Was ist neu

Weltgeschichte

Beitritt
05.03.2013
Beiträge
565
Zuletzt bearbeitet:

Weltgeschichte

Gott besah sich Himmel und Erde. Sie waren wüst, leer und finster. Verwesungsgeruch benebelte die Sinne. Von allen Seiten quälten ekelerregende Schmatz- und Blubbergeräusche seine Nerven. Schmerzhaft zog Trauer seine Brust zusammen: Das war das Ende seines Werkes! Die Menschen hatten die Schöpfung zerstört.
Der Geist Gottes schwebte über dem Dreckklumpen namens Erde und suchte Trost. Wo fand er ein Quäntchen Gutes in der Katastrophe?
»Es werde Licht!«, schrie er in das Dunkel. Seine rechte Hand fuhr hoch, um dem Befehl Nachdruck zu verleihen.
Nichts geschah.
Hoffnungsfroh war er damals ans Werk gegangen. Sein Leben werde erfüllt sein mit der Freude über die Menschen und die Welt.
»Es werde Licht!« Er wiederholte die Zaubergeste.
Schwarze Wolken waberten herbei und nahmen ihm beinahe vollends die Sicht.
Wie anders hatte die Geschichte begonnen! Das Chaos verwandelte sich in den Kosmos. Das Licht schuf Hoffnung. Gott sprühte damals vor Schaffenskraft.
Was hatte er nicht alles in fünf Tagen erschaffen. In Gedanken wandelte er nochmals durch den Garten Eden mit seinen Gewässern, Hügeln, Gebirgen, Tälern. Die Frösche, Fische, Quallen, die Gazellen, Elefanten, Löwen, die Adler, Schmetterlinge und Bienen: Wo waren sie jetzt?
»Die Harmonie der ersten Tage machte mich übermütig«, dachte Gott. »Hätte ich nur aufgehört! Der verfluchte sechste Tag.«
Falsch sind die Berichte, Gott habe am siebten Tag geruht. Nein, er verrichtete Schwerstarbeit: Er musste den sechsten Tag aufarbeiten und die Menschen zur Vernunft bringen!
Im Schweiße ihres Angesichts ließ er sie hart arbeiten, dann hatte er fast alle ertränkt, der Feuersturm über Sodom und Gomorrha sollte sie an bessere Sitten heranführen.
Es nützte nichts: Mit Mord und Totschlag fielen sie übereinander her.
Moses brachte ihnen die Gesetzestafeln, David spielte Harfe, Salomon übte Gerechtigkeit.
Es nützte nichts: Die Stärkeren rafften alles zusammen, was sie kriegen konnten.
Propheten ermahnten zur Tugendhaftigkeit, Sibyllen prophezeiten die Zukunft, Johannes taufte und predigte.
Es nützte nichts: Die Menschen befriedigten gierig jede Lust.
Da griff Gott zur letzten Waffe: seinen Sohn. Sein Vorbild hätte den Geist der Menschen reinigen und bessern sollen.
Es nützte nichts: Sie haben ihn verlacht, gefoltert, getötet.
Als er sein eigen Fleisch und Blut am Kreuz hängen sah, dachte sich der schwebende Geist: »Das war die letzte Chance, meine Schöpfung zu retten.«
Von diesem Augenblick an saß er starr in einem Sessel und sah, wie die
Gläubigen die Ungläubigen,
die Reichen die Armen,
die Weißen die Farbigen,
die Kommunisten die Kulaken,
die Nazis die Juden,
die Herren die Sklaven,
die Intelligenten die Dummen,
die Starken die Schwachen,
die Banker die Sparer,
die Ärzte die Kranken,
die Besitzenden die Besitzlosen
die Männer die Frauen
die Erwachsenen die Kinder
beraubten, schlugen, vergasten, folterten, versklavten, quälten, erhängten, köpften, vierteilten, bespuckten, beschissen, zerquetschten, betrogen, ausbeuteten, verlachten, verachteten …
Was interessierte Musik, Wissenschaft oder Kunst die Menschen? Waffen waren ihre Leidenschaft. Die brauchten sie für die Erfüllung ihrer Wünsche. Darin steckten sie ihre Erfindungskraft, in ihnen fanden sie ihre Seele.
»Gut«, dachte Gott, »ich habe ihnen Waffen zugestanden. Aber doch nur Schwerter, Pfeile, Speere, harmlose Geräte zu eigenem Schutz und zum Jagen der Nahrung! Ehrenwerte Waffen.«
Dann aber erfanden sie das Schießpulver. Muskete: Hey, wie das knallte und blitzte: Tot war der Feind!
Immer schneller kamen die Kugeln. Maschinengewehr: dadadadadad … Hey, wie das ratterte: Viele Feinde tot.
Das Gas waberte über Schützengräben. Hey, wie das quält: Noch mehr Feinde tot.
Die Bomben fielen vom Himmel: Flugzeuge: Hey, wie das spritzt: Der Tod vieler Feinde von oben.
Die Erde wird aufgegraben: Minen: Hey, wie das zerfetzt: der Tod der Feinde aus der Erde.
In hohem Bogen bringen sie die Botschaft: Raketen: Hey, wie die ausradieren: der Tod vieler Feinde aus der Ferne
Dann die Atombombe: hey, der Tod aller Feinde.
Gott schaute auf die atomisierte Welt und rekapitulierte die Situation der letzten Minute noch einmal.
Zuerst meinte Ostland, das Westland hätte es bedroht, und schickte eine Atomrakete zur Hauptstadt Westlands. Noch bevor die Atomrakete über der Hauptstadt von Westland explodierte, schickte Westland eine Atomrakete zur Hauptstadt von Ostland und zugleich eine Atomrakete zur zweitgrößten Stadt Ostlands. Weil aber Ostland mit Südland verbündet war und Südland sich von Westland bedroht fühlte, schickte es eine Atomrakete zur zweitgrößten Stadt von Westland, hatte aber die Route falsch berechnet, sodass die Rakete in Richtung der Hauptstadt von Nordland flog, das sich bedroht fühlte und, noch bevor irgendeine Atomrakete explodiert war, eine Atomrakete in Richtung der größten Stadt Südlands abschoss und zeitgleich eine in Richtung der drittgrößten Stadt Ostlands und sicherheitshalber noch zur viertgrößten Stadt, sodass sich zu diesem Zeitpunkt sieben Atomraketen in der Luft befanden, die aber noch durch weitere Raketen, welche die Länder aufeinander abfeuerten, ergänzt wurden, sodass in der Minute Null, noch bevor eine Atomrakete explodiert war, siebenhundertsiebenundsiebzig Atomraketen todbringend durch die Lüfte schwebten - eine Zahl, die sinnlos war, denn jede einzelne Atomrakete hatte die Gewalt, die gesamte Menschheit in sechzig Sekunden zu töten. ob sie über Feindesland oder über dem eigenen explodierte.
Hey, wie das krachte.
Sinnend packte Gott seine Habseligkeiten zusammen, schulterte seinen Rucksack und verließ den Drecksklumpen Erde. An anderer Stelle wollte er es noch einmal probieren.

 

Hallo Wilhelm,

was für eine düstere Welt hast du da gezeichnet. Das grausamste Raubtier dieser Erde, der Mensch, ist doch der Glanzpunkt der göttlichen Schöpfung gewesen. Hat Er sich so geirrt? In deiner Geschichte fehlt mir ein bisschen die Hoffnung. In der unendlichen Geschichte war es am Schluss ein Sandkorn, das die Hoffnung für ein neues Fantasien darstellte. Ich nehme an, dein Text ist von den letzten Geschehnissen geprägt, die Trauer in Wut verwandeln. Aber Hoffnungslosigkeit kann nicht das Ziel sein.

»Gut«, dachte Gott, »ich habe ihnen Waffen zugestanden. Aber doch nur Schwerter, Pfeile, Speere, harmlose Geräte zu eigenem Schutz und zum Jagen der Nahrung! Ehrenwerte Waffen.«

Waffen zu eigenem Schutz, da steckt schon ein Widerspruch drin. Wenn ich zwei Menschen ein Messer gebe und sage ihnen, die sind nur zu ihrem Schutz, habe ich ihnen bereits gesagt, dass sie damit den anderen angreifen und besiegen können. Gott hätte seiner Schöpfung statt Waffen Weisheit schenken sollen. Aber das hätte auch nicht geklappt. Wenn jeder weise ist, versucht doch der andere auch wieder nur, der schlaueste zu sein. Man kann es drehen und wenden, es wird nichts. So gesehen, hast du schon recht.

Ich finde den Teil mit den Atomraketen ein bisschen zu ausgedehnt.

Ich habe den Text aber gerne gelesen.

Schöne Grüße
khnebel

 

”I'm an apeman, …
I'm a King Kong man, I'm a voodoo man, oh I'm an apeman
I don't feel safe in this world no more,
I don't want to die in a nuclear war.
I want to sail away to a distant shore and make like an apeman”​

Um Himmels willen,

Wilhelm,

wie konnt das nur geschehen, dass die Strategie der Abschreckung so misslich missglückte?! Hat Gottvater gepennt? Gibt’s denn keinen John F. und Nikita S. mehr?

Ach ja, der führende strategische Kopf McNamara wurde doch Präsident der Weltbank … und deren Nachfolgeorganisationen führen jetzt Wirtschatskrieg gegen die alten Hellenen. Funktioniert denn da noch Abschreckung?

Ach ja, man schüttet sich abschreckend Eiswasser übern Kopf, tut Gutes und und es wird wieder über einen gesprochen.

Aber ich seh schon, Strom fiel aus. Dass mir das am Licht nicht sofort aufgegangen ist! Erst das Licht, dann alle Notaggregate usw. Da hilft kein Rotes Telefon, selbst der Rote Knopf tauft nix mehr. Ist, was er ist, ein Button von roter Farbe. Windows und Linux sind platt. Apple verfault.

“I'm an apeman, I'm an ape, apeman, oh I'm an apeman
I'm a King Kong man, I'm a voodoo man, oh I'm an apeman
I'll be your Tarzan, you'll be my Jane,
I'll keep you warm and you'll keep me sane,
We'll sit in the trees and eat bananas all day, just like an apeman.”

Nun ja, ich wünsch Ray Davis, dass er noch einen Baum für seine Jane finde … und ich steig jetzt mal ganz schnellu ntern Tisch ...

Tschüss,

bisset vorbei is' ...
Jetz is auch noch mein Uhr stehn geblieben.
War die Sommerzeit nicht eine Erfindung der Kriegsmaschinerie?

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Wilhelm Berliner,

Was Du in Deiner Geschichte beschreibst, ist heute schon weitgehend Realität. Und menschlich gesehen gibt es keine Lösung.


Trotzdem habe ich ein Quäntchen Hoffnung gefunden.
Im Propheten Jesaja, Kap. 2, V.1-4 steht unter anderem:

"Es kommt eine Zeit, wo sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spiesse zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen." Möge diese Zeit bald kommen!

Alles Gute wünscht Dir Marai

 

Lieber Wilhelm Berliner,

ich kann nicht sagen, dass ich deinen Text gern gelesen habe. Das liegt aber nicht an der Ausführung, sondern am Inhalt. So komprimiert und auf den Punkt gebracht, habe ich noch keine Bestandsaufnahme gelesen.
Glückwunsch für diese gelungene Darstellung dessen, was wir als Menschheit im Moment vorzuweisen haben. Einfach grandios zusammengefasst.

Und jetzt muss ich das Ganze erst einmal sacken lassen.

Freundliche Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Wilhelm, alter Schwarzmaler,

ich glaube ja, dass du in Wirklichkeit ein ganz lebensfroher Mensch bist, hier bricht nur hin und wieder deine german angst durch. Macht nix, so kann ich dir wenigstens mal sagen, dass ich einen Text von dir nicht mochte.:cry:

Zu deinem Stil muss ich nix mehr sagen, den erkenne ich inzwischen unter hunderten wieder, und das ist auch gut so. Auch hier: Absurd, grotesk, mitunter Bilder, die Eindruck schinden oder ekeln. Aber inhaltlich empfand ich es als bieder und miefig. Das ist ja kein neues Thema, ein wenig Theodizee, ein wenig Kulturpessimismus und etwas Misanthropie, fertig ist ein Schauerstück, dass man in den 80ern auch gut als satirisches Pamphlet auf einer Anti-AKW-Demo oder so verteilen hätte können. Ich musste beim Lesen immer an diesen Sticker denken, den früher auch meine Eltern am Auto kleben hatten:

Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet usw. usf.

Naja, jedenfalls, ich fand es vom Thema her wenig prickelnd, das Feld wurde halt auch schon oft beackert. Aber das macht nichts, ist ja nur persönlicher Geschmack und handwerklich hab ich nix zu meckern.

Besten Gruß!

Der Exilfranke

 

Hallo Wilhelm,

das erste, was ich mich fragte, nachdem ich deine Geschichte gelesen hatte, war, "Warum hat er sie nicht mit Satire getaggt?"

Denn für mich wirkt der realitätsnahe Inhalt durch den Sprachstil und die Vermenschlichung Gottes, durch die teils bösen Bilder ("Dreckklumpen") wie auch durch das letztendliche Resignieren Gottes durchaus satirisch. Insofern gefällt mir die Geschichte sehr gut. In meinen Augen hast du es gut hingekriegt, deinen Text mit einer Portion subtiler Bösartigkeit sowohl unterhaltsam wie auch nachdenklich machend zu gestalten - obschon natürlich die Kernaussage ein wenig zum Klischee neigt.

Natürlich ist das jetzt nur meine persönliche Meinung, wissen wir doch, dass Geschichten, die religiöses Gedankengut überzeichnen, unabhängig von der literarischen Gattung oftmals sehr polarisierend sein können.

Ein paar Kleinigkeiten hätte ich noch:

Hoffnungsfroh war er damals ans Werk gegangen. Sein Leben werde erfüllt sein mit der Freude über die Menschen und die Welt.
Mir scheint hier "würde erfüllt sein" richtiger.


»Gut«, dachte Gott, »ich habe ihnen Waffen zugestanden. Aber doch nur Schwerter, Pfeile, Speere, harmlose Geräte zu eigenem Schutz und zum Jagen der Nahrung! Ehrenwerte Waffen.«
Hier würde ich den ursprünglichen Nutzen auf das Jagen alleine beziehen. Vielleicht dabei auch eher von Werkzeugen, denn von Waffen sprechen!?


... sodass in der Minute Null, noch bevor eine Atomrakete explodiert war, siebenhundertsiebenundsiebzig Atomraketen todbringend durch die Lüfte schwebten - eine Zahl, die sinnlos war, ...
777 Atomraketen scheinen mir nun hinsichtlich realitätsnaher Verfügbarkeit ein wenig arg hoch gegriffen. Kann es sein, dass es dir hier mehr um das Symbol 777 geht?


Wie ich schon sagte, Wilhelm, ich find sie gut!

Viele Grüße oisisaus

 

Lieber Wilhelm,

was für ein trauriger Gott über einer noch traurigeren Welt. Und er hat vielleicht recht:

Was interessierte Musik, Wissenschaft oder Kunst die Menschen?
Aber, auch wenn er recht hat, ich will ihm nicht recht geben. Ich bin noch zu sehr in der anderen Gegenwart verhaftet, wo der fröhliche Simon Rattle, der Irrwisch Dudamel ihre Taktstöcke schwingen und so viele Nichtpsychopathen sich von ihnen leiten lassen. Und da gibt es in anderen Sparten auch Hoffnungsvolles, Buntes und für die Welt Voranbringendes. Menschen, die sich mit Herzblut engagieren, die heilen, kreativ sind und die es nicht verdient haben, übersehen zu werden. Würde mehr über sie berichtet und weniger über die Zerstörer - wir könnten den Vollidioten die Plattform nehmen.

Aber ja, davon handelt deine Geschichte nicht, die ich - wenn auch nicht gerne gelesen - doch als Untergangsbild wahrnehme und in die ich mich auch, in ihrer ganzen Heftigkeit, gut einfühlen konnte. Nur diese Gedanken dazu musste ich loswerden.

Lieben Gruss
Gisanne

 

Hallo, khnebel
Mich hat deine Rückmeldung insgesamt sehr gefreut, weil du im Verlauf ein wenig eine Kurve machst.

Man kann es drehen und wenden, es wird nichts. So gesehen, hast du schon recht.
was für eine düstere Welt hast du da gezeichnet. Das grausamste Raubtier dieser Erde, der Mensch, ist doch der Glanzpunkt der göttlichen Schöpfung gewesen. Hat Er sich so geirrt?
Warum äußert ER so lautstark, dass er seine Produktion gut fand?
In deiner Geschichte fehlt mir ein bisschen die Hoffnung. In der unendlichen Geschichte war es am Schluss ein Sandkorn, das die Hoffnung für ein neues Fantasien darstellte.
Von einem noch hoffnungsloseren Schluss habe ich doch den der zweiten Chance gewählt, allerdings mit der Erwartung, dass auch das nichts werden wird.
Sicherlich ist diese Geschichte von der Wahrnehmung der Ereignisse der letzten Monate geprägt. Schließlich wurde Dänemark von Russland mit dem Hinweis auf Atomraketen bedroht. Dass man das überhaupt wieder in den Mund nimmt, macht völlig hoffnungslos.
Ich nehme an, dein Text ist von den letzten Geschehnissen geprägt, die Trauer in Wut verwandeln.
Nicht nur zu dieser Zeit kam es mir zu Bewusstsein, dass der Dritte Weltkrieg seit 2001 tobt.
Und eigentlich findet er jetzt nur ur Abendunterhaltung auf dem Bildschirm, sentimental verpackt, statt.
Aber Hoffnungslosigkeit kann nicht das Ziel sein.
Das Ziel von Staaten und Menschen ist immer voller Hoffnung und Ideal, gerade deswegen kommt es zur Vernichtung. Mein Ideal ist das bessere, meint jeder.
»Gut«, dachte Gott, »ich habe ihnen Waffen zugestanden. Aber doch nur Schwerter, Pfeile, Speere, harmlose Geräte zu eigenem Schutz und zum Jagen der Nahrung! Ehrenwerte Waffen.«
Waffen zu eigenem Schutz, da steckt schon ein Widerspruch drin. Wenn ich zwei Menschen ein Messer gebe und sage ihnen, die sind nur zu ihrem Schutz, habe ich ihnen bereits gesagt, dass sie damit den anderen angreifen und besiegen können. Gott hätte seiner Schöpfung statt Waffen Weisheit schenken sollen. Aber das hätte auch nicht geklappt. Wenn jeder weise ist, versucht doch der andere auch wieder nur, der schlaueste zu sein. Man kann es drehen und wenden, es wird nichts. So gesehen, hast du schon recht.
Ich finde den Teil mit den Atomraketen ein bisschen zu ausgedehnt.
Etwas Satire ist auch dabei. Aber wenn du an die Ukraine Verhandlungen oder das Rundetisch-Problem (Vietnam Konferenz) denkst, ist es noch untertrieben.
Ich habe den Text aber gerne gelesen.
Ich aber deine Kritik gerne gelesen.
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

Lieber Friedel,

Um Himmels willen,
ja, nur um dessen Willen geschieht das alles.
wie konnt das nur geschehen, dass die Strategie der Abschreckung so misslich missglückte?! Hat Gottvater gepennt? Gibt’s denn keinen John F. und Nikita S. mehr?
Putin Nikita, Obama JFK? Wie konnte es geschehen? Man gewöhnt sich daran.
Wer hat die Atombomben? Die Schwelle zum Krieg wird immer niedriger. Die Ideale, für die gekämpft, werden immer höher. Und die Unreife der kriegführenden Politiker immer größer. Kinder wollen spielen.
… und ich steig jetzt mal ganz schnellu ntern Tisch ...
Und ich leg mich hin und tu meine Aktentasche übern Kopf. Von wegen: alle tot.
Treffen wir dann doch noch Kästner und Gott aufm Baum.
War die Sommerzeit nicht eine Erfindung der Kriegsmaschinerie?
Sicherlich, damit sie abends Zeit zum Grillen haben.
Da du wohl eher weniger Tee trinkst, ist dir die wichtige Kriegserfindung des Tee-Aufgussbeutels fremd. Dafür lohnte es sich aber zu sterben.
Schön, dass du an die Affen erinnert hast. Gibt das Hoffnung?
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

Hallo Joséfelipe

leider verstehe ich Kabel I nicht.
Aber vielen Dank für dein Lesen und deine Zustimmung.
Fröhlichst
Wilhelm

Liebe Marai,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Was Du in Deiner Geschichte beschreibst, ist heute schon weitgehend Realität. Und menschlich gesehen gibt es keine Lösung.
Man muss es hinnehmen, wie es kommt.
Trotzdem habe ich ein Quäntchen Hoffnung gefunden.
Im Propheten Jesaja, Kap. 2, V.1-4 steht unter anderem:

"Es kommt eine Zeit, wo sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spiesse zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen."

Dem Wunsch
Möge diese Zeit bald kommen!
schließe ich mich an. Aber was wird den Menschen dann einfallen?

Danke für deine netten Worte.
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Wilhelm,

ich habe mit Vergnügen Deinen Text gelesen. Einerseits finde ich, dass er handwerklich solide gemacht ist und andererseits hatte ich meine Freude daran, mich an der diesem Text meiner Ansicht nach zugrunde liegenden Weltsicht zu reiben. Ich möchte mich in meiner Kritik auf den philosophischem Background der Geschichte beschränken.

1) Die Dämonisierung der Menschheit

In der Studie Feindbilder – Psychologie der Dämonisierung wird Carl Rogers zitiert. Danach besteht eine Prämisse dämonisierender Beschreibungen darin, dass der Mensch im Grunde gefährlich sei. In diese Richtung gingen ja auch einige Kommentare zu Deiner Weltgeschichte, beispielweise von khnebel ("das grausamste Raubtier dieser Erde, der Mensch"), Marai ("Was Du in Deiner Geschichte beschreibst, ist heute schon weitgehend Realität. Und menschlich gesehen gibt es keine Lösung.") oder Barnhelm, die Deinen Text als "Bestandsaufnahme" auffasst. Ich kann der Grundannahme Deines Textes und den zitierten Interpretationen nur energisch widersprechen.

Sicherlich hast Du das Ganze absichtlich übersteigert, deshalb ist für mich unmöglich zu sehen, was Du in Wahrheit dazu denkst. Was der Text allerdings aussagt, hat mit einer Bestandsaufnahme überhaupt nichts zu tun, sondern stellt lediglich eine völlig verzerrte Sicht auf die titelgebende Weltgeschichte dar, wie ich finde. Ich halte es für möglich, dass Du absichtlich diese Falschsicht entwickelt hast, um die Urteilsfähigkeit des Lesers zu schärfen.

Die Menschheit kommt nicht gut weg, in Deinem Text. Sie wird von Beginn an als fehlerhaft beschrieben. Gott muss den siebten Tag der Schöpfung damit zubringen, sie zur Vernunft zu bringen. Er bemüht sich, sie zu disziplinieren, aber alle Versuche scheitern. Carl Rogers sagt auch, dass sich zu der Grundannahme (dämonisierender Beschreibungen), dass der Mensch gefährlich sei, auch immer die Vorstellung gesellt, der Mensch müsse kontrolliert werden. So wie es Gott in Deiner Geschichte versucht. Und natürlich ist das vergebens, denn - sprechen wir es aus – der Mensch ist böse. Das jedenfalls behauptet Dein Text.

2) Eine unwissenschaftliche, ahistorische Weltsicht

Wenn man all die Grausamkeiten, die der Mensch bisher begangen hat, aus ihrem historischen Kontext herauslöst, stellt sich schnell die Überzeugung ein, der Mensch wäre "an sich" und exklusiv böse, aggressiv, feindselig, destruktiv. Interessant ist das im Kontext Deiner Geschichte besonders vor der Behauptung, die ersten fünf Tage wären so harmonisch gewesen - die Frösche, Fische, Quallen, die Gazellen, Elefanten, Löwen, die Adler, Schmetterlinge und Bienen. Die Wirklichkeit sieht jedoch vollkommen anders aus:

Konflikt und Kampf prägen die Natur auf allen Ebenen und in jeder Hinsicht. Kill or get killed lautet das Motto. Das ist keine Erfindung des Menschen, sondern ein Grundmerkmal jeder Art von Leben. Selbst auf Ebene der unbelebten Natur bestimmen gewaltsame Kräfte den Lauf der Dinge: Ohne die gewaltigen Supernovae, in deren Verlauf massereiche Sterne vernichtet werden oder auch die alles zerstörenden Schwarzen Löcher gäbe es das Universum, das wir kennen, überhaupt nicht. Zerstörung und Verfall sind konstituierende Faktoren unserer Welt und keine Privatangelegenheit des Menschen.

Gravierender aber ist, dass Deine (Welt-) Geschichte die Aggressivität und Gewaltbereitschaft des Menschen auf ihn selbst zurückführt, so, als gäbe es dafür keine Ursachen, keine Bedingungen, keine Gründe. In dieser Darstellung haben natürlich auch all die Aspekte menschlicher Erfahrung, die sich um Liebe, Brüderlichkeit, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft drehen, keinen Platz. Du machst es dem Leser leicht, den Menschen zu hassen, und ich glaube, das ist ein Vorwurf an den Text, über den es ernsthaft nachzudenken lohnt.

3) Die Konsequenzen der Dämonisierung

Da Dein Text den Menschen als grundsätzlich fehlerhaft anschaut, kann er natürlich auch keine Lösungsansätze anbieten. In dieser Hinsicht ist es zwar erst einmal konsequent, dass Gott das Handtuch wirft, um es woanders zu versuchen. Bei genauerem Nachdenken zeigt sich aber erneut, dass der Text, das eigentliche Dilemma gar nicht begriffen hat: Jede Existenz ist Konflikt. Alles Leben ist Leiden. Das ist kein Fehler, sondern die Grundvoraussetzung für die Möglichkeit, zu existieren. Alles was existiert, "erkauft" sich dieses Recht mit den Nebenwirkungen von Verfall und Vernichtung. Ein Universum ohne Verfall zu wünschen heißt, überhaupt kein Universum zu wünschen.

Und so basiert auch der unausgesprochene, aber permanent mitschwingende Wunsch des Textes, der Mensch möge doch bitte frei von Fehlern, Grausamkeit und Irrtum sein auf einem tiefgreifenden Irrtum über die Natur des Seins. Der Löwe reißt die Antilope und spielt zärtlich mit seinem Nachwuchs, weil die Bedingungen der Evolution ihn an diesen Punkt geführt haben. Der Mensch verhält sich in einem Moment grausam und im anderen uneigennützig und selbstaufopfernd, weil die Bedingungen von Natur und Kultur ihn an diesen Punkt geführt haben. Diesen realen Menschen mit einem aus dem christlichen Hut gezauberten Idealbild zu vergleichen, führt nirgendwo hin.

4) Eine Nebensache – Das magische Denken am Beispiel der Waffe

In Deinem Text und einem Kommentar taucht auch das Thema "Die bösen Waffen" auf. Dass eine Waffe ein "böser Gegenstand" ist, der Übel über die Welt bringt, stellt magisches Denken dar. Genaugenommen gibt es so etwas wie eine Waffe überhaupt nicht. Die Bezeichnung klassifiziert einen Gegenstand auf der Basis von bestimmten Merkmalen, über die man ausführlich streiten kann. Ich bin selbst "Waffenbesitzer" und beschäftige mich mit dem Thema schon einige Zeit. Alle Welt findet das Bogenschießen toll, aber letztlich ist das ein Sportgerät, mit dem man sehr präzise töten könnte, wenn das die Absicht wäre.

Eine Waffe könnte nur dann ein böser, destruktiver, gefährlicher Gegenstand sein, wenn ihr deren tatsächlicher Verwendungszweck und die damit verbundenen Umstände bereits eingeschrieben stünde. Ob beispielsweise eine Schusswaffe dazu eingesetzt wird, Löcher in Papierzielscheiben zu stanzen, einen Attentäter außer Gefecht zu setzen oder eine Bank zu überfallen, hängt aber überhaupt nicht von ihr selbst ab. Sogar ein Atomsprengkopf könnte dafür eingesetzt werden, einen Asteroideneinschlag abzuwehren, also zu einem nützlichen Instrument werden.

Gerade wenn man entscheiden will, in wie weit Produktion und Vertrieb von Waffen sinnvoll, nützlich oder problematisch sind, muss man das magische (und auch hier wieder) dämonisierende Denken überwinden.

_________________________________

Wilhelm, ich möchte noch einmal wiederholen, dass ich nur das kritisiere, was mir der Text auszusagen scheint. Es ist gut möglich, dass ich mich komplett täusche. In diesem Fall wäre zu prüfen, wie dieser Fehleindruck entstehen konnte.

Mit intellektuellem Vergnügen gelesen.

Gruß Achillus

 

Hallo Barnhelm,

ich kann nicht sagen, dass ich deinen Text gern gelesen habe. Das liegt aber nicht an der Ausführung, sondern am Inhalt. So komprimiert und auf den Punkt gebracht, habe ich noch keine Bestandsaufnahme gelesen.
Es steht natürlich die jetzige politische Situation dahinter, die man als Dritten Weltkrieg bezeichnen kann oder muss. Es ist die Situation geschildert, die entstehen könnte, wenn alle Politiker ähnlich reagieren würden. Keiner will den Krieg, aber ein Kind, das mit einer geladenen Pistole spielt ist gefährlich.

Glückwunsch für diese gelungene Darstellung dessen, was wir als Menschheit im Moment vorzuweisen haben. Einfach grandios zusammengefasst.
Das tut mir wohl, vielen Dank.

Und jetzt muss ich das Ganze erst einmal sacken lassen.
Das sieht alles traurig aus, dem kann man nur ein Trotzdem dagegenhalten.
Vielen Dank für deine Hinweise.
Fröhlichst (!)
Wilhelm

 

Lieber Wilhelm!

Die Aussage deiner Geschichte, die mir aus der Seele spricht, erinnert mich sofort an einen Ausspruch einer Figur in einer Kurzgeschichte, die ich kürzlich abgeschlossen habe:
„Erhöhe deine Position, erkenne das Ganze, und begreife, was du angerichtet hast.“
Die Voraussetzungen zur Einleitung einer solchen globalen Katastrophe stecken in jedem Menschen. Das heißt, das Verhalten des Einzelnen im kleinen Rahmen schafft die geschilderten weltweiten Bedingungen.
Das Problem: Wären wir nicht so, wie wir sind, wären wir Kaninchen. Dazu gibt es keine natürliche Lösung.

Danke für die „Erhöhung“ und lieben Gruß

Asterix

 

Hi Wilhelm,

ich habe deine kleine Menschheitsgeschichte/ Dystopie gern gelesen. Das geht voran, und ist handwerklich solide geschrieben. Ich finde das originell, wie du auf die Vergangenheit blicken lässt, dass Gott die Menschen immer versucht hat, zu zügeln, sie aber immer gegen seinen Willen gehandelt haben. Einzige die Atomkriegs-Beschreibung würde ich entweder von der Länge her runterfahren oder aber wie eine wirkliche Dystopie in der bevorstehenden Zukunft passieren lassen, nicht mit Ostland und Westland - das ist ja vorbei -, sondern mit Wasserknappheit, Westland und Wüstenland, Korea und Russland ... das hätte mir viel besser gefallen, als eine ausführliche Berichterstattung über den Verlauf des Raketenbeschusses. Das würde dem Text auch noch so eine Note geben, die mir gefallen hätte, einen originellen, in naher Zukunft glaubhaften Krieg/Konflikt, mit dem sich die Menschen endgültig auslöschen. Oder aber: mit dem sich die Menschen wieder zurück in eine Garten Eden-ähnliche Gesellschaft gestoßen werden, und Gott sieht das als neue Chance, das Experiment noch mal zu probieren, oder er hat keine Lust, das alles sich noch mal anzusehen und sagt: Sollen die doch noch mal machen, was sie wollen, und dann geht er.

Mitgeschriebenes:

Das war das Ende seines Werkes!
Wie anders hatte die Geschichte begonnen!
Ich würde mir überlegen, statt den Ausrufezeichen einen Punkt zu setzen. Vllt ist das auch Geschmackssache, aber so ist mir das zu pathetisch, mit einem einfachen Punkt bei diesen Sätzen fände ich den Satzklang viel schöner.

Falsch sind die Berichte, Gott habe am siebten Tag geruht. Nein, er verrichtete Schwerstarbeit: Er musste den sechsten Tag aufarbeiten und die Menschen zur Vernunft bringen!
Das ist eine sehr gute Idee von dir.

Die Bomben fallen vom Himmel:
fielen?

der Tod vieler Feinde aus der Ferne
.

schickte es eine Atomrakete zur zweitgrößten Stadt von Westland, hatte aber die Route falsch berechnet, sodass die Rakete in Richtung der Hauptstadt von Nordland flog,
Ah ... das ist die einzige Stelle, die ich dem Text nicht abnehme. Route falsch berechnet? Ich glaube, das wäre im Falle eines Atomkrieges sehr sehr sehr unwahrscheinlich.

Sinnend packte Gott seine Habseligkeiten zusammen, schulterte seinen Rucksack und verließ den Drecksklumpen Erde. An anderer Stelle wollte er es noch einmal probieren.
Finde ich ein tolles Ende.

Viele Grüße,
zigga

 

Moin Wilhelm, alter Schwarzmaler,
solltest du die Buntheit des Textes übersehen haben?
Moin, moin, exilfranke,
ich glaube ja, dass du in Wirklichkeit ein ganz lebensfroher Mensch bist,
So ist es wohl richtig.
hier bricht nur hin und wieder deine german angst durch.
Ach ja, die german angst, die in Wirklichkeit eine dänische ist und damit wieder eine religiöse, wenn sie nicht französisch marxistisch sarterisiert und geekligt ist, um im Schwarzwald das Rotkäppchen zu finden, das vertrauensvoll sich vom Wolf fressen lässt: Hattse davon. Spielt german angst nicht gerade wieder eine Rolle in der Finanzpolitik, wo Schäuble (Schwabe! = doppelte german angst) auf Angstsparen setzt, während die Griechen tapfer Geld ausgeben? Angst und Mut?
Macht nix, so kann ich dir wenigstens mal sagen, dass ich einen Text von dir nicht mochte.
Das kann auch produktiv sein.
Zu deinem Stil muss ich nix mehr sagen, den erkenne ich inzwischen unter hunderten wieder, und das ist auch gut so.
Das ist aber ein großes Lob – vielleicht.
Auch hier: Absurd, grotesk, mitunter Bilder, die Eindruck schinden oder ekeln. Aber inhaltlich empfand ich es als bieder und miefig. Das ist ja kein neues Thema, ein wenig Theodizee, ein wenig Kulturpessimismus und etwas Misanthropie, fertig ist ein Schauerstück
Eine ausführlichere Kommentierung zum Text gebe ich bei Achillus. Biedermann und die Brandstifter ist von der Idee her immer noch aktuell. Die Miefigkeit bedrängt ja auch Gott. Ein neues Thema zu schaffen, das könnte wohl niemand. Schon Homer stellt die Schrecken des Krieges zur Abschreckung dar, allerdings umfangreicher als ich. Sicher strahlt Putin nationalistische Miefigkeit aus. Biedermeierlich dezent agiert Merkel.

das man in den 80ern auch gut als satirisches Pamphlet auf einer Anti-AKW-Demo oder so verteilen hätte können. Ich musste beim Lesen immer an diesen Sticker denken, den früher auch meine Eltern am Auto kleben hatten:
Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet usw. usf.
Ich hatte mit "den 68ern" und 80gern wenig gemeinsam, auch wenn es so scheint.

Naja, jedenfalls, ich fand es vom Thema her wenig prickelnd, das Feld wurde halt auch schon oft beackert. Aber das macht nichts, ist ja nur persönlicher Geschmack und handwerklich hab ich nix zu meckern,
was auch nicht unwichtig ist.
Dank für Lob und Tadel
Fröhlichst
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Wilhelm,

ein bißchen zu düster für meinen Geschmack, aber die Sprache beeindruckt.


Liebe Grüße
MD

 

Lieber oisisaus,

das erste, was ich mich fragte, nachdem ich deine Geschichte gelesen hatte, war, "Warum hat er sie nicht mit Satire getaggt?"
Das ist eine richtige Frage. Ich nehme diese Schubladen nicht ganz so genau. Solch eine Einordnung mag hilfreich sein, aber eben auch pauschalisieren. Satire ist er sicherlich auch. Am besten passte Komödie, dazu aber bei meiner Antwort an Achillus mehr.

Denn für mich wirkt der realitätsnahe Inhalt durch den Sprachstil und die Vermenschlichung Gottes, durch die teils bösen Bilder ("Dreckklumpen") wie auch durch das letztendliche Resignieren Gottes durchaus satirisch.
Das ist es auch!
Insofern gefällt mir die Geschichte sehr gut. In meinen Augen hast du es gut hingekriegt, deinen Text mit einer Portion subtiler Bösartigkeit sowohl unterhaltsam wie auch nachdenklich machend zu gestalten - obschon natürlich die Kernaussage ein wenig zum Klischee neigt.
Dazu ist es viel zu übertrieben. Aber man müsste auch fragen, welche Kernaussage? Dass Gott gepfuscht hat? Dass die Menschen kindische Spieler sind? Dass sie böse sind? Ein bisschen Atomkrieg – gibt es das?

Natürlich ist das jetzt nur meine persönliche Meinung, wissen wir doch, dass Geschichten, die religiöses Gedankengut überzeichnen, unabhängig von der literarischen Gattung oftmals sehr polarisierend sein können.
Wenn man die Bibel liest, vor allem das AT, dann vertritt dort doch Gott genau meine Position. Er hält von den Menschen nicht viel.
Ein paar Kleinigkeiten hätte ich noch:

Hoffnungsfroh war er damals ans Werk gegangen. Sein Leben werde erfüllt sein mit der Freude über die Menschen und die Welt.

Mir scheint hier "würde erfüllt sein" richtiger.
Als Prophezeiung, dachte ich, könnte der Allwissende das Futur 1 nehmen. Er geht davon aus, dass es eintrifft.

»Gut«, dachte Gott, »ich habe ihnen Waffen zugestanden. Aber doch nur Schwerter, Pfeile, Speere, harmlose Geräte zu eigenem Schutz und zum Jagen der Nahrung! Ehrenwerte Waffen.«
Hier würde ich den ursprünglichen Nutzen auf das Jagen alleine beziehen. Vielleicht dabei auch eher von Werkzeugen, denn von Waffen sprechen!?
Was ist mit dem lodernden Flammenschwert?
Das "ehrenwert" bezieht sich auf die Unterscheidung vor allem der Ritter, dass der Kampf Mann gegen Mann ritterlich und ehrenhaft ist, Fernwaffen eben nicht.
... sodass in der Minute Null, noch bevor eine Atomrakete explodiert war, siebenhundertsiebenundsiebzig Atomraketen todbringend durch die Lüfte schwebten - eine Zahl, die sinnlos war, ...
777 Atomraketen scheinen mir nun hinsichtlich realitätsnaher Verfügbarkeit ein wenig arg hoch gegriffen. Kann es sein, dass es dir hier mehr um das Symbol 777 geht?
Dreimal die heiligste (4/3) Zahl.

Wie ich schon sagte, Wilhelm, ich find sie gut!
Du hast das Satirische gut erkannt. Vielen Dank für deine Bemerkungen. Der Text ist insgesamt schwieriger und vieldeutiger, als ich anfangs dachte.
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

Liebe Gisanne

was für ein trauriger Gott über einer noch traurigeren Welt. Und er hat vielleicht recht:
Was interessierte Musik, Wissenschaft oder Kunst die Menschen?
Nun geht Gott ja weiter und versucht es noch einmal. Dieser Gott zeigt eben die Grenzen des menschlichen Gottesbildes auf: Er hat Fehler.
Gott aber ist verborgen: deus absconditus: „Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, der Heiland.“ Jesaja 45,15
"Mein" Gott ist eine literarische Figur.

Aber, auch wenn er recht hat, ich will ihm nicht recht geben. Ich bin noch zu sehr in der anderen Gegenwart verhaftet, wo der fröhliche Simon Rattle, der Irrwisch Dudamel ihre Taktstöcke schwingen und so viele Nichtpsychopathen sich von ihnen leiten lassen.
Hitler ging in Furtwängler Konzerte. Hats genützt?
Und da gibt es in anderen Sparten auch Hoffnungsvolles, Buntes und für die Welt Voranbringendes. Menschen, die sich mit Herzblut engagieren, die heilen, kreativ sind und die es nicht verdient haben, übersehen zu werden. Würde mehr über sie berichtet und weniger über die Zerstörer - wir könnten den Vollidioten die Plattform nehmen.
In manchen früheren Diktaturen gab es nur positive Nachrichten. Hats genützt?
Aber ja, davon handelt deine Geschichte nicht, die ich - wenn auch nicht gerne gelesen - doch als Untergangsbild wahrnehme und in die ich mich auch, in ihrer ganzen Heftigkeit, gut einfühlen konnte. Nur diese Gedanken dazu musste ich loswerden.
Jede Geschichte ist ein Ausschnitt. So auch diese. Mir schien es sehr gegeben, diese Kriege, die ja an vielen Orten stattfinden, doch zu nennen. Wo sind die Friedensdemonstranten von früher? Mir scheint es, als hätten wir uns an den Krieg gewöhnt. Oben habe ich Biedermann und die Brandstifter erwähnt, zwar ein altmodisches Stück, im Kern aber nicht verkehrt.
Wenn man es so sieht, muss man die Hoffnung nicht verlieren, im Gegenteil, man muss sie forcieren, ohne die Augen zu schließen.
Vielen Dank für das Lesen und für die Erwähnung von Rattle und Dudamel.
Fröhlichst
Wilhelm

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom