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Die Burg

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05.03.2013
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Die Burg

Sehnsüchtig schaute Jaro Bobul mehrmals am Tag zur Burg. Über dem Fluss thronend, beherrschte sie die Ebene. Mauern, Laufgänge und Türme auf dem Hügel wiesen mit gesichtsloser Mächtigkeit jede Hoffnung auf Eroberung ab. Seit der Besiedelung der Gegend schützten die Felsenquader ihre Bewohner: die Herrscher über das Land. Zu ihnen wollte Jaro gehören.
Das Volk duckte sich unter den Schatten der Anhöhe. Wollte ein Abgesandter zu den Herren, um Wünsche zu äußern, gab er sie auf einem Zettel beim Pförtner ab. Das ist lange nicht mehr geschehen. Die Boten kamen nie zurück. Angst hielt die Menschen fern. Sie gehorchten willig den Befehlen von oben, die sie schriftlich zugestellt bekamen. Von Weitem beobachteten sie die Autos und Hubschrauber, die offensichtlich Menschen hin und her transportierten. Es imponierte ihnen die Geschäftigkeit, mit der Bedeutsames, das weit über ihren Horizont hinausging, in der Burg geschehen musste.
Zwei Visionen überwältigten den vierzehnjährigen Jaro immer wieder: Es sah Tausende von Käfern aus den Mauern der Burg kriechen, wie eine Lawine die Ebene überfluten und alles auffressen, was essbar war, auch die Menschen, auch ihn selber. Er spürte schon das Knabbern an seinen Beinen, bis er davon aufwachte. Die andere Vision erfüllte ihn mit warmer Lebensfreude, denn ein wunderschönes Mädchen flog in Engelsgestalt von Burgfried herab, flüsterte ihm zu »Ich liebe dich« und küsste ihn. Davon erwachte er.
»Dergestalt sendet die Burg Glück und Unglück in die Welt, das ist die Macht der Burg«, resümierte Jaro die Botschaft. Er wollte zu denen gehören, die Macht über die Verteilung von Gutem und Schlechtem besitzen.
Seine Großmutter und er bewirtschafteten eine Hofstelle mit einer Kuh, einer Ziege, zwölf Hühnern und drei winzigen Äckern. Die Armut beflügelte die Vorstellungskraft von Jaro. Seit dem Tod seiner Eltern, die von einem der Autos überfahren wurden, wohnte er bei der Oma. Kopfschüttelnd hörte sie die Fantastereien des Enkels, wenn er ihr vorschwärmte, wie gut sie leben könnten, wenn er nach dem Studium ans Tor der Burg klopfen würde, um eine gut bezahlte Stelle zu bekommen.
»Jungchen!«, warnte die Oma, »Jungchen, der Hügel ist für unsereiner unerreichbar. Deine Eltern wollten auch in die Burg. Dabei haben sie sie überfahren.«
Die Traumbilder stachelten den Jugendlichen an, für die Schule und Universität Tag und Nacht zu arbeiten. Seine Doktorarbeit über »Sakrifizierung von Raum und Zeit: Ordnungsprinzipien einer bürokratischen Verwaltung«, mit »summa cum laude« bewertet, sollte dafür eine gute Grundlage schaffen, Herrschaft in der Burg auszuüben. Mit den Bestnoten des Abschlussexamens eilte er zur Brücke, zeigte dem Pförtner das Zeugnis und bat um Zugang zur Personalabteilung. Das Gelächter des Wächters fegte die akademischen Ehren hinweg.
Dr. Jaro Bobul schlich zurück zum Haus der Oma und bestellte den Garten. Immerhin konnte er zurückkehren und blieb nicht wie die Boten verschwunden. Das weckte in ihm große Hoffnungen. Punkt acht Uhr am nächsten Morgen stand er erneut vor dem Eingang und wies das Zeugnis vor. Das Lachen klang heute höhnischer als gestern. Ähnlich ging es an den folgenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren: Jaro verlangte, den Chef der Personalabteilung zu sprechen, wurde jedoch abgewiesen. Den Rest des Tages versorgte er die Tiere, bearbeitete die Felder oder verkaufte die Erzeugnisse in dem Dorf. Der Wunsch Jaros, in der Burg zu arbeiten, bereitete der Oma Sorgen. Sie ahnte, dass die Leute aus der Ebene nicht fähig waren, dort zu arbeiten. Jaro würde Zugrunde gehen. Dieser Kummer raubte ihre Lebenskraft und sie starb nach fünf Jahren.
Das Gelächter hatte der Pförtner im Laufe von sieben Jahren eingestellt, ließ Jaro aber nicht in die Burg, bis dieser ihn fragte: »Warum?« Schulterzucken war die Antwort.
Trotz Nachforschungen wusste Jaro absolut nichts über die Menschen in der Burg. Glaubte er, in einem Buch den Namen der Burg gefunden zu haben, war er schnell enttäuscht: Die Seiten waren herausgerissen oder geschwärzt worden. Fragte er Menschen, so hatten die nie etwas von deren Bewohnern gehört oder gesehen.
Einmal hatte Jaro versucht, einen Wagen anzuhalten, um mit der Person in ihm zu sprechen. Er wäre beinahe totgefahren worden. Geschwärzte Fenster verhinderten einen Blick ins Wageninnere.
Die Landwirtschaft gedieh unter seiner Leitung in vierzehn Jahren zu einem Gut, dessen Ländereien die Hälfte der Ebene umfasste. Jeden Morgen ließ sich der Gutsherr in einem Luxuswagen zur Pforte fahren und wies sein Zeugnis vor. Die Burg durfte er nicht betreten. Mit Gewalt wollte er den Zugang nicht erzwingen.
Nach einundzwanzig Jahren - inzwischen gehörten Jaro alle Ländereien der Ebene - riss ihm die Geduld. Er befahl dem Pförtner: »Öffne das Tor!« »Nein! Ich warne dich! Du bist ein erfolgreicher Mann. Ich achte dich. Ich möchte nicht, dass dir Böses geschieht.« »Was soll mir schon geschehen. Lass mich in die Burg.« »Wie du willst! Ich habe dich gewarnt.« Der Torhüter gehorchte.
Jaro war am Ziel seines größten Wunsches. Als er zufrieden im Hof stand, ängstigte ihn die Totenstille. Die Mauern starrten feindselig auf den Eindringling, der ihr Reich erobern wollte. Eine Tafel am Tor zu den Gemächern schickte dem Besucher einen in grellem Gelb gemalten Spruch entgegen:
Eintritt verboten! Lebensgefahr!
Jaro achtete nicht darauf. Er ging von Zimmer zu Zimmer; alle waren leer. Menschen begegnete er nicht. Nur sein Tritt hallte durch die Flure. Überall erblickte er nur kahle Steine.
»Wo sind die Menschen, die herkommen und wegfahren?«, fragte Jaro den Pförtner.
»Hierher kommen keine Menschen.«
»Wer fährt die Autos und fliegt die Hubschrauber?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wem gehört die Burg?«
»Ich weiß es nicht.«
Jaro ging nach Hause, setzte sich in seinen Lieblingssessel und dachte nach. Am nächsten Morgen erschien er Punkt acht Uhr beim Pförtner, ließ sich das Tor aufsperren und wanderte den ganzen Tag durch die Räume, als suchte er etwas. So vergingen die Jahre.
Da Jaro seine Zeit damit verbrachte, entweder durch die Burg zu gehen oder im Sessel zu meditieren, zerfiel allmählich sein Gut durch Misswirtschaft, Unfähigkeit und Betrug der Untergebenen. Nach weiteren sieben Jahren besaß er nur noch das Häuschen der Oma. Aber täglich ging er zur selben Zeit zur Pforte, bis er eines Tages den Pförtner tot vorfand. Er beerdigte ihn und nahm seinen Platz ein.
Wenn ein Auto kam, öffnete er das Tor und schloss es. Nie hat er einen Fahrer oder sonst einen Menschen gesehen. Mehrmals hatte er es probiert, die Käfer aus seinen Fantasien zu entsenden oder das küssende Mädchen. Es misslang.
Das störte ihn keineswegs. Er lebte auf der Burg, das war ihm das Wichtigste. Er hatte seinen Lebenssinn gefunden. Aufopferungsvoll verrichtete er bis zu seinem Lebensende den Dienst. Er öffnete und schloss das Tor für die Autos mit den unbekannten Insassen. Nach seinem Tod fand sich kein Nachfolger ein. Heute liegt die Burg verlassen da. Nie wieder fuhren Autos über die Brücke noch landeten Hubschrauber.

 
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Hallo Wilhelm,

Aufopferungsvoll verrichtete [er] bis zu seinem Lebensende den Dienst.

Hubschrauber auf einer Burg?

7 Jahre? 14 Jahre? Ein Märchen mit tieferem Sinn, bloß welchem. Derer gäbe es viele, umgelegt auf tägliches Leben. Jedenfalls ist der Hubschrauber das Bindeglied zurnmodernen Gesellschaft und ich hab deine Geschichte mehrmals gelesen. Hat mir jedesmal gefallen und immer neue Grundaussagen aufgezeigt, die gemeint sein könnten. Wie die Käfer aus der Mauer die dann fliegen oder nicht, der wahre Herrscher dieser Welt ist unsere Fantasie ;)

Echt interessante Geschichte!

LG

BRM

 

Hallo BRM,
Dank für Lektüre und Hinweis auf das fehlende "er".
Chiricos Rätselbilder fand ich schon als Jugendlicher interessant und tröstlich. Denn lösen kann man diese Rätsel nicht. Lösungen sind eindeutig. Die Bilder, und ich hoffe auch "Die Burg", sind nicht eindeutig zu klären. Der Leser schwebt in der Luft, manche fliegen dann, manche fallen.
Die Wirkung auf dich und deine Reaktion habe ich erhofft. Ich freue mich, über deine Bestätigung.
Fröhliche Grüße
Wilhelm Berliner

 

Hallo und schönen guten Morgen.

Mauern, Laufgänge und Türme auf dem Hügel wiesen mit gesichtsloser Mächtigkeit jede Hoffnung auf Eroberung ab

Das Volk duckte sich unter den Schatten der Anhöhe

Das Gelächter des Wächters fegte die akademischen Ehren hinweg.

Das gefiel mir sehr gut. Wunderschöne Formulierungen, die die Szene auf mich sehr lebendig wirken ließen.

Andererseits dann saloppe, irgendwie unpassende Stellen:

Die Oma verlor ihre Lebenskraft und starb nach fünf Jahren.

... Tot isse. Zack. So hab' ich mich dabei gefühlt. Insgesamt wirkt die Oma auf mich etwas lieblos und bleich.

Den Textinhalt zu beurteilen fällt mir schwer. Vielleicht verstehe ich deine Metapher nicht, aber ich kann mit der Story nicht wirklich etwas anfangen. Da oben ist kein Schwein, aber irgendwer sendet Befehle und Gesetze. Der Pförtner steht da, Jahr ein, Jahr aus, und lässt leere Fahrzeuge hindurch, hat auch ansonsten keinen Dunst was in dem von ihm bewachten Gemäuer so abgeht und scheint abgesehen davon seine gesamte Lebenszeit dort stehend zu verbringen. Der würde doch irgendwann rebellieren oder seinen Posten hinschmeißen, wenn da eigentlich garkeiner ist.

Auch dass dein Protagnost dieses gedankenlose Herumstehen später nahtlos übernimmt und sich einfach mit den Seltsamheiten, die da vonstatten gehen, zufrieden gibt, stört mich. Das wirkt alles ein wenig unglaubhaft.

Auch die Tatsache, dass Jaro ursprünglich nur wegen seines Wohlstandes und Erfolgs plötzlich eintreten darf (was ja irgendwie impliziert dass andere Bewohner, die ebenfalls erfolgreich sind, auch eine gewisse Autorität gegenüber dem Posten ausüben könnten. Tut aber scheinbar keiner. Außer Jaro kümmert sich kein Mensch um die Burg), dann aber alles verliert und trotzdem weiter fröhlich ein und aus spaziert, stößt mir sauer auf.

Wie schon erwähnt, ich glaube, ich verstehe dein Bildnis nicht. Ist alles nur in Jaro's Phantasie vorhanden? Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich einer der Fallenden. Aber irgendwie hat mir deine Geschichte doch so gut gefallen, dass ich sie noch einmal lese und dann vielleicht noch einmal, denn ich würde gerne dahinter blicken :)

 

Hallo Donal,

vielen Dank für die Rückmeldung und deine Anmerkungen.
Die Oma kommt jetzt besser weg.
Schön, dass dir die Formulierungen gefallen.
Zu deinem "Nichtverstehen". Du willst etwas Kronkretes, Realistisches lesen. Das war nicht meine Absicht. Ich habe Realität verschlüsselt. Dadurch wird sie für den Leser handhabbar, um dieses Modell auf seine Situation zu übertragen.
Für mich ist Nichtverstehen ein gutes Erlebnis. Im Alltag tun wir so, als seien Wort und Handlung gleich. Wir bewegen uns in einem Koninuum von festgelegten Handlungen, die wir verstehen.
Nichtverstehen ist deshalbso wichtig, weil dadurch die Menschen entdecken könnten, wie das Verstehen doch oft nach am einen Nichtverstehen zum Missverstehen entwertet wird.
Insofern gibt der Text Anlässe, sich dem Nichtverstehen zu widmen.
Wie schon geschrieben, Rätsel sind eben Rätsel.
Vielen Dank
Wilhelm Berliner

 

Hallo Wilhelm,

ein interessantes Konzept, um sowohl auf deine Geschichte, wie auch zugleich auf deinen Antwort-Kommentar an Donald einzugehen.

Beim ersten Lesen fand ich mich sogleich in einer mittelalterlich anmutenden Szenerie, hatte schon ersten Spaß an gelungenen Formulierungen gefunden und plötzlich, so ganz nebenbei, fast belanglos: Autos und Hubschrauber! Uups, dachte ich, hatte ich da was überlesen, missverstanden gar?

Nochmal kurz den Anfang überflogen und weiter im Text. Wieder konnte ich mich des Eindrucks mittelalterlichen Patriarchats nicht erwehren, wartete gespannt auf die Auflösung, was denn moderne Fortbewegungstechnologien im ärmlichen Mittelalter für eine Rolle spielen wollen. Und selbstverständlich wartete ich auch auf Antwort: "Was zum Teufel geht da vor, in dieser Burg?"

Dann: 14-jähriger Akademiker! Hatte ich einen Zeitsprung übersehen? Darum wollte ich mich später kümmern, wollte später nochmal nachlesen, wo ich denn den Zeitablauf übersehen hätte.

Schließlich bezwingt Jaro den höhnischen Pförtner mit Geduld und Ausdauer!
Menno! Und da ist die "sch..." Burg doch tatsächlich ...

Na ja, will hier nicht weiter spoilern. Mein Fazit jedenfalls war: Nee, nee, da liest du nicht mehr nach, suchst nicht nach logischen Auflösungen - und der übersehene oder gar nicht dagewesene Zeitsprung ist mir auch wurscht. Denn das ist gut so, wie es ist, weil es anders ist.

Also ich fand sie spannend, deine Geschichte, und überlege, ob ich meine Ratlosigkeit nun bedauern oder genießen soll ;)

Liebe Grüße
oisisaus

 

Das find ich aber nett von Dir,

lieber Wilhelm,
mir dieses kleine Präsent zu überreichen …

Erste Lieferung

Max Weber goes Wilhelm B., Bürokratie ist Herrschaftsinstrument

»Sakrifizierung von Raum und Zeit: Ordnungsprinzipien einer bürokratischen Verwaltung«,

Erster Eindruck: Kafka goes Berliner

Parabel auf das Glück des kleinen Mannes: Die Burg „beherrscht“ das Land und keiner weiß, wer da herrscht (nicht mal das Gesetz). Der Pförtner tut nur seine Pflicht. Was in der Burg geschieht, hat ihn nicht zu interessieren. Boten nebst Botschaften verschwinden, Jaro wird abgewiesen, hat gleichwohl Erfolg im bürgerlichen Sinn und verspielt ihn wieder. Erst der Befehlston ermöglicht ihm, in die Burg zu kommen und – Pförtner zu werden, auf dass der kleine Mann das Gefühl habe, an der Herrschaft teilzuhaben, und sei’s nur, um andere abzuweisen (auch ein Zipfelchen der Macht).

Zweiter Eindruck: Marx goes Kafka, Kafka meets Piketty, Piketty goes Billyboy Berliner

Parabel auf den Neoliberalismus, der gerne tönt, Leistung müsse sich wieder lohnen. Auf die aktuelle Lage bezogen: Erben und Betrug muss demnach die größte Leistung sein. Der Erbe findet einen bestellten Hof vor und niemand sieht so recht, was die moderne Bourgoisie eigentlich leistet. Das obere Promillchen mauert sich ein. Ein Aufsteiger aus dem Tal des Schweißes ist unerwünscht. Proletarisch halt! Da hilft keine Deologie. Die Klassengesellschaft gibt's immer noch. Das revolutionäre Subjekt ist aber abhanden gekommen.

Trivialeres,

lieber Wilhelm:

zugrundegehen
als Wortzusammenfügung immer groß: Zu….

Fälle-Falle schnappt kurz zu

, der Hügel ist für unsereine[n] unerreichbar

Bissken arg umständlich, find ichs hiero
Seit dem Tod seiner Eltern, die von einem der Autos überfahren worden waren, wohnte er bei der Oma.
Warum nicht einfach „die von einem der Autos überfahren wurden“?

So viel oder wenig für heute! Jetzt wart ich aber erst einmal ab …

Friedel

 

WB goes Duden,
was immer in der Burg beschlossen wurde und wird oder nicht wird, denn es ist ja gar nichts drinnen, darunter waren sicher die Rechtschreibregeln, als deren Weisheit soundsovielter Schluss auf der Ebene zu stehen hat, zugrunde gehen oder, wie du als alleinige Möglichkeit postulierst, Zugrunde gehen, mein „zugrundegehen“ aber jedenfalls von seiner Leerheit, dem Burgherrn, als Pförtnerdeutsch ausgeschlossen wird, weil es suggeriert, das Zugrundegehen wäre ein Vorgang, etwa gar noch ein zusammenhängender, was ja den Untergängen wesensfremd ist, denn sie fangen mal klein an, etwa wie ein Kieselsteinchen eine Lawine auslöst, sich in Bewegung setzt, nach zwei Minuten aber ein Päuschen einlegt, sich überlegt, ja, jetzt machma eine Lawine, darauf, neu ansetzt und zerstörend ins Tal fegt oder groß beginnt, etwa mit der Kriegserklärung gegen die SU, Deutschland wird entweder Weltmacht oder gar nichts sein, dann in Stalingrad länger verweilt und danach Zugrunde geht, großartig, wie es die Burgherren vorschrieben, die unsichtbaren Geschaftlhuber, die einfach irgendetwas beschließen, es an die Ebene weitergeben, damit diese Flachlandbewohner im Untertanengeist den Unfug ja auch noch befolgen und sich nicht einfallen lassen, dass „zu Grunde gehen“ das Gehen in den Vordergrund stellt, dann die Richtung als eigenständige Entscheidung nimmt und das Ziel ebenso. So schreibe ich mit Fug und Recht, „Die Burg“ sei ein Rätsel, das, wie die Rechtschreibung, nicht zu lösen ist.
Triviales, lieber Friedel? Ich hoffe, dass ich nicht Rrecht habe, sondern verblendet meinen Verstoß gegen die Burg nur kaschieren möchte, um nicht ausgestoßen zu werden aus dem Herrschaftsgebiet der Burgherrn und in der Ödnis verhungere.
Aber lassen wir das. Es ist ja ein Leichtes, sich über die fleißigen Burgherrn, die fliegen und fahren, lustig zu machen, opfern sie doch dem Ebenenvolk, das sich erheblich blamieren würde, wäre es mal für einen Tag König, ihre ganze Kraft.
Jedenfalls, lieber Friedel, hast du mit deiner Erklärung schön die Bestandteile von Burg und Ebene erklärt und mir die Hoffnung gegeben, verständlich geschrieben zu haben.
Fröhliche Grüße bis auf später
Wilhelm, der Zugrundegeher

 

WB goes Duden,
dass Vroidenreich Weinsteg zum Steinweg fragen muss:

Konrad dem Gestrengen oder dudeliger Redaktion, die doch meint ... nein, die nicht irrenden Schmeißfliegen zu erwähnen, wäre herzlos.

Denn durchaus hat das Reformatiönchen auch konsequent gehandelt und der Zukunft von Börger und Bürger morgen, mär, denn

Barcelona ruft --- und wer gönnte Götzelinho nochmals einen bravorösen Auftritt ...

und ich sitz hier mit austrocknenden "...böcker".

Bis denne, sacht der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Wilhelm,
Hallo oisisaus

ein interessantes Konzept, um sowohl auf deine Geschichte, wie auch zugleich auf deinen Antwort-Kommentar an Donald einzugehen.
Interessant ist manchmal doppeldeutig; ich nehme es hier positiv und danke dir.

Beim ersten Lesen fand ich mich sogleich in einer mittelalterlich anmutenden Szenerie,
Ja
hatte schon ersten Spaß an gelungenen Formulierungen gefunden und plötzlich,
freut mich
so ganz nebenbei, fast belanglos
schön
: Autos und Hubschrauber! Uups, dachte ich, hatte ich da was überlesen, missverstanden gar?
Nein

Noch mal kurz den Anfang überflogen und weiter im Text. Wieder konnte ich mich des Eindrucks mittelalterlichen Patriarchats nicht erwehren,
richtig
wartete gespannt auf die Auflösung,
Spannung ist gut
was denn moderne Fortbewegungstechnologien im ärmlichen Mittelalter für eine Rolle spielen wollen. Und selbstverständlich wartete ich auch auf Antwort:
Die besten Antworten gibt man sich selbst.
"Was zum Teufel geht da vor, in dieser Burg?"

Dann: 14-jähriger Akademiker! Hatte ich einen Zeitsprung übersehen?

Ja, vielleicht war ich auch nicht deutlich genug
Darum wollte ich mich später kümmern, wollte später noch mal nachlesen, wo ich denn den Zeitablauf übersehen hätte.

Schließlich bezwingt Jaro den höhnischen Pförtner mit Geduld und Ausdauer!
Menno! Und da ist die "sch..." Burg doch tatsächlich ...

Oder Jaro sieht nur nicht das Wichtige!

Na ja, will hier nicht weiter spoilern. Mein Fazit jedenfalls war: Nee, nee, da liest du nicht mehr nach, suchst nicht nach logischen Auflösungen
Ist die Welt logisch aufgebaut oder zwingen wir Menschen ihr die Logik auf?
- und der übersehene oder gar nicht dagewesene Zeitsprung ist mir auch wurscht.
Wurscht ist immer gut.
Denn das ist gut so, wie es ist, weil es anders ist.
Verfremdungseffekt

Also ich fand sie spannend, deine Geschichte, und überlege, ob ich meine Ratlosigkeit nun bedauern oder genießen soll
Genießen

Der Genuss des Nichtverstehens ist der Beginn des Verstehens. Verstehen ist oft nur die Wiederholung des Gewohnten auf Teufelkommraus, Nichtverstehen schafft Freiheit.
Diese Freiheit haben nur noch Rentner, die nicht mehr müssen müssen.
So eine Freiheit wünscht dir mit Dank für die sehr verständigen Worte
Wilhelm

 

Hallo Wilhelm,
die Leere in der Burg ist seltsam. Eine Körperhülle, die Kosten verschlingt. Wie eine Verwaltung der Verwaltung. Die erste hat Vorschriften, die zweite keine, oder umgekehrt.

Sehnsüchtig schaute Jaro Bobul mehrmals am Tag zur Burg. Über dem Fluss thronend, beherrschte sie die Ebene.
Es wird nicht klar wer mit "sie" gemeint ist. Jaro oder die Burg. Zuerst dachte ich, Jaro wäre eine Frau.
Ich habe mir die Freiheit genommen, das gerne zu lesen.
Viele Grüße
Fugu

 

Hallo Fugusan,
vielen Dank für Lektüre und Gernelesen. Jaro ist Abkürzung von Jaromir.
Freiheit schenkt doch einige Vergnügungen.
Seltsam ist auch die Kategorie. Seltenheit und Merkwürdigkeit geht immer mit dem fremden Blick einher. So scheint dann alles seltsam, auch wie gerade Bayern und Barcelona spielen. Aber ich sehe, dass das Stadion voll ist - oder doch leer?
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

Lieber Wilhelm Berliner,
ohne mich auf deinen Text zu beziehen, der mir nach wie vor ein Rätsel ist, nur ganz kurz zu diesem ‚zugrunde gehen’.
Ich hab’s mal durch die Duden Technologie gejagt.

http://www.duden.de/rechtschreibpruefung-online

Dabei kam heraus, dass sie die empfohlene Schreibweise nicht wirklich leiden konnten:

Sie ahnte, dass die Leute aus der Ebene nicht fähig waren, dort zu arbeiten. Jaro würde Zugrunde gehen.

Akzeptiert haben sie dagegen:
Sie ahnte, dass die Leute aus der Ebene nicht fähig waren, dort zu arbeiten. Jaro würde zugrunde gehen.

Wenn wir uns nicht mit den wirklich wichtigen Dingen beschäftigen möchten/können, beschäftigen wir uns eben mit den Flöhen im Pelz des Türhüters.

Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen.
(Kafka, Vor dem Gesetz).

Freundliche Grüße
barnhelm

Nebenbei: Ich knoble weiter.

 

Hallo barnhelm,

vielen Dank für deine Stellungnahme.

ohne mich auf deinen Text zu beziehen, der mir nach wie vor ein Rätsel ist,
Das sollte der Text ja auch, Rätsel sind wie das Jucken von Flöhen.

Duden, Rechtschreibung 26. Auflage S.1203 stehen beide Möglichkeiten, nur halt meine nicht.

Und die Flöhe, hat man sie, sind sie ja auch wichtig.
Schöner Hinweis vielen Dank
Das muss das Stockholm-Syndrom sein.
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

Wo war Götze?

Ach Jchen, jetzt beißt mich auch noch'n Flöhchen ...

Zwote Lieferung und dritter Eindruck,

lieber Wilhelm,

Moloch, Ety, is enthroned!

„Ein feste Burg ist unser Gott“ heißt es bei Luther und meint Schutz und Schirm. Aber diese Burg ist weder Wagen-, schon gar keine Fluchtburg und öffnet sich nicht denen da unten, den Leuten aus der Ebene.
Die bedeutete im ahd. „ebani“ auch noch Gleichheit.
Was jedem Burgherren, der die Nähe seinesgleichen oder eines Mächtigeren sucht, zuwider sein muss.

Vielmehr steht die Burg für die anonyme, weil unsichtbare und damit un/an/greifbare Macht.
Sie „thront“ halt, wie Geßlers Hut!

Das Substantiv Thron für den Herrschersitz ist so alt, wie es aussieht. Römer liehen es von den Griechen, Deutsche entlehnten es von den Franzosen. Die freilich hatten bereits das „th“ abgeschafft, als es dafür hierzulande noch einen Buchstaben gab. Doch die Kunst der korrekten Aussprache eines Tie-aitsch ging bereits verloren mit eben dem „þ“.

„Die da oben“ kleben förmlich an ihrem Stuhl, auf dem „die da unten“ gerne säßen. Wer wäre nicht gerne Thronfolger?

Jaro sehnt sich da nach, ist gar süchtig.

Sehnsüchtig schaute Jaro Bobul mehrmals am Tag zur Burg.
Warum sollte er sonst nach oben schauen?

Der Namensbestandteil „jari“, was so viel als heftig und mutig bedeutet, verknüpft sich mit dem Frieden („mir“). Diesen heftigen Frieden treibt also ein schmerzliches Verlangen (nix anderes bedeutet „Sehnsucht“), dass mir die Idee kommt:

Da oben hause das Objekt seiner Begierde, throne eine Herrin - schmücken sich doch nicht nur Männernamen mit dem Bestandteil „burg“- mit deren Verwitwung – durch den Tod des Türhüters – Jaro ein Zipfelchen Macht über sie gewinnt …

So wenig für heute vom

Friedel

 

Wo war Götze?
Beim Namensvetter Berli

Ach Jchen, jetzt beißt mich auch noch'n Flöhchen ...
Lieber Friedel, wer hat uns nur da einen Floh ins Ohr gesetzt, oder ist die Burg der Floh, der die Damen und Herren in die Unterwäsche geht im Namen des Vaters und des – nein, nicht Luther war der Flöheschicker, sondern, nun ja, du weißt es ja. Auch hier sollte Jaro seine Habilarbeit geschrieben haben über: »Der männliche und weibliche Floh in deiner multidimensionalen Einsatzfähigkeit zur Herrschaftssicherung einsamer Männer angesichts von Untermensch- nein Untergebenen, deren Mentalität mehr Tal als Tät ist". Mein Namensvetter haute wenigstens noch auf Manneshintern.

„Ein feste Burg ist unser Gott“ heißt es bei Luther und meint Schutz und Schirm. Aber diese Burg ist weder Wagen-, schon gar keine Fluchtburg und öffnet sich nicht denen da unten, den Leuten aus der Ebene.
Burg ist immer Inklusion und Exklusion, auch Oben und Unten.

Die bedeutete im ahd. „ebani“ auch noch Gleichheit.
Da gibt es nur Inklusion.
Was jedem Burgherren, der die Nähe seinesgleichen oder eines Mächtigeren sucht, zuwider sein muss.
Und wie!
Vielmehr steht die Burg für die anonyme, weil unsichtbare und damit un/an/greifbare Macht.
Sie „thront“ halt, wie Geßlers Hut!
„Die da oben“ kleben förmlich an ihrem Stuhl, auf dem „die da unten“ gerne säßen. Wer wäre nicht gerne Thronfolger?

Jaro sehnt sich da nach, ist gar süchtig.
Sehnsüchtig schaute Jaro Bobul mehrmals am Tag zur Burg.
Warum sollte er sonst nach oben schauen?

Der Namensbestandteil „jari“, was so viel als heftig und mutig bedeutet, verknüpft sich mit dem Frieden („mir“). Diesen heftigen Frieden treibt also ein schmerzliches Verlangen (nix anderes bedeutet „Sehnsucht“), dass mir die Idee kommt:

Alles gut und richtig, lieber Friedel.

Da oben hause das Objekt seiner Begierde, throne eine Herrin - schmücken sich doch nicht nur Männernamen mit dem Bestandteil „burg“- mit deren Verwitwung – durch den Tod des Türhüters – Jaro ein Zipfelchen Macht über sie gewinnt …
Lieber der Erste im Bergdorf als der Zweite in Rom.
Ob Jaro Minnedienst leistet? Ich jedenfalls schaute nicht nach wonnigen maiden, war froh, wenn Brünnhildchen mit ihrer Meute mich nicht jagte.
So wenig für heute vom
Friedel
Nicht so bescheiden!
Wilhelm
Wie leicht verständlich diese schlichte Geschichte doch ist. Claro?

 

Hallo Willhelm!

Es ist bei mir so: Wenn ich das Gefühl habe, etwas nicht ganz greifen zu können, aber sicher bin, dass etwas Wichtiges dahintersteckt, dann lese ich die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt nochmal. Hier hab ich zwar das Gefühl, dass etwas knapp unter der Oberfläche schlummert, eine Aussage, aber ich hab irgendwie nicht den Drang, die Geschichte deshalb nochmal zu lesen. Ja, wie bei Kafka, stimmt schon, aber der Unterschied ist für mich, dass ich seine Geschichten immer wieder lesen kann. Also klaro, du erhebst auch nicht den Anspruch, dich mit Kafka zu messen, denke ich. Aber wenn man so eine Art von Geschichte schreibt, muss da eben beim Leser eine Schwingung erzeugt werden. Bei Kafka schwingt in mir ein dunkler Ton nach. Hier denke ich, tja, er wollte eine Geschichte schreiben, Metaphern, Gesellschaftskritik etc. Aber es löst kein einziges Gefühl aus.


Liebe Grüße

Lollek

 

Lieber Wilhelm Berliner,

mich haben in erster Linie zwei Fragen beschäftigt:

Wenn keine Autos und Hubschrauber mehr kommen, gibt es dann auch keine Befehle mehr? Wer regiert jetzt das Land? Oder versinkt es genauso im Chaos wie der Hof des Prot?

Anscheinend sind ja keine Autos und Hubschrauber in der Burg. Jedenfalls wird dies nicht berichtet und eine leere Burg ist leer. Da scheint es mir, dass das Burgtor ein Dimensionstor ist, das die Autos und Hubscrauber selber nicht öffnen können. Kein Pförtner mehr - Dimensionstor funktionslos, also bleiben diese fremden Wesen weg.

Herzliche Grüße

Jobär

 

Hallo Herr Lollek,
nett, dass du vorbeigeschaut hast, auch wenn sich deine Begeisterung in Grenzen hält. Gefühl hin, Gefühl her, da sind wir einer Meinung. Die Stimmung ist eine kalte, nichts von dunklem Ton, kaltes Weiß sollte es sein.
Mit Gefühl hat die Burg nichts zu tun: Sie ist leer, leblos, kalt eben, nicht melacholsch (dunkler Ton).

Hier denke ich, tja, er wollte eine Geschichte schreiben, Metaphern, Gesellschaftskritik etc. Aber es löst kein einziges Gefühl aus.
Was würdest du von einem Urteil über dein Kommentieren halten, wenn ich schriebe: Hier denke ich, tja, er wollte seinen Kommentar schreiben, kritisieren, vergleichen etc. Aber es löst bei mir keinen einzigen Gedanken aus.
Man muss nicht eines Gefühls sein und nicht eines Gedankens. Es lebe die Ungleichheit.
Fröhlichst
Wilhelm

 

Hallo Jobär,

vielen Dank für das Lesen und deine Überlegung.

Wenn keine Autos und Hubschrauber mehr kommen, gibt es dann auch keine Befehle mehr? Wer regiert jetzt das Land? Oder versinkt es genauso im Chaos wie der Hof des Prot?
Die Macht wandert. Für diese Burg endet die Geschichte der Anerkennung der Macht. Das heißt aber nicht, dass die überlegene Macht nicht neue Burgen findet und neue Ebenen, beweglich ist sie ja mit den modernen Verkehrsmitteln. Der Geist der Macht, seine Seele, ist halt für manche Menschen nicht sichtbar, d. h. nicht verstehbar. Wer "versteht" so manche Diktatoren? Man kann sich über sie empören, etwas historisch oder psychologisch erklären, letzten Endes kann man vieles über sie schreiben, sie bleiben jenseits dessen, was man mit Worten ausdrücken kann.
Was geschieht mit den Ebenen? Auch sie wandeln sich. Manche blühende Landschaften sind verödet, andere erholen sich. Die Hauptfigur aber ist ja insofern interessant, als sie sich mit einem minderen Posten abfindet. Ein Zipfelchen von den Mächtigen ist mehr wert als als Reichtum, also ein erfülltes persönliches Leben.
Deswegen geht die Geschichte weiter, aber sie wiederholt sich.
Vielen Dank für deine Anregung
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

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