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Großes Glück

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25.03.2015
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Großes Glück

Zuerst wollte ich den Brief gar nicht lesen. Doch Mary hatte mich dazu gedrängt. Schließlich hatte sie doch Recht gehabt, mit dem großen Glück. Auch wenn ich von einem Onkel Hubert nichts wusste, trat ich das Erbe an. Zuerst hatte ich einen Notar getroffen. Sein Name war Dussel. Genau das war er auch, ein Dussel. Er hat mir mitgeteilt, dass ich eine Villa geerbt hätte. Zuerst sagte er, sie wäre am Chiemsee. Dann an der Ostsee. Schließlich war sie aber an der Nordsee. Dann hatte ich einen Makler getroffen. Der hat mir gesagt, dass ich in drei Tagen in meine neue Behausung ziehen könnte. Dieses Angebot nahm ich natürlich sofort an. Jetzt saß ich also mit dem Makler, Herrn Meise, in einem Motorboot, das über das Meer glitt. Am Horizont zeichnete die Sonne ihre letzten Strahlen. Am Ufer konnte ich schon das riesige Gebäude sehen. Es war blau bemalt und sah schon ziemlich antik aus. Die Fenster hatten gelbe Rahmen, zwei hohe Türme mit einem Spitzdach ragten in den Himmel. Nach endlos langer Fahrt legte das Boot endlich am Ufer an. Mary war schon da. Sie wollte nicht mit dem Boot fahren. Sie bekäme dabei immer Kopfschmerzen. Deshalb ist sie lieber vier Stunden mit dem Auto gefahren. „Na Schwesterherz“, begrüßte ich sie mit einem Küsschen auf die Wange. „Willst du auch hier einziehen“, fragte ich, als ich den großen Koffer neben ihr sah. „Nein. Ich bleib, wie geplant, nur drei Tage“, gab sie mir zur Antwort. „Du brauchst einen solchen Wucherkoffer für drei Tage?“, fragte ich sie verwundert. „Ich wusste nicht, was ich die nächsten Tage anziehen sollte. Da hab ich vorsichtshalber alles mitgenommen“, antwortete sie und lächelte verschmitzt. Mit einem Kopfschütteln wendete ich mich an den Makler: „Können wir reingehen, bevor es endgültig dunkel wird?“ Mit einem Wink über die Schulter gab er mir zu verstehen, dass wir ihm folgen sollen. Wir betraten den riesigen Saal, in dem wir jetzt standen. An den Wänden hingen Bilder von Menschen, die ich nicht kannte. „Wir befinden uns hier im Eingangsbereich. 60 Quadratmeter. Fußbodenheizung. Sie können ihn völlig ausgestattet übernehmen, wenn sie wollen“, teilte uns der Makler mit. Er ging voraus in den Wohnbereich. Dieser war noch größer als die Eingangshalle. „Wohn- und Esszimmer. 70 Quadratmeter. Sie können den Tisch, die Bestuhlung, die Couch und die Vorhänge übernehmen. Keine Fußbodenheizung. Letzte Renovierung liegt 25 Jahre zurück“ Wir besichtigten das ganze Haus. Es war schon fast Mitternacht, als der Makler sich endlich verabschiedet. Mary ging ins Bett. Ich setzte mich noch auf die Veranda, um die Nacht hier am Meer zu betrachten. Daheim hatte ich das oft gemacht. Hier war die Nacht anders. Es war dunkler und gruseliger. Glühwürmchen schwirrten mir um den Kopf. Irgendwann muss ich wohl eingenickt sein, denn ich erwachte erst, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Der See rauschte. Mary trat auf die Veranda. Sie hatte ein Tablett auf dem Arm. Wir frühstückten und tranken Kaffee. Er schmeckte besser als in unserem alten Haus. Mary würde mir fehlen. Wenn sie in drei Tagen wieder abreisen wollte, war ich zum ersten Mal allein. Mary und ich hatten immer zusammen gewohnt. Ab jetzt musste ich wohl alleine zurechtkommen. „Ich werde mir später die Gegend anschauen. Kommst du mit?“, fragte ich Mary. „Nein. Ich muss das Haus noch genauer besichtigen. Der Dachboden gehört auch aufgeräumt. Ich habe ihn mir heute Morgen nach dem Aufstehen mal angesehen.
Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg, die Insel zu besichtigen. Sie war größer als ich gedacht hatte, denn der nächste Ort lag eine halbe Ewigkeit entfernt. „Kann ich Ihnen helfen?“, hörte ich eine fremde Stimme hinter mir. „Nein danke!“, antwortete ich und drehte mich erschrocken um. Hinter mir stand eine junge Frau, Mitte/Ende 30. Ihre blonden, gelockten Haare liefen ihr knapp über die Schulter. Sie war mir von Anfang an sympathisch. „Na gut. Wenn Sie meinen“, sagte sie und ging weiter die Straße entlang. Ich blickte ihr hinterher und ging meines Weges weiter. Als ich endlich das Dorf erreicht hatte, kaufte ich zuerst einmal etwas zu Essen. Ich hatte ganz vergessen wie ausgehungert ich eigentlich war. Die Warteschlange an der Kasse war gefühlte 2 Kilometer lang und die Verkäuferin hatte scheinbar auch alle Zeit der Welt. Als ich den Laden endlich verließ, dämmerte es schon und es hatte angefangen zu regnen. Während ich nach Hause ging, regnete es immer schlimmer und ich zog es in Erwägung, mich irgendwo unterzustellen. Und da war, wie gerufen, eine alt aussehende, aber trockene Holzhütte. Auf mein klopfen reagierte niemand, also ging ich einfach hinein. Die Hütte war randvoll mit Heu, wahrscheinlich gehörte sie einem Bauern. „So sieht man sich wieder“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum. Da war sie wieder. Die Frau, die mich vorhin auf der Straße angesprochen hatte. Sie stand hinter mir. „Wurden sie auch vom regen überrascht?“, fragte sie mich. „Oh, ähm ja“, antwortete ich ihr. Sie setzte sich neben mich auf das Heu und sah mich an. Ich sah sie auch an. Wir schauten uns in die Augen. Unsere Lippen kamen sich näher, schließlich berührten sie die meinigen. Der Kuss dauerte eine halbe Ewigkeit, dennoch war es der schönste Kuss, den ich jemals in meinem Leben hatte. Wir lösten uns voneinander. Es war romantisch, mit dem Regen, der leise auf das Holzdach der Hütte klopfte. Dann saßen wir einfach da. Und taten nichts. Wir redeten nicht, wir lachten nicht. Als der Regen endlich aufgehört hatte, war es schon dunkle Nacht. Ich fragte, ob ich sie nach Hause bringen solle, doch sie lehnte ab. Nach zwei Stunden Fußmarsch war ich endlich zu Hause. Mary hörte mich nicht. Im Flur fiel ich über Marys gepackte Koffer. Sie wollte ja morgen abreisen, fiel mir ein. Als ich endlich in mein Schlafzimmer kam, ließ ich mich aufs Bett fallen, jedoch konnte ich noch lange nicht einschlafen. Also stand ich nochmal auf und ging auf meinen Balkon. Die Nacht war sternenklar und es hatte wieder leicht zu regnen angefangen. Wieder musste ich an meinen Kuss denken. Ob sie wohl einen Freund hatte? Nach zwei langen Stunden des Nachdenkens fiel ich wieder ins Bett und diesmal konnte ich sofort einschlafen.
Am nächsten Morgen, es war gegen zehn Uhr, wurde ich von einem Autohupen geweckt. Ich stand auf und ging auf den Balkon. Vor der Veranda standen Mary und ein Taxi. Der Taxifahrer war dabei, Marys Koffern in den Kofferraum zu verfrachten. „Willst du jetzt schon fahren“, fragte ich sie. „Nein, zu Frühstück bleibe ich noch. Ich habe den Taxifahrer eingeladen, ich hoffe das geht in Ordnung.“, schrie sie zu mir herauf. Mit einem Nicken gab ich ihr zu verstehen, dass ich damit kein Problem hatte. In Windeseile zog ich mich an und stürmte die Treppe hinunter, hinaus auf die Veranda. Der Tisch war schon gedeckt und ich setzte mich neben Mary.
Nach dem Essen wollte Mary noch ein letztes Mal einen Strandspaziergang machen. Der Taxifahrer wartete beim Haus. „Och! Ich werde dich vermissen“, sagte sie, als wir in den Dünen spazieren gingen. „Ich dich auch! Aber habe ich dir schon von meiner Bekanntschaft erzählt?“ Sie verneinte und so erzählte ich ihr die Vorkommnisse des gestrigen Tages. Sie hörte zu. „Seid ihr ein Paar“, fragte sie mich. Ich wusste es nicht. Was waren wir eigentlich? „Du solltest sie fragen, ob sie dich heiraten will“, sagte sie weiter. Warum eigentlich nicht? Schließlich hatte Mary schon einmal recht gehabt, mit dem ganz großen Glück.

 

Hallo :)

Du hast eine schöne Art Sätze zu formulieren. Aber diese wirken (vor allem am Anfang) etwas schnell-lebig. Fast wie eine Aufzählung (erst passiert das, dann das, dann jenes und nun dieses). Versuch doch die Sätze etwas zu verbinden und mit mehr leben zu füllen. Anstatt mit deinem Text reine Informationen über das Geschehen zu liefern, könntest du mehr auf die Sinne (was/wie sieht sie die Umgebung, was riecht sie, was hört sie und wie geht es ihr dabei) und Gefühle eingehen.
Viele Schreiberlinge schreiben zuviel um den heißen Brei herum - du hingegen etwas zu wenig.

Und der ein oder andere Absatz täte dem Leser auch gut. Das wäre übersichtlicher und einfacher dem Text zu folgen.

Mit freundlichen Grüßen
Edenka

 

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