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Apfelkuchen mit Schlagsahne

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25.04.2015
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Apfelkuchen mit Schlagsahne

„Schon wieder diese laute Musik! Wie soll ein Mensch das nur ertragen?“, beschwerte sich Herr Maier bei seiner Gattin, die gerade im Begriff war, den Kaffeetisch zu decken. Schon am Morgen hatte sie einen saftigen Apfelkuchen gebacken, der nun aufgetafelt wurde.
„Da fehlt doch noch was!“, merkte der Hausherr mit mürrischer Miene an.
Frau Maier griff sich an die Stirn. Natürlich! Es war die Schlagsahne, die fehlte. Apfelkuchen ohne Schlagsahne, das ging ja gar nicht.
Da es Sonntag war und nicht ein einziger Laden extra wegen Herrn Maier geöffnet hatte, musste jener wohl an diesem Nachmittag ohne Schlagsahne auskommen.
„Ein Sonntag ist kein Sonntag, ohne Schlagsahne“, merkte Herr Maier mit schmollender Miene an.
„Dann kaufe ich eben morgen diese gottverdammte Schlagsahne“, schimpfte seine Gattin.
Die Kaffeetafel wurde eröffnet. Stillschweigen machte sich breit. Herr Maier aß den Apfelkuchen mit Widerwillen und seine Gattin war nur mit ihrer Kaffeetasse beschäftigt.
Da war er wieder, dieser laute Krach, welcher vom Nachbarhaus an das Ohr von Herrn Maier drang.
„Diese Jugend heutzutage, rücksichtslos und charakterlich verdorben. Das gab es in meiner Zeit nicht“, merkte er an. „Vielleicht sollte ich diesem Bengel einmal ordentlich die Leviten lesen. Der kann doch hier nicht machen, was er will!“, ereiferte sich Herr Maier, erhob sich aus seinem Sessel und ging zum Fenster hin. Er reckte seinen Kopf hinaus. „Gleich morgen gehe ich zum Bürgermeister. Der wird schon für Ruhe sorgen!“, rief er frei heraus.
Nichts änderte sich, denn die Musik war einfach zu laut, um Herrn Maiers Stimme wahrzunehmen.
„Willst du noch etwas essen, oder soll ich den Tisch abräumen?“, meinte seine Gattin beiläufig, denn Herr Maier hatte sein Stück Apfelkuchen nur zur Hälfte gegessen.
„Ohne Sahne schmeckt der Kuchen nicht!“, merkte der Hausherr an, ohne seinen Blick, welcher immer noch auf das Nachbarhaus gerichtet war, abzuwenden. „Vielleicht sollte ich hinübergehen, um diesen Dahergelaufenen meine Meinung zu sagen. Wie lange wohnen die jetzt schon hier?“
Frau Maier schien sich unsicher zu sein. „Zwei Monate vielleicht?“, sprach sie ihre Überlegung aus.
„Dich kann man auch nichts fragen“, folgte prompt die Antwort. „Du wirst langsam vergesslich, meine liebe Frau. Erst die Schlagsahne und dann weißt du nicht einmal, wie lange deine Nachbarn hier schon wohnen. Herrgott, wie soll das bloß weitergehen.“
Wortlos nahm Frau Maier das Tablett mit dem Kaffeegeschirr und trug es in die Küche.
„Na warte nur, du Bengel. Mal sehen, wer am Ende das Nachsehen hat“, rief der Hausherr immer noch verärgert, dann warf er das Fenster zu, sodass die Scheibe vibrierte.
Eine halbe Stunde später trat endlich die ersehnte Ruhe ein. Herr Maier nahm sich die Zeitung und begab sich zurück in seinen Sessel. Konzentrieren konnte er sich nicht, denn diese heimtückische Stille erschien ihm merkwürdig. Frau Maier gesellte sich hinzu, nahm sich ihr Strickzeug und ließ sich auf dem Sofa nieder.
„Will der mich etwa provozieren? Der wartet doch nur darauf, dass ich dort auftauche. Da hat der sich aber getäuscht. Der Bürgermeister wird das schon richten“, wirkte Herr Maier von seiner Sache überzeugt.
Die ganze Nacht fand der Hausherr keinen Schlaf. Seine Worte wollte er sich ganz genau zurechtlegen, um diesen bösartigen Nachbarn das Handwerk zu legen. Vielleicht würden die sogar wegziehen, wenn er die ganze Straße auf seine Seite ziehen würde. Immerhin lebte er hier schon sein halbes Leben lang. Nein, hier in seiner Straße herrschte Ordnung und das sollte auch so bleiben.
Gleich am Morgen, nach dem Frühstück, machte sich Herr Maier auf, dem Bürgermeister den geplanten Besuch abzustatten. Der war allerdings so früh noch nicht in seinem Amt, was den Bittsteller zutiefst verärgerte. Auf dem Nachhauseweg kam er am Supermarkt vorbei. Schlagartig fiel ihm der Apfelkuchen ohne Sahne wieder ein. Ja, heute würde es jene geben, ganz bestimmt.
Er nahm den Becher an sich, bezahlte und lief die Straße entlang. Seine Gedanken überschlugen sich. Noch am Nachmittag wollte er es erneut beim Bürgermeister versuchen. Dieser musste ihm einfach Gehör schenken.
Das eindringliche Quietschen von Autorädern drang plötzlich an Herrn Maiers Ohr. Der Becher mit der Schlagsahne fiel unweigerlich zu Boden. Eine Hand packte ihn plötzlich von der Seite.
„Ist alles in Ordnung, Herr Maier?“, vernahm er eine freundliche Stimme. Sein Kopf schnellte zur Seite. Neben ihm stand der Bengel aus dem Nachbarhaus, welcher ihm noch rechtzeitig davor bewahrt hatte, unbedacht die Straße zu überqueren. Herrn Maier stockte der Atem. Kein einziges Wort brachte er heraus, so groß war seine Verblüffung. Nie im Leben hätte er angenommen, dass dieses Kerlchen im Grunde genommen, ein anständiger Junge war.
Zusammen gingen sie nun über die Straße. Herr Maier öffnete das Gartentor zu seinem Haus.
Noch immer hatte er seine Sprache nicht wiedergefunden. Verblüffung stellte sich ein, als der Junge ihm einen Becher Schlagsahne zureichte. „Ich kann heute Nachmittag neue kaufen gehen.“
Herrn Maiers Kehle war wie zugeschnürt, als er das Haus betrat.
„Hast du denn beim Bürgermeister Erfolg gehabt?“, fragte seine Frau.
„Ich habe es mir anders überlegt. Vielleicht sollten wir unsere Nachbarn einmal einladen, um sie besser kennenzulernen“, sprach der Hausherr kleinlaut und überreichte seiner Frau, mit einem süßsauren Lächeln, den Becher mit der Schlagsahne.

 

Hallo Summerfun,

Eine gelungene Geschichte, finde ich. Vom Beginn an spannend zu lesen und auch das Ende toll aufgelöst. Eine Geschichte aus dem Leben gegriffen könnte man sagen.

Trotzdem hab ich einige Punkte die mich stören. Ist vielleicht auch nur der sprachliche Unterschied zwischen Österreich und Deutschland, aber mal sehen.

„Schon wieder diese laute Musik! Wie soll ein Mensch das nur ertragen?“, beschwerte sich Herr Maier bei seiner Gattin, welche gerade im Begriff war, den Kaffeetisch zu decken. Schon am Morgen hatte sie einen saftigen Apfelkuchen gebacken, welcher nun aufgetafel

dieses "welche", hier gleich zwei mal zu finden, find ich etwas geschwollen, um das mal so auszudrücken.

Da es Sonntag war und nicht ein einziger Laden extra wegen Herrn Maier geöffnet hatte, musste jener wohl an diesem Nachmittag ohne Schlagsahne auskommen.

Dasselbe gilt natürlich auch hier für "jener"

„Na warte nur, du Bengel. Mal sehen, wer am Ende das Nachsehen hat“, rief der Hausherr hinaus, die Straße entlang, dann warf er das Fenster zu, sodass die Scheibe vibrierte.

Der Straße entlang rufen, stell ich mir auch schwierig vor, lässt sich doch der Schall nicht so einfach in eine Richtung zwängen.

Konzentrieren[,] konnte er sich nicht, denn diese heimtückische Stille erschien ihm merkwürdig.

Ein Beistrich zuviel.

Frau Maier kam hinzu, nahm sich ihr Strickzeug und ließ sich auf dem Sofa nieder.

Auch hier dieses "kam hinzu" find ich eigenartig wenn auch nicht falsch. Gesellte sich zu ihm, würde mir persönlich besser gefallen :-)

Sonst echt gefallen ;-)


LG

BRM

 

Hallo Summerfun,

an sich mag ich deine Geschichte auch. Ist ein altbewährtes Muster, aber das schadet ja nicht.
Was schadet, ist deine Umgang mit der wörtlichen Rede.
Du benutzt deine Redebegleitsätze zu inflationär.
Das siehst so aus, als trautest du zum einen deinen Protatginisten nicht zu, deutlich zu sprechen und zum anderen sprichst du dem Leser ab, zuordnen zu können wer etzwas wie sagt ;)
Die Kunst liegt eigentlich darin, so wenig Begleitsätze zu nutzen wie nur möglich. das Gesprochene soll ja auch sich heraus wirken. So wie du das betreibst, wirkt es übererklärend und damit verkrampft.
Das spiegelt sich auch in deiner Moral. Sie ist übererklärend. Was du sagen möchstest, kommt schon sehr deutlich in der Geschichte zum Tragen, du zeigst ganz klar mit dem Zeigefinger in die Wunde, mit dem Moralsatz am Ende, stichst du den Finger ins Auge. Das ist zu viel.
Mein Rat: Nimm dir die Begleitsätze noch mal vor. Mindestens die Hälfte muss davon raus. Und lass die Moral weg ;)

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Werde den Text auf alle Fälle nochmal durchgehen.
Viele Grüße

 

Hallo Sommerfun

Ich finde deine Geschichte amüsant und lebendig geschrieben. Die Moral der Geschichte sollte man meiner Ansicht nach nicht verallgemeinern.

Wenn du den Text noch einmal durchgehst, dann empfehle ich folgende Sätze zu bearbeiten.

Stillschweigen machte sich breit.

Eine halbe Stunde später trat endlich die ersehnte Ruhe ein.

Verblüffung stellte sich ein, als der Junge ihm einen Becher Schlagsahne zureichte.


Die wirken auf mich phrasenhaft.

Gruß teoma

 

Hallo Sommerfun,

Humor konnte ich in Deiner Geschichte ehrlich gesagt nicht entdecken, es wirkt für mich sprachlich arg gewollt (und nicht gekonnt). Unnatürlich und teilweise auch ungelenk. Dieser "augenzwinkernde" Tonfall klingt für mich doch sehr bieder und altbacken (Herr Maier/die Gattin/der Hausherr/meine liebe Frau...).

Ein paar Sachen...

...Apfelkuchen gebacken, der nun aufgetafelt wurde.
ich kenne nur aufgetischt, vielleicht Dialekt?
...nicht ein einziger Laden extra wegen Herrn Maier geöffnet hatte, musste jener wohl...
musste e r oder d i e s e r ...
Die Kaffeetafel wurde eröffnet.
Den Satz finde ich überflüssig, da Du ja vorher schon "aufgetafelt" hast und die beiden schon ihren Kuchen vor sich liegen haben. Außerdem spricht man bei zwei Personen wohl eher nicht von "die Tafel ist eröffnet", es handelt sich hier ja um kein festliches Ereignis.
Stillschweigen machte sich breit. Herr Maier aß den Apfelkuchen mit Widerwillen und seine Gattin war nur mit ihrer Kaffeetasse beschäftigt.
Ich kann mir die Szene zwar vorstellen, doch anschaulich ist das nicht. Ich würde schreiben: Schweigend saßen sie sich gegenüber. Herr Maier stocherte lustlos in seinem Kuchen herum, Frau Maier spielte mit ihrer Kaffeetasse.

„Gleich morgen gehe ich zum Bürgermeister. Der wird schon für Ruhe sorgen!“,
Das ist doch etwas albern, der Bürgermeister ist wohl kaum für die Einhaltung der öffentlichen Ordnung zuständig. Es sei denn, die Geschichte spielt in den Fünfziger Jahren in einem sechzig Seelen Dorf, wo es keinen Polizisten gibt...und auch kein Telefon.

Insgesamt finde ich viele Stellen sehr überzogen, aber nicht im positiven Sinn:

„Dann kaufe ich eben morgen diese gottverdammte Schlagsahne“,
"Erst die Schlagsahne und dann weißt du nicht einmal, wie lange deine Nachbarn hier schon wohnen.Herrgott, wie soll das bloß weitergehen."
Seine Worte wollte er sich ganz genau zurechtlegen, um diesen bösartigen Nachbarn das Handwerk zu legen.

Das eindringliche Quietschen von Autorädern drang plötzlich an Herrn Maiers Ohr. Der Becher mit der Schlagsahne fiel unweigerlich zu Boden. Eine Hand packte ihn plötzlich von der Seite.
Wortwiederholungen...
Das eindringliche Quietschen von Autoreifen ließ ihn plötzlich zusammenzucken. Die Schlagsahne fiel zu Boden, eine Hand packte ihn von der Seite.

Nie im Leben hätte er angenommen, dass dieses Kerlchen im Grunde genommen, ein anständiger Junge war.
:shy: Ja, klar, und alles wird gut...weil: "Vielleicht sollten wir unsere Nachbarn einmal einladen, um sie besser kennenzulernen". Und dann lebten sie friedlich zusammen, bis an ihr Lebensende...

Liebe Sommerfun, aller Anfang ist schwer und ich will Dich bestimmt nicht entmutigen. Weiter schreiben und kommentieren, das hilft wirklich.

Viele Grüße, Kerkyra

 

Hallo Summerfun,

sei erst einmal herzlich gegrüßt, hier im Forum.

Deinen Debüttext finde ich jetzt auch nicht unbedingt zum Lachen (Der Tag Humor hätte mehr erwarten lassen), dennoch finde ich die Geschichte amüsant. Sie ist zwar sprachlich kein Meisterwerk, aber lässt sich schon gut lesen.
Ich finde deine Beschreibungen der handelnden Personen, wie sie Kerkyra als altbacken und bieder kritisiert hat, vielleicht für diesen Text sogar passend. Hättest du hier nur Vornamen verwendet, wie vielleicht Wolfgang, statt Herr Maier, ginge dem Text etwas von seiner geradezu aufgezwungenen Biederkeit verloren.
Die Dialoge klingen noch ein bisschen holprig. Die passen nicht so ganz zum Charakter des Herrn Maier. Und der Schluss schon gar nicht. Die Auflösung des Konflikts ist zwar gut gedacht, aber hier hätte ich mir noch etwas mehr Verbohrtheit gewünscht und nicht die auffällige Kehrtwende.

„Ich habe es mir anders überlegt. Vielleicht sollten wir unsere Nachbarn einmal einladen, um sie besser kennenzulernen“

Das ist zu einfach. Da muss noch was dazwischen, oder anders sein. So, wie du ihn am Ende zeichnest, würde der sich nie über fehlende Schlagsahne aufregen.

Ansonsten wurde zum Sprachlichen von den anderen Kommentatoren schon einiges gesagt, das will ich jetzt nicht wiederholen.

Mal sehen, was du noch so draus machst.

Schöne Grüße
khnebel

 

Hallo Summerfun,

deine Geschichte hat mir gut gefallen. Sie ist flüssig geschrieben, macht Sinn und ist amüsant. Allerdings hätte auch ich sie nicht unbedingt unter "Humor" eingeordnet.

Das Ende war zu sehr "Friede, Freude, Eierkuchen". Der Sinneswandel, die Nachbarn gleich einladen zu wollen, passt nicht wirklich zur Figur des Herrn Meier. Gut fand ich allerdings sein Schweigen davor. Ich hätte mir eher vorgestellt, dass er vielleicht ein verlegenes "Danke" murmelt und sich dann wortlos verkrümelt und die Frage seiner Frau ignoriert oder meint "Der [Bürgermeister] war nicht da."

Ein bisschen verwirrt hat mich der folgende Satz:

„Ich kann heute Nachmittag neue kaufen gehen.“

Bietet der Junge wirklich an, für Herrn Meier Sahne zu kaufen, weil dieser seinen Becher hat fallen lassen? Das finde ich fast schon ein bisschen ZU hilfsbereit und nicht sehr realistisch. Außerdem schreibst du später, dass er seiner Frau die Sahne reicht. Ich denke, die ist dahin? Aber vielleicht stehe ich hier auch nur auf dem Schlauch... ;) Das war eben ein Punkt, der mir noch aufgefallen ist und oben (glaube ich) noch nicht erwähnt wurde.

Aber, wie gesagt, insgesamt eine interessante Geschichte.

Es grüßt
dreamwalker

 

Der Junge hatte Herrn Maier die Schlagsahne vor dem Gartentor gegeben, dann ist Herr Maier ins Haus gegangen.
Das Herr Maier kein Dankeschön herausbekam, als ihn der Junge vor dem Unfall bewahrt hat, war beabsichtigt. Denn vorher hatte sich ja Herr Maier über den Jungen so aufgeregt. Vielleicht neige ich manchmal ein bisschen zu Übertreibungen. Wenn eine Geschichte allerdings zu glatt ist, will sie ja womöglich keiner lesen.
Viele Grüße

 

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