Was ist neu

Die Wälder von Liberville

Mitglied
Beitritt
22.04.2015
Beiträge
1

Die Wälder von Liberville

Jerry atmete tief ein und aus. Es war ein bitterkalter Montagmorgen. Sein Atem war wie ein Schleier, der sich um Jerrys Kopf herum webte. Er hatte in letzter Zeit viel nachgedacht, sehr viel. Die verfluchte letzte Woche hatte sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. All die ganzen Dinge die passierten, waren wie ein Geschwulst fest in seinem Kopf verankert. Er ging ein paar Schritte auf und ab, um mehr Klarheit für sich selber zu schaffen. Doch er konnte nicht anders, er musste die letzte Woche noch einmal Revue passieren lassen. Es hatte alles an dem vergangenen Montag begonnen. Während Jerry die Strasse verließ und Richtung Park ging , erschienen plötzlich vor ihm seine Frau Amanda und seine beiden kleinen Kinder Joe und Mary. Er konnte ganz klar ihre Stimmen hören , sie waren so nah, er konnte sie förmlich fühlen. Seine Schritte wurden schneller, sein Herz raste. Gerade als er den Park erreichte und seine Hände nach seiner Familie ausstrecken wollte, verschwand diese, wie ein Donnerschlag, wieder. Erneut war es nur eine Illusion gewesen, die Jerry in die Irre führte. Er konnte nichts dagegen unternehmen, seine Illusionen verfolgten ihn die ganze Zeit. Letzen Montag Nachmittag hatte Jerry noch mit Joe und Mary gespielt in dem Garten ihres Hauses. Jerry war Autor und hatte daher einigen Zeitraum, um mit seinen beiden Kindern spielen zu gehen. Joe war ein sehr aufgeschlossener und munterer 4-Jähriger Junge. Seine ältere Schwester Mary, war ebenfalls ein sehr fröhliches Mädchen, welches 2 Jahre älter als ihr Bruder war. Jerry genoss es stets, mit seinen beiden kleinen Kindern auf der Grünfläche Ball zu spielen. Das alles geschah unter den warmen Augen von Amanda. Amanda war eine sehr schöne Frau, blondes Haar und reh-braune Augen, die Jerry schon immer faszinierten. Sie war 35 Jahre alt und somit 5 Jahre jünger als ihr Ehemann. Die beiden hatten sich auf einer Geburtstagsfeier eines Freundes, vor 10 Jahren getroffen. Sie, die schöne, blonde Köchin und er, der stämmige, stets grübelnde Autor, trafen sich auf der Tanzfläche der Feier. Jerry hatte damals wenig Lust auf Tanzen, stand aber aus Respekt vor den Anderen mit auf der Tanzfläche. Doch als Amanda hereintrat, änderte sich alles schlagfertig. Jerry sah in ihre Augen und spürte direkt das Verlangen, ihr näher zu kommen. Die Blicke der Beiden kreuzten sich und Jerry wusste direkt, dass seine Chance gekommen war. Er stellte sich Amanda kurz vor und bat sie anschließend zum Tanz. Die Funken sprühten direkt und beide verbrachten eine ihrer schönsten Nächte zusammen. Das all diese Liebe und Zuneigung eines Tages nicht mehr da sein sollten, hätten sich weder Jerry noch Amanda jemals vorstellen können. Doch das Unerwartete ereignete sich an jenem Montag. Als Jerry den Ball etwas zu weit schoss, hinter das Gebüsch ihres Garten, rannten Mary und Joe direkt hinterher. Niemand in der Nachbarschaft konnte abstreiten, dass die Familie Baker einen kleinen, aber feinen Garten hegte. Das dazugehörige Haus befand sich im Norden Englands, in der Stadt Liberville. Nach ihrer Hochzeit waren Jerry und Amanda dort hingezogen und verbrachten ein ruhiges und schönes Leben mit ihren 2 Kindern. Als Joe und Mary nun also dem Ball hinterher eilten, ging Jerry zurück zu seiner Frau und gab ihr einen Kuss. Amanda schien rundum zufrieden. Die Zeit verging, aber die beiden Kleinen waren immer noch nicht wieder gekommen. Amanda bat ihren Mann, nach dem Rechten zu schauen, woraufhin Jerry sich sofort auf den Weg machte Richtung Gebüsch. Was Jerry dort vorfand, verschlug ihm auf Anhieb die Sprache. Es war die Leere, die ihm enorm zusetzte. Waren Mary und Joe gerade noch fröhlich am Spielen mit ihrem Vater, waren sie nun auf einmal fort. Ein Schaudern kroch langsam Jerrys Rücken herunter. Er verharrte noch eine Weile, ehe er lauthals und mit Tränen in seinen Augen Amanda zu sich rief. Diese wusste sofort, dass etwas nicht stimmte und eilte zu ihrem Mann. Als sie ebenfalls ihre Kinder nicht ausfindig machen konnte, erstarrte sie. Dass der Garten hinten raus offen war, hatte die beiden Eltern nie gestört. Ihre Kinder waren immer nach dem Ballspielen zurück gekommen. Ab-und zu hatten sie sich hinter dem Gebüsch verschanzt, doch dieses Mal war nichts so, wie es regulär gewesen war. Es dauerte seine Zeit bis Amanda und Jerry sich aus ihrem Schock lösen konnten. Sie guckten sich tief in die Augen und beide wussten, dass sie alle möglichen Szenarien durch ihren Kopf laufen ließen. Wurden Joe und Mary entführt? War den beiden etwas zugestoßen ? Liefen sie einfach nur immer weiter geradeaus? In diesem Moment schien alles möglich. Hatten die Nachbarn ihre Finger im Spiel, obwohl sie diese immer respektierten und das stets auf Gegenseitigkeit beruhte? Wer würde so etwas Schreckliches einer jungen Familie antun ? Fragen über Fragen und keine Antwort. Jerry schüttelte sich und versuchte mit Amanda ein Gespräch zu beginnen. Diese wusste bereits, dass der Zeitpunkt gekommen war, um nach eventuellen Lösungen zu suchen. Jerry schlug seiner Frau zunächst vor, die restliche, große Grünfläche abzusuchen. Ein letzter Funken Hoffnung schimmerte in ihm, dass sich seine Kinder doch wo anders versteckt hatten. Seine Frau und er machten sich also auf die Suche. Sie nahmen jeden einzelnen Zentimeter der großen Fläche genauestens durch. Stunden vergingen, die beiden waren langsam am Ende ihrer Kräfte. Mit den letzten Kräften gingen sie das letzte Stück Grün ab, doch weiterhin Fehlanzeige. Kein Joe. Keine Mary. Die Sonne war schon längst untergegangen, der Montag neigte sich seinem Ende. Jerry nahm Amanda in seine Arme. Sie hatte angefangen zu Weinen. Sie wusste weder aus noch ein. Jerry versuchte Herr der aussichtslosen Lage zu werden. Er schlug seiner Frau vor die Polizei anzurufen. Was blieb ihnen auch schon Anderes übrig. Amanda kullerten weiterhin die Tränen über ihre Wangen, doch sie willigte sein. Jerry rief bei der Polizei in Liberville an. Ein übel gelaunter Polizist namens Johnson nahm den Anruf entgegen. Paul Johnson hatte schon den ganzen Tag keine Lust auf das Arbeiten gehabt. So ein später Anruf kam ihm also definitiv in die Quere, mürrisch ging er auf Jerrys Anruf ein und fragte diesen, was denn los sei. Gedrängt von seinen Emotionen war es Jerry egal, wie sich Johnson fühlte und versuchte zu Schildern was passiert war. Johnson war bereits genervt und hielt Jerry sofort für einen überforderten Vater. Doch dieser lies nicht locker und erklärte, dass er und seine Frau bereits alle Flächen hinter ihrem Haus abgesucht hätten, doch bisher ohne Erfolg. Johnson begriff langsam, dass es Jerry sehr ernst war. Doch was hätte er an diesem Abend für die beiden noch tun sollen. Er war alleine in seiner Abteilung. Das Einzige was ihm in Gedanken kam, war also seinen Kollegen am morgigen Tage von dem Vorfall zu berichten. Er versuchte dies möglichst schonend an Jerry durchzugeben, da es zu diesem Zeitpunkt das Beste für Beide gewesen war. Jerry war zunächst außer sich, dass die Polizei nicht direkt was unternehme und einen Suchtrupp schicke. Doch auch er realisierte, dass an jenem Montag seine Kinder noch verschollen bleiben sollten. Ernüchternd willigte er ein, dass Johnson sich am Dienstag bei ihm melden würde. Das Telefonat endete. Seiner Frau erzählte er daraufhin vom Gespräch, doch sie brach erneut in Tränen aus. Mit dem Gewissen, Nichts zu wissen, und der Angst um ihre Kinder, endete der Montag für die Bakers. Jerry machte hinter sich langsam die Tür zu zum Schlafzimmer, er hätte schwören können, dass er noch einmal Joe und Marys Stimmen hörte, als die Klinke komplett runtergedrückt und die Tür leise zugezogen war. Pauls Kopf brummte, als die ersten Morgenstrahlen der Sonne sein Gesicht leise berührten. Er hatte nicht gut schlafen können, die ganze vergangene Nacht musste er an den Telefonanruf mit Jerry Baker denken. Dieser war ihm doch im Kopf geblieben, nachdem er realisiert hatte, dass dieser Vorfall etwas Besonderes gewesen sein muss. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und ging duschen. Als das kühle Nass auf seinen Körper tropfte, musste er sich bereits überlegen, wie er diesen Vorfall seinen Kollegen am Besten erklären sollte. Er zog sich langsam seine Uniform an und machte sich mit seinem Motorrad auf zur Polizeistation in Liberville. Dort erwarteten ihn bereits seine Kollegen. Er war wie immer zu spät gekommen. Seine Kollegen schüttelten den Kopf, begrüßten ihn jedoch recht freundlich. Es war bereits bekannt, dass Paul nicht der Ehrgeizigste unter den Kollegen war. Doch Paul war es egal, er ging erstmal zu seinem Schreibtisch und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Nach nicht allzu langer Zeit stand auch schon das erste Briefing auf der Liste. Es war 10 Uhr morgens, Dienstags, und die Polizisten besprachen ihre bevorstehenden Einsätze. Paul war als Erster dran. Ihm war ein bisschen mulmig bei der Vorstellung, dass er das Telefonat von gestern nun seinen Kollegen vorstellen musste. Er stand auf, ging nach vorne und begann zu erzählen. Die Gegend, in der die Bakers wohnten, war nicht gerade bekannt für Kindesentführungen. Nachdem Jerry eindringlich Paul eindringlich gebeten hatte, die Sache ernst zu nehmen, waren Pauls Schilderungen klar und deutlich. Nach seinem Vortrag berieten sich seine Kollegen und beschlossen, Paul die Einsatzleitung für diesen Fall zu geben. Paul war sich nicht sicher, ob er der Richtige für diesen Fall war, aber er nahm schweren Herzens dann die Leitung an. Des Weiteren wurde beschlossen, einen Suchtrupp zum Grundstück der Bakers zu schicken. Weitere Einsätze wurden besprochen, doch Paul war in seinen Gedanken bereits bei den Bakers. Konnte er wirklich die Kinder von Jerry und Amanda ausfindig machen? Oder steckt etwas noch Schlimmeres dahinter? Paul mochte sich das Ganze nicht vorstellen. Bei den Bakers hingegen, hatte sich nach dem großen Entsetzen des Vortages die Ungeduld eingestellt. Wann würden endlich Johnson und seine Männer kommen? Amanda und Jerry waren sehr früh aufgestanden, ihre Nacht gestaltete sich äußerst unglücklich. Sie hatten beide kein Auge zugedrückt bekommen. Doch plötzlich klingelte es, Amanda rannte zur Tür und riss diese weit auf, in der Hoffnung, dass die Polizisten vor ihrem Haus standen. Große Enttäuschung formte sich auf ihrem Gesicht zusammen. Es war nur der Postbote, der ein Paket abzugeben hatte. Designiert nahm sie das Paket an und schickte den Boten schnell weg. Als Jerry das Paket unter ihren Armen geklemmt sah, wusste er sofort, dass die Polizei sich weiter verspäten würde. Ein Schuss Wut pulsierte in ihm, wie konnte die Polizei eine so wichtige Sache nur so lange auf sich warten lassen ? Seine Kinder waren doch zusammen mit seiner Frau das Liebste, was er auf der Welt hatte. Jerrys Familie hatte sich schon immer mit diesen Dreien zusammengesetzt. Seine Eltern waren früh gestorben, die wenige Verwandtschaft, die er noch hatte, lebte schon lange nicht mehr in Liberville oder in der Umgebung. Er war tief in Gedanken versunken, während Amanda nervös den Flur im Haus auf-und ab ging. Sie hielt es nicht mehr aus. Der Glauben in die Fähigkeiten der Polizei alleine, war der, der sie davon abhielt durchzudrehen. Sie war normalerweise ein sehr fröhlicher Mensch, aber mit dem Verschwinden ihrer Kinder war sie durch alle möglichen emotionalen Leidenswege innerhalb eines Tages gegangen. Wie ein Knall riss die Türklingel sie und Jerry aus ihrer physischen Abwesenheit. Beide eilten zur Tür und endlich war der Zeitpunkt gekommen. Paul Johnson und seine Kollegen standen vor der Tür. Ein erleichterndes Gefühl schoss durch die Körper von Jerry und Amanda. Paul prüfte seine Gegenüber sehr genau, er versuchte sich explizit ein konkretes Bild von Jerry zu machen, mit dem er lange telefoniert hatte. Seinen Vorstellungen entsprach Jerry nicht, doch eigentlich sollte das Paul egal sein. Seine Blicke wanderten langsam weiter zu Amanda, sie war sehr hübsch, dachte er sich. Pauls Frau Joann und er hatten schon lange keine wünschenswerte Beziehung mehr geführt. Aus Liebe hatte er sie jedoch auch damals nicht geheiratet. Seine Vorstellungen von einer perfekten Frau waren schon immer sehr konfus gewesen, also gab er sie auf und heiratete die einzige Frau, die ihn wirklich zu lieben schien. Zurück von seinem kleinen Exkurs, fokussierte sich Paul jetzt auf das Eigentliche. Er bat um Eintritt in das Haus und seine Kollegen folgten ihm herein. Die Bakers ließen keine Minute verstreichen, um den Polizisten direkt den Garten zu zeigen, in dem ihre Kinder nicht mehr aufgetaucht waren. Paul schritt direkt zur Tat, gab seinen Kollegen ein paar Befehle, und der Suchtrupp machte sich an seine Arbeit. Wie die Bakers am Vortage, kämmten die Polizisten äußerst gründlich jeden einzelnen Zentimeter der Rasenfläche ab. Plötzlich gab Paul seinen Kollegen erneut ein Handzeichen, worauf diese ihre Abtaststöcke herausholten. Ein Schaudern ergriff Jerry und seine Frau, denn diesen schlimmen Gedanken wollten sie nicht vertiefen. Paul schaute zu den Beiden herüber. Er realisierte sofort, was in ihren Köpfen vorging. Mit sanfter Stimme versuchte er die 2 zu beruhigen und erklärte, dass dies nur eine Vorsichtsmaßnahme sei und es auch in ihrem Interesse sein müsse, so weiter zu suchen. Die Bakers nickten und die Suche nach Mary und Joe ging weiter. Im Zeitlupentempo gingen die Polizisten weiter und weiter. Jerry und Amanda konnten sie bald schon nicht mehr sehen, so weit weg waren sie. Doch dann geschah etwas, womit die beiden nicht mehr gerechnet hatten. Einer der Polizisten rief etwas Paul zu, worauf hin dieser zu ihm eilte. Der Polizist hatte einen Stofffetzen gefunden. Paul winkte die Bakers zu sich herüber. Sie sollten den Fetzen begutachten und sagen, ob es sich um ein abgerissenes Kleidungsstück von einem der Kinder handelte. Amanda zögerte keine Sekunde. Sie erkannte den Fetzen direkt. Er gehörte zu dem Kleid, dass Mary angehabt hatte. Jerry stimmte zu, es gehörte definitiv dazu. Paul nahm die Information zur Kenntnis und stellte bereits eine Vermutung auf. Die beiden Kinder waren wohl noch weiter gerannt, der Grund blieb aber weiter unklar und von dem Ball fehlte auch weiterhin jede Spur. In der Ferne sah man bereits die Umrisse des Waldes von Liberville. Amanda bat die Polizisten dort weiter zu suchen. In ihr keimte wieder Hoffnung. Auch Jerry fühlte sich besser. Ein Zeichen, dass noch nicht alles verloren war. Paul hatte nun eine Entscheidung zu treffen. Der Dienstag hatte sich seinem Ende geneigt, die Sonne ging bereits unter. Er fasste den Entschluss, am Mittwoch im Wald weiter zu suchen. Für heute hatte sein Suchtruppe die Arbeit erledigt, mehr konnten sie nicht tun. Paul gab den Bakers Bescheid über seine Entscheidung. Amanda war enttäuscht, sie konnte nicht ganz verstehen, warum die Suche nicht heute noch weiter Fortschreiten konnte. Jerry hingegen zeigte Einsicht und gab Paul zu verstehen, dass es morgen weiter ginge. Die Polizisten sammelten den Kleidungsfetzen ein und steckten den Fundort ab. Danach verabschiedeten sie sich. Paul war einfach nur froh nach einem langen Arbeitstag, wieder nach Hause fahren zu können. Jerry nahm Amanda in seinen Arm und küsste sie. Er versprach ihr, dass sie ihre Kinder wieder sehen würden. Amanda guckte ihm tief in die Augen und ließ sich anschließend von Jerry in das Schlafzimmer leiten. Dort angekommen , wusste sie, dass Jerry sie niemals enttäuschen würde. Der Mittwoch begann mit einer Überraschung. Während Jerry und seine Frau noch im Bett lagen, klingelte es. Paul ließ der Fall nicht mehr locker. Er hatte etwas ganz Besonderes. Deswegen war er es auch, zum Erstaunen seiner Kollegen, der früher als geplant bei den Bakers erscheinen wollte.
So waren es also die Polizisten, die die Bakers aus dem Schlaf rissen. Mit der Müdigkeit in den Knochen, gingen Amanda und Jerry zur Tür und öffneten sie. Sie waren sehr erstaunt, dass die Polizisten so früh kamen, hatten sie sich doch später angekündigt. Doch im selben Moment spürten die Beiden auch, dass die Polizei das Verschwinden ihrer kleinen Kinder sehr ernst nahm. Paul begrüßte die Bakers kurz und ging dann direkt zu dem abgesteckten Bereich. Als er dort ankam, schossen ihm verschiedene Gedanken durch den Kopf. Wo hätten sich Kinder aufhalten können und warum waren sie so weit weg von ihrem Zuhause gelaufen? Paul ging alle möglichen Szenarien durch, doch nur eins schien ihm wirklich plausibel. Die Kinder hätten etwas sehen müssen, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Doch was könnte es gewesen sein? Da das Abgehen des Waldes heute auf dem Programm stand, hoffte Paul zumindest den Ball zu finden. Würde dieser erst einmal gefunden werden, dann wäre geklärt, dass irgendwas die Kinder zum Wald hinzog, und die vor lauter Neugierde den Ball einfach mitnahmen. In der Zwischenzeit hatten sich die Bakers umgezogen. Sie waren optimistisch, dass mehr Infos heute ans Licht gebracht werden würden. Zum Schutze der eigenen Sicherheit waren sie Zuhause geblieben, als die Polizisten sich auf den Weg machten, um weitere Hinweise zu finden. Angekommen im Wald von Liberville, machte Paul eine erstaunliche Entdeckung. Es waren fast überall kleine Fußabdrücke zu sehen. Für Paul war er sofort klar, dass diese zu Joe und Mary gehören mussten. Ein Stückchen weiter weg fanden Pauls Kollegen schließlich auch den Ball, mit dem die beiden Kleinen gespielt hatten. Die Polizisten kamen alle samt zu dem Entschluss, dass die Kinder sich irgendwo noch im Wald befinden mussten. Bevor die Suche jedoch weiter ging, ließ Paul einen seiner Kollgen den Bakers Bericht erstatten. Es waren gute Neuigkeiten und die Bakers nahmen die Infos gut auf. Doch trotzdem keimte in Amanda der Gedanke auf, dass ihren Kindern etwas Schlimmes zugestoßen war. Jerry erkannte sofort, woran seine Frau dachte. Er selbst hatte auch zwischenzeitlich an das ewige Verschwinden seiner Kinder gedacht. Doch dieser Gedanke war sofort wieder verworfen worden, denn sein Herz und seine Vaterschaft ließen es nicht zu. Er versuchte Amanda zu erklären, dass man nie vom Schlimmsten ausgehen dürfte und dass ihre Kinder trotz ihres jungen Alters, doch schon sehr stark waren. Amanda begann zu Weinen, Jerry hatte Recht, aber der Gedanke bohrte sich immer weiter in ihrem Kopf fest. Jerry und sein Suchtrupp waren immer weiter in den Wald vorgedrungen, doch weiterhin keine Spur von Mary und Joe. So langsam überkamen auch Paul die Sorgen. Er hatte zwar schon viel in seiner Polizistenlaufbahn erlebt, aber so etwas war ihm bisher noch nicht untergekommen. Er fasste den Entschluss, dass nur mit Hilfe von weiteren Verstärkungen die Suche weitergehen konnte. Da der gesamte Polizeiapparat jedoch immer langsamer als gewollt funktionierte, wusste Paul, dass frühestens Morgen Hilfe bereit gestellt würde. Schweren Herzens ließ er seine Kollegen zurück beordern und machte sich gemeinsam zurück auf den Weg zum Hause der Bakers. Die Spuren waren selbst verständlich gesichert worden und abgesteckt. Angekommen bei den Bakers, hatte Paul angefangen Jerry und Amanda zu erklären, was für Morgen geplant sei. Dass er seinen Glauben in das Finden schon ein wenig verloren hatte, ließ er sich nicht anmerken. Amanda konnte nicht nachvollziehen, warum die Suche so langsam dauerte und in ihr kam die Wut hervor. War sie sonst ruhig geblieben, platzte bei ihr der Geduldsfaden. Jerry hatte seine Frau noch nie so erlebt, er hatte richtig Angst vor ihr. Sie fauchte Paul an und beschimpfte ihn und seine Kollegen. Es gäbe keinen Grund, dass die Polizei so lange brauchte, und dass sie immer noch nicht die Kinder gefunden hatten. Paul war irritiert, auch er hatte mit dem Wutausbruch von Amanda nicht gerechnet. Gemeinsam mit Jerry gelang es ihm schließlich Amanda zu sänftigen. Paul versprach ihr, dass Morgen sich einiges tun würde und mit Verstärkung zu rechnen sei. Mit diesen Worten verabschiedete er sich und verließ das Haus. Es war wieder einmal sehr spät geworden und die Sonne schon lange untergegangen. Als sich die Bakers in ihr Bett lagen, hatte Amanda bereits einen Entschluss gefasst, der alles ändern würde. Sie hielt es nicht mehr aus ohne ihre Kinder. Sie wollte nicht mehr auf die Polizei angewiesen sein, die in ihren Augen eh nicht viel Arbeit leistete. Es war an der Zeit, auf eigene Faust ihre Kinder zu suchen. In den frühen Morgenstunden des Donnerstags, wenn Jerry noch tief schlafen würde, würde sie sich aus dem Haus schleichen und Richtung Wald begeben. An ihrer Entscheidung konnte nicht mehr gerüttelt werden. Das Schnarchen von Jerry kam Amanda sehr recht, sie wusste das der Zeitpunkt gekommen war, das Haus zu verlassen. Sie wusste zwar noch nicht genau, wo sie exakt nach ihren Kindern suchen wollte, aber der Drang sie wieder in die Arme schließen zu können, erdrückte Alles. Auf Zehenspitzen schlich sie sich aus dem Schlafzimmer heraus, Jerry ändert noch einmal seine Schlafposition, aber er bemerkte nichts. Amanda zog sich an und machte sich so schnell wie es geht, auf in Richtung Wald. Irgendwo müssen sie ja sein, dachte sie sich. Im Wald angekommen, hörte sie mehrere merkwürdige Geräusche. Sie bekam ein wenig Angst, doch wie sich herausstellte, waren es lediglich die tierischen Bewohner des Waldes. Amanda ging voran, doch weiterhin keine Spur von Joe oder Mary. Die Sonne ging allmählich auf, Amanda bewegte sich immer mehr ins Innere des Waldes. Der Liberviller Wald war recht groß und auf eigene Faust hatten sich schon mehrere Menschen in ihm verirrt. Allesamt fanden aber wieder heraus, ohne nennenswerte Verletzungen. Als Amanda an einer Lichtung vorbei ging, erschreckte sie. Sie hätte schwören können, dass sie die Silhouetten von ihren Kindern gesehen hatte. Ihrem Instinkt folgend, machte sie sich auf zu der Stelle, wo die Silhouetten sich vermutlich versteckt hatten. Doch was sie dann sah, war das Ende aller Hoffnungen, das Ende allen Mutes, das Ende ihrer gesamten Vorstellungen. Ein markerschütternder Schrei durchpflügte den Wald von Liberville. Die Vögel flatterten davon, es schien fast so, als ob die gesamte Tierwelt des Waldes sich in Bewegung setzte. Die Silhouetten, die Amanda gesehen hatte, waren ihre Kinder. Doch der Anblick dieser hätte niemanden mehr erschüttern können als Amanda. Hatte sie doch gedacht, dass sich die Silhouetten bewegt hatten, war dieser Fund extrem verstörend. Vor ihr lagen ihre Kinder Joe und Mary dick eingebettet im Laub. Ihre kleinen Gesichter waren so bleich, wie sie nur hätten sein können. Sie bewegten sich nicht, sie waren leblos. Sie waren tot. Amanda wusste nicht, was in ihr in diesem Augenblick vor sich ging. Ihre Kinder, tot? Das könnte doch nicht wahr sein? Befand sie sich wirklich im Wald, waren das ihre Kinder, die vor ihr so reglos lagen? Sie wusste nicht mehr ein, nicht mehr aus. Der Schrei hatte in ihr erst Recht für einen Zustand gesorgt, über den sie nicht mächtig war. Sie schluchzte, sie kreischte, sie nahm jeden kleinen Stock, der auf dem Boden lag, und zerstörte diesen. Wut, Trauer, Ratlosigkeit, all dies ließ sie freien Lauf. Die Sonne war aufgegangen, die Gesichter ihrer Kinder wirkten klarer. Sie konnte deren Anblick nicht mehr ertragen. Zur gleichen Zeit weckten die Sonnenstrahlen Jerry sanft. Dieser drehte sich zur Seite und versuchte Amanda zu umarmen. Doch sein Griff ins Leere ließ ihn erschüttern. Sie war nicht da, sie lag nicht neben ihm. Der Müdigkeit zum Trotz, rannte er durch das ganze Haus und schrie Amandas Namen so laut es ging. Das konnte doch nicht einfach wahr sein. Wo war seine Frau? Jerry suchte jeden Fleck ab, doch er konnte sie nicht finden. Das Einzige, was ihm in den Sinn kam, war bei Paul und seinen Kollegen anzurufen. Paul rekrutierte gerade seine Truppe, als plötzlich das Telefon läutete. Die Verstärkung war bereits eingetroffen und Paul hatte sie in den Fall eingearbeitet. Doch der Anruf von Jerry durchbrach seine heutigen Planungen. Amanda sei verschwunden und er wisse nicht, wo sie sich aufhält, hieß es am Telefon. Paul versuchte Jerry zu beruhigen und fragte ihn, was exakt geschehen sei. Nachdem Jerry Paul die Lage einigermaßen verständlich erklärte, wusste dieser, was zu tun war. Er eilte zu seiner Truppe und schickte sie sofort los Richtung Bakers. Diese war sehr verwundert, aber Paul erklärte, dass es ein Notfall sei. Amanda begann innerlich zu zerfallen. Was war ihr Leben jetzt schon noch wert ohne ihre Kinder? Klar, sie hatte zwar noch Jerry, aber ihre Kinder konnte keiner mehr zurück holen. Sie sah einen riesigen, spitzen Ast. Getrieben vom innerlichen Zerfall, nahm sie mit aller Kraft, dem Ast auf. Es gab für sie kein Zurück mehr. Unabhängig von Jerry, ihre Zeit war abgelaufen. Sie rammte sich den Ast in ihren Magen, wieder und wieder. Das Blut strömte aus ihrem Körper. Sie sackte zusammen und fiel direkt neben ihre Kinder in das Laub. Jerry war froh, dass die Polizisten so schnell kamen. Ihm fiel direkt auf, dass der Trupp sich wie angekündigt, vergrößert hatte. Paul fragte Jerry, wann dieser zuletzt seine Frau gesehen habe. Jerry sagte, dass er neben ihr diese Nacht noch geschlafen habe. Paul überlegte. Wohin könnte Amanda gegangen sein? Es gab nur eine Möglichkeit. Sie musste sich auf den Weg gemacht haben Richtung Wald. Paul war aufgefallen, dass Amanda ihre Kinder wirklich liebte. Jerry wollte sofort mitkommen, auch er hatte erwägt, dass seine Frau in den Wald ging. So machten sich Paul, Jerry und der Suchtrupp auf zum Liberviller Wald. Was sie da erwarten sollte, war zu diesem Zeitpunkt keinem bewusst. Der Trupp drang immer weiter in den Wald ein. Er hatte bereits sämtliche Absteckungen der letzten Tage passiert. Jerry blieb stehen. Sie waren an einer Lichtung angekommen, er hatte sofort gespürt, dass dieser Ort etwas beunruhigendes an sich hatte. Paul willigte ein und ließ den Suchtrupp los. Der grausame Fund sollte nicht lange auf sich warten lassen. Der Suchtrupp schien etwas gefunden zu haben und einer der Polizisten winkte Paul zu sich rüber. Jerry drängte es zu sehen, was es war. Doch Paul konnte ihn zurückhalten und ging zu der Stelle. Was er dort sah, ließ ihn erstarren. Er wurde bleich. Drei Leichen lagen vor ihm. Amanda, blutüberströmt, und vermutlich nicht allzu lange tot, und zwei Kinder, dick eingebettet im Laub. Es konnten nur Joe und Mary sein. Welch grausamer Anblick, Paul war geschockt. Jerry preschte jetzt zur Fundstelle, da Paul nicht wiederkam. Als er ankam, setzte seine Atmung aus. Seine komplette Familie, tot, vor ihm liegend. Er grub seine Hände ins Gesicht, sackte zusammen und begann zu weinen. Ein so bitterliches Weinen hatte Paul noch nie erlebt. Es war ansteckend. Paul begann ebenfalls zu weinen. Das Schicksal der Familie Baker hatte ihn mitgenommen. Schon seit dem ersten Tag war ihm bewusst geworden, dass dieser Fall wie kein anderer war. Es schien Schicksal zu sein, dass ausgerechnet er den Anruf von Jerry bekommen hatte. Der Wald war verstummt. 3 Leichen hatte er in sich verschlungen. Die Tür ging auf, es war sehr früh am Montag. Jerry drückte die Klinke der Tür langsam und behutsam herunter. Die kalte Morgenluft ließ in die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren. Er hatte alles verloren. Seine gesamte Familie, nicht mehr da, tot. Den Donnerstag konnte er nicht mehr vergessen. Er war der Untergang der Familie Baker. Nachdem die Leichen abtransportiert waren und sich Paul und er wieder einigermaßen gefasst hatten, unterhielten sie sich sehr lange. Über all Das, was geschehen war. Die beiden Männer hatten sich während des gesamten Gespräches tief in die Augen geschaut. Das Gespräch war der einzige Faktor, der es Jerry ermöglichte, weiter zu leben. Weiter ein Leben mit Sinn zu führen. Paul hatte ihm versprochen so schnell es ging, ihm die Todesursachen mitteilen zu lassen. Außerdem bat er seine Hilfe an, wann immer es Jerry schlecht gehen sollte. Der Donnerstag ging zu Ende und der Freitag brach an. In seinen Gedanken hatte Jerry immer wieder die Stimmen seiner Familie und deren Silhouetten gesehen. Dann kam der Anruf von Paul.
Die Todesursachen waren geklärt, und die Visite in der Gerichtsmedizin möglich. Jerry war in einem Zustand, in dem nicht genau wusste, was das erneute Wiedersehen mit seiner Familie, in ihm auslösen würde. Er sagte dennoch zu und erschien in der Gerichtsmedizin. Als er seine Familie sah, überkam ihm ein friedliches Gefühl. Er erinnerte sich noch einmal an die gesamten, schönen Momente, die er mit seiner Familie erlebt hatte. Ein kleines Lächeln formte sich auf Jerrys Mund. Doch dann wurde das kurze Glücksgefühl prompt zerstört. Paul war dazu gekommen und erklärte Jerry die Todesursachen. Mary und Joe waren erfroren, sie hatten sich vermutlich verirrt in dem großen Wald und waren den kühlen Temperaturen zum Opfer gefallen. Doch Jerrys eigentlicher Schock kam mit der Erkenntnis über Amandas Tod. Sie hatte sich selber umgebracht. Bereits am Fundort war dies vermutet worden, aufgrund des blutverschmierten Astes, den man neben Amanda gefunden hatte. Jerry wollte es nicht wahrhaben. Warum sollte seine Frau sich selber getötet haben? Warum ließ sie ihn alleine zurück? Den Samstag und den Sonntag verbrachte Jerry mit Suche nach den Antworten auf diese Fragen. Doch dann wurde ihm bewusst, warum Amanda dies getan hatte. Sie hatte die Kinder schon immer sehr stark geliebt. Ein Leben für Amanda ohne ihre beiden Kleinen, wäre kein sinnvolles gewesen. Dass Jerry dabei übrig bleiben sollte, war hart zu verstehen. Er hatte seine Kinder auch natürlich geliebt, aber es schien die Liebe von Amanda noch größer zu sein. Jerry begann Amanda zu verzeihen, aber der Verlust seiner Familie würde ihn wohl weiterhin verfolgen und beeinflussen. Angekommen am Park setzte sich Jerry auf eine Bank. Es war ein letztes Stück, was ihm fehlte, ein letztes Stück, was ihm den inneren Frieden beschaffen könnte. Was hatte seine Kinder in den Bann gefasst? Was ließ seine Kinder so weit in den Wald laufen? Was ließ sie alles um sich herum vergessen? Jerry erinnerte sich an die Worte von Paul Johnson. Er merkte, dass er der Schlüssel war, den Jerry so dringend brauchte. Seine Worte drangen tief ihn Jerrys Kopf hinein. Vielleicht war es Schicksal. Schicksal. Jerry blickte zur Sonne hinauf. Diesmal hatten die Sonnenstrahlen etwas sehr Warmes an sich. Es ging über die normale Wärme hinaus. Noch einmal, bevor er den Park wieder verließ, meinte er seine Familie gesehen zu haben. Sie streckten ihre Hände nach ihm aus. Diesmal gelang es Jerry, nach ihnen zu greifen. Mit dieser symbolischen Geste verließ Jerry den Park. Er hatte seinen inneren Frieden gefunden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Clausi1994,

ich habe deine Geschichte nicht komplett gelesen. Ein Grund ist, weil die Geschichte nicht lebt. Du machst es dem Leser schwer, indem du keine Struktur im Text geschaffen hast und deinen Figuren keinen Charakter verliehen hast. Warum hat keiner etwas zu sagen? Hier gehören Dialoge rein, die Spannung aufbauen. Und du solltest deinen Text, bevor du ihn hier einstellst, noch einmal auf Fehler prüfen. Da sind eine ganze Menge drin. Dann verwendest du viele Füllwörter, die die Sätze umständlich machen, ohne die du in jedem Fall auskommst.

Lies dir diesen Text laut vor, da stellst du sicher schnell fest, dass hier einiges im Argen ist.

Als die Kinder verschwunden waren, war nichts zu spüren. Keine Angst, keine Panik. Vielleicht waren es die Nachbarn, die doch immer freundlich waren und das auf Gegenseitigkeit beruhte. Nee. Das geht nicht. Außerdem ist der „Fall“ nicht plausibel. Ein sechsjähriges Mädchen und ein vierjähriger Junge laufen nicht gemeinsam in einen Wald und erfrieren dort. Und wenn doch, dann wüsste der Leser furchtbar gern, warum sie das getan haben. Dann stimmt etwas mit der Familie nicht oder sie akzeptieren ihr Zuhause aus einem anderen Grund nicht.

Sie sind erfroren. Punkt. Pech gehabt. Frau auch tot. Selbsttötung. Furchtbar. Ich brauche meinen inneren Frieden zurück. So wirkt das auf mich.

Bring Leben in die Geschichte.

Ich mache mir jetzt nicht die Mühe, den ganzen Text zu analysieren. Hier nur einige Schnappschüsse:

Als Joe und Mary nun also dem Ball hinterher eilten, ging Jerry zurück zu seiner Frau und gab ihr einen Kuss. Amanda schien rundum zufrieden.

Also, das wirkt, als wenn die Kinder sich wie Hunde verhalten und Stöckchen holen. Und die haben vermutlich den Ball nicht gefunden und plötzlich waren sie im finsteren und eiskalten Wald, der wahrscheinlich in einer anderen Zeit existierte, denn der Garten war ja wohl grün. Oder? Und Amanda schien rundum zufrieden. Auf welche Zweifel spielst du hier an? Das wäre wichtig, zu wissen. Stimmt ihr Verhältnis zu ihren Kindern nicht?

Die Zeit verging, aber die beiden Kleinen waren immer noch nicht wieder gekommen.

... waren immer noch nicht wiedergekommen.

Amanda bat ihren Mann, nach dem Rechten zu schauen, woraufhin Jerry sich sofort auf den Weg machte Richtung Gebüsch. Was Jerry dort vorfand, verschlug ihm auf Anhieb die Sprache. Es war die Leere, die ihm enorm zusetzte. Waren Mary und Joe gerade noch fröhlich am Spielen mit ihrem Vater, waren sie nun auf einmal fort. Ein Schaudern kroch langsam Jerrys Rücken herunter. Er verharrte noch eine Weile, ehe er lauthals und mit Tränen in seinen Augen Amanda zu sich rief. Diese wusste sofort, dass etwas nicht stimmte und eilte zu ihrem Mann. Als sie ebenfalls ihre Kinder nicht ausfindig machen konnte, erstarrte sie. Dass der Garten hinten raus offen war, hatte die beiden Eltern nie gestört. Ihre Kinder waren immer nach dem Ballspielen zurück gekommen. Ab-und zu hatten sie sich hinter dem Gebüsch verschanzt, doch dieses Mal war nichts so, wie es regulär gewesen war. Es dauerte seine Zeit bis Amanda und Jerry sich aus ihrem Schock lösen konnten. Sie guckten sich tief in die Augen und beide wussten, dass sie alle möglichen Szenarien durch ihren Kopf laufen ließen.

Also, wenn Amanda ihren Mann schickt, nachzusehen, dann weiß sie doch schon, dass was faul ist. Und sie wussten nicht, dass sie alle Szenarien durch ihren Kopf laufen ließen, sie wussten, dass sie alle möglichen Szenarien durchgehen mussten.
Und hier spürt man auch nichts beim Lesen. Hier entstehen Spannungen. Ängste. Sogar Hass. Das aber musst du zeigen und nicht einfach erzählen.

Überdenke die Geschichte noch einmal. Bring Leben hinein. Vermeide unnötige Beschreibungen, was sich der Leser selbst vorstellen kann.

Sie war 35 Jahre alt und somit 5 Jahre jünger als ihr Ehemann. Die beiden hatten sich auf einer Geburtstagsfeier eines Freundes, vor 10 Jahren getroffen. Sie, die schöne, blonde Köchin und er, der stämmige, stets grübelnde Autor, trafen sich auf der Tanzfläche der Feier. Jerry hatte damals wenig Lust auf Tanzen, stand aber aus Respekt vor den Anderen mit auf der Tanzfläche. Doch als Amanda hereintrat, änderte sich alles schlagfertig. Jerry sah in ihre Augen und spürte direkt das Verlangen, ihr näher zu kommen. Die Blicke der Beiden kreuzten sich und Jerry wusste direkt, dass seine Chance gekommen war. Er stellte sich Amanda kurz vor und bat sie anschließend zum Tanz.

Zahlen bis Einhundert schreibt man übrigens aus. Dieser Abschnitt enthält schon ein bisschen Wärme und man kann sich die Situation vorstellen. Mit dem letzten Satz machst du die Situation aber kaputt. Er stellte sich kurz vor. Das passt nicht zu seinen Gefühlen. Er fühlt sich zu ihr hingezogen. Da stellt man sich nicht kurz vor. Hallo, ich bin Jerry, komm tanzen. Vielleicht bin ich aber auch nur zu alt. :)

Nun ist es doch mehr geworden, als ich vorhatte. Also, an die Arbeit.

Schönen Gruß
khnebel

P.S.: Natürlich sage ich dir noch ein herzliches Willkommen hier bei uns!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom