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Freigeister

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22.04.2015
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Freigeister

Nebenan, in der alten Zuckervilla, sagt sie, hausten seit Jahren Alternative. Als Freigeister bezeichneten sie sich selbst. Sie habe dort schon alles beobachtet, was sie sich je habe vorstellen können und noch mehr, erzählt sie und legt das Fernglas zurück auf die Fensterbank. Von hier habe sie einen guten Blick. Und man habe ja schließlich Verantwortung. Für sich und die, die einem nahe stünden. Und Nachbarn seien an allem ziemlich nah dran. Wie die Barbara an ihrem Mann. Eine Kommune sei das. Mindestens. Die Melanie habe schon einige Phasen hinter sich: eine Zeitlang habe sie sich als Rockerbraut gestylt und sei auf dem Motorrad herum gebrettert. Danach habe sie ungefähr drei Männer lang ein elegantes Cabrio gefahren. Normal sei das nicht. Aber die alte Villa sei das ja auch nicht. Nicht mehr, seit der Junge verschwunden sei, der dort gewohnt habe. Das sei in den Achtzigern gewesen, daran erinnere sie sich genau. Und nun: alle weg? Merkwürdig. „Vielleicht hat jemand die Freigeister frei gelassen“, kichert sie, verstummt dann abrupt. Wann sie zuletzt drüben gewesen sei? Letzte Woche, sagt sie, zum Putzen. Das könne sie gut, sagt sie. Häuser von ihrem Schmutz zu befreien, sagt sie, das sei ihre Berufung. Was sie gemacht habe? Das Haus gesäubert und aufgeräumt. Nicht mehr, nicht weniger.

 

Du schreibst in deinem Profil, dass deine Texte sich mit den Jahren immer mehr verdichtet haben.

Ich denke, für mich ist genau das das Problem.

Wenn ich den Text lese entwickelt sich Interesse, ich betrachte die Dame kritisch, die sogenannte Kommune mit Sympathie und während der Lektüre warte ich auf den einen großen, philosophischen Satz, oder die eine Situation, die dem Ausschnitt aus dem spießbürgerlichen Leben der Erzählenden etwas verleiht, was sie zu etwas besonderem macht und mir eine gewisse Perspektive gibt, von der ich denken würde, dass ich froh bin, sie gewonnen zu haben.

Statt dessen passiert... nichts.

Ich sehe die unterschwellige Kritik, aber eine Botschaft fehlt. Es macht Spaß den Text zu lesen, aber ich glaube, nach einigen Stunden werde ich ihn vergessen haben. Und das ist schade, weil da definitiv viel Potenzial ist mich zum Nachdenken zu bringen.

 

Hola Niki!

Willkommen, willkommen, willkommen!

Als Dein Erstlingswerk hast Du "Freigeister" eingestellt.
Ich lese Dein Profil, bzw. das Wenige, das Du preisgibst. Und da passt meiner Meinung das eine nicht zum anderen, sorry.

Du wünschst Dir konstruktive Kritik an Deinen Texten.

Aber wie soll das gehen mit einem halben Dutzend Zeilen?

Ja, Du schreibst Kürzestgeschichten! Toller Anspruch, nur mit der Ausführung hapert's, nochmals sorry.
Du bist der Meinung, Deine Texte hätten sich im Laufe der Jahre verdichtet. Ich bin der Meinung, dass Dein Text nicht verdichteter ist als jeder andere.
Du schreibst auch: Gerne würde ich wieder längere Texte ausprobieren.
Ja bitte, dann tu's doch! Wir warten schon begierig, denn mit so einer Bonsai-KG machst Du niemanden eine Freude.

Joséfelipe

PS:

Danach habe sie ungefähr drei Männer lang ein elegantes Cabrio gefahren.
Das allerdings ist klasse verdichtet. Sind leider nur wenige Worte.

 

Hallo Nikl,
dass der Text kurz ist, finde ich nicht störend. Als sehr verdichtet empfinde ich ihn bis auf den Satz, den Joséfelipe schon erwähnt, allerdings auch nicht. Unter diesen Voraussetzungen habe ich Schwierigkeiten mit dem Ende. Vielleicht habe ich es nicht verstanden. Eine Aussage über die Protagonistin offenbar, die gern sauber macht und das wohl moralisch begreift? Weggeputzt hat sie die Bewohner nicht, das wüsste sie doch wohl...
Jedenfalls, dieser kurzer Text braucht meiner Meinung nach einen knackigen Schluss und entweder fehlt der oder ich steh auf dem Schlauch.
Viele Grüße
Kersidra

 

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