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Herzrasen

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02.03.2015
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Herzrasen

Heute Nacht bin ich wieder aufgewacht.

Mein Herz rast und ich habe das Gefühl etwas sehr, sehr wichtiges übersehen zu haben, als läge die Lösung auf der Hand und im Traum schien es so einfach – nur leider habe ich diesen Traum vergessen.
Die Panik erfasst mich. Die Panik mein Kind nicht mehr zu kennen. Die Panik ihn verloren zu haben und diesen über alles geliebten Menschen nicht mehr zu erkennen.
Die Panik aufzuwachen und es hat mein Kind nie gegeben.
Die Panik es hat mich nie für ihn gegeben.
Irrational – Real.

Mein Kind ist 9 Jahre alt und noch so klein beim Großsein.
Wir gucken zusammen Star Wars und er kuschelt sich an mich. Wir fahren Roller und schwimmen im See.
Mein Kind isst gerne Pizza und trinkt gerne Apfelsaft. Sein Lieblingsnachtisch ist grüner Wackelpudding mit Vanillesosse.
Mein Kind fängt gerade an mich aus dem Bad zu verjagen, weil ich doch eine Frau bin und fängt gerade an bestimmte Kleidungsstücke nicht mehr zu mögen, aber einkaufen hasst er noch mehr.
Dennoch - vor Spinnen hat er echten Respekt und ich kann Supermum spielen.

Mein Kind liebt Minecraft – ich nicht – dafür bin ich mit der WII zu gebrauchen. Bei Mario findet er mich schrecklich, weil ich es nicht kann. Bei aller Elektronik: trotzdem spielt er immer noch gerne mit mir Lego. Wir haben uns eine eigene kleine „Serie“ erschaffen, wo wir wild alle möglichen Harry Potter, Star Wars, Indiana Jones und Herr der Ringe Sequenzen vermischen.

Freunde sind für ihn Menschen, die immer dieselbe Meinung haben, deshalb hat er oft keinen Freund. Fussball findet er blöd. Vereine sowieso Ich versuche oft ihn mit Kindern von meinen Freunden spielen zu lassen, aber je älter er wird, desto weniger hat er dazu Lust. Meistens lasse ich es jetzt, weil es so wahnsinnig anstrengend ist ihn zu Aktivitäten zu überreden.

Aber eigentlich ist mein Kind noch kleiner. Eigentlich ist er 6 Jahre alt und geht gerade in die Schule. Bis vor kurzem noch hat er Bob der Baumeister geliebt. Wir haben getanzt und gesungen. Fast jeden Tag, einfach nur so durch die Küche. Der Kindergarten war nicht so sein Lieblingsort, aber irgendwie war er doch auch gerne da. Wir waren viel draußen.
Die Schule ist anders.

Jeder Tag ist neu und er versteht oft die anderen Kinder nicht, ist ein Außenseiter, so sanft und doch so aggressiv.
Lernen lenkt ihn ab. Er ist gut in der Schule.
Es ist trotzdem wegen der anderen Kinder problematisch.
Wohl eher aber wegen seiner Eltern. Er kommt gerade jetzt nicht damit klar, dass seine Eltern sich getrennt haben und sein trauriger Papa sagt, dass die Mama ihn ihm wegnehmen will und die traurige Mama eigentlich gar nicht weggehen will, aber muss, weil der Papa zu ihr nicht so traurig ist, sondern anders.

Aber das weiß mein Kind nicht. Mama ist böse.
Sie verbietet so viel und wegen ihr ist Papa traurig, Jetzt spielt er so toll und ist immer da. Jetzt: Immer.

Er schenkt so viel, aber Mama ist sogar deswegen böse.

Sie will woanders wohnen, aber ich will nicht weg. Ich will zu Hause wohnen. Hier ist es schöner.
Wenn Mama gehen will, soll sie doch gehen. Ich habe Papa sowieso viel lieber.
Der riecht auch so gut und ich bekomme alles, was ich will. Bei Papa darf ich auch noch mit im Bett schlafen.
Oma ist da, die kümmert sich um mich. Mama muss ja arbeiten und Oma hat immer Zeit.
Wenn Mama da ist, gibt es nur Ärger und ich will lieber mit Papa spielen. Das Essen von Papa schmeckt auch besser.
Mama kocht immer so extra gesund. Mitgehen muss ich ja nicht, wenn ich nicht will.
Ich spiele lieber mit Papa an der neuen Play-Station und außerdem schimpft er nicht, wenn ich so lange Fernsehen gucke.
Er guckt genau dieselben Filme wie ich gerne und wir haben immer viel Spaß zusammen.
Mama wollte ja gehen, dann ist es ja auch ihre Schuld. In der kleinen Wohnung in der Mama jetzt lebt möchte ich nicht sein.
Da habe ich zwar ein eigenes Zimmer, aber meines zu Hause ist viel besser und da habe ich auch alles, was ich brauche.

Auch meine Katzen, die habe ich neu und um die darf ich mich jetzt kümmern. Ich vermisse die Beiden so sehr, wenn ich bei Mama bin und mache mir solche Sorgen.
Hoffentlich passiert ihnen nichts, wenn ich nicht da bin. Papa macht bestimmt viele tolle Sachen, wenn ich nicht dabei bin. Um ihn mache ich mir auch Sorgen. Ich freue mich so, wenn ich endlich wieder zu Hause bin.
Mama will immer Leute besuchen, oder wir haben Besuch. Ewig will sie was machen, obwohl ich gar keine Lust auf Fahrrad fahren oder Schwimmen habe.
Bei Papa habe ich meine Ruhe. Mama kann ja machen was sie will. Ich muss da nicht mehr hin.

Traurig braucht die auch nicht zu sein, Sie hat es doch so gewollt.
Die weiß schon ganz genau warum ich da nicht mehr hin will.
Was fragt die immer so doof. An den Haaren ins Auto schleifen kann sie mich ja nicht.

Meine Mutter möchte ich nicht mehr sehen. Sie hat so viele schlimme Sachen gemacht, die sind einfach unverzeihlich.
Immer dieses doofe Fragen. Sie weiß es doch ganz genau. Aber ich gehe da jetzt nicht mehr hin. Ich habe sie auch nicht lieb und sie ist mir egal. Ich halte nicht so viel von ihr. Mir geht es viel, viel besser ohne meine Mutter. So gut ist es mir noch nie gegangen in meinem Leben.
So ist auch keine Mutter, wie sie.

Mein Kind ist 11 Jahre alt und hat vor einem halben Jahr beschlossen mich auch den einen Tag in der Woche nicht mehr zu sehen, der mir noch geblieben war nach 4 Jahren Trennung und Kampf um meinen Sohn. Ich habe seinem Wunsch entsprochen und kapituliert.
Obwohl er meine Augen hat und noch vieles mehr, was er gar nicht weiß.

Dafür weiß ich nicht mehr, was er gerne isst, ich weiß nicht mehr, was er gerne liest, ob und welche Musik er hört, ich kenne seine Freunde nicht. Ich kenne seine Hobbys nicht, ich kenne seine Kleidergröße nicht, ich vermisse ihn unendlich. Er wohnt 20 km von mir weg, genau so gut könnte er auf einem anderen Kontinent leben. Und jede Nacht wache ich auf und habe diese Panik, dass etwas fehlt... und das ist real.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eluluna,

willkommen hier, bei den Wortkriegern! :)

Mich konnte deine Geschichte leider nur teilweise überzeugen. Warum das so ist möchte ich im Folgenden am Text begründen.

Gleich zu Beginn bin ich über einige Zuordnungen gestolpert:

Heute Nacht bin ich wieder aufgewacht. Mein Herz rast und ich habe das Gefühl etwas sehr, sehr wichtiges übersehen zu haben
Hier passen die Zeiten nicht recht zusammen. Entweder „Heute Nacht bin ich wieder aufgewacht“, ist eine Erzählweise, die impliziert, dass dies geschehen ist, entsprechend müsste die darauffolgenden Beschreibungen der Nacht in der Vergangenheit stehen. Oder der Einleitungssatz müsste lauten „Es ist Nacht und ich wache auf.“ Oder so ähnlich.

Die Panik mein Kind nicht mehr zu kennen. Die Panik ihn verloren zu haben und diesen über alles geliebten Menschen nicht mehr zu erkennen.
Die 2x „Panik“ finde ich als Stilmittel okay aber über das 2x „er/kennen“ bin ich gestolpert.

Die Panik aufzuwachen und es hat mein Kind nie gegeben. Die Panik es hat mich nie für ihn gegeben.
Strenggenommen müsste es hier „mich für es“ (DAS Kind) heißen – oder geht es hier um eine zweite Person?

Mein Kind ist 9 Jahre alt und noch so klein beim Großsein.
Mh – ich kann mir vorstellen, dass viele diesen Satz mögen, mir gefällt er nicht so. „Klein beim Groß-werden“, das würde mir persönlich besser gefallen.

Den ersten Absätze konnte ich dann gut folgen. Inhaltlich nichts besonderes aber eine kleine feine und liebevolle Mutter-Kind-Beschreibung, so, wie sich jeder wohl nachträglich seine Kindheit wünscht.

Dann wurden die Absätze schwieriger:

Freunde sind für ihn Menschen, die immer dieselbe Meinung haben, deshalb hat er oft keinen Freund. Fussball findet er blöd. Vereine sowieso Ich versuche oft ihn mit Kindern von meinen Freunden spielen zu lassen, aber je älter er wird, desto weniger hat er dazu Lust. Meistens lasse ich es jetzt, weil es so wahnsinnig anstrengend ist ihn zu Aktivitäten zu überreden.
Hier fehlen einige Punkte und Komma. Dann „oft hat er keine Freunde“: Was ist im Alter von 9 Jahren oft? Alle zwei Wochen hat er einen für eine Woche und dann wieder keinen? Da kann ich mir nichts drunter vorstellen. Und „ ihn zu Aktivitäten zu überreden“: geht es hier um Spielen mit anderen Kindern oder um gemeinsame Reitstunden? Oder Klavierstunden? Oder Bowlen? Finde ich irritierend formuliert.

Aber eigentlich ist mein Kind noch kleiner. Eigentlich ist er 6 Jahre alt und geht gerade in die Schule.
Hä? Wieso ist es jetzt plötzlich jünger geworden? Und was heißt, es „geht gerade in die Schule“: jetzt gerade, als die Mutter diesen Text schreibt? Und tut es dann später mit 9 (was in dem Text vorher war) nicht mehr, also in die Schule gehen? Erschließt sich mir leider alles nicht so ganz …

Im folgenden Absatz wird dann der Konflikt dargelegt, das verstehe ich. Allerdings leuchtet mir der Perspektivewechsel nicht ein. Ich-Mutter wird zum ich-Kind, den Übergang finde ich eher so semigelungen.

Und dann wird diese neue Perspektive ewig ausgewalzt, wobei nach dem ersten Absatz keine neue Information mehr dazu kommt.
Stattdessen noch ein Perspektivwechsel zurück zur Mutter – puh, also da denke ich wirklich langsam: Ja, ich hab die Message !

Also, ich glaube, ich weiß worauf du mit dem Text hinaus willst, bei mir kommt das aber leider nicht so gut an. Ich glaube, dass liegt vor allem an den Perspektivverschiebungen mit denen du versuchst „beide Seiten“ zu Wort kommen zu lassen. Diese wirken auf mich aber eher irgendwie entschuldigend und weniger erzählerisch oder dynamisch, tut mir leid. Aber vielleicht bin ich auch einfach nicht die richtige Zielgruppe für diese Art von Text.

Also nicht verzagen, sondern weiter an den Perspektiven feilen! :)
Rät
heiterbiswolkig

 

Hallo Eluluna und willkommen bei den Wortkriegern,

zuallererst würde ich dir empfehlen, deinen Text etwas übersichtlicher zu formatieren. Die vielen Leerzeilen sind überflüssig, stören eher als dass sie helfen. Lediglich bei den folgenden beiden Sätzen:

Aber das weiß mein Kind nicht. Mama ist böse.

Dazwischen sollte eine Leerzeile, um den Perspektivwechsel kenntlich(er) zu machen.

So ist auch keine Mutter, wie sie.

Mein Kind ist 11 Jahre alt


Diese Leerzeile kann bleiben, da ebenfalls ein Perspektivwechsel stattfindet.

Ansonsten kann ich gar nicht viel zu dem Text sagen. Er liest sich flüssig, hat ansonsten aber nicht viel für mich zu bieten. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das als Geschichte durchgeht. Du rekapitulierst ja eigentlich nur ein paar Ereignisse. Richtig darin eintauchen tust du aber nicht. In so einer Trennung, die auch noch über das Kind ausgetragen wird, steckt ja einiges an Zündstoff. Den lässt du aber weitestgehend unangetastet, deutest ihn höchstens an. Ich glaube, da ginge noch wesentlich mehr.

Viele Grüße
Mix

 

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