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Die Keulung

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09.09.2013
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Die Keulung

Das Telefon klingelt. Herr Breuer nimmt den Hörer ab.
„Hallo.“
„Otmar Weber, Ordnungsamt der Gemeinde Bernach. Sind Sie Herr Breuer?“
„Ja.“
„Gegen Sie liegt eine Anzeige vor. Ihre Hühner laufen draußen frei herum. Sie sollten doch wissen, dass das nicht mehr erlaubt ist! Wollen Sie uns alle in Gefahr bringen?“
„Hm … Wer ist in Gefahr?“
„Jetzt stellen Sie sich nicht so an. Seit Wochen verbreitet Geflügel lebensgefährliche Viren. Eine Vogelgrippe! Solche Viren können sogar Menschen umbringen. Das kommt ständig in den Nachrichten.“
„Ich schaue nicht fern. Zeitungen habe ich nicht.“
„Also, dann erfahren Sie es jetzt von mir. Sie müssen Ihre Hühner einsperren, bis wir Entwarnung geben.“
„Wo denn einsperren?“
„Weiß ich doch nicht. Im Stall, in ihrem Haus oder im Keller.“
„Warum soll das helfen?“
„Ihre Hühner dürfen nicht mit anderen Vögeln in Kontakt kommen.“
„Was für Vögel?“
„Solche, die eben draußen rumfliegen. Potentiell können die alle ihre Hühner anstecken.“
„So. Na dann …“
„Ich warne Sie. Nehmen Sie die Anzeige und die Sachlage ernst. Zwingen Sie mich nicht, die Polizei einzuschalten.“
„Schon gut. Dann bleiben die Hühner morgen mal im Stall.“
„Nicht nur morgen. Solange bis wir Bescheid geben, dass die Gefahr vorüber ist. Und seien Sie froh, dass Sie Ihre Hühner noch behalten dürfen. Im Kreis Bleiberg hat man nämlich sämtliches Geflügel gekeult.“
„Gekeult? Man will meine Hühner mit Keulen schlagen?“
„Sie ungebildeter Zeitgenosse! Keulen ist das vorsorgliche Töten von Tieren, um die Weiterverbreitung von Tierseuchen zu verhindern.“
„Kann man Menschen auch keulen?“
„Stellen Sie sich doch nicht so blöd. Es ist ernst.“
„Das sagten Sie bereits.“
Herr Webers durchdringende Stimme hat Frau Breuer das Gespräch mithören lassen. Sie schreit: „Menschen hat man auch mal gekeult, weiß ich von meinem Großvater.“
„Ich bin eine Amtsperson. Ich kann Verfügungen ausstellen“, brüllt Herr Weber.
„Ja, Sie scheinen gerne zu verfügen und zu keulen“, sagt Herr Breuer.
„Wir kommen morgen um zehn Uhr bei Ihnen vorbei. Laufen die Hühner frei herum, werden Sie bestraft. Auf Widerhören.“ Herr Weber legt auf.

„Da haben sich sicher unsere Nachbarn beschwert“, sagt Herr Breuer zu seiner Frau.
„Die Gutburgs, ja der Mann hat seit einem halben Jahr nichts mehr zu tun“, meint sie.
„Ich werde mal rüber schauen.“ Herr Breuer geht in den Garten und läuft auf einem Kiesweg zwischen Flieder und Haselnusssträuchern, unter denen seine Hühner scharren, an die Grundstücksgrenze. Auf der anderen Seite wächst nur kurzes Gras, wie ein Teppich, eine Verlängerung des Wohnzimmers.
Frau Gutburg kommt gleich zur Terrassentür heraus, als hätte sie Herrn Breuer beobachtet.
„Guten Tag, ich hatte gerade einen Anruf“, beginnt Herr Breuer. „Haben Sie sich bei der Gemeinde über unsere Hühner beschwert?“
„Ja, das war mein Mann. So eine verantwortungslose Familie wie Sie gehört eingesperrt und die Hühner gekeult. Wissen Sie, wir wollen gesund weiterleben.“ Frau Gutburgs dichtgeschminkte Augen blinzeln.
„Dazu essen Sie sicher Eier, Hähnchen und Hühnersuppe.“
„Jetzt werden Sie mal nicht gleich frech. Oder ich ziehe meinen Anwalt hinzu.“
„Beruhigen Sie sich. Das wird nur teuer.“
„Ha, da sind wir versichert. Ich sage Ihnen gleich, wir zahlen gar nichts!“
Frau Gutburg blickt böse in den Garten der Breuers. An den Brennnesseln fressen Raupen des Tagpfauenauges.
„Sieht ja wüst aus bei Ihnen; ein richtiger Sauladen … ähm … Hühnerladen.“ Frau Gutburg rümpft die Nase.
„Sagen Sie das auch Ihrem Anwalt?“
„Erst mal meinem Mann, guten Tag.“ Frau Gutburg bricht einen Holunderzweig ab, der aus Familie Breuers Garten herüberragt.

Am nächsten Vormittag um elf Uhr bekommt Frau Breuer einen Anruf.
„Hier Weber, Ordnungsamt, wir können heute wegen den Hühnern nicht vorbeikommen. Wir sind zu beschäftigt, mit neuen Vorschriften. Ich teile Ihnen aber mit, dass ab morgen in unserem Landkreis eine Sperrzone eingerichtet wird. Das gesamte Geflügel wird gekeult. Tut mir leid.“
„Aber …“ Frau Breuer ist sprachlos.
„Ein toter Schwan wurde in unserem Landkreis gefunden. Auf Wiederhören.“ Herr Weber legt auf. Frau Breuer kann nicht mehr sagen, dass Schwäne nicht ewig leben.

Dr. Verdandi, der ein privates Labor zum Nachweis von Viren eingerichtet hat, ist beschäftigt. Benachbarte Hühnerzüchter haben Stuhl- und Speichelproben ihrer Hühner zu ihm gebracht.
„Ich kann an allen Hühnern nichts Besonderes finden. Sie sind gesund“, erklärt Dr. Verdandi.
„Helfen Sie uns“, bittet ihn Frau Breuer. „Unsere Hühner sind unterwegs ins Keulungslager. Es sind wertvolle Rassehühner. Es gibt nur noch wenige von ihnen.“
„Meine ersten Daten habe ich vor zwei Wochen an die oberen Behörden geleitet. Alle Tiere, die ich untersucht habe, waren negativ.“
„Aber der Schwan, der war doch positiv, oder?“
„Ich weiß es nicht, in dem Labor, in dem der Schwan untersucht wurde, sind alle Vögel positiv, und sogar Katzen.“
„Um Himmels willen! Helfen Sie uns und unseren Tieren! Wird Herr Weber unsere Katze holen lassen?“
„Ich tue, was ich kann. Aber man will das Geflügel aus den Dörfern entfernen. Vielleicht besitzen Politiker Aktien von Eier- und Fleischfabriken; oder man will den Fleischpreis oben halten. Soweit ich weiß, sind Katzen da nicht von Interesse.“
„Das muss doch in die Presse.“
„Ja, klar. Aber die Leute dort meinten, ich sei ein Scharlatan.“

Mit Gesichtsmasken, Handschuhen und Schutzanzügen wie bei der Dekontamination radioaktiver Verunreinigungen nähern sich die beiden Keuler dem Geflügel.
„Zuerst die Truthühner, Herr Dondo. Das sind die Gefährlichsten.“
„Dududhühner pladd machen, hihi.“
„Truthühner!“
„Dududhühner, hihi. Aber natürlich Herr Cross.“
Herr Dondo schnappt ein Truthuhn aus der eng eingepferchten Herde und drückt es mit dem Kopf voraus in einen Trichter, der so an der Wand befestigt ist, dass der dünne Teil, aus dem jetzt der Kopf des Truthuhns herausschaut, nach unten gerichtet ist, und schlägt mit einem Knüppel auf den Kopf. Es knackst, als bräche der Schädelknochen. Aus den Kehllappen des wackelnden Kopfes tropft ein wenig Blut.
„Hihi, das war doch gut?“
„Ja, aber schneide noch die Kehle durch, damit das Tier wirklich tot ist“, befiehlt Herr Cross.
Blut spritzt nach allen Seiten. Herr Cross nimmt die Leiche und wirft sie in einen Ofen, während Herr Dondo bereits das nächste Truthuhn fängt. Und so geht es der Reihe nach: zuerst die Truthühner, dann die Enten, dann die Gänse und zuletzt die Hühner; den ganzen Tag.
Am Abend zündet Herr Dondo den Ofen an. Gelbe und rote Flammen kriechen an den Federn hoch.
„Wirf Benzin rein“, befiehlt Herr Cross.
„Hihi“. Die Flammen schießen hoch. „Hexenfeuer, hihi“, jubelt Herr Dondo unter dunklen Rauchwolken und tanzt.
Es stinkt bereits weit über das Gelände nach verbrannten Federn und verkohltem Fleisch, als Herrn Cross‘ Handy klingelt und der Amtstierarzt der zweitobersten Seuchenbehörde, Herr Dr. Sarkan, nach dem Fortgang unterrichtet werden möchte.
„Alles bestens gelaufen“, sagt Herr Cross, „Herr Dondo ist der qualifizierteste Mitarbeiter, den ich mir vorstellen kann.“
„Ja, wir wissen das, er wird bald befördert“, antwortet Herr Dr. Sarkan, „leider ist sein Zwillingsbruder in Südamerika verschollen.“
„Schade, den könnten wir auch gut gebrauchen“, bedauert Herr Cross. „Sehr traurig, dass uns gerade die besten Talente abhanden kommen.“
„Egal. Bald gibt es in diesem Land kein freilaufendes Geflügel mehr. Die Anschaffung der Anlage für elektrische Betäubung mit automatischem Schneidewerkzeug ist genehmigt“, meint Herr Dr. Sarkan.
„Ich bin froh, dann werden wir nicht an dieser elenden Grippe sterben. In Asien verrecken ja dauernd alte Leute daran.“
„Ja, absolut erschreckend, aber wir haben die tödliche Seuche im Griff. Ich werde unseren Erfolg noch heute an die Presse weitergeben. Sie werden zukünftig die neue Tötungsmaschine bedienen und Herr Dondo kommt in die Verwaltung.“ Herr Dr. Sarkan verabschiedet sich.

„Seit drei Jahren fliegen todkranke Zugvögel von Ost nach West, fallen bei ihrer Landung vor Schwäche tot um und infizieren andere Vögel, die sich in der Nähe aufhalten, mit dem für Menschen tödlichen Virus.“ Dr. Sarkan blickt ernst in die Kamera.
„Das ist sicher ein wichtiger Punkt?“, sagt der Moderator der Talkshow ‚Wissenschaft - leicht erklärt‘.
„Zugvögel fliegen von Nord nach Süd. Nach meinen Beobachtungen hat sich daran nichts geändert“, antwortet Dr. Verdandi, der andere Teilnehmer.
„Sie können doch von hier aus nichts beobachten. Wir bekommen die Daten direkt aus Asien übermittelt. Der Richtungswechsel der Vogelflüge ist die Folge der Klimaerwärmung in Europa“, schimpft Dr. Sarkan. „Zudem führen wir Tests auf molekularer Ebene durch und die waren alle positiv. Was sagen Sie dazu, Herr Dr. Verdandi?“
„Die Tests sind sehr sensitiv. Ihre Labore sind mit Virus-DNA kontaminiert, weil Sie darin schon lange mit Geflügelviren arbeiten. Daher ist jede Probe in Ihrem Labor positiv. In meinem Labor habe ich nachts UV-Lampen brennen und tausche die Pipetten öfters aus. Die Negativ- und die Positivkontrollen stimmen bei mir. Das Geflügel in Bernach ist nicht Virus-infiziert!“
„Wollen Sie behaupten wir würden nicht richtig arbeiten? Positiv bleibt positiv!“
„Ja, und ihre Negativkontrollen sind auch positiv, glaube ich.“
„Wir sparen uns die Negativkontrollen. Das ist viel zu teuer. Kontrollversuche machen nur Arbeit. Solch einen Blödsinn brauchen wir nicht.“ Dr. Sarkan macht eine Faust und versucht zu lächeln.
„Lassen Sie uns von vorne beginnen“, bittet Dr. Verdandi.
„Nein. Uns bleibt keine Zeit. Wollen Sie für den Tod tausender Menschen verantwortlich sein?“
„Bei uns ist noch kein Mensch an diesem Virus gestorben.“
„Sie verantwortungsloser Kollege, erst gestern habe ich im Krankenhaus das schlimme Husten gehört!“, schreit Dr. Sarkan.
„Husten hat verschiedene Ursachen“, sagt Dr. Verdandi.
Der Moderator kratzt sich währenddessen in den Haaren, dann auf der Nase und schliesslich streichelt er seinen Bart, bevor er die Diskussion unterbricht.
„Die Sendezeit ist abgelaufen, wir werden mit Spannung beobachten, was mit unserem Geflügel passieren wird.“

Familie Breuer und den anderen Geflügelzüchtern kann Dr. Verdandi nicht helfen. Es gelten nur vom Gericht anerkannte Gutachten. Und Dr. Verdandi sei eben kein vom Gericht bestellter Gutachter. Es ginge alles seinen richtigen Gang. Das Land müsse rein und sauber gehalten werden. Zum Schutze des Volkes seien alle gefährlichen Vögel getötet und die Leichen korrekt beseitigt worden.

In den Dörfern krähen keine Hähne und gackern keine Hühner. Dr. Sarkan, Herr Cross und Herr Dondo sind stolz auf ihre Taten. Dr. Verdandis Labore wurden geschlossen.
Frau Gutburg kocht Eier zum Frühstück. Herr Gutburg blickt aus dem Fenster in den Nachbargarten.
„Schön, dass es da drüben mal ordentlich aussieht. Dieser dreckige, kleine Hühnerstall ist weg“, sagt er zu seiner Frau.
„Komische Leute sind das, die Breuers“, antwortet Frau Gutburg, „dass die so vernarrt waren in Hühner?“
„Ja, was die produzierten, kaufen wir billig im Supermarkt.“ Herr Gutburg blickt auf die Eier, dann wieder nach draußen. Seine Augen betrachten zufrieden die gelben Ränder seines Grundstücks, wo er Pflanzenschutzmittel gespritzt hat. Plötzlich erstarren seine Gesichtsmuskeln.
„Aber … was machen die Breuers denn jetzt“, schreit Herr Gutburg. „Was ist denn das für ein Lärm?“
Frau Gutburg rennt zum Fenster. „Ein Kran!“, schreit sie, „warum kommt denn da ein Autokran?“ Beide schauen und beobachten, wie Herr Breuer den Kranfahrer in sein Grundstück einwinkt.
„Da ist ja noch ein riesiger Sattelschlepper!“, schreit Frau Gutburg. „Was passiert denn da drüben?“
Herr Gutburg kann es nicht fassen: „Die heben Fertiggaragen in Breuers Garten! Nein! Dort wo der Hühnerstall und die Volieren waren, sollen Garagen hinkommen!“
„Dann können wir ja nicht mehr weit sehen. Wir können nichts mehr im Dorf beobachten.“ Frau Gutberg blickt entsetzt.
„Sechs Garagen“, flucht Herr Gutburg. „Und dann noch der Motorenlärm!“
„Ruf sofort unseren Anwalt an“, bittet Frau Gutburg.

 

Hallo Fugusan,

Die Geschichte beginnt echt Lustig, musste manchmal Lachen. Vorallem bei Hr. Breuer den ich mir in diesem Dialog so richtig vorstellen konnte.

Mit der Zeit wird dieser fast nur Dialog allerdings langatmig. Da vermisse ich die eine oder andere Beschreibung dazwischen. Und ich weiß, obwohl das damals so oder ähnlich abgelaufen ist, klingt es etwas unglaubwürdig. Ich würde echt mehr die Situation am Hof erklärt haben als dieses Presseinterview.

In Summe also, erstes Drittel super, danach eher Langweilig.

Zum Schutze des Volkes seien alle gefährlichen Vögel getötet und die Leichen korrekt beseitigt worden.

Bei Tieren heißt das Kadaver.

LG
BRM

 

Hallo Fugusan,

ich habe das ebenfalls so empfunden, dass die Geschichte echt stark beginnt, mit dem eigensinnigen Herrn Breuer, der sich absichtlich dümmlich anstellt, es in Wirklichkeit aber faustdick hinter den Ohren hat. Der Einstieg mit dem Telefonat mit Herrn Weber und das Gespräch mit den Nachbarn, das hat für mich gut funktioniert. Da hat man einen recht guten Einblick bekommen, wie der Herr Breuer so tickt, ich hab da schon ein wenig mitzufühlen begonnen mit ihm und seinen armen Hühnern. Allerdings endet die Geschichte von Familie Breuer nach dem Gespräch mit Dr. Verdandi und dein Text wechselt in eine andere Perspektive.

Der zweite Teil hat mir dann nicht mehr so gut gefallen. Ich finde das mit Herrn Dondo, auch für Satire, zu stark überzogen. Klar, du willst darstellen, dass sie sich da Mitarbeiter ausgesucht haben, die nicht Muh und nicht Mäh sagen, die diese brutale und sinnlose Massentötung nicht hinterfragen, sondern einfach ausführen. Der arme Herr Dondo tut mir ja fast ein bisschen leid, dem scheint's ja weiter zu fehlen und das Überzogene, das mir nicht so gefällt, liegt wahrscheinlich gar nicht an der Person Dondo, sondern an der Reaktion seiner Chefs, die gerade so tun, als wäre mit ihm alles in Ordnung. Dass Dr. Sarkan und Herr Cross wahrlich einen an der Klatsche haben, erfährt man zwar spätestens im Schlussteil, der stark an ein dunkles Kapitel unserer Geschichte angelehnt ist, aber ich kann das nicht so ganz in Einklang bringen.

Ach Fugusan, ich weiß gerade nicht, wie ich dir erklären kann, wo genau ich da ein bisschen gestolpert bin, denn die Geschichte hat mir gefallen und ich hab das gern gelesen. Für mich besteht dein Text aber irgendwie aus drei Teilen, nämlich die Geschichte um Herrn Breuer, die Vogelgrippe an sich und diese Massenvernichtungsgedanken. Man erfährt von allem ein bisschen, aber es wird nichts so richtig weitergeführt, die Zusammenführung der erwähnten Teile ist in meinen Augen noch ausbaufähig.

Grüße,
rehla

 
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Hallo Fugusan,
ich konnte auch nur im ersten Absatz lachen. Das Telefongespräch erinnert an die raffiniert dümmliche Art Karl Valentins, den ich mag.
Einige umständliche Stellen könntest du dabei noch kürzen, Sachen, die man sowieso weiß:

Das steht doch in allen Zeitungen und kommt ständig in den Nachrichten des Fernsehens.
Bei Satire frage ich mich immer, wogegen sich der Text richtet. Es geht also abschnittweise gegen sinnlos Massentötung von Geflügel, Bürokraten, Spießer, Nazis, korrupte Politiker, Massenvernichtung, Panikmache durch die Medien. Da stimme ich zu, fühle ich mich aber ein bisschen überbelehrt.
Was mich wirklich stört, ist die Gleichsetzung von Massenschlachtungen von Tieren mit der Massenvernichtung von Menschen. So groß ist meine Tierliebe nicht.
Deshalb konnte ich nach der ersten Judenbemerkung schon nicht mehr lachen, weil der Text für mein Gefühl dadurch auf eine größere politische Ebene gehoben wird. Das Nazithema wird aber noch mit Idianermord und Französischer Revolution verknüpft. Das finde ich überfrachtet.
Deshalb würde ich bei konkreten bäuerlichen Zusammenhängen bleiben. Manches kann sich der Leser ja auch selbst denken, wenn du die blutige Tötung und den kichernden Mörder beschreibst.
Da du eigentlich eine sehr komische Ader hast, denke ich, es wird witziger, wenn du genaue Vorgänge anschaulich beschreibst und die Wertung dem Leser überlässt. Es lässt sich niemand gerne vorschreiben, wolang er denken soll. Der Reiz besteht ja oft darin , etwas selbst zu entdecken.
Hoffe, du verstehst, was ich meine. LG Morla

 
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Hallo BRM,

vielen Dank für das Lesen und Kommentieren meiner Geschichte. Ich bin überrascht und es freut mich, dass der erste Teil gut ankam. Gerade mit dem Nachbarschaftsstreit hatte ich Bedenken, dass das langweilig erscheinen könnte.

BRM schrieb:
Ich würde echt mehr die Situation am Hof erklärt haben als dieses Presseinterview.
Dir erscheint das Expertendilemma, also für mich die Hauptaussage, langweilig. Ich habe nicht richtig rübergebracht, wie die Daten manipuliert wurden. Das Ende habe ich komplett geändert. Da treten die sich streitenden Familien nochmal auf.
BRM schrieb:
In Summe also, erstes Drittel super, danach eher Langweilig.
Ich habe Änderungen vorgenommen, besonders gegen Ende hin. Ich hoffe, es kommt jetzt besser an. (Siehe auch die anderen Kommentare)
BRM schrieb:
Bei Tieren heißt das Kadaver.
Kadaver ist für mein Gefühl zu abstossend, klingt nach Verwesung. Ich verwende „Leichen“ auch für Tierleichen. Aber ist wahrscheinlich regional und in Dialekten verschieden.
BRM, ich habe mich sehr über Deinen Besuch gefreut. Die anderen Kommentare sind Deinen ähnlich und die Antworten überlappen sich daher.


Hallo rehla,

schön, dass Du bei mir reingeschaut hast.

Rehla schrieb:
ich habe das ebenfalls so empfunden, dass die Geschichte echt stark beginnt, mit dem eigensinnigen Herrn Breuer, der sich absichtlich dümmlich anstellt, es in Wirklichkeit aber faustdick hinter den Ohren hat. Der Einstieg mit dem Telefonat mit Herrn Weber und das Gespräch mit den Nachbarn, das hat für mich gut funktioniert. Da hat man einen recht guten Einblick bekommen, wie der Herr Breuer so tickt, ich hab da schon ein wenig mitzufühlen begonnen mit ihm und seinen armen Hühnern.
Ok. Gut, dass dieser Teil auch für Dich funktioniert hat.
Rehla schrieb:
Allerdings endet die Geschichte von Familie Breuer nach dem Gespräch mit Dr. Verdandi und dein Text wechselt in eine andere Perspektive.
Ich war hier der Meinung, der Nachbarschaftsstreit sei schon überzogen. Natürlich könnte ich hier leicht weiter ins Detail gehen. Die Hühnerrassen beschreiben. Wie Herr Gutburg sich über das Krähen des Hahns aufregt und dabei selber zum Hahn wird. Der Rechtsanwalt, der bis zum Oberlandesgericht geht. Ein Huhn, das sich mal zu den Gutburgs verirrt, und diese zum Wahnsinn treibt. Das Huhn kackt auf den Rasen der Gutburgs. Aber ich dachte, das sei eher langweilig. Das gäbe zudem eine andere Geschichte. Trotzdem, wegen allen drei Kommentaren, habe ich das Ende geändert.
Rehla schrieb:
Der arme Herr Dondo tut mir ja fast ein bisschen leid, dem scheint's ja weiter zu fehlen und das Überzogene, das mir nicht so gefällt, liegt wahrscheinlich gar nicht an der Person Dondo, sondern an der Reaktion seiner Chefs, die gerade so tun, als wäre mit ihm alles in Ordnung.
Den Dondo siehst Du natürlich richtig. Die Chefs nützen den aus; andere finden sie für solche Arbeiten nicht. Ich gebe zu, dass es überzogen ist.
Rehla schrieb:
Dass Dr. Sarkan und Herr Cross wahrlich einen an der Klatsche haben, erfährt man zwar spätestens im Schlussteil, der stark an ein dunkles Kapitel unserer Geschichte angelehnt ist, aber ich kann das nicht so ganz in Einklang bringen.
Das kommt wahrscheinlich zu schnell und zu kurz. Ich versuche, das etwas zu ändern. Wenn es zu ausführlich wird, könnte es ein Roman werden. Und das will ich nicht. Ich müsste dann auch genauer recherchieren. Diese Tiermassentötungen finden möglicherwiese vor allem statt, um den Fleischpreis stabil zu halten. Deshalb sind diese „Krankheiten“ zyklisch. Also vor Weihnachten ist wieder mit einer Vogelgrippe und Keulungen zu rechnen. Schlimmer als Milch, Butter oder Tomaten wegwerfen. Betroffen sind vor allem kleine bis mittlere Landwirtschaften. Den Landwirten geht es dann so wie dem in Morphins „Four Roses“: arbeitslos.
Das nächste ist, dass Dr. Sarkan keine Wissenschaft, sondern Datenmanipulation im Sinne der Massentierhaltungen und Machtpolitik betreibt, mit Steuergeldern natürlich. Das habe ich wohl zu wenig rübergebracht. Das erscheinende Expertendilemma wollte ich im Zentrum haben. Ich gebe zu, dass auch Sarkan als Fälscher überzogen ist. Aber Forscher, die Kontrollversuche weglassen, nerven wahnsinnig, weil sie … die Handlanger der Politiker und Geldgeber sind.
Rehla schrieb:
Für mich besteht dein Text aber irgendwie aus drei Teilen, nämlich die Geschichte um Herrn Breuer, die Vogelgrippe an sich und diese Massenvernichtungsgedanken.
Ja, drei Teile. 1. Die Nachbarn petzen so, wie sie von der Justiz erzogen wurden. 2. Die Ermordung der Vögel. 3. Das Expertendilemma und das Stilllegen der Wissenschaftler, die versuchen, die Daten objektiv auszuwerten. Jetzt habe ich das Ende von Teil 3 in Teil 4 geändert: das Schicksal der Gutburgs.
Herzlichen Dank für Deine Vorschläge.


Hallo Morla,

auch Dir vielen Dank für das Lesen und Kommentieren meiner Geschichte.
Deinen Kürzungsvorschlag nehme ich gerne an.

Morla schrieb:
Deshalb konnte ich nach der ersten Judenbemerkung schon nicht mehr lachen
Das kann ich jetzt nachvollziehen und wird geändert.
Morla schrieb:
Da stimme ich zu, fühle ich mich aber ein bisschen überbelehrt.
Ich glaube zu erkennen, was Du meinst. Ich werde manche der kritischen Stellen auf Leser wie Dich zuschneiden. Das Ende ist jetzt komplett anders.
Morla schrieb:
Was mich wirklich stört, ist die Gleichsetzung von Massenschlachtungen von Tieren mit der Massenvernichtung von Menschen. So groß ist meine Tierliebe nicht.
Ich gebe Dir bedingt recht. Denn die beschriebenen Experimente werden leider mit den gleichen Methoden und ohne die nötigen Kontrollen in der humanen Virus- und Krebsdiagnose teilweise auch so (schlampig) durchgeführt. Man ist da inzwischen kritischer geworden. Ich setze die Massenschlachtungen von Tieren und Menschen nicht gleich, nur die Ungerechtigkeiten, der Profitgedanke, die pseudowissenschaftliche Argumentation dahinter sind gleich. Ich rede auch nicht von Massenschlachtungen, bei denen das Fleisch gegessen wird, es geht um das sinnlose Töten aus Spass oder Profitgier. Ich versuche das zu ändern, damit es klarer rauskommt, wenn ich kann.
Morla schrieb:
Idianermord
Das war der „link“ zur Geschichte „Die Jagd nach Gehirnen“. Ist entfernt.
Morla schrieb:
Französischer Revolution
Diese Verbindung war nicht beabsichtigt. Aber das damit verbundene Gerät wird zum Keulen verwendet. Das werde ich ändern müssen. Einfach „Messer“. Gut, dass Du mir zeigst, wohin ich schon die Gedanken führe.
Morla schrieb:
wenn du genaue Vorgänge anschaulich beschreibst und die Wertung dem Leser überlässt. Es lässt sich niemand gerne vorschreiben, wolang er denken soll. Der Reiz besteht ja oft darin , etwas selbst zu entdecken.
Mal sehen, ob ich in der Lage bin, das zu verbessern. Der Schluss ist schon mal anders.

Ich bin Dir sehr dankbar für Deine Kritik und hoffe, dass ich Dich in allen Punkten richtig verstanden habe. Hat mich sehr gefreut, dass Du die Zeit genommen hast.

Viele Grüsse und ein erholsames Wochenende an Euch alle
Fugu

 

Hi Fugu!

Ich hab das neulich gelesen und ich fand es ganz seltsam. Ich konnte den Text überhaupt nicht einordnen, was an sich nichts Schlechtes ist, aber ich hatte auch überhaupt kein Gefühl für die Protagonisten, obwohl ich das Thema an sich interessant finde. Ich hatte dann allerdings kein gutes Gefühl bei den Bezügen zum dritten Reich, weil mir die Umsetzung da zu schlampig war für dieses Thema. Also das da einfach so als Vergleich rauszuhauen und dann von der Keulung der Juden zu sprechen, nee, das fand ich schon ziemlich daneben. Und ich hab die ganze Zeit gemerkt, dass ein bestimmter Humor angesprochen werden sollte, aber bei mir ist trotzdem nix angekommen. Der Text wirkt so bemüht und ich finde, dem Thema bist du überhaupt nicht gerecht geworden. Das kann böse in die Hose gehen und für mich ist es das hier, hab mich echt bisschen geärgert, dass ich den Text komplett gelesen habe...


Lollek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Herr Lollek,
danke für de Rückmeldung. Welche Version hast Du gelesen? Hier liegt bereits die dritte Version vor, wo die angesprochenen Bezüge nicht mehr ersichtlich sein sollten. Ich arbeite an einer vierten Version. Wenn Du Zeit hast, würde ich mich freuen, wenn Du auf die Stellen, die Dir nicht gefallen, verweisen könntest. Das Thema ist wirtschaftspolitisch und konfliktbeladen, das ist mir klar.
Viele Grüße
Fugu

 

Hallo Fugu, du hast Einiges entfernt und neu erfunden. Gefällt mir besser.
Nun habe ich noch ein paar Sprachvorschläge:
draußen, weiß, Großvater, schießen
Bist du gegen ß?

Herr Breuer nimmt den Hörer ab.
Mir fällt auf, dass über alle Personen in der Höflichkeitsform gesprochen wird. Sogar
Herr Dr. Sarkan verabschiedet sich.
Dadurch entsteht emotionaler Abstand zu den Figuren. Willst du das? Mir würde ein bloßes "Breuer" reichen.
„Da haben sich sicher unsere Nachbarn beschwert,“ sagt Herr Breuer zu seiner Frau.
Erst die Gänsefüßchen, dann das Komma.
Auf der anderen Seite ist nur abgemähtes kurzes Gras, wie ein Teppich, eine Verlängerung des Wohnzimmers.
langweiliges Verb und Doppelung der Eigenschaften des Grases
„Haben sie sich bei der Gemeinde über unsere Hühner beschwert?“
groß
„Dazu essen Sie sicher Eier, Hähnchen und Suppenhühner.“
Hühnersuppe soll gesund sein.
dass Schwäne nicht ewig lebten.
hier finde ich "leben" besser, weil es eine allgemeine Aussage ist.
Erst mal meinem Mann, Guten Tag
klein
„Helfen Sie uns“, bittet ihn Familie Breuer.
Wer spricht? Im Chor?
Wird Herr Weber unsere Katze holen lassen.“
Fragezeichen
als bräche der Schädelknochen.
aber er bricht doch wirklich
Bernach[/QUOTE der Ortsname wird so spät genannt, dass man sich wundert
Daher ist jede Probe in ihrem Labor positiv.
Bin nicht sicher, wie der Text jetzt wirkt, weil ich ihn mit der Korrekturbrille gelesen habe. Ich halte ihn für skurril, komisch. Mach's gut. Morla

 

Hallo Morla,
es freut mich sehr, dass Du nochmal reingeschaut hast und die neue Version kommentierst. Vor allem bin ich erleichtert, dass es Dir besser gefällt, vor allem skurril und komisch.

Bist du gegen ß?
Da hatte ich wohl das Korrekturprogramm auf Deutsch (Schweiz). Ist korrigiert.
Mir fällt auf, dass über alle Personen in der Höflichkeitsform gesprochen wird. Sogar …
Das ist Geschmackssache. Ich belasse es mal in der Höflichkeitsform, weil ich empfinde, dass es für diese Geschichte so besser passt.
aber er bricht doch wirklich
Das kann man nicht so einfach erkennen.
der Ortsname wird so spät genannt, dass man sich wundert
Ich weiss nicht. Der Ortsname fällt hier zum zweiten Mal.
Alles andere habe ich, wie von Dir vorgeschlagen, korrigiert. War ja doch noch einiges. Herzlichen Dank für Deine Hilfe und Deine Einschätzung.
Viele Grüsse
Fugu

 

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