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Serie Als wir uns verloren [3]: Roter Schnee

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10.02.2000
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Als wir uns verloren [3]: Roter Schnee

Ich sah hinüber zum Kradmelder, der in einer Art betenden Position seitwärts vom Sattel rutschen wollte, aber mitten in der Bewegung von einer unsichtbaren Kraft festgehalten wurde. Die Felgen zur Hälfte von verwehtem Schnee bedeckt, die Reifen luftleer, Eiskristalle an Lenker und Auspuffkrümmer.
»Um den zu begraben, müssen wir auf den Frühling warten«, erklärte Dangson und rüttelte am Stahlhelm des Melders. »Festgefroren. Na, so was!«
Er beugte sich hinab, musterte genau das Gesicht des Toten.
»Sag mal, Hannes, wenn man erfriert, geht die Augenfarbe nicht verloren … oder?«
Ich saß auf dem noch warmen Motorendeck des Sturmgeschützes und schnitt mit dem Bajonett kleine Fetzen vom Bauchspeck, den wir einem Partisanen abgenommen hatten. Die Eiseskälte sorgte dafür, dass nichts roch. Weder der Speck, noch der tote Melder. Alles war gefroren. Vorsichtig schob ich ein paar der Stücke in den Mund und taute sie dort auf. Dangson kam her und kletterte zu mir hoch.

»Gib mir auch mal von dem toten Schwein.«
Ich reichte ihm Speck und Bajonett.
»Sigurd, manchmal denke ich, du bist kälter als der russische Winter es jemals sein kann.«
Er schliff das Bajonett am blanken Stahl des Aufbaus, bis er, zufrieden mit der Schärfe, den Speck in dünne Lagen schnitt und mir einige auf die Hand gab.
»Hier! Iss das!«, er musterte mich kurz und schnitt weiter. »Ich bin der beste Fahrer in der Abteilung, Franz der erfahrenste Kommandant, und du der beste Richtschütze. Deshalb sind wir noch am Leben. Wären alle wie wir, läge Moskau schon hinter uns, der Iwan auf der Flucht in den Weiten Sibiriens. In diesem verfluchten Land muss man kalt sein. Du machst dir da falsche Hoffnungen, Hannes …«, er griff in seinen Umhang, zog eine braune Flasche hervor und gab sie mir. »Trink davon. Das macht es einfacher.«
Ich genehmigte mir einen ausgiebigen Schluck. Der Partisanenwodka schmeckte ausgezeichnet, weich, und er tat genau das, was Dangson versprach, meine Stimmung in ein Meer aus Gleichgültigkeit zu tauchen. Nach einem weiteren Schluck gab ich ihm die Flasche zurück und aß wieder vom Speck. Dangson strich das Bajonett an seinem Umhang sauber, nahm mir die Flasche ab, trank einiges und lehnte sich an den Aufbau.

»Weißt du, Hannes, diese Partisanen waren wirklich gut ausgerüstet. Wodka, Speck, Brot und gesalzener Fisch, ein Haufen Munition und Handgranaten. Die hatten bestimmt eine größere Aktion vor.«
»Vermutlich. Die dritte Partisanengruppe in zwei Tagen, und bei allen bekam ich den Eindruck, sie wüssten genau, was zu tun sei.«
»Nun ja nicht mehr. Sie hängen steif an den Bäumen und geben gutes Futter ab für die Wölfe.«
Ich nickte und zog den grauen Umhang vor meinen Mund. Der Tod und Dangson waren beste Freunde, Kameraden aus Gesinnung, Überzeugungstäter. Ich machte mir Sorgen um mich selbst, denn ich spürte die Gleichgültigkeit wie eine Flut heranrollen. Nichts und niemand schien in der Lage zu sein, sie aufzuhalten. Es knackte und tickte unter unseren Hintern. Das Metall gab Spannungsgeräusche von sich. Es wurde langsam kälter. Die Nacht kam.

*​

Wir lagen drei Kilometer südlich von Moschaisk, zur Hälfte im Schnee vergraben, am Rande eines breiten Birkenwaldstreifens, der sich kilometerweit entlang eines Entwässerungsgrabens zog. Die Rohre nach Osten ausgerichtet, hin zu einer weiten, offenen Fläche, auf der sich Wiesen und strauchige Raine abwechselten. Der Boden war tief gefroren, zerfurcht von hunderten kleinen Gräben. Zwischen den Panzern, eingegraben, so gut es ging, die Maschinengewehrnester der Infanterie, ausgekleidet mit allerlei Gestrüpp. Entfernte man sich nur dreißig Meter von unseren Stellungen, waren sie nicht mehr zu erkennen. Seit dem Nikolaustag lief der russische Gegenangriff mit unverminderter Heftigkeit. Man verlegte uns mit der Infanterie in eine Auffangstellung, und seit gestern Nachmittag herrschte Ruhe. Die aufkommende Dämmerung verschluckte nach und nach den steifgefrorenen Kradmelder. Niemand versuchte, ihn von dort wegzubekommen. Ich stieg vom Motorendeck herunter und kontrollierte die Munitionskisten, den Carbidbrenner unter der Motorwanne, dann stapfte ich in den Unterstand. Die Pioniere hatten ein enormes Loch in den Boden gesprengt, es mit Gestrüpp und darüber mit Eisenbahnbohlen ausgelegt, über alles ein notdürftiges Dach gezogen, so dass man fast von einem gemütlichen Fleckchen sprechen konnte. Ich suchte mir einen freien Platz und legte mich hin. Die Meisten schliefen, einige spielten Skat. Ich dachte an Erika, daran, ob mein Urlaubsantrag wohl Erfolg haben würde, dann schlief ich ein.

Franz rüttelte mich aus dem Halbschlaf, aus einem Wust an Bildern, die wie dunkle Waggons durch meine Träume zogen. Nürnberg! So weit weg am Horizont … und Erika, die zwischen Daumen und Zeigefinger etwas hielt, das ich nicht erkennen konnte; lediglich der erfrorene Kradmelder, an dem sie lehnte, kam mir bekannt vor. Und er lebte. Mit der aschfahlen Hand griff er nach Erikas Kehle. Ich schrie und streckte meine Faust nach ihm aus, aber ich kam beiden nicht näher. Auf Teufel komm raus nicht! Erika!, rief ich voller Verzweiflung. Franz schlug mir eine runter.
»Was ist denn los?«
Er riss an mir, schüttelte mich wie einen Apfelbaum.
»Wach auf, Hannes! Ich bin’s, Franz!«
Mit dem Fäustling rieb ich mir das Gesicht, wieder und wieder.
»Erika ist in Nürnberg und wartet auf dich. Bald hast du Urlaub. Nur noch ein paar Tage. Bestimmt lassen sie dich gehen.«
»Meinst du?«
»Klar. Ich hab das im Urin. Und jetzt steh auf.«
»Warum? Wie spät ist es?«
»Drei Uhr.«
»Drei Uhr? Warum so früh?«
Ich kannte Franz seit Jahren, und wusste, wann es für ihn ernst wurde.
»Meinst du, es geht wieder los?«
Er nickte kaum sichtbar.
»Das meine ich.«
»Ist gut. Gib mir noch eine Minute.«

*​

Mein Schritt durch den schweren Vorhang hinaus in die Nacht war wie das Überwechseln in eine eisgraue Vorwelt. Der Schnee war hochgefroren, knirschte unter den russischen Fellstiefeln. Kappler, der Abteilungsführer, tauchte aus dem Dunkel auf. Er rauchte in eine leere Konserve hinein.
»Widmann«, flüsterte er, »was ist denn los? Können Sie nicht schlafen?«
»Franz hat mich geweckt. Er meinte, es ginge los.«
»Meint er?«
Ich entgegnete nichts, schlug dafür den Umhang enger um mich und zog die Fellmütze tief ins Gesicht. Kappler ließ Zigarette und Konserve fallen, bedeckte beides mit etwas Schnee.
»Na gut. Wenn Franz meint, es ginge los, dann wird es auch losgehen. Ich wecke die Abteilung. Seht zu, dass man den Carbidbrenner nicht sieht, und macht euch bereit.«
Er verschwand im Unterstand. Ich zog die Luft ein und stapfte los, vorbei an den provisorischen MG-Nestern, Infanteristen, die Wache hielten, und abgedeckten Panzern. Als ich unser Sturmgeschütz erreichte, sah ich Sigurd unter der Motorenwanne sitzen, neben dem Brenner, umgeben von einem Schneewall und unzähligen Ästen. Er kroch hervor, als er mich entdeckte.
»Hannes, da bist du ja. Franz war hier. Er meinte, es ginge los. In den nächsten zehn Minuten ist der Motor startbereit. Ich habe drinnen einen Brenner aufgestellt, das bringt ein wenig Wärme.«
»Hoffentlich weit genug weg von der Munition.«
»Keine Angst, wird schon schiefgehen.«
Ich presste die Lippen fest aufeinander, ertrug den Schmerz der starren, aufgefrorenen Haut. Es klarte auf, der Wind schaufelte enorme Lücken in die Schneewolken. Franz würde recht behalten.

Viertel vor vier erschien er endlich mit unserem neuen Ladeschützen im Schlepptau. Einem Gefreiten Uhlig aus Chemnitz, mit schwer erträglichem Dialekt, und für mein Empfinden viel zu jung.
»Seid nett zu ihm«, begrüßte uns Franz, als er sich auf seinen Platz setzte. »Das ist Hannes, Richtschütze …«, fuhr er fort, deutete auf mich, dann durch die kleine Öffnung zum Fahrerplatz, »… und Sigurd, der Däne. Unser Fahrer. Mich kennst du ja bereits. Muss ich dir noch was erklären? Munition? Weißt du alles?«
Uhlig nickte.
»Bin auch auf das StuG eingewiesen, Herr Feldwebel.«
»Wo haben sie dich ausgebildet?«
»Stablack, Preußisch-Eylau.«
Franz nickte und atmete tief aus.
»Na schön. Dann mal los. Wir laden Sprenggranaten.«
»Warum Sprenggranaten?«
»Alles lernt man nicht in der Ausbildung, nicht wahr, Uhlig?«
»Äh, nein. Wie auch?«
»Vor uns liegen zweitausend Meter Wiesen mit unzähligen längs und quer verlaufenden Gräben. Wenn du da mit dem Panzer drüber fährst, ist es, als würdest du mit dem Hintern über gefrorene Maulwurfshügel gezogen. Alle paar Meter sieht der Gegner, also wir, die untere Wanne. Ein T-34 kann seine Geschwindigkeit nicht voll ausspielen. Und der KW-1 ist so langsam, dass er zur tödlichen Falle wird. Was bleibt? Infanterie. Der Russe wird also eine Menge an Mannschaften schicken. Und dafür laden wir Sprenggranaten.«
Uhlig dachte ein paar Sekunden nach, dann hellte sich sein Gesicht auf.
»Ich verstehe.«
»Siehst du«, sagte Franz zufrieden und lächelte jovial. »Extra für uns haben die Pioniere Markierungen in den Boden gehauen. Eine kleine Stange, zu uns hin ist sie rot markiert, ist genau fünfhundert Meter entfernt, alle hundert Meter folgen dann weitere Markierungen. Büsche, Bretter, und das über die ganze Fläche.«
Der junge Kerl zog seine Augenbrauen hoch und staunte Bauklötze.
»Das hätte ich nicht gedacht, dass man das so macht, Herr Feldwebel.«
»Ja, mein Sohn, der Krieg ist ein Handwerk, das man lernen kann.«
Er legte Uhlig eine Hand auf die Schulter.
»Nur überleben, das kann man nicht wirklich lernen. Dazu braucht man auch Glück.«
»Wie du siehst, hatten wir ja schon mal den einen oder anderen Ladeschützen«, gab Sigurd von unten zu bedenken.
Uhlig schluckte und sah uns der Reihe nach an.
»Vergiss den Feldwebel. Wir duzen uns«, munterte Franz ihn auf. »Wie viel Uhr ist es?«
»Fünf vor vier«, gab ich zurück.
»Bordfunk auf, anschalten. Gib mir Abteilungsfunk, Hannes.«
Wir setzten unsere Kopfhörer auf.

Der Zeiger wanderte auf die Minute vor der Vier. Ich spürte es kommen, ahnte das Klacken der Geschützverschlüsse auf der anderen Seite. Sigurd und Franz ebenso, das wurde mir plötzlich bewusst. Nach so vielen Monaten Krieg, taugten wir als Gänse, die das kommende Erdbeben ahnten.
»Wo ist denn der Haken?«, fragte Uhlig in die Stille hinein.
Ich sah nach hinten.
»Der Haken?«
»Na, das hörte sich alles so an, als würden wir auf Tontauben schießen.«
»Der Haken ist, dass zuerst wir die Tontauben sind«, flüsterte Sigurd von unten.
Der Zeiger erreichte die volle Stunde. Vier Uhr. Es knallte mehrmals draußen, wie entfernte Böllerschüsse zu Silvester. Franz blickte durchs Periskop.
»Leuchtraketen. Wenn ich dich trete, Sigurd, haust du den Rückwärtsgang rein und bringst uns nach hinten.«
Uhlig schob die Sprenggranate in den offenen Verschluss und verriegelte ihn. Ein an- und abschwellendes Jaulen setzte ein, immer lauter werdend. Ich sah durchs Visier. Grelle Fackeln, die in den Himmel zuckten, wie von eintausend Gewittern, vom einen Ende des Horizonts zum anderen. Eine Kakophonie aus gleißender Helligkeit und dämonenhaften Wolkenkonturen. Blitzlichtartige Wechsel von dunkel zu hell, wieder und wieder, dunkel und hell. Das Feuer war im Inneren der Wolken und leuchtete sie plastisch aus. Ich war fasziniert, doch gleichzeitig krampfte mein Magen vor lauter Angst. Wir waren zum Schweigen verdammt im anschwellenden Getöse. Uhlig wurde kreidebleich. Seine Lippen formten Worte, aber keiner hörte sie. Ich legte meine Stirn an seine.
»Stalinorgel!«, schrie ich.

Dann zischten sie heran, die Katjuschas, zu tausenden, und schlugen weit vor uns ins Feld, vergingen in hellen Explosionen.
Zu kurz, teilte Franz mit tonlosen Lippenbewegungen mit. Mit einem Mal bebte unser Gefährt, der Panzer wirkte wie eine Glocke und dröhnte nach, Donner rollte heran. Der Luftdruck drückte schlagartig auf unsere Ohren. Wir öffneten alle unsere Münder, atmeten nur noch flach. Die Artillerie begann ihr furchteinflößendes Werk. Und diese Einschläge lagen um einiges hinter unseren Linien, galten eventuell dem rückwärtigen Divisionsersatz. Uhlig hielt die Augen geschlossen, das Kinn auf seiner Brust, er betete. Der Zeiger meiner Uhr wanderte weiter, fünf nach vier. Die Artillerieeinschläge rückten langsam heran und jede neue Salve an Katjuschas brach das gefrorene Gelände vor uns auf, unaufhaltsam näher kommend. Uhlig zitterte völlig ohne Kontrolle, er nässte sich ein. Es stank nach Urin, Tropfen fielen auf den Wannenboden. Herrje, dachte ich mitleidig. Ein enormer Schlag, eine zischende Explosion. Ich meinte, Schreie zu hören, konnte mich aber täuschen, sah auf die Uhr. Zehn nach vier. Franz trat nach Sigurd.

Er reagierte sofort, der Motor lief an, zwar unhörbar inmitten dieses Chaos, aber alles vibrierte. Mit Vollgas fuhr er uns aus der Schneegrube, nur zurück, zehn Meter, zwanzig Meter, wir schaukelten über Unebenheiten hinweg, dreißig oder schon vierzig Meter. Dann fast ein Volltreffer, ein wuchtiger Einschlag neben uns, der den Panzer aus der Richtung presste. Die Splitter prasselten gegen die Seitenschürze. Franz sah wie ein Besessener nach allen Seiten durch seine Winkelspiegel. Ich wollte nichts mehr sehen von den blitzenden Explosionen, nahm nur noch das nicht enden wollende Jaulen der Stalinorgeln wahr; und Uhlig, der als Häufchen Elend von seinem Sitz rutschte und sich tief in die Wanne verkroch. Wir hielten uns so gut es ging fest, um nicht mit dem Kopf an eine der unzähligen Kanten zu stoßen. Sigurd gab Vollgas, dann kippte das Heck plötzlich nach hinten weg, es ging geschätzte fünf oder sechs Meter nach unten, bevor etwas unsere Fahrt stoppte. Reaktionsschnell stellte Sigurd den Motor ab. Franz stierte durch seine Winkelspiegel. Ich sah durch meine Optik lediglich den Himmel, das stakkatoartige Aufblitzen der russischen Artillerie. Zwanzig nach vier. Jede weitere Sekunde, die wir überlebten, war schon jetzt ein Wunder.

»Wir sind in einem Granattrichter!«, brüllte Franz ins Mikrofon. »Das kann unsere Rettung sein!«
Ich nickte und trat versehentlich auf Uhligs Kopf, der kaum sichtbar neben dem Getriebetunnel steckte. Er reagierte überhaupt nicht, und das Getöse um uns herum ließ nicht nach. Um halb fünf fiel mir Erika ein. Wie mochte es in der Heimat aussehen? Liebte sie mich genug, um Tag für Tag mit der Angst eines möglichen Todes ihres Verlobten leben zu können? Es gab ein knarzendes Geräusch im Kopfhörer, dann mehrere heftige Einschläge in der Nähe. Die Granate für uns war vielleicht in diesem Moment unterwegs oder wurde geladen, und Erika bekäme einen der vorgefertigten Briefe. Und warum hatten sie uns einen solchen Grünschnabel wie Uhlig geschickt? Ich wurde wütend. Was sollte der uns hier draußen helfen?

Um viertel vor fünf brach schlagartig die Stille über uns herein. Es blieb nichts als ein immer wiederkehrender Pfeifton in den Ohren. Franz sagte etwas, aber ich verstand es nicht. Seine Lippen bewegten sich, ich spürte die ausgestoßene Luft, aber ich war taub. Wir alle waren für einige Minuten taub. Er trat Sigurd mit dem Stiefel auf die Schulter und fuchtelte hektisch mit den Händen. Der Motor sprang an, ein wohltuendes Vibrieren, ein wundervolles Gefühl. Wir lebten. Sigurd schwang sich durch die Luke, schätzte wohl die Situation ab, dann fuhr er uns Stück für Stück aus dem Trichter. Ich zog Uhlig am Kragen aus seiner geduckten Haltung zu uns hoch. Es stank fürchterlich nach Urin.
»Abteilungsfunk für alle!«, rief Franz. »Wir müssen nachsehen, was noch übrig ist.«
Ich konnte wieder etwas hören. Das Pfeifen ließ nach und mit einem Mal spürte ich Tränen auf meiner Backe.
»Du hast da was auf der Backe, Hannes.«
Ich lächelte ihn an.
»Ja … oh Gott, tut mir leid. Ich kann dich wieder hören … wir leben noch!«
Ich schniefte und Franz legte seine Stirn an meine. Uhlig fing an zu jammern, brach in einen Schreikrampf aus. Er schrie so laut, dass wir die Kopfhörer abnehmen mussten. Franz versetzte ihm einen Kinnhaken und der Junge fiel in sich zusammen.
»Er hat sich in die Hosen gepisst«, meckerte Sigurd.
»Kopfhörer auf. Fahr uns vor in die alte Stellung.«

*​

Von den achtzehn Sturmgeschützen blieben uns noch fünf. Der Rest war ein Totalausfall, mitsamt der Besatzungen. Die Infanterie war so gut wie nicht mehr vorhanden. Kappler ordnete den Rückzug in die nächste Auffangstellung an. Franz schob seinen Oberkörper aus der Luke und rief den wenigen verbliebenen Infanteristen zu, sie sollten aufsitzen, damit wir sie mitnehmen konnten. Er sank mit kreidebleichem Gesicht in den Kampfraum zurück, sagte nichts, drückte seine Augen auf den Lederring am Okular des Periskops. Ich hörte die Soldaten aufsitzen, dann klopfte jemand aufs Dach und Franz schluckte hörbar.
»Bring uns hier raus, Sigurd! Durch den Graben, zwei Kilometer bis zur nächsten Linie. Nicht anhalten.«
Als Sigurd drehte, spähte ich durch meine Winkelspiegel und entdeckte die brennenden Fahrzeuge, aufgerissenen Stahlplatten, die Toten auf den Ketten oder davor, wie Gespenster im flackernden Schein. Ich war mir nicht mal sicher, ob wir nicht gerade jetzt über sie hinwegrollten. Aber welcher Weg wäre ohne Leichen? Keiner weit und breit. Mit einem Ruck rollten wir vorwärts. Hoffentlich hielten sich die Infanteristen auf dem Aufbau gut fest. Sigurd machte Geschwindigkeit, alles was Motor und Ketten hergaben, egal über was wir fuhren. Gewehrfeuer brach hinter uns los, ein „Hurrrraaaa“ aus tausenden von Kehlen folgte.

»Gib Gas, Sigurd!«, schrie Franz ins Mikrofon.
Wir querten den gefrorenen Entwässerungsgraben und hatten offenes Feld vor uns. Mindestens anderthalb Kilometer, dann folgte das nächste Wäldchen. Ich spähte durch den seitlichen Winkelspiegel, legte meinen Kopf an die Lederausbuchtung, dabei biss ich mir auf die Unterlippe, als wir ungebremst durch einen kleinen Graben rollten. Vor Schmerz schloss ich meine Augen, hielt mich krampfhaft an den Munitionshalterungen fest und dachte an Erika. Gott, wie ich sie liebte, nein, wie ich sie vermisste. Mit jedem Zentimeter, den ich mich seit Kriegsbeginn von ihr entfernte, wuchs diese Sehnsucht ins Unermessliche. Vielleicht war die Liebe ja schon längst zwischen all dem Blut und der Trostlosigkeit verschütt gegangen? Und nichts als Sehnsucht nach dem Leben vor diesem vermaledeiten Krieg brannte noch in mir? Es wummerte wieder am Horizont. Dieses Mal auf der anderen Seite. Das Pfeifen zog über uns hinweg, dann die Einschläge hinter uns. Trotzdem unsere Artillerie die Russen in Stücke riss, schrien sie uns ihr „Hurrrraaaa“ hinterher, wild um sich feuernd.
»Los, los, los! Gib Gas!«
Franz sah durch den rückwärtigen Winkelspiegel und klopfte mir auf die Schulter.
»Setz das Periskop ein und sieh nach hinten! Ich wette, da kommen Panzer!«
»Mehr gibt die Karre nicht her!«, brüllte Sigurd von unten.
Ich nickte, arretierte das Periskop und drehte die Luke. Angestrengt drückte ich mich mit dem Kopf an das Polster, um nicht abzurutschen, drehte das Fünffach-Okular ein und blickte hindurch. Vereinzelt sah ich Rotarmisten aus dem Birkenwäldchen auftauchen, mit jedem Atemzug wurden es mehr. Dann schob sich ein Panzer aus einer Lücke.
»KW-1 auf sechs Uhr! Zielt auf uns!«, rief ich ins Mikrofon.

Der Russe hielt an und pendelte aus. Der Richtschütze dort drüben nahm die Entfernungsmessung vor auf ein bewegliches Ziel. Zwei, drei Sekunden, Kontrolle durch den Kommandanten, einen Atemzug warten …
»… abdrehen auf 10 Uhr!«, brüllte ich.
Sigurd reagierte sofort und drehte über die linke Kette ab. Der Schuss löste sich aus der Kanone, flog vorbei und detonierte zwanzig, dreißig Meter rechts von uns.
»Er schwenkt nach! Abdrehen nach rechts!«
Die Turmdrehungen eines russischen KW-1 waren mehr als träge, und nun musste er wieder in die Gegenrichtung schwenken. Dann sah ich von links eine Geschoßspur kommen, die direkt in die Turmfront des KW-1 schlug und seine Munition zur Explosion brachte. Eine Stichflamme brannte kerzengerade in den Himmel. Niemand vermochte diese Hitze zu überleben.
»Weiter auf 12 Uhr, Gegner ausgeschaltet!«
Wir erreichten das Wäldchen, ein Leutnant wies uns ein. Als wir zum Stehen kamen, Sigurd den Motor drosselte, wir uns anblickten, war da plötzlich ein kurzer Moment von Glück in uns, zwischen uns. Einen Atemzug später verpuffte dieses Gefühl, Franz öffnete die Munitionsluke und schob Uhlig nach draußen. Von den Infanteristen hatten es alle bis auf einen überlebt. Ihn verloren wir wohl bei dem ruckartigen Fahrmanöver. Ich zündete mir eine Zigarette an, sah auf meine zitternden Hände und inhalierte tief.
»Los! Sie kommen!«, brüllte jemand.

Die Rotarmisten rannten wie besinnungslos über das Gelände. Sie nutzten weder die kleinen Gräben als Deckung, noch warfen sie sich auf den Boden. Wir mussten nicht mal zielen, feuerten einfach Sprenggranate auf Sprenggranate in diese Wellen aus Fleisch und Blut. Jeder Einschlag bedeutete mehrere Treffer. Entweder waren sie sofort tot oder die Granatsplitter verwundeten sie so schwer, dass sie nicht mehr weiterkamen. Eine zweite Abteilung Sturmgeschütze lag neben uns, dazwischen die Maschinengewehre der Grenadiere, die PaK feuerte auf die heranrollenden T-34 oder KW-1, setzte einen nach dem anderen außer Gefecht. Ich sah mich durch das Periskop blicken, als stünde ich abseits meiner selbst, sah mich die Entfernung einstellen, Franz feuerte, Sigurd ersetzte Uhlig und lud nach, nahm von außen die Granaten entgegen, denn längst waren wir leergeschossen. Ich begriff nicht, was vor sich ging. Nicht nur Minuten verstrichen, nein, Stunden zogen an uns vorbei. Warum griffen sie weiterhin an? Warum wollten sie es denn unbedingt über diese verfluchte Wiese schaffen? Hatten sie denn niemanden zuhause, der auf sie wartete? Den sie liebten? Mein Gott! Warum gaben sie denn nicht auf?

Gegen elf Uhr kam der "Feuer-einstellen-Befehl". Einige Flugzeuge der Luftwaffe flogen über uns hinweg, vermutlich Aufklärer. Kappler erreichte uns schwer atmend mit zwei Flaschen Kräuterlikör in den Taschen.
»Der Tod will euch nicht, was?«, begrüßte er uns.
Wir lehnten zu dritt am warmen Heck des Panzers, rauchten unsere Selbstgedrehten, und musterten ihn.
»So wie du aussiehst, holt er eher dich als uns«, raunzte ihm Franz entgegen.
»Gut möglich. Aber vorher schicke ich euch mit einem Trupp Grenadiere wieder hinüber ins Wäldchen. Die Luftwaffe sagt, das Gebiet ist frei. Sie haben sich zurückgezogen in ihre Ausgangsstellungen.«
»Für was dann der ganze Aufwand?«, wollte ich wissen.
Kappler drehte die Kappe einer Likörflasche ab, warf sie in den Schnee und trank einen Schluck.
»Hier. Echter Göring-Schnaps. Hab ich direkt vom Stab. Außerdem werden wir uns nicht lange auf den Lorbeeren ausruhen können. Im Süden und im Norden ist der Russe durchgebrochen. Das riecht nach Zange. Wir werden spätestens in zwei Stunden abrücken.«
»Wir können nicht mehr feuern«, erklärte Franz. »Das Rohr hat sich verzogen. Ist einfach zu heiß geworden. Du musst uns also in die Instandsetzung schicken.«
Kappler zog die Augenbrauen hoch und trank einen weiteren Schluck.
»Um mit den Grenadieren da rüber zu fahren, reicht es noch, oder?«
Er gab uns die zweite Flasche und stapfte davon.

*​

Ein Hauptmann Wolters meldete sich eine Viertelstunde später mit seinem Trupp und wir fuhren los. Außer uns gab es noch drei andere Sturmgeschütze. Die Grenadiere bildeten Keile zwischen den Panzern.
»Wenn du auch nur die kleinste Kleinigkeit siehst, drehen wir ab«, trug Franz mir auf. Ich nickte und starrte die ganze Zeit durch mein Periskop, zehnfache Vergrößerung, drehte es unentwegt die Waldlinie entlang. Nach zweihundert Metern erreichten wir die ersten toten Russen, es wurden schnell mehr, Hunderte, nein, mit Sicherheit Tausende.
»Siehst du das, Hannes?«
Franz‘ Stimme klang heiser.
»Hast du so was schon mal gesehen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Stopp!«, rief er über den Abteilungsfunk.
»Warum halten wir?«, fragten die drei anderen Kommandanten.
»Wollen wir da wirklich durch?«, wollte Franz wissen.
»Wir müssen.«
Es klopfte zwei Mal auf die Außenwand.
»Wir sitzen auf und dann weiter!«, kam der Befehl von draußen.
Ich sah zu Franz. Furcht und Abscheu stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er setzte sich zurück, nahm den Kopf vom Winkelspiegel und sah auf seine Finger.
»Fahr weiter, Sigurd. Hannes, sei wachsam!«
»Ist gut«, antwortete ich schwer schluckend und spähte wieder hinaus.
Zwischen den Leibern war kein Platz für unseren Panzer. Manche der Russen zuckten noch oder ruderten hilflos mit der Hand. Überall entdeckte ich nichts als blutroten Schnee. Kein einziger weißer Fleck war mehr zu sehen. Die Grenadiere saßen auf und wir rollten durch das Meer aus Fleisch. Ab und an peitschte ein Schuss auf. Ich hörte einen der Grenadiere sich übergeben. Franz setzte die Flasche an und schüttete sich diesen Göring-Schnaps hinein. Als er sie endlich absetzte, hörte ich ihn leise schluchzen. Ich starrte hinaus. Der Frost begann sein Werk.
»Wieso machen die das?«, rutschte mir die Frage heraus.
»Was sollten sie sonst tun? Es ist ihre Heimat, die wir da gerade vernichten.«, entgegnete Franz. »Seit Juni töten wir ihre Soldaten, ihre Frauen und Kinder, ihre Alten und Kranken. Ihre Rache wird fürchterlich sein.«
Er zog den Kopfhörer ab und setzte die Flasche wieder an.

 

Winterstarre
Götterdämmerung
Lebkuchen und Kerzenduft

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

die oben verlinkten Texte gehören zu diesem Komplex dazu. Es geht in diesen Geschichten um Erlebnisse meines Großvaters im 2. Weltkrieg. Meist sind es ein oder zwei dieser Erlebnisse, um die ich dann die Geschichte bastel. Nicht nur mancher Leser hier, auch an anderer Stelle, wurde geschrieben, dass es ja nicht unweit von "Landser-Geschichten" ist, dass die Altvoderen verherrlicht werden, dass man solche Geschichten nicht schreiben kann, ohne den braunen Sumpf zu füttern.

Ich höre mir also einige dieser Vorwürfe an. Nun, wie schreibt man solche Geschichten? Zunächst muss ich sagen, dass mein Großvater mir diese Erlebnisse auf unseren zahlreichen Spaziergängen erzählte, auf unseren täglichen Wegen durch den Schwarzwald, Ende der 60er Jahre.

Ich erinnere mich gut, dass er in keinster Weise irgend etwas glorifizierte, sondern einfach "runtererzählte", wie so ein Diktierband. Nur an manchen Stellen kam er aus der Fassung und weinte eine ganze Zeit.

Wir wissen genug vom 2. WK, um klar zu sehen, dass er ein durchgehendes Verbrechen war. Ein geplantes Verbrechen. Und sicherlich wussten das auch eine unbekannte Zahl an Soldaten. Und trotzdem folgten sie den Befehlen, taten ihren Dienst. Diesen Teil übernimmt in den Geschichten der Charakter des Franz Biegel. Das Böse passierte. Täglich. Und auch das erzählte er. Doch um herauszufinden, WIE Böse das war, musste auch ich älter werden und mich damit befassen.

Moral braucht immer einen Gradmesser, muss immer wieder geeicht werden. Man muss sich ihr immer wieder stellen. Und auch wir heute ertappen uns immer wieder bei unserem eigenen Versagen. Letztendlich ist mein Opa verrückt geworden auf seine alten Tage. Aber er hatte Geschichten erzählt. Und für mich ist wichtig, sie so weiterzugeben, wie ich sie gehört habe. Diese Geschichten sind nicht die Moral des Lesers. Die muss er sich ganz alleine bauen.

Morphin

 

Hallo Morphin,

Erst mal Gratulation zu deiner Geschichte. Ich habe es genossen von der ersten bis zur etzten Zeile. Du hast mir mit deinen Beschreibungen ermöglicht, an einer diesen grauenhaften Schlachten im Russlandfeldzug teilzuhaben. Vor allem interessant zu wissen, dass all die Details von deinem Großvater kommen und somit einen echten Einblick in das Geschehen ermöglichen.

Zu dem Thema allgemein muss ich dir sagen, dass ich es ziemlich satt habe, dass wir uns heute noch schuldig fühlen sollen für das, was vor siebzig Jahren stattgefunden hat. Vorallem soll nicht vergessen werden, dass Millionen an der Front ihr Leben ließen und nicht gefragt wurden ob sie den Krieg wollen oder nicht. So grausam alles war, das sollte heute nicht mehr zur Diskussion stehen, so heldenhaft waren all die Einzelschicksale unserer Großväter, die ihr Leben ließen oder alles verloren was sie hatten.
Zumindest eines sollte man ihnen lassen, ihre Geschichten.
Deshalb bin ich sehr interessiert an all den Ereignissen zu dieser Zeit und möchte auch vorbehaltlos darüber reden können ohne gleich der einen oder anderen Gesinnung zugeordnet zu werden.

LG
BRM

 
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Guten Abend,

ich danke fürs Lesen und Kommentieren und möchte doch gleich überleiten zu den Beiträgen. Zunächst einmal sollten wir darauf achten, den schmalen Grat vorurteilsfreier Diskussion nicht zu verlassen und jegliche Politik oder Ideologie aus dem Forum heraushalten. Vorurteilsfreie, neutrale, sachliche Diskussion ... geht das überhaupt?

Nun, ich beziehe mich jetzt einfach auf das, was mein Großvater erzählte, neben seinen Geschichten. Dazu muss ich sagen, dass diese "Nebenhandlung" hier nicht drin ist, sie aber entsteht in einem Roman als Haupthandlung. Die Haupthandlung ist also das Leben (ich verbrachte die meiste Zeit von 0 - 8 bei meinen Großeltern) mit Oma und Opa Ende der 60er. Beide waren vom Krieg geprägt und es wurde auch immer wieder von dieser Zeit erzählt. Als Kleinkind oder Kind kann man das Verhalten der Erwachsenen nicht einschätzen, nicht nach Erfahrungen kategorisieren, weswegen emotionsgeladene Entladungen und irrationales Handeln für ein Kind immer undurchschaubar bleiben, nur Fragen und/oder Ängste aufwirft.

Zu meinem Opa kann ich versichern, dass er sich nicht als Held fühlte oder seine Handlungen, Taten, Befehlsausführungen als heldenhaft verstand. Er war bereits 25, als er gezogen wurde, hatte eine Lehre als Goldschmied zum Gesellen absolviert und wohnte in Nürnberg. Ich weiß nicht, inwieweit die Begeisterung ihn erfasste oder nicht. Von meiner Oma weiß ich aber, dass sie schon lange vor dem Jahr 1939 den Krieg heraufziehen sah. Sie hat darüber geredet. Und wenn man sie fragte, woher sie das wusste, war ihre Antwort klar: Die Sprache all derer, die da mitmachten, diese Sprache war voller Gewalt. Von den Worten zur Tat ist kein weiter Weg.

Das war weitsichtig. Doch da waren zwei Kinder, ein kranker Bruder, eine kranke Mutter, fünf Schwestern, und das Leben musste weitergehen. Wer war so mutig, einen Aufstand zu wagen? Irgendwie ging es vorbei, sagte sie dann immer.

Von meinem Opa weiß ich, dass der Krieg gegen Frankreich für ihn mehr oder weniger ein Spaziergang war. Doch als sie verlegt wurden nach dem geteilten Polen und am 22. Juni 41 die Grenze zur UdSSR überschritten, begann seine Angst. Aber man zeigte sie nicht oder nur einem wirklich Freund, denn - und das ist wiederum markant - alles andere als Siegeswille galt als Wehrkraftzersetzung und wurde meist mit dem Tod bestraft. Schon hier zeigt sich, dass "Helden" ja eigentlich keine ANgst haben müssen, denn sie tun etwas "Gerechtes". Aber mein Opa sagte deutlich, dass dieser Krieg nicht gerecht ist und weder von ihm noch von den meisten in seiner Abteilung gewollt wurde.

Natürlich spielt auch das Männerbild in dieser Zeit eine Rolle. Testosteron muss fließen, weinen tun nur die Mädchen, wenn wir schon mal hier sind, bringen wir es auch zu Ende, wer sich absetzt, ist ein Feigling, Gruppengefühle usw. usf., sich unterordnen, zumal viele noch in der Kaiserzeit aufwuchsen, die ganz klar auf absolute Hörigkeit ausgelegt war.

Es gab nichts Heldenhaftes am und im Zweiten Weltkrieg. Ein Held oder Heldin ist für mich bspw. eine Frau, alleinerziehend, 3 Kinder, 2 Jobs, die doch alles irgendwie auf die Reihe bringt, gut zu den Kindern ist, sie lehrt, was das Leben so bringt. Menschen, die für eine bessere Welt eintreten, Rückgrat zeigen für ihre Mitmenschen, selbst nicht viel haben oder dafür nehmen, dazu würde ich "Held" sagen, obwohl ich selbst nie Helden hatte, nicht als Kind und auch nicht heute.

Schuld wird angesprochen, immer wieder. Ich denke, das Wort "Schuld" wird heute - im Zusammenhang mit dem 2. WK oder dem Dritten Reich allgemein - völlig falsch interpretiert. Und manchmal habe ich den Eindruck, es wird in Geiselhaft genommen, um Diskussionen abzuwürgen oder in bestimmte Bahnen zu lenken.

Schuld = Verantwortung!

Mit dem Einschwenken in eine Diktatur und all den damit resultierenden Folgen, haben sich diese damit verbundenen Menschen schuldig gemacht ... auch mein Opa. Er hat eindeutig sein Gewissen gereinigt, als er mir all diese Geschichten erzählte, denn obwohl er kein Befehlsgeber war, wirkt Schuld immer von oben nach unten. Das ist das Prinzip von Schuld. Schuld auf sich laden und teilen, damit für den Einzelnen weniger Schuld bleibt.

Aber HEUTE gibt es niemanden mehr, der diese Schuld trägt oder zu tragen hat. Dafür haben wir aber etwas anderes zu tragen. Denn aus einer erkannten Schuld wird Verantwortung für die Nachfolgenden. Nicht anders funktioniert das Prinzip von Recht und Gesetzgebung. WEIL es auch aufgrund der Weimarer Verfassung so einfach war, einen Rechtsstaat auszuhebeln, wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik anders formuliert. Aus "Schuld" wurde also Verantwortung, um zu erkennen, was falsch war und wie man es besser machen und vorbeugen kann.

Schuld war aber auch, die damals lebenden Schuldigen, nicht gänzlichst zur Verantwortung zu ziehen. Die Verantwortung musste sich dem pragmatischen Leben beugen, denn der Westen benötigte schnell eine standhafte Republik gegenüber Stalin. Viele Männer waren gefallen, also nahm man was kam (Was schert mich mein Geschwätz von gestern).

Heute wissen wir das alles und müssen von einer Schuld reden, die damals auf allen lag, die aber heute in Erkenntnis und Verantwortung münzt, UND in Aufklärung. Über Verantwortung reden, heißt also auch, über die damalige Schuld zu reden, sie aber nicht zur Schuld der heutigen Jugend zu machen. Wer immer das so versteht oder so interpretiert oder dies als Werkzeug nimmt, hat null verstanden.

Diesem Prinzip von Schuld, Erkenntnis und Wandel zu Verantwortung müssen sich viele stellen. Ob Australier bei den Aborigines, Türken bei den Armeniern, Spanien und die Kirche in Südamerika, die Kolonialmächte und ihren heute teilweise in katastrophalem Zustand dahinvegetierenden ehemaligen Kolonien, Japan und seinem Ableger Mandschukuo in China usw. usf.

Jedoch relativiert das eine nie das andere. ([Ein Diebstahl ist nicht schlimmer als zwanzig davon.] = falsch formulierter Satz, der aber drin bleibt, weil ein Beitrag weiter unten sich auf ihn bezieht.)

Gut, ich hoffe, ich konnte mich klar und verständlich ausdrücken.

Morphin

 

»Sag mal, Hannes, wenn man erfriert, geht die Augenfarbe nicht verloren … oder?«

Hallo Morphin,

und weiter geht die Saga, die – wie schon an anderer Stelle festgestellt – sich weit über die romantisierenden Landserheftchen (und auch gebundenes 08/15-Zeugs) hinaushebt, mit einem sicheren Gewährsmann: Deinem Großvater, der glaubwürdig und zuverlässig für seine Erzählung bürgt, eben was authentikos meint, jemand, der wenn schon nicht mit der eigenen Hand, so aber doch etwas vollbringt: Seine Geschichte auf die Nachwelt zu überbringen und der Enkel recherchiert und schreibt es nieder.

Authentizität ist so wenig die Wahrheit/Wirklichkeit, aber immerhin wie der Polizeibericht, die (Auto?-)Biografie eine Annäherung an das wirkliche Geschehen, wie ja auch ein Porträt niemals der Porträtierte selbst ist (bei allem Selfie-Unsinn heutigentages).

Aber zu Trivialerem (wie üblich, aber es wird merklich weniger); Zeichensetzung:

Na[,] so was!«
»Hier. Iss das«, er musterte mich kurz und schnitt weiter.
Klingt doch eher wie ein Wunsch, gar Befehl!

Nichts und niemand schien in der Lage [zu sein,] sie aufzuhalten.
Zwischen den Panzern, eingegraben[,] so gut es ging, die …

…, vorbei an den provisorischen MG-Nestern, Infanteristen, die Wache hielten[,] und abgedeckten Panzern.
Jede weitere Sekunde[,] die wir überlebten, war schon jetzt ein Wunder.

»Widmann«, flüsterte er, »was ist denn los? Können sie nicht schlafen?«
(Gelegentlich will mir, wie hier, die Höflichkeitsform angebracht zu sein: „Können Sie …“)

Eine Flüchtigkeit

»… abdrehen auf 10 Uhr [,,,]!«, brüllte ich.

Hier war ich mir nicht sicher

Trotzdem unsere Artillerie die Russen in Stücke riss, schrien sie uns ihr „Hurrrraaaa“ hinterher, wild um sich feuernd.
Klingt dem eher norddeutschen Ohr zunächst mal fremd, ohne dass es falsch wäre. „Trotz“ verlangt eigentlich den Genitiv, die unterordnende Konjunktion „trotzdem“ ist aus so was wie einer Ellipse entstanden: „trotz dem/trotz allem/trotz alledem, dass …“ und wird vor allem im süddeutschen Raum (lt. Duden Grammatik) verwendet im Sinne des „obwohl“. was dann wieder dem eher norddeutschen Ohr vertrauter klänge.

Und wie immer scheint die Gegenwart auf, wie hier

»Ja, mein Sohn, der Krieg ist ein Handwerk, das man lernen kann.«
und verliert nix an Wahrhaftigkeit!

Gruß

Friedel,

 

Hallo Friedrichard,

aus der fiebrigen Grippezone ein kurzes Lebenszeichen. Danke fürs Lesen, Kommentieren und Wachsamsein. Momentan schwächt es mich ein wenig, diese Episoden zu schreiben. Weiß nicht genau, woran das liegt. Vielleicht auch deswegen, weil weiter oben zum ersten Mal der Begriff "heldenhaft" auftrat, vor dem ich mich durchaus gefürchtet, aber wohl mit ihm gerechnet habe. Deswegen auch meine längere Ausführung über Deinem Beitrag. Insgesamt ein sehr schwieriges Thema ... ständig meine ich beim Schreiben auf einem ausgesetzten Grat zu gehen.

Die Dimension des Erfahrbaren ist in seiner ganzen Tiefe nicht auslotbar, kaum erfassbar. Denn ich lief an der Hand meines Opas auf diesen Spaziergängen. An dieser Hand klebte Blut. Blut, das er niemals freiwillig, aus eigenen Stücken, vergossen hätte, denn niemand trachtete ihm nach dem Leben. Erst als er nach dem Leben der Anderen trachtete, musste er sich wehren.

So kann die Hand streicheln und töten, beruhigen und abdrücken, schützen und morden. Die Ambivalenz des Menschenmöglichen ist mehr als tragisch. Sie ist universell.

Ich geh wieder ins Bett.

Morphin

 

Hallo Morphin,

Als ich die Geschichte las, musste ich an meinen Onkel Johannes denken, der in der Schlacht bei Stalingrad ums Leben kam. Hat er auch so Schreckliches erlebt? Meine Tante hat nie darüber gesprochen. Er war Stadtmissionar in einer grösseren Stadt in Deutschland. Ich weiss nur, dass meine Tante noch lange auf seine Rückkehr gehofft hat.

Du schreibst: "Vorurteilsfreie, neutrale, sachliche Diskussion, geht das überhaupt?" Für mich ist das schwierig, besonders wenn ich sehe, was heute in der Welt geschieht.

Folgenden Satz finde ich treffend: "Aus einer erkannten Schuld wird Verantwortung für die Nachfolgenden." Und mit den Nachfolgenden sind wir, bin ich gemeint.

Danke, dass Du uns die Erlebnisse Deines Grossvaters erzählt hast.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

 

Lieber Morphin,
deinen Text habe ich mit Interesse gelesen, weil mir dein Stil gefällt und es dir auch hier wieder gelingt, dem Leser die handelnden Personen ganz nahe zu bringen.

Eingehen möchte ich auf die Kommentare.
Mir hat sehr gefallen, wie du in deinem langen Komm die beiden Begriffe ‚Schuld’ und ‚Verantwortung’ aufeinander beziehst. Damit stellst du deinen Text in einen didaktischen Zusammenhang: Lernen aus der Schuld, Verantwortung übernehmen, Vorbeugen, dass sich Geschichte nicht wiederholt.

Zum Thema ‚Schuld’ im Krieg fällt mir dabei aber auch immer wieder die Schwierigkeit ein, die Schwere der Schuld zu bestimmen:
Hatte der sich im Geflecht von Befehl und Gehorsam befindende kleine Soldat überhaupt einen Entscheidungsspielraum? Hätte Ungehorsam für ihn u.U. den Tod bedeutet? Hat die Verrohung durch den eskalierenden Krieg, durch den Kriegsalltag moralische Kategorien in den Hintergrund treten, unwirksam werden lassen?

Leichter fällt uns die Zuweisung von Schuld, wenn es um Menschen geht, die durchaus eine Wahl gehabt hätten, denen Zivilcourage fehlte, die bewusst brutal und grausam handelten.

Zum Begriff „heldenhaft“

BRM schreibt:…so heldenhaft waren all die Einzelschicksale unserer Großväter, die ihr Leben ließen oder alles verloren was sie hatten.

Mit diesem Begriff tue ich mich sehr schwer. Morphin, du deutest an, dass es dir auch so geht.

weil weiter oben zum ersten Mal der Begriff "heldenhaft" auftrat, vor dem ich mich durchaus gefürchtet, aber wohl mit ihm gerechnet habe

Hat der kleine Soldat, der in der Kriegsmaschinerie verheizt wurde, wirklich etwas Heldenhaftes getan? Der Einsatz seines Lebens war keine von ihm gewollte und freiwillige Tat.

BRM schreibt: dass Millionen an der Front ihr Leben ließen und nicht gefragt wurden ob sie den Krieg wollen oder nicht.

Richtig, der kleine Soldat hatte in den allermeisten Fällen gar keine Wahl, wurde gezwungen, sein Leben für etwas einzusetzen, was ihm mit „fürs Vaterland“ verkauft wurde, hinter dem sich in Wirklichkeit aber Expansionswahnsinn verbarg. Die getöteten Soldaten waren keine Helden, sie waren tragische Opfer.

Auf vielen Soldatenfriedhöfen lese ich „Unseren Helden“. Das ist als Trost für die Hinterbliebenen gedacht, hilft ihnen den Tod des Vaters, des Sohnes, des Mannes zu verwinden und nicht an der Sinnlosigkeit zu verzweifeln, glorifiziert aber gleichzeitig das Kriegsziel, als etwas, für das es sich zu sterben lohnte.

Bleibt die Frage, wie gedenken wir dieser Toten? Wir können ihre Geschichten aufschreiben und der Nachwelt damit die Möglichkeit eröffnen, über den Sinn ihres Todes nachzudenken.

Ich wünsche dir gute Besserung.

Freundliche Grüße
barnhelm

 

Hallo Morphin,

das ist jetzt der dritte Text über den Krieg, den ich von dir lese und ich muss gestehen, dass ich mich dazu vorher immer etwas überwinden muss. Immerhin bin ich jetzt gewappnet und das macht beim Lesen schon einen Unterschied. Im Gegensatz zu dem vorletzten Text, in dem am Ende auch lebendige Menschen überfahren wurden, hatte ich zuerst mehr Distanz.

»Wieso machen die das?«, rutschte mir die Frage heraus.
»Was sollten sie sonst tun? Es ist ihre Heimat, die wir da gerade vernichten.«, entgegnete Franz. »Seit Juni töten wir ihre Soldaten, ihre Frauen und Kinder, ihre Alten und Kranken. Ihre Rache wird fürchterlich sein.«

Mit diesen Sätzen kamen mir diese Menschen wieder ganz nah. Und das, was sich zwischendurch auch einfach spannend liest, wird zu dem Entsetzlichen was es war. Vielleicht wäre das sogar noch intensiver ohne den letzten Satz mit der Rache.

Du schreibst in deinem Kommentar:

Nun, ich beziehe mich jetzt einfach auf das, was mein Großvater erzählte, neben seinen Geschichten. Dazu muss ich sagen, dass diese "Nebenhandlung" hier nicht drin ist, sie aber entsteht in einem Roman als Haupthandlung. Die Haupthandlung ist also das Leben (ich verbrachte die meiste Zeit von 0 - 8 bei meinen Großeltern) mit Oma und Opa Ende der 60er.

Diese Geschichte, wie du bei deinen Großeltern aufgewachsen bist, würde mich interessieren, das habe ich schon öfter gedacht.

Tja, und dann noch ein kleines Missverständnis zu Beginn, was mir etwas peinlich ist, aber ich sag's mal:

Ich saß auf dem noch warmen Motorendeck des Sturmgeschützes und schnitt mit dem Bajonett kleine Fetzen vom Bauchspeck, den wir einem Partisanen abgenommen hatten.

Da dachte ich zuerst, oh je, auch noch Kannibalismus?

Ich werde mich weiterhin überwinden deine Geschichten zu lesen, weil ich das Gefühl habe, dabei etwas über meine Vorfahren zu lernen und meine Großeltern, meine Eltern und auch mich besser zu verstehen.

Liebe Grüße und auch von mir gute Besserung

Chutney

 

Nabend allerseits!

Ich bedanke mich bei Euch fürs Lesen, Kommentieren, die Gedanken dazu.

Marai
So was, mein Opa hieß ja auch Johannes. Es ist schon sehr wahrscheinlich, dass Dein Onkel Johannes im Kessel Stalingrads Grausameres erlebte. Sich damit zu befassen, ist nicht einfach und die Frage bleibt, ob es Nutzen bringt, diese Abwesenheit von Humanismus genau kennen zu wollen. Sachlichkeit fällt da schwer. Ab dem ersten Schuss in einem Krieg, arbeitet die Grausamkeit immer nach beiden Seiten, und zwar exponentiell. Für eine gewisse Zeit scheint der Mensch nach so einer Cäsur immun zu sein, eine oder zwei Generationen, vielleicht drei, aber diese Immunität zerfällt wieder, dann ist er wieder bereit für neue Grausamkeiten.

barnhelm

Hat die Verrohung durch den eskalierenden Krieg, durch den Kriegsalltag moralische Kategorien in den Hintergrund treten, unwirksam werden lassen?
Das mit Sicherheit. Dazu gibt es ja auch zahlreiche Experimente mit Studenten in abgeschlossenen Räumen, denen befohlen wurde, andere zu traktieren, und irgendwann - beim einen früher, beim anderen später - wurde daraus eine Art Lust an der Gewalt.

Moral, Ethik, Zivilisationsgrundlagen, Anstand und Mitgefühl, das alles ist dünner als der zarte Eisfilm auf einer Pfütze in der ersten kalten Novembernacht. Schon ein Vogel bricht durch, wenn er sich darauf stellt. Und im Hier und Jetzt haben wir genug Beweise um uns herum.

Man kann dieser Toten nicht richtig gedenken. Egal wie, sie waren Teil einer Weltvernichtungsmaschine. Wenn wir an sie denken, denken wir daran, wie schwach der Mensch gegenüber sich selbst ist. Wie leicht er folgt, nur um es bequem zu haben. Wie unterwürfig er ist, wenn er Meinungen übernimmt. Und das Intelligenz und Bildung nicht vor diesen Unsinnigkeiten schützt. Wenn man den Rednern bei den Feiern am Totensonntag folgt, hört man wenig über das "Warum?". Das würde ihre ganze Veranstaltung in Frage stellen. Wenn der Mensch zum Krieg solch ein Missverhältnis hätte, wie zu Cholesterin, gäbe es ihn bald gar nicht mehr. Doch der Krieg ist im Programm. Und er lässt sich nur effektiv führen, wenn er effizient ausgeübt wird. Mithin radikal.

Chutney
Wirklich verstehen kann man sie nicht. Ich denke, je mehr man gesehen hat, je mehr empathische Fähigkeiten man besitzt, desto eher kann man sich annähern. Ich habe bezüglich meines zweiten Opas viel Kontakt zu einer Historikerin, seit etwa 15 Jahren. Die hat mir viel beigebracht, vor allem das Prinzip der "vergleichenden Erfahrungen". Und das hilft wirklich, ähnliche "Lebenssituationen" zu verstehen. Sich das Wissen über die Vorfahren zu besorgen, ist im Prinzip gar nicht so schwer. Man benötigt nur Zeit, auch ein wenig Geld, Reiselust, Ausdauer, und bei Behörden ein wenig Hartnäckigkeit.

Morphin

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Westmächte kannten und nutzten nicht nur infolge des Morgenthau-Plans den Begriff der Kollektivschuld als rhetorische Figur, praktisch aber wurde nur der verfolgt, der nominell NSDAP-Mitglied war bzw. der, dem eine individuelle Schuld nachgewiesen werden konnte,

womit ich mich nun auch in die Anmerkungen zu den Anmerkungen von BRM bis barnhelm einreih,

Ihr Lieben,
und nicht nur, weil die griechische Regierung schon und wie ich meine eher zufällig auf den Zusammenhang Schulden – Schuld hingewiesen hat, sondern die sprachlichen Zusammenhänge herauszufinden .

Das ahd. sculda (bereits mhd. schulde/schult) ist – wie für den Buchhalter geschaffen – die Substantivierung des Verbs sollen - ahd. sculan = schuldig sein/müssen), und wenn man in der Doppik Soll und Haben unterscheidet, bedeutet die Soll-Seite immer „ich soll …/ich schulde …“. Es ist die rechtliche Verpflichtung zu einer Leistung/Gegenleistung und hängt damit eng mit dem Tausch und der Täuschung zusammen.

Religiös überhöht Schuld sich zur Sünde, welche Buße verlangt – und im Brandopfer z. B. selbst den Gott zu täuschen versucht mit den ungenießbaren Innereien, dem, was kein Mensch so recht essen mag.

Im ahd. gab es die Sitte des krenkruda: Da warf man Hauserde über die eigene Schulter auf den jenigen, auf den die Schuld übertragen, abgeladen wird. Kurz: Man bewarf den für schuldig befundenen buchstäblich mit Dreck. Eine Methode, die noch lange nicht ausgestorben ist.

Der skuldhais (ein Gerichtsbeamter) lebt heute noch im Schultheiß fort.

Wenn einer sich aber entschuldigen „möchte“, so kränkt/beleidigt er das Opfer ein zweites Mal. Denn warum tut er es nicht endlich?

Aber er kann sich gar nicht selbst entschuldigen.
Entschuldigen (ent-schulden) kann immer nur das Opfer, der Geschädigte.

Und was den Helden betrifft, der i. d. R. tragisch endet, war der immer ein freier Mann, auf keinen Fall ein Befehlsempfänger und erst recht kein Buchhalter. Es sei denn, er wendete sich gegen die Obrigkeit, bräche geltende Regeln und würde sich selbst befreien.

In unserem ältesten Antikriegsroman - in dem immerhin auch der Koch genannt wird - kommen Zehntausende auf Etzelburg zu Tode und nur eine handvoll Helden werden genannt. Der Knecht konnte bestenfalls tapfer sein - immerhin. Neben kuonheit und deganlihho gab es das knehtlih für Tapferkeit.

Wenn etwa mein alter Herr, der das Glück hatte, aus Stalingrad wegen einer Nierenkollik ausgeflogen zu werden, wenn er denn ein Held war, dann eher ein Maulheld, was nix negatives an sich hat, wenn man bedenkt, dass ihm die Jugend geklaut wurde.

Genug für heute, meint der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Morphin!

Das ist eine äußerst gut geschriebene, spannende Geschichte, ich habe die in einem Zug runterlesen können und habe das die ganze Zeit über sehr gespannt gelesen. Du verwendest richtig gute Bilder, ich hatte richtig das Gefühl, mitten unter den Soldaten zu stehen.

Zwei Kritikpunkte:
Erstens habe ich lange gebraucht, um zu verstehen, wo sich dein Prot befindet. Da wird lange Zeit nicht gesagt, dass er sich in einem Panzer befindet, ich dachte, die liegen in einem Schützengraben? Korrigiere mich, wenn ich mich da irre, aber so ist mir das beim Lesen vorgekommen. Erst, als sie rückwärts in die Grube fahren, wurde mir klar, dass sie in einem Panzer hocken. Das würde ich gleich zu Beginn klarmachen, dass da keine Irritationen aufkommen.
Zweitens: Du könntest die Kälte noch mehr in deine Geschichte mit reinbringen. Diese unfassbare Kälte, dabei bloß die Sommerkleidung oder gestohlene russische Kleidung am Leib, das kam mir im Text zu wenig rüber. Da wird erzählt, wie der Schnee und das Eis aussieht usw., aber ich habe das Gefühl, dass deine Soldaten nicht frieren. Also ich hab das beim Lesen nicht gespürt, aber eigentlich muss das deinem Prot ständig durch den Kopf gehen, sein Gesicht wird taub, Zehen faulen ab, das sind Schmerzen, die stetig sind und die auch stetig an deinen Protagonisten nagen müssten.

Ja ... du hast dich zum Thema Landser und Kriegsverherrlichung schon geäußert. Ich glaube dir, dass du nichts dergleichen im Schilde führst. Nur ist es so ... du erzählst schon sehr packend und anschaulich, keine Frage, und es werden auch Grausamkeiten des Krieges geschildert, und die Soldaten sind keine Helden, da wird sich auch in die Hose gepisst ... aber trotzdem ist das keine Anti-Kriegs-Geschichte. Das ist sehr robust und sehr hart alles, was da passiert, aber da stirbt niemand der Freunde, allgemein blickt mir dein Erzähler sehr undifferenziert auf die Ereignisse zurück. Ja, er erzählt das so, dass es sehr grausam war dort, aber mir fehlt da noch Reflektiertheit, mir fehlt da noch mehr Kontext.

Moral braucht immer einen Gradmesser, muss immer wieder geeicht werden. Man muss sich ihr immer wieder stellen. Und auch wir heute ertappen uns immer wieder bei unserem eigenen Versagen. Letztendlich ist mein Opa verrückt geworden auf seine alten Tage. Aber er hatte Geschichten erzählt. Und für mich ist wichtig, sie so weiterzugeben, wie ich sie gehört habe.
Das schreibst du, und ich glaube dir das auch, aber wenn du wirklich aus der Intention deines Opas heraus erzählen willst, dann trifft das deine Story nicht ganz. Also ich meine, du gibst diese Geschichte, wie du sie von deinem Opa gehört hast, nicht ganz so weiter. Du hast sie mit Kontext gehört, dein Opa hat dabei geheult und hat das unter Emotionen erzählt und so weiter ... das passiert hier im Text nicht. Ich hoffe du verstehst gerade, was ich meine. Du könntest theoretisch die Story damit anfangen, dass ein Kind mit seinem Opa in den Wald spazieren geht, und der Opa manchmal so düster vor sich her blickt, und da im Wald packt erd ann mal aus, und dann gehst machst du im Text einen Zeitsprung und dann ist man als Leser mitten im Geschehen, mitten im Krieg, und dann geht der Zeitsprung eben auch zurück in die Wald-Szene mit dem Opa, der dasteht und heult ... das hätte für mich mehr Kontext. Oder irgendeine Art von Reflektion, hier ist das tatsächlich eine unmittelbare Szene in einer Schlacht, in der alle überleben, niemand, der dem Leser am Herz liegt, wird verletzt, der Erzähler hat keinerlei Emotion zu diesem Krieg und dem Töten. Er erzählt das voller ungeschönter Action, aber ich glaube nicht, dass dir dein Opa das so erzählt hat, das kommt mehr eben sehr unreflektiert rüber. Diese reflektierte Haltung, der Kontext, eine Meinung zum Krieg und Töten, das fehlt mir noch in deinem Text, das würde ihn klar von einem Landser-Text abheben. In Im Westen nichts Neues kommt auch viel "Action" und Geballer vor, aber da hat der Erzähler eine reflektierte Haltung dem Ganzen gegenüber, da blickt er mit einer Emotion und mit Gedanken auf das Geschehen zurück.

Nichtsdestotrotz ist das super geschrieben, besonders die vielen Details lassen das Ganze authentisch wirken und sorgen für eine kleine Zeitreise.

Viele Grüße,
zigga

 

Nabend zigga,

vielen Dank fürs Lesen und den langen Kommentar. Grad entdeckt. Hm, ja, ich hab von Anfang an vergessen, daraus eine Serie zu machen, ich Dämlack. Deswegen muss ich immer als zweiten Beitrag die anderen Teile mit Link drunter setzen. Der momentan erste Teil, Winterstarre, ist der erklärende Einstieg, sozusagen. Deshalb kommen in den nachfolgenden Texten eher indirekte Hinweise. Als Beispiel:

Ich saß auf dem noch warmen Motorendeck des Sturmgeschützes ...
oder ...
Ich bin der beste Fahrer in der Abteilung, Franz der erfahrenste Kommandant, und du der beste Richtschütze.
oder ...
Ich stieg vom Motorendeck herunter und kontrollierte die Munitionskisten, den Carbidbrenner unter der Motorwanne ...

... wobei Fahrer, Kommandant und Richtschütze schon recht gute Hinweise sind. Tatsächlich war es so, dass die sogenannten Sturmgeschütze zu Beginn des Krieges und dieses Feldzuges der Infanterie als Unterstützungsfahrzeuge zugeteilt waren, tatsächlich also zur Infanterie gehörten und nicht zur Panzertruppe. Erst als die zahlenmäßige Übermacht der Alliierten exorbitante Ausmaße annahm, formte man aus diesen Sturmgeschützabteilungen die Panzerjägerabteilungen. Aber den technischen und organisatorischen Kram wollte und will ich unbedingt heraushalten.

Ja, zum Sterben ... in Winterstarre stirbt der Ladeschütze und nicht nur der ... in Götterdämmerung dann der Fahrer, Dangson. Ein Panzer hat immer eine Besatzung, bei den deutschen meist aus 4 oder 5 Mann bestehend. Hatten sie einigermaßen Glück, überlebten sie zusammen. Bekam ein Panzer einen Volltreffer, konnte man davon ausgehen, dass alle tot waren, auf einen Schlag. Am Ende, dem noch nicht geschriebenen letzten Teil, stirbt dann auch der Biegel Franz.

Du schreibst:

aber trotzdem ist das keine Anti-Kriegs-Geschichte. Das ist sehr robust und sehr hart alles, was da passiert, aber da stirbt niemand der Freunde, allgemein blickt mir dein Erzähler sehr undifferenziert auf die Ereignisse zurück. Ja, er erzählt das so, dass es sehr grausam war dort, aber mir fehlt da noch Reflektiertheit, mir fehlt da noch mehr Kontext.

Die Antikriegs-Geschichte entsteht in Deinem Kopf. Das Antikriegs-Denken in Deinem Kopf. Das Erzählen meines Opas war weitestgehend undifferenziert. Der braune Sumpf wird beim Lesen von Winterstarre denken: Recht so, Partisanen getötet. Ein Antikriegs-Mensch wird denken: Diese Nazischweine!. Einen sterbenden Freund kann jede Ideologie anders interpretieren.

Genau, bei Remarque steht es im Kontext, weil es im Roman angelegt ist. Der Roman mit dem Kontext entsteht, ist gerade am Entstehen, doch die Erzählungen sind erst mal einzeln angelegt.

Ich geb Dir jetzt mal ein Beispiel mitten aus dem Leben. Ab und zu bin ich in Speyer in der Kaserne. Dort wird den Rekruten Staatsbürgerkunde vermittelt. Ich stehe da als Dozent und berichte über meinen zweiten Opa (das Thema lass ich jetzt mal beiseite). In der Diskussion komme ich aber immer auf den Russland-Opa. Ich erzähle denen die Storys MIT Kontext, wann hab ich das gehört, wie hat mein Opa reagiert, er hat geweint und hatte sicher mehr Schuldgefühle als er zugegeben hat. Und jede Rekrutengeneration spaltet sich im Prinzip in drei Lager. Die eine findet Krieg scheiße und hofft, niemals schießen zu müssen. Die größte Gruppe sagt nix. Die dritte Gruppe sagt, dass mein Opa ein Weichei war und die Soldaten damals Helden, die ihre Familien und das Vaterland verteidigten.

Nichtsdestotrotz fließt alle Kritik, die es hier zu diesen Texten gibt, in meine Überlegungen mit ein. Vor allem, was den Roman betrifft. Deswegen bedanke ich mich auch für Deine Kritik. Das Tragische oder Dumme oder wie auch immer ich das nennen werde, ist ja, dass ich zwei von diesen Opas hatte. Und der Russland-Opa zudem einen Sohn, der 1955 in die USA auswanderte, guter Amerikaner wurde, dort zur Army ging, blieb, und sich 1964 in Vietnam wiederfand, als Green Beret und Ausbilder im Dschungel an der kambodschanisch-vietnamesischen Grenze, um die dortigen Montagnards auszubilden und auf die Seite der USA zu ziehen. Ihn habe ich MIT meinem Russland-Opa 1977 besucht in North-Carolina. Was der für Geschichten erzählt hat, ist noch ein Roman für sich. Aber auch der starb früh und am Ende im Irrenhaus.

Okay, zigga. Dein Kommentar ist auf jeden Fall als "wichtig" vermerkt. Grad bei so einem Thema sind viele Meinungen von Bedeutung.

Gruß

Morphin

 

Hi,

ich noch mal kurz! Ich ging davon aus, dass du nicht komplett nachvollziehen kannst, wieso es Stimmen gibt, die eine solche Art von Text, wie es deiner ist, als kriegsverherrlichend sehen, deswegen kam ich mit dem Kontext.
Mir ist eben aufgefallen, dass der Kontext, das Reflektierte, die Kommentare eines älteren Ich-Erzählers fehlen, um diese Erzählung aus einer "Grauzone" herauszuheben, und die Geschichte klar von kriegsverherrlichenden Geschichten abzugrenzen. Aber das ist dein Text, wenn dir das nicht taugt, ist das total okay.

Ich sehe das so, dass das Thema "Krieg" sehr eindimensional dargestellt wird, wenn man bloß von einer Schlacht erzählt und alles ist hart und grausam, aber im Endeffekt kommen alle Protagonisten glimpflich davon und der Feind wurde zurückgeschlagen. Das birgt eben auch Gefahr, Kriegsverherrlichung im Leser auszulösen.
Als Autor von einem Text verkündet man doch schon immer so etwas wie eine "Wahrheit": Man sagt, hier, Leser, wenn verschiedene Figuren in diese und jene Situation gebracht werden, wird dies und das passieren. Gerade bei etwas Historischem liegt es am Autor, welche Szenen er dem Leser zeigt und wie er die Figuren dadurch entwickeln lässt, und der Leser denkt dann: Ach ja, so war das damals. Das hat auf jeden Fall eine Auswirkung auf deine Leser hat, wie sie den Krieg sehen. Meine Meinung ist, dass zum Thema "Krieg" noch viel mehr gehört, als bloß das reine Schlachten an sich; mindestens genauso wichtig ist doch das Davor und das Danach, wie der Krieg Menschen verändert und was er wirklich bedeutet - diese Tiefe könnte man mit einem reflektierten Erzähler erreichen, aber ich höre jetzt auf, dir das ständig zu empfehlen. :D

Mhm, ja, deine Studenten in der Kaserne ... ich denke, das ist eine eher schlechte Probantengruppe für sowas, weil ich mir vorstellen kann, dass Soldaten da eine viel klarere Meinung zu haben, als der Otto-Normal-Leser, und sie mit dieser vorgefertigten Position dann auf Texte über Partisanenbekämpfung oder Vaterland verteidigen reagieren.

Ich fand deine Story richtig gut geschrieben! Ich weiß nicht, ob das in meinem Kommentar untergegangen ist, deswegen sag ich das an dieser Stelle noch mal.

Viele Grüße,
zigga

 

Nabönd zigga,

klar, ich habe das vom ersten bis zum letzten Zeichen absolut verstanden. Und ich weiß Deine Kommentare zu schätzen und richtig einzuschätzen. Deswegen schrieb ich ja, dass

  1. die weiteren Ausführungen (wann, was, wo, wie) im Detail in den anderen Teilen beschrieben sind, und ich Seppel
  2. vergessen habe, diese Texte als Serie anzugeben, so dass der Leser beim ersten beginnen kann, und auch, dass
  3. dazu ein Roman entsteht, in dem es den Erzähler, wie Du ihn beschreibst, gibt.
Aber wichtig für mich als den "Romanschreiber" ist auch, wie die Einzelerzählungen wirken. Im Roman stehen sie zwar eher unterbrochen, also Frage/Gegenfrage, was die Sache "auflockert", aber da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Haut es den Leser aus der Erzählung raus? Das bei der Bundeswehr oder der Polizei ist durchaus eine fruchtbare Sache. Alleine schon aus dem Grund, weil viele geschichtliche Daten so gar nicht bekannt sind; oder anders gesagt: Der Geschichtsunterricht in den Schulen versagt teilweise in erschreckendem Ausmaß. Wissen geht langsam aber sicher verloren.

Griasle
Morphin

 
Zuletzt bearbeitet:

Nabönd,

da war ich wahrscheinlich genau so müde wie Du gerade und habe zu unausgegoren formuliert, wie mir scheint. Was man ja oft hört, ist die Relativierung eines Genozids, eines Massenmordes, in dem man einen anderen als Vergleich anführt. Also bspw. höre ich oft in Schulen, dass der Massenmörder aus Braunau nicht schlimmer war, als der Massenmörder aus Georgien, weswegen man sich doch nicht so aufregen solle und nicht immer nur den einen nennen.

In dem Zusammenhang ist der "Diebstahl" eine Metapher. Genozid ist Genozid, Massenmord ist Massenmord. Diese Verbrechen lassen sich nicht gegeneinander aufwiegen oder relativieren. Ein Richter kann nicht sagen, der hat zwanzig verübt und ist schlimmer als derjenige, der einen verübt hat.

Aber da hab ich einfach um die Ecke gedacht und es nicht korrekt formuliert. Fällt mir gerade auf, nachdem ich es noch mal lese. Gut, dass Du mich drauf gestossen hast.

Danke und Gruß

Morphin

Edit: So, hab den Satz mal invers gestellt und als falsch formuliert ausgewiesen mit Hinweis auf den Beitrag hier.

 
Zuletzt bearbeitet:

70 Jahre nach Kriegsende erinnert Chrismon 5/2015 an die Soldaten der Roten Armee. Grund genug, Schlaglichte hier einzustellen!

An sich wollte Herr Maximow viel lieber über Versöhnung statt Krieg sprechen.

"chrismon: Können Sie sich daran erinnern, wie Sie zum ersten Mal einen deutschen Soldaten töteten?

Viktor Maximow: Es war in einem Wald, der andere stand hinter einem Baum. Ich traf ihn trotzdem, ich war ja schon als Schüler Meisterschütze. Der Schuss muss in die Lunge gegangen sein, so wie das Blut herausquoll. Der Blutstrom hat mich so erschreckt, dass ich wegrannte, zurück zu den Kameraden. Ich rief: „Ich habe einen Menschen erschossen!“ Ich war erschüttert. Die Kameraden fragten nur: Hast du seinen Gürtel mitgebracht."


Am 28. September 1941 meldete die SS aus Kiew nach Berlin:

„Exekution von mindestens 50 000 Juden vorgesehen. Wehrmacht begrüßt Maßnahmen und erbittet radikales Vorgehen.“

Zwei Tage später waren 33 771 Juden erschossen.

„Die Deutschen waren in der Ukraine auf dem Rückzug“, berichtet Viktor Maximow im Interview, „wir rückten vor, und ich sah die Folgen der deutschen Besatzung: all die ermordeten Zivilisten, Kinder, Alte, Frauen. Ein Kriegsverbrechen. Und ich sah die Berge von Kinderschuhen in der Schlucht von Babi Jar bei Kiew.“ (Zitate a. a. O., S. 14)


Von den 5,7 Mio sowjetischen Kriegsgefangenen kamen fast 60 % in deutschen Lagern um, was keineswegs den Kriegsumständen geschuldet war. Die meisten ließ man schlichtweg verhungern.

Eine Folge des Rassismus!, der hierzulande immer noch fleißig Urständ feiert!

Das Bemühen der Grünen um eine „symbolische“ Geste zur Sühne an überlebende russische NS-Opfer in Höhe von 2 500 € wird seit Jahren vom Bundestag blockiert. Von den ehemaligen Kriegsgefangenen leben heute noch 3 000, die meisten in unvorstellbarer Armut.

Viktor Maximow will auf einem deutschen Soldatenfriedhof beerdigt werden.

 

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