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Müllgeister

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30.04.2015
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Müllgeister

Müllgeister

Ein Schrei zerschnitt die Stille. Leichenblass um sein Leben flehend war ein schlanker Mann aus seinem Bett aufgesprungen. Schweiß machte sich auf seinem Körper breit. In seinen Augen war der Wahnsinn eingezogen. Roboterhaft bewegte er sich zu seinem Overall, dessen eigentliche Farbe man vor Schmutz nicht mehr erkannte. Mit großer Anstrengung konnte der zu große Overall über seine steifen Gliedmaßen gestreift werden. Mit zitternder Hand steckte der Mann sich eine bunte Vielfalt verschiedener Tabletten in seinen Mund. "Die vertreiben die bösen Geister in mir." Davon war er überzeugt. Schlechte Träume waren für ihn alltäglich. Unsicher stieg er über eine Anzahl an meist defekten Fahrrädern. Die ganze Wohnung glich einem bewohnten Müllhaufen. Die Birne der Lampe flackerte, das Feuerzeug blitzte auf, als der Mann sich eine Zigarette anzündete. So weit man blicken konnte Kisten, Fahrräder Lampen und noch eine Menge Unrat. Der Mann nannte dies seine Schatzkammer. Er selbst hatte sich den Titel Trödelkaiser gegeben. Dies stand auch auf seinem in die Jahre gekommenen VW, mit dem er Haushalte auflöste. Es war 3:20 Uhr am Morgen, als der Kaiser sich einen Weg durch sein Reich und das entartete Treppenhaus bahnte. Es roch modrig nach alten Büchern. Kisten und Möbel erschwerten ein normales Durchgehen des Objektes. Der selbsternannte Trödelkaiser stieg in seinen VW Kastenwagen; sein Ziel sollte der Sperrmüll in einer Kleinstadt werden. Seine Frau hatte es lange versucht ihm zu helfen, aber irgendwann konnte sie ihn nicht mehr erreichen und verließ ihn. Ihr Mann lebte in seiner eigenen Welt. Genießen konnte er die Stille in den Orten, die er durchfuhr, zu so früher Stunde. Er hatte die Seitenscheibe geöffnet und hörte das Gezwitscher der Vögel. Der Trödelkaiser bog in die Strasse ab; am Rand stand ein Kleintransporter. Er erkannte, als er näher kam, das es das Fahrzeug des hier in Kreisen der Suchenden bekannt war als das des Kalifen. "Scheiße" schrie er. Der Futterneid hatte seine Stimmung gekippt. Trödelkaiser mochte den Kalifen nicht, der um die Mittagszeit seinen Teppich nach Mekka ausrichtete. Er fuhr auf das Fahrzeug des Kalifen zu und blieb unmittelbar vor ihm stehen. Wut stieg in ihm auf, er öffnete das Seitenfenster ganz und begann seiner inneren Wut Luft zu machen. "Du scheiß Kameltreiber, was willst du schon hier? Lass deine Finger von meinem Zeug, sonst schicke ich dich in die Wüste." Der Kalif, ein ruhiger, besonnenener Zeitgenosse, ließ sich nicht beeindrucken. "Lieber Freund, es ist genug da für uns Alle!" Des Kaisers Gesichtszüge verfinsterten sich zunehmend, derFutterneid machte ihn blind. Er brummelte etwas vor sich hin, der Kalif schnappte folgenden Wortfetzen auf. "Scheiß K......, sollte man alle rausschmeißen aus Deutschland!" Der Kalif hatte Mitleid mit ihm; er hatte ihm in die Augen gesehen. "Ich habe marokkanischen Minztee dabei. Lasse uns einen trinken und reden", schlug er ihm vor. Unerwartet für den Kalifen willigte er ein. Sie stellten zwei Stühle an den Straßenrand, der Kalif strahlte RUHE aus. Es war ihm sogar egal, ob hier eine Polizeistreife auftauchen würde. Das er vielleicht helfen konnte war ihm wichtig. "Ich habe in meinem Land in einem Büro gearbeitet." erzählte der Kalif und goß Tee ein. "Hier habe ich keine Möglichkeit gefunden, um eine Arbeit zu finden. Ich habe 5 Kinder und meine Schwiegereltern leben bei uns. So habe ich angefangen zu sammeln und wieder zu verkaufen. Wie bist du dazu gekommen mein Bruder?" Es blieb lange still. Leichenblass war der Trödelkaiser geworden. "Ich sammle weil eine innere Stimme mir das sagt. Versucht habe ich schon oft davon loszukommen, aber ich schaffe es nicht. Meine Wohnung ist ein wachsender Müllhaufen." Er begann zu weinen; das brachte ihm Erleichterung. "Du mußt in eine Therapie gehen, allein ist es schwer so etwas zu schaffen. So etwas ist keine Schande." "In eine Anstalt gehe ich nie." schrie der Trödelkaiser. "Für die Gesellschaft nicht mehr tragbar und weggeschlossen." "Nein, nein, du bist doch ein netter Kerl, so habe ich das nicht gemeint. Wenn du es möchtest, helfe ich dir deine Wohnung in Ordnung zu bringen." Wieder wetterte der Kaiser los. "Du bist ja ganz ein Schlauer. Mir meine Schätze abjagen und dann weiterverkaufen." Er war aufgesprungen und wollte gehen. "Warte mein Bruder, sage mir fühlst du dich wohl in deiner Wohnung?" Der Trödelkaiser dachte an seine schlimmen Träume. Stühle rannten auf ihn zu, das Elektrokabel einer Lampe hatte sich um seinen Fuß gewickelt und zog ihn ins Dunkle. "Das ist fast jede Nacht so, das macht mich fertig. Ich nehme Tabletten aber nichts hat sich geändert." "Das braucht Zeit und geht nur in kleinen Schritten", antwortete der Kalif. "Ich versuche dir zu helfen. Für mich sind alle Menschen wertvoll, ob sie zu Gott oder Allah beten." Des Trödelkaisers Augen wurden weit aufgerissen; Panik machte sich in ihm breit. Sein Körper fiel in eine Starre. Der Kalif war nicht mehr hier zu sehen. Mit wem hatte er gesprochen? Es wurde dunkel, er glaubte durch eine Flüssigkeit schauen zu müssen. Er vermutete eine Waschmaschine zu erkennen. Es war hell geworden. Emil war wie jeden Mogen mit seinem Hund gassi gegangen. Er wunderte sich, als er einen gut riechenden blauen Overall am Straßenrand fand. Der Duft erinnerte ihn an marokkanische Minze.

 

Hey Heissum50,

war ein schlanker Mann
Das ist mir zu fern. Der schlanke Mann.

... dessen eigentliche Farbe man ...
Dann will ich aber auch die Farbe wissen, die erfährt man erst am Schluss.

großer Anstrengung konnte der zu große Overall
Zwei mal groß im selben Satz, würde ich ändern.

"Die vertreiben die bösen Geister in mir."
Sagt er das denn wirklich? Dann musst du es anders formulieren.
Davon war er überzeugt.
Passt dann nämlich nicht so, finde ich.

Warum waren schlechte Träume für ihn alltäglich(nächtlich)?

Unsicher stieg er über eine Anzahl an meist defekten Fahrrädern.
Klingt komisch. Lass doch das meist weg.

... erschwerten ein normales Durchgehen des Objektes.
Würde ich auch umformulieren.

Selbsternannter Trödelkaiser, benutzt du zwei Mal hintereinander. Das ist okay, wenn du einen Abschnitt an der Stelle machst, dann kommt das besser rüber.

... kam, das es das Fahrzeug ...
dass

derFutterneid
der Futterneid

"Scheiß K......"
Drei Punkte reichen.

... strahlte RUHE aus ...
Ruhe

Wie bist du dazu gekommen mein Bruder?
Wie bist du dazu gekommen(Komma) mein Bruder?

Der Schluss lässt mich irgendwie einfach so dastehen, nichts passiert. Auf jeden Fall mal einen Absatz reinmachen. Und überlegen, was da noch reinpassen könnte.

P. Ramone

 

Hallo Heissum50,

ein paar Abätze in deinem Text wären nicht schlecht, um des Lese(r)vergnügens Willen.

Liebe Grüße
Tell

 

Leichenblass um sein Leben flehend war ein schlanker Mann aus seinem Bett aufgesprungen.

Gefällt mir nicht. Es klingt, als würde er eine Person Namens Leichenblass um sein Leben anflehen, während er aus irgendeinem Grund wie ein besengter aus dem Bett aufspringt. Du könntest die Information, dass er um sein Leben fleht zuerst bringen und danach die Beschreibung folgen lassen. Ändert nix am Flow, liest sich aber besser.

Mit großer Anstrengung konnte der zu große Overall über seine steifen Gliedmaßen gestreift werden.

Das liest sich, als würden es mehrere machen. Irgendwie wie ein Bericht auf RTL.

"Die vertreiben die bösen Geister in mir." Davon war er überzeugt.

Warte mal. Hat der Kerl sich jetzt gezielte Medikamente eingeworfen oder einfach eine Handvoll irgendwas in den Rachen geworfen? Das klingt nicht gesund.

Die Birne der Lampe flackerte, das Feuerzeug blitzte auf, als der Mann sich eine Zigarette anzündete.

Wenn das eine nichts mit dem anderen zu tun hat, sind das zwei verschiedene Sätze - oder flackert die Lampe auf, weil das Feuerzeug irgendwie eine elektrostatische Ladung abgibt?

So weit man blicken konnte Kisten, Fahrräder Lampen und noch eine Menge Unrat.

"Soweit man blicken konnte" klingt an dieser Stelle fehlleitend. Als wäre seine Bude 5000km² groß.

Dies stand auch auf seinem in die Jahre gekommenen VW, mit dem er Haushalte auflöste.

Auch das klingt schräg. Als würde der in die Jahre gekommene VW zusammen mit ihm Kühlschränke aus dem 6ten Stock runterschleppen.

Genießen konnte er die Stille in den Orten, die er durchfuhr, zu so früher Stunde.

Der ganze Satz klingt abenteuerlich konstruiert und eigentlich nur ein Beispiel für viele, viele weitere. Man merkt, dass du einen gewissen Stil anpeilst, aber es klappt nicht so recht. Es liest sich nur komisch. Würdest du das wirklich so sagen?

"Genießen gehe ich die Stille im Abort"? Ich glaube nicht

Er erkannte, als er näher kam, das es das Fahrzeug des hier in Kreisen der Suchenden bekannt war als das des Kalifen.

Also, echt, nee. Ich weiß, dass das Fahrzeug irgendeinem Typen gehört, den man den Kalifen nennt. Aber der Satz ist fürchterlich formuliert. Als hättest du Wörter-Bingo gespielt.

"Als er näher kam erkannte er das Fahrzeug: Es gehörte dem Mann, der in den Kreisen der Suchenden als Kalifen bekannt war."

Du musst dir über deine Sätze Gedanken machen. Mir fällt es teilweise echt schwer, dem Text zu folgen.

Der Futterneid hatte seine Stimmung gekippt. Trödelkaiser mochte den Kalifen nicht, der um die Mittagszeit seinen Teppich nach Mekka ausrichtete.

Das mal als Beispiel für gelungene Satzformulierungen. So geht das!

Wut stieg in ihm auf, er öffnete das Seitenfenster ganz und begann seiner inneren Wut Luft zu machen.

Zweimal Wut in einem Satz.

"Wut stieg in ihm auf. (Da kann ein Punkt hin, diese Information ist für einen einzelnen Satz völlig ausreichend) Er öffnete das Seitenfenster und begann, seinen Zorn nach außen zu tragen: (abgeschlossen mit Doppelpunkt, weil danach Dialog folgt)"

Das wäre jetzt meine spontane Idee.

sonst schicke ich dich in die Wüste.

Ein "Zurück" würde der ganzen Sache noch etwas mehr Stimmung verleihen.

ein ruhiger, besonnenener

statt Komma würde ich zum "und" greifen.

Stühle rannten auf ihn zu, das Elektrokabel einer Lampe hatte sich um seinen Fuß gewickelt und zog ihn ins Dunkle.

Das wäre meiner Meinung nach ein guter, fesselnder Einstieg in die Geschichte gewesen.

Des Trödelkaisers Augen wurden weit aufgerissen

Stand hinter ihm einer? "Er riss die Augen weit auf", ansonsten klingt es, als würde das ein Typ für ihn erledigen.

*****

Bis hier hin.

Alles in allem eine verwirrende Geschichte. Dabei ist es nicht mal der Plot, der irritiert: Die staksigen Formulierungen und die Abwesenheit von Absätzen machen das ganze Ding über weite Stellen hinweg schwer leserlich. Ich würde dir raten, deine Geschichte vor dem Einstellen noch einmal gründlich zu lesen.

 

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