Was ist neu

Copywrite Muchs Himmelfahrt

Seniors
Beitritt
01.07.2006
Beiträge
1.011
Zuletzt bearbeitet:

Muchs Himmelfahrt

Zittrig rasierte er sich vor dem beschlagenen Spiegel. Das gestern war eindeutig zu viel gewesen. Zu viel in jeder Hinsicht. Zu viel Alkohol, zu viel Koks, zu viel Frauen, zu viel Streit mit Mona, zu viel Unwesentliches. Wann sollte er jemals wieder einen klaren Kopf bekommen, um etwas Vernünftiges zu produzieren? Er bekam Sehnsucht nach einem schlichten Raum mit einem Sessel, einem Tisch, einem Bett. Nach einem weißen Blatt mit nur einer, allerdings perfekten, schwarzen Linie, nach dem kalten, blauen Himmel, nach reiner Liebe, die nur ein Hauch von einem schönen Bild war, schwerelos und vor allem fern.

Und warum, verdammt, stank es hier auf einmal so? Furzte er schon, ohne dass er es selbst merkte? Als er sich vom Spiegel wegdrehte, um das Fenster zu öffnen, war da plötzlich noch jemand im Raum. Der Bocksbeinige saß auf dem Klo wie auf einem Thron. Muchs Knie gaben nach und er taumelte.

"Sie sind hiermit in meinen Klauen, zwischen meinen Bocksbeinen, in meinem Maul. Sie sind demzufolge mir verhaftet. Ich habe Sie im Visier, Sie sind mein auserwähltes Mittel, um Böses zu vollbringen. Sie haben das Recht zu schweigen, zu reden oder sonst was zu tun. So wahr Ihnen Gott nicht helfen wird!"
Much kniete auf dem Boden, er hatte das Gefühl, gleich kotzen zu müssen. Hier unten war der Gestank unerträglich.
"Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie das Subjekt namens Much sind, Künstler, 38 Jahre alt, wohnhaft in Ihrem eigenen Dreck?"
"Ich ... ", Much würgte.
"Ja? Sprechen Sie frei, nehmen Sie Ihr Herz in den Mund und spucken Sie es aus! Ich nehme es Ihnen ab, von Amts wegen wird dann allenthalben überprüft, ob noch Seele daran hängt. Ob hier anwesendes Subjekt überhaupt wert befunden wird, ihm auf den falschen Weg zu helfen."
Much wagte einen zweiten Blick auf den Teufel. Bis auf die Hufe und die gedrehten Hörner sah er eigentlich ganz normal aus. Allerdings war er nackt, wenn auch so dicht behaart, dass sein riesiges Geschlechtsteil aussah wie ein Aal in braunem Seegras. Ein Fellkostüm, Silikonteile und ein bisschen Schwefelwasserstoff und er, Much, fiel sofort auf dieses ganze Theater herein. Er straffte sich.
"Wer sind Sie wirklich, wie sind Sie hier hereingekommen und was wollen Sie? Ich glaube, ich werde gleich die Polizei rufen!" Er konnte sich nicht erinnern, wo er sein Handy hingelegt hatte.
"Um 9 Uhr 38 hiesiger Ortszeit ging in der Hochnotpeinlichen B. & B. Zentralanstalt für Ewige Feuerdynamik ein Notruf ein." Luzifer stand auf, ging auf Much zu, der spürte etwas Intensives, Hitze und Kälte, Anziehung und Abstoßung zugleich, er ließ sich hineinfallen wie in ein weiches Bett, in dem ein scharfes Messer steckt.
„Gute Feen gibt es nicht mehr, dank Incubus-Invasion Numero 497666.“ Dabei tätschelte der Teufel den blauen, nun halbsteifen Aal. Und der Teufel lachte. Nein, er lachte nicht, er sagte: „Hehehehehehehe.“
„Derowegen bin nun ich unrechtlich befugt, in meiner Eigenschaft als der verkommene, verfickte, verräterische Versucher, Ihnen zu helfen.“ Er stemmte eine Hand in die Hüfte, streckte seinen Hintern raus, sah Much mit einem verführerischen Augenaufschlag an und piepste mit hoher Stimme:
„Sä häben änän Wänsch fräh! Sä wärdän där gräßte Känstlär ällär Zätän, Sä wärdän däs änfässbärste, vällkämmänstä Känstwärk schäffän, zä däm jä än Mänsch fähäg wär!“
Dann beugte er sich zu Much hinunter und packte ihn an der Kehle.
„Dafür müssen Sie das Wertvollste opfern, das Sie besitzen. Sie werden sich kraft meiner allmächtigen Vollmacht an nichts mehr erinnern, aber Sie werden sich entscheiden!“
Der Teufel drückte fester zu und Much verlor das Bewusstsein.


Gut gelaunt öffnete Much seinen Gästen. Alle kamen sie gerne, arme Künstlerkollegen, die gutes Essen und reichlich alkoholische Getränke zu schätzen wussten, junge, schöne Frauen, unwiderstehlich angezogen von dem Glauben, sich hier im Zentrum von irgendwas zu befinden, und von der Möglichkeit, ein schlimmes Mädchen sein zu können. Leute wie Henniger, die Geld hatten, Geld, dem sie gerne die Kunstmasche umbanden. Mona, sein Schätzchen, sein Zeitvertreib, seine Folter. Und schließlich, tatsächlich als Letzter, ein junger Mann, den Much noch nicht kannte, der aber auf den ersten Blick erkennen ließ, dass er das nötige Aussehen und genug Arroganz besaß, um romantisches Unglück zu verbreiten. Much warf Henniger einen Blick zu, der nickte verstohlen.
„Willkommen, Sie müssen Manuel sein. Fühlen Sie sich wie zuhause!“ Henniger kam zu ihnen und zog den neuen Gast mit sich fort.

Much setzte sich auf die Couch, seine gute Laune war verflogen. Er würde heute viel Alkohol brauchen, aber es würde das letzte Mal sein. Um ihn herum standen Grüppchen von Leuten, die lebhaft redeten. Worüber zur Hölle konnten die sich bloß alle so angeregt unterhalten? Es gab doch gar nicht so viele Dinge, die es wert waren, so viele Worte darüber zu verlieren. Und er hielt Sprache sowieso für überschätzt, dieser ganze konzeptionelle Kunstscheiß – er hing ihm zum Hals raus, er wollte etwas schaffen, das für sich sprach, zu dem man keine seitenlangen Erklärungen brauchte, etwas unmittelbar Sinnfälliges. Diese ganze heuchlerische, überhitzte Kunstblase wollte er mit nur einem einzigen Werk zum Platzen bringen!

Mona warf sich zu ihm auf die Couch. Da war es schon, das vollkommene Kunstwerk, aber er hatte sie nicht zu dem gemacht, was sie war. Sie war ihm fertig in den Schoß gefallen.
„Was willst du?“
„Ich bin deine Freundin, schon vergessen?“
„Hab gedacht, du willst mich verlassen?“
„Ich bin nicht mehr sauer auf dich. Du brauchst mich … die Tussi da letztes Mal, ich wette, du weißt nicht mal mehr, wie die hieß.“
„Sylvie.“
„Ja ja, sie hatte deinen Schwanz im Mund … was soll´s. Kann passieren!“ Sie stieß ihm den Ellenbogen in die Seite.
Was war das denn jetzt wieder? Letztens hatte sie die Furie gespielt und heute gab sie den verständnisvollen Kumpel. Ihre Hauptbeschäftigung war, ihn zu beschäftigen! Er kam zu nichts mehr, er hechelte seinem Eichhörnchen wie ein dummer Hund hinterher, ohne Aussicht, es je zu erwischen. Und warum? Weil er so vernarrt war in ihr wie mit Tusche gezeichnetes Gesicht, in ihren satten Geruch und nicht zuletzt und vor allem in ihre pneumatische Muschi.
„Schon mal so einen alten Ritterroman gelesen?“
„Weiß nicht, vielleicht. Warum?“
„Da gab es den Begriff des „Verliegens“. Wenn Ritter in ihre Frauen so verliebt waren, dass sie keine Lust mehr hatten, in die Welt zu ziehen und Abenteuer zu bestehen. Ich verliege mich bei dir.“
„Du bist in mich verliebt?“ Sie hatte das einzig für sie Wesentliche bei seiner Botschaft verstanden. Und sie wurde rot vor Freude.
„Ich muss auch mal was anderes machen, als mich um deine Launen zu kümmern.“
„Du willst Geld von Typen wie Henniger nehmen und es den Armen geben? Witwen und Waisen beschützen? Mir einen Keuschheitsgürtel anlegen?“ Sie kicherte und kuschelte sich an ihn. Es fühlte sich so gut an, brauchte er wirklich mehr als das? Weich, warm, warm, sie lullte ihn ein, machte ihn willenlos, träge Blasen aus Glück blubberten in ihm.

Aber die Pistole lag bereits auf dem Tisch und wartete darauf, abgefeuert zu werden.
Much und Mona tanzten, sie tranken, sie schnupften weißes Pulver, sie liebten sich. Alle Schranken schienen aufgehoben, nichts trennte sie voneinander, nichts trennte sie von irgendwas oder irgendwem, nichts konnte sie aufhalten, nichts war falsch, sie waren so übervoll mit Allem, dass sie jedem geben konnten …
Und so fand sich Much schließlich auf seinem Bett mit drei nackten Frauen, von denen keine Mona war. Die glatten Körper erschienen ihm wie sich windende Schlangen, die ihn bald erdrücken würden. Er schob sie weg und stand auf. Noch ein Blick zurück, auf seinem Bett wogte es weiter, niemand vermisste ihn. Er wollte zu Mona.

Die sitzt noch immer auf der Couch, allerdings nackt. Zwischen ihren weit gespreizten Beinen steht ein junger Gott und wiegt sich in Sicherheit. Aber neben ihrem Kopf steht auch ein hässlicher alter Faun mit Fassbauch. Manuel fickt sie und Henniger drückt seinen Schwanz in ihr präraffaelitisches Madonnengesicht. Much rastet aus. Manuel schlägt er von hinten mit der Faust auf den Kopf, Henniger mit der anderen so fest er kann in den Wanst. Fassungslos nimmt er gleichzeitig wahr: Mona ist nicht so weggetreten, wie er es gerne hätte. Es passiert nicht viel, keiner tut sich weh, nur die Stimmung kippt gehörig.

„Alter, stell dich nicht so an. Ob jetzt einer oder zwei was mit ihr machen, ist doch egal.“ Hennigers Erregung nimmt nicht ab.
Mona reißt die Augen auf.
Manuel sagt auch was: „Ich hab doch genau das getan, was ich tun sollte.“
„Du gehst einfach! Raus hier!“ Much zittert am ganzen Körper.
Manuel verzieht sein schönes Gesicht. „Was ist mit meinem Geld?“
Mona sieht Much an. „Was für ein Geld? Much, ich versteh nicht, ich wollte nicht … du hast doch auch … Much, was meint er mit dem Geld?"
Henniger schiebt endlich sein Ding in eine Hose. „Schon gut, Manuel, ich mach das dann schon, geh jetzt!“ Manuel geht relativ unarrogant ab.
„Was macht er dann schon?“ Monas Stimme kippt. Sie steht auf und stellt sich vor Much. „Was ist hier eigentlich los? Sag doch endlich, ich kapier das alles nicht!“
Much dreht sich weg, hin zu Henniger, und schreit:
„Und du musst sofort jede Gelegenheit nutzen, um deinen Schwanz irgendwo hinzustecken, oder? Sie ist meine Freundin, schon vergessen? Du rubbelst dir auf dem Gesicht meiner Freundin einen ab, hast du sie noch alle?“
„Du wolltest sie doch loswerden, oder? Du hast doch gesagt: Ich muss ihren Bann brechen, sonst kann ich nicht mehr arbeiten.“ Den letzten Satz säuselt Henniger affektiert. „Ob sie jetzt nur von Manuel gevögelt wird oder ich auch noch ein bisschen auf meine Kosten komm dabei, was soll´s?“
„Und weiter? Ich will´s jetzt wissen, was hier eigentlich vorgeht!“ Mona ist eine Marmorsäule, starr, glatt und farblos.
In Much geht das Licht aus, als er merkt: Henniger legt erst richtig los.
„Er wollte, dass ich jemanden anheuere, um dich zu vögeln. Jemanden, der unwiderstehlich ist.“ Henniger sieht irgendwie zufrieden dabei aus, Much entgeht das nicht.
„Mona, das war doch nur, weil wir uns gestritten haben.“
„Du bezahlst also jemanden, damit er mich vögelt, damit du mich dabei erwischst, damit es leichter für dich wird, mich loszuwerden? Damit du frei bist für deine Scheiß-Kunst? Ist das so richtig?“
Jetzt ist sie ein weiß glühender Stein.
„Und du? Lässt jeden an dich ran, der dich haben will! Sogar Henniger, diesen alten Hurenbeutel!“
„Henni, bringst du mich nach Hause? Ich hab hier nix mehr vor.“
„Du lässt dich von dem nach Hause bringen? Merkst du nicht, wie großen Spaß es ihm macht, uns auseinanderzubringen? Willst ihn wahrscheinlich nochmal drüberlassen.“
Mona zieht sich schweigend an, bei der Tür, die Henniger ihr aufhält, dreht sie sich um. Sie sieht so traurig aus. Das hat sie also auch drauf?
„Besser wär gewesen, du hättest mich gleich richtig gekillt.“


Es war vollbracht. Much breitete die Arme aus, drehte sich einmal um die eigene Achse, ließ sich von allen Seiten mit Licht überfluten. Wochenlang hatte er geschuftet, geschwitzt, geweint, verworfen, neu angefangen. Hatte alles hier raufgeschleppt, weil er dem Himmel nah sein wollte. Hatte Regen, Hitze und Wind getrotzt. Hatte alles andere vergessen.
Nun stand es fertig vor ihm. Oder besser gesagt, an das Geländer der Dachterrasse geschraubt. Das obere Ende stieß ins Blau des Himmels.
Das ultimative Kunstwerk. Sein Werk. Seinem Innersten entsprungen. Wahr, echt, ausdrucksvoll, für sich selbst sprechend. Das Irdische überschreitend, sein Weg in ein höheres Sein. Für alle ein Weg in ein höheres Sein. Es würde die Kunst revolutionieren. Weil es in seiner Transzendenz den tiefsten Sinn der Kunst unmittelbar zeigte. Für alle sichtbar.
Es war --- eine Leiter. Hie und da mit glitzernder Goldfarbe beschmiert.
Much fühlte sich leicht wie eine Feder, als er den Fuß auf die erste Sprosse setzte. Höher und höher ging es, er jauchzte. Dem Licht immer näher. Eine Sprosse brach, er verlor das Gleichgewicht und fiel.
Und Much lachte, nein, er lachte nicht, er schrie: Hehehehehehehe.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Andrea,

Und schließlich, tatsächlich als Letzter, ein junger Mann, den Much noch nicht kannte, der aber auf den ersten Blick erkennen ließ, dass er das nötige Aussehen und genug Arroganz besaß, um romantisches Unglück zu verbreiten. Much warf Henniger einen Blick zu, der nickte verstohlen.
„Willkommen, Sie müssen Manuel sein. Fühlen Sie sich wie zuhause!“ Henniger kam zu ihnen und zog den neuen Gast mit sich fort.

Das ist mir übergangstechnisch fast zu schnell. Sonst ist das überall sehr gut und spritzig, aber hier ... er wirft Henninger einen Blick zu, der nickt verstohlen und dann - "Sie müssen Manuel sein." Das bezieht sich natürlich auf den neuen Gast vom Vorsatz, aber irgendwie ... Henninger wurde auch erst vorgestellt, der ist genauso neu .. also wenn man das zum ersten Mal liest, blinzelt man glaub zwei Mal mehr als man vielleicht müsste und man fragt sich kurz wer spricht und wer ist wer nochmal. Sonst funktioniert das überall sehr gut, aber wenn da noch stünde, der neue Gast trat vor Much, oder Much sagte ... würde mich nicht stören, wenn man das nicht weglässt. Ich bin aber irgendwie auch kleinlich im Kopf bei so Sachen, weiß auch nicht warum. Hab immer das Gefühl, bin da der einzige, der das gerne klarer hätte, wenn ich das jetzt lese, stört es mich schon nicht mehr so, aber beim ersten Lesen halt ... man versteht doch erst beim nächsten Satz, wer wie was sagt. Da gibts dann doch diesen kleinen Moment, da entsteht ein kleiner Fragezeichen im Kopf. Und jetzt guter im Sinne von Sinne von: uuuuhhhh wer ist der Killer? Sondern halt .. häh, wer redet da?

Henniger drückt seinen Schwanz in ihr präraffaelitisches Madonnengesicht

muss ich lachen :)


Der Text ist richtig gut, ich find den Anfang toll, wie du den Teufel darstellst, wie du Much zeichnest und die Sprache, das ist alles richtig schön und flüssig, der Aal zwischen dem Seegras ist auch gut.

„Du gehst einfach! Raus hier!“ Much zittert am ganzen Körper.
„Was ist mit meinem Geld?“
„Was für ein Geld? Much, ich versteh nicht, ich wollte nicht … du hast doch auch … Much, was meint er mit dem Geld?“ Mona sieht ihn an.

Hm, ja. Hier wieder. Ist das einzige, was mich am Text stört. Da sind vier Leute jetzt. Ich würds einfach klarer machen, wer spricht. Ist einfach leserfreundlicher. Oder bin ich behindert im Kopf? Ich greif da nicht zum "logischen Sprecher" und nehm den an ... sondern ... weil da gibt es streng genommen doch mehrere Möglichkeiten jetzt ... mehrere Möglichkeiten ... und da flattert bei mir alles im Hirn, da flatterts und flatterts und ich komm einfach raus.

Wer sagt: "Was ist mit meinem Geld?" Das könnten doch alle drei sein. Dann im nächsten Satz wird klar ... okay, Mona ist es nicht, dann kann es aber immer noch Henninger oder Manuel sein ... Warum muss ich zwei Sätze lesen, um das rauszufinden? In einem Dialog wäre das klar … Manuel wäre logisch ... da kann man die Inquit-formeln weglassen, aber hier ... es sind vier Leute, die reden. Wenn vier Leute reden, kann man eigentlich nix weglassen. Das hätte auch Henninger sagen können. Da check ich ja auch noch überhaupt nichts, was da passiert in der Szene, da orientiere ich mich erst. Soll ja auch so sein. Wie Geld? Häh? Was? Soll sich der Leser fragen. Aber nicht: wer spricht?

Der "Dialog-Logik" nach, müsste doch auch "Was für ein Geld?" - das müsste jetzt Much sagen oder nicht? Ist dann aber die Mona, die das sagt, das kriegt man dann 12 Wörter später mit. Drum hauen Autoren auch Inquit-Formleln gerne auch früh rein. "Hör mal", sagte Henninger, "ich weiß nicht, was..."

Du machst das halt auch umgekehrt. Auf Englisch, da gibts auch ein spezielles Wort für, fällt mir jetzt nicht ein, aber der Amerikaner, der gelesen werden will, der lernt das so, der setzt "Much zittert" oder "Mona schaut ihn an" oder "Henrichs Erregung nahm nicht ab" das setzt er fast immer vor die wörtliche Rede und nicht dahinter. Du setzt die Handlung ja fast immer hinter das Gesagte, versteh ich nicht. So ist das im Kopf immer so ein ... ach so .. der war's ... umgekehrt fließt das "Ansehen" oder das "Anschauen" gleich mit in das Gelesene.

Also so:
Mona sieht ihn an. "Was für ein Geld? Much, ich versteh nicht, ich wollte nicht … du hast doch auch … Much, was meint er mit dem Geld?“

Und:
Henniger schiebt endlich sein Ding in die Hose. „Schon gut, Manuel, ich mach das dann schon, geh jetzt!“

Das kommt jetzt kleinlich vielleicht, aber das finde ich einfach besser so.

Das ist halt auch übel anstegend für einen Autor, wenn vier Leute im Raum sind und reden. Da muss man halt auch mal was wiederholen, wenns nicht anders geht, dann ist es "etwas unschöner" und scheiß drauf. Der Leser kriegt das echt gar nicht mit. Guck mal Jimmy, der macht das jetzt einfach so Carver-mäßig (Wars Carver?). und immer wieder "sagte". Fast jedes Mal, immer und immer wieder "sagte". Und alles ist klar und jeder kommt mit und seine Texte werden in einem Schwung gelesen und die Leute denken null über Inquit-fomeln nach und konzentrieren sich zu 100% auf die Figuren und seine Dialoge werden in den Himmel gelobt.

Auch hier frage ich mich:

„Was macht er dann schon?“ Monas Stimme kippt. Sie steht auf und stellt sich vor Much.
„Was ist hier eigentlich los? Sag doch endlich, ich kapier das alles nicht!

Warum neuer Absatz? Ist das logisch, dass da ein neuer Absatz kommt, wenn Mona weiterredet? Da denke ich im ersten Moment auch: Neuer Absatz ... also redet wer Neues? Das ist keine Regel jetzt, wie man das macht da mit dem Absatz, aber ... ich bin bisschen unzufrieden. Also wenn schon Absatz vor dem Aufstehen oder?


Aber wie auch immer … wahrscheinlich stört das niemand außer mich.

Der anfang ist super, der Teufel ist witzig, sonst mag ich den Stil total, auch das Kumpelhaft AUftreten von Mona zwisschndrin fand ich nett, jetzt zum Schluß ... der Preis für die Kunst ist seine Mona ... der Manuel ist wohl der Teufel ... man muss leiden um Kunst zu machen, also ich finde, das ist alles eine sehr schöne Hommage an offshore auch. :)

Much setzte sich auf die Couch, seine gute Laune war verflogen. Er würde heute viel Alkohol brauchen, aber es würde das letzte Mal sein. Um ihn herum standen Grüppchen von Leuten, die lebhaft redeten. Worüber zur Hölle konnten die sich bloß alle so angeregt unterhalten? Es gab doch gar nicht so viele Dinge, die es wert waren, so viele Worte darüber zu verlieren. Und er hielt Sprache sowieso für überschätzt, dieser ganze konzeptionelle Kunstscheiß – er hing ihm zum Hals raus, er wollte etwas schaffen, das für sich sprach, zu dem man keine seitenlangen Erklärungen brauchte, etwas unmittelbar Sinnfälliges. Diese ganze heuchlerische, überhitzte Kunstblase wollte er mit nur einem einzigen Werk zum Platzen bringen!

schön :)

Ist auch schön mal wieder was zu lesen, wo was passiert, wo es einen Konflikt gibt, der auch aufgelöst wird und so. Dass die Frau dann die Kunst zerstört … ist interessant. Sie gibt auch viel her, klar, aber dass man sagt, jetzt bin ich so bessessen von ihr, so mit ihr beschäftigt, ich löse mich quasi auf in meiner Liebe zu ihr und kann nicht mehr Kunst machen, kann gar nix mehr, finde ich einleuchtend, was nicht zu der Perspektive passt, finde ich, die Stelle, da läuft Manu rein und Much denkt, er könnte "romantisches Unglück" bringen ... irgendwie ...

dass er das nötige Aussehen und genug Arroganz besaß, um romantisches Unglück zu verbreiten

So formuliert? Uhhh … der sieht aber nach einem romantischem Unglück aus. Irgendwie stolpere ich über die Stelle, wie du Manuel da beschreibst ... ist aber die einzige Stelle im Text, wo ich mit der männlichen Perspektive nicht so ganz klar komme. Sonst finde ich das alle gut.

Zurück zu der alles zerstörenden Frau ... das wird halt auch nur kurz angerissen, aber so das Prinzip finde ich interessant, das ist so Künstlerdenken und Künsterlogik auch, also ... wenn er jetzt um die Mona leidet, weil er alles verkackt hat, umso besser, dann kommt erst recht Kunst dabei raus, hier die goldene Leiter. Wobei Mona auch Kunst war … aber nicht von ihm. Sie war halt so schon perfekt. Also tötet er sie, und ihren Geist setzt er dann in Kunst um.
So der Künstler als permanent zerrütette Seele ist das auch, die auch keine Ebenmäßigkeit und Einfachheit im Leben verträgt ...wobei das schon wieder in eine andere Richtung geht, das wäre die langweilige, einschläfernde, zufriedenstellede Beziehung, das wäre Yoko Ono oder mit wem auch immer Paul Maccartney die letzten vierzig Jahre abgehangen ist, "When I'm 64, will you still love me?" und so, Mona ist ja eher so die Frau, über die Mick Jagger gerne singt, "Beast of Burden" und so weiter, "No use in crying" "Worried about you" ... we both know you're not the only one ... aber .. baby! ... und Mick singt und Mick brüllt und Mick weint und hin und her … Das ist ja das andere Extrem, die unerreichbare, immer nur flüchtig zu habende Frau, die nie wirklich glücklich machende Frau, von der man so bessessen ist, dass man nix auf die Reihe kriegt, die man dann, im Extrem, vielleicht töten muss, damit man den Schmerz in eine goldene Leiter sublimieren kann. Im Grunde ist Mona hier der Teufel selbst. Sie ist die Verführung, die Sucht, die Much und sein ganzes Schaffen zur Gänze konsumiert. Da bekämpft Much seinen Teufel mit dem echten Teufel. Mit Incubus hat das wahrschinich auch was zu tun.


Ich habs sehr gern gelesen!

MfG,

JuJu

 

Hey Juju, das mit dem Dialog hab ich schon befürchtet, ich bin ja nicht gerade die größte Dialogschreiberin. ;) Ich hab es jetzt vorerst mal hoffentlich etwas klarer gemacht. Ich bin zur Zeit etwas im Stress und kann es nicht mit Muße machen. Muss ich mir nächste Woche nochmals ansehen.

Du hast natürlich recht und schön, dass es bei dir angekommen ist. Danke dir! :)

 

„Da gab es den Begriff des [‚]Verliegens[’]. Wenn Ritter in ihre Frauen so verliebt waren, dass sie keine Lust mehr hatten, in die Welt zu ziehen und Abenteuer zu bestehen. Ich verliege mich bei dir.“

Ist denn schon Himmelfahrt,

stressgeplagte andrea,

wo’s doch eher einer Höllenfahrt gleicht, trotz oder wegen der Himmelsleiter? Aber wer weiß schon, ob nicht diese Örtlichkeiten die Rollen getauscht haben.
„Ich rief den Teufel und er kam, / Und ich sah ihn mit Verwundrung an. / Er ist nicht häßlich und ist nicht lahm, / Er ist ein lieber, scharmanter Mann, / Ein Mann in seinen besten Jahren, / Verbindlich und höflich und welterfahren. / … “ (Buch der Lieder) heißt es einmal bei Heine, und einige Jahre später – in den neuen Gedichten - ist der schlimmste Teufel – Venus, die einen – und hieße er Much - in ihren Krallen hält. Much too ficke-fucke für Tante Friedchen.

Kleinere Anmerkung
Hier wäre ein Pärchen Kommas oder Gedankenstriche angesagt

Und warum[,/ - ] verdammt[, / - ] stank es hier auf einmal so?
Hier ein bisschen Luft zu lassen
"Um 9[…]Uhr[…38 hiesiger Ortszeit

Einmal schnappt m. E. die Fälle-Falle zu
Nun stand es fertig vor ihm. Oder besser gesagt, an das Geländer der Dachterrasse geschraubt
Much schraubt es an „das“ Geländer, danach ist es am Geländer (fest)geschraubt.

Übrigens steht verliegen zum liegen in einem ähnlichen Verhältnis wie’s verlaufen zum laufen: Man landet im „falschen“ Bett. Es meint den Ehebruch.

Gruß

Friedel,
der ein durchaus durchwachsenes Leseerlebnis hatte

 

oh ja, Andrea,

du hast nichts von deiner wunderbaren Wucht verloren!

Das einzige, was mich gestört hat ist der "Anfang"... braucht es das, dass der Teufel so förmlich spricht? Ich verstehe dahinter den Sinn nicht. Ab dem Moment, wo er so lustig daherredet, finde ich den Text genial. Da ist wirklich so viel Dynamik dann drin und ich liebe deine Texte sowieso, das muss ich jetzt mal sagen, weil du so direkt bist. Aber dieses

"Um 9Uhr38 hiesiger Ortszeit ging in der Hochnotpeinlichen B. & B. Zentralanstalt für Ewige Feuerdynamik ein Notruf ein."
gefällt mir persönlich nicht. dann:
„Sä häben änän Wänsch fräh! Sä wärdän där gräßte Känstlär ällär Zätän, Sä wärdän däs änfässbärste, vällkämmänstä Känstwärk schäffän, zä däm jä än Mänsch fähäg wär!“
absolut geil, echt!

Ansonsten bleibt mir nicht viel zu sagen. Mir gefällt der Text ausgezeichnet und ich frage mich,was du ansonsten so machst bzw. unter welchem synonym deine Romane zu kaufen sind ...

Lollek

 

Hey Andy,

also gerade der Anfang mit dem Teufel hats mir angetan, auch wenn's die xte Version des bockhufigen und gehörnten Teufels ist, hat mir das großen Spaß gemacht. Es war auch klar, dass du den Teufel trotz zweier fetter Hörner noch da einen Riesenschwanz zwischen den Beinen baumeln lässt - da merkt man auch dem Text an, dass dir die Beschreibung selbst wohl am allermeisten Spaß gemacht haben muss. :P
Dieses humoristische Aufbrechen einer dramatischen Situation - das gelingt dir am ehesten. Ich dachte kurzzeitig daran, ob du mal nicht einfach ganz ernst so eine Situation beschreiben kannst - aber ich glaub, das wär langweilig, das wär dann nicht mehr Andy.

Ab dann wurds für mich ein bisschen undurchsichtig mit dem Kuddelmuddel an Menschen und ihren Intentionen und Handlungen, am ehesten sind natürlich Much und Mona zu verstehen. Manuel ist der Körper, der benutzt wird, Henniger übernimmt da den Part des Teufels - aber im Grunde handelt niemand von denen engelsgleich - die sind alle verkorkst, Henniger ist der Agent von Much und ist natürlich aus Prestige Gründen aber auch aus finanziellen Gründen am Erfolg Muchs interessiert, Much will ein Meisterwerk erschaffen, Manuel will Geld und bekommt nebenbei noch n Fick und Mona? Ja, die lässt sich so treiben von dem Ganzen, geht bisschen ihren Trieben nach, wird vom Teufel verführt.
Und Much glaubt, das zu bekommen was er will und fällt dann doch auf den Trick des Teufels rein? Hat er letztlich seinen Körper usurpiert, oder was soll dieses teufelsgleiche "Lachen" am Ende mit dem "Hehehehehe".

Ich müsste das natürlich ein zweites Mal lesen, um es letztendlich zu kapieren, aber das war jetzt mein erster Eindruck von dem Text. Hat mir auch sprachlich gut gefallen; diese ironisch-distanzierte Schreibart ist wahrscheinlich eine der besseren Arten solche Geschichten zu erzählen.

Den Wechsel ins Präsens mitten im Text mit der Sexszene habe ich nicht verstanden.

Küsschen und viel Liebe!

Jo

 
Zuletzt bearbeitet:

Höher und höher ging es, er jauchzte. Dem Licht immer näher. Eine Sprosse brach, er verlor das Gleichgewicht und fiel.
Und Much lachte, nein, er lachte nicht, er schrie: Hehehehehehehe.

Als einstens Quinn im Spoiler seines Kommentars zur Much-Geschichte - die ja ursprünglich ein Maskenballtext war - dich, Andrea, als mögliche Autorin nannte, empfand ich das damals als eine Art literarischen Ritterschlag. Immerhin kannte ich ja schon einige deiner Texte.
Na ja, jetzt kannst du dir vielleicht vorstellen, wie aufgeregt ich war, als unsere Glücksfee Novak dich mir zuloste, und wie noch aufgeregter, als ich in deinem Copywrite-Titel den Namen Much entdeckte. (Nach wie vor ist Much im Frühling für mich derjenige meiner Texte, auf den ich mir am meisten einbilde.)
Jessas, war ich aufgeregt, als ich zu lesen begann …


"Wer sind Sie wirklich, wie sind Sie hier hereingekommen und was wollen Sie? Ich glaube, ich werde gleich die Polizei rufen!"
Autsch! Das so aus Muchs Mund zu hören, fand ich ganz, ganz furchtbar. Ich mein, der Typ ist übernachtig und schwer verkatert, sieht sich in seinem Badezimmer plötzlich dem leibhaftigen Herrseibeiuns gegenüber und dann redet parliert er, als würde er von einem Zettel ablesen, den er sich vorsichtshalber für genau solche Situationen an den Rasierspiegel gepickt hat? Man weiß ja nie?
Ich glaube, ich werde gleich die Polizei rufen!" Nein, Andrea, das geht wirklich nicht. Das klingt wie die Dialogzeile aus einer Derrick-Folge.

So, was war noch? Genau, beim ersten Lesen vorgestern hat mich die stellenweise etwas verwirrende Dialogregie einige Male auf die Fresse fliegen lassen, aber das hast du mittlerweile eh verbessert.
Ja, und das war’s schon mit offshoreschem Gemecker.

Alles andere nämlich fand ich einfach großartig. Die Anfangssequenz ist grandios und der Rest (ziemlich sehr) großartig. Ein wirklich starker Text. Wäre ich ein überheblicher Hund, würde ich sagen, er braucht sich vor meinem Original wahrlich nicht verstecken, aber weil ich eben kein überheblicher Hund bin, sondern mehr so der ruhige, bescheidene Typ, sag ich, so einen Text hätte ich gern selber zustande gebracht.
Der hat nämlich vom Beginn weg eine unheimliche Rasanz und die lässt bis zum Schluss auch nicht nach. Chaotisch, eindrücklich, bacchantisch, orgiastisch, wild, hemmungslos, sprachlich ungemein kraftvoll, ja, ziemlich irre eigentlich …
Schon nach wenigen Zeilen taucht der leibhaftige Teufel auf, und nein, nicht wie bei mir als cooler Kurt Cobain-Wiedergänger in Lederjacke, sondern im klassischen satanischen Outfit, gehörnt, behuft, fellig, stinkend, mit wahrlich ichtyochem Gemächt und einem Sprachduktus, als würde ihm die Jelinek einflüstern.

"Ja? Sprechen Sie frei, nehmen Sie Ihr Herz in den Mund und spucken Sie es aus! Ich nehme es Ihnen ab, von Amts wegen wird dann allenthalben überprüft, ob noch Seele daran hängt. Ob hier anwesendes Subjekt überhaupt wert befunden wird, ihm auf den falschen Weg zu helfen."

Dabei tätschelte der Teufel den blauen, nun halbsteifen Aal. Und der Teufel lachte. Nein, er lachte nicht, er sagte: „Hehehehehehehe.“
„Derowegen bin nun ich unrechtlich befugt, in meiner Eigenschaft als der verkommene, verfickte, verräterische Versucher, Ihnen zu helfen.“ Er stemmte eine Hand in die Hüfte, streckte seinen Hintern raus, sah Much mit einem verführerischen Augenaufschlag an und piepste mit hoher Stimme:
„Sä häben änän Wänsch fräh! Sä wärdän där gräßte Känstlär ällär Zätän, Sä wärdän däs änfässbärste, vällkämmänstä Känstwärk schäffän, zä däm jä än Mänsch fähäg wär!“
Dann beugte er sich zu Much hinunter und packte ihn an der Kehle.
Wahnsinn!

Besonders interessant fand ich natürlich auch, dass du offenbar aus mehreren meiner Geschichten geschöpft und wie du dann aus deren Protagonisten eine neue Figur destilliert hast. In deinem neuen Much erkenne ich sowohl Züge des versoffenen, desillusionierten Luis, der für seine fragwürdigen Träume alles zu opfern bereit ist, als auch meinen originalen Much, den idealistischen Träumer voller Selbstzweifel, trotzdem optimistisch. Und Mona, die verstorbene Frau von Luis, darf auch endlich mal lebendig sein. Und wie. Das freut mich besonders. Na ja, verrückt sind sie wohl alle.

Ich hab die Geschichte jetzt viermal gelesen, Andrea, kein Witz, und sie gefällt mir von Mal zu Mal noch ein bisschen besser. Immer wieder entdecke ich was Neues.
Ich bin sicher nicht zum letzten Mal da.


offshore

(Die Narzissen darfst du ruhigen Gewissens behalten. Die hast du dir verdient. :))

 

Also ich find den ersten Absatz ein bisschen albern. Ich hab das aber auch öfter so oder so ähnlich gelesen und mit Stimme verstellen und „Aal in Seegras“ und Püpse … na ja, also meins war’s nicht.
Der erste Satz, den ich wirklich mochte, war: „junge, schöne Frauen, unwiderstehlich angezogen von dem Glauben, sich hier im Zentrum von irgendwas zu befinden, und von der Möglichkeit, ein schlimmes Mädchen sein zu können.“ - Und hier vor allem den ersten Teil: Unwiderstehlich angezogen von dem Glauben, sich hier im Zentrum von irgendwas zu befinden. Also auf das „Zentrum von irgendwas“ muss man erstmal kommen. Ich finde das auch so eine präzise Beschreibung für irgendwas, das so indifferent in der Luft unserer Zeit liegt. Eigentlich egal bei was, Hauptsache man ist im Zentrum und an der Spitze davon. Ob bei Pegida, den Piraten oder Femen: ist eigentlich scheißegal. Ob links- oder rechtsradikal, Hauptsache radikal.

Ihre Hauptbeschäftigung war, ihn zu beschäftigen!
Ja, das sind so Spielereien, aber sehr wirkungsvolle. Auch, dass sie sagt: Ich wette, du weißt nicht mal wie sie heißt. Er sagt „Sylvie“ und sie geht sofort drüber hinweg. Das ist auch eine schöne Dynamik.
Hmpf, das war alles? Ich finde als eigenständige Geschichte ist das schon wirr. Da wird ein Faust’scher Pakt vorbereitet, in der Mitte die Szene mit Mona, die irgendwie 2/3 des Textes ausmacht, die hängt dazwischen. Und das Ende des Textes ist unverständlich, wenn man die Vorlage nicht kennt.
Würde die Geschichte was verlieren, wenn man entweder Anfang und Ende komplett streicht oder den Teil in der Mitte? Der Teil in der Mitte wär ja irgendwie noch Geschichte, wenn auch die Figuren wenig Profil hätten, weil man den Rest bei offshore suchen muss. Aber Anfang und Ende wären doch ziemlich schwierig.
Hm, ich find’s stilistisch und vom Fabulierungswillen interessant, aber von der Kohärenz oder der Geschichte an sich her … nee. Ich finde diese Copywrite-Geschichten sollten auch für sich alleine funktionieren und das tut dir hier, in meinen Augen, überhaupt nicht.

 

Hallo Andrea,

ich versteh jetzt gar nicht so recht, aus welcher Runde Du jetzt den offshore hattest. War das ne selbstauferlegte Ersatzleistung? Ich hatte eigentlich ein ganz anderes Copy-Versäumnis in Erinnerung. Aber macht ja nichts, weil den Much liebe ich ja und da interessiert mich die Copy, aus welchen Zusammenhängen die auch kommen mag, auch.
Das Thema der Rolle der Frau für den Künstler, oder allgemeiner für den machenden Mann, wenn man da die Ritter reinrechnet, find ich sehr spannend. Ist ja auch echt ne Gratwanderung zwischen Muse und Yoko, zwischen produktiver Stimulation und Absorption. Und Du bringst da ja auch ne Menge klassischer Künstler-Topoi zusammen. Das mit diesem umgekehrten Pygmalion fand ich auch clever. Mona stört ihn halt auch, weil sie perfekt ist, aber eben nicht sein Geschöpf. Und dann gelingt dieser Versuch der Entzauberung ihm doch ein Stück weit, als sie da von der lebendigen Frau zur Steinstatue wird. Also als Plot finde ich den Künstler, der sich der lähmenden Anti-Muse entledigen will, ausgezeichnet. Und es gibt auch viele Stellen, wo das sehr gut getroffen ist, mit den träge blubbernden Blutblasen und so. In der Umsetzung ist es mir allerdings noch ein bisschen zu wirr und unentschlossen. Und ich versteh auch nicht, wozu die oben skizzierte Handlung die teuflische Intervention noch braucht, die Plotline macht da für mein Gefühl ein völlig neues Fass auf und ist im Moment noch nicht so harmonisch integriert. Mag auch daran liegen, dass mir der zweite Teil vom Stil und Humor her viel besser gefiel als der erste. Also statt des Teufel-Teils hätte ich mir eher eine ausführlichere Darstellung der Figuren und der Musen-Künstler-Dynamik gewünscht. Im Text steckt zwar alles drin, was man zum Verstehen braucht, aber das wird einem erzählerisch so auf dem kürzesten aller möglichen Wege vermittelt, dass es auf mich stellenweise schon etwas übers Knie gebrochen wirkt: Früher irgendwie Beziehungsstress, dann erklärt Much kurz das Problem der lähmenden Harmonie, dann geht's rappzapp zum Gruppensex und tadaa da wird auch schon der Plan enttart und schön explizit ausgebreitet, damit es auch jeder kapiert. Du zitierst Dich da an einigen Stellen auch selbst - mit dem Faun aus Bandenknall und so - aber wo Du dort die Stimmung ganz langsam aufbaust und dichter werden lässt, komm ich hier gefühlsmäßig nicht so richtig mit. Es wird halt summarisch eine rauschhafte Stimmung behauptet:

Much und Mona tanzten, sie tranken, sie schnupften weißes Pulver, sie liebten sich. Alle Schranken schienen aufgehoben, nichts trennte sie voneinander, nichts trennte sie von irgendwas oder irgendwem, nichts konnte sie aufhalten, nichts war falsch, sie waren so übervoll mit Allem, dass sie jedem geben konnten …
Also ich find das gut geschrieben, vor allem das mit dem Allem, das genug für jeden ist, und dann auch dieses Bettengewusel mit den drei Frauen, aber es ist mir trotzdem zu knapp. Henninger und Manuel bleiben dabei ja auch nur so Pappfiguren. Ich find's schon auch gut geschrieben, aber gerade weil ich das Thema so interessant finde, hätte ich mir da einfach mehr gewünscht, vor allem mehr Sinnesrausch, Szenen, in denen man gezeigt bekommt, wie Much arbeitet, wie verrückt er nach Mona ist, wie sie ihn lähmt, wie er verzweifelt. Nicht nur so kurze Berichte, dass das so ist. Und was mich dann halt so ein bisschen ärgert ist, dass gerade Du sowas ausgezeichnet schreiben könntest, ich es aber hier nicht zu lesen gekriegt habe.

lg,
fiz

 

Hey Juju!

Das ist mir übergangstechnisch fast zu schnell.
Ja, ich glaub, das ist allgemein das Problem bei der Geschichte (Fiz´ und Quinns Kritik gehen ja im Prinzip auch in dieses Richtung), nicht nur bei dieser Stelle, dass ich es eben zu rasant mache. Das soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber Fieber und Husten haben mich im März für zwei Wochen aufs Lager geworfen (ich hoff, das klingt jetzt dramatisch genug :D) und ich wollte aber unbedingt bis zur Deadline fertig werden, sprich, ich hatte zu wenig Zeit.
Ich bin aber irgendwie auch kleinlich im Kopf bei so Sachen, weiß auch nicht warum. Hab immer das Gefühl, bin da der einzige, der das gerne klarer hätte, wenn ich das jetzt lese, stört es mich schon nicht mehr so, aber beim ersten Lesen halt ... man versteht doch erst beim nächsten Satz, wer wie was sagt. Da gibts dann doch diesen kleinen Moment, da entsteht ein kleiner Fragezeichen im Kopf. Und jetzt guter im Sinne von Sinne von: uuuuhhhh wer ist der Killer? Sondern halt .. häh, wer redet da?
Ja, ich denke, das ist nicht dein Problem sondern meins, also sowas sollte beim Lesen nicht passieren. Wobei ich nicht meine, dass man nicht ab und zu beim Lesen stoppen sollte, aber eben nicht wegen einer banalen Verständnisfrage, sondern weil man über was Wesentliches nachdenken muss, also kurz gesagt: mein Fehler!
Henniger drückt seinen Schwanz in ihr präraffaelitisches Madonnengesicht
muss ich lachen
Konnte ich mir nicht verkneifen, endlich mal eine Künstlergeschichte und ich kann meine paar Semester Kunstgeschichte anbringen!
Der Text ist richtig gut, ich find den Anfang toll, wie du den Teufel darstellst, wie du Much zeichnest und die Sprache, das ist alles richtig schön und flüssig, der Aal zwischen dem Seegras ist auch gut.
Bei diesem ersten Teil scheiden sich ja sehr die Geister, ich spür da ehrlich gesagt schon auch, dass vielleicht die einzelnen Teile inhomogen sind. Aber wie Jo schon sagt, es hat Spaß gemacht, mal den Teufel darzustellen. Und es freut mich, dass sich der Spaß auf einige von euch überträgt.
Hm, ja. Hier wieder. Ist das einzige, was mich am Text stört. Da sind vier Leute jetzt. Ich würds einfach klarer machen, wer spricht. Ist einfach leserfreundlicher. Oder bin ich behindert im Kopf? Ich greif da nicht zum "logischen Sprecher" und nehm den an ... sondern ... weil da gibt es streng genommen doch mehrere Möglichkeiten jetzt ... mehrere Möglichkeiten ... und da flattert bei mir alles im Hirn, da flatterts und flatterts und ich komm einfach raus.
Du bist überhaupt nicht behindert, ich bin eine untalentierte oder besser gesagt ungeübte Dialogschreiberin!
Da check ich ja auch noch überhaupt nichts, was da passiert in der Szene, da orientiere ich mich erst. Soll ja auch so sein. Wie Geld? Häh? Was? Soll sich der Leser fragen. Aber nicht: wer spricht?
Genau, der Spannungsmoment geht flöten, wenn´s Verständnis ruckelt. Ich hoff, dass es jetzt ein bisschen verständlicher ist.

Du machst das halt auch umgekehrt. Auf Englisch, da gibts auch ein spezielles Wort für, fällt mir jetzt nicht ein, aber der Amerikaner, der gelesen werden will, der lernt das so, der setzt "Much zittert" oder "Mona schaut ihn an" oder "Henrichs Erregung nahm nicht ab" das setzt er fast immer vor die wörtliche Rede und nicht dahinter. Du setzt die Handlung ja fast immer hinter das Gesagte, versteh ich nicht. So ist das im Kopf immer so ein ... ach so .. der war's ... umgekehrt fließt das "Ansehen" oder das "Anschauen" gleich mit in das Gelesene.
Ja, is ja auch viel gescheiter, ich weiß auch nicht, wieso ich das verkehrt gemacht hab, vielleicht sollte ich doch mal einen Schreibratgeber lesen? ;) Hab ich auch geändert.
Das ist halt auch übel anstegend für einen Autor, wenn vier Leute im Raum sind und reden. Da muss man halt auch mal was wiederholen, wenns nicht anders geht, dann ist es "etwas unschöner" und scheiß drauf. Der Leser kriegt das echt gar nicht mit. Guck mal Jimmy, der macht das jetzt einfach so Carver-mäßig (Wars Carver?). und immer wieder "sagte". Fast jedes Mal, immer und immer wieder "sagte". Und alles ist klar und jeder kommt mit und seine Texte werden in einem Schwung gelesen und die Leute denken null über Inquit-fomeln nach und konzentrieren sich zu 100% auf die Figuren und seine Dialoge werden in den Himmel gelobt.
Ja! Werd ich in Zukunft auch so machen!
Der anfang ist super, der Teufel ist witzig, sonst mag ich den Stil total, auch das Kumpelhaft AUftreten von Mona zwisschndrin fand ich nett, jetzt zum Schluß ... der Preis für die Kunst ist seine Mona ... der Manuel ist wohl der Teufel ... man muss leiden um Kunst zu machen, also ich finde, das ist alles eine sehr schöne Hommage an offshore auch.
Ich bin zwar selbst nicht ganz überzeugt von der Geschichte, aber freuen tut es mich trotzdem, wenn´s dir gefällt. Hommage an offshore, ja, und an seinen hübschen Glauben an die große Kunst, welchen ich gerne bisschen ironisiert habe.

Ist auch schön mal wieder was zu lesen, wo was passiert, wo es einen Konflikt gibt, der auch aufgelöst wird und so. Dass die Frau dann die Kunst zerstört … ist interessant. Sie gibt auch viel her, klar, aber dass man sagt, jetzt bin ich so bessessen von ihr, so mit ihr beschäftigt, ich löse mich quasi auf in meiner Liebe zu ihr und kann nicht mehr Kunst machen, kann gar nix mehr, finde ich einleuchtend,
Ja, das ist halt auch ein altes Motiv eigentlich - wenn jemand nichts mehr anderes tun kann außer lieben ... irgendwann genügt das halt trotzdem nicht mehr und wenn die Gefühle noch so stark sind. Gerade bei Künstlern, mal vorausgesetzt, dass sie auf irgendeine Weise mehr spüren, sind vielleicht anfälliger für diese Art von Liebessucht. Was red ich da ... Unsinn!^^
So formuliert? Uhhh … der sieht aber nach einem romantischem Unglück aus. Irgendwie stolpere ich über die Stelle, wie du Manuel da beschreibst ... ist aber die einzige Stelle im Text, wo ich mit der männlichen Perspektive nicht so ganz klar komme. Sonst finde ich das alle gut.
Ja, ganz klar, da gibt der Erzähler seinen Senf dazu, gut erkannt!

Zurück zu der alles zerstörenden Frau ... das wird halt auch nur kurz angerissen, aber so das Prinzip finde ich interessant, das ist so Künstlerdenken und Künsterlogik auch, also ... wenn er jetzt um die Mona leidet, weil er alles verkackt hat, umso besser, dann kommt erst recht Kunst dabei raus, hier die goldene Leiter. Wobei Mona auch Kunst war … aber nicht von ihm. Sie war halt so schon perfekt. Also tötet er sie, und ihren Geist setzt er dann in Kunst um.
Ich fürchte, die Pointe der Geschichte ist mir ziemlich daneben gegangen. Also, ja, klar, da steckt natürlich auch der Gedanke dahinter, dass nur aus richtigem Leid Kunst entstehen kann. (In Romanen und anderen Texten der Romantik mussten die Frauen reihenweise sterben, damit aus dem Mann ein richtiger Künstler wird, also aus dem Leid, das beim Tod der Geliebten entsteht, geht letztendlich Kunst hervor, also der Gedanke ist ja nicht neu). Aber die Pointe meiner Geschichte war ja, dass die Opferung der Frau letztendlich überhaupt nichts gebracht hat, denn alles, was er fabriziert, ist eine Leiter, die nicht einmal richtig funktioniert, er ist nicht fähig, die Sprossen ordentlich fest zu machen. Das sollte die Ironie der Geschichte sein. Eine Leiter mit bisschen goldenem Flitter drauf ist doch noch keine Kunst. Ich fürchte, diese Ironie hat niemand gesehen. Nicht gut.
So der Künstler als permanent zerrütette Seele ist das auch, die auch keine Ebenmäßigkeit und Einfachheit im Leben verträgt ...wobei das schon wieder in eine andere Richtung geht, das wäre die langweilige, einschläfernde, zufriedenstellede Beziehung, das wäre Yoko Ono oder mit wem auch immer Paul Maccartney die letzten vierzig Jahre abgehangen ist,
:eek: Yoko und Paul???
Das ist ja das andere Extrem, die unerreichbare, immer nur flüchtig zu habende Frau, die nie wirklich glücklich machende Frau, von der man so bessessen ist, dass man nix auf die Reihe kriegt, die man dann, im Extrem, vielleicht töten muss, damit man den Schmerz in eine goldene Leiter sublimieren kann. Im Grunde ist Mona hier der Teufel selbst. Sie ist die Verführung, die Sucht, die Much und sein ganzes Schaffen zur Gänze konsumiert. Da bekämpft Much seinen Teufel mit dem echten Teufel. Mit Incubus hat das wahrschinich auch was zu tun.
Ich glaub nicht, dass Mona der Teufel ist. Ich glaub, Much gefällt sich da in dieser glorifizierten Künstlerrolle, in diesem alten Bild vom Künstler, der von nix und niemandem abgelenkt werden darf. Aber ich denk, er kriegt einfach allgemein sein Leben nicht auf die Reihe und Mona ist nur ein Sündenbock dafür, dem er die Schuld geben kann, dass er nix mehr schafft. Dieser ganze Wust, der da dranhängt ... ich fürchte, ich hab das alles zu wenig ausgeführt.
Schön aber, dass du mein erster Kommentator warst und dass du´s trotz allem gerne gelesen hast!

Hallo Friedel!

wo’s doch eher einer Höllenfahrt gleicht, trotz oder wegen der Himmelsleiter? Aber wer weiß schon, ob nicht diese Örtlichkeiten die Rollen getauscht haben.
Ich arbeite halt gerne mit Gegensätzen. ;)
„Ich rief den Teufel und er kam, / Und ich sah ihn mit Verwundrung an. / Er ist nicht häßlich und ist nicht lahm, / Er ist ein lieber, scharmanter Mann, / Ein Mann in seinen besten Jahren, / Verbindlich und höflich und welterfahren. / … “ (Buch der Lieder) heißt es einmal bei Heine, und einige Jahre später – in den neuen Gedichten - ist der schlimmste Teufel – Venus, die einen – und hieße er Much - in ihren Krallen hält. Much too ficke-fucke für Tante Friedchen.
Ich bin nur ein Zwerg, der auf den Schultern von Riesen steht. ;) So viel ficke-fucke ist das doch gar nicht, das solltest du eigentlich aushalten, nachdem du sicher all meine Geschichten durchgeackert hast. :D
Deine ersten zwei Korrekturen hab ich übernommen, aber das mit dem Schrauben? "Schrauben" und "festschrauben" verlangen einfach einen anderen Fall. Das hängt von der Aktionsart ab. Und ich hab nicht "festgeschraubt" geschrieben. Man kann auf keinen Fall sagen: "am Geländer geschraubt", weiß nicht, was dich da geritten hat.
Übrigens steht verliegen zum liegen in einem ähnlichen Verhältnis wie’s verlaufen zum laufen: Man landet im „falschen“ Bett. Es meint den Ehebruch.
Ich dachte, du bist ein Kenner der mittelhochdeutschen Literatur und du kennst "verligen" nicht? Ich muss mich doch sehr wundern.
Aus dem Inhalt des "Erec" (Wikipedia):
Danach zieht er mit Enite nach Karnant, dem Hof seines Vaters (der zugunsten Erecs auf die Herrschaft verzichtet). Dort vernachlässigt Erec seine Herrscherpflichten, weil er aus Liebe zu Enite die Tage mit ihr im Bett verbringt (in der Literaturwissenschaft wird dieses Vergehen Erecs meist als verligen bezeichnet, ein Begriff, der unmittelbar Vers 2971 unz daz er sich sô gar verlac entnommen ist).

Hey Lollek!
Das einzige, was mich gestört hat ist der "Anfang"... braucht es das, dass der Teufel so förmlich spricht? Ich verstehe dahinter den Sinn nicht.
Ich hab den Teufel als Institution zeigen wollen, als eine Amtsperson sozusagen, aber er ist doch auch von Beginn an ironisch und verarscht den Much natürlich. Ich wollte dem Teufel eine neue Facette geben, ist halt schwer.
Ab dem Moment, wo er so lustig daherredet, finde ich den Text genial. Da ist wirklich so viel Dynamik dann drin und ich liebe deine Texte sowieso, das muss ich jetzt mal sagen, weil du so direkt bist.
"Dynamik", da sagst du was! Fast etwas zuviel davon, das geht schon ein wenig holterdiepolter!
Aber dieses
"Um 9Uhr38 hiesiger Ortszeit ging in der Hochnotpeinlichen B. & B. Zentralanstalt für Ewige Feuerdynamik ein Notruf ein."
Ich find "Ewige Feuerdynamik" cool. :D Und B.&B. steht für Beezlebub. Aber gut, "ein bisschen albern" (Quinn) ist es natürlich schon.

Ansonsten bleibt mir nicht viel zu sagen. Mir gefällt der Text ausgezeichnet und ich frage mich,was du ansonsten so machst bzw. unter welchem synonym deine Romane zu kaufen sind ...
Hahahaha! Ich fürchte, ich tu alles, damit ich nicht schreiben muss.^^

Zuviel der Ehre, aber gut tut dein Lob trotzdem!


Huhu Jo!

also gerade der Anfang mit dem Teufel hats mir angetan, auch wenn's die xte Version des bockhufigen und gehörnten Teufels ist, hat mir das großen Spaß gemacht. Es war auch klar, dass du den Teufel trotz zweier fetter Hörner noch da einen Riesenschwanz zwischen den Beinen baumeln lässt - da merkt man auch dem Text an, dass dir die Beschreibung selbst wohl am allermeisten Spaß gemacht haben muss. :P
Dieses humoristische Aufbrechen einer dramatischen Situation - das gelingt dir am ehesten. Ich dachte kurzzeitig daran, ob du mal nicht einfach ganz ernst so eine Situation beschreiben kannst - aber ich glaub, das wär langweilig, das wär dann nicht mehr Andy.
Hab die Szene mit dir als idealer Leserin vor Augen geschrieben! Und ja, hat Spaß gemacht! Ich weiß nicht, kann man den Teufel noch ernsthaft darstellen? Der nimmt sich hier ja selbst nicht mehr ernst, aber vielleicht ist das auch eine Crux der Geschichte, woran sich Quinn und Fiz auch stören letztlich, weil ihnen der erste Teil nicht gefallen hat: Dass hier ein Thema, das es durchaus wert wäre, ernst genommen zu werden, dass man das veralbert. Aber, und wie ich schon bei Juju sagte, ich wollte die Idee des wahren Kunstwerks an sich ironisieren. Entweder ist mir das überhaupt nicht gelungen, weil niemand darauf Bezug nimmt oder es ist so deutlich, dass es nicht erwähnenswert ist! :susp:
Ab dann wurds für mich ein bisschen undurchsichtig mit dem Kuddelmuddel an Menschen und ihren Intentionen und Handlungen, am ehesten sind natürlich Much und Mona zu verstehen.
Ich hab mir einfach zu wenig Zeit dafür genommen oder es blieb mir zu wenig Zeit.
Manuel ist der Körper, der benutzt wird, Henniger übernimmt da den Part des Teufels - aber im Grunde handelt niemand von denen engelsgleich - die sind alle verkorkst, Henniger ist der Agent von Much und ist natürlich aus Prestige Gründen aber auch aus finanziellen Gründen am Erfolg Muchs interessiert, Much will ein Meisterwerk erschaffen, Manuel will Geld und bekommt nebenbei noch n Fick und Mona? Ja, die lässt sich so treiben von dem Ganzen, geht bisschen ihren Trieben nach, wird vom Teufel verführt.
Stimmt, keine Figur der Geschichte ist "gut", vielleicht am ehesten noch Mona, die ist schon auf irgendeine Art "rein", auch wenn sie rumvögelt.
Und Much glaubt, das zu bekommen was er will und fällt dann doch auf den Trick des Teufels rein?
Hat er letztlich seinen Körper usurpiert, oder was soll dieses teufelsgleiche "Lachen" am Ende mit dem "Hehehehehe".
Vielleicht kapiert er im letzten Moment seines Lebens, dass der Teufel ihn verarscht hat. Das Kunstwerk, das er geschaffen hat, ist Schrott, buchstäblich und auch vom künstlerischen Wert her. Der Teufel ist nicht unbedingt in ihn gefahren, aber dadurch wird klar, dass Much ihm gehört.

Ich müsste das natürlich ein zweites Mal lesen, um es letztendlich zu kapieren, aber das war jetzt mein erster Eindruck von dem Text. Hat mir auch sprachlich gut gefallen; diese ironisch-distanzierte Schreibart ist wahrscheinlich eine der besseren Arten solche Geschichten zu erzählen.
Auf jeden Fall!
Den Wechsel ins Präsens mitten im Text mit der Sexszene habe ich nicht verstanden.
Höhepunkt! Unmittelbarkeit! Aber unnötig wahrscheinlich!

Küsschen und viel Liebe!
Nehm ich und geb´s zurück!

Danke euch allen für die Kommentare! Muss jetzt mal splitten, morgen geht´s weiter!

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich fürchte, die Pointe der Geschichte ist mir ziemlich daneben gegangen. Also, ja, klar, da steckt natürlich auch der Gedanke dahinter, dass nur aus richtigem Leid Kunst entstehen kann. (In Romanen und anderen Texten der Romantik mussten die Frauen reihenweise sterben, damit aus dem Mann ein richtiger Künstler wird, also aus dem Leid, das beim Tod der Geliebten entsteht, geht letztendlich Kunst hervor, also der Gedanke ist ja nicht neu). Aber die Pointe meiner Geschichte war ja, dass die Opferung der Frau letztendlich überhaupt nichts gebracht hat, denn alles, was er fabriziert, ist eine Leiter, die nicht einmal richtig funktioniert, er ist nicht fähig, die Sprossen ordentlich fest zu machen. Das sollte die Ironie der Geschichte sein. Eine Leiter mit bisschen goldenem Flitter drauf ist doch noch keine Kunst. Ich fürchte, diese Ironie hat niemand gesehen. Nicht gut.

Das ist echt interessant. Also … wenn ich dich richtig verstehe, den ideologischen Unterbau der Geschichte hab ich schon richtig erkannt, aber übersehen, dass du das ironisch gemeint hast. Ich muss grad an Alex Garland denken, der The Beach geschrieben hat, da wollte er eigentlich auch das ganze Backpackertum irgendwie ironisieren bzw. zeigen, wie doof das ist, wie die da "Erfahrungen sammeln" und das alles irgendwann völlig absurde Züge annimmt - und wie sogar der "perfekte Strand" irgendwann zusammenfällt, und dann hat er das kultigste Backpackerbuch überhaupt geschrieben und alle lesen das und wollen reisen. Die allergeilsten Kriegsfilme sind wohl auch die "Antikriegsfilme", und Wolf of Wall Street soll auch kritisch sein, glaube ich, und am Ende hat man bloß in Erinnerung: Leo echt ein geiler Typ, geil geil geil. Heute feiern wir wie bei Wolf of Wall Street.
Naja, ich schweife ab, ist ein bisschen weniger hier als bei den Werken da, finde ich aber interessant, ich find, Ironie gibt es in deiner Geschcihte schon, aber es reicht glaub nicht, da eine Sprosse einreißen zu lassen, um die ganze Idelogie zu unterminieren, die Idee ist immer noch sehr stark. "Seine Kunst ist Schrott" - ja mei, bist du dir da wirklich sicher? Vielleicht ist gerade das die schönste Kunst: die absolute Hingabe. Beim Versuch, etwas Perfektes zu schaffen, oder lassen wir Much reden, der sagt das viel besser:
Das ultimative Kunstwerk. Sein Werk. Seinem Innersten entsprungen. Wahr, echt, ausdrucksvoll, für sich selbst sprechend. Das Irdische überschreitend, sein Weg in ein höheres Sein. Für alle ein Weg in ein höheres Sein. Es würde die Kunst revolutionieren. Weil es in seiner Transzendenz den tiefsten Sinn der Kunst unmittelbar zeigte. Für alle sichtbar.

Was könnte schon transzendentaler sein als der Tod? Und das dann in ein Kustwerk umgesetzt … Mein Gott, stell dir das mal vor: Für das eigene Kunstwerk zu sterben, alles aufs Spiel zu setzen, der Liebe zu entsagen, und dann, auf dem Weg nach oben, zu den Sternen, reißt eine Sprosse ein und man stürzt hinab in den Tod. Was für ein wunderbar tragisches Bild. Die tödliche, goldene Leiter. Stell dir vor, Michelangelo wäre so gestorben. Und das quälende Lachen des Teufels bricht in diesem Moment aus ihm heraus … das soll ein schrottiges Kunstwerk sein?

in diesem alten Bild vom Künstler,

Ist das wirklich veraltet? Ich würde eher sagen, das, was du schilderst, ist ein sehr gängiges, lebendiges und aktives Bild, das immer noch sehr wirksam in den Köpfen der Menschen ist und ihr Handeln und Denken bestimmt.

Ich spiel grad Advocatus Diaboli ein bisschen, ja, aber vielleicht sag ich das auch nur, um mich von meinen eigenen Gedanken zu distanzieren :) ich finds einfach interessant. Eine Persiflage ist das nicht, eine Satire sicher nicht, aber "ironisch". Was heißt das eigentlich? Im Grunde ist das bloß: Du hast dir beim Schreiben eingeredet, du meinst es nicht so, ist bloß "Spaß", hattest etwas Distanz zum Geschriebenen, und die Distanz gibt dir dann den Raum, dieses "veraltete" Künstlerbild voll aufblühen zu lassen, hinter dem du selbst nicht stehst, und dann die schöne Wendung, die eigentliche Ironie der Geschichte: Ausgrechnet die kaputte (tödliche) goldene Leiter zum Schluß ist das große Kunstwerk, ausgerechnet das bestätigt die Künstlerideologie, die man untergraben wollte.

Ich mag die Geschichte. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Übrigens steht verliegen zum liegen in einem ähnlichen Verhältnis wie’s verlaufen zum laufen: Man landet im „falschen“ Bett. Es meint den Ehebruch.
Ich dachte, du bist ein Kenner der mittelhochdeutschen Literatur und du kennst "verligen" nicht? Ich muss mich doch sehr wundern.
Aus dem Inhalt des "Erec" (Wikipedia):
Danach zieht er mit Enite nach Karnant, dem Hof seines Vaters (der zugunsten Erecs auf die Herrschaft verzichtet). Dort vernachlässigt Erec seine Herrscherpflichten, weil er aus Liebe zu Enite die Tage mit ihr im Bett verbringt (in der Literaturwissenschaft wird dieses Vergehen Erecs meist als verligen bezeichnet, ein Begriff, der unmittelbar Vers 2971 unz daz er sich sô gar verlac entnommen ist).


Klar, kenn ich die Stelle aus saelde und ere (aus ersterem hat Gottfried Keller seinen novellerten Lieblingsort geformt) und in der Folge diese Übersetzung (beinahe hätte ich sie als Deutung bezeichnet). Das Wörterbuchnetz gibt aber mehr als eine Stelle an und wenigstens drei Bedeutungen, die aber gar nicht so weit auseinander-liegen

"verlige
1.liege auf eine tadelhafte weise (daher in der ältern sprache forligan, forligeri, forlegari von unerlaubtem beischlafe). Gr. 2,852.
2.versäume durch verligen. ir gebot dô nieman verlac Lanz. 6554. er verlac kein ritterschaft das. 9412. swâ si turnierens pflâgen, des si niht verlâgen Iw. 118. mettîne, der diu frouwe Kriemhilt vil selten eine verlac Nib. 945,4. Wigal. 1301. 2871 — 2888. er verlac enkeine zît Oberl. 1749. der hunt verlac nie kein unsælde versäumte keine gelegenheit unheil anzurichten Bon. 69,10. vgl. Pass. 261, 68. Suchenw. s. 344. b.
3.ich verlige mich bin auf schimpfliche weise unthätig. Erec, der sich durch vrowen Enîten verlac Iw. 109. 111. 112. sælde diu sich nie verlac Gfr. l. 2,50. (lobges. 93). in des meien zît, sô ieslich ritter sich verlît ungern, ist er wol gemuot frauend. 64,6. "

Wir wissen zwar, dass Krimhild treu war, aber auch, dass Brunichildis im Nibelungenlied von Jung Siggi entjungfert wird und nicht durch ihren Gatten, was mich natürlich sehr verlegen macht, denn verliegen war auch „verlogen". Und was im Frauendank (im Zitat in der letzten Zeile) die braven Rittersleut so trieben, mag ich gar nicht erst weiter hinterfragen. An sich war nämlich die Minne näher bei Platon als man glauben mag nach diesem kleinen Exkurs.Aber dass Ritter ritterlich wären, bezweifelten ja alle mittelalterlichen Werke - außer'm Lohengrin, dem Sohnemann des Parzival. Da war mal wieder ein wip zu neugierig.

Schön, dass ich mich wieder austoben kann! Und noch schöner, dass wir auch mittelhochdeutsch plaudern könnten - ohne feste Grammatik und einer äußerst begrenzten Zahl von Großbuchstaben. Ich plädier ja immer schon für die gemäßigte Kleinschreibung (schon ein Hohn, dass dieses Wort mit Großbuchstaben beginnen muss ...)

Bis bald,

vridel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Offshore!

Als einstens Quinn im Spoiler seines Kommentars zur Much-Geschichte - die ja ursprünglich ein Maskenballtext war - dich, Andrea, als mögliche Autorin nannte, empfand ich das damals als eine Art literarischen Ritterschlag. Immerhin kannte ich ja schon einige deiner Texte.
Du übertreibst maßlos! :)
Du hast ja recht mit deinem Einwand wegen dem Polizei-Rufen und so. Da muss ich mir was Muchmäßigeres einfallen lassen. Obwohl mein Much natürlich nicht dein Much ist.
Alles andere nämlich fand ich einfach großartig. Die Anfangssequenz ist grandios und der Rest (ziemlich sehr) großartig. Ein wirklich starker Text. Wäre ich ein überheblicher Hund, würde ich sagen, er braucht sich vor meinem Original wahrlich nicht verstecken, aber weil ich eben kein überheblicher Hund bin, sondern mehr so der ruhige, bescheidene Typ, sag ich, so einen Text hätte ich gern selber zustande gebracht.
Glaub mir, dein Text ist um Eckhäuser besser! Aber schön, dass dir der erste Teil so gut gefällt!
Der hat nämlich vom Beginn weg eine unheimliche Rasanz und die lässt bis zum Schluss auch nicht nach. Chaotisch, eindrücklich, bacchantisch, orgiastisch, wild, hemmungslos, sprachlich ungemein kraftvoll, ja, ziemlich irre eigentlich …
Chaotisch und rasant, ja, zu rasant. Aber ... ich hab den Text natürlich auch für dich geschrieben, der zu Kopierende ist beim Copywrite ja eigentlich der wichtigste Leser, und so freut es mich schon, dass er zumindest in deinen Augen neben deinen Texten bestehen kann.
Schon nach wenigen Zeilen taucht der leibhaftige Teufel auf, und nein, nicht wie bei mir als cooler Kurt Cobain-Wiedergänger in Lederjacke, sondern im klassischen satanischen Outfit, gehörnt, behuft, fellig, stinkend, mit wahrlich ichtyochem Gemächt und einem Sprachduktus, als würde ihm die Jelinek einflüstern.
Ichtyoch? Von dir kann man echt noch was lernen! Hab´s jetzt gegoogelt, nicht mal das Internet kennt das Wort, was heißt das?
Besonders interessant fand ich natürlich auch, dass du offenbar aus mehreren meiner Geschichten geschöpft und wie du dann aus deren Protagonisten eine neue Figur destilliert hast. In deinem neuen Much erkenne ich sowohl Züge des versoffenen, desillusionierten Luis, der für seine fragwürdigen Träume alles zu opfern bereit ist, als auch meinen originalen Much, den idealistischen Träumer voller Selbstzweifel, trotzdem optimistisch. Und Mona, die verstorbene Frau von Luis, darf auch endlich mal lebendig sein. Und wie. Das freut mich besonders. Na ja, verrückt sind sie wohl alle.
Ja, und auch bisschen "Nordwand" und "Der Verführer" und "Noch lebst du". Ist dir eigentlich klar, wie viele deiner Geschichten mit einem verkaterten Typen beginnen? ;)
Ich hab die Geschichte jetzt viermal gelesen, Andrea, kein Witz, und sie gefällt mir von Mal zu Mal noch ein bisschen besser. Immer wieder entdecke ich was Neues.
Ich bin sicher nicht zum letzten Mal da.
Das freut mich wirklich!
Aber ich fürchte, auch für dich ist die Ironie am Ende nicht spürbar geworden. Aber ich sag dann bei Jujus Kommentar noch mehr dazu.

Hey Quinn!

Also ich find den ersten Absatz ein bisschen albern. Ich hab das aber auch öfter so oder so ähnlich gelesen und mit Stimme verstellen und „Aal in Seegras“ und Püpse … na ja, also meins war’s nicht.
Du liest das dann laut? Ehrlich, ich hab das noch nie gemacht, bei keiner Geschichte hier, nicht, weil ich es nicht wollte, sondern mir ist das nie in den Sinn gekommen. Also mir hat das schon echt Spaß gemacht, mir zu überlegen, wie der Teufel reden könnte, kann aber auch verstehen, wenn man es albern findet.
Und hier vor allem den ersten Teil: Unwiderstehlich angezogen von dem Glauben, sich hier im Zentrum von irgendwas zu befinden. Also auf das „Zentrum von irgendwas“ muss man erstmal kommen. Ich finde das auch so eine präzise Beschreibung für irgendwas, das so indifferent in der Luft unserer Zeit liegt. Eigentlich egal bei was, Hauptsache man ist im Zentrum und an der Spitze davon.
Wenigstens findest du doch noch ein gutes Haar dran! :D
Hmpf, das war alles? Ich finde als eigenständige Geschichte ist das schon wirr. Da wird ein Faust’scher Pakt vorbereitet, in der Mitte die Szene mit Mona, die irgendwie 2/3 des Textes ausmacht, die hängt dazwischen. Und das Ende des Textes ist unverständlich, wenn man die Vorlage nicht kennt.
Also es war so gedacht: Der Teufel verspricht Much, das größte Kunstwerk aller Zeiten zu schaffen, wenn er das Wertvollste opfert, das er besitzt, was natürlich Mona ist. Es ist nicht wirklich ein Pakt, denn Much hat ja gar keine Wahl. Er opfert Mona, indem er Manuel auf sie ansetzt. Er will das dann eigentlich gar nicht mehr, aber alles ist in Gang gesetzt. Und er verliert Mona, hat also diesen Teil der Abmachung mit dem Teufel erfüllt. Und er kreiiert seiner Meinung nach etwas wirklich Großes, er kann nach diesem Opfer wieder arbeiten. So gesehen, gehören die Teile also schon zusammen, aber ich denke, ich hab der Geschichte zu wenig Raum gelassen, damit das alles deutlich wird.
Hm, ich find’s stilistisch und vom Fabulierungswillen interessant, aber von der Kohärenz oder der Geschichte an sich her … nee. Ich finde diese Copywrite-Geschichten sollten auch für sich alleine funktionieren und das tut dir hier, in meinen Augen, überhaupt nicht.
Ehrlich, ich kann es nicht beurteilen, ob´s als eigenständige Geschichte stehen könnte, weil ich dieses Offshore´sche Gewebe im Hintergrund hab, das ich nicht mehr ausblenden kann. Vielleicht ist meine Geschichte nur eine Reflexion an der Wand. Ich fand alles eh so klar, besonders auch die Ironie am Ende ...

Hey Fiz!

ich versteh jetzt gar nicht so recht, aus welcher Runde Du jetzt den offshore hattest. War das ne selbstauferlegte Ersatzleistung? Ich hatte eigentlich ein ganz anderes Copy-Versäumnis in Erinnerung. Aber macht ja nichts, weil den Much liebe ich ja und da interessiert mich die Copy, aus welchen Zusammenhängen die auch kommen mag, auch.
Du bist ja fies! Das ist alles schon verjährt! :D
Das Thema der Rolle der Frau für den Künstler, oder allgemeiner für den machenden Mann, wenn man da die Ritter reinrechnet, find ich sehr spannend. Ist ja auch echt ne Gratwanderung zwischen Muse und Yoko, zwischen produktiver Stimulation und Absorption. Und Du bringst da ja auch ne Menge klassischer Künstler-Topoi zusammen. Das mit diesem umgekehrten Pygmalion fand ich auch clever. Mona stört ihn halt auch, weil sie perfekt ist, aber eben nicht sein Geschöpf. Und dann gelingt dieser Versuch der Entzauberung ihm doch ein Stück weit, als sie da von der lebendigen Frau zur Steinstatue wird.
Das ist alles echt sehr gut beobachtet! Das mit der Steinstatue war mir selbst gar nicht so bewusst!
Also als Plot finde ich den Künstler, der sich der lähmenden Anti-Muse entledigen will, ausgezeichnet. Und es gibt auch viele Stellen, wo das sehr gut getroffen ist, mit den träge blubbernden Blutblasen und so. In der Umsetzung ist es mir allerdings noch ein bisschen zu wirr und unentschlossen.
Auf jeden Fall! Ich hab mir dazu einfach zu wenig Zeit genommen. Ich war auch etwas verwundert nach den ersten doch eher sehr wohlmeinenden Kommentaren. Aber auf Quinn und dich ist Verlass, das mein ich gar nicht sarkastisch oder so, sondern ernst!
Und ich versteh auch nicht, wozu die oben skizzierte Handlung die teuflische Intervention noch braucht, die Plotline macht da für mein Gefühl ein völlig neues Fass auf und ist im Moment noch nicht so harmonisch integriert.
Ja, ich denke, der Teufelteil ist weder inhaltlich noch stilistisch passend zum Rest. Ich hab mir zu wenig Gedanken darüber gemacht, was der Teufel in unserer Zeit eigentlich noch bedeuten könnte. Und deswegen gibt es da keine innere Verbindung. Früher war er ja dazu da, Schuld zu depersonalisieren. In meiner Geschichte steht er einfach nur für das Böse, das Much tut, nämlich Mona "wegzuwerfen" wider besseres Gefühl. Much handelt nach Kalkül. Die Geschichte könnte auch mehr auf die Frage eingehen: Was ist wichtiger: Liebesglück oder beruflicher Erfolg?
Mag auch daran liegen, dass mir der zweite Teil vom Stil und Humor her viel besser gefiel als der erste. Also statt des Teufel-Teils hätte ich mir eher eine ausführlichere Darstellung der Figuren und der Musen-Künstler-Dynamik gewünscht. Im Text steckt zwar alles drin, was man zum Verstehen braucht, aber das wird einem erzählerisch so auf dem kürzesten aller möglichen Wege vermittelt, dass es auf mich stellenweise schon etwas übers Knie gebrochen wirkt: Früher irgendwie Beziehungsstress, dann erklärt Much kurz das Problem der lähmenden Harmonie, dann geht's rappzapp zum Gruppensex und tadaa da wird auch schon der Plan enttart und schön explizit ausgebreitet, damit es auch jeder kapiert.
Hilft es, wenn ich nochmals sage, ich hab mir zu wenig Zeit genommen?
Du zitierst Dich da an einigen Stellen auch selbst - mit dem Faun aus Bandenknall und so
Naja, Manuel ist nicht der Faun, ich seh da keine Parallelen, nur weil hier auch Gruppensex vorkommt.
- aber wo Du dort die Stimmung ganz langsam aufbaust und dichter werden lässt, komm ich hier gefühlsmäßig nicht so richtig mit. Es wird halt summarisch eine rauschhafte Stimmung behauptet:
Also ich find das gut geschrieben, vor allem das mit dem Allem, das genug für jeden ist, und dann auch dieses Bettengewusel mit den drei Frauen, aber es ist mir trotzdem zu knapp. Henninger und Manuel bleiben dabei ja auch nur so Pappfiguren. Ich find's schon auch gut geschrieben, aber gerade weil ich das Thema so interessant finde, hätte ich mir da einfach mehr gewünscht, vor allem mehr Sinnesrausch, Szenen, in denen man gezeigt bekommt, wie Much arbeitet, wie verrückt er nach Mona ist, wie sie ihn lähmt, wie er verzweifelt. Nicht nur so kurze Berichte, dass das so ist. Und was mich dann halt so ein bisschen ärgert ist, dass gerade Du sowas ausgezeichnet schreiben könntest, ich es aber hier nicht zu lesen gekriegt habe.
Show, don´t tell! :D Autsch, das sitzt! Ich geb dir aber vollkommen recht! Ein bisschen liegt es aber auch an der Copywrite-Aufgabe, das soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber im Fokus lag bei mir, wie kann ich jetzt Offshores Geschichten in ihrer Gesamtheit erfassen, eine Quintessenz rausfiltern, und das war eben das Leiden an der Frau und das Streben nach Kunst, sowas ungefähr halt. Und dabei hab ich mich vielleicht zu wenig gefragt, was ich mit meiner Geschichte eigentlich zeigen, sagen will.

Nochmals Juju!

Naja, ich schweife ab, ist ein bisschen weniger hier als bei den Werken da, finde ich aber interessant, ich find, Ironie gibt es in deiner Geschcihte schon, aber es reicht glaub nicht, da eine Sprosse einreißen zu lassen, um die ganze Idelogie zu unterminieren, die Idee ist immer noch sehr stark. "Seine Kunst ist Schrott" - ja mei, bist du dir da wirklich sicher? Vielleicht ist gerade das die schönste Kunst: die absolute Hingabe.
Ich bin sowohl bei der Idee von "wahrer Liebe" als auch der von "wahrer Kunst" sagen wir mal SEHR VORSICHTIG! Es sind wahrhaft transzendentale Ideen, die uns über uns selbst hinausheben vielleicht, aber so inhaltsleer, dass viel Unsinn damit getrieben werden kann. Ich glaube, dass diese beiden Phantasmen Gott abgelöst haben. Ja, klar, absolute Hingabe ist toll, aber das heißt noch lange nicht, dass da was Großartiges dabei rauskommt. Und gerade rauschhafte Hingabe kann den Blick auf´s eigene Werk verschleiern und hemmt die Kritikfähigkeit.
Beim Versuch, etwas Perfektes zu schaffen, oder lassen wir Much reden, der sagt das viel besser:
Das ultimative Kunstwerk. Sein Werk. Seinem Innersten entsprungen. Wahr, echt, ausdrucksvoll, für sich selbst sprechend. Das Irdische überschreitend, sein Weg in ein höheres Sein. Für alle ein Weg in ein höheres Sein. Es würde die Kunst revolutionieren. Weil es in seiner Transzendenz den tiefsten Sinn der Kunst unmittelbar zeigte. Für alle sichtbar.
Was könnte schon transzendentaler sein als der Tod? Und das dann in ein Kustwerk umgesetzt … Mein Gott, stell dir das mal vor: Für das eigene Kunstwerk zu sterben, alles aufs Spiel zu setzen, der Liebe zu entsagen, und dann, auf dem Weg nach oben, zu den Sternen, reißt eine Sprosse ein und man stürzt hinab in den Tod. Was für ein wunderbar tragisches Bild. Die tödliche, goldene Leiter. Stell dir vor, Michelangelo wäre so gestorben. Und das quälende Lachen des Teufels bricht in diesem Moment aus ihm heraus … das soll ein schrottiges Kunstwerk sein?
Ja! Gibt doch einige Hinweise - die Striche vor "Leiter", dass sie mit Goldfarbe "beschmiert" ist, "beschmiert" ist nicht unbedingt positiv konnotiert, oder? ;). Und ehrlich, wer so sein eigenes Werk sieht, als ultimatives Kunstwerk, der hat doch jeden Boden verloren, wie kann man das ernst nehmen? Und das ist doch tatsächlich nur eine Leiter, da ist ja nichts Artifizielles dran, bis auf das bisschen Goldfarbe. Die Idee dahinter ist vielleicht schön, aber die Leiter sicher nicht! Das ist genau das, was Much eigentlich nicht wollte!
Ist das wirklich veraltet? Ich würde eher sagen, das, was du schilderst, ist ein sehr gängiges, lebendiges und aktives Bild, das immer noch sehr wirksam in den Köpfen der Menschen ist und ihr Handeln und Denken bestimmt.
Ach, das sicher!
Ich spiel grad Advocatus Diaboli ein bisschen, ja, aber vielleicht sag ich das auch nur, um mich von meinen eigenen Gedanken zu distanzieren ich finds einfach interessant. Eine Persiflage ist das nicht, eine Satire sicher nicht, aber "ironisch". Was heißt das eigentlich? Im Grunde ist das bloß: Du hast dir beim Schreiben eingeredet, du meinst es nicht so, ist bloß "Spaß", hattest etwas Distanz zum Geschriebenen, und die Distanz gibt dir dann den Raum, dieses "veraltete" Künstlerbild voll aufblühen zu lassen, hinter dem du selbst nicht stehst, und dann die schöne Wendung, die eigentliche Ironie der Geschichte: Ausgrechnet die kaputte (tödliche) goldene Leiter zum Schluß ist das große Kunstwerk, ausgerechnet das bestätigt die Künstlerideologie, die man untergraben wollte.
Nein, es ist nicht bloß Spaß natürlich. Ich glaub aber, dass diese alte Vorstellung von Kunst und Künstler gerade ein bisschen flöten geht und man/ ich weiß nicht genau, was anstelle dessen kommt. Haben Künstler allgemein heute überhaupt noch einen Stellenwert? Besitzen sie noch Definitionsmacht? Eher nicht. Naturwissenschaftliche Wahrheit ist doch viel schlüssiger und überzeugender als Kunstwerke. Aber du spiegelst da alles so ineinander, dass ich selbst verwirrt bin. Vielleicht distanziere ich mich von persönlichen alten Kunstvorstellungen, bin aber noch fasziniert und will daran glauben. Also: Es ist nicht verkehrt, was du sagst.

Ich mag die Geschichte.
:herz:

Huhu Friedel, ich kann Mittelhochdeutsch nicht (mehr). Aber meine kleine Welt ist jetzt wieder in Ordnung, weil du wieder voll deine Rolle erfüllst! :naughty:

Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, was ich mit der Geschichte noch anstellen werde. Jedenfalls aber danke ich allen für ihren Kommentar und freue mich einfach so über alles!

Gruß
Andrea

 

Also wenn du mich schon explizit fragst:

Andrea H. schrieb:
Ichtyoch? Von dir kann man echt noch was lernen! Hab´s jetzt gegoogelt, nicht mal das Internet kennt das Wort, was heißt das?
Was es heißt? Keine Ahnung, Andrea.
Aber ich dachte mir, es klingt einfach cooler als "fischig." :Pfeif:

Ist dir eigentlich klar, wie viele deiner Geschichten mit einem verkaterten Typen beginnen?
Ja natürlich, eine einzige, nämlich "Noch lebst du". Brav trinken tun jedoch einige meiner Figuren, da hast du wohl recht.
Allerdings stürzen auch in zwei meiner Geschichten die Protagonisten am Ende in den Tod. Was ich dir damit sagen will? Nun ja, projiziere nie die fiktiven(!) Figuren in den Autor. :D

offshore

 

Hey Andy,

wurde ja schon viel gesagt und auch du hast schon viel gesagt, so dass ich jetzt irgendwie in die Weiderholungsdingsbums reindappel, aber egal. Auf jeden Fall sage ich Dir nichts Neues, aber eben so mein Leseempfinden.

Mein Knallersatz:

... junge, schöne Frauen, unwiderstehlich angezogen von dem Glauben, sich hier im Zentrum von irgendwas zu befinden, und von der Möglichkeit, ein schlimmes Mädchen sein zu können.

Da hatte ich sofort so viele Gesichter vor mir, die sich auf Premierenfeiern rumdrücken und mit (albern wirkenden) Auffälligkeiten die Aufmerksamkeit der Wichtigen auf sich zu ziehen, um so eine Rolle zu ergattern auf den Brettern, die die Welt sein sollen. Denen ist auch egal, wem sie mit ihrem Glitzer besprühen, manche auch den Pförtner, der kennt ja schließlich auch die wichtigen Leute. Das ist jedes Mal ein Fest für sich und gleichzeitig tun sie Dir alle so Leid, wie sie sich für ihren Traum ausliefern. Das ist gelebte Komik und Tragik in einem.
Und dann ist der Satz auch so Berlin-Feeling irgendwie. Der fasst so schön eine ganze Lebenshaltung einer Genration in so wenigen Worten. Berlin ist Partystadt und nach drei Jahren Party stellen x% der Zugereisten fest, wie einsam sie in all den Partys sind. Hab da einen schönen Artikel zu gelesen irgendwann, irgendwo. Und das ist ja auch generell auf so vieles zutreffend. Allein Thema des Satzes gäbe einen ganzen Roman :).

Aber zurück zu deinem Text. Für mich geht der Anfang und der Zweite Teil irgendwie nicht zusammen. Das sind zwei unterschiedliche Ansätze für mich. Im ersten Teil verkauft er sein liebstes an den Teufel. Im zweiten geht es für mich irgendwie darum, Mona zu beschmutzen, damit sie nicht wie unerreichte Perfektion ständig vor seinen Augen ist.
Der erste Teil, da wird der Verrat an Mona also von außen heraufbeschworen, beim zweiten ist es für mich eindeutig eine innere Motivation. Wenn der Teufel da seine Finger im Spiel hat um dieses überhaupt möglich zu machen, dann ... tja, ich brauch das nicht, weil die Idee, von sich heraus seine Antimuse zu killen viel spannender und tragender und cleverer und überhaupt ist.

Zum Ende. Du schreibst, es ist ironisch. Die idee find ich super, hab es nur leider auch nicht so aufgefasst. Das wäre sehr, sehr cool, liebe Andy, wenn Du da noch drei Umdrehungen drauf packen könntest. Also, seine Leiter wirklich der Lächerlichkeit preisgeben würdest.

Es war --- eine Leiter. Hie und da mit glitzernder Goldfarbe beschmiert.
Much fühlte sich leicht wie eine Feder, als er den Fuß auf die erste Sprosse setzte. Höher und höher ging es, er jauchzte. Dem Licht immer näher. Eine Sprosse brach, er verlor das Gleichgewicht und fiel.

Ich mein, die zwei Sätze gönnst Du diesem Nichtkunstwerk. Gönne ihm doch noch mindestens zwei. Zwei, die das Absurdum etwas mehr verdeutlichen.

Und Much lachte, nein, er lachte nicht, er schrie: Hehehehehehehe.

Hä? Das brauch ich so gar nicht. Aber vielleicht du, um den Bogen zum Anfang wieder zu ziehen und noch mal das von außen herbeigeführte Dilemma zu zeigen. Wobei ich mich schon frag, warum Much jetzt auch Teufel ist.

Ich weiß nicht, ob die Copy ohne Kenntnis von Ernst Geschichten gut funktioniert. Vielleicht. Deal mit dem Teufel, Künstlerparty, Musenentsorgung, Kunst trotzdem am Arsch, aber Ego wieder hergestellt - ich glaub, das kann man schon auch ohne fassen.
Spannend fand ich übrigens auch, dieses Spiel von Künstlerromantik vs. Liebesromantik und das sie sich behindern, ja eigentlich ausschließen. Also, der Text hat sehr viel Schönes und Kluges. Sprachlich eh groß. Na gut, wer spricht da zu wem? - da gab es noch immer zwei Stellen, aber sonst - geiles Kino.

Solltest Du irgendwann mal eine "eigene" Geschichte aus dem Mittelteil schreiben, sag mir unbedingt Bescheid. Ich lieb die jetzt schon :).

Auf jeden Fall war es mir ein Fest der besonderen Art, endlich mal wieder was von Dir zu lesen!
Liebe Grüße, Fliege

 

Hallo Andrea,

bald habe ich die ganze Runde gemacht bei den Copywrites. Ich hatte deinen Text schon mal gelesen als er neu war, da bin ich nicht so richtig warm geworden damit. Jetzt beim zweiten Lesen mochte ich ihn viel lieber. Entweder lag es an einer dazwischen liegenden Überarbeitung, oder es war tagesformabhängig. Auf jeden Fall ist es gut, dass ich jetzt erst zum Kommentieren komme. :)

Ich finde es total beeindruckend, dass du dir zwei Texte vorgenommen hast - die Aufgabe ist mit einem Text schon schwer genug. Und die Copygeschichte wirkt trotzdem wie aus einem Guss. Die beiden Geschichten, die du ausgewählt hast, sind aber auch tolle Vorlagen.
Wenn ich das offshore-Los gezogen hätte, wäre der Uli-Text auf jeden Fall auch in meiner engeren Auswahl gewesen. :) Die Much-Geschichte hatte ich noch gar nicht gelesen, deshalb bin ich dir dankbar, dass du die mit verarbeitet hast.

Dein Text funktioniert für mich aber auch unabhängig von den beiden "Originalen". Ich weiß gar nicht, wie ich die Wirkung beschreiben soll - ich würde sagen, der Text hat sehr viel Energie. Du hast schreibtechnisch sehr viel auf dem Kasten und anscheinend auch viel Spaß dabei, das auszuleben, und das überträgt sich auf den Leser. :)

Also, ich habe es gern gelesen. Aber so richtig mein Ding ist es trotzdem nicht. Also jetzt rein als persönliches, emotionales Geschmacksurteil - irgendwie ist mir der Text zu cool. Ich meine, dieses Motiv mit dem Teufelspakt, da steckt ja ganz viel menschliches Drama drin. Etwas aufgeben, das einem wahnsinnig viel bedeutet, um etwas anderes zu bekommen, von dem man glaubt, es wäre noch wichtiger - um hinterher vielleicht festzustellen, dass man die falsche Wahl getroffen hat. Das muss eigentlich weh tun. In "Wer zum Teufel ist Uli" tut es das im wörtlichen Sinnne.
Und hier ist halt ganz viel ironische Distanz drin, der Text macht sich letztendlich über dieses Motiv lustig und nimmt den Schmerz der Figuren überhaupt nicht für voll. Das darf der Text natürlich auch, und es steckt auch wirklich viel Witz hier drin. Aber ich persönlich hätte es glaube ich besser gefunden, wenn die Geschichte ein bisschen ernster wäre - und nein, das ist kein Wortspiel mit dem Usernamen vom offshore. :)

Grüße von Perdita

 

Ich muss mich für die späte Antwort entschuldigen, aber ich hatte ca. zehn Tage nur sporadisch Internetzugang.

Hallo Miss Fliege!

Die Stelle mochten ja viele! Wenigstens EINEN guten Satz hab ich zusammengebracht, das ist ja auch schon was! :D

Aber zurück zu deinem Text. Für mich geht der Anfang und der Zweite Teil irgendwie nicht zusammen. Das sind zwei unterschiedliche Ansätze für mich. Im ersten Teil verkauft er sein liebstes an den Teufel. Im zweiten geht es für mich irgendwie darum, Mona zu beschmutzen, damit sie nicht wie unerreichte Perfektion ständig vor seinen Augen ist.
Das ist nicht ganz richtig: Im ersten Teil stellt ihm der Teufel nur in Aussicht, dass er der Schöpfer des größten Kunstwerks wird, wenn er sein Liebstes, und das ist Mona, opfert. Im zweiten Teil tut Much genau das, er opfert sie und auch irgendwo ihre Liebe, indem er diesen Typen auf sie ansetzt. Aber dass er sie auch beschmutzen will, um ihre "Perfektion" zu brechen, das könnte durchaus sein.
Der erste Teil, da wird der Verrat an Mona also von außen heraufbeschworen, beim zweiten ist es für mich eindeutig eine innere Motivation. Wenn der Teufel da seine Finger im Spiel hat um dieses überhaupt möglich zu machen, dann ... tja, ich brauch das nicht, weil die Idee, von sich heraus seine Antimuse zu killen viel spannender und tragender und cleverer und überhaupt ist.
Ja, ich denke, du legst da genau den Finger auf die wunde Stelle der Geschichte, den Teufel braucht es nicht, damit sie funktioniert. Das mit dem "außen" und "innen" ist ein spannender Punkt, denn eigentlich ist die Idee des teuflischen Verführers ja sehr altmodisch, nämlich dass man seine Schuld auf jemanden im Außen überträgt, so: Ich kann gar nix dafür, der Teufel hat mich dazu verführt. Während wir in der Moderne natürlich alles gerne psychologisch sehen, alles aus dem Innen heraus erklären (wobei es heutzutage wieder in eine andere Richtung geht, jetzt kann man alles auf die Gene schieben). Und mir ist es nicht gelungen, da eine Verbindung zwischen den beiden Ansätzen herzustellen. Ja, ich hab nichtmal drüber nachgedacht, muss ich zu meiner Schande gestehen!

Zum Ende. Du schreibst, es ist ironisch. Die idee find ich super, hab es nur leider auch nicht so aufgefasst. Das wäre sehr, sehr cool, liebe Andy, wenn Du da noch drei Umdrehungen drauf packen könntest. Also, seine Leiter wirklich der Lächerlichkeit preisgeben würdest.
Es beginnt ja eigentlich schon bei der Teufelsszene, der macht sich da ja auch die ganze Zeit über Much lustig eigentlich und im Schlussteil wird diese Ironie wieder aufgenommen. Aber leider hat das überhaupt nicht funktioniert. Obwohl ... an sich ist der Gedanke, das größte Kunstwerk überhaupt zu schaffen, schon einer, den man eigentlich nicht ernst nehmen kann. Ich hatte anfangs den Plan, dass Much jemandem, seiner Schwester, das Kunstwerk erstmals zeigt und dass sie entsetzt ist, wie schlecht es geworden ist. Hätt ich mal tun sollen. :susp:
Und Much lachte, nein, er lachte nicht, er schrie: Hehehehehehehe.
Hä? Das brauch ich so gar nicht. Aber vielleicht du, um den Bogen zum Anfang wieder zu ziehen und noch mal das von außen herbeigeführte Dilemma zu zeigen. Wobei ich mich schon frag, warum Much jetzt auch Teufel ist.
Ja, genau, ich brauchte das als, zugegeben schwachen, Bogen. Aber Much wird "teuflisch", weil er etwas Böses getan hat. Er hat seine Liebe verraten und wird dafür bestraft. Aber klar, das Ende ist überhastet geschrieben.^^

Ich weiß nicht, ob die Copy ohne Kenntnis von Ernst Geschichten gut funktioniert. Vielleicht. Deal mit dem Teufel, Künstlerparty, Musenentsorgung, Kunst trotzdem am Arsch, aber Ego wieder hergestellt - ich glaub, das kann man schon auch ohne fassen.
Dachte ich auch ...
Spannend fand ich übrigens auch, dieses Spiel von Künstlerromantik vs. Liebesromantik und das sie sich behindern, ja eigentlich ausschließen. Also, der Text hat sehr viel Schönes und Kluges. Sprachlich eh groß. Na gut, wer spricht da zu wem? - da gab es noch immer zwei Stellen, aber sonst - geiles Kino.
Oh danke, tut gut, wird gerne genommen, auch wenn es der Text nicht ganz verdient hat. :shy:
Künstlerromantik versus Liebesromantik, ja, das ist spannend, aber nicht neu. Das ist ein alter Topos aus dem 18. Jh., dass jemand, der liebt, sich nicht mehr um die Kunst schert. In der Literatur der Romantik werden gerne Frauen geopfert ("Die schöne Leiche"), damit der sie Liebende frei und durch Schmerz geläutert in die höchsten Gefilde der Kunst aufsteigen kann. Und auch die Sublimationstheorie von Freud fußt auf der Annahme, dass Liebe und Kunst sich entgegenstehen, allerdings in der Umkehrung, wer keine Liebe hat, sublimiert seine Triebe in der Kunst.
Solltest Du irgendwann mal eine "eigene" Geschichte aus dem Mittelteil schreiben, sag mir unbedingt Bescheid. Ich lieb die jetzt schon .
Auf jeden Fall war es mir ein Fest der besonderen Art, endlich mal wieder was von Dir zu lesen!
Du bist lieb! :kuss:

Hallo Perdita!

bald habe ich die ganze Runde gemacht bei den Copywrites. Ich hatte deinen Text schon mal gelesen als er neu war, da bin ich nicht so richtig warm geworden damit. Jetzt beim zweiten Lesen mochte ich ihn viel lieber. Entweder lag es an einer dazwischen liegenden Überarbeitung, oder es war tagesformabhängig. Auf jeden Fall ist es gut, dass ich jetzt erst zum Kommentieren komme.
Ja, ich hab da nix überarbeitet bis auf die Dialogformeln, die ich umgestellt hab. Danke fürs nochmalige Lesen! :)

Ich finde es total beeindruckend, dass du dir zwei Texte vorgenommen hast - die Aufgabe ist mit einem Text schon schwer genug. Und die Copygeschichte wirkt trotzdem wie aus einem Guss. Die beiden Geschichten, die du ausgewählt hast, sind aber auch tolle Vorlagen.
Wenn ich das offshore-Los gezogen hätte, wäre der Uli-Text auf jeden Fall auch in meiner engeren Auswahl gewesen. Die Much-Geschichte hatte ich noch gar nicht gelesen, deshalb bin ich dir dankbar, dass du die mit verarbeitet hast.
Ach, der gute offshore hat es mir nicht so schwer gemacht, ich mag die beiden Geschichten auch sehr. "Wie aus einem Guss" - da sagst du was, da sind andere anderer Meinung. :D

Dein Text funktioniert für mich aber auch unabhängig von den beiden "Originalen". Ich weiß gar nicht, wie ich die Wirkung beschreiben soll - ich würde sagen, der Text hat sehr viel Energie. Du hast schreibtechnisch sehr viel auf dem Kasten und anscheinend auch viel Spaß dabei, das auszuleben, und das überträgt sich auf den Leser.
Da kann ich einfach nur "danke" sagen! Vielleicht ist die "Energie" des Textes ja die Folge von dem Druck, dem ich mich ausgesetzt fühlte! :D

Also, ich habe es gern gelesen. Aber so richtig mein Ding ist es trotzdem nicht. Also jetzt rein als persönliches, emotionales Geschmacksurteil - irgendwie ist mir der Text zu cool. Ich meine, dieses Motiv mit dem Teufelspakt, da steckt ja ganz viel menschliches Drama drin. Etwas aufgeben, das einem wahnsinnig viel bedeutet, um etwas anderes zu bekommen, von dem man glaubt, es wäre noch wichtiger - um hinterher vielleicht festzustellen, dass man die falsche Wahl getroffen hat. Das muss eigentlich weh tun. In "Wer zum Teufel ist Uli" tut es das im wörtlichen Sinnne.
Und hier ist halt ganz viel ironische Distanz drin, der Text macht sich letztendlich über dieses Motiv lustig und nimmt den Schmerz der Figuren überhaupt nicht für voll. Das darf der Text natürlich auch, und es steckt auch wirklich viel Witz hier drin. Aber ich persönlich hätte es glaube ich besser gefunden, wenn die Geschichte ein bisschen ernster wäre - und nein, das ist kein Wortspiel mit dem Usernamen vom offshore.
Das kann ich gut nachvollziehen. Aber irgendwas an offshores Geschichten reizt mich, ironisch zu werden. Es steckt so viel Romantik und Idealismus drinnen. Das ist etwas, zu dem ich selbst neige und das ich aus irgendeinem Grund als Bedrohung ansehe, weil es etwas verschleiert vielleicht. Da ist etwas in seinen Geschichten, das mir von mir selbst bekannt ist und das mir aber verdächtig erscheint und das ich deswegen gerne in ironischer Distanz halte, um es drehen und wenden und beurteilen zu können. Das heißt aber nicht, dass ich mich darüber lustig mache.

Vielen Dank euch beiden!

Gruß
Andrea

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom