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Schrecksekunde

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17.08.2014
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Schrecksekunde

Ein Anruf:
„Herr Müller, kommen Sie bitte in mein Büro!“
Herr Müller kommt ins Büro.
„Herr Müller, bitte setzen Sie sich! Ich möchte Ihnen mitteilen, dass Ihre Anwesenheit inzwischen überflüssig geworden ist. Zur Entlastung des Unternehmens und der Gesellschaft werden Sie nun erschossen.“
Herr Müller sieht den Chef mit entsetzten Augen an.
„Was, ich, aber …?!“
„Tut mir wirklich sehr leid, Herr Müller!“
Der Chef macht eine routinierte Handbewegung. Durch den Seiteneingang betritt ein schwarz gekleideter Unbekannter den Raum. Er zielt auf Herrn Müller und drückt ab. Herr Müller stirbt mit offenem Mund. Hinter dem schwarzen Mann warten bereits die weiß gekleideten Herren mit der Bahre, zuständig für die Entsorgung. Draußen im Büro wird fieberhaft weitergearbeitet. Man stellt keine Fragen.

 
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Hallo BN,
dieses Mal eine Kürzestgeschichte? Von der Idee her, das hat was, statt der üblichen Entlassung eine bizarre, ungewöhnliche Entsorgung zu zeigen. Missliebige oder nicht mehr dem Budget entsprechende Manpower wird erschossen. Von daher: gefällt mir die Idee.
Aber auch auf die Gefahr hin, dass du mir wieder einen kleinen Rachekommentar schickst, ich find die Umsetzung noch nicht so geglückt. Hauptgrund: In deinem Text klingt das höfliche Procedere an, mit der Leute aussortiert und ihrer Existenz beraubt werden. In der Bitte, sich zu setzen oder später in der Pseudoentschuldigung, es täte dem Chef Leid. Aber du löst das für mein Empfinden viel zu schnell auf, der Chef sollte noch ein bisschen länger an seinen Floskeln haften, so dass das Erschießen viel stärker aus dem Hinterhalt kommt. Das würde deiner Geschichte gut tun, weil es sie noch gemeiner macht, hinterhältiger.
Und noch was: Kürzestgeschichte und einfache Sprache, in der sie gehalten werden solte. Ja, so steht das immer in Definitionen, aber einfache Sprache heißt für mich nicht, Herr Müller, Herr Müller, Herr Müller. Drei Sätze immer stilistisch mit demselben Subjekt beginnend. Weiß schon, dass du es absichtlich gemacht hast. Trotzdem: Ich finde die sprachliche Gestaltung gerade am Anfang sehr roh. Es klingt wie aus einem Schüleraufsatz entnommen, fast hätte ich nicht weitergelesen, wäre der Text nicht so kurz gewesen.
Später dann auch: Der Chef macht eine routinierte Handbewegung. Also nee, fast möchte ich sagen: Mach dir mal mehr Mühe. So ein farb- und saftloses Verb hier einzusetzen, das ist nicht gut. Lass ihn wedeln, wischen, irgendwas, aber machen ist zahnlos.
Und das zieht sich so ein bisschen durch.
Zum Abschluss hin finde ich es besser, Beispiel: die beiden letzte Sätze.
Viele Grüße
Novak

 
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Hallo Novak,

zu gerne wüsste ich, was du damit meinst

Aber auch auf die Gefahr hin, dass du mir wieder einen kleinen Rachekommentar schickst, ich find die Umsetzung noch nicht so geglückt.
Durch eine wundersame Fügung sind alle meine Moderatorenkommentare gelöscht. Ich kann also nicht einmal mehr nachsehen, was du als "Rachekommentar" ansehen hättest können. Und erinnern tu ich mich auch nicht mehr.
Aber du löst das für mein Empfinden viel zu schnell auf, der Chef sollte noch ein bisschen länger an seinen Floskeln haften, so dass das Erschießen viel stärker aus dem Hinterhalt kommt.
Man könnte den vorliegenden Text als Grundlage (bzw. lediglich als Idee) für einen längeren nehmen. Z.Z. ist er eher wie ein "Witz" formuliert. Man müsste sich also dazu entschließen, die Idee des "Witzes" fallenzulassen. Man könnte auch etwas ganz anderes schreiben (wenn man schon dabei ist). Es gibt so viele Möglichkeiten.

Ich hoffe, du findest in der Antwort nicht wieder "Rachegedanken". Ich danke dir jedenfalls für die Mühe deines Kommentares. Wenn ich es mir recht überlege, bist du mir sympathisch.

BN

 
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Was ich mit dem Rachekommentar meine? Das schreib ich dir (wenn überhaupt, weil offtopic) als PM, das war nur eine bösartige kleine Bemerkung meinerseits. Die musste aber sein. Brauch ich manchmal, um das Kommentieren zu überleben. :D

Man könnte den vorliegenden Text als Grundlage (bzw. lediglich als Idee) für einen längeren nehmen. Z.Z. ist er eher wie ein "Witz" formuliert. Man müsste sich also dazu entschließen, die Idee des "Witzes" fallenzulassen. Man könnte auch etwas ganz anderes schreiben (wenn man schon dabei ist).
Ja könnt man alles. Und was machst du jetzt? Ich muss ein bisschen grinsen, du nimmst deinen Text grad selbst nicht so ernst.
Ansonsten: ganz genau, von der Witzeebene müsste der Text mal weg.

Ich hoffe, du findest in der Antwort nicht wieder "Rachegedanken".
Nö.

Wenn ich es mir recht überlege, bist du mir sympathisch.
Hihi, du mir auch. Da darf ich aber nicht so recht überlegen. Nee, ist natürlich nur Spaß. Ich wunder mich grad nur. Und freu mich natürlich über die Sympathiebekundung.

Viele Grüße
Novak

 
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Hallo BlueNote,

eine sehr sehr kurze Gesichte, die mir aber durchaus gefallen hat.
Problem ist: Ich kann nicht genau definieren warum.
Zum einen ist der Stil einfach. Kurze, prägnante Sätze, die einen nicht gerade vom Hocker reißen. Bin eher kein Fan dieses Stils, aber mMn verfehlen die Sätze ihre Wirkung nicht. Vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem der schwarz gekleidete Mann den Raum betritt, geht es ganz schnell, Schlag auf Schlag. Novak meinte, dass es ihr zu kurz geraten sei, der Chef noch mehr reden solle. Ich sehe das etwas anders. Gerade dieses kurze und knappe Gespräch hat eine beunruhigende Wirkung. So fix, so unpersönlich, so ohne Erklärung, wie mancher gekündigt wird, wird Herr Müller erschossen. "Nehmen Sie Platz, sie sind gekündigt, sie werden sterben." Zack, zack, Entlassung, check, und im Hintergrund wird fleißig gearbeitet. Schnell, schnell und nur keine Fragen stellen, man könnte ja der nächste sein. Für mich funktioniert's.

Fünf von Sechzehn Sätzen mit Herr Müller... zu beginnen, ist dagegen doch nicht so optimal und fällt negativ auf. (Ja, ich habe die Sätze gezählt. :D)

Zur Entlastung des Unternehmens und der Gesellschaft werden Sie nun erschossen.

Hier hat mich vor allem das Wort Gesellschaft zum Nachdenken gebracht. Nach der Kündigung bezieht Herr Müller nun mal Arbeitslosengeld - nehme ich mal an - und um da ebenfalls Einsparungen zu machen, wird sich des Klotzes am Bein entledigt. Der Sozialstaat wird per Mord entlastet. Es wird gebilligt. Wie gesagt, stimmt nachdenklich.


Beste Grüße
gibberish

 

Hallo BlueNote,

ich kann mich dem Lob nicht anschließen. Für mich ist das keine Kurzgeschichte, nicht mal eine Skizze. Worum geht es hier genau? Um Anwesenheit oder um Produktivität, um nicht mehr benötigte Arbeitskraft? Um nicht mehr erbrachte Effektivität? Es wird nicht klar, kein Hinweis, nichts. Klar, man kann immer behaupten, man habe das im Text anders gedacht, aber der Text ist einfach nur eine komprimierte Idee, die das nicht hergibt, die etwas behauptet, mit dicken, fetten Schlagworten, und dann sollen alle mit den Köpfen nicken und das auf eine diffuse Art und Weise bejahen. Was genau?

Das sind überhaupt alles so Floskeln im Text, der Chef, der verstummende, passive Müller, der schwarze Unbekannte, die weiß gekleideten Herren ... das zielt auf etwas, klar, aber das wirkt nur so, das ist eine These höchstens, nichts Erzähltes. Mich konnte das nicht überzeugen.

Den Konflikt kann man ja wirklich ausweiten, der ist auch relevant, aber so?

Gruss, Jimmy

 

Hallo BlueNote,

in dieser Fassung ist Dein Beitrag schwarzer Humor, ein - auch noch sehr unpersönlich - wiedergegebenr Witz, den man vielleicht dem gerade entlassenen Kollegen erzählt, damit er sieht, dass er noch mal gut vorangekommen ist. Da ist doch etwa die "einstweilige Erschießung" von Seyfried viel kürzer (ein Bild), aber auch viel eindringlicher.

Man könnte den Witz sicher zu einer Kurzgeschichte ausbauen. Ich kenne einige Sci-Fi Geschichten, in denen es um die Entsorgung überflüssiger Menschen geht, seien sie zu alt oder in der Produktion nicht mehr gebraucht. Eine neue Geschichte müsste sich von den anderen Geschichten und Episoden abheben, um anzukommen.

Grüße

Jobär

 

Guten Morgen!

Gerade dieses kurze und knappe Gespräch hat eine beunruhigende Wirkung. So fix, so unpersönlich, so ohne Erklärung, wie mancher gekündigt wird, wird Herr Müller erschossen.

Ich bin auch der Meinung, dass man die Metapher "kurzen Prozess machen" nicht mit vielen Worten umschreiben sollte.

Hier hat mich vor allem das Wort Gesellschaft zum Nachdenken gebracht.

Hier ist die Gesellschaftsform des Unternehmens gemeint, z.B. die Aktiengesellschaft.

Um Anwesenheit oder um Produktivität, um nicht mehr benötigte Arbeitskraft? Um nicht mehr erbrachte Effektivität? Es wird nicht klar, kein Hinweis, nichts. Klar, man kann immer behaupten, man habe das im Text anders gedacht, aber der Text ist einfach nur eine komprimierte Idee, die das nicht hergibt, die etwas behauptet, mit dicken, fetten Schlagworten, und dann sollen alle mit den Köpfen nicken und das auf eine diffuse Art und Weise bejahen. Was genau?

Wenn du das alles von der Geschichte einforderst, hast du ihre Machart offensichlich nicht verstanden. Aber ist das nicht das Erste, dass man zu verstehen versucht, wie eine Geschichte funktionieren soll? Vor allem, wenn man selber Autor ist, sollte das doch nicht so schwer fallen.

Man könnte den Witz sicher zu einer Kurzgeschichte ausbauen. Ich kenne einige Sci-Fi Geschichten, in denen es um die Entsorgung überflüssiger Menschen geht, seien sie zu alt oder in der Produktion nicht mehr gebraucht.

Meiner Meinung nach ist es nicht notwendig, die Geschichte zu einer Sci-Fi Story üblicher Machart auszubauen. Der Text hat seine eigene Form und eignet sich wenig dazu, von Lesern, die eine andere Erwartungshaltung haben, in Form gezogen zu werden.

 
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Aber ist das nicht das Erste, dass man zu verstehen versucht, wie eine Geschichte funktionieren soll? Vor allem, wenn man selber Autor ist, sollte das doch nicht so schwer fallen.

Mir ist das schon klar: Hinter dem Argument, der Leser habe etwas nicht verstanden, kann man sich ja immer trefflich verstecken, nur ist das einfach schlechter Stil. Der Text ist, was er ist. Und grade als Autor erwarte ich von anderen Autoren Finesse, Subtiles, Eleganz. All dies suche ich hier vergeblich. Ich behaupte sogar, man kann einen solchen oder einen so ähnlichen Text in fünf Minuten verfassen, nebenbei, zwischen zwei Zigaretten oder beim Verzehren einer Stulle.

 

Dann würde ich dich doch gerne dazu auffordern, einen "so ähnlichen" Text zwischen zwei Zigaretten beim Verzehren einer Stulle zu schreiben und ihn dann hier zu posten. Ich traue dir das nicht zu, aber lasse mich gerne überraschen.

 

Hallo BlueNote,

für mich hatte der Text - wie zuvor schon erwähnt, "lustigerweise" - ebenfalls den Duktus eines Witzes.
Herr Müller kommt in's Büro seines Chefs, da fliegt ein Rudel Gurken vorbei. Was ist falsch an dem Bild? - Gurken fliegen nie in Rudeln.
So oder ähnlich war mein Gefühl beim Lesen - nur nichtssagender.

Wenn ich literarisch darüber nachdenke, geht es eventuell in die Richtung kafkaeske Parabel, nur ist es dazu nicht ausgereigt genug. Ein Gefühl von Beklemmung oder Nachdenklichkeit stellt sich dabei einfach nicht ein. Auch wenn es das angesichts eines solchem Umgangs mit "Menschenmaterial" ("human recourses" ... solche Ausdrücke widerstreben meinem Naturell!) eigentlich sollte.
Männer in schwarz, Männer in weiß. Schwarz und weiß.
Es ist ein Konflikt, der sich auflöst ohne Klimax.

Ich glaube, wenn ich es genau benennen soll, würde es in die Richtung von Jimmys Meinung gehen: Es wirkt alles zu lieblos.
Ich möchte dir damit nicht vorwerfen, dass du nicht lange über dem Text gebrütet hast. Hast ja vielleicht. Oder auch nicht. Das weißt nur du.
Aber es wirkt auf mich sehr "dahingeschrieben" in der Zigarettenpause. Was schade ist angesichts des Themas, denn du siehst: Das ist clever gewählt, deine Leser wünschen sich ja mehr.
Aber so hat es auf mich einfach keinen Charm, zumal ich sicher bin, dass du dazu in der Lage wärst, das herauszubeschwören.

Liebe Grüße
Tell

P.S. Aber ich würde es lassen, Jimmy so herauszufordern ... :P "Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft." Oder sich zumindest keine so starken Gegner aussucht.

 
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Liebe Tell,

lustigerweise hat der Text den Duktus eines Witzes, allerdings möchte ihn jeder zu einer 20-seitigen Kurzgeschichte aufblähen. Doch warum der Text den "Duktus eines Witzes" hat und warum er so kurz ist, darüber denkt niemand nach. Stattdessen muss umgeschrieben werden: Sorgfältiger, tiefgründiger, ausführlicher. Aber was hat das eine dann noch mit dem anderen zu tun?

Vielleicht bleiben wir noch kurz beim "Duktus des Witzes":
Kommt ein Kunde zum Bäcker. Sie wünschen, wird er gefragt? Seine Antwort: Ein Pfund Aufschnitt.

Und wo ist hier der Witz?
Der Witz ist, dass der Witz kein Witz ist, aber trotzdem etwas aussagen will (was wohl?). Darüber eine 20-seitige Kurzgeschichte zu schreiben, macht keinen Sinn. Man kann es tun - aber die Aussage wird dadurch nicht besser.

P.S. Aber ich würde es lassen, Jimmy so herauszufordern ... :P "Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft." Oder sich zumindest keine so starken Gegner aussucht
So so, starker Gegner also! Ich weiß zwar, dass wir hier bei den Wortkriegern sind, ich lege aber dennoch Wert darauf zu bemerken, dass ich von Grund auf sehr pazifistisch eingestellt bin. Eure kriegerischen Ranglisten müsst ihr also unter euresgleichen ausfechten.

BN

 

Hallo BN,

da können wir zwei Pazifisten uns ja zusammen tun, das entspricht auch meiner Grundeinstellung. ;) Weshalb ich dann infantile Wetteiferei etwas befremdlich finde, aber na ja ...

Ja, die Geschichte hat den "Duktus eines Witzes". Und ist nicht witzig. So etwas finde ich dann nicht unterhaltsam, sondern belanglos.
Ich habe nur gesagt, wie es auf mich wirkt. Da bleibe ich bei "lieblos" dahingeschrieben, ist nun einmal mein Eindruck. Ein andere mag das anders empfinden, wie du selbst ja. Andere empfinde die Umsetzung deiner Thematik als "belanglos", wie du ja siehst.

Eine 20-Seiten-Kurzgeschichte kann man daraus auch nicht machen, denke ich.
Wahrscheinlich verkennen wir dich nur.
Ranglisten gibt es hier glaube ich auch nicht, zumindest hab ich noch keine gesehen. ;) Ich lese nur sehr viel von den anderen und weiß deshalb ein wenig, wer wie schreibt.
Da fand ich eher deine Aufforderung "Schreib doch auch sowas" etwas, das nach kriegerischem Urschrei klang.

Tell

 

Wahrscheinlich verkennen wir dich nur.
Das steht natürlich außer Frage!

Was ich mir vorzustellen versuche ist, wie der Text "liebevoller" geschrieben aussähe - sagen wir ... mit 5 Seiten. Meine Befürchtung ist, dass er mit jedem Satz, den man hinzufügt, belangloser (weil erklärender) werden würde. Das ist allerdings nur eine Befürchtung, weil ich es mir ehrlich gesagt gar nicht richtig vorstellen kann, wie der Text wäre, wenn er so ist, wie ihr ihn wolltet. Wer mag, kann ja konkretere Vorschläge mache, um meiner Vorstellung auf die Sprünge zu helfen.

 
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Hi BN,
ich schlag vor, ihr beendet jetzt mal das reizende Gespräch, jedenfalls wenn es in provokante Richtung geht. Der Himmel weint sowieso schon, da müssen nicht noch mehr Tränen dazu kommen. Lest lieber Perditas neue Geschichte oder lernt ein bisschen Schwyzerdytsch bei Marai, das ist besser als das Maulfechten, das hier betrieben wird.

Und du, lieber pazifistischer BN brauchst dich nicht wundern, wenn du Sprüche machst wie diesen hier:

Wenn du das alles von der Geschichte einforderst, hast du ihre Machart offensichlich nicht verstanden. Aber ist das nicht das Erste, dass man zu verstehen versucht, wie eine Geschichte funktionieren soll? Vor allem, wenn man selber Autor ist, sollte das doch nicht so schwer fallen.
dass sich da manch einer im Nachhinein fragt, warum er überhaupt kommentiert hat. Aber ist doch gut so, wie es ist.
Du wolltest einen Witz schreiben in sprachlich karger Manier. Ist dir zu 100% geglückt. Was will man mehr?
Schönen Sonntag noch.


Achso, jetzt hat sich das überschnitten:
Das

Was ich mir vorzustellen versuche ist, wie der Text "liebevoller" geschrieben aussähe - sagen wir ... mit 5 Seiten. Meine Befürchtung ist, dass er mit jedem Satz, den man hinzufügt, belangloser (weil erklärender) werden würde. Das ist allerdings nur eine Befürchtung, weil ich es mir ehrlich gesagt gar nicht richtig vorstellen kann, wie der Text wäre, wenn er so ist, wie ihr ihn wolltet. Wer mag, kann ja konkretere Vorschläge mache, um meiner Vorstellung auf die Sprünge zu helfen.
ist eine echte Frage. Da freu ich mich und antworte gerne.
Ich hatte dir ja ganz am Anfang schon mal geschreiben. Der Text ist im Moment sprachlich noch zu flach. Er muss und soll ja auch nicht erklärender daherkommen. Darum geht es ja gar nicht. er wirkt momentan halt einfach noch unfertig, wie eine Urform. Als wüsste er noch nicht, was er genau aufspießen will. Er ist für die Kürze noch nicht gemein oder pointiert genug.
Aber die Grundidee, ich sag es nochmal, fand ich ja gut. Nur die geht unter im Moment, bleibt einfach stecken. Erstens in diesen flachen Formulierungen und zweitens sind das ja alles nur so angeritzte Andetungen. Es lebt einzig von der Gegenüberstellung Entlassung - Erschießung. Und jeder fand halt, dass das noch nicht ausgereift wirkt.
Ist doch klar, dass jeder an der Stelle ansetzt, die er für richtig hält. Und das muss nicht die deine sein.
Bei mir wäre es, die Formalitäten, die Heuchelei das angebliche Fallen ins Soziale Netz aufzuspießen, um das zu einer Satire zu machen.Tell hat wieder andere Ideen als Jimmy. Der Chef bist dann ja eh du. Nur ich an deiner Stelle würde es auch mal ernst nehmen, wenn so viel sagen. Idee ist gut, aber die Audführung schwächelt dann.
Liebe Grüße

 

Novak hat es angesprochen. Ist halt so, wenn der Text nicht viel hergibt, tobt man sich auf den Nebenschauplätzen aus. Wie wenn auf dem Fussballfeld nix läuft, wird eine Laolawelle losgetreten.
Ok, schiefes Bild, aber die Aussage ist wohl klar.
Weitere Animositäten werden kommentarlos gelöscht.
Danke fürs Verständnis.

 
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Lieber BlueNote,

wie du siehst, polarisiert deine Kurzgeschichte, oder vielmehr deine Art auf Feedback zu reagieren. Trotzdem wage ich mal den Sprung ins kalte Wasser.

Die Geschichte ist wirklich nicht schlimm, aber auch nicht mehr als eine Skizze. Der Gedanke dahinter ist zwar tragend, aber weder sonderlich neu, noch originell. Dass der Arbeitsmarkt mitunter hart sein kann, und bei nicht erbrachter Leistung berufliche Konsequenzen/Austausch von Humanresourcen mit sich bringen kann, ist eine Allerweltsweisheit. Du vergleichst in deinem Versuch einer Bearbeitung des Themas den Kündigungsprozess nun mit einer Erschießung, die von den anderen Arbeitern gleichgültig, bzw. verängstigt ignoriert wird (Da vermisse ich die titelgebende Schrecksekunde). Das kann man entweder als "radikal" oder als eine Art "Holzhammermethode" empfinden. Ich tendiere derweil noch zu letzterem, weil du dich einiger Klischees bedienst:

Herr Müller, Chef, routiniert, entsetzte Augen, schwarz gekleideter unbekannter, weiß gekleidete Herren...
Das sind für mich ausgelutschte Bilder, viel effektiver wäre es doch, wenn der schwarze und der weiße Mann durch weitere Anzugträger ersetzt würden. Schwarz und weiß als krassestmöglicher Kontrast ist schon mal ein Fehler. Es geht ja gerade um Gewöhnlichkeit, um die Gefahr oder das Böse im Gewöhnlichen, Alltäglichen. Um das maschinelle. Um Schreibtischtäter.
Ich bin mir auch nicht sicher, dass die Message in dieser verknappten Form gut rüberkommt.
Ich würde also eher versuchen, die Anonymität, dieses Gefühl von "kleinem austauschbaren Rädchen im Getriebe" auf andere Weise herbeizuführen. Varianten der typischen Klischees und so. Ausformulieren. Aber: am Ende bleibt dann immer noch ein ausgelutschtes Motiv.

Viel Erfolg noch!

Der X-Franke :)

 
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Hi Exilfranke (ich fang mal von hinten an),

unter diesem Gesichtspunkt kann man natürlich die Diskussion bzgl. des Textes auch führen: Wie kann der Text anders geschrieben, d.h. zu einer (richtigen) Kurzgeschichte umfunktioniert werden, die sich anderer Stilmittel bedient und vielleicht noch die Thematik (Entlassung) oder die Grundidee (Exekution) gemeinsam haben. In meinen ersten Kommentaren wollte ich allerdings nicht so schnell auf diese zweite Lösung umschwenken, weil wie gesagt, dies für mich zwei unterschiedliche Dinge sind: Der Kurztext und die ausformulierte Kurzgeschichte.

Dennoch kann man natürlich die Idee ohne weiteres hernehmen für einen anderen, auf diesen paar Zeilen aufbauenden Text.

In deinem Kommentar fand ich insbesondere diese Feststellung beachtenswert:

Aber: am Ende bleibt dann immer noch ein ausgelutschtes Motiv.

Im Grunde gibt es wenige Themen, die uns in literarischen Texten berühren: Liebe und Tod sind beispielsweise solche immer wieder aufgegriffenen Themen, mit den immer gleichartigen Motiven. Du schreibst, das Thema "Entlassung" sei "ausgelutscht". Aber glaube mir, wenn es für dich selbst einmal aktuell wird, ist es alles andere als ausgelutscht. Dann lässt dich dieses Thema keineswegs kalt oder entlockt dir lediglich ein müdes Gähnen. Themen sind also vor allen Dingen dann ausgelutscht, wenn sie dich nicht interessieren oder betreffen. Oder auch nur dann, wenn du sie dir nicht vorstellen kannst oder willst (weil angeblich schon zu oft gehört). Die Extravaganz, die mir vorschwebte, sollte nicht im Thema an sich liegen, sondern in der Art, wie es erzählt wird. Das näher auszuführen, würde allerdings eher in eine Sackgasse führen, denn der allgemeine Wunsch (dem ja auch irgendwie entsprochen werden muss) konzentriert sich ja eher darauf, die Geschichte anders zu schreiben, selbst auf die Gefahr hin, dass das "ausgelutschte Motiv" dann auch in einer ausgelutscht erzählten Geschichte endet.

wie du siehst, polarisiert deine Kurzgeschichte, oder vielmehr deine Art auf Feedback zu reagieren.

Mir wäre es lieber, wenn der Text polarisierte und nicht die Art, wie ich auf Feedback reagiere. Betrachten wir doch die Polarisation, die Provokation, die Kargheit des Textes als Stilmittel, die ... zumindest eine gewisse Wirkung auf einen Leser haben, wie du so treffend bemerkst.

Ich bin mir auch nicht sicher, dass die Message in dieser verknappten Form gut rüberkommt.

Das bleibt letztendlich die Frage. Und das kann man sicherlich so oder so sehen.

Vielen Dank für den aufschlussreichen Kommentar!

BN (Franke ohne Exil)

 

Lieber BlueNote,

Im Grunde gibt es wenige Themen, die uns in literarischen Texten berühren: Liebe und Tod sind beispielsweise solche immer wieder aufgegriffenen Themen, mit den immer gleichartigen Motiven. Du schreibst, das Thema "Entlassung" sei "ausgelutscht".

Da musst du mich falsch verstanden haben. Nicht das Thema Entlassung ist ausgelutscht, das ist sogar hochaktuell, und kann prosaisch sicher gut und berührend bearbeitet werden. Dies lässt deine Geschichte aber für mich jedenfalls kaum zu, denn in ihrer Knappheit verkürzt die das Sujet auf die Formel: Entlassung = Erschießung. Und das ist, bezogen auf die Härte des Arbeitsmarktes und kapitalistischer Märkte, kein neuer Gedanke und kann mich in dieser Knappheit der Darbietung auch nicht emotional berühren oder "aufrütteln" - persönliche Erfahrungen damit mal ganz außen vor gelassen, das weißt du ja nicht, ob ich sowas schonmal erleben musste. Ich hoffe, du nicht.

Einen schönen Restsonntag wünscht

X-Franke :)

 
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persönliche Erfahrungen damit mal ganz außen vor gelassen, das weißt du ja nicht, ob ich sowas schonmal erleben musste. Ich hoffe, du nicht.

Ich habe diese Situation (das "Zehn kleine Negerlein" Prinzip) als sehr irreal erlebt, deswegen wollte ich auch keine "normale" Geschichte drüber schreiben. Das wäre die Bedingung für mich bei einem Umschreiben: Eine irreale, surreal wirkende, beunruhigende Geschichte.

 

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