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Individualisten

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12.02.2014
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Individualisten

„Kommst du mit?“
„Wohin?“, frage ich,
„Zur Demo.“
„Zur Demo?“
„Ja, zur Demo gegen die Einführung von Schuluniformen.“
Eine Demonstration gegen die Einführung von Schuluniformen? Ich habe nichts davon gehört und ich glaube auch nicht, dass viele daran teilnehmen, trotzdem frage ich weiter.
„Wo und wann?“
„Jetzt, auf dem Schlossplatz. Die halbe Schule hat zugesagt. Tausende werden erwartet, sagt man.“
„Sagt man, ja?“
„Jetzt sei doch nicht so skeptisch. Nur weil dir an deiner Individualität nichts liegt. Die Einführung der Schuluniformpflicht verletzt die Grundrechte. Artikel 2 Absatz 1: Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, blablabla. Verstehst du was das bedeutet?! Die Politik will uns an unserer Persönlichkeitsentfaltung hindern...“
„Oder uns vor Diskriminierung schützen, wenn wir uns keine Markenklamotten leisten können.“
„Jetzt sei doch nicht so kleinlich, komm einfach mit und schau, was passiert. Es tut nicht weh, es kostet nichts und du triffst deine Freunde. Was spricht dagegen?“
„Der Zweck der Demo!“
„Ach was, sein kein Spielverderber. Ich hol dich in fünf Minuten ab.“
Tuuut tuuut tuuut.
Jetzt hat er aufgelegt. Aber er hat schon recht. Es wird bestimmt lustig und ich muss ja nicht mitdemonstrieren, sondern kann einfach zuschauen und beobachten, wie es sich entwickelt.
Ding Dong.
Die Haustür. Er holt mich ab.
Er hatte Recht. Tausende sind schon auf dem Schlossplatz. Sie tragen Transparente mit sich und bilden Sprechchöre: „Ihr stehlt uns unsere Individualität!“ „Schüler gegen Schuluniformen“ „Politik verstößt gegen Grundrechte“ - Das könnte von ihm kommen.
Ich schaue an mir herunter und sehe Espadrilles aus dem letzten Spanien-Urlaub, einen selbstgenähten Rock und ein Top.
Und sie? Sie stehen jetzt also dort in ihren Nikes, hochgekrempelten Jeans, grünen Parkas und uniformen Haarschnitten und demonstrieren, weil sie sich in ihrer Individualität bedroht fühlen.
Einmalig, einer wie der andere![SUP]1[/SUP]

[SUP]1[/SUP]Manfred Hinrich

 

Hola Sophiee,

sehr, sehr kurz - Deine "Individualisten"!
Aber astrein geschrieben, fehlerfrei sowieso (bis auf 'ihr stiehlt' >stehlt<).

Gutes Thema, voll getroffen, hat mir gut gefallen.

Lass wieder mal von Dir hören!
Joséfelipe

 

Gracias! Vielen Dank für den Hinweis, ich werde es sofort ändern. Freut mich, dass es dir gefallen hat.

 

Hallo Sophiee,

das ist eine nette kleine Geschichte. Oder eigentlich ist es eher ein Auszug, aus einer längeren Geschichte, so habe ich ein bisschen den Eindruck. Denn einiges fehlt hier auch.
Ich musste schmunzeln, bis zum letzten Absatz, dann war mir leider eher ein bisschen nach Gähnen. Wieso habe ich nur geahnt, dass „Miss Individual“ sich plötzlich der H&M-Hollister-Meute gegenüber sieht? Was mich dann doch wieder schmunzeln ließ, war der Wetterumschwung von „auf dem Schlossplatz“ und „vor dem Schlossplatz“: darauf ist eisige Kälte (Parka, Jeans und Turnschuhe) und davor Hochsommer (Latschen, Rock und Top). Und der „er“ der „sie“ zu der Demo überredet, was der trägt hätte mich auch noch interessiert, um das Ganze ein wenig runder zu machen.

Noch zwei Kleinigkeiten:

„Ach was, sein kein Spielverderber.
Hier ist ein „n“ zu viel.

Tuuut tuuut tuuut. Jetzt hat er aufgelegt. Aber er hat schon recht. Es wird bestimmt lustig und ich muss ja nicht mitdemonstrieren, sondern kann einfach zuschauen und beobachten, wie es sich entwickelt.
Ding Dong. Die Haustür. Er holt mich ab.
Diese „Geräusch-Worte“ finde ich überflüssig und eher störend im Lesefluss, da es dem Ganzen einen eher künstlichen Touch verleiht: „Er legt auf“ und „Es klingelt“ geht auch.

Ansonsten nett aber, es reißt halt alles nur an, ohne es richtig auf ein Geschichtenformat zu bringen, meiner Meinung nach.

Ein sonniges, langes Wochenende wünscht
die heiterbiswolkig

 

Hallo Sophiee,
mir hat der Text gut gefallen, besonders, dass er so zackig geschrieben ist, in kurzen Sätzen und zum Punkt. Und durch das permanente Desinteresse der Hauptperson wird die Geschichte interessant gehalten bis zum Schluss, wo sich die Person dann in ihrer Meinung bestätigt sieht. Der Grundgedanke bzw. die Aussage gefällt mir. Man hätte vielleicht mit noch mehr Details ausschmücken können.
Hier kommt wohl ein Punkt:

„Wohin?“, frage ich,
und hier ein Komma dazwischen:
Verstehst du was das bedeutet?!
Deine anderen Texte fand ich übrigens auch sehr klar und authentisch geschrieben. Will mehr davon lesen!
Liebe Grüße,
-sarah.

 

Hallo Sophiee.

Du hast da einen sehr schönen Text geschrieben. Er ist zwar kurz, aber bündig. Es sind definitiv keine überflüssigen Elemente vorhanden.

Der Plot-Twist war zwar vorauszusehen (auch weil er sich angekündigt hat), wirkte aber dennoch nicht lieblos hingeklatscht.

 

Hey Sophiee,

mir gefällt der Stil deiner Geschichte, das Kurze, Einfache, der authentische Dialog.
Der Inhalt gefällt mir an sich auch, das Thema Individualität und wie du es dargestellt hast. Nur der Schluss war mir dann irgendwie zu wenig überraschend.
Was mich auch etwas gestört hat, war, dass man bis zur Mitte des Textes nicht erfährt, mit wem der Ich-Erzähler redet (war das Absicht?).

Aber alles in allem fand ichs bei der Hitze genau das Richtige :)

Liebe Grüße,
Tintenfisch

 

Hallo Sophiee

Eine kleine Miniatur zum Thema gesellschaftliche Uniformität.
Nett geschrieben, aber daraus liesse sich noch mehr machen, denn so ist es für mich erst der Plot zu einer Geschichte. Aber das wenige liest sich gut.
Schön wäre nun, wenn du deinen beiden Figuren mehr Platz einräumst, sie plastischer darstellst.

Jetzt sei doch nicht so skeptisch. Nur weil dir an deiner Individualität nichts liegt.
Weshalb? Zeige mir, warum.
Die Einführung der Schuluniformpflicht verletzt die Grundrechte. Artikel 2 Absatz 1: Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, blablabla.
Hier stört mich das blablabla, denn er möchte sie ja überzeugen, da ist Artikel 2, Absatz 1 ein wichtiges Argument. Blabla sagt man eher abschätzig zu etwas, das man ablehnt.

Du könntest auch beide Feuer und Flamme für die Demo sein lassen und deine Prota würde dazu ihre momentan angesagtesten Klamotten anziehen. Lara und Lena haben sich letzte Woche das gleiche Top ergattert, nur in einem helleren Pastellton. ;)
Und so demonstrieren alle unisono gegen ein Kleidungs-Diktat der Schule, das ihnen Mode- und Medienindustrie bereits unbemerkt ins Hirn geimpft haben, was ironischerweise ein Schuluniformzwang gerade verhindern helfen soll.

Übrigens, statt einer Fussnote würde ich das Hinrich-Zitat in den Text einbauen:
"Wie Manfred Hinrich bereits erkannte:'Einmalig, einer wie der andere!'"
oder - da man die Pointe eh rasch riecht - gleich als Zitat (rechts eingerückt) an den Anfang stellen.

Viel Spass noch,
Gruss dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sophiee,

der Text ist fehlerfrei, aber bei der Länge hätte ich mir gewünscht, eine knackigere Pointe präsentiert zu bekommen. In dem Moment, als du eine Demo gegen Schuluniformen erwähntest, kannte ich bereits das Ende der Geschichte. Erinnert mich ein wenig an das Leben des Brians von den Monty Pythons: "Wir sind alle Individuen".

Auch beschlich mich der Gedanke, dass die Autorin hier ein wenig über sich selbst preisgeben wollte, dass das ihre Denke und Weltsicht ist. Das ist auch völlig legitim, aber es kam auch ein wenig elitär rüber. Das zu Grunde liegende Thema ist allerdings spannend: Je atomisierter eine Gesellschaft ist, je weniger schichtenübergreifenden Konsens wir haben, umso eher neigt der Mensch zur Individualisierung. Aber das ist Augenwischerei, denn in der Subkultur unterwirft man sich dann doch wieder den Zwängen und Dresscodes der "Mehrheitsgesellschaft". Ein Punk sieht aus wie der andere, wie auch der Hipster in Berlin ein Klischee geworden ist. Sind das nun individuellere Persönlichkeiten als der Demonstrant in Nikes?

Trotzdem, gern gelesen. Ich glaube, das Thema könnte man ausbauen, davon würde die Geschichte profitieren.

Exilfranke, der Demos jeder Couleur unangenehm findet. :)

 

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