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Ein typischer Morgen

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20.04.2015
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Ein typischer Morgen

Der typische Morgen einer Katzenbesitzerin

Morgens um sechs klingelt mein Wecker. Es ist ein sehr moderner Wecker und so programmiert, dass er mich stets nur in meiner Leichtschlafphase weckt. In der Benutzerinformation wurde mir mitgeteilt, dass es überaus erholsam für den Besitzer ist, wenn man nicht geweckt wird während man sich gerade im Tiefschlaf befindet, und außerdem wurde darauf hingewiesen, dass der Wecker sogar selbstständig die Weckzeit verschiebt, um einen stressfreien Start in den Tag zu garantieren. Ich mag Geräte, die mit modernen Funktionen das Leben erleichtern, und so war ich sofort begeistert von meinem neuen Weckdienst. Brutus und Cleopatra, in der kurzen Form Cleo, gerufen "Prinzessin", meine beiden Katzen, schlafen mit mir im Bett, und weil sie sehr intelligente Katzen sind haben sie sehr schnell herausgefunden, dass ihre Dosenöffnerin genau dann aufsteht wenn eben dieser Wecker anfängt, seine sanfte Musik inklusive Naturklänge zu spielen. Allerdings scheinen sie noch nicht verstanden zu haben, dass meine Morgen stressfrei sein sollen, auch wenn ich mehrmals versucht habe genau das meinen beiden Fellmonstern auf Samtpfötchen begreiflich zu machen. Sobald also leise Musik anfängt, mich sanft daran zu erinnern, dass es nun langsam Zeit wäre aufzustehen sitzt Brutus neben meinem Kopf und erinnert mich sehr fordernd daran, dass es ebenso Zeit für Frühstück wird, natürlich für Katzenfrühstück. "Mau!" tönt es in mein Ohr. Ich zucke leicht zusammen. "Gleich", sage ich leise und drücke die Taste auf Schlummer nachdem ich auf die Zeit geguckt habe. Der Wecker hat anscheinend festgestellt dass ich früher als sonst in der günstigen Weckzeit angekommen war. Man sollte vielleicht anmerken dass der Wecker das anhand meiner Bewegungen festgestellt hat, und in diesem Zusammenhang hätte ich mich vielleicht sogar gefragt ob das Toben eines ausgewachsenen Katers Einfluss auf den Wecker nehmen könnte - wäre ich dazu ausgeruht und entspannt genug. Und würde nicht ein Lackfell neben mir sitzen und ungeduldig meine Füße jagen. "Mau!" - "Steh schon auf, Dosi, ich habe schrecklichen Hunger und werde die nächsten zehn Sekunden nicht überleben, wenn Du mir nichts gibst." Und also stehe ich auf, wobei in eben jener Sekunde mein typischer Morgen beginnt. Als erstes hole ich zwei Schalen Katzenfutter aus dem Schrank. Eine davon wird geöffnet und sorgfältig geteilt auf zwei Näpfe verteilt. Brutus und Cleo beobachten mich genau. Auf gar keinen Fall kann ich jetzt einfach die Näpfe hinstellen und ins Bad gehen. Brutus will erst wissen, was in den Näpfen ist und ob überall das selbe Futter drin ist, es könnte ja sein, dass in einem besseres Futter zu holen ist. In der Zwischenzeit mache ich Kaffee. Brutus, bis vor kurzem noch nahe dem Hungertod, hat es plötzlich nicht mehr eilig zu fressen. Erst sucht er sich den passenden Fressplatz aus. Meine Wohnung ist klein, und trotzdem gibt es dort eine Menge Möglichkeiten, angefangen vom Couchtisch bis zum Kühlschrank und endend schließlich beim Seitenschrank, der eigentlich zur Küchenzeile gehört. Nicht alle kleinen Wohnungen haben abgetrennte Küchen, und diese Tatsache steigert den Radius möglicher Futterplätze erheblich. Brutus wählt den Seitenschrank mit Blick aus dem großen Fenster auf den Garten. Dorthin werden die beiden Näpfe platziert. Cleo sitzt auf dem Kühlschrank und wendet sich demonstrativ dem Fenster zu. An manchen Tagen sieht die kleine Maus nicht ein, warum sie den Weg zum Futterplatz selbst laufen soll. Schließlich ist der einzige Name auf den sie hört "Prinzessin", und zumindest bei ihr ist der Name häufig Programm. Ich nehme sie und setze sie auf den Seitenschrank. Brutus wird kritisch beobachtet. Cleos Augen sprechen Bände: "Gibt es gutes Futter heute?" Brutus antwortet auf Kätzisch, und das verstehe ich nach zwei Jahren Zusammlebens nur allzu deutlich: er versucht das Futter zuzuscharren. "Lohnt sich nicht, Schwester. Warten wir ab, vielleicht gibt es später was Besseres." heisst das. Und Cleo ist solidarisch genug, um ebenfalls nicht zu fressen. Es ist jetzt viertel vor sieben, und langsam aber sicher nimmt der entspannte Morgen eine unentspannte Wendung. Die Katzentoiletten werden noch sauber gemacht, dann geht es ab ins Bad für mich. Ich dusche mich und putze die Zähne und mache all das, was man eben morgens im Bad so macht. Natürlich habe ich dabei keine Ruhe. Brutus maunzt und jault und jammert. Am Anfang habe ich die beiden ins Bad gelassen. Das hatte allerdings darin geendet, dass Brutus das Wasser, das unten im Toilettenbürstenhalter stand, getrunken hatte - er bevorzugt abgestandenes, schmutziges Wasser - und Cleo hingebungsvoll die Flasche vom WC-Reiniger abgeleckt hat. Seitdem haben alle Personen, die in dieser Wohnung auf vier Pfoten laufen, striktes Badezimmerverbot.
Von jenem Tag an jault er vor der Tür als würde er jeden Moment das Zeitliche segnen. "Wo bist Du denn? Was tust Du? Warum kommst Du nicht raus?" heißt das, und in der Tonlage kann er sehr erfinderisch sein. Aus einem kläglichen Miauen wird ein bettelndes, dann folgt ein vorwurfsvolles Maunzen und endlich ein drängendes. "Raus jetzt, sonst setzt es was!" soll das wohl heißen. Zwischen Dusche und Zähne putzen habe ich schon fünfmal "Gleich! Ich komme ja sofort!" gerufen. Es ist etwa halb acht bis ich also aus dem Bad stürze, um einen Kaffee zu trinken. Der ist ja sooo heiß! Nach einem letzten vorwurfsvollen Maunzen ("Das hat heute aber gedauert! Morgen bisschen fixer!") hüllt Brutus sich in Schweigen. Er sitzt vor mir während ich den Kaffee trinke und beobachtet mich sehr genau. Die Öhrchen aufmerksam nach vorne gerichtet guckt er immer wieder in meine Tasse. Hat sie endlich ausgetrunken? Noch immer nicht? Himmel, warum zieht sie sich denn an diesem Getränk hoch? So denkt er wohl, während ich mich gehetzt zu fühlen beginne und dem Drang nur schwer widerstehe, kaltes Wasser in den Kaffee zu gießen, um ihn schneller trinken zu können.
Um zwanzig vor acht ist der Kaffee getrunken, und endlich ist die morgendliche Spielrunde angesagt. Jetzt wird getobt, gerannt und gejagt, was Federwedel, Sisalschnur und Softbällchen so hergeben. Besonders Cleo genießt es, den Bällen hinterher zu rasen und sie mit den Pfoten weiter zu schlagen. Brutus bevorzugt die ruhigere Lauerjagd: er wartet, bis der Stock vom Federwedel unter dem Teppich hervorschaut und stürzt sich auf die Beute. Da wird gesprungen, gekrallt und hingebungsvoll gebissen, und manchmal läuft der Kater sogar auf zwei Beinen. Es ist fünf nach acht, wenn die Spielrunde sich dem Ende nähert. Katzen sind begeisterte Jäger, besonders ausdauernd sind sie jedoch nicht. Und meine sind da keine Ausnahme. Kürzere, kleine Spielrunden sind ihnen auf jeden Fall lieber als eine sehr lange am Tag. Als Abschluss gibt es eine Beute zum Fressen: jedes Fellmonster bekommt eine der Stangen, die ich normalerweise päckchenweise in der Schublade lagere, in der alle Dinge verstaut sind, die man für Katzen so braucht. An diesem Morgen fällt mir auf, dass diese Stangen in den letzten Tagen zahlenmäßig doch sehr abgenommen haben. Ich muss neue kaufen, das ist klar. Und genau jetzt beginnt er - der echte, immer wiederkehrende Stress. Denn ich muss kurz nach halb neun los damit ich pünktlich bei der Arbeit bin. Gefrühstückt habe ich noch nicht. Ich trinke die zweite Tasse Kaffee - gut, dass der Rest in der Maschine bereits abgekühlt ist. Brote muss ich mir auch noch machen, damit ich sie mitnehmen kann. Brutus hat sich in der Zwischenzeit entschlossen, zu fressen. Und Cleo macht es ihm gleich. Nach dem Spielen ist der Hunger groß, plötzlich schmeckt was vorher verschmäht wurde, und ich fülle das Futter in den Näpfen nach. Die Brote werden mit Butter beschmiert und in eine Tüte getan. Um morgens Zeit zu sparen habe ich Rosinenbrot gekauft - da ist der Belag bereits drin. Einen schmalen Streifen von einem der beiden zusammengeklappten Brote esse ich gleich, sozusagen als Frühstück. Brutus hat das Fressen beendet, seine Schwester lässt sich Zeit. Prinzessin Cleo futtert das Nassfutter mit einer stoischen Ruhe langsam Bröckchen für Bröckchen, als sei es die beste Delikatesse, die seit Jahren am Königshof serviert wurde. Ich kontrolliere, ob alle Steckdosen leer und mit Kindersicherungen geschützt vor Zugriff sind. Diese Maßnahme halte ich für notwendig seit ich beobachten durfte, wie Cleo ihre Zunge versucht hatte, in die Löcher zu stecken. In der Zwischenzeit hat Cleo aufgefressen. Endlich, denn langsam wird die Zeit knapp. Ich Spüle die Futternäpfe aus - und genau da höre ich es scharren. Erst hört es sich an, als wäre Brutus auf seinem Klöchen, dann geht Cleo nochmal. Meine Lakritznasen - beide haben schwarze Näschen, so wie man sie in Tüten zum Naschen kaufen kann - sind was Toiletten angeht, sehr pingelig in Bezug auf Sauberkeit. Nein, sie pinkeln nicht wild, dazu benutzen sie sowieso die Katzentoilette im Flur, die mit den Holzpellets, die gar nicht riechen und fantastisch aufsaugen. Aber Knöllchen werden nebendran abgelegt, wenn die Toilette nicht den hygienischen Standards einer Klinik entspricht. Das heißt dann soviel wie "Es war nicht sauber genug als dass ich dran denken würde, es zu benutzen!" Mir bleibt nichts anderes übrig als beide Klos noch einmal zu säubern. Zum Schluss bekommt jedes Samtpfötchen noch ein Leckerli - eine der begehrten Stangen. Ich bin zu spät, keine Frage. Ich bin immer zu spät. Aus diesem Grund stürze ich aus der Tür und renne aus dem Haus, der U-Bahn entgegen als wäre der Leibhaftige hinter mir her. So wie immer. Oben am Fenster sitzt Prinzessin Cleopatra, kurz Cleo genannt, die nur auf "Prinzessin" hört, und guckt mir nach. "Da läuft sie hin, unsere Mrs. Bridges." sagt sie leise. Sie dreht sich zu Brutus, der gemächlich aufs Bett springt. "Weißt du, wie sie richtig heißt?" will sie wissen. Brutus gähnt herzhaft: "Woher soll ich das wissen? Der seltsame Typ, der hier immer auftaucht, der nannte sie bisher immer Mrs. Bridges." Brutus kennt nun einmal nicht die Serie, in der diese Mrs. Bridges eine gemütliche Köchin ist, und darum versteht der Kater nicht die Neckerei dahinter. "Ist doch auch egal, wie sie heißt. Wichtig ist doch nur, dass sie uns unsere Schalen aufmacht, die Toiletten reinigt und und Stangen gibt. So, und jetzt machen wir es uns endlich gemütlich. Es reicht, wenn sie jeden Morgen hinausrennt als würde der Hund sie jagen, der immer im Garten spielt." Cleo guckt wieder aus dem Fenster. "Für ihr Futter hat sie nur zweimal schlucken müssen." bemerkt sie nebenbei. Brutus richtet sich halb auf. "Cleopatra, das Frühstück für Zweibeiner wird überbewertet. Das habe ich dir schon so oft gesagt. Wir sind Katzen, wir brauchen eine gute Nahrung, möglichst zu festen Zeiten und in der richtigen Qualität. Zweibeiner brauchen morgens Kaffee!" erklärt er leicht genervt. Dass seine Schwester aber auch so gar nicht katerig ist, so empfindlich und feinfühlig! Endlich springt Cleo vom Fensterbrett auf das Bett. Sie legt sich zu ihrem Bruder nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass er nichts dagegen hat, ganz auf Kätzisch mit einem sanften Nasenstupser. "Meinst du, sie bringt uns was mit?" piepst sie leise. Brutus macht ein Katergesicht und schließt die Augen. "Sicher. Die Stangen sind fast leer, das hat sie extra gesagt." Die Antwort ist mehr ein Murmeln, und schon schlummert Brutus ein, so wie man es macht als Kater, der etwas auf sich hält.
In dem Moment, als ich in die U-Bahn springe, gleichzeitig ein "Danke" zum Himmel schicke, dass ich sie erreicht habe, schlafen meine beiden Samtpfoten aneinander gekuschelt ein. Und weil Katzen Wert legen auf einen geregelten Tagesablauf, weil sie nach ihrer eigenen Uhr leben und nicht nach meinem modernen Wecker, der die Zeiten einteilt in Tief- und Leichschlafphasen, genau aus diesem Grund wird es an jedem Morgen so sein. Das ist nun einmal mein typischer Start in den Tag, der Morgen einer Katzenbesitzerin.

 

Hallo Emily68,

Eine nette Geschichte und genau so, wie es sich wahrscheinlich in tausenden Katzenfamileien abspielt. Damit wären wir allerdings auch schon bei meiner Kritik. Es tut sich nichts. Kein Spannungsbogen, keine Handlung. Einfach eine chronologische Beschreibung der morgendlichen Katzenroutine, die wir alle sehr gut kennen, weil sie überall mehr oder weniger gleich ist.

Geschrieben hast du recht gut aber vielleicht solltest du dir dazu eine Handlung einfallen lassen. Ein besonderer Morgen, an dem etwas passiert, vielleicht eine Krise bewältigt wird oder die Katzen etwas besonderes entdecken, dich retten oder so. Würde das ganze viel interessanter machen.

Viel Spaß jedenfalls hier bei den Wortkriegern

LG

BRM

 

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