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Highspeed-Oma

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31.03.2015
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Highspeed-Oma

Ich liebe meine Oma wirklich sehr, aber brauchte sie jetzt auch dieses Highspeed für den Computer fragte ich mich? Sie hatte noch nicht einmal einen. Mir graute es doch tatsächlich davor, für meine Oma einen Internetanschluss zu beantragen. Ich könnte bestimmt eine eigene Telefonnummer nur für meine Oma einrichten, damit unser Anschluss zu Hause nicht 24 Stunden belegt ist, weil am Computer meiner Oma irgendetwas nicht klappte und sie das Problem bitte sofort per Ferndiagnose geklärt haben wollte dachte ich als sie mit der Idee auf mich zu kam.

Nun, die groben Fachbegriffe der neuen Welt waren erklärt, das glaubte ich zu diesem Zeitpunkt zumindest. Eine Woche später klingelte das Telefon. Mein erster Gedanke war: „Mist, du hast immer noch nicht die zusätzliche Rufnummer freigeschaltet“! Eine nette Damen erklärte mir, dass der neue superschnelle Anschluss meiner Oma am Mittwoch freigeschaltet werde. –puh, Glück gehabt dachte ich.

„Router, was ist das denn Schatz?“ fragte meine Oma, als ich Mittwochs Morgens bei ihr ankam und die Paket auspackte die der Postbote einen Tag zuvor gebracht hatte.

„Dieser weiße Kasten ist dafür da, dass du überhaupt ins World Wide Web kommst Oma.“ antwortete ich ihr.
„In welche Welt soll ich?“ rief meine Oma. Warum schreit sie bloß so? Denkt sie, dass ich genauso schlecht hören kann wie sie? Na, das wird ein fröhlicher Tag, dachte ich. So wie man sich einen freien Tag eben vorstellt.

Ich atmete tief durch und antwortete: „Oma, du sollst in gar keine Welt. So heißt das Internet nun einmal. Aber du hast Recht, das Internet ist so eine Welt für sich. Im Internet lauern auch Gefahren. Natürlich nicht solche wie du aus dem Alltag kennst. Also hier wirst du nicht auf Glatteis ausrutschen und hier im Internet wird sich auch niemand an der Kasse vordrängeln, wenn du etwas bestellen willst. Aber wir schließen nun erst einmal alle Geräte an, damit das Ganze hier auch funktioniert.“
In der Zwischenzeit war meine Oma auf dem Weg in die Küche. Dort gab es natürlich eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Bei Oma schmeckt es irgendwie doch noch immer am Besten. Einfach anders, aber man darf es nicht versuchen nach zu machen. Man bekommt es nie und nimmer so hin wie Oma.

Also zurück im Text. Ich brachte den Router an, konfigurierte diesen, klemmte das Telefon an und brachte auch dieses zum Laufen. Vielleicht würde es nie mehr still stehen, denn meine Oma war nun auch eine stolze Besitzerin einer so genannten Flatrate. Das musste ich meiner Oma natürlich erklären. Was das überhaupt ist. Da bin ich mir aber zu 100% sicher, dass es verstanden wurde denn ich habe sie mehrmals (auch an verschiedenen Tagen) gefragt was denn nun diese Flatrate ist und Sie hat es mir immer richtig erklärt. Da wusste ich nicht auf wen ich stolzer sein sollte. Auf mich – weil ich es anscheinend so gut erklärt hatte sodass auch meine Oma es verstanden hatte, oder auf meine Oma – weil sie es verstanden hat und auch behalten hat. (Dabei muss ich erwähnen, ich liebe meine Oma wirklich, und mit dem was ich schreibe will ich sie in keinster Weise schlecht aussehen lassen, sondern eher süß.)

Dann klappten wir den Laptop auf. Nachdem ich meiner Oma erklärt hatte wo diese sogenannte „Maus“ zu finden war, war erst einmal alles gut. Das mit den Buchstaben leuchtete meiner Oma auch ein. Oder nicht?
„Aber wieso tauchen den alle Buchstaben des Alphabetes hier unten auf?“ fragte meine Oma mit total ernster Miene. Ich konnte es mir dann allerdings nicht nehmen lassen, einmal laut zu lachen.

„Na Oma schau mal, wenn du einen Brief schreibst in dem du jeden Buchstaben des Alphabetes einmal benutzen müsstest und es gibt nur 20 Buchstaben auf der Tastatur, was würdest du denn dann machen?“ stellte ich ihr doch dann direkt mal als Gegenfrage.
Dann lachte Sie auf einmal laut auf und schlürfte danach an ihrer Kaffeetasse.

Danach lachte sie noch einmal und antwortete: „Ach, das weiß ich auch nicht, aber du wirst schon Recht haben.“
War das auch abgehakt. Allerdings war ich mir sicher, dass wenn sie einmal alle Buchstaben benutzen müsste, Sie an mich denken würde. Der Bildschirm leuchtete auf, meine Oma strahlte. Das machte mich dann schon ein wenig glücklich.
In den folgenden zwei Stunden, zeigte ich meiner Oma allerhand Dinge die man mit dem Internet machen konnte und auch, wie sie einen Brief oder, wie man das heute nennt, eine E-Mail schreibt. Sie fragte mich darauf hin, ob ich auch eine Adresse im Internet hätte und ich gab ihr meine E-Mail Adresse.

Am Abend saß ich zu Hause und ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Wir hatten viel gelacht, meine Oma und ich. Aber trotzdem hoffte ich, dass Sie tatsächlich das ein oder andere auch verstanden hatte.
Ich war schon ganz schön froh.

Die nächsten Tage über klingelte das Telefon zwar, allerdings war nicht wie erwartet meine Oma dran. Fehlte ihr doch kein Buchstabe auf der Tastatur? Sehr gut. Einige Tage später schaute ich in meine E-Mails und ich traute meinen Augen kaum. Also, es kommt zwar oft vor, dass ich etwas in meinem Posteingang habe, aber von diesem Absender hatte ich noch nie eine Mail erhalten.
Voller Spannung öffnete ich die E-Mail, als Absender war tatsächlich der Name meiner Oma eingetragen.

M E I N L IEB E R S CH A TZ;
IcH HO F F E D A S S DIE NA CH RI CHT DICH E R R EI C H T:
D AN KE F U E R D E I NE HIL FE:
I Ch hAbE dIcH sEhR;
D eInE oMa. kUsS

Ist Sie nicht süß? Ich musste lachen und gleichzeitig hatte ich die Augen etwas feucht. Da hatte sie ordentlich probiert, wie man die Leertaste benutzt und Sie wusste nun auch, dass es auf der Tastatur zwar nur große Buchstaben gibt, aber man kann sogar die Kleinschreibung damit nutzen.
Gab es denn kein „Ü“ auf der Tastatur meiner Oma? Quatsch, natürlich gab es ein „Ü“ allerdings war meine Oma sehr korrekt und im Kreuzworträtsel gibt man schließlich auch U E für ein Ü ein.
Aber tatsächlich brauchte ich mir keine Rufnummer für meine Oma einrichten, denn Sie rief nicht mehr so oft an, sie schrieb lieber E-Mails und die wurden auch von Mal zu Mal besser.

 

Hallo Dini,

herzlich willkommen hier! :)

Deine Geschichte liegt nun schon ein paar Tage unkommentiert herum und das ist schade. Also möchte ich dir gerne meine Meinung mitteilen.

Zunächst einmal ist sie sehr süß und liebevoll geschrieben. Niemand wird danach glauben, dass die Prot. nicht ihre Oma liebt. Allerdings bringt mich das auch zu der aus meiner Sicht größten Schwäche des Textes: er wirkt viel zu sehr autobiographisch. Und das ist nicht unbedingt etwas Positives. Hier speziell bringt es dich als Autorin in einer prekäre Lage, weil du ständig darum bemüht bist, einerseits den Leser belustigen zu wollen und andererseits ständig beteuerst, wie sehr du deine Oma liebst, um sie nicht als Lachfigur dastehen zu lassen. Das wirkt dann eher bemüht.

Sich in seinem eigenen Leben Anregungen, Figuren, Situationen durch Beobachtung zu holen, diese einzufangen und auszuarbeiten, das ist sicherlich das Kunsthandwerk vieler Schreiberlinge. Aber die noch größere Kunst ist, diese dann so zu modifizieren, zu ergänzen und einzubinden, dass daraus dann eine Geschichte wird und damit meine ich Fiktion und kein 1:1 Tatsachenbericht.
Es geht nicht darum „wie es wirklich und ganz echt gewesen ist“. Sondern darum, was du daraus machst. Ich glaube eine „Entschlackung“ um zu viele autobiographische Elemente und eine Hinzufügung von dem ein oder anderen Erdachten, würde hier gut tun.

Sollte ich falsch liegen und die Geschichte wirkt einfach nur so autobiographisch, dann finde ich es nicht so gelungen, tut mir leid.

Ein sonniges, langes Wochenende wünscht
die heiterbiswolkig

 

Liebe(r) Dini12,
auch ich finde deine Geschichte sehr liebevoll geschrieben. Die Dinge, die mich etwas stören sind nicht ganz die gleichen wie die, die heiterbiswolkig angemerkt hat:
Zum einen beschreibst du ohne es zu sagen, dass die Oma ein bisschen schusselig ist und dem Erzähler auf die Nerven geht: die Angst, dass sie nun dauernd anruft, die Erwartung, dass sie nicht versteht, was eine Flatrate ist, die Aussage, dass der Erzähler die Oma wirklich lieb hat - mit einem ungeschriebenen aber dazuzudenkenden "aber" dahinter.
Tatsächlich ist die Oma aber weder schusselig noch schwer von Begriff. Abgesehen davon, dass sie als Computerneuling keine Ahnung hat, was ein Router und eine E-mail ist, stellt sie sich in deinem Text nicht doof an. Warum erwartet der Erzähler es dann? Hat er andere Erfahrungen mit der Oma? oder mit anderen Computerneulingen?
Und die Fragen, die die Oma tatsächlich hat, finde ich dann einigermaßen unrealistisch: eine Tastatur sah nämlich schon annähernd genau so aus wie heute, als die Oma geboren wurde und die meisten Schreibmaschinen noch mechanisch waren. Das dürfte das einzige sein, was sie an ihrem Notebook ohne weiteres kennt.
Und dann gibt es noch Kleinigkeiten, die du meiner Meinung nach weglassen oder ausführlicher behandeln solltest. Die Gefahren des Internets gehören dazu. Du schreibst, was sie nicht sind, aber du gehst mit keinem Wort darauf ein, was gefährlich ist. Das hilft der Oma nicht und steht für mich ziemlich zusammenhanglos da.
Auch wenn das einige Kritik war: ich habe deinen Text gern gelesen.
Viele Grüße
Kersidra

 

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