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Farben - Die Erinnerung auf meiner Haut

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28.04.2015
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Farben - Die Erinnerung auf meiner Haut

Der Sessel von Carlos ist so verdammt bequem. Das merke ich nicht zum ersten Mal. Mein Körper passt da einfach perfekt rein. Wirklich, jeden noch so kleinen Zwischenraum füllt mein Rücken vollkommen aus, als ob das Polster nur für mich maßgeschneidert wurde. Das ist auch der Grund, weshalb ich gerne zu ihm komme. Hier fühle ich mich noch wohl. Zuhause wartet ja nichts mehr auf mich. Dabei waren die unfertigen Tattoos noch nie ein Grund dafür sein Studio zu besuchen, damit er weiter daran arbeiten kann. Es ist nur wegen Carlos und seinem Sessel. Weiß der Geier, weshalb ich überhaupt ständig ein Neues brauche. Aber wenn er schon mal mit einem angefangen hat, dann muss es ja zu Ende gestochen werden. Ich kann es ja nicht so halbfertig auf der Haut lassen, das geht absolut nicht.

Diesmal sticht er an dem Portrait von meinem verstobenen Sohn weiter. Erick war sechs Jahre, zwei Monate und exakt drei Tage alt. Ein Prachtjunge und mein ganzer Stolz. Er bekam seinen Platz auf meinem rechten Unterarm. Hier soll er für mich weiterleben. Als Rechtshänder fuchtel ich ziemlich häufig, wenn der Tag lang ist, mit eben diesem herum. So fällt mir mein Junge öfters auf und erinnert mich an die Tage, an denen ich ein glücklicher Vater und Ehemann war, an die Tage, an denen ich noch lachen konnte.
Obwohl, Ehemann trifft es nicht direkt. Ich hatte Melanie zwar einen Heiratsantrag gemacht, aber anscheinend waren sie und ihr neuer Lover nicht besonders begeistert davon. Ich hasse sie abgrundtief dafür, dass sie mich nach dem Tod unseres Kindes betrogen hat. Aber trotzdem trage ich sie wortwörtlich am Herzen bei mir, denn ich ließ sie nach der Trennung auf meine linke Brust tätowieren. Was für ein verzweifelter Vollidiot muss man eigentlich sein…

Carlos desinfiziert noch schnell sein Werkzeug mit verdünnter Säure, bevor er an seine Arbeit geht. Warum Säure? Naja, er sagte mal, dass würde sich rentieren. Er bekäme sie von einem alten Studienkumpel hinterhergeworfen, der heute im Labor irgendwas mit chemischen Substanzen anstellt. Schön für ihn, dass er solche Beziehungen hat.
An für sich ist Carlos ein feiner Kerl, das muss ich ihm lassen. Er gehört zu den Typen, die erst durch ein persönliches Gespräch von ihrem angenehmen Wesen überzeugen können, denn auf den ersten Blick könnte man ihn als ein Geldeintreiber, oder zumindest als ein Mitglied einer gefährlichen Rockergang vermuten. Aber so schlimm ist er nicht, trotz seines gewaltigen Körpers und den vielen Tattoos. Ganz im Gegenteil: Er träumt von einem Bauernhof auf dem Land und einer Scheune für die Tiere, den er sich eines Tages durch sein Erspartes leisten will. Mal im Ernst, so einer kann doch niemandem wehtun. Er spricht zudem mit so einer piepsigen Stimme. Die versteckt er häufig hinter einer gekünstelten, etwas tieferen, die er nur durch viel Anstrengung aus seinem Rachen presst.
So einer soll gefährlich sein, ich bitte euch.

Nach der gründlichen Reinigung seines Werkzeuges stülpt er sich diese weiß-matten Handschuhe über, die mein Zahnarzt auch ständig trägt. Dann hebt er die klinisch reinen Hände mit gespreizten Fingern vor sein Gesicht und fragt mich mit seiner femininen Stimme: „So mein Lieber, können wir beginnen?“. Ich schmunzel ein wenig über sein Sinn für das Gründliche, während ich seinen mächtigen Körperbau mustere und antworte: „Ja klar Dr.Clean, dann leg mal los“.
Wenn er einmal beginnt zu stechen, dann ist er komplett in seinem Element und nicht mehr ansprechbar. Weil er aus Rücksicht auf seine Kunden mit einem Betäubungsspray arbeitet, stört es mich nicht, wenn die Maschine meine Haut mit Farbe nährt, ich genieße es sogar. Das eintönige Rattern und Tupfen ist entspannt, hilft mir gar beim einschlafen.

Von einem auf den anderen Moment wache ich in dem gemütlichen Sessel auf. Carlos ist nicht mehr da, obwohl ich noch ein leichtes Kribbeln der Stiche auf meinem rechten Unterarm spüre. Auch sonst scheint nichts mehr so zu sein wie es gerade noch war. Sein Arbeitszimmer ist nicht mehr mit den Wänden begrenzt, vielmehr liege ich hier in dem Sessel in Mitten eines endlosen weißen Nichts. Die Zeit scheint still zu stehen. Ich höre aus der unendlichen Weite, von irgendwo, das Rattern der Maschine, gedämpft und langgezogen. Es sind Geräusche die mir verraten, dass ich immer noch in dem Studio sein muss, nur eben in einer anderen Dimension. Ich schaue mich um und erhoffe irgendwas zu erkennen, dass mir weitere Antworten geben könnte, doch meine Blicke werden von dem unendlichen Weiß verschlungen. Da ist nichts. Das kann nicht normal sein, das steht fest.
Es wird noch eigenartiger. Die Bilder auf meiner Haut erwachen zum Leben. Ich fürchte mich jedoch nicht, weil ich bereits festgestellt habe, dass alles Skurrile in dieser Gegend normal sein muss, sonst würde sich hier so einiges widersprechen. Deshalb schaue ich dem Specktakel neugierig zu. Die Bilder werden plastisch und erheben sich in ihrer bunten Pracht. Nun werden sie auch hörbar. Diese Stimme kenne ich doch, es ist Melanies. Sie spricht die bereits gesagten Worte aus der Zeit unserer Beziehung wiederholt aus. Es sind beruhigende und vertraute Worte: „Das grüne T-Shirt steht dir doch ganz gut. Guck' doch mal in den Spiegel. Siehst du, und du hattest Angst man würde erkennen, dass es aus dem Secondhandladen ist“. In dem Moment erkenne ich meine zweite Chance, ihr das zu bestätigen. Diesmal soll sie erfahren, dass sie recht damit hat, dass sie immer recht gehabt hat. Ich rufe ihr laut zu, als könnte sie mich nur schwer verstehen, als ob die vergangene Zeit nach unserer Trennung wie eine riesige Kluft zwischen uns wäre: „Ja, ja! Das T-Shirt gefällt mir sehr. Du hast recht, du hast immer recht mit dem was du sagst, hörst du? Ich liebe es, das T-Shirt hast nämlich du ausgesucht!“. Dieser Moment der puren Hoffnung treibt mir Tränen in die Augen, wobei ich doch eigentlich weiß, dass alles hier nicht real sein kann. Doch die Stimme meines Sohnes verstärkt die Illusion umso mehr: „Papa, hier bin ich, hier unten“ ruft er mir von meinem Unterarm zu und winkt dabei mit seinen Armen: „Ich hoffe, du hast mein Geburtstag nicht schonwieder vergessen. Ich möchte dieses Jahr eine Playstation haben. Mark aus meiner Klasse hat auch eine bekommen“. Ich würde ihm heute die Spiele aus der Konsole in der realen Welt nachbauen. Alle seine Kinderwünsche würde ich ihm erfüllen und immer für ihn da sein. Wenn er das doch nur wüsste: „Selbstverständlich Großer. Du bekommst deine Playstation. Gedulde dich noch ein bisschen“ antworte ich ihm mit dieser Stimme, mit der ich schon seit so Langem nicht mehr gesprochen habe, niedlich und gelassen. Es schein alles so zu sein wie Früher. Es gibt keinen Grund mehr für mich zurück in die Gegenwart zu gehen, hier bleibe ich, definitiv.
Doch plötzlich stürzt meine Illusion in sich zusammen. Die scheinbar unendliche Weite bröckelt direkt neben und über mir wie Putz von den Wänden. Die Erde fängt an zu beben und meine Haut brennt höllisch. Melanie und Erick lösen sich langsam mit schmerzerfüllten Gesichtern in einer Flamme auf. Sie schreien unerträglich laut. Ich kann es kaum ertragen sie so leiden zu sehen und schlage wild auf mich ein, um die Flammen zu löschen. Ich kann sie nicht ein zweites mal verlieren. Doch meine Haut hat bereits die Flammen unter sich eingesogen, sodass ich nur noch auf sie einschlage und blaue Flecken hinterlasse. Es ist sinnlos.
Ich schließe meine Augen und fange an laut zu schreien. Einer der herabstürzenden Brocken fällt jeden Moment auf meinen Kopf und tötet mich; jeden Moment. Ich kann nur noch darauf warten.

Ich hätte es eigentlich wissen müssen, dass ich nur geträumt habe. Was sollte es denn sonst sein, das von vorhin, wenn nicht ein Alptraum?
Als meine Augen sich öffnen, füllt Carlos' Fratze mein gesamtes Sichtfeld aus. Er beugte sich zu mir runter und starrt mich entsetzt an. Ich merke, dass ich kräftig an beiden Schulterblättern gerüttelt werde. Carlos' Mund bewegt sich, aber ich höre ihn nicht. Die Schreie aus dem Traum schallen immer noch in meinen Ohren. Mein Schädel brummt. Ich erwache nun endgültig aus der Illusion und verstehe Carlos erst jetzt klar und deutlich: „Hör auf zu schreien und dich selbst zu schlagen, du Idiot. Wach endlich auf, wach auf!“. Er rüttelt mich dabei deart häftig, dass mir schwindlig wird. Anscheinend habe ich ihm eine heidenangst eingejagt: „Ja Carlos, ist gut. Hör damit auf, ich bin ja schon wach“.
Inuitiv greife ich nach der Säure auf seinem Arbeitstablett, direkt neben dem Sessel. Ich drehe die Kappe auf, gieße den halben Inhalt auf meinen rechten Unterarm und den Rest auf meine linke Brust. Mein Körper fängt an zu qualmen und tränkt den Raum mit einem Geruch von verbranntem Fleisch. Carlos ist starr vor Schock. Abschließend stehe ich auf und verabschiede mich mit den Worten:

„Es war schön mit euch. Doch nun muss ich weiter“.

 

Ich denke, es wäre besser, den alten Text zu bearbeiten, anstatt eine neue Version separat einzustellen. Andererseits kann man so sehen, dass du wirklich Arbeit reingesteckt hast. Ich weiß nicht genau, wie das gehandhabt wird.

Erstmal das Positive: Das hier ist wesentlich besser geschrieben als die alte Version. Der Anfang hat mir sogar richtig gut gefallen. Die Figuren wirken viel glaubwürdiger, und du hast ein paar wirklich gute Sätze formuliert.

Leider funktioniert das ganze Konzept für mich immer noch nicht. Die Logikfehler sind dieselben, auch wenn das mit dem Einschlafen nicht mehr ganz so unglaubhaft rüberkommt. Ich kauf dir das aber trotzdem nicht ab. Verschärft wird das Ganze noch durch das Umsichschlagen. Ich stelle mir das vor, der Tätowierer ist gerade am Stechen, und da fängt der Kunde plötzlich an, auf sich einzuschlagen. Auch da, wo gerade gestochen wird. Und der Tätowierer findet das nur amüsant? Ich finde das schlecht durchdacht.

Äußerlichkeiten:
Du solltest den Text besser strukturieren, Absätze und Zeilenumbrüche verwenden, um ihn leserlicher zu gestalten. Es sind auch noch viele Fehler enthalten.

Gib nicht auf, du hast durchaus Fortschritte gemacht. Mach weiter so!

 

Ich habe beide Texte gelesen und muss auch sagen; dieser hier ist deutlich besser!
Es wirkt authentischer und du entwickelst eine Atmosphäre, die sich laufend verändert.
Mit der Logik des Textes habe ich auch so meine Schwierigkeiten, da sind noch viele Ungereimtheiten. vielleicht solltest du das Konzept nochmals überdenken und dich selbst fragen, was du überhaupt ausdrücken willst.
Aber sonst, von deiner persönlichen Entwicklung (bezogen auf die Sprachgewalt der beiden Texte):
Weiter so!

Lieber Gruß

Nico

 

Ehm, wow... Ich bin etwas... Verwirrt über das Ende.
Ich meine... Ich glaube, die Symbolik zu verstehen, aber... Puh. ^^

Die Traumsequenz fand ich gut beschrieben. Gerade dieses Rufen hat Traumlogik gut dargestellt. :)

 

Hallo zusammen,
raven & NicoFeiden: danke für die konstruktive Kritik. Als nächstes überarbeite ich den Text so, dass die Logikfehler verschwinden. Ich erkenne die Fehler als Verfasser leider nicht so schnell, wie der Leser. Deshalb sollte ich mich noch viel genauer damit beschäfitgen. Wahrscheinlich sollte ich die Gedanken an den bestimmten stellen ausführlicher formulieren, um das Bild auch so zu transportieren, wie ich es mir ausmale. Besten Dank für die Hinweise!
LittleLola: schön das dir die Kurzgeschichte gefallen bzw. dich zum nachdenken angeregt hat ->

Ich glaube, die Symbolik zu verstehen, aber... Puh. ^^
Mich würde interessieren, was hast du denn persönlich für eine Symbolik erkannt?


Genießt das kommende lange Wochenende und liebe Grüße,

Maugly

 

Also, naja, für mich bestand die Symbolik einfach darin, loszulassen von dem, was nicht mehr ist. (Wenn auch auf recht drastische Weise dargestellt...^^)

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe LittleLola,

genau das möchte ich auch mit der Kurzgeschichte ausdrücken:)
Es bedarf tatsächlich, zumindest aus meiner Erfahrung, einer drastischen Maßnahme, wenn man im Leben vorankommen möchte. Dies wollte ich mit der überspitzen Darstellung (Säure über die Haut gekippt) verdeutlichen. Der Alptraum symbolisiert dabei die negative Auswirkung auf die Entfaltung, wenn man sich an den schönen Dingen des Lebens aus vergangen Tagen festkrallt und sie permanent im Gedanken aufruft (Tattoos - Melanie und Erick).

Freut mich, wenn es so, oder ähnlich rübergekommen ist.


mfg,
Maugly

 

Hallo MAUGly,

so, eine neue Version - und nochmal besser als die alte. Damit es weiter bergauf geht, kommt hier meine Kritik:

Der Sessel von Carlos ist so verdammt bequem. Das merke ich nicht zum ersten Mal. Mein Körper passt da einfach perfekt rein. Wirklich, jeden noch so kleinen Zwischenraum in dem Leder füllen meine kleinen Fettreserven am Rücken vollkommen aus, als ob das Polster nur für mich maßgeschneidert wurde.

Die Stimmung die zu Beginn rüberkommt, ist gut getroffen. Du gehst ins Detail - und da steckt zwar der Teufel, aber der, der den Leser zum Weiterlesen verführt. ;)
Allerdings Vorsicht: Deine Füllwörter! "einfach", "vollkommen"
Außerdem stelle ich es mir seltsam vor, dass da jedes kleine Fettpölsterchen in die Unebenheit einer Stuhi gequetscht wird. Hm ...

Das ist auch der Grund, weshalb ich gerne zu ihm komme. Hier fühle ich mich ausnahmsweise noch einigermaßen wohl. Zuhause wartet ja nichts mehr auf mich.

Ein Beispiel, wie es auch ohne Füllwörter klappt:
"Hier fühle ich mich wohl. Einer der wenigen Orte. Zuhause wartet nichts mehr auf mich."
Kurz und kanckig. Das ist oft eleganter.

Die Fixiertheit auf den Sessel fand ich auch befremdlich. Aber gut, ich kenne mich auch nicht mit Tattoos aus. Oder den Studios.

Weiß der Geier, warum ich überhaupt ständig ein Neues brauche.

Das "weiß der Geier" macht den Erzählstil authentisch. :) Aber "überhaupt§ fällt wieder unter unnötoge Füllwörter.

Diesmal sticht er an dem Portrait von meinem verstobenen Sohn weiter.

Ein Problem, dass ich auch in deinem alten Text hatte: Die grammatikalische Korrektheit/der Feinschliff deines Erzählers. Denn die elegantere Lösung "an dem Portrait meines verstorbenen Sohnes" würde auch passen, ohne dass es meiner Meinung nach der Authentizität Abbruch tut.

Erick war erst 1 Jahr, 3 Monate und exakt 3 Tage alt.

Zahlen bis einschließlich 12 werden ausgeschrieben. Also eins, zwei ... zwölf.

einen Heiratsantrag gestellt

Ich muss nächste Woche einen wichtigen Antrag bei den Behörden stellen, aber Heiratsanträge macht man. ;) ,

aber anscheinend war der nicht in ihrem und des neuen Lover‘s Interesse.

Der Satz klingt extrem ungelenk. Und der Genitiv im Deutschen wird nicht mit Apostroph geschrieben. Auc nicht, wenn es Angilzismen wie "Lover" sind.
Ich würde eher sowas nehmen wir: "Davon waren sie und ihr neuer Lover nicht angetan."
Ich hasse sie abgrundtief dafür, dass sie mich nach dem Tod unseres Kindes betrogen hat. Aber trotzdem trage ich sie wortwörtlich am Herzen bei mir; ich ließ sie nach der Trennung auf meine linke Brust tätowieren. Was für ein verzweifelter Vollidiot muss man eigentlich sein…

Diese tollen drei Punkte ... brauchen ein Leerzeichen vor und hinter sich.

Carlos desinfiziert noch schnell sein Werkzeug mit verdünnter Säure, bevor er an seine Arbeit geht. Warum Säure?

Ja, warum Säure? Ich war, als ich das zuerst las, sehr verwirrt, habe dann natürlich erkannt, wie wichig das für deine Geschichte ist.
Wie bereits erwähnt: Mit Tattoos kenne ich mich absolut nicht aus. Bei der Desinfektion von medizinischen Instrumenten würde man jedoch nie Säure verwenden - zumindest würde das meines Wissens nach das Material ziemlich schnell zerstören.
Gewöhnlich nimmt man dafür alkoholische Lösungen.
Falls das bei Tattoo-Stechern anders ist, räume ich ein, dass ich keine Ahnung habe. Aber ansonsten macht mich das extrem skeptisch und ich halte es eher für unrealistisch.

Die Ausführung über Carlos fand ich ganz nett, muss aber nicht unbedingt sein.


Ich hatte dasslbe Problem wir die vorherigen Leser: Kann man beim Tattoostechen wirklich einschlafen? Jedesmal, wenn ich jemandem mit ner Nadel zu Nahe komme (was auch nicht selten vorkommt) gibt es erstmal Endlosdiskussionen und Grimassieren bei jedem Stich. Und bei mir ist es nur einer. ;)

Auch die nachfolgende Szene wirkt sehr kryptisch, wie andere schon erwähnten. Was ich seltsam fand: Sein Sohn war knappp über ein Jahr alt, spricht aber wie ein Drittklässler und redet von Jungs aus seiner Klasse? O.O Entweder ein Fall extremer Hochbegabung oder ...?

Noch eine Anmerkung, wie man mit Redezeichen richtig umgeht (achte auf die Zeichensetzung):

"Ich gehe in den Supermarkt", sagte er.

Den Satz am Ende fand ich auch befremdlich. Das klingt, als sei er der Geist der vorherigen Weihnacht gewesen und hätte allen gerade eine moralisch wichtige Lektion erteilt. Zumindest wirkte es so auf mich.

Okay, nach so viel das auch klingt, es war ein RIESENUNTERSCHIED zur Jamal-Geschichte! Dranbleiben! Das ist definitiv der richtige Weg. Er ist zwar lang, aber wie alle gehen ihn hier. ;)

LG
Tell

 

Jedesmal, wenn ich jemandem mit ner Nadel zu Nahe komme (was auch nicht selten vorkommt)
Das wüsste ich jetzt aber gern genauer. :D

 
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Hallo MAUGLy,

Ich schließe mich LittleLolas Deutung an:

Also, naja, für mich bestand die Symbolik einfach darin, loszulassen von dem, was nicht mehr ist. (Wenn auch auf recht drastische Weise dargestellt...^^)

Thema deiner Geschichte ist Trauerarbeit. Nach dem Verlust eines geliebten Menschen muss man Trauerarbeit leisten, dass heißt seine Gefühle von dem verlorenen Liebesobjekt lösen, was ein langwieriger und schmerzlicher Prozess ist.

Schiebt man diese schmerzliche Loslösung vor sich her, bleibt man auf das Objekt fixiert, was sich schädlich auswirkt: Man bleibt in einer Depression stecken, ist wie gelähmt und kann sich nicht neuen Objekten zuwenden, kann seine Gefühle nicht auf etwas Neues richten.

Ein bekanntes Beispiel für jemanden, der die Trauerarbeit verweigert, ist Norman Bates in Hitchcocks Film Psycho, der seine Gefühle nicht von seiner verstorbenen Mutter lösen kann. Symbol für dieses Nicht-Lösen-Können, ist, dass er seine mumifizierte Mutter nicht beerdigt, sondern bei sich behält. Auch dein Protagonist will zuerst Melanie und Erick bei sich behalten - deshalb lässt er sie sich auf den Körper tätowieren. Doch sein plötzlicher Entschluss, die beiden mit der Salzsäule von seinem Körper wegzuätzen, ist Symbol dafür, dass er mit der Trauerarbeit, mit der Loslösung beginnen will. Salzsäure ist ätzend und tut weh, Trauerarbeit auch - die Säureattacke gegen sich selbst ist ein gutes Symbol dafür.

Deine in sich stimmige Erzählung habe ich gerne gelesen!
Grüße
gerthans

 
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Hallo Leute,

Erstmal ein großes Dankeschön für eure Zeit.

Tell: ich freue mich jedesmal über deine Kritik, auch wenn diese immer mit viel Arbeit verbunden ist :)
Aber genau diese wegweisenden Worte von dir brauche ich.
Diesmal stechen für mich die unästhetischen "Füllwörter" besonders hervor, denen ich mich nun besonders widmen werde. Ich merke jetzt auch, dass sie den Lesefluss negativ beeinflussen. Den Logikfehler in dem Alter vom Sohn habe ich auch erkannt. Natürlich kann ein "ein" Jahr, "drei" Monate und exakt "drei" Tage alter Mensch solche Sätze nicht bilden;) Ansonten sollten einige Sätze gelungener formuliert werden. Danke dafür Tell.

gerthans: Den Film kenne ich (noch) nicht. Aber du hast mich sehr neugierig darauf gemacht. Schön das die Kernaussage erkannt und gewürdigt wird:

Deine in sich stimmige Erzählung habe ich gerne gelesen!
Besten Dank für die Motivation.

Schöne Feiertage,
Maugly

 

Der Sessel von Carlos ist so verdammt bequem. Das merke ich nicht zum ersten Mal. Mein Körper passt da einfach perfekt rein. Wirklich, jeden noch so kleinen Zwischenraum füllt mein Rücken vollkommen aus, als ob das Polster nur für mich maßgeschneidert wurde.
Vorweg,

lieber MAUGLy,
don’t forget “Jamal“!

Hm, „authentisch“ würd ich einen (Alb?-)Traum nun nicht nennen, bin halt kein Dr. Freud, aber Tattoos können durchaus mehr als Modeerscheinung und Verzierung der Haut sein (sind sie ja von ihrem Ursprung her eh). Wie hier. Sozusagen ein Erinnerungsalbum, gebrannt in den eigenen Körper, wie es nur Narben und Erfahrung sein können. Gleichwohl, jede Menge wäre da noch zu tun!, wobei die Menge an Flüchtigkeitsfehlern auffällt. Also besser immer noch mal Korrektur lesen, am besten: Lesen lassen!

Da wäre die Zeichensetzung, wahrscheinlich überhaupt das Schwierigste im nhd., selbst für unsere Rechtschreibreformer (wie ich gerade feststellen musste)

Dabei waren die unfertigen Tattoos noch nie ein Grund dafür[,] sein Studio zu besuchen, damit er weiter daran arbeiten kann.
(1. Infinitivgruppe ist von einem Substantiv – „Studio“ – abhängig. Grundsätzlicher Vorschlag von mir: Immer bei Infinitivgruppen ein Komma setzen, um den Fußfallen der Ausnahmeregelungen zu entkommen.
2. Dem Appendix stünde der Konjunktiv besser als der Indikativ, was öfters im Text durchaus gelingt) also
, damit er weiter daran arbeiten [könn(t)e].
Ähnlich hier
Siehst du, und du hattest Angst[,] man würde erkennen, dass es aus dem Secondhandladen [sei.]“[…]

Auch sonst scheint nichts mehr so zu sein[,] wie es gerade noch war.
(Die vergleichende Konjunktion leitet einen vollständigen Satz ein)

Es sind Geräusche[,] die mir verraten, dass ich …
(Nebensätze, wie der Relativsatz hier, haben wie das richtige Leben Anfang und Ende. Hier wird der Anfang verpasst …)

„Papa, hier bin ich, hier unten“[,] ruft er mir von meinem Unterarm zu
Weiß der Geier, weshalb ich überhaupt ständig ein Neues brauche.
(Der Satz will mir mehr als nach bloßer Aussage klingen! Besser Ausrufezeichen!) Wie auch hier
So einer soll gefährlich sein, ich bitte euch[!]

Was für ein verzweifelter Vollidiot muss man eigentlich sein…
(Die Auslassungspunkte behaupten hier, am vorhergehenden Wort fehle wenigstens ein Buchstabe. Besser also mit Leertaste zwischen letztem Buchstaben und erstem Punkt.
Zudem: klingt der Satz nicht eher nach einer Frage?)

„So mein Lieber, können wir beginnen?“.
(Die wörtl. Frage endet mit der Rede mit dem Fragezeichen. Weg mit dem Punkt!
Ähnliches kommt mehrmals vor.)

Es ist nur wegen Carlos und seinem Sessel.
(„Wegen“ verlangt eigentlich nach dem Genitiv „und seines Sessels“, was weiter unten durchaus korrekt durchgeführt wird.
Hier könntestu das Problem auch lösen, in dem Du das leidige Possessivpronomen wegließest, denn die Eigentumsfrage erledigte sich wie von selbst: „Carlos[’] Sessel“. Der Apostroph wäre sogar entbehrlich.)

Verwechselung von „das“ (Artikel, Pronomen) und „dass“ (Konjunktion)

Naja, er sagte mal, das[…] würde sich rentieren.

Reine Flüchtigkeit nebst entbehrlichem Komma (für das die Konjunktion „oder“ ein großartiger Ersatz ist)
…, denn auf den ersten Blick könnte man ihn als ein[en] Geldeintreiber[…] oder zumindest als ein Mitglied einer gefährlichen Rockergang vermuten.

Das eintönige Rattern und Tupfen ist entspannt, hilft mir gar beim [E]inschlafen.
… in[m]itten eines endlosen weißen Nichts.
… nicht schon[…]wieder vergessen …

Es schein[t] alles so zu sein wie [f]rüher. Es gibt keinen Grund mehr für mich[,] zurück in die Gegenwart zu gehen, hier bleibe ich, definitiv.
Ich kann es kaum ertragen[,] sie so leiden zu sehen[,] und schlage wild auf mich ein, um die Flammen zu löschen. Ich kann sie nicht ein zweites [M]al verlieren.
Er rüttelt mich dabei de[r]art h[e]ftig, …
… eine [H]eidenangst
In[t]uitiv greife ich …

Gruß

Friedel

 

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