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Unglück im Glück

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26.04.2015
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Unglück im Glück

Immer wieder blickte er auf den Taxameterstand geradezu ungeduldig darauf wartend, dass er endlich das Ziel seiner Kundin erreichen würde. Er war genervt, gelangweilt, wütend und frustriert, wegen seiner Frau, wegen allem und jedem, doch am meisten wegen sich selbst. Was hatte er schon aus seinem Leben gemacht? Er war nicht glücklich in seiner Ehe, mit der Frau, die er einst geliebt hatte, doch das war bereits so lange her, dass er daran zweifelte sie je geliebt zu haben. Er war nicht glücklich mit seinem Job, der ihm an manchen Tagen so eintönig vorkam, als ob er immer und immer wieder den selben Fahrgast, die immer gleiche Strecke entlang beförderte. An Tagen wie diesen, an denen alles so unendlich eintönig und trostlos wirkte, begann er immer daran zu denken, was er eigentlich aus seinem Leben hatte machen wollen und was davon er nun wirklich gemacht hatte. Sein Blick glitt kurz über das Abbild der alten Frau im Rückspiegel und unweigerlich fragte er sich, wo er wohl stehen würde, wenn er so alt sein würde. Er hatte keine Kinder, seine Familie lebte in Luzern. Hier gab es nur seine ungeliebte Frau, die er an manchen Tagen am liebsten umbringen würde. An solchen Tagen stellt er sich dann immer bis ins kleinste Detail vor, wie er ein Kissen auf ihr Gesicht drückt, so lange bis kein erstickter Ton mehr bis an seine Ohren dringt, so lange bis sie ihre letzten zuckenden Bewegungen macht, um sich aus seinem Griff zu befreien. Wenn dann auch der letzte Funken ihres bekümmerten Lebens aus ihren Augen gewichen ist, würde er sie in den grauenvollen Teppich wickeln, der in seinem Wohnzimmer lag, würde sie in den Kofferraum seines Wagen packen und dann los fahren. Er würde fahren und fahren so lange bis er die Umgebung selbst nicht mehr kannte und dann in den nächsten dichten Wald fahren, um sie dort mitten im nirgendwo zu verscharren. Sobald er zuhause wäre, würde er die Polizei anrufen und ganz so tun, als ob er der besorgte Ehemann wäre, dessen Frau nicht nachhause gekommen war. Die Polizei würde ihn eh nur abwimmeln und sagen, dass sie 24 Stunden warten müssten, bevor sie eine Vermisstenanzeige aufnehmen könnten. Er würde die wenigen Freunde seiner Frau anrufen und sich dort erkundigen, ob sie da wäre und wann sie das letzte Mal gesehen wurde. Dann würde er am nächsten Morgen...
Das Straßenschild riss ihn aus seinen Gedanken und er blickte erneut kurz zu der alten Dame auf der Rückbank. Sie wirkte geistesabwesend, so als ob sie etwas beschäftigen würde, doch das hatte ihn nicht zu interessieren. Er hielt vor dem Gebäude an, „Das wären dann 34 Franken.“, bemerkte er, da die Frau nicht mal bemerken zu schien, dass sie angekommen waren. Sie entschuldigte sich, dass sie noch Geld holen müsse und lief ins Gebäude. Er wartete und wartete, beinahe eine halbe Stunde, bevor er seinem Ärger Luft machen wollte und in das Gebäude hinein lief. Die junge Frau, die ihm aus dem Aufzug entgegen kam, bemerkte er gar nicht auf dem Weg an die Rezeption, so verärgert war er. Hätte er sie bemerkt, hätte er vielleicht die Ähnlichkeiten gesehen, dieselben Augen, dasselbe herzförmige Gesicht, auch wenn es nun nicht mehr von Falten zerfurcht war. Doch all das bemerkte er nicht, selbst die Frau bemerkte er kaum. Der untersetzte, kleine Mann mit der zu großen Brille auf der Nase, der hinter dem Tresen der Rezeption saß, konnte ihm keine genaue Auskunft geben, "Man hätte zwar eine ältere Dame erwartet, doch diese war nicht erschienen.". Leise vor sich hin fluchend stieg er wieder in seinen Wagen und blickte auf die Uhr. Seine Arbeitszeit war beinahe zu Ende, es war nicht mal mehr genug Zeit für einen weiteren Fahrgast, weshalb er einfach direkt nach Hause zu seiner Ehefrau fuhr, von der er immer wieder träumte, wie er sie genüsslich erdrosselte und im Wald vergrub. Er wusste er konnte es machen, er wusste er hatte so oft darüber nachgedacht, das kein Detail mehr offen war. Er wusste er würde damit durchkommen, so viele Menschen gab es nicht, die seine Frau vermissen würden, noch weniger würden sich wirklich fragen, wo sie abgeblieben war. Sie war genauso unglücklich in dieser Ehe, wie er es war. Wieso also dem ganzen kein Ende machen?
Er tippte abwesend mit den Fingern auf sein Lenkrad, während sein Blick die Straße entlang glitt. Bis er die unscheinbare Frau erblickte, die mit erhobener Hand am Straßenrand stand. Sie war vielleicht Mitte dreißig, doch das konnte er schwer einschätzen, so verquollen ihre Augen waren. Sie hatte geweint, das sah selbst jemand wie er. Erneut blicke er auf die Uhr und überlegte einen Moment, ehe er doch anhielt und die Frau mit den roten Locken zu ihm in den Wagen stieg. Was soll´s, dachte er sich, dann arbeite ich eben ein paar Minuten länger. Doch eine Frau, der es scheinbar nicht gut ging, wollte er nicht am Straßenrand stehen lassen. „Bitte in die Ludwigsstraße 16.“, sie sprach so leise, dass er sie kaum verstand, ihre Stimme kratzig und angestrengt. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er besorgt nach. Ein Gefühl, das er vollkommen vergessen hatte, Besorgnis. Verlegen blickte sie auf ihre Fingerspitzen hinab und wischte sich über die geröteten Augen. Sie nickte nur stumm, was er hinnahm und dann los fuhr. Sie wollte bis an das andere Ende der Stadt, er würde eine Weile brauchen, um hin und wieder zurück zu fahren. Wenn sie nicht sprechen wollte, dann sollte es ihm recht sein, er konnte es eh nicht ab, dieses Gefühl in seiner Bauchgegend.
„Wissen Sie, es ist nicht so einfach zu erklären.“, begann sie nach einem Moment der Stille nun doch, „Waren sie jemals verliebt und haben dann plötzlich das Gefühl gehabt, Sie wissen gar nicht mehr, warum sie diese Person lieben? Ich sollte doch in meinen Mann verliebt sein. So wie an dem Tag, an dem wir geheiratet haben, aber da ist nichts mehr, nichts. Ich bin einfach nur noch unglücklich und frustriert.“. Sie brach ab, den Tränen wieder nahe. Er fühlte sich so, als ob sein weibliches Äquivalent auf seiner Rückbank sitzen würde. Unfähig etwas zu sagen, beobachtete er wie sie versucht sich wieder zu beruhigen. Was sollte man auch sagen, wenn da jemand völlig Fremdes einen auf etwas ansprach, das man mehr als nur gut kannte? Dass man verdammt genau wusste, wovon der andere sprach? Dass man sich genauso miserabel fühlte? „Ich stelle mir immer vor, wie ich meine Frau erwürge, wenn es ganz schlimm wird.“, bemerkte er ohne es zu wollen, mit einem leicht schiefen Lächeln, versucht die Frau auf der Rückbank etwas aufzuheitern. Vielleicht würde sich ihre Situation ja nicht mehr so schlimm anfühlen für sie, wenn sie wusste, dass es andere gab, die so lange aneinander hingen, dass man sich den Tod des anderen vorstellte. Schockiert blickte sie ihn einen Moment an, ehe sie erst schmunzelte und dann begann zu lachen. „So könnte man es auch machen.“, bemerkte sie, die letzten Tränen von ihren Wangen wischend, „Warum sind Sie noch mit ihrer Frau verheiratet, wenn es so schlimm ist?“. Das gab ihm zu denken. War es die Sorge um einen Streit bei einer Scheidung? Oder war es einfach die Bequemlichkeit, der Mangel an Lust zur Anstrengung? Als er bemerkte, dass er ihr immer noch nicht geantwortet hatte, zuckte er mit den Schultern, „Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen.“. Sie blickte nachdenklich aus dem Fenster, eine Weile so schweigsam, wie er es war. Der Fahrweg war schneller vorbei, als er begonnen hatte. Sie zahlte, bedankte sich und schon war sie verschwunden. Noch einen Moment blickte er ihr hinterher, mit seinen Gedanken immer noch bei ihrer Frage. Warum verließ er seine Frau nicht einfach? Warum hatte sie ihn noch nicht verlassen? Wusste er doch, dass sie ihm mehr als einmal fremdgegangen war. Doch er nahm es ihr nicht übel, er wusste, dass er sie vernachlässigt hatte, schon lange, bevor sie ihre erste Affäre hatte. Alles, was er noch empfand, war Resignation.
Zuhause angekommen, roch er bereits, dass sie wieder irgendetwas gekocht hatte, das so furchtbar schmecken würde, wie es schon roch. Manchmal glaubte er, dass sie in voller Absicht so schlechtes Essen kochte, nur um ihn eines dafür auszuwischen, dass er wieder zu spät war. Grummelnd ließ er sich an dem Esstisch nieder, der viel zu viel Platz der kleinen Küche einnahm. Schweigend aß er, setzte sich danach vor den Fernseher und schaute sich irgendeinen Film an. Früher hatte er Filme mal gemocht, doch er hatte bereits jeden der sich wiederholnden Filme im Fernsehen, schon mindestens einmal zu viel gesehen. Die neuen Filme, die immer mal wieder dazwischen waren konnte er jedoch gar nicht mehr leiden. Es war einfach nicht mehr das, das er an Filmen mal gut gefunden hatte. Manchmal fragte er sich, ob er seine Frau so sehr hasste, weil er gar nichts mehr Positives an seinem Leben fand, dass alles an ihm selbst lag und nicht an allen anderen. Er schaltete den Fernseher aus und legte sich ins Bett. Es war sinnlos, sich über etwas Gedanken zu machen, das man eh nicht ändern würde.
Die Tage vergingen in ihrem normalen Trott. Früh aufstehen, den Tag über durch die Stadt fahren und Kunden von A nach B bringen, zwischen drin irgendwas Ungesundes essen, zu viel Kaffee trinken und abends dann nach Hause zu der Ehefrau, von der er nicht mehr wusste, warum er sie mal geliebt hatte. Eines jedoch hatte sich verändert, unaufhörlich hatte er die Begegnung mit der Frau mit den roten Haaren im Kopf und ihre Frage hing immer und überall in der Luft. Manchmal war sie nur ganz klein, so klein, dass sie beinahe in seinem Unterbewusstsein verschwand, meistens jedoch, besonders wenn er nichts anderes zu tun hatte als nachzudenken, war sie so groß und allgegenwärtig, dass sie alles andere zu verschlucken drohte. Je mehr er versuchte diese Frage zu verdrängen, je größer schien sie in den Vordergrund seines Bewusstseins zu gelangen. Dass er keine Antwort darauf fand, machte die Sache nur noch schlimmer. Von Tag zu Tag wurde er unruhiger, versuchte sich krampfhaft an allem festzuhalten, das ihn ablenkte und ihm ein wenig Freude in sein sonst so trostloses Leben brachte. Immer mehr bemerkte er, dass es kaum noch etwas gab, das ihm Freude an seinem Leben bereitete. Immer stärker versuchte er etwas zu finden, das ihm noch Freude bereitete.
Als er nach für ihn endlosen Tagen langsam bemerkte, dass alles nur immer schlimmer zu werden schien, ging er und er wusste selbst nicht warum, in eines der großen Büchergeschäfte und machte sich auf die Suche nach der Abteilung mit Selbsthilfebüchern. Er schwor sich selbst immer wieder, dass es pure Verzweiflung sein musste, sich nach Selbsthilfebüchern umzusehen, so albern und bescheuert kam er sich dabei vor. Titel für Titel, Buchrücken für Buchrücken las er und kam sich nur immer mehr fehl am Platz vor. Das war doch eh alles Schwachsinn, Humbug, dafür ausgedacht, dass verzweifelte Menschen, die es nicht besser wissen, das Geld aus den Taschen zu ziehen. Als er sich zum Gehen wandte, bemerkte er in einem anderen Regal einen Namen, der ihm bekannt vorkam. Maria Miller, seine Frau mochte ihre Krimis. Er wusste genau, welche sie besaß und entdeckte schnell den einen neuen, den letzten, den man noch veröffentlicht hatte, nachdem die Autorin im Ausland verschwunden war. Einen Moment blickte er den Einband einfach nur an, dann nahm er das Buch in die Hand, las sich den kurzen Text auf dem Buchrücken und die Widmung des Ehemannes Miller an seine verschwundene Frau durch, ehe er mit den Schultern zuckte und damit an die Kasse ging. Was soll's, dachte er sich, wenn er schon keine Freude mehr empfand, konnte er wenigstens seiner Frau eine kleine Freude machen.. Sie hatte ja auch nicht viel, außer dem Haushalt und ihm. Auch wenn er sich selbst nicht mehr zu den Dingen zählte, die sie noch glücklich machten. Er gab sich ja schon so lange keine Mühe mehr, war so in den alltäglichen Trott abgedriftet, dass er gar nicht mehr wusste, wie lange es war. Seine Frau hingegen hatte sich immer mehr dem Internet zugewendet, je weniger Beachtung sie von ihm bekam. Dort bekam sie die Aufmerksamkeit, die sie brauchte, die ihr zustand. Doch da waren sie beide so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Er ging nur an den PC wenn er es gar nicht vermeiden konnte. Sein Handy hatte er keine zwei Tage nachdem er es bekommen hatte, auf lautlos gestellt, da seine Frau auf die Idee gekommen war, sie könnte ihn ja bei der Arbeit anrufen, bei der einzigen Zeit des Tages, wenn er einen Grund hatte, sich nicht um sie kümmern zu müssen und das schlechte Gewissen zu unterdrücken, das er ansonsten mit sich trug, weil er sie so vernachlässigte.
Kaum das er aus dem Laden getreten war, erblickte er die roten Locken, die er auch noch unter tausenden von Leuten erkennen würde. Er wusste nicht so recht, was er tun sollte und war kurz davor sie einfach zu ignorieren und in seinen Wagen zu steigen, da hatte sie ihn auch schon erblickt und winkte ihm freundlich zu, während sie sich einen Weg zu ihm durch die Menge bahnte. Er hatte nicht daran geglaubt sie jemals wieder zu sehen, geschweige denn das sie ihn erkannte und auch noch zu ihm hinüber kam. In seinem Kopf ratterte es so sehr, dass er sich sicher war, das jeder um ihn herum, ihn würde hören können, dabei wie er versuchte sich etwas zurecht zulegen, das er der Frau sagen konnte, wegen der er so am Ende mit seinen Nerven war. Letztendlich stand er doch nur mit einem versteinertem Lächeln da, bis sie ihn erreicht hatte und eine fröhliche Begrüßung über ihre Lippen kam, die so gar nicht zu der Frau passte, die vor einigen Tagen bei ihm im Taxi gesessen hatte. „Ich hätte nicht geglaubt, dass wir uns noch einmal sehen.“, gestand er ehrlich überrumpelt und spielte dabei nervös mit der Tüte, in der sich das Buch für seine Frau befand, „Wie geht es Ihnen?“. Sie lächelte ihn noch immer an, während sie ihm antwortete. So Wortkarg, wie sie an diesem Abend in seinem Taxi auch gewesen war, jetzt sprudelten die Worte nur so aus ihr hinaus, sodass er Schwierigkeiten bekam, dem Faden zu folgen und am Ende einen Moment brauchte, um zu verstehen, dass sie ihn auf eine Kaffee eingeladen hatte.
Sie suchten sich ein Café und setzten sich nach draußen um die warme Frühlingssonne zu genießen. „Fündig geworden in der Buchhandlung?“, ihre Frage riss ihn aus seinen Gedanken, die wieder unaufhörlich um jene Frage kreisten, die sie ihm vor einer scheinbaren Ewigkeit gestellt hatte, zumindest kam es ihm so vor, wenn er die fröhliche Frau ihm gegenüber so betrachtete. Sie sah jünger aus, lebensfroher, als ob es den Moment, in dem sie verweint am Straßenrand gestanden hatte, niemals gegeben hätte. „Schon, allerdings nicht für mich, sondern für meine Frau.“, antwortete er ihr, wobei sein Blick kurz zu der Tüte hinab glitt, ehe er ihr wieder in die blauen Augen blickte. „Entschuldigen Sie, ich kenne Ihren Namen gar nicht.“, bemerkte er, um das Thema zu wechseln, da er keine Lust hatte über seine Frau zu sprechen. „Mia, mein Name ist Mia und wir können uns ruhig dutzen.“, erwiderte sie, ohne auch nur für einen Moment den Blick abzuwenden. Flirtete sie etwa mit ihm? Er konnte es nicht sagen. Er wusste ja nicht einmal mehr, ob er so etwas jemals gemacht hatte, geschweige denn wie er so etwas erkennen oder darauf reagieren sollte. Verlegen, ja wirklich verlegen, erwiderte der Mittvierziger den Blick von Mia und versuchte noch einen Moment diesem intensiven Blick standzuhalten, ehe er doch weg sah und obligatorisch einen Blick in die Karte des Cafés warf. „Verrätst du mir auch deinen?“, erkundigte sie sich, wobei er einen Moment förmlich hinter der Karte verschwand, da er spürte wie vor Verlegenheit sein Gesicht rot wurde. „Gabriel“, antwortete er ihr Wortkarg und lugte über der Karte hervor. Er erkannte sich selbst nicht mehr wieder, so wie er sich verhielt. Er war doch kein Teenager mehr, der zum ersten Mal eine Frau traf, zumal er verheiratet war und bisher noch nicht so tief gesunken war, um sie zu betrügen. Er stellte sich vor sie zu töten, aber betrügen würde er sie nicht. Er atmete einmal tief durch, versuchte sich dabei allem zu besinnen, das ihm in diesem Moment erwachsen und richtig erschien und legte dann die Karte beiseite und blickte wieder zu der Frau, Mia, die ihn noch immer lächelnd aber doch fragend musterte. Das Ganze hier kam ihm noch absurder vor, als sich die Selbsthilfebücher anzusehen. Allerdings kam er nicht dazu über die Absurdität, die neuerdings Einzug in sein bisher so trostloses Leben hielt, nachzudenken, da Mia wieder mit dem typischen Smalltalk anfing, den man erwartete, wenn man sich mit jemandem unterhielt, den man zu wenig kannte um sich über interessantere Dinge zu unterhalten.
Eine ganze Zeit lang unterhielten sich die beiden und tranken einen Kaffee gemeinsam, wobei er in jeder Minute, in der sich beide unterhielten, lockerer wurde, mehr zu dem, der er eigentlich war, sein wollte und doch nicht sein konnte, so unglücklich wie er normalerweise in seinem Leben war. Lange saßen sie beide da unterhielten sich über Gott und die Welt, lachten, wurden auch mal ernster und vergaßen bei allem komplett die Zeit, bis die Sonne anfing unterzugehen, ihnen die Kälte unter die Kleidung kroch und die Straßenlaternen angingen. „Warum tauschen wir nicht unsere Handynummern aus?“, fragte sie schließlich, nach einem Blick auf die Uhr, „Ich bin schon länger unterwegs als ich eigentlich vorgehabt hatte, würde mich aber freuen wenn wir an einem anderen Tag an dem Punkt weiter machen.“. Ohne zu zögern kramte er das kleine Ding aus der Jackentasche, das er so selten gebrauchte wie den Stadtplan von Zürich. Sie schien schnell zu begreifen, dass er keine Ahnung von der Bedienung des Mobiltelefons hatte, da sie ihm, nachdem er einen Moment versuchte, seine eigene Nummer zu finden, ihm das Handy einfach aus der Hand nahm ihre Nummer wählte und dann ihr eigenes Handy kurz anklingelte. Er lachte nur über seine eigene Unbeholfenheit und verabschiedete sich in Vorfreude auf das nächste Treffen mit ihr.
Zuhause angekommen interessierte es ihn nicht, dass seine Frau einen Aufstand tobte und das Essen, das sie gekocht hatte, wieder mal ungenießbar war. Erst als sie sich beruhigt hatte, verkündete er gelassen, dass er heute Nacht auf der Couch schlafen würde. Sie war so überrascht über seine Entscheidung, dass er zusehen konnte wie ihre Wut regelrecht verpuffte. Dennoch blieb er bei seiner Entscheidung. Das Buch, das er extra für sie besorgt hatte, hatte er vollkommen vergessen. Die folgenden Tage verbrachte er damit erst zu lernen, wie man eine SMS lesen konnte, dann darauf zu antworten und dabei immer routinierter zu werden. Mia schrieb ihm ständig und er begriff schnell die Vorteile, die ein Handy und das Schreiben von SMS boten. So oft wie er das Mobiltelefon in der Woche nach dem Treffen mit Mia verwendete, hatte er es in der gesamten Zeit davor nicht benutzt. Aus dem Schreiben von SMS wurden schnell Telefonate und kaum zwei Wochen nachdem zufälligen Treffen der beiden, trafen sie sich wieder. Die Woche darauf trafen sie sich wieder und bald schon trafen sie sich jeden zweiten Tag. Kein einziges Mal unterhielten sich die beiden über die schief gehenden Ehen, in denen sie beide steckten. Es schien ihm so, als ob sie diese Treffen beide nutzten, um ihren Alltag und allem, was sie unglücklich machten, zu entfliehen. Zumindest erging es ihm so. Es war so lange her, dass er sich so unbeschwert und glücklich gefühlt hatte, dass es ihm so vorkam, als ob er durch sie zum ersten Mal in seinem Leben so fühlte. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, je öfter er mit ihr telefonierte, je öfter er ihr, obwohl seine Frau neben ihm im Bett lag, eine SMS schrieb, desto bewusster wurde ihm, dass in seinem Leben mehr als nur so einiges schief ging und er diese Tatsache nicht länger ignorieren und verdrängen wollte, sondern endgültig dafür sorgen wollte, endlich auszubrechen aus dem Trott, der Routine, die sein Leben bestimmten.
Man könnte denken, er entwickelte romantische Gefühle für diese Frau, die ihn aus seinem Alltag gerissen hatte und wer die beiden zusammen sah, der würde wohl im ersten Moment glauben, dass die beiden sich liebten, so vertraut wie die beiden miteinander umgingen, doch das war nicht der Fall. Sie waren befreundet, sehr gut befreundet, aber eben nicht mehr. Mehr wollte er nicht und mehr brauchte er auch gar nicht. Zumindest war das die erste Zeit so, die ersten Wochen und auch Monate, hinterfragte er seine Situation nicht. Er nahm es wie es kam, war spontan, genoss das Leben so wie es war. Allerdings konnte er sich nicht für immer vor dem verstecken, das ihn wie ein Schatten verfolgte. Die Ausreden für seine Frau wurden immer unglaubwürdiger und immer öfter fragte er sich wieder, wie es weitergehen sollte in seinem Leben. Als ihm dann bewusst wurde, das ihm selbst bei den Treffen mit Mia, der Spaß verging, fragte er sie doch, was aus ihrem Ehemann geworden war. Es war schon verwunderlich, wie lange zwei Menschen über alles, das es gab sprechen konnten, ohne jemals die wirklich wichtigen Dinge anzusprechen. Kaum, dass er dies jedoch angesprochen hatte, wankte ihr ewig währendes Lächeln bis es erstarb. Einen Augenblick schien sie komplett in sich versunken, doch dann trug sie wieder ihre lächelnde Maske und zuckte mit den Schulter, „Wir sind getrennt und sobald wir können geschieden.“. Lange musterte er die ihm so vertrauten Gesichtszüge der Rothaarigen, ohne etwas zu erwidern. Diese Freundschaft war bis zu dem Zeitpunkt immer etwas gewesen, das sie beide gebraucht hatten. Sie hatten beide die zwanglose Ablenkung gebraucht, die Stunden in denen man das Leben hinter sich lassen konnte und einfach den Moment genoss, doch jetzt schien der Zeitpunkt gekommen zu sein, an dem sie beide ihr normales Leben einholte. "Es tue ihm leid,", hörte er sich selbst sagen, "aber wenn er bedachte, wie aufgelöst und unglücklich sie an dem Tag zu ihm in das Taxi gestiegen sei, könne es ja nur der richtige Weg sein.". Sie blieb stumm, starrte förmlich Löcher in die Luft, während sie wieder um ihre Fassung zu kämpfen schien. So viel Schmerz und Leid zeigte sich in diesen wenigen Sekunden auf ihrem Gesicht, dass er, ohne es zu bedenken, sie in seine Arme schloss. Augenblick um Augenblick saßen sie beide so da, sie vollkommen versunken in seiner Umarmung, er komplett erstarrt, um diesen Moment nicht zu beenden. Es tat ihm so gut, ihr diese Stütze in diesem Moment zu sein, wie es ihr gut tat, jemanden zu haben, der ihr diese Stütze war. Irgendwann löste sie sich zaghaft, aus seinen Armen beinahe so, als ob sie selbst diesen Moment erhalten wollte. „Es tut mir leid“, flüsterte sie ganz leise, so leise, das er es nur verstehen konnte, weil er ihr noch so nahe war. Er schüttelte fast schon vehement seinen Kopf, „Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest.“.
In diesem Moment beschloss er, dass es so nicht weitergehen würde in seinem Leben, beschloss, dass er etwas verändern wollte und verändern würde, dass er nicht zulassen würde, dass ihn das Unglück, das er für sich gepachtet zu haben schien, nicht länger beeinflussen würde, dass er dagegen ankämpfen würde, um wieder ein glückliches Leben zu führen. Er musste nicht wissen, wie sein Leben enden würde, doch er wollte bestimmen, wie es weiterging und nicht länger, die Bequemlichkeit der Untätigkeit einem erfüllten Leben vorziehen. Mit diesem Entschluss im Hinterkopf begann er wieder, das Wort an Mia zu richten, begann mit ihr über alles zu sprechen, das die beiden so erfolgreich verdrängt hatten bis zu diesem Zeitpunkt. Als er an diesem Abend nach Hause kam, war er vollkommen erschöpft, nicht auf die Art erschöpft, wie man es war, wenn man so lange Sport getrieben hatte, dass einem jede Muskelfaser schmerzte. Jene Erschöpfung, die er empfand, kam von dem emotionalen Druck, der so lange auf ihm gelastet hatte und den er sich in den letzten Stunden von der Seele gesprochen hatte.
Das Theater, das seine Frau veranstaltete, ignorierte er vollkommen. Er war zu erschöpft, um auf die gerechtfertigten Vorwürfe einzugehen. Wieder vergingen die Tage damit, dass er und Mia sich schrieben und telefonierten. Doch dieses Mal gab es kaum noch belanglose Themen. Sie sprachen über alles, was ihnen auf der Seele lag und aus der Freundschaft wurde nach und nach mehr, ohne dass er es bemerkte. Bis zu dem Tag an dem er das Handschuhfach seines Taxis öffnete und ihm ein Buch entgegen fiel, das er schon lange vergessen hatte. 'Heute werde ich es tun.', tippte er kurz auf das Display seines Handys und schickte die Nachricht an Mia. Sie wartete schon lange darauf, dass er endlich den Mut fasste, sich von seiner Frau zu trennen, das wusste er genau, denn weder er noch sie schienen seine Frau betrügen zu wollen, obwohl schon lange nichts mehr war, mit seiner Frau und er sich doch eingestehen musste, dass er sich in die rothaarige Frau mit den blauen Augen verliebt hatte.
„Ich hab dir was mitgebracht.“, verkündete er seiner Frau, als er die Tür hinter sich schloss. Überrascht blickte sie aus dem Wohnzimmer in den Flur hinaus und er hielt demonstrativ das Buch hoch. Vollkommen überrumpelt von dieser kleinen Geste, blickte sie zwischen dem Buch und seinem Gesicht hin und her, unfähig etwas zu sagen oder zu tun. Er hielt es ihr hin und als sie danach griff, räusperte er sich, plötzlich einen Kloß im Hals spürend. „Ich will die Scheidung und werde sobald wie möglich ausziehen.“, sagte er schließlich, von seiner eigenen Entschlossenheit überrascht. Sie blickte ihn einen Moment fragend an, so als ob sie nicht wusste, ob er das nun ernst meinte oder nicht. Als sie begriff, dass es sein voller Ernst war, nickte sie nur und verschwand in ihrem Schlafzimmer.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tamtam12131,

Eine wohl nur zu alltägliche und somit plausible Geschichte. Soweit ganz ok, allerdings an der Ausführung gibts jede Menge auszusetzen.

Erstmal die Form. Du solltest mehr Absätze machen, zumindest bei jeder persönlichen Rede, das erleichtert das lesen ungemein. Zweitens, dein Text ist voll mit Wortwiederholungen, auch das hindert. Ich bin meiner Meinung nach relativ lange drangeblieben, nach zwei Drittel allerdings wars vorbei und ich begann mit querlesen. Du beschreibst so träge, ohne Spannung, immer wieder selbstverständliches und das dann wiederholend.


Sein Blick glitt kurz über das Abbild der alten Frau im Rückspiegel und unweigerlich fragte er sich, wo er wohl stehen würde, wenn er so alt sein würde.

Zweimal würde.

Er würde fahren und fahren so lange bis er die Umgebung selbst nicht mehr kannte und dann in den nächsten dichten Wald fahren,

Dreimal fahren

Franken.“, bemerkte er, da die Frau nicht mal bemerken zu schien, dass sie angekommen waren.

Zweimal bemerken

Sie hatte geweint, das sah selbst jemand wie er.

Wieso sollte jemand wie er nichts sehen? Kling unlogisch und soll nur als Beispiel dienen für die vielen leeren Phrasen.

Ich würde dir empfehlen, erst mal die Form in Ordnung zu bringen und dann vielleicht beginnen, den Text zu kürzen. Versuch einfach belangloses zu streichen, das macht deine Geschichte sicher besser lesbar.


LG

BRM

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tamtam12131,

Eine wohl nur zu alltägliche und somit plausible Geschichte. Soweit ganz ok, allerdings an der Ausführung gibts jede Menge auszusetzen.

Erstmal die Form. Du solltest mehr Absätze machen, zumindest bei jeder persönlichen Rede, das erleichtert das lesen ungemein. Zweitens, dein Text ist voll mit Wortwiederholungen. Ich bin meiner Meinung nach relativ lange drangeblieben, nach zwei Drittel allerdings wars vorbei und ich begann mit querlesen. Du beschreibst so träge, ohne Spannung, immer wieder selbstverständliches und das dann wiederholend.


Sein Blick glitt kurz über das Abbild der alten Frau im Rückspiegel und unweigerlich fragte er sich, wo er wohl stehen würde, wenn er so alt sein würde.

Zweimal würde.

Er würde fahren und fahren so lange bis er die Umgebung selbst nicht mehr kannte und dann in den nächsten dichten Wald fahren,

Dreimal fahren

Franken.“, bemerkte er, da die Frau nicht mal bemerken zu schien, dass sie angekommen waren.

Zweimal bemerken

Sie hatte geweint, das sah selbst jemand wie er.

Wieso sollte jemand wie er nichts sehen? Kling unlogisch und soll nur als Beispiel dienen für die vielen leeren Phrasen.

Ich würde dir empfehlen, erst mal die Form in Ordnung zu bringen und dann vielleicht beginnen, den Text zu kürzen. Versuch einfach belangloses zu streichen, das macht deine Geschichte sicher besser lesbar.


LG

BRM

 

Hallo Tamtam,
Deine Geschichte liest sich relativ flüssig, obwohl ich viele Stellen nur überflogen habe, da es teilweise sehr langatmig ist. Du solltest auf jeden Fall einiges zusammenstreichen. Ansonsten ist meiner Meinung nach das Problem, dass Du zwei Geschichten in einer erzählst. Zum einen den Konflikt mit der ungeliebten Ehefrau und den Mordplänen, zum anderen eine Liebesgeschichte, die sich über einen längeren Zeitraum anbahnt. Das hat keinen Platz in einer Kurzgeschichte.
Sprachlich sind einige Stellen wirklich gelungen, z.B.

Hier gab es nur seine ungeliebte Frau, die er an manchen Tagen am liebsten umbringen würde. An solchen Tagen stellt[e] er sich dann immer bis ins kleinste Detail vor, wie er ein Kissen auf ihr Gesicht drückt[drücken würde], so lange bis kein erstickter Ton mehr bis an seine Ohren dringt[dränge], so lange bis sie ihre letzten zuckenden Bewegungen macht[machen würde], um sich aus seinem Griff zu befreien. Wenn dann auch der letzte Funken ihres bekümmerten Lebens aus ihren Augen gewichen ist[wäre], würde er sie in den grauenvollen Teppich wickeln, der in seinem Wohnzimmer lag, würde sie in den Kofferraum seines Wagen packen und dann los fahren.
Bis auf die Zeitfehler finde ich das gut.

aber es gibt auch viele Wortwiederholungen und Stellen, die nicht so rund sind.

Ich will mal anfangen:

Sein Blick glitt kurz über das Abbild der alten Frau im Rückspiegel...
hört sich gestelzt und seltsam an. Über das Gesicht der alten Frau...
Die Polizei würde ihn eh nur abwimmeln
überflüssige Füllwörter
Zuhause angekommen, roch er bereits, dass sie wieder irgendetwas gekocht hatte, das so furchtbar schmecken würde, wie es schon roch.
Besser: Zuhause angekommen roch er bereits, dass sie wieder etwas gekocht hatte, das furchtbar schmecken würde.
...dass seine Frau einen Aufstand tobte...
;) einen Aufstand probte

Insgesamt solltest Du wirklich nochmal durchgehen, das sind jetzt nur einige Beispiele. Was ich überhaupt nicht verstanden habe, ist zu Beginn die Geschichte mit der alten Frau im Taxi, die nicht bezahlt, und als junge Frau wieder aus dem Hotel kommt:confused: ? Und was hat das mit der Geschichte zu tun? Irgendwie ist kein roter Faden zu erkennen.

Leider funktioniert die Geschichte nicht wirklich für mich, zu Beginn meint man, in einen Krimi geraten zu sein, und plötzlich ist es eine Liebesgeschichte. Und vieles widerspricht sich. Er hat Mordgedanken über seine Frau und dann ist er wieder resigniert und plötzlich will er ihr etwas "Gutes tun" und kauft ein Buch.

Gruß Kerkyra

 

Hallo Tamtam,
Deine Geschichte l
liest sich relativ flüssig, obwohl ich viele Stellen nur überflogen habe, da es teilweise sehr langatmig ist. Du solltest auf jeden Fall einiges zusammenstreichen. Ansonsten ist meiner Meinung nach das Problem, dass Du zwei Geschichten in einer erzählst. Zum einen den Konflikt mit der ungeliebten Ehefrau und den Mordplänen, zum anderen eine Liebesgeschichte, die sich über einen längeren Zeitraum anbahnt. Das hat keinen Platz in einer Kurzgeschichte.
Sprachlich sind einige Stellen wirklich gelungen, z.B.

Hier gab es nur seine ungeliebte Frau, die er an manchen Tagen am liebsten umbringen würde. An solchen Tagen stellt[e] er sich dann immer bis ins kleinste Detail vor, wie er ein Kissen auf ihr Gesicht drückt[drücken würde], so lange bis kein erstickter Ton mehr bis an seine Ohren dringt[dränge], so lange bis sie ihre letzten zuckenden Bewegungen macht[machen würde], um sich aus seinem Griff zu befreien. Wenn dann auch der letzte Funken ihres bekümmerten Lebens aus ihren Augen gewichen ist[wäre], würde er sie in den grauenvollen Teppich wickeln, der in seinem Wohnzimmer lag, würde sie in den Kofferraum seines Wagen packen und dann los fahren.
Bis auf die Zeitfehler finde ich das gut.

aber es gibt auch viele Wortwiederholungen und Stellen, die nicht so rund sind.

Ich will mal anfangen:

Sein Blick glitt kurz über das Abbild der alten Frau im Rückspiegel...
hört sich gestelzt und seltsam an. Über das Gesicht der alten Frau...
Die Polizei würde ihn eh nur abwimmeln
überflüssige Füllwörter
Zuhause angekommen, roch er bereits, dass sie wieder irgendetwas gekocht hatte, das so furchtbar schmecken würde, wie es schon roch.
Besser: Zuhause angekommen roch er bereits, dass sie wieder etwas gekocht hatte, das furchtbar schmecken würde.
...dass seine Frau einen Aufstand tobte...
;) einen Aufstand probte

Insgesamt solltest Du wirklich nochmal durchgehen, das sind jetzt nur einige Beispiele. Was ich überhaupt nicht verstanden habe, ist zu Beginn die Geschichte mit der alten Frau im Taxi, die nicht bezahlt, und als junge Frau wieder aus dem Hotel kommt:confused: ? Und was hat das mit der Geschichte zu tun? Irgendwie ist kein roter Faden zu erkennen.

Leider funktioniert die Geschichte nicht wirklich für mich, zu Beginn meint man, in einen Krimi geraten zu sein, und plötzlich ist es eine Liebesgeschichte. Und vieles widerspricht sich. Er hat Mordgedanken über seine Frau und dann ist er wieder resigniert und plötzlich will er ihr etwas "Gutes tun" und kauft ein Buch.

Gruß Kerkyra

 

Hallo tamtam12131,

ein herzliches Willkommen dir, hier bei uns.

Dein Debüttext ist dir nicht so recht gelungen. BRM hat dir schon einiges dazu geschrieben. Die Geschichte ist ja nicht schlecht, aber die Umsetzung ist noch nicht so, wie sie sein soll. Zu viele Fehler, sprachliches Kauderwelsch, zu viele Füllwörter, zu viele und umständliche Erklärungen. Ich habe die Geschichte zu Ende gelesen und mir gefällt auch die Lösung. Dein Prot. macht einen sauberen Schnitt und es scheint ja auch im Interesse seiner Frau zu sein.

Und hier nun meine Anmerkungen zu deinem Text:

An Tagen wie diesen, an denen alles so unendlich eintönig und trostlos wirkte, begann er immer daran zu denken, was er eigentlich aus seinem Leben hatte machen wollen und was davon er nun wirklich gemacht hatte.

Irgendwann hat er begonnen, darüber nachzudenken, was er aus seinem Leben machen wollte. Jetzt denkt er an diesen Tagen immer wieder daran. Immer wieder beginnen kann nur der, der im Bann des Murmeltieres gefangen ist :D.

Sein Blick glitt kurz über das Abbild der alten Frau im Rückspiegel und unweigerlich fragte er sich, wo er wohl stehen würde, wenn er so alt sein würde.

Der Satz klingt ungelenk. Sein Blick traf die alte Frau im Rückspiegel und unweigerlich fragte er sich, wo er wohl stünde, wäre er in ihrem Alter. oder ... wo er wohl stehen würde, wenn er so alt wäre.

Sie wirkte geistesabwesend, so als ob sie etwas beschäftigen würde,

..., als ob sie etwas beschäftigte, ...

da die Frau nicht mal bemerken zu schien, dass sie angekommen waren.

zu bemerken schien

Er wartete und wartete, beinahe eine halbe Stunde, bevor er seinem Ärger Luft machen wollte und in das Gebäude hinein lief. Die junge Frau, die ihm aus dem Aufzug entgegen kam, bemerkte er gar nicht auf dem Weg an die Rezeption, so verärgert war er.

Der Leser weiß schon, dass er verärgert ist, da braucht’s die Beschreibung am Schluss nicht zusätzlich.

Er wusste[KOMMA] er konnte es machen, er wusste er hatte so oft darüber nachgedacht, das kein Detail mehr offen war.

Das zweite „er wusste“ kann weg. Wenn du es lassen willst, ist es besser, davor einen Punkt zu machen und einen neuen Satz zu beginnen.

dass kein Detail mehr offen war

Sie nickte nur stumm, was er hinnahm und dann los fuhr.

Was er hinnahm und dann losfuhr kannst du ersatzlos streichen.

Was sollte man auch sagen, wenn da jemand völlig Fremdes einen auf etwas ansprach, das man mehr als nur gut kannte?

Er hatte diese Frau noch nie zuvor gesehen, sodass sie für ihn fremd war. Das völlig kannst du streichen.

Vielleicht würde sich ihre Situation ja nicht mehr so schlimm anfühlen für sie, wenn sie wusste, dass es andere gab, die so lange aneinander hingen, dass man sich den Tod des anderen vorstellte.

Also, wenn einer am anderen hängt, dann wünscht man sich nicht dessen Tod. Das musst du dann schon anders ausdrücken.

„Gewohnheiten lassen sich schwer ablegen.“[.]

Punkt weg.

Sie blickte nachdenklich aus dem Fenster, eine Weile so schweigsam, wie er es war.

Die fahren nicht von München nach Berlin, sondern nur eine Straße entlang. Sie hatten doch gerade noch geredet und er hatte ihr doch mit Schulterzucken geantwortet. Wie kann er da schweigsam sein?

dafür ausgedacht, dass verzweifelte Menschen, die es nicht besser wissen, das Geld aus den Taschen zu ziehen.

Das geht so nicht. Wenn du schon schreibst „dass verzweifelte Menschen, die es nicht besser wissen,“, dann kannst du nicht schreiben „das Geld aus den Taschen zu ziehen“. Entweder du schreibst „dafür ausgedacht, verzweifelten Menschen, die es nicht besser wissen, das Geld aus den Taschen zu ziehen“, oder „dafür ausgedacht, dass verzweifelte Menschen, die es nicht besser wissen, ihr Geld loswerden.“ Oder so ähnlich.

Maria Miller, seine Frau mochte ihre Krimis.

Nach dem Namen muss ein Punkt hin: Maria Miller. Seine Frau mochte ihre Krimis.

Sie hatte ja auch nicht viel, außer dem[n] Haushalt und ihm[n].

Das Fragewort heißt hier: was.

Sein Handy hatte er keine zwei Tage nachdem er es bekommen hatte, auf lautlos gestellt, da seine Frau auf die Idee gekommen war, sie könnte ihn ja bei der Arbeit anrufen, bei der einzigen Zeit des Tages, wenn er einen Grund hatte, sich nicht um sie kümmern zu müssen und das schlechte Gewissen zu unterdrücken, das er ansonsten mit sich trug, weil er sie so vernachlässigte.

Das ist einfach nur ein grausamer Satz. „da seine Frau auf die Idee gekommen war, sie könnte ihn ja bei der Arbeit anrufen“ Also, hatte sie ihn angerufen, oder war es eine Vermutung von ihm, dass es passierten könnte? Dann passen aber beide Teile nicht.
Noch schlimmer: „bei der einzigen Zeit des Tages, wenn er einen Grund hatte, sich nicht um sie kümmern zu müssen ...“ Geht’s eigentlich noch schlechter? Das ist kein Deutsch.

Sie suchten sich ein Café und setzten sich nach draußen um die warme Frühlingssonne zu genießen. „Fündig geworden in der Buchhandlung?“, ihre Frage riss ihn aus seinen Gedanken, die wieder unaufhörlich um jene Frage kreisten, die sie ihm vor einer scheinbaren Ewigkeit gestellt hatte, zumindest kam es ihm so vor, wenn er die fröhliche Frau ihm gegenüber so betrachtete.

Wenn er schon im Café gesessen hätte und sie hätte ihn aus seinen Gedanken gerissen, dann wäre das glaubhaft. So aber nicht. Sie gehen beide in das Café. Da ist er nicht in Gedanken versunken. Ihre Frage klingt gut und man wünschte sich, dass es so weiterginge. Dann aber kommen wieder endlose Erklärungen. Das ist schade.

Ich führe das jetzt nicht bis zu Schluss weiter, weil es sonst eine ellenlange Liste wird.
Nimm dir BRMs Rat zu Herzen und arbeite deinen Text noch einmal gründlich durch. Du wirst danach selbst mehr Spaß daran haben.

Schöne Grüße
khnebel

 

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