Was ist neu

Copywrite Ekeleke

Seniors
Beitritt
12.04.2007
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Ekeleke

Ekeleke

und

tot ziens!​


”Aurora Borealis, the icy sky at night
Paddles cut the water in a long and hurried flight
From the white man to the fields of green
And the homeland we've never seen.”​

Vorsatz,

politisch korrekt zu sein,
ohne es zu können​


Ein Mensch, der kein erlösender sein will, hat auch sein Kreuz zu tragen.

Döst im Bett vor sich hin. Kann nicht mehr schlafen. Will’s auch nicht mehr.

Pinkeln müsst’ der Mensch und bleibt doch liegen.

Einfacher geht’s nimmer, kann’s nit kommen!
Man muss ihn nicht mal zu Händen nehmen.
Dösen und fantasieren, reicht.

Muss auch mal sein!
Immer wieder mal.

Träumt zunächst vom kleinen Prinzen an der Mutterbrust.
Jeder erträgt halt seine Nucken!
Nuckeln und’s wird, als schösse warme Muttermilch ins Mündchen des kleinen Schwellfußes.
Iokaste ist aber schon lang nicht mehr.
Ergo: Ödipus goes Onan.

Manns genug ist er ja: Bleibt einfach liegen.
Erstes angenehmes Kribbeln lässt ihn durchhalten.

Mit dem Druck wächst Fantasialand.

Harndrang und Libido –
geschwisterlich vereint.
Bis zum warmen Erguss.

Überschwellend Lauge nässt Gemächte, Schlafhos und Laken.
Der Ruch der Hand verrät die Tat.


Entschluss, wenigstens einen Traum auszuleben.

Flieh, Kindchen, flieh!
Dein Opa blieb im Krieg.
Oma wahrt ein letztes Hemd,
Das leise ruft und keinen Namen nennt.
Flieh, Seelchen, flieg!​


So groß die Welt,
weshalb der Mensch so klein.

Je größer sie sich bläht,
desto gehorsamer sein Kadaver.

Dem sind wir auf der Spur!

Doch wer sind wir, dass wir die Spuren finden?

Wir spüren, was kommt!
Wir riechen, was wird.

Samten glänzen unsre schwarzen Leiber im grellen Licht der Sonne. Stehn im Wettbewerb mit flatterhaft farblosen Mücken überm morastigen Meer der Tränen. Brummen und Summen schwirrt in der Luft und’s ergibt eine fein vibrierend’ Melodei.
Maikäfer flieg

Pommesland ist abgebrannt​

”I wish I was a trapper, I would give a thousand pelts
To sleep with Pocahontas and find out how she felt
In the mornin' on the fields of green
In the homeland we've never seen.”​

Goldgrün bis stahlblau glänzend kamen zuerst unsere feinnasigen Basen Calliphoridae, das faulend wohlduftend frische Aas zu erkunden. Da herrscht ein nervöses Kribbeln und Krabbeln. Doch nicht von Totengräbern und andern Aaskäfern. In allem, was löchrig erscheint – selbst im erblindeten veilchenblauen Schreck geweiteten Aug:
Schmeißfliegen.

Die können nicht irren!

Zuvörderst und offensichtlich Nasenloch, Muschi und Muschel. Manche Cousine mag sich dort im Bogengang verirren und geriete in eine verstummte Schmiedewerkstatt.

Nutzlos der Steigbügel wie das verschwiegene Trommelfell.
Sinne losgeworden und auf immer verloren, das nervige Gleichgewicht.

Ein Paradies oder auch das für die künftige Generation!

Abgelegt in faulender Ih! – gittegit -dylle wird sie, talking ’bout my generation, am Ende des Tages ein Paradies vorfinden und leben wie die Made im Speck.
Die junge Generation. The young generation (für den globalen Export).
Bis zum erzwungenen Beschluss, vegetarisch zu leben.

Aber auch der vor Entsetzen geweitete Mund wird erkundet.
Purpurne Lippen.
Eines Mauls, das erst den Penis aufnahm, ihn schnappte, dann zubiss, riss und ausspie.

Purpurn strömt’s aus ihm.
Aus, die Maus!

Der Mensch, der kein Erlöser sein wollte, findet sein Kreuz.
In höchstem Genuss durchs reinweiß gepflegte Gebiss eines Mägdeleins – oder war’s ein Jungchen?, so genau können wir gemeinen Fliegen das nicht beurteilen, dazu ist die Krone der Schöpfung uns zu weit voraus - wäre gar von Fickchen & Co. mit drei A bewertet worden.

Und ist es nicht der erste Buchstabe, der nicht erst seit Jakob und Wilhelm bald traulich und lobend, bald schimpfend und verachtend uns - und allen, die hören, - zugerufen wird?

Aas, der Kadaver,
du Aas, das gemeine Stück Fleisch dem vögelnden Tiere,
das Näschen stillend langgezogen genießend,
zur Atzung dem Raubtier,
dem Rabenaas!

Schnappt zu wie die Rattenfalle, nur dass diesmal ein Mäuschen sein Mündchen zuschnappen lässt, nullnullsex-erprobt, dass Lechner brüllt, dass selbst das Tag- und-Nachtpfauenaug erblindet vor Schmerz auf seinem vom Fußpilz zerfressen verstümmelten Geläuf.

Dessen dicken Zeh hätte nicht einmal eine gemeine Fleischfliege ohnbeschadet genießen können. Gesund und bissig bis zuletzt, wie man nun sagen darf.
Und was nicht durchgebissen werden konnt’, ward abgerissen.

Nun werden alle gleich durch Calliphoridae –
wie das Gesetz es befiehlt.
Das Eigelege im faulend wohlriechenden Fleisch macht alle gleich –
wie der Menschen Recht es verlangt.

Die Würmer des Menschen sind unantastbar​

”And maybe Marlon Brando will be there by the fire
We'll sit and talk of Hollywood and the good things there for hire
And the Astradome and the first teepee
Marlon Brando, Pocahontas and me.“​

Das Recht des Täters.

Das rächt kein Opfer.

Ein jeder beglückt mit seiner Larv’.

Cry, Baby, fly,
’s wär’ der letzte Schrei,
Zum frühen Abend gäb’s ein schickes Kleid,
Das leise ruft und Deinen Namen nennt
Und heiß auf Deinem Körper brennt.

Verfrühter Abend bringt das größte Leid,
Das lautlos allen Himmeln schreit:
Cry, Baby, fight!​

 

Hallo Friedel, ich habe das Lied dazu gehört. Passt. Jetzt kann ich schon mal etwas mit den englischen Zitaten anfangen.
Ich löse gern Rätsel, aber deinen Text musste ich mehrmals lesen.
Was ich verstanden habe: Der Titel ist ein Wortspiel mit Ekel vorwärts und rückwärts. Passt.
Der Vorsatz bezieht sich auf den Protagonisten und den Autor?
Im ersten Teil, der sich wie ein Gedicht liest, fantasiert ein Mann von Sex mit Kindern. Seine Mutter, die ihn früher verführt hat, ist verstorben. Er befriedigt sich selbst.
Das las sich leicht.
Mit dem zweiten Teil habe ich mich abgemüht. Der Mann fasst seinen Entschluss. Er oder der Erzähler singt das Maikäferlied für das bedrohte Kind. Aber dann floss mir der Zusammenhang weg. Zuerst habe ich nur düstere Stimmung und Leichenbeschreibung verstanden, bis mir klar wurde, dass aus der Perspektive von Fliegen geschrieben wurde.
Du machst es auch absichtlich schwer, indem du sie unterschiedlich benennst und mit Käfern vermischst. Manchmal quälst du den Leser mit Klugheit und verleitest ihn, den Text wegen Fremdwortallergie in die Ecke zu werfen.
Die Idee finde ich genial und eklig. Tolle Beschreibung. Befriedigend, dass auch der Vergewaltiger zu Tode gekommen ist.
Zum Schluss erkenne ich das Zitat von Borcherts "Zwei Menschen" aus Fliegensicht. Schrill und gut.
Für meinen Geschmack könnstest du einige Stellen vereinfachen. Wirst du vielleicht nicht wollen?
Herzliche Grüße Morla

 
Zuletzt bearbeitet:

Samten glänzen unsre schwarzen Leiber auf Wunden
im grellen Licht der Sonne. Goldgrün bis stahlblau glänzend wähnen
wir das faulend wohlduftend frische Aas zu erkunden.
Brummen und Summen schwirrt in der Luft.

Überschwellend Laune presst Gelächt. Das Flüstern
flatterhaft farbloser Mücken überm morastigen Meer der Tränen,
ihr Wahnsinn schmückt mit Lilien sich schön und düstern.
Schwärend der Kadaver schimmernder Duft.

Na was sagst du, Friedel? Ich hab aus deinem Text ein Georg Trakl-Gedicht gebastelt. :D

Aber im Ernst jetzt, einmal mehr bin ich an einer Friedrichhard-Geschichte gescheitert, und es soll mir jetzt keiner kommen und sagen, ich tät mich nicht genug bemühen. Wobei scheitern es diesmal gar nicht wirklich trifft, immerhin hab ich das Ding zu Ende gelesen, was ich mitnichten von allen deinen Texten sagen kann. Aber wirklich viel kapiert hab ich auch diesmal nicht.

Ich kannte beide Texte von Andrea, an die du dich hier anlehnst. Allerdings ist es schön länger her, dass ich sie gelesen habe, und ganz bewusst verzichtete ich darauf, sie mir unmittelbar vor der Lektüre deines Copywrites noch einmal anzuschauen. Einfach weil ich wissen wollte, ob und was ich aus deiner Version herauszulesen imstande wäre.
Und ja, die Thematik entschlüsselt sich mir, zumindest in Ansätzen, aber einmal mehr war es dein so spezieller (friedrichardesker) Umgang mit der Sprache, mit dem ich einfach nichts anfangen kann. Zum einen ist es deine Zitierwut, die den Text nicht nur inhaltlich sondern auch formal mehr wie eine Collage, denn als Geschichte wirken lässt, zum anderen der für meinen Geschmack furchtbar inhomogene Stil.
Klar, da sind stellenweise wirklich schöne Formulierungen drin. Nicht umsonst musste ich an expressionistische Lyrik denken. Aber dann kommen halt auch immer wieder deine typischen Sprachkapriolen:
Anachronistische Begriffe, die klingen, als wären sie „Des Knaben Wunderhorn“ entsprungen …

Melodei

Mägdelein
… treffen auf popkulturell konnotierte Wortwitzeleien wie z.B.

Abgelegt in faulender Ih! – gittegit -dylle wird sie, talking ’bout my generation,

nullnullsex-erprobt

Tut mir leid, ich finde das einfach nicht witzig. Das tut mir richtig weh beim Lesen.
Auf mich wirkt das wie Kraut und Rüben, irgendwie passt mir das alles hinten und vorne nicht zusammen. Und so fehlt mir eben genau das, was ich von Texten (Geschichten, Erzählungen, Romanen, what ever) verlange, so sie mir gefallen sollen: ein durchgängiger, originärer, eindrücklicher (toller) Stil.

Ich ahne natürlich, wieviel Ideen und Gedanken du dir beim Schreiben machst, was für aberwitziges Assoziationsfeuerwerk da in deinem Kopf abbrennt, und dafür hast du auch meine ehrliche Hochachtung. Diese (bemüht originelle?) Form der Darstellung allerdings verleidet es mir, mich in deinen Text so zu vertiefen, dass ich ihn zur Gänze verstehe.
Noch einmal: Da und dort fand ich wirklich schöne Stellen, aber als Gesamtes ist das für mich nicht mehr als eine eklektizistische (und entsprechend nervige) Textcollage. Einfach kein Lese- und Nachdenkvergnügen für so einen stilverliebten Durchschnittsleser wie mich.

Nach dem Lesen habe ich wieder einmal …

mir in „Noch lebst du“ schrieb:
… darüber nachgedacht, ob es etwas Lächerlicheres gibt als einen Mann, der mit dem Kopf gegen die Wand rennt.

Ja, genau so nämlich fühle ich mich bei der Lektüre deiner Texte, Friedel. Immer und immer wieder. Und trotzdem werde ich mir auch deinen nächsten wieder vornehmen. Glaub ich zumindest.

offshore


selbst im erblindeten veilchenblauen Schreck geweiteten Aug:

entweder: im vor Schreck geweiteten Aug
oder: im schreckgeweiteten Aug
oder?

 

O, wär’ ich doch ein Narr!
'Leonce und Lena', Überschrift 1. Akt (aus: 'Wie es euch gefällt')

Lieber Friedel,
vor gefühlten hundert Jahren saß ich jeden Freitag ab 14 Uhr in einer Vorlesung für Deutsche Literatur. Es war unser Wochenausklangsseminar. Der Professor ging sehr frei mit seinem Gegenstand um und nahm uns mit auf seine Phantasiereisen. In einer Vorlesung über Büchner verbrachten wir zwei Stunden mit dem Problem des Menschen, sich selber nicht auf den Kopf sehen zu können. (Büchner, Leonce und Lena, 1. Akt) Das, was unser Professor damals machte, bezeichneten wir als „Freies Delirieren“. Und so ungefähr begegnet mir dein Text auch.
Hast du ihn für eine Leserschaft geschrieben, oder nimmst du uns hier auf einen Egotrip mit? Ich bin noch nicht so lange in diesem Forum und bewundere deine Kenntnisse des Deutschen, der Geschichte und der Literatur. Aber mir fällt es schwer, eine Antwort auf die Frage nach Aussage, Message oder Intention des Textes zu finden.

Kannst du mir weiterhelfen ?

Freundliche Grüße
barnhelm

PS: Das Musikstück gefällt mir.

 

»Friedrich«, sprach die Frau Mama,
»Ich geh fort und du bleibst da!«
Warum fällt mir mit falschem Namen diese Feststellung der Mutter ein?
Lieber Friedel,
weil
Am Anfang stand das Wort,
was steht bei dir: ein Unwort, eine Un-Aussage, ein Un-Sinn?

politisch korrekt zu sein,
ohne es zu können
Was nicht geht, geht nicht oder es wird zum Kreuz,
das du dir selbst aufgeladen hast aus Jux und Dollerei?
Du hast ja recht: Mit dem Drang zum Pinkeln fängt alles an: Statt dass der Mensch das tun darf, was er am liebsten täte, nämlich nichts, so ist ihm der Harndrang gegeben, der die Ruhe der Meditation (Dösen) stört. Und erst das Zweite auch noch, treibt es in hinaus in die Ferne, oder er schwimmt in warmer Soße.
Goldgrün bis stahlblau glänzend
Was soll nun das? Schwarzbraun ist die Haselnuss, rosarot dein letzter Kuss.
Rettet McDonalds Farm E-I-E-I-O
Colaland ist aufgebrannt.
Farbenverwirrspiele an Kriegsleichen!
Unkorrekt! Tod für Ideale!
Was in den Leichen ist, da findet ein Wurm das Paradies
Pommesland ist Leichenland.
Unkorrekt ist es, über jenseits von Eden etwas zu finden.
Eden ist Eden ist Eden ist Eden und bleibt Eden.
Wiederhole diese Wörter und du bist befreit-
Und politisch korrekt.
Schmeißfliegen sind Gottes letztes Wort.
Was stachelst du die armen Neugeborenen an, unkorrekt zu werden.
Überlass sie den Schmeißfliegen, die kommen beim Weltuntergang sowieso.
Wozu fight?
Ach, Friedrich, bist ein arger Wüterich,
lässt die Schmeißfliegen aus dem Haus,
verursachst überall nur Graus.
Lass uns unser Kreuz tragen in der Karwoche und auf andere Erlösung hoffen.
Fröhliche Grüße
Wilhelm
Hey, da setz a Fleig an der Wand,
zerklatsch sie mit der Hand

 

Himmel, lieber Friedel,

ich glaube, man darf deine Texte nicht mit den gleichen Maßstäben lesen und sehen wie andrer Leut Geschichten.
Eine Geschichte ist es nämlich schon, was du erzählst. Ich schreibs einfach mal, auf die Gefahr hin, mich hier königlich zu blamieren.
Ich fang mal mit dem Titel an. Der erinnert natürlich an eine Spielerei mit Ekel. Noch mehr aber musste ich an einen afrikanischen Maskentanz denken. Ich hab gegoogelt, bin aber nicht ganz schlau draus geworden. Ich war mal in Nigeria und von dort meine ich, diesen Namen zu kennen. Und irgendwie passt Maskentanz für mich viel besser zu deinem Text. Auch wenn das, was du beschreibst, natürlich eklig ist, mit der doppelten Bedeutung hast du bestimmt gerne gespielt.
In deiner Geschichte ist ein Mann, der von seiner Mutter missbrauchte(?) verführte (?) wurde, er wird von Phantasien geplagt, und will sie letztlich ausleben. Dieser letzte Teil wird in deinem Fortgang ein bisschen wenig klar außer hierdurch:

Der Ruch der Hand verrät die Tat.
und dann den nachfolgenden Kindervers, in dem Kinder zur Flucht gemahnt werden.
Zumindest ich sehe sofort den Serienmörder, der sich an Kindern vergreifen will und wird, aber ich kenne auch Andreas Geschichte vom Lechner, aber ob andere das ohne Kenntnis so locker verstehen können, das weiß ich einfach nicht.
Der Mann (Lechner) wird von seinem letzten Opfer zu Fall gebracht. Wodurch ist klar, er verblutet durch das Abreißen seines Penis, aber wodurch sie jetzt stirbt, ist mir nicht ganz klar, ich glaube zu erlesen, dass er sie tottritt, während er unter Schmerzen brüllt.
Und beide sind in ihrem Tod gleich, nämlich Opfer des Gewimmels, das sich ihrer Überreste annimmt. Sie sind Aas, das ist die unantastbare letzte Würde des Menschen. Aas zu sein. Egal, was und wer er war und was er getan hat. Das ist schon ein sehr wuchtiger Gedanke, der einen ein bisschen inne halten lässt. Auf den ersten Blick sagt man, klar, im Tod sind alle gleich, Opfer und Täter, dann fragt man sich, ob er überhaupt stimmt, der Gedanke, wenn man an die unterschiedlichen Bestattungen, Reden, Rituale denkt. Eines Täters wird sicherlich anders gedacht werden als des Opfers. Aber sicher, mit einem hast du schon Recht, zerfallen werden sie beide. Irgendwas sträubt sich da zwar in einem. Recht hast du trotzdem. Es ist irgendwie auch eine sehr weise Haltung, die sich da hinter dem Wortgewitter und den Collagen und den Gedichteinsprengseln auftut, sicherlich auch keine weltbewegende, aber sie nimmt auch einen großen Teil deiner Geschichte ein und erhält dadurch viel Kraft. Du sagst eigentlich nichts anderes als beide sind Menschen, beider Leben, beider Wege gehört, und wenn es noch so schrecklich ist, zum Menschsein dazu. Okay, so interpretiere ich es zumindest.
Ja, ob das jetzt politisch korrekt ist? Bestimmt nicht. Von daher blieb dein Anfangssatz wohl eher beim Versuch. ;) und soll auch nicht mehr sein als eine ironische Anspielung.
Es gibt viele Anspielungen, die mir noch nicht ganz klar sind. Aber bevor ich da in medias res gehe, schau ich erst mal, ob ich überhaupt wa getroffen habe.
Also ich hab dein Textgewitter gerne gelesen, es hat mich irgendwie fasziniert, dieses Springen und sich Verspielen und Verlieren in Anspielungen, das Sich-nicht-ernst-nehmen und hier ein Einfall und da noch einer. Aber letztendlich, lieber Friedel ist es ein Gedanke, (zumindest für mich) der die Geschichte trägt und ihren Charakter ausmacht.
Dir noch ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße von Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

“A, noir corset velu des mouches éclatantes
Qui bombillent autor des puanteurs cruelles,
….”
Rimbaud​

Die Idee finde ich genial und eklig. Tolle Beschreibung. Befriedigend, dass auch der Vergewaltiger zu Tode gekommen ist.
(Morla)

Hallo Leute,

es überrascht mich ernstlich, dass der komödiantische Büchner durchscheint in diesem Danse macabre, und nicht der am liebsten auf dem Kopfe gehende Lenz, wo doch schon in einem Kommentar zum „Muttertext“ Idylle der Rimbaud der voyelles durchschimmert in einer gar nicht mal so gewagten Übersetzung. Dass sich Borchert drin finden lässt ist aber selbst für mich eine Überraschung – aber so ist das eben, wenn ältere Literatur auf neuere trifft unter einer wenig kuscheligen Schädeldecke: Es wird Vieles Eins, ohne zum Eintopf zu verkommen (obwohl der nicht zu verachtn ist).

Rimbaud schlug mir so den Perspektivenwechsel vor …

Ja, und das ich nicht vor lyrischer Prosa und prosaischer Lyrik zurückschreck, wirstu hierorts noch öfter erfahren,

liebe Morla,

und dass ich Texte liebe, die mehrere Deutungen zulassen und ich selten meine Intention offenbare, mich äußerst selten rechtfertige.

Was Dich natürlich jetzt arg treffen muss,

liebe barnhelm,
aber „freies Delirieren“ ist eine schöne Katalogisierung, die sich Katalogen und Schubladen entzieht. Schreiben ist für mich Therapie und freies Spiel, wo selbst gelegentlich die Grammatik ausgehebelt wird. So was kann Arbeit - an Steuerformularen zB - nicht sein. Mir selbst ist nicht zu helfen … wie könnt ich da andern helfen?

Aber vielleicht hilft die Interpretation des NY Titels, denn Weiße sind eh kein unbeschriebenes Blatt, wenn sie von ihren Gelüsten übermannt werden. Sie kommen als Eroberer, selbst wenn sie sich auf einen Tausch einlassen. Vielleicht ist das aber schon das nächste Mirakel – das sich, wenigstens nach einem Titel auch bei AndreaH findet …

Der erste Teil des Titels als Wortspie(ge)l ist erkannt, wobei mir,

liebe Novak,

auch Deine Idee gefällt, in dem Sinne, dass jeder sich hinter einer Maske (persona) versteckt, das Leben (und folglich auch Sterben) auf knarrenden Brettern, welche die Welt bedeuten, stattfindet und jeder seine Rolle(n) spielt.

Na, was sagt der Friedel zum Trakl,

lieber ernst,

dass Du’s prinzipiell selber könntest. Was gäb’s da viel zu kapieren, wenn man die Wörter nimmt, wie sie daherkommen. Gut, ich treib weder Lebensberatung noch schreib ich Gebrauchsanweisungen. So trifft es mich immer wieder, dass Du scheiterst. Zumindest gibstu’s vor. Muss ich da Vorsatz unterstellen?

Und ja, die Thematik entschlüsselt sich mir, zumindest in Ansätzen, aber einmal mehr war es dein so spezieller (friedrichardesker) Umgang mit der Sprache, mit dem ich einfach nichts anfangen kann.

Ja, ich bin verdorben, auch von einem Österreicher wie Karl Kraus, wenn er über Umgangssprache parliert und zusammenfasst: „Umgangssprache entsteht, wenn sie mit der Sprache nur so umgehn; wenn sie sie wie das Gesetz umgehen; wie den Feind umgehen; wenn sie umgehend antworten, ohne gefragt zu sein. Ich möchte mit ihr nicht Umgang haben; ich möchte von ihr Umgang nehmen; die mir tags wie ein Rad im Kopf umgeht; und nachts als Gespenst umgeht“ und auch „ch beherrsche die Sprache nicht; aber die Sprache beherrscht mich vollkommen. Sie ist mir nicht die Dienerin meiner Gedanken. … Ich pariere ihr aufs Wort. Denn aus dem Wort springt mir der junge Gedanke entgegen und formt rückwirkend die Sprache, die ihn schuf. Solche Gnade der Gedankenträchtigkeit zwingt auf die Knie und macht allen Aufwand zitternder Sorgfalt zur Pflicht. Die Sprache ist eine Herrin der Gedanken, und wer das Verhältnis umzukehren vermag, dem macht sie sich im Hause nützlich, aber sie sperrt ihm den Schoß“, Oder auf links gedreht in der Sprache des Untertitels „Ik beheers het Duitse, maar de taal gehoorzamt me niet.“ Auch der Satz kommt im Original aus Wien.

Du siehst, auch der Kommentar der Kommentare wird zur Collage und Montage. Ich hab nämlich gar keinen Stil, wenn ich das mal so sagen darf. Bin eher ein unbehauener, grober Klotz.

Vielleicht sollte man grundsätzlich ohne Erwartung an Texte herangehen. Zu hohe Erwartungen können eh nur enttäuscht werden.

Und trotzdem werde ich mir auch deinen nächsten wieder vornehmen. Glaub ich zumindest.
Schau’n wir mal, lieber offshore.

Wilhelm,

Dich hab ich nicht übersehn, aber die Bude ist voll, Enkel und Nichten, von sieben Monaten bis elf Jahren rauf, mitsamt Eltern ...

Fortsetzung folgt also, da das tägl. Stündchen Internet für heute auch zur Neige geht …, dann auch was zum Problem des Auges, lieber enst!

Dank noch mal an alle!

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

Ich habe bisher noch nichts von dir kommentiert, was mir leid tut, weil du bei schon viele von meinen Texten sehr intensiv kommentiert hast.

Aber ganz ehrlich, hätte ich mir nicht fest vorgenommen, alle Produkte dieser Copywrite-Runde zu kommentieren, dann würde ich dir auch zu dem Text nichts schreiben. Mir geht es nämlich ganz ähnlich wie ernst offshore. Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, ich könnte dir irgendetwas Nützliches zu deinen Werken sagen.

Jede deiner Geschichten ist eine Demonstration davon, dass du dir viele kluge Gedanken machst, dich auf vielen Gebieten auskennst, und mit der Sprache virtuos umgehen kannst, und dafür bekommst du zu Recht Anerkennung.

Aber für mich ist der Sinn von Sprache nicht die Darstellung der eigenen Intelligenz, sondern die Kommunikation mit anderen. Deshalb steht für mich im Vordergrund, sich möglichst klar und direkt auszudrücken. Verschiedene Deutungsebenen und Symbolik und so was ist alles schön, aber wenn man vor lauter Ebenen einem Text nicht mehr auf den Grund gehen kann, das ist einfach nichts für mich.

Und den Sinn von erzählender Litatur sehe ich halt im Erzählen. Die Sprache ist wichtig, und ich habe auch Respekt davor, wenn jemand mit Konventionen bricht und spielerisch und assoziativ und was weiß ich mit der Sprache umgeht. Aber aus meiner Sicht muss sich das dem Erzählen unterordnen.

Wenn ich in deinem Text nach Figuren und Handlung Ausschau halte, finde ich leider nur sehr wenig. Ohne Andreas Texte vorher gelesen zu haben, wäre ich wahrscheinlich völlig orientierungslos gewesen, so habe ich immerhin ein paar Dinge wiedererkannt. Von daher hat mir das Copywrite wirklich geholfen, endlich mal einen Zugang zu einer deiner Geschichten zu finden.

Natürlich hat das viel mit persönlichen Vorlieben zu tun. Ich habe auch bei Lyrik immer am meisten mit Gebrauchslyrik anfangen können. Und mir ist natürlich klar, dass du deine Texte nicht für mich schreibst. Aber irgendwie hatte ich insgeheim gehofft, dass du dich, wenn du dich in der Kreativwerkstatt an etwas Neuem versuchst, vielleicht auch mal etwas machst, was sich von deinen sonstigen Texten unterscheidet. :)

Es gibt ohne Zweifel sehr coole Stellen in dem Text. Die Schmiedewerkstatt im Ohr finde ich zum Beispiel gut. Aber als Ganzes betrachtet, ist es eben nichts für mich, weil zu wenig erzählt und zu viel gespielt wird.

Grüße von Perdita

 

Hallo Friedrichard,

Man traut sich ja gar nicht dem Friedrichard zu schreiben. Könnt doch jedes Wort in die Waagschale geworfen und auf Sinn gewogen werden, von einem der die Kunst beherrscht, diejenigen zu verwenden.

Mir gefällt was du und vor allem wie du es beschreibst, dich ausdrückst. In wenigen Worten skizzierst du und erlaubst du dem Leser zu interpretieren und es wird interpretiert. Das ist Kunst.

Sicher, man muss schon Muse haben, der unergründliche Fantasie des Friedrichard folgen zu wollen. Wenn aber, dann.

Aber nun ja, mir gefällt ja auch Hermann Nitsch, dessen Bilder das Blut gerinnen lassen, im wahrsten Sinn des Wortes.

Selten eine so schöne Masturbations-Szene gelesen, Diogenes von Sinope hätte gestaunt.

LG
BRM

 

»Friedrich«, sprach die Frau Mama,
»Ich geh fort und du bleibst da!«
(Wilhelm Berliner)

Da isser widder,

der böse Friederich,
und kann doch keiner Flieg was zu leide tun …

Hallo ernst,
Deine Vorschläge zu dem Satz

In allem, was löchrig erscheint – selbst im erblindeten veilchenblauen Schreck geweiteten Aug:
In den Alternativen
entweder: im vor Schreck geweiteten Aug
oder: im schreckgeweiteten Aug
oder?
handelstu selbstverständlich grammatikalisch korrekt!
Und doch neig ich dem fragenden Oder zu. Indem ich den Satz eher ein wenig abändern werde, wobei die verwandtschaftliche Nähe des Adjektivs blind zum Verb blenden und die Farbsymbolik berücksichtigt würden. Ein bisschen Möbelrücken lässt – so hoff ich doch – einen etwas anderen Sinn zu
„In allem, was löchrig erscheint – selbst im geweiteten Aug erblindeten veilchenblauen Schreckens“, aber ich denk noch drüber nach ...

Hallo Wilhelm,

schön von Dir, auf die Nähe zur Kakophonie zu verweisen und – wie gewohnt – die alternative Deutung anzustoßen, wie schon bei …ela, die politische Seite - wieder im Ausgangspunkt des Harndrangs.

Und in der Tat ist ja erwiesen, dass Vergewaltigung als Mittel des Krieges, den Feind zu demütigen, angewandt wird. Immer schon, und nicht erst seit dem Raub der Sabinerinnen.

Himmel, lieber Friedel,

ich glaube, man darf deine Texte nicht mit den gleichen Maßstäben lesen und sehen wie andrer Leut Geschichten.

Kann so sein,

liebe Novak,
und das, obwohl gerade erst die Osterhatz auf immer und drei Tage ein Ende fand. Aber blamieren kann ich mich nur selber (ggfs. mit dem „Aug“, s. o., aber muss auch mal sein)

In der Tat, da ich hier vor Ort auch einige afrikanische Flüchtlinge kennengelernt hab, lässt sich nicht ausschließen, dass Anklänge an fremde Namen im Titel stecken. Wer aber den vollständigen Titel laut läse und ein Ahnungsloser hörte zu, er würde es für Niederländisch halten (was es nur zur Hälfte ist, der will halt nur spielen). Dass der Gedanke an einen Maskentanz mir gefällt, hab ich schon gestern angerissen. Und so wie Wilhelm ist auch Deine Deutung zulässig, die mit dem Serienmörder ja nahe beim (privat[isiert]en, asymmetrischen) Krieg ist. Und wir sollten damit rechnen, dass mit der zu erwartenden Zerschlagung des IS Zigtausende von Einzelkämpfern den Terror in den kleinsten Flecken der Erde tragen werden. Unerklärliche Gewaltbereitschaft erklären zu wollen wäre ein allzu heikles Thema mit der Gefahr, den Täter reinzuwaschen und zum eigentlichen Opfer zu verklären.
Aber um es auf den Punkt zu bringen:
Deine Deutung trifft’s auch.

Also ich hab dein Textgewitter gerne gelesen,
so soll es sein, selbst wenn man Ähnliches in den Nachrichten am liebsten gar nicht mehr hörte!

Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, ich könnte dir irgendetwas Nützliches zu deinen Werken sagen.

Aber das tustu doch gerade, selbst wenn wir unterschiedlicher Auffassung sind,

liebe Perdita,
und Deine Auffassung von Sprache,

Aber für mich ist der Sinn von Sprache nicht die Darstellung der eigenen Intelligenz, sondern die Kommunikation mit anderen.
ist doch korrekt, und ob man Einstein wäre oder Forrest Gump ist doch Jacke wie Hose. Und ich bin überzeugt, dass ich auch meine Beschränktheit gleichzeitig darstelle. Natürlich hat Literatur auch mit Eitelkeit zu tun. Uneitel zu wirken ist nur eine andere Darstellungsweise.
Und den Sinn von erzählender Litatur sehe ich halt im Erzählen.
Wie denn auch anders?

Du darfst sicher sein, dass ich dem Enkel anders erzähl als seiner Mutter, dass ich mit dem, dem ich die Steuern „mach“, anders sprech als mit einem Finanzbeamten, dem ich einfach unterstell, dass er Ahnung von seinem Job habe (und auch schon Überraschungen erlebte), dass ich in Mitarbeiterversammlungen anders sprech als mit dem, der problembelastet in die Sprechstunde kommt. Aber überall wird erzählt – das nicht nur zufällig ans Zählen erinnert, dem wir uns alle unterordnen müssen.

Es gibt ohne Zweifel sehr coole Stellen in dem Text. Die Schmiedewerkstatt im Ohr finde ich zum Beispiel gut. Aber als Ganzes betrachtet, ist es eben nichts für mich, weil zu wenig erzählt und zu viel gespielt wird.
Aber genau das ist es: Allein im Spiel ist der Mensch frei! Oder auf den Hund gebracht: Der will nur spielen, Arbeit und Fremdbestimmung sollten keinem Menschen alles sein.

Man traut sich ja gar nicht dem Friedrichard zu schreiben.

Hallo BRM,

schön, dass Du Dich getraut hast!

Mir gefällt was du und vor allem wie du es beschreibst, dich ausdrückst. In wenigen Worten skizzierst du und erlaubst du dem Leser zu interpretieren und es wird interpretiert. Das ist Kunst.
Soll so sein!
Selten eine so schöne Masturbations-Szene gelesen, Diogenes von Sinope hätte gestaunt
Und mit mir ein Fass Bier geleert, um darin einzuziehn. Obwohl ich ja eher auf Epikur stehe …

Gruß & Dank an alle,
dass ihr mich ertragt und kommentiert!

Friedel

 

Hallo Friedel

Nachdem ich beim ersten Lesen deines Textes nicht so wirklich viel verstanden hatte, habe ich beim zweiten Lesen deinen Ratschlag befolgt:

Friedrichard schrieb:
Pocahontas sollte man in einer nicht-elektrifizierten Fassung von Neil Young beim Lesen hören ...

Da ging es dann auch schon etwas besser, wobei ich nicht weiß, ob es tatsächlich an Neil Young lag oder daran, dass ich mich mental besser auf den Text einstellen konnte ;)

Einerlei, ich hab folgendes beim Lesen gelernt:

- Iokaste ist der Name von Ödipus' Mutter und Ehefrau (dass beide dieselbe Person sind, wusste ich noch, aber der Name sagte mir nichts mehr),
- der lateinische Name für Schmeißfliegen lautet Calliphoridae (das hab ich noch nie gewusst - und du hast es sicherlich auch bei Wikipedia gelesen :)),
- die Gebrüder Grimm hießen mit Vornamen Jakob und Wilhelm (wusste ich wohl mal, aber ich glaube nicht, dass es mir auf Nachfrage wieder sofort eingefallen wäre)
- und, tja, ich hab Pocahontas von Neil Young kennengelernt.

Damit habe ich also mein Wissen in den Bereichen griechische Mythologie, Biologie, Kultur/Historik und Musik aufgefrischt - ich kann dir nicht viele Texte nennen (vielleicht nicht mal einen), über die ich dasselbe sagen kann.

Insofern sticht dein Text da schonmal heraus.

Auch deine Art, die Dinge zu beschreiben, mochte ich anfangs in diesem Text. Gerade der Einstieg, der Mann, der zum Gedanken an seine tote Mutter masturbiert (ich habe das wegen dem Ödipus-Bezug so verstanden, dass er sie früher begehrte) - ich finde das eigentlich einen interessanten Einstieg, und du wählst ungewöhnliche Worte, aber trotzdem entsteht da bei mir ein Bild, ohne dass ich viel überlegen muss. Den Einstieg finde ich dann auch den stärksten Teil am Text.

Danach - ja, da wird es dann schwieriger. Als mir beim zweiten Lesen klar war, dass aus Sicht der Fliegen geschrieben wird, wurde auch der mittlere Teil leichter verständlich. Die Idee, eine Leiche aus dieser Perspektive zu beschreiben, finde ich originell - auch wie du so über die Körperteile gehst, über Nasenloch und Muschi zur (Ohr-)Muschel, das finde ich nicht schlecht. Das hat schon was.

Dazwischen kommen halt immer wieder Sätze, mit denen ich wenig anfangen kann, und je länger der Text dauert, desto mehr häufen sie sich. Da hatte ich dann echt Mühe.

So groß die Welt,
weshalb der Mensch so klein.

Je größer sie sich bläht,
desto gehorsamer sein Kadaver.


Weiß nicht. Hieraus werde ich nicht schlau. Was genau bedeutet es, wenn ein Kadaver "gehorsamer" wird?

Pommesland ist abgebrannt

Hier entsteht zumindest ein Bild bei mir - Pommesland, bring ich jetzt irgendwie mit Jahrmarkt / Volksfest in Verbindung, Erinnerungen an die Kindheit, Geruch nicht nur nach Pommes, sondern auch Zuckerwatte, Popcorn, Fahrgeschäfte, lachende, (vor Freude) schreiende Kinder usw.
Abgebrannt - jetzt ist es verlassen, alles nur noch Ruinen, schwarz, voller Asche.
Bezieht sich vielleicht auf das Leben des Kindes, das ausgelöscht wurde. Pommesland ist abgebrannt - die schöne Kindheit ist vorbei, willkommen in der Realität des Lebens, zu der nun einmal auch unglaublich kranke Menschen gehören, die Kinder missbrauchen und töten.

Ein Paradies oder auch das für die künftige Generation!

Der ewige Kreislauf der Natur. Alles wiederholt sich. Auch die Verbrechen; das Einzelne wirkt aus dieser (globalen) Perspektive beinahe vernachlässigbar und banal, so tragisch es individuell auch sein mag. Und auf die globale Perspektive spielst du ja auch explizit an:

Die junge Generation. The young generation (für den globalen Export).

Dann: Mit dem Tod sind alle gleich, egal ob Täter oder unschuldiges Opfer (und welches Opfer könnte unschuldiger sein als ein Kind?). Die Fliegen / die Natur macht da keinen Unterschied. Habe ich hier auch rausgelesen:

Die Würmer des Menschen sind unantastbar

Die Würmer / die Würde. Hm. "Würde" als eher abstrakter Begriff, der im Angesicht der Sterblichkeit / des Todes keine Rolle mehr spielt und problemlos durch Würmer ersetzt werden kann, die ja immerhin greifbar sind. Da fällt mir doch ein Satz zu Beginn ein:

Vorsatz,

politisch korrekt zu sein,
ohne es zu können


Ja, mit ein wenig Grübeln und mehrmaligem Lesen kommen da schon einige Gedanken. Wenn du das mit dem Text erreichen wolltest, hast du das geschafft bei mir. Aber, Friedel, warum immer so verworren? Da sind ein paar originelle Ideen im Text, auch schöne Formulierungen, aber insgesamt würde ich es auch etwas schnörkelloser bevorzugen. Ich denke, ohne die Vorlagen von Andrea hätte ich weniger durchgesehen.

Ich schätze deine Kommentare, nehme dich als fleißigen Kritiker wahr, und du schreibst auch viel zu meinen Texten. Umso mehr schade ist es (sagt man das so?), dass ich glaube noch nie einen deiner Texte kommentiert habe. Mir fällt es offen gestanden auch oft schwer, da reinzukommen, etwas zu finden, woran ich mich "festhalten" kann, eine Art Anker. Einen Text nur zu lesen, um die Worte um mich herum sprudeln zu lassen und daraus ein Gefühl abzuleiten - das ist mir zu wenig (zu abstrakt). Ich brauche Figuren, Handlung, einen Konflikt. Ich unterstelle dir gar nicht, dass es das in deinen Texten nicht gibt - aber es ist eben oft so versteckt. Ist schade dann, weil du schon ein ganz spezielles (wenngleich auch sehr eigenes) Gefühl für die Sprache mitbringst - ich glaube, die Texte könnten echt Spaß machen, wenn du den Zugang etwas vereinfachen könntest.

Hier, in diesem Fall, gibt es eben die Geschichten von Andrea, die diesen Zugang ermöglichen. Für deine Verhältnisse bist du - gerade am Anfang - auch sehr konkret, ich wäre mal gespannt, was für ein Text herauskommt, wenn du das durchgehend beibehalten würdest (wobei ich sagen muss, dass der Text, den weltenläufer kopiert hat, auch durchaus verständlich war, wenngleich der ja auch schon etwas älteren Datums ist).

Viele Grüße,
Schwups

 

Hallo Schwups,

schön, dass Du mich mal besuchst und dann gleich hier in einer vieldeutigen Erzählung (vgl. Vorredner) und doch schad, dass Du wie etwa Weltenläufer selten Zugang zu Texten von mir findest. Es gibt auch eindeutige und konventionelle Texte hierorts von mir, man muss eben alles können, von Bibi Blocksberg bis Finnegans Wake. Aber Wikipedia brauch ich an sich nicht. Mein Kopf ist noch relativ in Ordnung, wenn ich auch gelegentlich – noch – ironisch mein, auf dem Weg nach Alzheim zu sein. Das wird sich vielleicht auch noch geben.

und, tja, ich hab Pocahontas von Neil Young kennengelernt.
Und, ist doch schön - oder? Ja, nun nicht unbedingt, wie die palefaces mit den 500 Nationen umgegangen sind ...
Damit habe ich also mein Wissen in den Bereichen griechische Mythologie, Biologie, Kultur/Historik und Musik aufgefrischt - ich kann dir nicht viele Texte nennen (vielleicht nicht mal einen), über die ich dasselbe sagen kann.
Bin halt manchmal ein wandelndes Lexikon ...

Auch deine Art, die Dinge zu beschreiben, mochte ich anfangs in diesem Text.
Das ist doch schon mal was. Ich mein sogar, ich hätt die Art zu schreiben bis zum Schluss beibhalten, nur eben im Rollentausch und Perspektivwechsel.
… aber trotzdem entsteht da bei mir ein Bild, ohne dass ich viel überlegen muss.
Das sind - so finde ich - gefährliche Stellen, wenn man nicht überlegten muss. Besonders, wenn wie hier oder in Pocahontas, klar wird, was da beschrieben wird.

So groß die Welt,
weshalb der Mensch so klein.
Ist tatsächlich der Einleitung der einstürzenden Idylle nachgebildet.
Je größer [die große (übermächtige) Welt]sie sich bläht,
desto gehorsamer sein Kadaver.
Weiß nicht. Hieraus werde ich nicht schlau. Was genau bedeutet es, wenn ein Kadaver "gehorsamer" wird?
Hastu schon mal Kadavergehorsam erfahren oder erlebt? Wenn man sich total unterordnet oder sogar muss? Manchmal wollen mir die screenphones wie Kommandogeber zu sein und einen Zwang bei ihren Besitzern auszulösen. Wer gar nicht ein solches besitzt (oder dem Internet überhaupt fernbleibt) macht sich da ja schon verdächtig … Was hat der zu verbergen?
Pommesland ist abgebrannt
Hier entsteht zumindest ein Bild bei mir - Pommesland, bring ich jetzt irgendwie mit Jahrmarkt ...
Geht doch!

Pommes = das Pommernland des Maikäfer-Liedes (im 30-Jährigen-Krieg entstanden, da gabs hierzulande noch gar keine Kartoffel), aber auch das Land, wo die Kartoffeln blühn (gar herkommen, wenn schon nicht aus dem Lande Pocahontas – patata) und das Verhalten der Eroberer.

Und dann gelingt Dir doch eine andere Deutung als die, die bisher vorliegen. Und die ist gut!, bis hin zum Schluss

Die Würmer / die Würde. Hm. "Würde" als eher abstrakter Begriff, der im Angesicht der Sterblichkeit / des Todes keine Rolle mehr spielt und problemlos durch Würmer ersetzt werden kann, die ja immerhin greifbar sind. Da fällt mir doch ein Satz zu Beginn ein:

Ich brauche Figuren, Handlung, einen Konflikt. Ich unterstelle dir gar nicht, dass es das in deinen Texten nicht gibt - aber es ist eben oft so versteckt. Ist schade dann, weil du schon ein ganz spezielles (wenngleich auch sehr eigenes) Gefühl für die Sprache mitbringst - ich glaube, die Texte könnten echt Spaß machen, wenn du den Zugang etwas vereinfachen könntest.
Es ist doch eine ziemlich geradlinige Geschichte – vom Motiv bis hin zum bitteren Ende. Wenn Du so willst ein Kammerspiel für zwo Personen (Täter/Opfer, wobei der Täter auch zum Opfer wird und nicht nur Opfer seiner eigenen Neigung). Allein die Tat wird ausgeschlossen, denn wie ich mich des verbalen Voyeurismus des Ficke-Facke widersetze, so ist’s auch mit meinen Schlacht-Szenen.
Und konkrete Texte, die sich nicht aufs Andeuten beschränken, wie schon gesagt, gibt’s doch auch hierorts. Nur keine Hemmungen! Und auch älteren Datums …

Dank Dir für die Mühe (denn die hastu Dir ja redlich gemacht) und Kommentieren!,

sagt der

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

ich fand ja schön, als ich gelesen hab, Du machst in dieser Kopierunde mit. Ich dachte so, ja mal schaun, was Andreas Texte so bei dir auslösen. Eigentlich hätte ich von selbst drauf kommen können. Jetzt ist Andrea H. schon nicht sparsam mit Anspielungen und Querbezüge in ihren Texten, die ich meist auch erst erkenne, wenn andere Kommentatoren sie in ihren Beiträgen erwähnen und interpretieren ... tja, und dein Text ist dann wohl so was wie eine Essenz von geballtem Wissen in Wortspielerei gepackt. Und thematisch hangelst Du Dich dann vage an den Vorlagen entlang.

Ich muss Dir leider sagen, dass ich derzeitig den Kopf ziemlich voll habe und einfach keine Zeit und auch keine Muse mich tiefer in den Text zu begeben. Ich habe ihn immerhin viermal gelesen. Ich habe mich an solchen Dingen gefreut, wie z.B. aus Pommernland - Pommesland wurde, auch deine Umdichtung des Liedes selbst hat mir gefallen, aber wenn ich mich jetzt frag, warum Pommernland zu Pommesland wurde, dann finde ich halt dazu nicht die Lösung. Vielleicht ist es einfach eine Spielerei deinerseits, vielleicht auch nicht. Das ging mir häufiger bei dem Text so, wo ich dachte, nett, aber weiter drüber nachdenken wollt ich dann auch nicht, weil ich von vornherein weiß, ich stecke in einer Sackgasse, weil mir das Studium von ach so vielen Büchern dazu fehlt. Und diesmal ist es nicht nur der Duden!
Ich glaub aber, dass du selbst doch eine menge Freude hattest, die Worte zu frimmeln und fummeln und dich so hüpfend von Thema zu Thema fortbewegtest. Ich glaube auch, der Text erfreut einen jeden, der sich in Interpretationen verlieren kann und die nötige Sekundärliteratur dazu im Kopf trägt.

Stellen, die eine Freude waren:

Flieh, Kindchen, flieh!
Dein Opa blieb im Krieg.
Oma wahrt ein letztes Hemd,
Das leise ruft und keinen Namen nennt.
Flieh, Seelchen, flieg!

Manche Cousine mag sich dort im Bogengang verirren und geriete in eine verstummte Schmiedewerkstatt.

Schnappt zu wie die Rattenfalle, nur dass diesmal ein Mäuschen sein Mündchen zuschnappen lässt, nullnullsex-erprobt, dass Lechner brüllt, dass selbst das Tag- und-Nachtpfauenaug erblindet vor Schmerz ...

Und in diesem/deinem Sinne:

Friedel schrieb:
Aber genau das ist es: Allein im Spiel ist der Mensch frei! Oder auf den Hund gebracht: Der will nur spielen, Arbeit und Fremdbestimmung sollten keinem Menschen alles sein.

Nur zu!

Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

„… die Kunst ist eine Tochter der Freiheit, und von der Notwendigkeit der Geister,
nicht von der Notdurft der Materie will sie ihre Vorschrift empfangen. Jetzt aber
herrscht das Bedürfnis und beugt die gesunkene Menschheit unter sein tyrannisches
Joch. Der Nutzen ist das große Ideal der Zeit, dem alle Kräfte fronen und alle Talente
huldigen sollen.“ Aus dem zwoten Brief über ästhetische Erziehung Schillers​

Und thematisch hangelst Du Dich dann vage an den Vorlagen entlang.
Ja, so ist das, eine Idylle wird vorgelegt – alles andere aber, als sie durch die Giganten des Zettelkastens geschildert je wurden (gemeint sind Jean Paul und Arno Schmidt [Seelandschaft mit Pocahontas]) - und ein Dickkopf hangelt sich auf schmalem Pfad an der Felswand entlang.

Andrea wird mir verzeihn –
oder auch nicht.

Ich muss Dir leider sagen, dass ich derzeitig den Kopf ziemlich voll habe
Das klingt nicht gut (bei mir regiert derzeit auch eine Art Zettelkasten, wenn auch die Zahlenwerke darinnen entscheidender sind als die immergleichen Begriffe links davon), aber dass Dir gleich die „Muse“ abhanden kommt, find ich bedenklich,

liebste und literarischste Fliege,
die ich kenne und von der ich überhaupt weiß. Ich könnt ja jetzt behaupten, den Perspektivwechsel genau wegen Dir eingeführt zu haben und dann so etwas! Aber dazu bin ich eine viel zu ehrliche Seele. Das wagte ich nicht einmal, nur zu denken! Ehrlich! Aber den Rollen-/Geschlechtertausch hätte ich schwerlich angemessen vollziehen können – da bot sich das Geziefer an, das ganz anderen Zwängen unterliegt als das noch so bescheidenste Menschlein.

Ich habe ihn immerhin viermal gelesen.
Das klingt sehr nach Schule … und ich fürcht mich, Schullektüre zu werden ... Ich weiß selbst meine Gedichte nicht auswendig. Aber immerhin:

Ich habe mich an solchen Dingen gefreut,
wenigstens ein bisschen, Gott sei gelobt, aber dann klingt’s nach Resignation. „Sackgasse“ (Anfangsszene?) und „Duden“, furchtbar!
Ich glaub aber, dass du selbst doch eine menge Freude hattest,
Merkt man, dass ich sie immer noch habe?

Sollte man sich überhaupt niemals nehmen lassen …

in diesem Sinne: Dank Dir für Viermalaisen und den Kommentar. Zur Entschädigung schreib ich auch mal wieder was richtig schräges ...

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedrichard!

Habe lange überlegt, was ich hierzu schreiben soll, weil ... meins ist das nicht. Hab auch brav Neil Young gehört und mir die Pocahontas-Lyrics angesehen. Es kommen halt meines Erachtens die ganzen Zitate nicht auf einen Nenner, da gibt es doch nur die ganz große allgemeine Klammer der Gewalt.
Was ich gut finde, dass du hier meinen Ansatz beim Lechner, nämlich dass es für diesen keine Grenze zwischen dem Fleischlichen der Körper gibt, das Fressen und Gefressenwerden, zu den Fliegen hin ausweitest.
Zum Inhalt, so weit ich den verstehe: Am Anfang liegt da ein masturbierender Mann im Bett, der eine Fantasie wahr machen will. Dass es in dieser Fantasie um Kinder geht, wird mit dem Kinderliedanklang "Pommesland" angedeutet. Dann wechselt die Perspektive auf die Fliegen, vor denen jedes Stück Fleisch das gleiche ist, egal, ob vom Täter oder vom Opfer. Wie allerdings das zubeißende Opfer zu Tode kommt, seh ich irgendwie nicht. Irgendjemand schrieb in einem Kommentar, Lechner tritt sei Opfer zu Tode, ich kann das nicht erkennen.
Irgendeine Moral kommt auch zum Schluss:

Das Recht des Täters.
Das rächt kein Opfer.
Ein jeder beglückt mit seiner Larv’.
Ich hab keine Ahnung, was das heißen soll, außer dass es irgendwie "schick" klingt: "Recht"und "rächt".
Mag sein, dass hinter dieser Collage (und nichts anderes ist das) ein sehr tiefgründiger Zusammenhang besteht, aber ich seh ihn nicht, und ich bin da nicht die Einzige. Und weil ich den nicht sehe, kommt mir der Text ungemein leer vor. Und ich hab auch ein ungutes Gefühl dabei, wenn ich sehe, dass du den Lechner dazu benutzt, in fast jedem Satz eine kleine Pointe zu zünden. Ich mag das Unernste daran nicht. Und auch nicht, dass du mehr Wert auf die Ästhetik der Sprache legst (Vorbild Benn oder Baudelaire?), als zu zeigen, was eigentlich deine Wahrheit in bezug auf diese Thematik ist. Stellenweise liest sich das ja wie ein Gedicht, da ist hie und da sicher auch irgendein Versmaß drin. Da werden Zitate und Zitate aufgehäuft und Sprachspielereien und kleine Sprachwitzchen und ich frage mich, wo bleibst da eigentlich du? Ich erkenne unter dem ganzen Wust an Zitaten und Sprachzauber den subjektiven Anteil nicht, nämlich das, was dich beim dem Thema umtreibt. Du versteckst dich hinter deiner Bildung und deinem Wissen und ich fürchte, das ist nicht nur hier so. Und damit meine ich natürlich nix Biografisches, sondern das, woran du glaubst oder schlicht: Wie du die Welt siehst.

Gruß
Andrea

 

Wahrlich keine einfachen Texte setz ich hierorts in die Welt (da sind Steuergesetze Kindskram gegen),

liebe Andrea,

und die Auswahl unter Deinem Angebot ist mir eigentlich sehr leicht gefallen, hat mich doch der von Rimbaud geleitete Kommentar geradezu auf den Perspektivwechsel zur Schwarmintelligenz der Fliegen geführt. Freilich experimentier ich weniger mit ausgeschlossenen Adjektiven als mit der Mehrdeutigkeit und verwandtschaftlichen Beziehung unter den Wörtern. Dabei geh ich durchaus schamlos vor, wie gerade in der Passage, worinnen Du eine Moral, wenn auch „irgendeine“ zu erkennen glaubst, die nicht einmal „schick“ klingt: Etymologisch sind Rache und Recht nahe verwandt, denn das Verb „rächen“ bedeutet nicht so sehr wie unterm Diktat der Blutrache Mord und Totschlag in ewiger Folge, sondern schlichtweg „Recht verschaffen“ – unter je geltenden Bedingungen.

Aber, was auch schon in anderen Kommentaren durchschimmert zu anderen Texten, warum sollte man sich beschränkter geben, als man eh schon ist? Vielleicht ist das eine andere Form von Beschränktheit.

Ans Geschehen – selbst wenn’s biografisch ist - geh ich immer mit großer Distanz heran, was mich mein Lehrmeister Gottfried Keller gelehrt hat. Was könnte denn derjenige erkennen, der mitten im Getümmel steht? Da ginge selbst mir der Humor verloren, der ja eigentlich auch eine Art Selbstverteidigung ist, wie Ironie die Angriffswaffe. Ein weiterer Grund, die Fliegenperspektive zu wählen mit deren Schwarmintelligenz überm Ort des Geschehens.

Was könnte denn Onan-Lechner (wenn wir denn Namen nennen wollen) erkennen, erzählte er aus seiner Perspektive?

Nun, Deine Interpretation trifft’s doch.
Wo ist das Problem?

Gut, mit dem „Tottreten“ mag einer was hineingelesen haben, was ich selbst aus näherer Distanz nicht erkenne. Aber blutig geht’s schon zu. Und selbst wenn beide überlebten, lauerten Stigmatisierung und sozialer Tod. Was muss da ein – vermutlich dann ideologisch geprägtes – Gerüst der Begründung aufgebaut werden?

Moral zeig ich an anderer Stelle, in anderen Texten, gelegentlich auf der Straße oder unter Elenden (ahd. elelenti, etwa „ohne Land“ übersetzt = nhd. heimatlos, der/die/das Fremde), wenn ich den besorgten Eigentümer seh, der um den Wertverlust seines Grundstücks fürchtet. Wollte er gerade jetzt sein Häuschen versilbern?

Und woran sollte ein irreligiöser Mensch glauben, wenn nicht ans genialste, weil kürzeste Gedicht des 20. Jh.: „Es gibt nichts Gutes / Außer, man tut es.“ (Kästner)

Dank Dir für die arebeit und Gruß aus’m Pott vom

Friedel

 

Hallo lieber Friedel,

ich kenne nicht alle Melodien noch alle, den Anspielungen zugrunde liegenden, Texte - bin halt eher halbgebildet - , an der ein oder anderen Stelle deiner Zeilen habe ich mich regelrecht erschreckt, mir anderes zwecks Eigeneinbau gemerkt (" Ih! – gittegit -dylle" - echt fein) und finde daher Alles in Allem: Er bringt mir was, dein Text, ich weiß halt nur nicht, was genau. In jedem Fall ist er lesenswert und eine Stolperfalle gleichermaßen. Aber eigentlich ist stolpern ja die einzig machbare Art zu gehen, gell?

Viele Grüße,

Eva

P.S. Ist kaum vorhersehbar, wann ich hier reinschauen kann. Liegt nicht an mir, sondern an den Generationen drüber und drunter. Und wird irgendwann, vielleicht schon bald, auch wieder anders.

 

Er bringt mir was, dein Text, ich weiß halt nur nicht, was genau.

Aber hallo!,

liebe Eva,

Du traust dich was, wo alle in Besinnlichkeit und Lebkuchenstimmung schwingen.

Aber muss man überhaupt alle Texte kennen? Nee, ne. Kann man auch gar nicht. Und auch die Melodien muss man nicht kennen (wenn's denn sein muss, ist es der hörenswerte Auftritt NYs, "unplugged" MTV's, ist sicherlich im Internet eingestellt) und das Maikäferlied ... Schreck, lass nach

- , an der ein oder anderen Stelle deiner Zeilen habe ich mich regelrecht erschreckt,
Das ist ja grauselig ...
In jedem Fall ist er lesenswert und eine Stolperfalle gleichermaßen.
So soll es sein! So wird es sein ...
Aber eigentlich ist stolpern ja die einzig machbare Art zu gehen, gell?
... Aber vor allem, dabei nicht auf die Nase zu fallen.

Dank Dear fürs reinschaue(r)n und ausgraben nach mehr als einem halben Jahr ...

Gruß

Friedel,
der jetzt aber erst Mal sein täglich Stündchen www beendet, sich in Bälde aber zurückmeldet.

 

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