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Spuren

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23.02.2015
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Spuren

Ein guter Tag. Wenig Wind, wenig Wolken. Ein wenig Sonne. Für diese Gegend schon viel und somit zählte es als gutes Wetter. Zwei Männer standen dort an der Klippe, einer jung, einer alt, beide Polizisten. Viele Meter unterhalb von ihnen war das Meer. Heute war es mehr grau als blau und war um einen leblosen Körper reicher als noch am Tag zuvor. Zwei Boote dümpelten dort unten im Wasser. Wankten und schwankten hin und her als sie versuchten das Autowrack zu bergen, das sich von der Klippe in die Fluten gestürzt hatte.
Nicht viel zu ermitteln für zwei Polizisten an einem so relativ guten Tag. Dem Wagen am Grund des kalten Wassers fehlte einiges. Scheiben zum Beispiel. Oder ein Fahrer. In diesem Fall ein toter Fahrer. Die Leiche war ebenso nicht anwesend wie der Wille des Fahrers zu leben. Immerhin war das nicht ungewöhnlicher als das Wetter. Eine einfache Gleichung. Zertrümmerte Scheiben und ein nicht angeschnallter Fahrer ergeben einen fahrerlosen Wagen am Grund der leicht stürmischen See. Allerdings nicht stürmischer als gewöhnlich. Vermutlich sogar besser als an den meisten Tagen.
Vielleicht lag es an diesem durch und durch ordinären Tag, aber der junge Polizist war nicht einer Meinung mit seinem dienstälteren Kollegen. Woher das kam konnte er nicht genau bestimmen. Vielleicht war die Traurigkeit, die in dieser Tat lag, nicht dem Tag gerecht, dessen Wetter heute bestimmt schon einige Freude bereitet hatte. Oder war es nur das Verlangen nach einer aufregenden Geschichte, die sein junges Leben bisher mit äußerster Sorgfalt gemieden hatten?
Auf der anderen Seite die kühle Gewissheit der Erfahrung des Alters. Der alte Polizist hatte schon viel Hoffnung mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages zerfließen sehen, es bestand kein Grund zur Annahme, dass es heute hätte anders sein sollen. Klare Spuren, klares Resultat. Null Abweichung von der Norm. Abnormitäten waren immer verdächtig, aber heute gleichzeitig auch nicht vorhanden. Ein guter Tag. Ermittlungen, deren Ausgang von vornherein bekannt waren, waren immer gute Ermittlungen.
Das einzig verdächtigen war sein Partner. Er stand gefährlich lang, gefährlich nah an der Klippe und untersuchte die Spuren. Schreibblock und Stift gezückt hockte er da und kritzelte unleserliche Notizen auf das Papier und tippte sich zum Nachdenken immer wieder mit dem Kugelschreiber auf die Unterlippe. Äußerst verdächtig, keine Prozedur für gewöhnliche Ermittlungen. Eher das Verhalten, das man an den Tag legt wenn man einer Spur nachgeht, die wesentlich dem Lösen des Falles beitragen kann. Als ob sie Boten eines herannahenden Unheils wären, zerrte der Wind kräftiger an der Jacke des alten Polizisten und eine größere dunklere Wolke schob sich vor die Sonne.
Der junge Mann stand auf und folgte den Reifenabdrücken von der Klippe weg. Den Blick nach unten gerichtet schritt er langsam voran.
„Hast du etwas verloren, Kollege“, fragte der alte Polizist unbeeindruckt.
„Nein, Kollege, nicht dass ich wüsste“, erwiderte der junge Polizist ebenso unbeeindruckt.
Gute Antwort. Der Alte zog es vor dem Treiben der winzigen schwarzen Taucher am Fuße der Klippe zuzusehen. Eifrig standen sie an Deck und koordinierten und dirigierten sie die Bergungsarbeiten. Ein Boot beschäftigte sich mit dem Auto das andere um den toten, noch vermissten Fahrer. Das Zweite war vermutlich ebenso hoffnungslos wie die Spurensuche seines Kollegen. Die Wolken wurden allmählich kleiner, das Wetter wurde besser. Noch besser. Gut.
„Kollege“, schallte es hinter seinem Rücken. Dunkle Wolken. Ein Verlangen sich den Tauchern auf ihrer Suche anzuschließen. Mit einem Kopfsprung von der Klippe direkt auf den Fahrersitz des Autos, das denselben Weg genommen hatte. „Welche Schuhgröße haben sie?“
Widerstand zwecklos. Nichts zu machen gegen dunkle Wolken und übereifrige Hoffnungsvolle. „44“
„Danke sehr.“
Der Junge hatte sich zwischen die Reifenspuren gekniet und blickte mit einer Konzentration auf den Boden, die Grashalme um drücken hätte können. Wenn Konzentration Grashalme um drücken könnte. Er sah auf eine Dulle herab. Und auf noch eine Dulle. Eigentlich auf sehr viele Dullen. Dullen die auch Schuhabdrücke sein könnten. Allerdings deutlich kleiner als Größe 44 und 43. Noch mehr Dullen. Ellbogen, Knie, Hände. Keine Spuren zur Klippe. Nur davon weg. Keine Spaziergängerin. War der tote Fahrer eine lebendige Fahrerin? Er folgte den Spuren. Mehr eine Vorstellung in seinem Kopf. Weite Schritte. Sie war gerannt. Die Sonne schien hell auf eine weitere Dulle. Noch mehr Ellbogen, Knie und Hände. Und Schuhabdrücke. Größere. Dann wieder Spuren von der Klippe weg. Zwei. Nebeneinander.
Die Bilder in seinem Kopf fügten sich zusammen. Es machte erstaunlich viel Sinn. Es war doch ein guter Tag. An dieser Klippe war heute niemand gestorben. Eine Nachricht wie das Wetter. Der Alte stand immer noch an der Klippe und schaute nach unten auf das Wasser. Der Junge trat an ihn heran und verfolgte mit ihm die Spuren zurück. Der Alte sagte kein Wort. Er schaute auf den Boden herab und fragte sich, wessen Bild verzerrt war. Junge Hoffnung oder alte Erfahrung. Heller Sonnenschein oder dunkle Wolken. Für ihn war der Boden nur Boden und das Gras nur Gras. Er sah keine Spuren.
„Was glaubst du, warum sie das getan haben?“, fragte der Alte.
„Zum Spaß? Für das Adrenalin? Es könnte eine Mutprobe gewesen sein“, stellte der Junge seine Theorien vor. „Es war ein altes Auto, kaum mehr etwas wert. Und es über die Klippe zu jagen war bestimmt einfacher als es zu entsorgen.“
„Denkst du man sollte sie wegen der Umweltverschmutzung belangen?“
„Es sind sicherlich einige Kosten durch die Bergung entstanden, auf denen sonst der Staat sitzen bleibt, also ja. Ich denke wir sollten sie belangen.“
Der Alte nickte. „Ich glaube er wollte seinen Frieden finden. Egal, ob er nun im Meer liegt oder mit seiner Freundin mit dem nächsten Bus verschwunden ist. Er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Und ich denke, diesen letzten Wunsch sollten wir ihm erfüllen.“
Der Alte zog sein Handy heraus und teilte der Leitstelle mit, dass die Untersuchungen am Tatort abgeschlossen waren. Der Junge stand dort, wo die zwei Fußspuren begannen. Das Wetter war immer noch gut, doch er war verwirrt. Oder zu mindestens unschlüssig. Unschlüssig ob es Erfahrung oder Verbitterung war.
Frieden. In Frieden lassen. Es machte noch mehr Sinn als die Spuren neben den Reifenabdrücken. Der Alte rief ihn. Papierkram im Büro. Aber die Hoffnung war am Leben. Deswegen war es ein guter Tag.

 

Hallo Arztsohn,

herzlich Willkommen!
Dein Kurzkrimi konnte mich leider nicht fesseln. Schon zu Beginn wurden die Probleme offensichtlich. Der Text ist einfach mit Adjektiven überflutet. Ein guter Tag ... wenig Sonne, gutes Wetter, alter Polizist, junger Polizist. Klar, kann ich mir unter allem was vorstellen, doch bietet es mir keinen Mehrwert. Die Erzählung wird nicht greifbar. Gutes Wetter - was heißt das schon? Mich haben die Beschreibungen des Wetters eigentlich nur genervt. Also wenn denen Wind und Regen ins Gesicht peitscht, dann kann man das gut ins Setting einfließen lassen, aber bei so "normalem Wetter", ein bisschen Sonne, ein bisschen Wolken, das kannst du in einem Nebensatz abhandeln und fertig.
Auch war mir nicht ganz klar, warum der Alte den Jungen nach seiner Schuhgröße fragt. Verdächtigt er ihn etwa. Und wenn ja, warum?

Das einzig verdächtigen war sein Partner.
Der einzig Verdächtige ...
Ich versteh nicht, wie er zu dem Schluss kommt.

Eifrig standen sie an Deck und koordinierten und dirigierten sie die Bergungsarbeiten.
2x sie

das andere um den t[T]oten,
Wer geht denn davon aus, dass er tot ist? Diese Voreingenommenheit der Polizisten ist unlogisch. Und reden sich Partner wirklich mit "Partner" an? Nee, find ich nicht gut.

Mit einem Kopfsprung von der Klippe direkt auf den Fahrersitz des Autos, das denselben Weg genommen hatte. „Welche Schuhgröße haben sie?“
Das verstehe ich nicht. Und "sie" muss übrigens groß. Warum sie sich erst siezen dann wieder duzen - keine Ahnung.

die Grashalme um[zusammen]drücken hätte können. Wenn Konzentration Grashalme um drücken könnte.
Unnötige Erklärung.

Oder zu mindestens unschlüssig.
zumindest

Unschlüssig bleibe auch ich zurück. Dass sie die Spuren neben den Reifen erst so spät entdecken und der Alte gar nicht daran interessiert ist, ist einfach nicht schlüssig. Bevor die Ermittler den Tatort betreten, untersucht der Erkennungsdienst den Tatort. Für gewöhnlich werden die Ermittler von einem Beamten des ED unterrichtet. Sie betreten den Tatort erst, wenn er freigegeben wird. Ausnahmen gibt es natürlich.

Gruß

Hacke

 

Hola Arztsohn,

ein besonders herzliches Willkommen im Klub! Wir haben eh’ zu wenig Arztsöhne und andere Privilegierte. Deine Mitgliedschaft hebt das Niveau. Super Nick.

Deine Kurzgeschichte ist leider weniger super.
Anfangs hatte ich einige Merkwürdigkeiten angekreuzt, doch beim Weiterlesen merkte ich, dass mit der herkömmlichen Methode diesem Text nicht beizukommen ist.
Zwar schreibst Du beinahe fehlerfrei, von ein paar fehlenden Kommas abgesehen, doch für mein Empfinden ziemlich verdreht in den Formulierungen. Auch einige wohl nicht gewollte Lacher sind dabei (Ein Wrack stürzt sich von den Klippen usw.)
Ich lese ja nicht den Bericht eines durchgeknallten Reporters als Satire, sondern laut Tag einen Krimi!
Ich schramme jetzt hart am Klischee vorbei, doch so einen Überfliegerton dichtet man einem Arztsohn an. Krimi? Kein Problem. Schreib ich.

Vielleicht könntest Du Dich mit jemandem zusammensetzen und die Geschichte Satz für Satz, Absatz für Absatz durchgehen und den roten Faden herausarbeiten. Denn ich habe den Eindruck, dieser Text ist ohne viel Sorgfalt geschrieben und gleich veröffentlicht. Ist aber subjektiv. In der jetzigen Form ist das kein Lesespaß.

Mein Rat: Setzt dich noch mal ran. Nimm deine Grundidee und mach’ was daraus. Müsste doch klappen.

Joséfelipe

 

Hallo Arztsohn,

leider war es ziemlich mühsam und auch etwas verwirrend, diese Geschichte zu lesen. Es finden sich häufig Wortwiederholungen in deinem Text. Ich weiß nicht, ob das gewollt ist, aber meiner Meinung nach, klingt es nicht besonders toll. Zum Beispiel:

Oder ein Fahrer. In diesem Fall ein toter Fahrer. Die Leiche war ebenso nicht anwesend wie der Wille des Fahrers zu leben.

Hier kommt gleich drei mal das Wort "Fahrer" hintereinander. Der letzte Satz hat zudem etwas Satirisches.

Auch die ständigen Beschreibungen des Wetters und die Betonung, dass es ein guter Tag war, fand ich ziemlich verwirrend. In welchem Zusammenhang stehen sie zur Tat? Und warum verdächtigt er plötzlich seinen Kollegen?

Nebenbei gab es ein paar Flüchtigkeits- und Kommafehler, aber darauf möchte ich jetzt nicht herumreiten.

Ich denke, es wurde hier schon einiges gesagt, darum möchte ich es dabei bewenden lassen. Dennoch schließe ich mich josefelipe an, dass der Text nicht den Eindruck macht, nach dem Erstentwurf nochmals durchgelesen und überarbeitet worden zu sein.

Daher auch mein Rat: Die Grundidee ist doch nicht schlecht. Geh einfach nochmal drüber. Du hast ja jetzt einige Anhaltspunkte zum Überarbeiten bekommen.

Es grüßt
Dreamwalker

 

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