Existenz für Humbug halte.

Doch lasse Dich von mir nicht über den Tisch ziehen, überlege es und entscheide Dich für das, was Du als richtig erachtest. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

danke für's Feedback. Den Präsens habe ich in Deinem Beispiel schon bemerkt, es wollte mir aber nicht so recht gefallen. Ich lasse das erst mal so stehen und denk noch bisschen drüber nach.

Viele sonnige und frühlingshafte Grüße

khnebel

 

Ich habe eine zweite Überarbeitung gemacht und dabei den Bruch beseitigt, der entstanden war, als Heidi das Restaurant mit Walter verließ. Damit war sie in die Realität übergegangen. Das habe ich jetzt anders gelöst und es wird für mich schlüssiger.
Bin gespannt, ob ihr das auch so seht :).

khnebel

 

Hallo christianheynk,

schön, dass du hier vorbeigeschaut hast.

Ja, der Anfang krankt von Anfang an. Vielleicht hast du es ja an den anderen Kommentaren gesehen. Ich gebe dir recht, wenn er dir immer noch ungelenk vorkommt. Ich habe mir die Geschichte vor kurzem, also mit ein wenig Abstand, mal wieder durchgelesen und bin nicht so richtig glücklich, vor allem über den Anfang. Da muss ich noch mal drüber nachdenken.

Das mit der Kürze des Textes ist Ansichtssache. Das wurde auch bis jetzt nicht kritisiert. Im Gegenteil. Eine direkte Gruselgeschichte soll es ja nicht sein. Dann müsste Horror als Tag mit angegeben sein. Und die Szene im Lazarett ist lediglich die Erzählung der surrealen Heidi, damit man den Weg sieht, wie sie in das Leben meines Prot. geraten ist. Da hätte ein Ausweiten ihres Aufenthaltes dort wenig Sinn. Meiner Meinung nach.

Aber das zeigt, wie unterschiedlich Texte auf die Leser wirken.

Dank dir fürs Lesen und Kommentieren

Gruß
khnebel

 

Lieber khnebel,

ich mochte deine Geschichte sehr. Okay, der Anfang mag vielleicht noch ein wenig holpern, aber da wird dir sicher noch was einfallen. Die Szene mit Heidi in der Wirtschaft fand ich toll, es war sofort spürbar, dass hier etwas in der Luft liegt und ich habe die Dialoge auch nicht als hölzern empfunden. Vielleicht war das in deiner ersten Version ja noch anders (welche ich nicht kenne), aber beim Lesen eben hat mich da nichts gestört.

Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen:

Ich war noch Kind.
Fehlt hier nicht ein Wort? "Ich war noch ein Kind".

Ich habe deinen Text sehr gern gelesen und mochte die Stimmung.
Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

ich dachte gar nicht, dass diese Geschichte noch im Fokus ist. Umso mehr freue ich mich natürlich und ich danke dir fürs Lesen und deinen positiven Kommentar.

Fehlt hier nicht ein Wort? "Ich war noch ein Kind".

Eigentlich sollte dort kein Wort fehlen. Einmal ist es wörtliche Rede und zum anderen, glaube ich, kann man das so sagen. Man sagt doch auch: Ich möchte noch einmal Kind sein. Kann natürlich auch sein, dass ich hier einem Fall von regionaler Ausdrucksweise verfallen bin.
Beim Googeln bin ich allerdings jetzt auch nur auf "Ich war noch ein Kind", und auf "Ich möchte noch einmal Kind sein" gestoßen. Wenn ich den Anfang noch mal überarbeite, kann ich das noch ändern.

Danke für die Aufmerksamkeit!

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo khnebel, jetzt wollte ich auch eine Geschichte von dir lesen und wählte den süßen Wein. Vielleicht weil ich gerade Wein trinke. Allerdings einen trockenen Roten.

Also fing ich an, deine Geschichte zu lesen, machte mir meine Gedanken über den Text und las brav alle Kommentare. Inzwischen ist der Text aber schon drei mal überarbeitet und die ersten Kommentare beziehen sich auf Texte die verschwunden sind. Verwirrend und einmalig. Von anderen Foren kenne ich das anders, da überarbeitet man seinen Text privat. So weit so gut, es ist Mitternacht und Zeit für den Schönheitsschlaf.

Deine Geschichte ist besonders, interessant und geheimnisvoll. Verbesserungsvorschläge für deinen Schreibstil gibt es bereits. Mir fiel da noch einiges ein, doch inzwischen bin ich zu müde, um an deinem Text zu arbeiten. Morgen ist auch wieder ein Tag.

Ich wünsche eine Gute Nacht!
Amelie

 

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