Was ist neu

Copywrite Zu den Wurzeln

Veteran
Seniors
Beitritt
10.07.2007
Beiträge
973

Zu den Wurzeln

Ich will keine Gemüsekiste. Ich habe mir schon Plastiktüten abgewöhnt und Coffee to go, ich fahre mit dem Rad zur Arbeit und fliege nicht in den Urlaub. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein.
Als ich zur Schule ging, hatten meine Eltern eine Kiste abonniert. Einmal war Blumenkohl dabei, und mein Vater kochte Suppe daraus, die war voller brauner Punkte. Ich war ja kein besonders mäkliges Kind, aber der Anblick machte mich dann doch skeptisch. Und wie bei einem Vexierbild, das man lange genug anstarrt, stellte sich raus, dass sich hinter den Punkten etwas anderes verbarg als angegammelter Blumenkohl. Immer wenn ich das Wort Gemüsekiste höre, muss ich wieder an die vielen totgekochten Maden und ihre kleinen braunen Köpfchen denken. Mittlerweile sagen die Experten, dass Insekten vielleicht die Proteinquelle der Zukunft sind, aber für mich als Vegetarierkind war die Geschichte ein bisschen traumatisch.
„Aber wenn du Bio-Gemüse im Supermarkt kaufst“, sagt Conny, „da schmeißen sie die Hälfte weg, weil es zu groß ist oder zu klein oder die Möhren ein paar Auswüchse haben. Das ist doch Wahnsinn, da nützen diese ganzen Siegel auch nichts.“
Conny ist ein besserer Mensch als ich und schon längst fest entschlossen, eine Kiste zu bestellen.
Ja, aber die liefern grundsätzlich nur, wenn man nicht zuhause ist, und im Winter gibt es monatelang nur Wurzelgemüse und Grünkohl, und es ist immer ein Haufen Dreck dran, sage ich. Conny ist zu nett, um „first world problems“ zu sagen, aber ich weiß trotzdem, dass sie recht hat. Die Lebensmittelindustrie ist mittlerweile echt ein einziger perverser Alptraum, und wenn man Klimawandel und Antibiotikaresistenzen und geschredderte Küken nicht einfach in Kauf nehmen will, dann muss man vielleicht seine verwöhnten Ansprüche ein bisschen runterschrauben. Also muss ich wohl doch in den madigen Apfel beißen und mir auch eine Kiste bestellen.
„Ich werd’ mal schauen, was es so für Angebote gibt“, sage ich.
„Ich habe mir schon was rausgesucht“, sagt Conny. Sie zeigt mir ein Faltblatt. Genossenschaft Rübezahl steht auf dem Deckblatt.
Es ist nicht viel Text, aber trotzdem entsteht eine lange Pause, während ich lese.
„Conny“, sage ich. Mehr fällt mir fürs Erste nicht ein.
Die meiste Zeit bin ich fest davon überzeugt, dass die Welt mehr Menschen braucht wie Conny. Leute, die sich Gedanken machen und auch bereit sind, auf etwas zu verzichten, um der Umwelt und ihren Mitmenschen nicht zu schaden. Aber immer wenn ich Conny gerade in besonders positivem Licht sehe, dann kommt sie mit so was an. Gedächtnis des Wassers, Mondkalender, Kristalle, war alles schon dabei. Zum Glück hat sie keinen Fernseher, sie würde auf jeden Mist reinfallen, den dieser beknackte Astro-Sender verkauft.
Diesmal ist es also ein Füllhorn. Das steht wirklich so im Faltblatt. Abgesehen von dem Zeug über Respekt vor der Natur und ursprüngliche Anbaumethoden steht da: Die bauen ein Füllhorn in der Küche ein, und da durch kommt das Gemüse direkt zum Kunden.
„Wie soll denn das funktionieren?“ frage ich endlich.
Sie sieht mich nur mit großen Augen an und zuckt die Schultern.
Mir wird klar, dass ich nicht genug Physik im Kopf habe, um ihr zu erklären, warum das nicht gehen kann, und selbst wenn ich es könnte, würde es auch nichts nützen.
„Du kannst das jederzeit kündigen, ja?“, frage ich.
„Ich glaub schon“, sagt sie. „Aber das brauche ich bestimmt nicht.“

Ein paar Wochen darauf habe ich das Ganze schon fast wieder vergessen. Ich kaufe weiter im Supermarkt ein, weil ich keine Zeit habe für die Kistenbestellung. Ich muss Überstunden machen, esse unterwegs und lasse die Hälfte von meinem Gemüse verschimmeln. Das schlechte Gewissen lässt mich an Conny denken.
Normalerweise ist sie diejenige, die sich zuerst meldet. Aber jetzt habe ich wirklich schon lange nichts mehr von ihr gehört. Es dauert nur noch ein paar Tage, bis ich mich dazu aufraffe, sie anzurufen.
„Geht’s dir gut?“, frage ich, und höre sofort, dass mit ihrem „ja“ etwas nicht stimmt.
„Soll ich mal wieder vorbeikommen?“ frage ich.
„Ist grade ungünstig“, sagt sie. „Ich rufe dich wieder an.“
Sie legt auf und meldet sich eine Woche lang nicht. Das ist dermaßen überhaupt nicht ihre Art, dass ich mir Sorgen mache.
Am Wochenende fahre ich zu ihr und behaupte, ich wäre grade in der Gegend gewesen. Conny hat tiefe Schatten unter den Augen und sieht noch dünner aus als sonst. Sie hätte mir doch einfach sagen können, dass sie krank war, denke ich, aber vielleicht wollte sie es nicht zugeben, weil sie ja immer behauptet, durch ihre ganzen Kräutertees wäre ihr Immunsystem so gut wie unfehlbar.
Für einen Moment sieht es aus, also ob sie mich nicht hereinlassen wollte. Dann sagt sie „Komm, ich mache Tee“, und führt mich ins Wohnzimmer.
Eigentlich sitzen wir immer in der Küche, weil es dort heller ist.
Wir unterhalten uns ein bisschen über Connys Lieblingsbücher und meine Kollegen und unsere alten WG-Zeiten und gerade als ich denke, dass Conny ein bisschen besser aussieht, donnert es.
„Für heute war doch gar kein Gewitter …“, sage ich, und werde vom Blick aus dem Fenster unterbrochen, hinter dem weiter friedlich die Sonne scheint.
Conny ist aufgesprungen.
„Bleib hier“, sagt sie, und verschwindet in der Küche.
Ich bleibe sitzen und trinke meinen Tee aus, aber dann wird es mir zu blöd, und ich folge ihr.
Ich sehe, dass aus Connys Küchenwand ein Füllhorn ragt, und dass darunter ein großer Erdhaufen liegt. Ich sehe, dass Conny am offenen Fenster steht und wie verrückt mit einem Geschirrtuch wedelt. Und ich sehe etwas, für das mein Gehirn verzweifelt nach einer rationalen Erklärung sucht, bis ich aufgebe und akzeptiere, dass es sich wirklich um winzige geflügelte Babys handelt.
„Was war in dem Tee?“, frage ich.
Conny schlägt weiter nach den schwirrenden Dingern und antwortet nicht. Mir ist ein bisschen schwindlig.
„Conny! Was war in dem Scheiß-Tee?“
„Verbene glaube ich. Keine Sorge, sie sind wirklich da. Aber das sind bloß Parasiten, die braucht man nur rauszuscheuchen“, sagt Conny. Sie vertreibt das letzte der kleinen Wesen und schließt das Fenster, greift sich den Handfeger und wendet sich dem Erdhaufen zu, der ihr bis zum Knie reicht.
„Sind die immer da drin?“, frage ich.
Da fängt Conny an zu weinen.

Wir reden lange.
„Du musst das abbestellen“, sage ich immer wieder.
Conny hat sich inzwischen halbwegs beruhigt, aber jedes Mal, wenn ich das sage, zuckt sie zusammen und wirft einen ängstlichen Blick auf das Füllhorn. „Ich kann nicht.“
„Na klar kannst du. Das ist auch nur ein Vertrag, den kann man kündigen“, sage ich.
„Den Leuten, die es abbestellen, passiert etwas“, sagt sie. „Die Frau, die mir das Faltblatt gegeben hat, ist weg. Und der Jan Schneider, erinnerst du dich? Der ist schon seit Monaten verschwunden.“
Ich würde gern darüber lachen, so wie über ihre Mondkalenderphase. Leider habe ich die fliegenden Babys mit eigenen Augen gesehen. Und wer sich nicht an die Naturgesetze hält, wird wahrscheinlich auch andere brechen. Aber so kann es auf keinen Fall weiter gehen. Früher oder später wird es Conny kaputt machen.
„Bestell es ab“, sage ich. „Du hast selbst gesagt, sie sind böse. So was kannst du doch nicht unterstützen.“
Das Argument zieht natürlich bei ihr. Ethischer Konsum.

Ich rufe sie jeden Tag an, um mich zu vergewissern, dass es ihr gut geht. Und es scheint so, als würde sie sich nach der Entscheidung viel besser fühlen. Aber es kommt der Tag, an dem sie nicht abnimmt.
Ich habe noch den Schlüssel, weil ich immer ihre Pflanzen gieße, wenn sie mal weg fährt.
Ihre Wohnung ist leer und riecht seltsam. Also, seltsamer als sonst.
In der Küchenwand ist ein Loch.
Ich will das nicht tun. Ich will mich nicht mit etwas anlegen, das ich nicht verstehe. Aber was soll ich denn sonst machen? Irgendwas vor das Loch stellen und so tun, als wäre nichts passiert?
Zu meiner Erleichterung passe ich nicht durch die Öffnung. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als einen anderen Weg zu suchen.
Ich klappe Connys Laptop auf, ihr Passwort ist zum Glück noch dasselbe wie früher. Die Rübezahlgenossenschaft hat tatsächlich eine Internetseite. Hauptsächlich dasselbe Zeug wie auf dem Faltblatt, Respekt vor der Natur, zurück zu den Wurzeln und den Wurzelgemüsen. Ein paar Rezepte, ein paar verschwommene Fotos, kein richtiges Impressum. Aber es gibt eine Karte. Also gibt es auch einen anderen Weg.
Als ich gerade die Wohnung verlassen will, fällt mein Blick auf etwas in Connys Regal. Sie hat beinahe mehr Krimskrams als Bücher da drin. Dieses rostige alte Ding ist wahrscheinlich ihr ältestes Sammelobjekt, das hatte sie schon zu unseren WG-Zeiten. Nicht einmal Conny hat wirklich dran geglaubt, dass es Glück bringt, aber aufgehoben hat sie es trotzdem. Ich stecke es ein, obwohl es meine Tasche ausbeult.
Es ist eine lange Strecke. Käme ich schneller voran, wären es gut zwei Stunden, aber das würde voraussetzen, dass nicht ständig einer dieser verdammten Trecker vor mir herfährt, und immer so, dass ich nicht überholen kann. Es wird wohl eher eine Vierstundenfahrt. Regionaler Anbau am Arsch.
Endlich biegt der Trecker ab, aber ganz allein auf der Landstraße fühle ich mich erst recht nicht wohl. Es ist auf einmal so neblig, das gehört sich für diese Jahreszeit gar nicht.

Im Nebel könnten die Bäume am Straßenrand alles Mögliche sein. Aber das handgemalte Holzschild, das den Weg zum Rübezahl weist, ist ganz klar zu erkennen.
Ich folge einem staubigen, holprigen Feldweg, bis ich nach ein paar Minuten das Auto stehen lassen muss, weil es kaum noch vorwärts kommt.
Unsicher bewege ich mich auf etwas zu, das vielleicht ein Hof ist. Und plötzlich ist jemand hinter mir.
„Du gehörst nicht hierher“, sagt eine hohe, melodische Stimme.
Ich drehe mich um.
Mein Gegenüber ist zwei Köpfe kleiner als ich, aber sie macht mir eine Scheißangst. Alles in ihrem Gesicht ist so zugespitzt – Kinn, Ohren, Augenbrauen.
Und Zähne nicht zu vergessen.
„Ich will auch gar nicht hier sein“, sage ich. „Ich hole nur jemanden ab.“
„Wen denn?“, fragt sie mit schief gelegtem Kopf. Die Idee scheint sie zu amüsieren.
„Meine Freundin, Cornelia Seidel.“
Jetzt verschwindet der Nebel, so schnell wie er aufgetaucht ist. Ich sehe ein Feld, und etwa zwanzig Menschen, die darauf arbeiten. Sie sind bleich und hohlwangig und haben den Blick starr auf den Boden gerichtet. Anscheinend bemerken sie gar nicht, dass ich hier bin. Sie ist dabei, ganz hinten in der Reihe.
„Conny!“, rufe ich.
„Sie hat einen Vertrag mit uns geschlossen“, sagt das kleine Miststück neben mir. „Sie kann nicht einfach gehen. Aber du kannst ja hier bleiben und ihr Gesellschaft leisten.“
„Nein danke“, sage ich.
„Wir könnten ein Spiel spielen“, schlägt sie vor. „Wenn du mir sagen kannst, wie viele Rüben auf dem Feld sind, darfst du sie mitnehmen.“
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Pflanzen auf dem Feld keine Rüben sind.
„Lasst sie einfach gehen. Ihr habt kein Recht, sie hier festzuhalten.“
Das kleine Gesicht der anderen verzerrt sich, und ich fühle eine Art elektrisches Knistern in der Luft. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“, faucht sie.
„Die neue Elfenbeauftragte“, sage ich, und ziehe ihr das Hufeisen aus Connys Regal über den Schädel.
Einen Moment lang finde ich mich ziemlich toll. Dann wird mir bewusst, dass ich nicht in einem Actionfilm lebe, und dass es hier wahrscheinlich noch mehr von ihnen gibt.
Vielleicht lag es wirklich am Eisen, aber vielleicht auch nur am Überraschungseffekt. Wir müssen hier weg.
„Conny!“ schreie ich noch mal, aber sie reagiert überhaupt nicht, und als ich zu ihr renne und sie hinter mir herziehe, sagt sie: „Ich kenne niemanden, der so heißt, lassen Sie mich in Ruhe.“
Sie folgt mir trotzdem zum Auto. Ich drücke ihr das Hufeisen in die Hand, um starten zu können, und obwohl ich halb damit gerechnet habe, dass der Motor nicht anspringen oder der Auspuff mit fliegenden Babys verstopft sein würde, funktioniert es. Bald fahren wir auf einer ganz gewöhnlichen Straße, vor uns ein ganz gewöhnlicher Trecker.
Conny schweigt, während ich vor mich hin fluche.
Schließlich sagt sie: „Das klingt vielleicht komisch, aber erinnere mich gar nicht, wie ich hierher gekommen bin. Was ist denn passiert?“
Mir fällt keine Antwort ein, die nicht komisch klingen würde. „Du hast das Füllhorn abbestellt“, sage ich.
„Ah“, sagt sie. „Das ist gut, oder?“
Ich lächle sie an. „Ja, das ist gut. Ich fahr dich nach Hause.“

Dort angekommen, steht sie eine Weile herum, als wäre sie noch nie in dieser Wohnung gewesen. Aber das ist kein Wunder, denke ich, ich fühle mich selbst ganz eigenartig. Irgendwie ist alles zu glatt gelaufen.
„Du hast da was“, sage ich, nur um etwas zu sagen, und zupfe ein kleines grünes Blatt aus Connys Haaren.
„Aua“, sagt sie.
„Vielleicht willst du ein Bad nehmen und dich erst mal ausschlafen?“, frage ich.
Sie nickt bloß.
Bestimmt geht es ihr morgen schon viel besser, denke ich, als ich mich verabschiede. Aber am nächsten Tag sieht sie schlimmer aus, richtig eingefallen.
„Morgen schaffe ich es vielleicht nicht, vorbeizukommen“, sage ich. „Da ist ziemlich viel los. Ich rufe aber auf jeden Fall an, okay?“
„Okay“, sagt Conny leise.
„Wir sollten uns darum kümmern, dass das Loch weg kommt“, sage ich.
„Ja“, sagt sie.
Als ich am nächsten Tag anrufe, nimmt sie nicht ab. Verdammt noch mal! Ich weiß, es ist spät geworden, aber sie kann mich doch jetzt nicht einfach hängen lassen, nach allem, was passiert ist.
Ich fahre zu ihr, ist mir egal, wie spät es ist. Mit Klingeln halte ich mich gar nicht erst auf.
Irgendwas sagt mir, dass sie nicht aufmachen wird.
Ich sehe zuerst in der Küche nach. Das Loch ist weg, die Wand sieht aus wie neu. Aber der Boden ist voller Lehm, und etwas, das aussieht wie Glitzerstaub.
Conny ist nirgendwo zu finden.
Aber in ihrem Bett liegt eine kleine, verschrumpelte Rübe mit welken Blättern.

 

„Die neue Elfenbeauftragte“, sage ich, und ziehe ihr das Hufeisen aus Connys Regal über den Schädel.
Liebe Perdita, ich weiß gar nicht, was du willst. Das ist witzig. Und gut. Und spannend.
Nur zu kurz.

Auch das hier ist schön:

Einen Moment lang finde ich mich ziemlich toll. Dann wird mir bewusst, dass ich nicht in einem Actionfilm lebe, und dass es hier wahrscheinlich noch mehr von ihnen gibt.

Oder das hier:
Ich drücke ihr das Hufeisen in die Hand, um starten zu können, und obwohl ich halb damit gerechnet habe, dass der Motor nicht anspringen oder der Auspuff mit fliegenden Babys verstopft sein würde, funktioniert es.

Da gibts noch mehr Stellen, die einen hintergründigen Humor haben. Mag ich gerne.

Gut, das Ende ist dann ein bisschen absehbar. Ich mochte das kleine grüne Blatt, das sie ihr aus den Haaren zupft. Aber klar, was soll aus ihr schon werden als eine Runkelrübe, die dann an weitere Kistenbesitzer geliefert wird. Mir fiele da jetzt auch nicht anderes ein.
Und vielleicht könnte man das Entkommen von dem Elfenbauernhof noch ein bisschen herauszögern, damit die Spannung sich noch mehr erhöht.
So ist halt der Zusammenhang zwischen den menschlichen Elfenhofarbeitern und der Verwandlung in die Rübe nicht so ganz klar.
Also ich hab das sehr gerne gelesen, liebe Perdita, lass mir dieGeschichte noch ein bisschen im Kopf herumkreisen und dann meld ich mich ggf. noch mal.
Liebe Grüße von Novak

 

Das ist dermaßen überhaupt nicht ihre Art
Das ist eine coole Formulierung. So was mag ich. Dermaßen überhaupt. Sehr gut.

Also das ist jetzt echt schwierig, Perdita. Die anderen Copywrites hab ich – abgesehen von Schwups Text - ohne Kenntnis der Vorlagen gelesen. Das Original von fiz allerdings war eine der allerersten Geschichten überhaupt, über die ich vor beinahe drei Jahren als Forumsküken zufällig gestolpert bin, und sie hat damals einen derart nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht, dass sie mir nach wie vor im Kopf rumgeistert. Ja, obwohl ich sie zum letzten Mal vor mehr als eineinhalb Jahren gelesen habe. Dementsprechend schwer ist es mir gefallen, deine Version unbefangen und vorbehaltlos zu lesen. Tatsächlich habe ich jede Szene, jede Idee von dir unbewusst am Vorbild gemessen. Ich kann also echt nicht sagen, wie ich deine Version empfunden hätte, wäre sie mir als eigenständige, originäre Geschichte untergekommen.
Du hast dir da halt eine wirklich schwere Kiste vorgenommen, an der sich zu überheben eigentlich keine Schande ist. Was nicht heißen soll, dass ich deine Version nicht mochte. Aber sie ist halt einfach eine weit bravere, harmlosere Variante als der Originaltext, finde ich. Irgendwie fehlt mir hier das Alberne von fiz‘ Geschichte, und auch diese so herrlich schräge Interaktion der zwei Figuren.
Als Beispiel zwei Stellen, in denen es um so ziemlich dasselbe geht, und die für mich halt so ganz anders klingen:

Perdita schrieb:
„Aber wenn du Bio-Gemüse im Supermarkt kaufst“, sagt Conny, „da schmeißen sie die Hälfte weg, weil es zu groß ist oder zu klein oder die Möhren ein paar Auswüchse haben. Das ist doch Wahnsinn, da nützen diese ganzen Siegel auch nichts.“

feirefiz schrieb:
Ich sage: „okay“, weil er anfängt, mir Rezepte für Schwarzwurzel, Melde und Topinambur vorzulesen, die er als "vergessene" Gemüse bezeichnet. Mir klingt das alles eher unheimlich, schon weil ich mir denke, diese Gewächse werden wohl aus gutem Grund vergessen worden sein.

Ich weiß, Perdita, es ist furchtbar unfair, eine Geschichte unter diesen Gesichtspunkten zu kritisieren. Aber was soll ich machen, du hast dir mit diesem Geniestreich von fiz halt die Latte verdammt hoch gelegt. Ich weiß ja nicht, ob es dir ein Trost ist, wenn ich dir sage, dass ich mich auch an markus‘ Vorlage gescheitert fühle.

Aber ein Lesevergnügen war es mir allemal.

offshore

 

Die meiste Zeit bin ich fest davon überzeugt, dass die Welt mehr Menschen braucht wie Conny.

Ach,

liebe Perdita,

ich will nicht jammern und schon gar nicht über entgangene Konjunktiefen lamentieren, aber ist es nicht bei uns allen so, dass wir – sofern gereift genug – als Runkelrübe in der Kiste landen und dem mehr oder weniger verseuchten Boden ein preiswerter und zudem durchaus natürlicher Dünger werden, sofern man uns nicht in den Ofen schöbe und unsere arme Seele als Rauch und zugleich ohne Schall entflöhe? Insofern fänden wir alle back to the roots. Es wäre mehr als überraschend, wenn dies nicht so wäre, eben absehbar.

Man ist, was man isst, sagt der Volksmund mit Recht – da könnte halt ein korrekt gesetzter Konjunktiv nicht mit dem Wortspiel um die Verben „sein“ und „essen“ mithalten. Ich hoff ganz einfach, dass Du nicht merkst, das ich das Original/die Vorgabe auch vor Jahr und Tag besucht hab. Mir gefallen auch Redewendungen der Art, dass etwas

dermaßen überhaupt nicht ihre Art
sei und auch der zum Dogma erhobene Glaube
, durch ihre ganzen Kräutertees wäre ihr Immunsystem so gut wie unfehlbar
mitsamt der klaren Voraussicht/Prognose
wer sich nicht an die Naturgesetze hält, wird wahrscheinlich auch andere brechen.

Drei Kommas (wider einen Hauch von Flüchtigkeit) sind nachzutragen:

Aber immer[,] wenn ich Conny gerade in besonders positivem Licht sehe, dann kommt sie mit so was an.
Und zwo, die eher so tun, als kenntestu eine andere Regel. Aber Du kennst die Originalregel auch in diesem Text:
„Wie soll denn das funktionieren?“[,] frage ich endlich // „Soll ich mal wieder vorbeikommen?“[,] frage ich.

Gleichwohl gern gelesen vom

Friedel

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Perdita,

Ich habe das "Original" nicht gelesen, daher bin ich ganz unvoreingenommen.
Eine super Geschichte, hat mir sehr gefallen!

Am Anfang dachte ich, es handle sich um eine weitere Öko-Geschichte, mit Frauen, die unbedingt die Welt verbessern wollen, indem sie noch mehr Grünzeug noch umweltfreundlicher konsumieren. Welch Irrglaube! Die Wendung kommt schnell und sie ist super. Kleine Rüben-Elfen mit spitzen Zähnen und fiesem Charakter, die Verwandlung einer Frau in eine schrumplige Rübe und im Hintergrund immer die Gedanken, dass zu viel Gemüse der Gesundheit doch nicht so zuträglich ist. ;)
Das ist eine originelle Umsetzung, mit super Ideen, die ich mit Sicherheit nicht so schnell vergessen werde.
Sprachlich natürlich top, das ist Dir sicher bewusst, da erzähl ich nichts Neues. Besonders gefallen hat mir auch Deine Protagonistin, mit ihrem leicht zynischen Touch. Da konnte ich mich gleich mit identifizieren. Da sind wirklich tolle Passagen drin, z.B die mit dem Actionfilm.
Joa, viel hab ich da wohl nicht konstruktiv beizusteuern, aber Du hast mir bei meinen Geschichten sehr geholfen und da dachte ich, ich lasse Dir auch mal einen Kommentar da. ;)

Mittlerweile sagen die Experten, dass Insekten vielleicht die Proteinquelle der Zukunft sind, aber für mich als Vegetarierkind war die Geschichte ein bisschen traumatisch.

Wäre seien nicht schöner?

Für einen Moment sieht es aus, also ob sie mich nicht hereinlassen wollte.

Ich glaube, Du meintest als, oder?

Vielleicht lag es wirklich am Eisen, aber vielleicht auch nur am Überraschungseffekt.

Ich weiß nicht, wie andere das sehen, aber ich finde, dass sich der Satz ohne das aber noch flüssiger liest.

Wenn ich das nächste Mal Rüben esse, werde ich an Perditas Geschichte denken, und an eine schrumplige Rübe, die einst Conny hieß und der Umwelt einen Gefallen tun wollte. :D

Beste Grüße
gibberish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen,

Vielen Dank für eure Kommentare. Ich war ganz schrecklich nervös, als ich die Geschichte eingestellt habe, noch viel mehr als bei "normalen" Geschichten. Jetzt geht es mir schon viel besser. :)

@Novak

Novak schrieb:
Liebe Perdita, ich weiß gar nicht, was du willst. Das ist witzig. Und gut. Und spannend.
Nur zu kurz.
Über witzig und gut und spannend freue ich mich natürlich, aber mein Hauptinteresse gilt dem Kritikpunkt. :)
Meinst du zu kurz im Sinne von du hättest gerne noch mehr davon gelesen, oder zu kurz im Sinne von überstürzt? Ich habe an dem Text sehr schnell gearbeitet, viel schneller als sonst.
Dass er so spät gekommen ist, liegt daran, dass ich den vorhergehenden Versuch kompostieren musste. Und am Wochenende habe ich dann irgendwie ein paar Inspirationspartikel abgekriegt und so schnell wie möglich diese Version geschrieben, und die dann auch ohne Überarbeitung gepostet, weil ich das Gefühl hatte, wenn ich damit warte, kriege ich wieder Komplexe und das Ganze dauert noch länger. Mit den Kommentaren im Hinterkopf werde ich auf jeden Fall noch mal drüber gehen, ein paar Sachen ausbessern und verschönern - und bei Bedarf vielleicht auch erweitern.

Novak schrieb:
Gut, das Ende ist dann ein bisschen absehbar. Ich mochte das kleine grüne Blatt, das sie ihr aus den Haaren zupft. Aber klar, was soll aus ihr schon werden als eine Runkelrübe, die dann an weitere Kistenbesitzer geliefert wird. Mir fiele da jetzt auch nicht anderes ein.
Das ist wahr, das Ende werden wohl die meisten Leser voraussehen können. Ich hab es ehrlich gesagt auch nicht wirklich drauf angelegt, am Ende "Überraschung!" zu schreien. Das ist nämlich ein ganz altes Motiv, das ich für die Geschichte gestohlen kreativ wiederverwendet habe.
Ich habe nicht nur das Rübezahlfüllhorn geplündert, sondern mich auch bei ein paar anderen Quellen bedient. Das eine sind die originalen "Rübezahl"-Sagen. (Der Rübezahl entführt in einer Geschichte eine Prinzessin, und damit sie sich nicht einsam fühlt, verwandelt er Rüben in Leute, die sie vermisst - die sind aber kein vollwertiger Ersatz, weil die Rüben halt nach einer Weile welk werden. Dann verspricht sie ihm, ihn zu heiraten, wenn er ihr sagt, wie viele Rüben auf seinem Feld wachsen, und flieht, während er mit dem Zählen beschäftigt ist - daher auch der Name.)
Und die Idee, dass irgendwelches Feenvolk Leute entführt und durch unvollkommene magische Kopien ersetzt, gibt es auch in anderen Geschichten ziemlich häufig. Zuletzt ist mir das in "Jonathan Strange & Mr. Norrell" untergekommen. Da ist es auch so, dass man als Leser sehr viel früher über den Tausch bescheid weiß als die Protagonisten.
Ich denke, Vorhersehbarkeit ist nicht immer etwas schlimmes - so lange es nicht zu Frustration führt, dass der Protagonist etwas nicht merkt, was für den Leser offensichtlich ist. Bei so einem kurzen Text ist der "Vorsprung" des Lesers ja nicht groß, also es dauert hoffentlich nicht zu lang, bis die Protagonistin auf dem selben Stand ist.

@ernst offshore

ernst offshore schrieb:
Also das ist jetzt echt schwierig, Perdita. Die anderen Copywrites hab ich – abgesehen von Schwups Text - ohne Kenntnis der Vorlagen gelesen. Das Original von fiz allerdings war eine der allerersten Geschichten überhaupt, über die ich vor beinahe drei Jahren als Forumsküken zufällig gestolpert bin, und sie hat damals einen derart nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht, dass sie mir nach wie vor im Kopf rumgeistert.
Ich verstehe das total. Wenn man den Originaltext kennt, und besonders wenn man sich an viele Details erinnert, ist die Versuchung, die beiden zu vergleichen, sehr groß. Ich werde es mir wahrscheinlich auch nicht verkneifen können, wenn ich einen ausführlichen Kommentar zu Resurrectio schreibe ...

ernst offshore schrieb:
Du hast dir da halt eine wirklich schwere Kiste vorgenommen, an der sich zu überheben eigentlich keine Schande ist. Was nicht heißen soll, dass ich deine Version nicht mochte. Aber sie ist halt einfach eine weit bravere, harmlosere Variante als der Originaltext, finde ich. Irgendwie fehlt mir hier das Alberne von fiz‘ Geschichte, und auch diese so herrlich schräge Interaktion der zwei Figuren.
Oh-oh, "brav" hört wahrscheinlich niemand gern - außer Hunde vielleicht :).
Ich weiß schon was du meinst, denke ich. Die Geschichte ist "konventioneller", sage ich mal, das ist mir schon bewusst. Deshalb habe ich die auch mit Fantasy getaggt statt mit Seltsam.
Das Rübezahlfüllhorn ist viel rätselhafter. Da hat man als Leser überhaupt nicht das Gefühl, zu verstehen, was eigentlich hinter diesen Ereignissen steckt, und das sorgt für eine Art von Faszination, die es hier schlicht nicht gibt.

Ich finde fiz' Geschichte ja auch wunderbar - hätte mir auch gar nicht vorstellen können, eine andere Vorlage zu nehmen. Aber nachdem ich sie zur Vorbereitung des Copywrites ziemlich oft gelesen habe, muss ich sagen, dass mir ein Aspekt inzwischen nicht mehr so gefällt wie am Anfang. Und das sind die Figuren. Ursprünglich fand ich es toll, dass der Protagonist scheinbar völlig unbeeindruckt bleibt, während sich mitten in seiner WG etwas Magisches abspielt. Mittlerweile ist mir der Protagonist aber zu apathisch. Der steht irgendwie neben den Ereignissen und gibt die an der Leser weiter, aber der agiert eigentlich kaum. Und für meine Geschichte habe ich mir gewünscht, dass die Hauptfigur diese Ereignisse nicht einfach hinnimmt, sondern aktiv wird und zumindest versucht, sich zu wehren. Das hat zwangsläufig dazu geführt, dass sie mehr darüber herausfindet, was hinter dem Füllhorn steckt - und das ist mit dieser geheimnisvollen Atmosphäre der Originalgeschichte nicht wirklich vereinbar.

ernst offshore schrieb:
Ich weiß, Perdita, es ist furchtbar unfair, eine Geschichte unter diesen Gesichtspunkten zu kritisieren. Aber was soll ich machen, du hast dir mit diesem Geniestreich von fiz halt die Latte verdammt hoch gelegt. Ich weiß ja nicht, ob es dir ein Trost ist, wenn ich dir sage, dass ich mich auch an markus‘ Vorlage gescheitert fühle.
Trost brauche ich nicht. :)
Mit dem Anspruch, irgendwie an das Original heranzureichen, bin ich so gut wie gar nicht vorwärts gekommen. Es hat erst funktioniert als ich mir gesagt habe: Das ist die Idee, und jetzt schreib die Geschichte, als wär' es deine eigene. Ich glaube, anders geht das gar nicht mit dem Copywrite. Und genauso bin ich bei der Kritik einfach froh über jeden, der den Text gerne gelesen hat - unabhängig davon, ob er den Originaltext noch lieber hat. Das ist doch voll in Ordnung.

@Friedrichard

Friedrichard schrieb:
ich will nicht jammern und schon gar nicht über entgangene Konjunktiefen lamentieren, aber ist es nicht bei uns allen so, dass wir – sofern gereift genug – als Runkelrübe in der Kiste landen und dem mehr oder weniger verseuchten Boden ein preiswerter und zudem durchaus natürlicher Dünger werden, sofern man uns nicht in den Ofen schöbe und unsere arme Seele als Rauch und zugleich ohne Schall entflöhe? Insofern fänden wir alle back to the roots. Es wäre mehr als überraschend, wenn dies nicht so wäre, eben absehbar.
Hmm ... eure Interpretationen gehen scheinbar alle dahin, dass die Rübe tatsächlich Conny ist. Das ist auf jeden Fall eine mögliche Interpretation.
Meine eigene (die nicht unbedingt "richtiger" sein muss, nur weil ich die Geschichte geschrieben habe :)) geht eher dahin, dass Conny und die anderen Kistenabonnenten durchaus noch am Leben sein könnten. Die Rüben-Conny ist aus meiner Sicht ein Täuschungsmanöver, eine Art Wechselbalg sozusagen, die soll die Protagonistin einfach dazu bringen, den Hof zu verlassen.

Wie immer vielen Dank für die Komma-Suche!

Es wird auf jeden Fall noch eine Runde sprachliche Verschönerungen geben. Dass dann überall, wo es strenggenommen angebracht wäre, ein Konjunktiv hinkommen wird, kann ich allerdings nicht versprechen.
Bei Geschichten mit Ich-Erzählern sehe ich eine Art Verwandschaft zur wörtlichen Rede. Man könnte schon sagen, es ist eine Art Selbstgespräch, das der Erzähler in seinem Kopf führt. Deshalb finde ich in solchen Geschichten auch umgangssprachlichere Formulierungen okay, manchmal sogar passender als einwandfreies Hochdeutsch. Da kann man drüber streiten, aber das Schreiben in der Ich-Form geht mir definitiv leichter von der Hand, wenn ich so schreibe wie ich mir vorstelle, dass die Leute reden, nicht wie sie schreiben (sollten). :)

@gibberish

gibberish schrieb:
Ich habe das "Original" nicht gelesen, daher bin ich ganz unvoreingenommen.

Ich empfehle dir, das Lesen des Originals auf jeden Fall nachzuholen, das ist wirklich eine tolle Geschichte. Trotzdem freue ich mich ganz egoistisch, dass du meinen Text zuerst gelesen hast, denn die Bestätigung, dass die Geschichte "auf eigenen Beinen stehen kann", sage ich mal, also auch verstanden und positiv aufgenommen wird, wenn jemand das Rübezahlfüllhorn nicht kennt, ist natürlich sehr wertvoll.

gibberish schrieb:
Am Anfang dachte ich, es handle sich um eine weitere Öko-Geschichte, mit Frauen, die unbedingt die Welt verbessern wollen, indem sie noch mehr Grünzeug noch umweltfreundlicher konsumieren. Welch Irrglaube!
Also ich halte die Gemüsekisten prinzipiell schon für eine gute Sache. Ich beziehe allerdings selbst auch keine. Die Blumenkohlstory am Anfang ist nämlich autobiografisch. Und all die anderen Gründe, warum die so unbequem sind, auch. :lol:

gibberish schrieb:
Besonders gefallen hat mir auch Deine Protagonistin, mit ihrem leicht zynischen Touch. Da konnte ich mich gleich mit identifizieren.
Ja, ich hab auch viel Sympathie für die Protagonistin. Mir geht es oft ähnlich. Ich habe schon einen ziemlichen "Öko"-Lebenswandel, und kenne auch viele Leute, die ähnlich ticken. Und es geht mir oft so, dass ich Leute bewundere, die noch konsequenter sind als ich, aber gleichzeitig stört es mich oft, dass die kritische Haltung, die in dieser "Szene" der Agrarindustrie etc. entgegen gebracht wird, nicht auch auf andere Bereiche angewendet wird. Also diese Gutgläubigkeit und diese Affinität zu Esoterik von der Conny, das sind so Sachen, denen ich schon oft begegnet bin.
Ich habe beim Schreiben das Gefühl gehabt, das der Zynismus und die Skepsis der Protagonistin sie vielleicht davor schützen, in die Fänge der Rübezahl-Bande zu geraten. :)

Vielen Dank auch für deine Sprachanmerkungen!

 

Hi Perdita, nur eine ganz schnelle Rückantwort:

Die Rüben-Conny ist aus meiner Sicht ein Täuschungsmanöver, eine Art Wechselbalg sozusagen, die soll die Protagonistin einfach dazu bringen, den Hof zu verlassen.

Trotzdem, ich finde immer noch, dass man denken musste, Conny wäre die alte Conny. Und ich sage das, obwohl ich alles noch mal nachgelesen habe und man jedes einzelne Wort genauso interpretieren muss, wie es in deiner Intention liegt. Hier gehört jetzt ein Fußstampfsmiley hin.
Also jetzt im Ernst: 1. finde ich deine Idee viel schöner als unsere Lesweise.
2. Also ich verstehe es selbst nicht recht, entweder ist mit uns allen ein massives über alle Rechner waberndes Massensuggestionsvorurteilsphänomen passiert, ich befürchte das ja, oder wir sind alle ein bisschen doof. Oder ich will jetzt einfach nicht zugeben, dass wir uns alle verlesen haben. :D Könnte auch eine Mischung aus zwei und drei sein.
Also klar, das ist nicht Conny, und das zeigst du auch. Ich hab das mal an dem folgenden Passus fett gemacht. Also wenn das nicht eine in Mensch verwandelte Runkelrübe ist? Ich gestehe schamrötlich, ich war eine schludrige
Leserin.
Conny schweigt, während ich vor mich hin fluche.
Schließlich sagt sie: „Das klingt vielleicht komisch, aber ich erinnere mich gar nicht, wie ich hierher gekommen bin. Was ist denn passiert?“
Mir fällt keine Antwort ein, die nicht komisch klingen würde. „Du hast das Füllhorn abbestellt“, sage ich.
„Ah“, sagt sie. „Das ist gut, oder?
Ich lächle sie an. „Ja, das ist gut. Ich fahr dich nach Hause.“

Dort angekommen, steht sie eine Weile herum, als wäre sie noch nie in dieser Wohnung gewesen. Aber das ist kein Wunder, denke ich, ich fühle mich selbst ganz eigenartig. Irgendwie ist alles zu glatt gelaufen.
„Du hast da was“, sage ich, nur um etwas zu sagen, und zupfe ein kleines grünes Blatt aus Connys Haaren.
Aua“, sagt sie.

Wahrscheinlich sinds noch mehr Hinweise. Ich hatte mir das so erklärt, dass die Elfen die eingefangenen Menschen zu Zwangsarbeitern machen, die weiteres Gemüse produzieren für Kisten.
Okay und jetzt merke ich auch, dass mir da so ein bisschen Background fehlt, was die Elfen dann antreibt.
Das ist in fiz Geschichte auch nicht anders, da hast du Recht. Und außerdem weiß ich auch nicht, ob das nicht den Rahmen sprengen würde, wenn man das auspinselt,

Mit dem zu kurz meinte ich zweierlei, einmal, dass ich deinen Tonfall in der Geschichte mochte, er kommt so ein bisschen frech und flapsig rüber. Ich mag das gerne. Und davon hätt ich einfach gern noch mehr gehabt.
Zweitens aber gehts mir am Ende ein bisschen schnell. Irgendwie habe ich noch erhofft, dass ein bisschen mehr käme.
Aber ich könnte jetzt abolut nicht den Finger auf eine bestimmte Stelle legen. Außer der, die ich schon genannt hatte, das Entkommen vom Bauernhof.
Ich würd das "zu kurz" (in der zweiten Hinsicht) jetzt aber auch nicht überbewerten.
Manchmal hätt man einfach gern noch mehr gehabt.

Liebe Grüße
Novak

 

Hallo Perdita,
eine Fantasy-Geschichte über „urban farming“, so habe ich das verstanden. Und der Betrug dahinter. Manipulation über Wurzelnahrung. Sklaven für die Arbeit auf dem Feld werden gesucht. Man zahlt keine Löhne, nicht mal geringe. Keine Spargelstecher aus dem Osten. Die Traktoren fahren wie immer. Langsam und mit Diesel.

„Aber wenn du Bio-Gemüse im Supermarkt kaufst“, sagt Conny, „da schmeißen sie die Hälfte weg, weil es zu groß ist oder zu klein oder die Möhren ein paar Auswüchse haben. Das ist doch Wahnsinn, da nützen diese ganzen Siegel auch nichts.“
Ich dachte, so wären die EU-Normen. Oder hat der Bio-Markt inzwischen die EU-Normen übernommen?
Und wer sich nicht an die Naturgesetze hält, wird wahrscheinlich auch andere brechen.
Schön gesagt.
Es hat mir Spaß gemacht, Deine Geschichte zu lesen.
Viele Grüße
Fugu

 

Die Rüben-Conny ist aus meiner Sicht ein Täuschungsmanöver, eine Art Wechselbalg sozusagen, die soll die Protagonistin einfach dazu bringen, den Hof zu verlassen.

Ach j!,

nix zu danken,

liebe Perdita,
was war das eine Mühe, um die zwo Flusen zu finden! Aber ich will nicht jammern.

Ist es denn nicht schön, mehrere Interpretationen zu ermöglichen? Gerade das zeichnet doch einen guten literarischen Text vorm Polizeibericht aus und der einfacheren Mathematik. Und wenn man den Religionen trauen kann, wäre das Leben doch eh ein großes Täuschungsmanöver, wenn das wirkliche Leben doch erst noch bevorstünde …

Es wird auf jeden Fall noch eine Runde sprachliche Verschönerungen geben.
Dass Du jetzt noch unter die Ästheten treten wirst, freut mich! Und das mit den Konjunktiven sind ja nur Hinweise, die selbst ich an der Theke nur ironisch verwende. Da wird dann selbst die indirekte Rede direkt und indikatief ...

Schau’n wir mal, wie die Ätshetik ausfältt … Also:
Bestimmt nicht mein letzter Besuch …

Friedel

 

Hallo Perdita,

auch ich habe das Original noch nicht gelesen. Schon der Anfang war für mich vergnüglich zu lesen, mit den Reflexionen über Öko (der plausible Wandel von "ich will keine Gemüsekiste" zu, "na OK") und Esoterik (z.B. Mondkalenderphase). Noch besser dachte ich mir dann, jetzt kommt noch eine Prise Magie hinzu. Für mich war das Ende offen und nicht der zwingende Schluss: Conny -> verschrumpelte Rübe.

Am Anfang habe ich mich, beim Lesen störend, gefragt: "Wer ist der Ich-Erzähler?" Der Lebensgefährte von Conny, ein WG-Partner?

winzige geflügelte Babys

Bei geflügelten Babys denke ich an Engel in der Größe dreijähriger Kinder. Wie winzig sind sie hier? Wie Fliegen oder Spatzen? Babys sind für mich nur positiv und unschuldig. Den Sprung zu "Parasiten" kann ich nicht mitgehen.

Aber es kommt der Tag, an dem sie nicht abnimmt.
Ich habe noch den Schlüssel, weil ich immer ihre Pflanzen gieße, wenn sie mal weg fährt.
Ihre Wohnung ist leer und riecht seltsam.

Die Entscheidung, von "Telefon nicht abgenommen" zu "hinfahren und nachschauen", fehlt mir (bin im Lesen zurückgesprungen, um mich zu vergewissern).

Ich will das nicht tun. Ich will mich nicht mit etwas anlegen, das ich nicht verstehe.

Habe ich zu dem Zeitpunkt nicht verstanden, mit wem anlegen? Bist Du zu diesem Zeitpunkt nicht nur bei der Frage: "Wo ist Conny?"

Zu meiner Erleichterung passe ich nicht durch die Öffnung. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als einen anderen Weg zu suchen.

Welchen anderen Weg? Habe ich erst beim späteren Lesen verstanden, dass der erste Weg gewesen wäre, durch das Loch zu krabbeln. Vielleicht mit dem Leser diese Überlegungen teilen? Und was ist das überhaupt für ein Loch? Schwarz? Kann ich reinrufen? Riecht es? Ist es kalt?

Sie hat beinahe mehr Krimskrams als Bücher da drin. Dieses rostige alte Ding ist wahrscheinlich ihr ältestes Sammelobjekt

Was steckt sie ein? Ein rostiges altes Krimskrams-Ding? Darüber stolpere ich. Das Hufeisen beim Namen nennen?

als ich mich verabschiede. Aber am nächsten Tag
Absätze sind doch wichtig beim Lesen, merke ich für mich. Meines Erachtens gehört hier einer rein, da neuer Tag?

Eine sehr interessante und überraschende Geschichte. Mir gefallen Gemüsekiste, Füllhorn, "totgekochte Maden mit ihren kleinen braunen Köpfchen", Ich-Erzähler-Perspektive, ein offenes Ende und ...

Vielen Dank
Oheim

 

So, zweite Runde!

@Novak:

Novak schrieb:
Also klar, das ist nicht Conny, und das zeigst du auch. Ich hab das mal an dem folgenden Passus fett gemacht. Also wenn das nicht eine in Mensch verwandelte Runkelrübe ist?
Dann sind die Hinweise auf meine Interpretation also doch verständlich. Das ist gut zu wissen. :)


Novak schrieb:
Ich hatte mir das so erklärt, dass die Elfen die eingefangenen Menschen zu Zwangsarbeitern machen, die weiteres Gemüse produzieren für Kisten.
Das kann man denken, also das ist auch gar keine abwegige Überlegung. Die Protagonistin sieht die ja auf dem Feld arbeiten. In meiner Vorstellung sind das halt alles verwandelte Rüben, und es bleibt unklar, was aus den eigentlichen Menschen geworden ist. Ich denke, die Elfen brauchen wahrscheinlich keine Menschen die für sie arbeiten (außer vielleicht jemanden, der die Website programmiert und die Faltblätter druckt :)), weil sie Magie haben.

Novak schrieb:
Okay und jetzt merke ich auch, dass mir da so ein bisschen Background fehlt, was die Elfen dann antreibt.
Ja, warum sie trotzdem diese Spielchen spielen, ist schwer zu sagen. Weil ihnen ganz einfach danach ist, wahrscheinlich.
Naturgeister waren eigentlich fast immer ziemlich unberechenbare und gemeine Zeitgenossen in den alten Märchen und Sagen - ab und zu auch mal hilfreich, aber das meistens aus einer Laune heraus. Und die entführen ständig irgendwen in ihre magischen Reiche. Ich glaube, die netteren Versionen sind erst aufgekommen, als der Mensch die Natur langsam unter Kontrolle hatte und weniger Gefahren ausgeliefert war. Da sind Elfen auf einmal gut geworden, und haben eher so diese Rolle bekommen, die Natur vor den Menschen zu schützen. Und das mit den Entführungen haben dann die Aliens übernommen - mit genau so unerklärlichen Motiven. :)

Novak schrieb:
Zweitens aber gehts mir am Ende ein bisschen schnell. Irgendwie habe ich noch erhofft, dass ein bisschen mehr käme.
Ich hatte schon den Verdacht, dass Ende könnte zu schnell gehen, da war ich nämlich beim Schreiben hauptsächlich darauf bedacht, die Geschichte erst mal abzuschließen, bevor mich die Selbstzweifel einholen und daran hindern. Beim Überarbeiten werde ich mir Gedanken machen, wo es am Schluss vielleicht ausführlicher sein sollte.

@Fugusan:

Fugusan schrieb:
eine Fantasy-Geschichte über „urban farming“, so habe ich das verstanden.
Oh nein, Fugu, jetzt hast du den schlafenden Pedanten in mir geweckt. Das könnte jetzt eine Weile dauern. :lol:

Urban farming ist der Anbau von essbaren Pflanzen in Städten, zum Beispiel auf Dächern oder auf öffentlichen Plätzen. Das ist zwar auch eine Idee, die besonders Leute anspricht, die sich eine nachhaltigere Landwirtschaft wünschen, aber es ist trotzdem was anderes als die Gemüsegenossenschaften, die in der Regel größere Ländereien für den Anbau haben und die Erzeugnisse an ihre Mitglieder in der Region liefern.

Die Rübezahlfarm liegt eindeutig eher in einer ländlichen Gegend. Allerdings haben diese magischen Orte natürlich die Angewohnheit, auch mal zu verschwinden und woanders wieder aufzutauchen. Wenn die Protagonistin in der Geschichte einen neuen Versuch machen würde, Conny zurückzuholen, würde sie den Hof wahrscheinlich nicht mehr an der selben Stelle finden ...

Fugusan schrieb:
Sklaven für die Arbeit auf dem Feld werden gesucht. Man zahlt keine Löhne, nicht mal geringe. Keine Spargelstecher aus dem Osten.
Wie schon gesagt - die Rübezahlgenossenschaft betreibt ihr Geschäft wahrscheinlich nicht deshalb, weil sie menschliche Arbeitskräfte braucht. Pflanzen wachsen lassen, das konnten Elfen eigentlich schon immer von allein. Ich lasse es offen, was aus den Leuten geworden ist. Dünger vielleicht? (Was mich daran erinnert, dass ich Novaks neue Geschichte kommentieren muss!)

Fugusan schrieb:
Ich dachte, so wären die EU-Normen. Oder hat der Bio-Markt inzwischen die EU-Normen übernommen?
Die EU-Normen sind nicht mal so schlecht wie ihr Ruf. Zum Beispiel war die berühmte Gurkenkrümmungsrichtlinie gar nicht auf dem Mist von Brüsseler Beamten gewachsen, das war etwas, woraus sich der Einzelhandel der europäischen Länder geeinigt hat (wegen leichterer Lagerung und so).

Es ist aber unabhängig von gesetzlichen Vorgaben so, dass die Ansprüche der Verbraucher, was das Aussehen von Gemüse und Obst angeht, sehr viel höher geworden sind, so dass tatsächlich sehr viel einwandfrei essbares Zeug vor der Verkauf aussortiert wird, weil es nicht schön genug aussieht oder nicht die bevorzugte Größe hat. Und dadurch, dass beim Bio-Anbau auf bestimmte Hilfsmittel wie zum Beispiel Pestizide verzichtet wird, ist der Anteil dieser "Ausschussware" dort sogar höher als bei konventionell angebautem Gemüse. Das ist also tatsächlich ein Argument, direkt bei den Erzeugern zu kaufen, indem man z.B. so eine Kiste bestellt oder in einem Hofladen einkauft - dann wird alles verwertet.

Fugusan schrieb:
Es hat mir Spaß gemacht, Deine Geschichte zu lesen.
Das ist super, vielen Dank für deinen Kommentar.

@Friedrichard:

Friedrichard schrieb:
Ist es denn nicht schön, mehrere Interpretationen zu ermöglichen?
Doch, auf jeden Fall. Insbesondere finde ich es toll, Kommentare zu bekommen, die in einem Text von mir etwas entdeckt haben, was mir selbst gar nicht bewusst war. In diesem Fall war mir schon klar, dass man beides denken könnte, also dass es sich bei der "Geretteten" in der Geschichte entweder um Conny handeln könnte, die am Schluss in eine Rübe verwandelt wird, oder um eine verzauberte Rübe, die in ein Conny-Double verwandelt wurde. Ich war nur überrascht, dass sich alle Leser, die kommentiert haben, so einig waren, dass es die Conny = Rübe und nicht die Rübe = "Conny" Variante ist.

Friedrichard schrieb:
Schau’n wir mal, wie die Ätshetik ausfältt … Also:
Bestimmt nicht mein letzter Besuch …
Ach, richtig spektakulär werden die Änderungen auch nicht ausfallen, denke ich. Außer dem Tippfehlern und Kommas, die du und gibberish gefunden haben, werde ich die Füllwörter mal streng anschauen - ich habe z.B. das Gefühl, dass in dem Text viel zu oft "aber" vorkommt. Aber ich freue mich natürlich, wenn du noch mal reinschaust. :)

@oheim:

oheim schrieb:
Für mich war das Ende offen und nicht der zwingende Schluss: Conny -> verschrumpelte Rübe.
Sehr schön, dann bist du der erste Kommentator, für den es immerhin nicht zwingend in diese Richtung ging :)

oheim schrieb:
Am Anfang habe ich mich, beim Lesen störend, gefragt: "Wer ist der Ich-Erzähler?" Der Lebensgefährte von Conny, ein WG-Partner?
Ja, ich muss zugeben, das ist relativ lange unklar. Ich glaube das Geschlecht der Erzählerin wird erst wirklich eindeutig, als sie sich als neue Elfenbeauftragte vorstellt. :)
Das wäre einfacher, wenn ich in der dritten Person geschrieben hätte.
Ich denke aber, daraus, wie die Erzählerin und Conny miteinander umgehen, kann man schon ein bisschen sehen, in welcher Beziehung sie zueinander stehen. An einer Stelle sagt die Erzählerin ja auch, dass sie sich über "die alten WG-Zeiten" unterhalten - ein Hinweis darauf, dass sie früher mal zusammen in einer WG gewohnt haben. Jetzt sind sie halt noch befreundet und sehen sich öfter.

oheim schrieb:
Bei geflügelten Babys denke ich an Engel in der Größe dreijähriger Kinder. Wie winzig sind sie hier? Wie Fliegen oder Spatzen? Babys sind für mich nur positiv und unschuldig. Den Sprung zu "Parasiten" kann ich nicht mitgehen.
Ah, hier zeigt es sich, dass die Leser, die die Originalgeschichte von feirefiz gelesen haben, doch einen Vorteil haben, was die Verständlichkeit angeht. Vielen Dank, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Die "Babys" haben in der Geschichte Das Rübezahlfüllhorn eine viel prominentere Rolle, dort werden sie vom Erzähler als Putten bezeichnet. Du hast völlig Recht, dass der Satz mit den Parasiten ohne den Kontext aus der anderen Geschichte schwer nachvollziehbar ist. An der Stelle muss ich auf jeden Fall etwas tun in der Überarbeitung.

oheim schrieb:
Die Entscheidung, von "Telefon nicht abgenommen" zu "hinfahren und nachschauen", fehlt mir (bin im Lesen zurückgesprungen, um mich zu vergewissern).
Conny hat ja im Gespräch bereits angedeutet, dass sie befürchtet, ihr könnte etwas passieren, wenn sie das Abo kündigt, so wie einigen anderen Leuten, von denen sie gehört hat. Deshalb ist die Erzählerin gleich alarmiert, als sie sich nicht mehr meldet, und macht sich sofort auf den Weg zu ihr. Aber du hast schon recht, an der Stelle kann man einen extra-Satz einbauen, damit es weniger sprunghaft wirkt.

oheim schrieb:
Habe ich zu dem Zeitpunkt nicht verstanden, mit wem anlegen? Bist Du zu diesem Zeitpunkt nicht nur bei der Frage: "Wo ist Conny?"
An diesem Punkt ist die Erzählerin zu dem Schluss gekommen: Hinter dem Füllhorn steht tatsächlich eine übernatürliche Macht (mit der sie sich nicht anlegen möchte) - weil sie Zeuge von etwas geworden ist, was sie sich nicht anders erklären kann, und sie ist überzeugt davon, dass diese Macht für Connys Verschwinden verantwortlich ist, weil Conny diese Befürchtung geäußert hat. Das Ziel ist natürlich, dass der Leser zu denselben Schlüssen kommt, wenn er an der Stelle ist. Das werde ich mir beim Überarbeiten auch noch mal anschauen, wie ich das besser rausarbeiten kann.

oheim schrieb:
Welchen anderen Weg? Habe ich erst beim späteren Lesen verstanden, dass der erste Weg gewesen wäre, durch das Loch zu krabbeln. Vielleicht mit dem Leser diese Überlegungen teilen? Und was ist das überhaupt für ein Loch? Schwarz? Kann ich reinrufen? Riecht es? Ist es kalt?
Du hast Recht, ich bin über das Loch ziemlich schnell hinweggegangen. Auch das ist etwas, was in der Originalgeschichte stärker beschrieben wird. An diesen Stellen habe ich vielleicht unbewusst besonders auf die Tube gedrückt, weil ich nicht wollte, dass die Szenen wirken wie vom Original abgekupfert. Aber das ist natürlich für Leser, die die andere Geschichte gar nicht gelesen haben, ein bisschen unfair, weil es das schwer macht, der Handlung zu folgen. Das gehört auch auf die Überarbeitungsliste.

oheim schrieb:
Was steckt sie ein? Ein rostiges altes Krimskrams-Ding? Darüber stolpere ich. Das Hufeisen beim Namen nennen?
Da war ich beim Schreiben schon unsicher, ob ich das so machen soll. Ich weiß nicht, ob es dafür einen bestimmten Begriff gibt, aber man findet das öfter in Geschichten, dass in Bezug auf einen Gegenstand, der später eine wichtige Rolle spielen wird, erst mal ein bisschen geheimnisvoll getan wird, also der Erzähler erwähnt den, sagt aber noch nicht genau, worum es geht. Vielleicht ist das ein bisschen Effekthascherei. Da überlege ich noch, vielleicht ist es wirklich besser, gleich zu sagen, worum es sich handelt.
Ich wollte es an der Stelle noch nicht offenlegen, weil ich dachte, das macht es vielleicht zu vorhersehbar, wofür es zum Einsatz kommen wird. Wobei das wahrscheinlich unbegründet ist. Ich beziehe mich da auf die Vorstellung, dass Eisen ein geeignetes Mittel ist, um Elfen zu bekämpfen oder fernzuhalten. Aber ich glaube, das ist gar nicht so bekannt. Das ist zwar ein alter Volksglaube, aber ich kenne die Idee eigentlich aus Lords & Ladies von Terry Pratchett.
Beim Schreiben dachte ich mir halt, sie muss irgendwas aus Eisen dabei haben, um es in dieser Konfrontation zum Einsatz zu bringen, das heißt für mich war an der Stelle ganz klar, wie das weitergehen muss. Aber die Befürchtung, dass jeder Leser da sofort denkt "ah, ein Hufeisen! Das heißt, die geht Elfen verdreschen!" war wohl ziemlich weit hergeholt. :)

oheim schrieb:
Eine sehr interessante und überraschende Geschichte. Mir gefallen Gemüsekiste, Füllhorn, "totgekochte Maden mit ihren kleinen braunen Köpfchen", Ich-Erzähler-Perspektive, ein offenes Ende und ...

Freut mich sehr, dass du der Geschichte etwas abgewinnen konntest, obwohl sie an manchen Stellen nicht ganz einfach zu verstehen ist, wenn man das Original nicht kennt. Dein Kommentar hat mir sehr geholfen, die Schwachstellen für die Überarbeitung zu finden, vielen Dank dafür!

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Perdita,

ich habe die Geschichte auch gern gelesen. Sie hat mich auf jeden Fall unterhalten und auch der Spannungsbogen sitzt. Die Geschichte mit dem Original zu vergleichen, mag ich nicht. Es ist ja irgendwie auch eine ganz andere, auch wenn man die Inspirationsquelle nicht abstreiten kann. Aber genau darum geht es bei dem Spiel ja auch.

Ich sag nur ganz kurz noch was inhaltliches, weil ich mich dann ausführlicher dem Stil widmen möchte.

Du sagst:

Meine eigene (die nicht unbedingt "richtiger" sein muss, nur weil ich die Geschichte geschrieben habe ) geht eher dahin, dass Conny und die anderen Kistenabonnenten durchaus noch am Leben sein könnten. Die Rüben-Conny ist aus meiner Sicht ein Täuschungsmanöver, eine Art Wechselbalg sozusagen, die soll die Protagonistin einfach dazu bringen, den Hof zu verlassen.

Davon steht ja irgendwie gar nichts im Text. Und darauf kommt man auch nur, wenn man die Rübezahlgeschichte so präsent hat wie Du oder eben Geschichten mit diesem Motiv - wie Du siehst, sind wir alle nicht vorbelastet genug oder unwissend, aber klingt so abwertend sich selbst gegenüber :). Das Conny nicht Conny ist, sondern eine Mogelpackung, ich glaub, da bräuchte es wirklich so ein bis zwei Hinweise, fände ich aber sehr witzig - so eine Rübenmogelconny. Allerdings bräuchte es in Wahrheit mindestens ein bis zwei Absätze mehr, aber ich finde das Ende auch so gut. Bisschen flott, aber zumindest bei mir war es ein "Huch? Soso."

Jetzt zu den Dingen, die ich mir während des Lesens angemalt habe. Irgendwo schreibst Du auch, Du konntest es wegen der Eile noch nicht überarbeiten und vielleicht sage ich jetzt lauter Kram, der Dir eh unter gekommen wäre. Ich mach es trotzdem :p.

Ich will keine Gemüsekiste. Ich habe mir schon Plastiktüten abgewöhnt und Coffee to go, ich fahre mit dem Rad zur Arbeit und fliege nicht in den Urlaub. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein.
Als ich zur Schule ging, hatten meine Eltern eine Kiste abonniert. Einmal war Blumenkohl dabei, ...

Kleine Umstellung und somit geschmeidiger Übergang:
Ich habe mir schon Plastiktüten abgewöhnt und Coffee to go, ich fahre mit dem Rad zur Arbeit und fliege nicht in den Urlaub. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Ich will keine Gemüsekiste!
Als ich zur Schule ging, hatten meine Eltern eine Kiste abonniert. Einmal war Blumenkohl dabei, ...

Ich war ja kein besonders mäkliges Kind, aber der Anblick machte mich dann doch skeptisch.
Schreckliches Füllsel.

Immer wenn ich das Wort Gemüsekiste höre, muss ich wieder an die vielen totgekochten Maden und ihre kleinen braunen Köpfchen denken.

Hier haben wir Füllsel und doppelte Verniedlichung (kleinen + Köpfchen) Der Satz ist so geil, sag das doch klar und deutlich und nimm ihm nicht die Schärfe:
Immer wenn ich das Wort Gemüsekiste höre, muss ich an die totgekochten Maden und ihre braunen Köpfchen denken.

Nächster Satz, ähnlich:

Mittlerweile sagen die Experten, dass Insekten vielleicht die Proteinquelle der Zukunft sind, aber für mich als Vegetarierkind war die Geschichte ein bisschen traumatisch.

Mittlerweile sagen die Experten, Insekten seien die Proteinquelle der Zukunft, aber für mich als Vegetarierkind war die Geschichte traumatisch.

Experten sagen es nicht "vielleicht" (auch wenn das vielleicht wahr ist) und lass sie ruhig traumatisiert sein, nicht nur so ein ganz klein wenig.
Wenn man auf "dass" verzichten kann, ist immer schöner (und Du benutzt es sehr häufig). Ich sag nicht, geht gar nicht, ich sage nur, ist eine langweilige Satzkonstruktion die in ihrer Häufigkeit sehr uninspiriert wirkt.

Sie hätte mir doch einfach sagen können, dass sie krank war/ist, denke ich, aber vielleicht wollte/will sie es nicht zugeben, weil sie ja immer/stets behauptet, durch (ihre ganzen) Kräutertees wäre ihr Immunsystem so gut wie unfehlbar.
Für einen Moment sieht es aus, also ob sie mich nicht hereinlassen wollte/will.

Zeitenteufelchen. Und wenn man "immer" gern verwendet, dann auch gern mal durch "stets" ersetzen ;). Meistens geht es aber auch ganz ohne "immer".

Dann sagt sie „Komm, ich mache Tee“, und führt mich ins Wohnzimmer.

Ich liebe diese Teeszene! Das ist meine Lieblingsstelle gewesen.

Ich bleibe (sitzen) und trinke meinen Tee aus, aber dann wird es mir zu blöd, und ich folge ihr.

Pass auf deine "dann" auf. Das sind kleine Maden mit braunen Köpfen, ich schwöre!

Ich bleibe und trinke meinen Tee aus. Als mir das Warten zu blöd wird, folge ich ihr.

Ich sehe, dass aus Connys Küchenwand ein Füllhorn ragt, und dass darunter ein großer Erdhaufen liegt. Ich sehe, dass Conny am offenen Fenster steht und wie verrückt mit einem Geschirrtuch wedelt. Und ich sehe etwas, für das mein Gehirn verzweifelt nach einer rationalen Erklärung sucht, bis ich aufgebe und akzeptiere, dass es sich wirklich um winzige geflügelte Babys handelt.

Kann man jetzt als stilistisches Mittel auslegen, aber wir haben schon das "Ich sehe" an den Satzanfängen und eigentlich wäre das auch genug.

Ich sehe ein Füllhorn aus Connys Küchenwand ragen, darunter ein großer Erdhaufen. Ich sehe, Conny am offenen Fenster stehen und wie verrückt mit einem Geschirrtuch wedeln. Und ich sehe etwas, für das mein Gehirn verzweifelt nach einer rationalen Erklärung sucht, bis ich aufgebe und es akzeptiere. Es sind wirklich winzige geflügelte Babys.

„Was war in dem Tee?“, frage ich.
...
„Conny! Was war in dem Scheiß-Tee?“
„Verbene glaube ich ...

:lol:

Ich rufe sie jeden Tag an, um mich zu vergewissern, dass es ihr gut geht. Und es scheint so, als würde sie sich nach der Entscheidung viel besser fühlen. Aber es kommt der Tag, an dem sie nicht abnimmt.
Ich habe noch den Schlüssel, weil ich immer ihre Pflanzen gieße, wenn sie mal weg fährt.
Ihre Wohnung ist leer und riecht seltsam. Also, seltsamer als sonst.
In der Küchenwand ist ein Loch.

Sicher das hier jeder Satz eine eigene Zeile braucht?

Zu meiner Erleichterung passe ich nicht durch die Öffnung. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als einen anderen Weg zu suchen.

Warum eigentlich nicht. Das fände ich viel cooler und logischer, wenn sie so auf das Feld gelänge, als über eine Internetseite ohne Impressum, dafür mit Wegbeschreibung oder Adresse. Ich finde, sie sollte durchs Horn reisen.

Ich stecke es ein, obwohl es meine Tasche ausbeult.

So sind Mädchen. Hehe. Scheint irgendwie wichtig, aber beult die Tasche aus :D.

So, das sollte reichen. Manchen Zeilenumbruch fand ich im weiteren noch unnötig. Nimmt Dir ein wenig den Fluss.
Ich hab auch nicht jedes: dann + immer + dass angemalt, da könnte man noch, sofern man wollte.

Danke für die feine Unterhaltung. Idee wäre ausbaufähig, nach der Reise durchs Rübezahlhorn könnte ein tolles Märchen kommen. Könnte. Muss aber nicht ;).

Gern gelesen. Lieben Gruß, Fliege

 

Hallo Fliege,

Fliege schrieb:
ich habe die Geschichte auch gern gelesen. Sie hat mich auf jeden Fall unterhalten und auch der Spannungsbogen sitzt.

Super, das freut mich. :)

Fliege schrieb:
Die Geschichte mit dem Original zu vergleichen, mag ich nicht. Es ist ja irgendwie auch eine ganz andere, auch wenn man die Inspirationsquelle nicht abstreiten kann. Aber genau darum geht es bei dem Spiel ja auch.

Ja, ich bin mit der Geschichte auch erst zurecht gekommen, als es mir langsam gedämmert hat, dass die ganz anders werden muss. Ich kann keine feirefiz-Geschichte schreiben, also muss ich Perdita-Geschichten schreiben. :)

Fliege schrieb:
Davon steht ja irgendwie gar nichts im Text. Und darauf kommt man auch nur, wenn man die Rübezahlgeschichte so präsent hat wie Du oder eben Geschichten mit diesem Motiv - wie Du siehst, sind wir alle nicht vorbelastet genug oder unwissend, aber klingt so abwertend sich selbst gegenüber
Es ist schon im Text - Novak hat ja einige Stellen rausgesucht, die das zeigen. Aber man liest es wohl wirklich nur dann so, wenn man die Intention schon kennt. Ich überlege noch, was ich da mache. Im Prinzip finde ich es okay, wenn die Leser das Ganze anders verstehen, aber vielleicht finde ich auch noch eine Möglichkeit, es deutlicher zu machen, wie es gemeint war. Zu "vorgekaut" will ich es halt auch nicht haben, da ist es mir eigentlich lieber, wenn es anders interpretiert wird. Aber ich habe schon überlegt, da ich das Ende ja auf jeden Fall etwas weniger hektisch gestalten muss, ob ich die Erzählerin etwas in der Richtung sagen lasse, dass sie noch einen weiteren Versuch unternehmen will, die echte Conny zu befreien. Dann wäre es ja eindeutig, dass es sich bei der verzauberten Rübe um ein Double gehandelt hat. Mal schauen, ob sich das beim Schreiben gut anfühlt ...

Fliege schrieb:
Kleine Umstellung und somit geschmeidiger Übergang:
Vom Kopf her finde ich den Änderungsvorschlag nachvollziehbar, aber mein Bauch sagt nein. Aus irgendeinem Grund hänge ich daran, dass der erste Satz "Ich will keine Gemüsekiste" lautet. :)

Mit den Füllseln und der Häufung von "dass"-Sätzen und und "danns" gebe ich dir absolut Recht, das muss ich bei der Überarbeitung auf jeden Fall beachten. Der Text ist wirklich relativ ungeschliffen, weil ich beim Schreiben nur "Hauptsache fertig werden" gedacht habe.

Fliege schrieb:
Ich liebe diese Teeszene! Das ist meine Lieblingsstelle gewesen.
Ja, die mag ich auch gern :D

Fliege schrieb:
Warum eigentlich nicht. Das fände ich viel cooler und logischer, wenn sie so auf das Feld gelänge, als über eine Internetseite ohne Impressum, dafür mit Wegbeschreibung oder Adresse. Ich finde, sie sollte durchs Horn reisen.
Hmmm ... jetzt wo du es sagst, weiß ich auch nicht, warum ich das nicht gemacht habe. Ich glaube, weil die Erzählerin halt so rational drauf ist, da dachte ich, es passt eher zu ihr, nach einer richtigen Adresse zu suchen und so. Aber eigentlich hast du recht.

Zeilenumbrüche sind auch sehr gehäuft, das stimmt. Das nehme ich mir auch vor.

Vielen Dank für deinen Kommentar, den fand ich extrem hilfreich. Und die Idee mit der Reise durch das Füllhorn motiviert mich auch sehr, möglichst bald die Überarbeitung zu machen. Ich glaube, das ist wirklich besser.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Perdita,

das war meine zweite Schande im diesjährigen Copywrite, dass ich meine eigene Kopie nicht kommentiert habe, obwohl ich sie nach dem Einstellen sofort ganz gierig verschlungen habe.
Und ich hab mich so gefreut, dass es endlich mal das Rübezahlfüllhorn war. Ich hab mich immer gewundert, warum diese Steilvorlage bisher niemand genutzt hat, denn es hat mich selbst immer brennend interessiert, wo das Horn hinführt. Deshalb hab ich auch weltenläufers Froschmann gewählt. Weil ich mehr über diese phantastische Froschwelt im Pool erfahren wollte.

Der Anfang hat mir am allerbesten gefallen.

Ich will keine Gemüsekiste. Ich habe mir schon Plastiktüten abgewöhnt und Coffee to go, ich fahre mit dem Rad zur Arbeit und fliege nicht in den Urlaub. Aber irgendwann muss auch mal Schluss sein.
Da hast Du das schon genau so kontextualisiert, wie ich mir das gedacht hatte. Man will ja gut sein und seinen Teil beitragen, aber irgendwo ist dann auch Schluss.

Immer wenn ich das Wort Gemüsekiste höre, muss ich wieder an die vielen totgekochten Maden und ihre kleinen braunen Köpfchen denken. Mittlerweile sagen die Experten, dass Insekten vielleicht die Proteinquelle der Zukunft sind, aber für mich als Vegetarierkind war die Geschichte ein bisschen traumatisch.
Und das ist meine Lieblingsstelle.

„Conny“, sage ich. Mehr fällt mir fürs Erste nicht ein.
:D

aber vielleicht wollte sie es nicht zugeben, weil sie ja immer behauptet, durch ihre ganzen Kräutertees wäre ihr Immunsystem so gut wie unfehlbar.
kenn ich. Das ist wie bei Leuten mit MacBook, denen es irgendwie gelingt, jeden Defekt als Ausnahme zu verkaufen, der nicht in die Fehlerstatistik eingehen sollte.

Ich würde gern darüber lachen, so wie über ihre Mondkalenderphase. Leider habe ich die fliegenden Babys mit eigenen Augen gesehen. Und wer sich nicht an die Naturgesetze hält, wird wahrscheinlich auch andere brechen. Aber so kann es auf keinen Fall weiter gehen. Früher oder später wird es Conny kaputt machen.
„Bestell es ab“, sage ich. „Du hast selbst gesagt, sie sind böse. So was kannst du doch nicht unterstützen.“
Das Argument zieht natürlich bei ihr. Ethischer Konsum.
Auch eine schöne Stelle

Aber was soll ich denn sonst machen? Irgendwas vor das Loch stellen und so tun, als wäre nichts passiert?
:D Guter Konter

Es wird wohl eher eine Vierstundenfahrt. Regionaler Anbau am Arsch.
Da wird ja auch viel Augenwischerei betrieben ;)

„Wir könnten ein Spiel spielen“, schlägt sie vor. „Wenn du mir sagen kannst, wie viele Rüben auf dem Feld sind, darfst du sie mitnehmen.“
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Pflanzen auf dem Feld keine Rüben sind.
„Lasst sie einfach gehen. Ihr habt kein Recht, sie hier festzuhalten.“
Find ich gut, wie Du hier das Märchen einbaust und sie sich so gar nicht an diese Märchen-Logik hält. solche Clashs mag ich. Hatte ich ja auch bei diesem Frosch-Trick

Irgendwie ist alles zu glatt gelaufen.
Ja, also nach dem wirklich schönen Einstand ging mir das dann tatsächlich auch etwas zu umstandslos und hoppladihopp. Ich find ja den Ansatz gut, die Erzählerin hier gegen die Passivität meines Erzählers zu stellen, aber so richtig in Abenteueraktion kommt sie dann doch nicht. Die Rübenzahlgenossenschaft fand ich auch etwas zu zahm. Also die Idee mit der Versklavung ist gut, aber ich hätte mir da vielleicht echt so eine richtige Parallelwelt gewünscht, die noch abgedrehter wäre. Ist halt doof, weil man sich ja zum Hinterbühnenbereich der eigenen Geschichte schon ein paar Gedanken macht und das dann schwer loslassen kann, aber ich hätte mir schon auch die Reise durchs Horn gewünscht, auch wenn die Pragmatik der Internetrecherche natürlich einen schönen Kontrast setzt. Auf die Finte mit dem Wechselbal wär ich auch nie gekommen.

Trotz dieser Abzüge am Ende, hatte ich große Freude beim Lesen. Vielen Dank!

lg,
fiz

 

Hallo Perdita!

Eine derartig niedlich-perfekte und lustige Geschichte zu kopieren - da gehört schon viel Mut dazu, denn eigentlich kann man es nur schlechter machen.

Die Geschichte hat einige Probleme: Zunächst ist der Beginn sehr nahe am Original, zu nahe. Ich hätte da angefangen, wo Fiz´ Geschichte aufhört, dann hättest du dem neuen Teil mehr Raum geben können, denn mir geht das alles auch zu schnell, zum Beispiel bekommt man nicht erzählt, wie das Farmwesen von dem Hufeisen zugerichtet wird. Ist es dann tot oder ohnmächtig, sind da keine anderen von der Sorte? Wie reagieren die anderen Arbeitszombies drauf? Warum nimmt sie nicht alle mit bzw. denkt darüber nach, was mit diesen anderen geschieht? Müssen doch auch Arbeitssklaven gegen ihren Willen sein. Auch erfährt man zu wenig über diese Gegenwelt. Bisschen Nebel und spitze Zähne find ich zu wenig. Auf einmal liegt Conny als Runkelrübe im Bett und man denkt sich, aha, und man weiß nicht, wie und warum?
Das Ganze ist eine Art negatives perpetuum mobile: Diese Genossenschaft Rübezahl verkauft Gemüse liefernde Füllhörner, macht das aber so Angst einflößend, dass die Kunden abspringen, welche dann wiederum mit Frondienst auf den Feldern bestraft werden, auf dem das Gemüse für neue Kunden angebaut wird, die dann wieder abspringen usw.. Hm. Warum das Ganze? Willst du Elfen entlarven? Das ganze Naturmythologie-Zeugs? Natürlichkeitsgläubigkeit? Den Biologiewahn mit dem Fantasy-Wahn koppeln und so entlarven? Ich seh den Kern der Sache einfach nicht.
Fiz´ Geschichte ist eine Satire auf bestimmte Ökotypen, Träumer mit hohen Idealen, die aber mit dem Leben nicht so ganz zurechtkommen. Gegen wen sich bei dir die Geschichte richtet, ist mir nicht so ganz klar, am Anfang so ähnlich wie bei Fiz, aber dann?
Auf jeden Fall war´s aber gut runterzulesen und ich wollte schon wissen, wie das Ganze ausgeht. Leider war´s zu kurz und unbefriedigend.

Gruß
Andrea

 

Hi feirefiz und Andrea,

ich wollte eigentlich meinen nächsten Antwortkommentar hier am liebsten damit beginnen, dass ich die erfolgreiche Überarbeitung der Geschichte verkünde ... aber ich glaube, das braucht noch ein paar Prokrastinationszyklen. Also antworte ich lieber jetzt.
feirefiz:

feirefiz schrieb:
Und ich hab mich so gefreut, dass es endlich mal das Rübezahlfüllhorn war. Ich hab mich immer gewundert, warum diese Steilvorlage bisher niemand genutzt hat, denn es hat mich selbst immer brennend interessiert, wo das Horn hinführt.
Na ja, wie Andrea sagt: Das Rübezahlfüllhorn ist halt eine wirklich tolle Geschichte, die ganz viele hier in sehr positiver Erinnerung haben. Das ist einschüchternd. :)

feirefiz schrieb:
Und das ist meine Lieblingsstelle.
Das ist mir auch wirklich so passiert, und weil mich das Rübezahlfüllhorn an dieses Erlebnis erinnert hat und es hier irgendwie gut gepasst hat, habe ich es mit eingebaut. Endlich mal ein Kindheitstrauma verarbeitet. :D

feirefiz schrieb:
Guter Konter
Ja, ich fürchte, man merkt schon, dass ich deine Geschichte sehr stark im Hinterkopf hatte beim Schreiben. :D

feirefiz schrieb:
Ja, also nach dem wirklich schönen Einstand ging mir das dann tatsächlich auch etwas zu umstandslos und hoppladihopp. Ich find ja den Ansatz gut, die Erzählerin hier gegen die Passivität meines Erzählers zu stellen, aber so richtig in Abenteueraktion kommt sie dann doch nicht. Die Rübenzahlgenossenschaft fand ich auch etwas zu zahm. Also die Idee mit der Versklavung ist gut, aber ich hätte mir da vielleicht echt so eine richtige Parallelwelt gewünscht, die noch abgedrehter wäre. Ist halt doof, weil man sich ja zum Hinterbühnenbereich der eigenen Geschichte schon ein paar Gedanken macht und das dann schwer loslassen kann, aber ich hätte mir schon auch die Reise durchs Horn gewünscht, auch wenn die Pragmatik der Internetrecherche natürlich einen schönen Kontrast setzt. Auf die Finte mit dem Wechselbal wär ich auch nie gekommen.
Das kann ich alles unterschreiben. Ich hoffe, ich kriege es hin, die Reise durch das Horn einzubauen, es würde wirklich besser passen. Die Umsetzung fällt mir schwerer als gedacht, weil die Stelle mit "regionaler Anbau am Arsch" die Lieblingsstelle von meiner Mutter war, und die würde ja wegfallen, wenn sie nicht mit dem Auto zur Rübezahlfarm fährt. Zum Töten meiner eigenen Lieblinge bin ich ja manchmal noch in der Lage, aber die Lieblinge der Mama totzumachen ... das ist echt hart!

feirefiz schrieb:
Trotz dieser Abzüge am Ende, hatte ich große Freude beim Lesen.
Danke, das freut mich riesig.
Andrea H.:

Andrea H. schrieb:
Eine derartig niedlich-perfekte und lustige Geschichte zu kopieren - da gehört schon viel Mut dazu, denn eigentlich kann man es nur schlechter machen.
Na ja, wenn ich so herangegangen wäre, dann hätte ich in jedem Fall vor der Aufgabe kuschen müssen, egal welches Los ich gezogen hätte und egal welche Geschichte ich mir vorgenommen hätte. Es haben so viele extrem gute Leute mitgemacht, dass ich mir eigentlich nirgendwo zugetraut hätte, irgendwas besser zu machen als der Originalautor. Und dann habe ich mich eben für die Geschichte entschieden, die ich am liebsten mochte, weil da die Motivation, damit zu spielen, einfach besonders groß ist.

Andrea H. schrieb:
Zunächst ist der Beginn sehr nahe am Original, zu nahe. Ich hätte da angefangen, wo Fiz´ Geschichte aufhört, dann hättest du dem neuen Teil mehr Raum geben können
Hmm, ich wollte jetzt dagegen argumentieren, aber ehrlich gesagt fällt mir kein gutes Argument ein. Anzufangen, nachdem Conny schon verschwunden ist, hätte wirklich was für sich. Der Anfang ist so, weil meine eigene ambivalente Haltung zu der ganzen Gemüsekistenfrage quasi der Aufhänger war, durch den es mit dem Schreiben überhaupt voranging. Ich hatte vorher einen ganz anderen Ansatz, der überhaupt nicht funktioniert hat. Also du hast Recht, man könnte den Anfang weglassen (wobei ich denke, was "zu nah" am Original ist, ist Geschmackssache, das wäre für mich nicht unbedingt ein Grund, es zu ändern, eher dass es für die Geschichte nicht zwingend gebraucht wird). Aber ich mag den Anfang schon sehr. Ich denke nicht, dass ich den rausschmeiße.
Unabhängig davon muss ich den neuen Teil auf jeden Fall ausführlicher machen, das zieht sich durch alle Kommentare, dass es da Lücken gibt und dass es viel zu schnell abläuft, und ich sehe das auch so. Da habe ich mir wirklich nicht genug Zeit gelassen.

Andrea H. schrieb:
Warum nimmt sie nicht alle mit bzw. denkt darüber nach, was mit diesen anderen geschieht? Müssen doch auch Arbeitssklaven gegen ihren Willen sein.
Die Protagonistin handelt da nicht moralisch, klar. Nur die eine Person zu retten, die sie kennt, obwohl es den anderen offensichtlich genau so geht, ist nicht okay. Aber verständlich finde ich es schon aus ihrer Sicht. Denn da gibt es definitiv noch mehr Elfen, und nur weil sie mit einer fertig geworden ist, heißt das noch lange nicht, dass sie mit einem Schwarm fertig würde. Und in ihr Auto passen auch nicht so viele Leute rein. Wenn es ihr gelungen wäre, die echte Conny zu retten, dann würde die sie auf jeden Fall dazu anstacheln, noch mal rauszufahren und auch den anderen zu helfen. :)

Andrea H. schrieb:
Auf einmal liegt Conny als Runkelrübe im Bett und man denkt sich, aha, und man weiß nicht, wie und warum?
Diese Tauschsache ist echt bei niemandem so angekommen, wie ich es mir vorgestellt hatte, das muss besser werden.

Diese Genossenschaft Rübezahl verkauft Gemüse liefernde Füllhörner, macht das aber so Angst einflößend, dass die Kunden abspringen, welche dann wiederum mit Frondienst auf den Feldern bestraft werden, auf dem das Gemüse für neue Kunden angebaut wird, die dann wieder abspringen usw.. Hm. Warum das Ganze?
Ja, logisch ist das nicht. Aber Elfen sind so. Also ich meine, in Geschichten über Elfen sind die oft tatsächlich so drauf.

Andrea H. schrieb:
Willst du Elfen entlarven? Das ganze Naturmythologie-Zeugs? Natürlichkeitsgläubigkeit? Den Biologiewahn mit dem Fantasy-Wahn koppeln und so entlarven? Ich seh den Kern der Sache einfach nicht.
Fiz´ Geschichte ist eine Satire auf bestimmte Ökotypen, Träumer mit hohen Idealen, die aber mit dem Leben nicht so ganz zurechtkommen. Gegen wen sich bei dir die Geschichte richtet, ist mir nicht so ganz klar, am Anfang so ähnlich wie bei Fiz, aber dann?
Da triffst du wirklich eine Schwachstelle, glaube ich, weil das für mich selbst noch nicht ganz klar war beim Schreiben. Das ist wirklich eine wichtige Frage, was ist eigentlich die Absicht der Geschichte, die muss ich mir noch mal richtig durch den Kopf gehen lassen, bevor ich mit der Überarbeitung fertig werde.

Ich hab jetzt hier eine lange, nicht besonders strukturierte Sammlung von Gedanken - die kannst du ruhig überspringen und darauf hoffen, dass in der nächsten Version der Geschichte das alles vielleicht etwas besser zum Ausdruck kommt. :)

Im Prinzip geht es mir auch um einen bestimmten Typ von Leuten, die total gute Absichten haben, und alles richtig machen wollen. Die kaufen halt in Bioläden ein und reparieren ihren Kram, statt ihn wegzuwerfen, und so weiter. Und wir brauchen wirklich mehr von denen, denn Ende dieses Jahrhunderts wird es zehn Milliarden Menschen geben und viel weniger Ressourcen, und das ist ziemlich beängstigend.

Auf der anderen Seite glauben viele von denen an Sachen wie Chemtrails und daran, dass Impfungen schädlich sind, und sowas geht mir unendlich auf den Wecker. Ich kaufe selber im Bioladen ein, aber ich fremdschäme mich jedes Mal für die Energieheilungsflyer, die da herumliegen.

Also ich will nicht, dass Leute auf solches Mystikgedöns hereinfallen - aber ich will trotzdem, dass Leute Biogemüse kaufen. Und es ist halt oft schwer auseinanderzuhalten, was tatsächlich sinnvoll ist und was Quacksalberei, weil manchmal beides von denselben Leuten verkauft wird.

Und da gibt es oft auch total naive Vorstellungen von Natur, dass da halt alles gut und harmonisch ist und nur der Mensch immer Scheiße baut. In Wirklichkeit ist die Natur, wenn man ihr direkt ausgesetzt ist, grausam und unberechenbar und dreckig, und daran erinnern wir uns bloß nicht mehr so richtig, weil wir überall von Zivilisation umgeben sind.

Und Elfen waren halt immer ein Bild für die zwei Seiten der Natur. Schön und anmutig und weise, und auf der anderen Seite fies, launisch, unlogisch und ohne Achtung vor menschlichem Leben. Deshalb fand ich das passend, dass sie hinter dem Füllhorn stecken.

Also in einem Satz ist das, worauf ich hinaus will, vielleicht: Es ist gut, das Richtige tun zu wollen, aber man muss dabei die Augen offen halten. Die Geschichte hat vielleicht das Problem, dass ich der "Zielgruppe" nicht wirklich weh tun will, weil ich für die große Sympathien habe und mich eigentlich zugehörig fühle ... außer wenn die anfangen, über Esoterik zu reden.
Dadurch ist vielleicht alles etwas unscharf geraten.

Ich weiß nicht, ob ich das jetzt halbwegs sinnvoll formuliert habe. Du forderst mich hier ganz schön, und das finde ich sehr gut und hoffe, dass es am Ende der Geschichte zugute kommt. :)

Andrea H. schrieb:
Auf jeden Fall war´s aber gut runterzulesen und ich wollte schon wissen, wie das Ganze ausgeht. Leider war´s zu kurz und unbefriedigend.

Es wird auf jeden Fall länger werden, und hoffentlich auch befriedigender. Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

 

Hallo Perdita

Ich tu mich etwas schwer mit der Geschichte. Auf der einen Seite finde ich die Idee gut, den Ursprüngen des Füllhorns nachzugehen und das Original auf diese Art zu erweitern. Auf der anderen Seite ist dies jedoch der Hauptaspekt deines Textes, und dafür ist der Teil inhaltlich einfach zu knapp.

Ich bin gut reingekommen in den Text, finde die Erzählstimme sympathisch. Mir hat auch die Anekdote über den Blumenkohl zu Beginn gut gefallen.

aber für mich als Vegetarierkind war die Geschichte ein bisschen traumatisch.

Das macht die Ablehnung gegen die Gemüsekiste verständlich.

Auch wenn die Geschichte nicht sehr dialoglastig ist, finde ich die Chemie zwischen der Erzählerin und Conny angenehm. Auch das Tempo hat mir gut gefallen, da sind keine Längen drin, ebensowenig wie stilistische Schwächen, die mir beim Lesen ins Auge gefallen wären. Der Text ist wirklich angenehm zu lesen, und das jetzt nicht im Sinne von "nett" oder "brav", sondern im Sinne von "flüssig".

Meine Kritik richtet sich daher auch auf den Inhalt:

Und ich sehe etwas, für das mein Gehirn verzweifelt nach einer rationalen Erklärung sucht, bis ich aufgebe und akzeptiere, dass es sich wirklich um winzige geflügelte Babys handelt.

Ich weiß, das ist aus dem Original entnommen, aber ich kann mit diesem Bild einfach nichts anfangen. Für mich ist diese Vorstellung einfach zu absurd. Im Original haben die Putten ja auch mehr Platz bekommen, du belässt es bei dieser einen Erwähnung, und da frage ich mich, warum nimmst du das überhaupt in den Text? Welche Bedeutung haben die bei dir? Oder anders gefragt, was geht verloren, wenn die "geflügelten Babys" fehlen? Die haben sich bei fiz einfach besser in den Text eingefügt, aber ich will deinen Text auch nicht auf Teufel komm raus mit dem Original vergleichen - aber wenn man ihn als eigenständige Geschichte betrachtet, dann macht das mit den Babys einfach keinen Sinn. Vielleicht bräuchtest du mehr von diesen absurden Einfällen, aber ich finde den Text - selbst das Ende - eine Spur zu rational (ja, vielleicht auch zu konventionell), die Babys passen da einfach nicht rein.

Ich würde das komplett streichen. Du findest sicher einen anderen glaubhaften Grund für eine Kündigung.

„Den Leuten, die es abbestellen, passiert etwas“, sagt sie. „Die Frau, die mir das Faltblatt gegeben hat, ist weg. Und der Jan Schneider, erinnerst du dich? Der ist schon seit Monaten verschwunden.“

Das ist nicht nur eine schöne Referenz auf das Original, sondern auch der Kern, um den sich dein Text dreht. Das ist spannend, und dieser Frage geht der Text jetzt nach.

Ich habe in deinem Kommentar gelesen, wie die Geschichte gemeint ist. Das ist eigentlich auch eine tolle Idee, dass du hier Elemente der Rübezahl-Sage einbaust, ich hab sowas sehr gern, kenne mich beim Rübezahl aber leider auch zu wenig aus. Ich hab das beim ersten Lesen nicht kapiert, dass es sich um eine Kopie handelt. Novak hat entsprechende Stellen markiert, aber die reichen in meinen Augen nicht, weil sie einfach auch darauf hindeuten könnten, dass Conny - verständlicherweise, bei ihren Erlebnissen - verwirrt und durch den Wind ist.

So wird die Idee nicht vernünftig transportiert, und das ist schade, weil es eine tolle Idee ist. Aber Rübezahl ist dazu vielleicht zu wenig präsent, vielleicht könntest du das irgendwie in den Text einbauen. Conny und die Erzählerin sitzen zusammen, sehen den Namen und eine von beiden erzählt dann etwas von der Sage - oder so. Ich weiß, du willst das nicht vorkauen; aber du hast nunmal eine Perspektive gewählt, bei der sich das anders kaum vernünftig einbauen lässt. Und ohne diesen Teil riskierst du eben, dass es nicht richtig ankommt.

Inhaltlich geht das auch alles relativ schnell am Ende - auch ziemlich problemlos. Das Ausschalten der Zwergin, die Flucht von dem Hof, das handelst du schnell ab. Ich denke gerade an diesen Stellen - der Weg zum Hof, die Beschreibung des Anwesens und der Bewohner - könntest du mehr Details einbauen, die Geschichte einfach noch ein wenig ausschmücken, der Erzählerin Hürden in den Weg stellen. Wenn du die geflügelten Babys beibehalten willst, kannst du ja hier auch noch ähnliche Seltsamkeiten einbauen, dann stechen die Babys vielleicht nicht mehr so raus. In der aktuellen Version wirkt das noch mehr wie ein Gerüst, ich denke, da kann noch mehr Fleisch ran.

Insgesamt finde ich die Idee interessant. Der Text funktionierte für mich als Ergänzung zum Original besser wie als eigenständige Geschichte, weil du einer Frage nachgehst, die das Original verschweigt - diese aber in meinen Augen nicht zufriedenstellend beantwortest. Es geht zu schnell, und die Parallelen zur Rübezahl-Sage sind an mir vorbeigerauscht.

Sprachlich hat es mir aber gut gefallen. Da sind wirklich auch einige witzige Stellen dabei:

Ihre Wohnung ist leer und riecht seltsam. Also, seltsamer als sonst.

Käme ich schneller voran, wären es gut zwei Stunden, aber das würde voraussetzen, dass nicht ständig einer dieser verdammten Trecker vor mir herfährt, und immer so, dass ich nicht überholen kann. Es wird wohl eher eine Vierstundenfahrt. Regionaler Anbau am Arsch.

Wie gesagt, ich mochte die Erzählerin und die Stimme, in der sie erzählt. Ich denke mit der einen oder anderen Überarbeitung kannst du den Text noch eigenständiger machen, dass er wirklich auch losgelöst vom Original funktioniert.

Grüsse,
Schwups

 

Hallo Schwups,

Danke fürs Lesen und die völlig berechtigte Kritik. :)

Ich sehe das mittlerweile auch, dass ich mich hier viel zu sehr am Geländer festgehalten habe beim Schreiben. Leser, die den Originaltext nicht gelesen haben, stoßen definitiv auf Sachen, die nicht nachvollziehbar sind.
Möglicherweise ist das eine Art Berufskrankheit. Ich musste schon öfter Fördermittelanträge für Projekte schreiben. Da ist immer der erste Schritt, dass man sich die Förderrichtlinien ganz genau durchliest, um sicherzugehen, dass man alle Kriterien befolgt. Und als ich beim Copywrite mitgemacht habe, hab ich mir auch als erstes ganz aufmerksam die Aufgabenstellung durchgelesen. Und da steht am Anfang: Die Handlung soll im großen und ganzen gleich ablaufen.

Nun wusste ich natürlich, dass sich das Spiel inzwischen weiterentwickelt hat, und es viel mehr darum geht, aus den Motiven und Ideen der ursprünglichen Geschichte etwas neues zu basteln, und das ist ja eigentlich auch viel reizvoller. Aber irgendwie hat das noch im Hinterkopf gesteckt. Ich war auch ziemlich unsicher am Anfang, ich hatte das ja vorher noch nie gemacht und ich hatte so ein Gefühl, mehr Verantwortung zu tragen als sonst, weil ich auf einem anderen Text aufgebaut habe. Als ob man eine fremde Wohnung hüten und sich in Acht nehmen müsste, ja nichts umzuwerfen oder dreckig zu machen. :)

Wenn es eine neue Copywriterunde gibt, will ich auf jeden Fall wieder mitmachen und ich glaube, dann werde ich auch viel entspannter sein.

Aber natürlich fühle ich mich auch in der Pflicht, diese Geschichte auf Vordermann zu bringen.
Jetzt habe ich aber zur Zeit ein totales Luxusproblem: Ich bin grade regelrecht überschwemmt von neuen Ideen. Ich habe eben mal gezählt, es sind inzwischen sechs Ideen, wo ich entweder schon einen Teil vom Text geschrieben habe oder eine sehr detaillierte Vorstellung von einer Geschichte im Kopf. Wenn ich nicht bald wenigstens ein paar davon umsetze, habe ich das Gefühl, ich platze bald. Bisher war einfach nicht genug Zeit, in den nächsten Wochen sieht es glücklicherweise besser aus. Aber diese Ideen - mindestens eine davon - werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach vordrängeln.

Natürlich ist das eine Ausrede, und ich habe bisher bei fast jeder meiner Geschichten die Überarbeitung mit genau solchen Ausreden auf die lange Bank geschoben, bis sie auf der anderen Seite runtergerutscht ist ... und ich will auf keinen Fall, dass das hier auch passiert, weil ich glaube, die Geschichte verdient es, dass diese Schwächen ausgebügelt werden. Deshalb bin ich froh, dass die Kommentare immer wieder in das gleiche Horn stoßen. Das Forum ist wie ein Coach, und auch wenn ich wahrscheinlich nie Textüberarbeitungschampion werde, nehme ich mir trotzdem fest vor, dass ich das Training in Zukunft nicht mehr schwänze! :)

Schwups schrieb:
Auch wenn die Geschichte nicht sehr dialoglastig ist, finde ich die Chemie zwischen der Erzählerin und Conny angenehm. Auch das Tempo hat mir gut gefallen, da sind keine Längen drin, ebensowenig wie stilistische Schwächen, die mir beim Lesen ins Auge gefallen wären. Der Text ist wirklich angenehm zu lesen, und das jetzt nicht im Sinne von "nett" oder "brav", sondern im Sinne von "flüssig".
Schön, das zumindest der Aspekt zu funktionieren scheint. Es hat auch Spaß gemacht, das zu schreiben. Ich bin an den Stellen, die irgendwie schwierig waren, einfach zu schnell vorgeprescht, damit ich schnell fertig werde.

Schwups schrieb:
Ich weiß, das ist aus dem Original entnommen, aber ich kann mit diesem Bild einfach nichts anfangen. Für mich ist diese Vorstellung einfach zu absurd. Im Original haben die Putten ja auch mehr Platz bekommen, du belässt es bei dieser einen Erwähnung, und da frage ich mich, warum nimmst du das überhaupt in den Text?
Du hast Recht. Das ist eine Stelle, wo ich den Kritikpunkt "zu nah am Original" wirklich verstehen kann. Das kann für Leute, die das Rübezahlfüllhorn nicht kennen, überhaupt nicht funktionieren, und für die, die es kennen, funktioniert es auch nicht besonders gut. Und ich stelle jetzt auch fest, ich brauche das gar nicht. Die Funktion der kleinen Biestern ist ja letztendlich nur, zu demonstrieren, dass das Füllhorn etwas Übernatürliches und Unheimliches ist. Und die Funktion kann ohne weiteres etwas anderes übernehmen - wer sagt, dass alle Kunden der Rübezahlfarm genau die gleichen "Nebenwirkungen" erfahren müssen? Niemand, nur meine eigene Unsicherheit hat das behauptet. :rolleyes:

Schwups schrieb:
Ich habe in deinem Kommentar gelesen, wie die Geschichte gemeint ist. Das ist eigentlich auch eine tolle Idee, dass du hier Elemente der Rübezahl-Sage einbaust, ich hab sowas sehr gern, kenne mich beim Rübezahl aber leider auch zu wenig aus.
Ja, ich predige in meinen Kommentaren immer: Denkt dran, dass der Leser nur sieht, was auf dem Papier steht, nicht was ihr im Hinterkopf habt. Und hier hab ich genau diesen Fehler gemacht. Dass die Rübezahlgeschichten nicht so universell bekannt sind wie zum Beispiel Grimms Märchen, hätte ich berücksichtigen müssen.

Schwups schrieb:
Ich hab das beim ersten Lesen nicht kapiert, dass es sich um eine Kopie handelt. @Novak hat entsprechende Stellen markiert, aber die reichen in meinen Augen nicht, weil sie einfach auch darauf hindeuten könnten, dass Conny - verständlicherweise, bei ihren Erlebnissen - verwirrt und durch den Wind ist.
Ja, Novak hat die Stellen ja auch erst gefunden, nachdem ich gesagt habe, wie es gedacht war. Ohne dieses Wissen ist es wohl schwierig bis unmöglich, darauf zu kommen. Ich denke, ich werde nicht darum herumkommen, im Text direkt zu sagen, dass es diesen Tausch gegeben hat, sonst bleibt das ein Insidergag. In "Jonathan Strange & Mr. Norrel", wo dieses Motiv "Elfen entführen jemanden und tauschen sie gegen eine kurzlebige Kopie aus" auch vorkommt, ist es für den Leser dadurch offensichtlich, dass man im Text erfährt, wo sich die Originalperson befindet.

Die Rübezahlsage direkt einzubauen ... hmm, unmöglich wäre das nicht, wenn der Name nun mal schon im Raum steht, ich könnte es mir durchaus vorstellen. Aber ich fände es auch nicht so schlimm, wenn das nicht direkt präsent ist im Text. Wichtig wäre mir vor allem, dass klar wird, dass das was die Erzählerin für die gerettete Conny hält, bloß eine verzauberte Rübe war.

Schwups schrieb:
In der aktuellen Version wirkt das noch mehr wie ein Gerüst, ich denke, da kann noch mehr Fleisch ran.
Ja, ehrlich gesagt ist es auch ein Gerüst. Ich hätte mich weniger darauf konzentrieren sollen, wie weit ich die Deadline überzogen habe, und mehr darauf, die Geschichte richtig zu erzählen. :)

Schwups schrieb:
Sprachlich hat es mir aber gut gefallen. Da sind wirklich auch einige witzige Stellen dabei
Schön, dass es dich trotz allem ein bisschen unterhalten hat. :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom