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Lebenstanz

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02.01.2015
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Lebenstanz

Fangen wir an.
Mit einem Schrei. Einem Schrei, wie Du ihn auch ausgerufen hast, als Du den Leib Deiner Mutter verließest.
Bitte was?

Schreien. Schnaufen. Atmen.
Atme! - Tief in den Bauch.

Ich sehe Menschen in einem Kreis. Ihre Körper stehen dicht beisammen, sie berühren sich, Schultern, Hände, Hüften. Manche Finger verhaken sich, manch Ellenbogen ruht auf einer Schulter. Dann dreht sich jemand weg. Gebeugte Knie und eine kurze Bewegung. Fort.

Hinter den Wolken die Sonne, ihr Licht: Sie ist da.

„Findet Euch“, hieß es.
Und wir tun es.
Sitzen auf dem Boden. Atmen. Tief ein und aus. Sehen uns an und finden uns. Zu zweit, zu dritt, zu viert. Ganz so, wie wir es wollen. Krabbeln aufeinander zu.
Wir helfen uns gegenseitig.
Wobei?
Beim Atmen. Beim Bewegen. Beim Erspüren.
Hand auf Hand auf Rücken und auf Brust. Atmen spüren, den Rumpf aufrichten. Kreisen, lehnen.
Wie weit willst Du gehen? Wie stark willst Du Dich bewegen? Dreh Dich vor und zurück, die anderen helfen Dir dabei. Bis Du Dich fallen lassen kannst und hinabgleitest, in ein dunkles Meer aus Kontakt. In warme Wogen aus Menschenleibern. In eine organische Masse, die in Bewegung fällt. Vor und zurück, ganz wie es den Wellen beliebt.
Du bist ein kleines Boot, ein Fisch am Grund, Deine Hände, wie Möwen, die über das Wasser fliegen.
Mittendrin.
Ein Teil vom Ganzen.

Verschnaufen.
Dort sind die anderen. Übereinander, ineinander, verwinkelt verwickelt.
Ich sehe aus dem Fenster, sehe das Licht, sehe die Wolken.
Wie traurig es sich anfühlt, alleine zu sein, habe ich vorher noch nie gespürt.

Zurück zu den Menschen! Sie entwinden sich und stehen auf. Tanzen allein, tanzen miteinander. So, wie es jedem beliebt. Und ich würde gerne mit Dir tanzen, mit Dir über den Boden tollen, mit dir mich ineinander rollen. Mit Dir, der Du dastehst, mit lockigem Haar und schwarzem Gewand.
Denn Du erinnerst mich an ihn. An jemanden, den ich einmal kannte, dem ich nicht nahe sein kann. Den ich lange nicht mehr spürte. Jetzt nicht. Heute nicht. Und morgen nicht.
Wenn ich mich nur trauen würde … aber:
Was geschähe, wenn Du „Nein“ zeigtest?
Ich glaube, die Zeit ist noch nicht reif. Weder für Dich, sein zweites Ich, noch für mich, es Dir jetzt zu zeigen. Also tanze ich alleine weiter, springe durch die Menschen hindurch, fasse Hände, streife Füße, weiche aus und mittenrein.
Ich trau mich nicht.
Vielleicht siehst Du mich doch, denke ich. Mein Gefühl sagt mir, Du tust es. Aber du bist genauso scheu wie ich. Also gucken wir auf den Boden und tanzen umeinander herum, - ich will´s Dir zeigen, denk ich mir, wie toll ich mit mir tanzen kann.
Nur niemals wieder alleine sein.

[...]

 

Inspiriert von den Erfahrungen des heutigen Tages mal ein "Schnellschuss" zum befeeden - keine Ahnung, was mir da aus der Feder geflossenn ist, aber ich freu mich über euren Kommentar, egal wie er ausfällt!

Dank schon mal für die Gedanken!

 

Hallo Runa,

Leider kann ich wenig anfangen mit dem Text.
Wie ein Rahmen ohne Bild.
Was soll das sein? Gedanken... Aber keine richtige Geschichte.

Vielleicht irr ich mich ja.
Lg

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Runa,

find ich echt toll. Die Geburt und die Unbefangenheit am Anfang. Später wird alles kompliziert, ist nicht mehr so einfach, schreit nach Definitionen und Regeln. Der Text hat was.

Mir gefällt vorallem der Rhythmus, der beim lesen entsteht. Da kann man echt was draus machen ;)

Gratuliere

LG
BRM

 

Hallo!

Erstmal danke für die zwei Kritiken - bin gerade etwas verwirrt, ich wollte die "Geschichte"? in der Rubrik Experiment veröffentlich haben, nun wurde sie einfach hierher geschoben.

DAS IST KEINE KURZGESCHICHTE, SONDERN EIN "EXPERIMENT".

Bitte so lesen + bewerten.

Danke für eure Gedanken!

Runa

 

Hallo Runa Phaino,
mir gefällt es. Nun, weil ich genau das schon einmal erlebt habe, seinerzeit, bei einer Schaumparty. Schaum bis zum Hals, lauter fremde Partyleute. War vollkommen A-Sexuell, aber ein komplett wahnsinniges Erlebnis. Daran hat mich der Text eben erinnert.
Ob er mir auch gefallen hätte, ohne eigene Bilder dazu, kann ich irgendwie nicht sagen, weil ich ja in meinen Erinnerungen schwelgte.
Keine sehr hilfreiche "Kritik" fürchte ich ...
Grüßle von Gretha

 

Hallo!

Erstmal danke für die zwei Kritiken - bin gerade etwas verwirrt, ich wollte die "Geschichte"? in der Rubrik Experiment veröffentlich haben, nun wurde sie einfach hierher geschoben.

DAS IST KEINE KURZGESCHICHTE, SONDERN EIN "EXPERIMENT".


Hallo Runa,

hier die Definition von WK.de zum Thema Experiment. Wenn ich etwas übersehen habe, dann erklär' es mir bitte per PN, damit die anderen weiterhin selbst dahinter kommen können und ich den Text ggfs. wieder zurückschieben kann.

-Was-passt-in-diese-Rubrik-Bitte-vor-dem-Veröffentlichen-lesen!

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

... ...manch Ellenbogen
will mir nicht als einziges in Deinem kleinen Werk eine poetische Ader anzuzeigen,

liebe Runa,

denn das Gefühl hatt ich schon bei unserer ersten Begegnung. Aber da liegt noch ein steiniger Weg vor Dir, den Du aber schaffen wirst. Bin ich mir sicher! Doch zunächst ein paar triviale Hinweise zu diesem Gedankenspiel:

Heißt es nicht

…, als Du den Leib Deiner Mutter verließ[es]t
(ist doch vom gleichen Typ wie
Du Dich fallen lassen kannst und hinabgleitest

Atme, tief in den Bauch.
Klingt mir sehr nach Imperativ! Ach ja, ist ja auch einer (Atme!) Gleiches gilt für
„Findet euch“, hieß es.
(Ganz nebenbei: Bisher wird für den Singular die Höflichkeitsform gewählt – da frag ich mich, warum die in der gemeinschaft des „Euch“ verloren geht …)

Das war’s schon mit den Schnitzerchen, jetzt kommt aber mein Lieblingsthema: Der Konjunktiv, denn würde-Konstruktionen setzen alle poetischen Versuche in den Sand. Was hier noch wie eine Sicherheitsfunktion dient, um der Verwechselung mit dem Präteritum vorzubeugen

Und ich würde gerne mit Dir tanzen, mit Dir über den Boden tollen, mit dir mich ineinander rollen.
(tanzte, tollte, rollte)
Wirkt hier spätestens in seiner Doppel- und Verdreifachung
Wenn ich mich nur trauen würde … aber:
Was würde geschehen, wenn Du „Nein“ zeigen würdest?
dann eher wie die nackte Umgangssprache, die Probleme umgehen will.
Warum nicht
Wenn ich mich nur trau[te] … aber:
Was […] gesch[ähe], wenn Du „Nein“ zeig[test]?

Letzte Anmerkung
An jemanden, den ich einmal kannte, dem ich nicht nahe sein kann.
Und hier auf dem Weg zur Poesie: Jemand muss so wenig als niemand (seinem Antipoden) adjektivistisch gebeugt werden. Da es für Subjekte steht, lässt es sich auch ungefährdet endungslos in Dativ und Akkusativ verwenden (nicht im Genitiv, mit Besitzhinweisen versteht selbst die Grammatik keinen Spaß!

Tschüss, sagt der

Friedel,
der guter Dinge ist!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen!

Danke für euer Feedback!
Drakon
Genau, das sind Gedanken, die evtl. in eine Geschichte münden könnten - für mich halt ein Experiment, mal zu gucken, wie das ankommt. Wenn es Dir nichts sagt, alles okay.
Danke für Deinen Kommentar!
BRM
Freut mich, dass es Dir gefallen hat! Scheint also doch zu funktionieren, "Erlebnisse" in Geschichte/n umzuwandeln ... muss mal überlegen, wie es weitergehen könnte ...
Danke! Hast mir Mut gemacht!

Gretha
So so, da haben wir anscheinend eine ähnliche Erfahrung gemacht. Freut mich, dass der Text bei Dir angenehme Erinnerungen wecken konnte, - das ist ja auch schon mal was.

Friedel

- poetische Ader ... ja, definitiv! - Aber dies war ja nur ein Schnellschuss, bei dem ich mal gucken wollte, was andere so darüber denken. Der Weg ist und war steinig, aber ich kann die Bergspitze erahnen. ;)
Deine Konjunktivierungen werde ich klaglos übernnehmen, liest sich wirklich viel schöner. [Nun lass ich aber zwei "würde" drin, denn ich glaube, dass der Gebrauch vom Konjunktiv doch langsam aus der Mode gerät und vielleicht den ein oder anderen verwirrte.]

Das mit dem "jemand" werde ich wohl niemals so richtig verstehen. Ich kriege immer Ausschlag, wenn ich auf T-Shirts (oder sonstwo) lese: "Keine Macht für niemand!" - oder ähnlich furchtbares für "jemand".
Ahhh!
Aber anscheinend ist das grammatisch okay, wenn nicht sogar richtig.
Es tut mir aber in der Seele weh!

Muss sich nie auch jemand jemandem beugen? Und darf niemand niemanden vergessen?

Beste Grüße!

Runa

 

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