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Der Strand
Der Strand
Ruhig und entspannt gehe ich den Strand entlang. Ein heller, blauer Schimmer erstreckt sich über den, von einer dünnen Wolkenschicht bedeckten Himmel. Er hüllt die weiße, von Grashügeln begrenzte, Sandbank in sanftes Licht. Noch schläft die Welt und eine beruhigende Stille liegt in der Luft. Ein mystisch wirkender Nebel schwebt leicht über dem Meer. Darüber, zwischen den Wolken, kann man noch ein paar bereits verblassende Sterne erkennen. Aus dem feuchten Sand heben sich einige Gesteinsbrocken hervor, welche von Algen, Korallen und sogar einigen Seesternen bedeckt sind. Daneben krabbeln einige Krebse geschäftig umher. Eine Vielzahl von Muscheln ist überall auf dem Strand verstreut und in der Ferne erklingen Möwenschreie. Hinter einem Grashügel steigt Rauch auf. "Wohl ein kleines Städtchen", denke ich. Eine kühle Brise streift mein Gesicht und der Geruch des Meeres klärt meine Sinne. Ich atme durch, lausche dem leisen Rauschen der Wellen und meine, für einen Augenblick, echte Zufriedenheit zu kennen.
Neugierig fällt mein Blick auf eine Muschel, direkt vor meinen Füßen. Ich hebe sie auf und streiche fasziniert über die glatt-gerillte Oberfläche: Eine schwarz-gelb-gestreifte Venusmuschel. Ich stecke sie behutsam in meine Tasche und gehe um einen Grashügel herum, um dem Verlauf des Strandes zu folgen.
Der Sand weicht kargem Fels und das Rauschen der Wellen einem maschinellen, nicht allzu weit entfernten, Lärm. Überrascht stelle ich fest wo die Rauchschwaden von vorhin herkommen. Ein Stacheldrahtzaun mit Kameras erhebt sich vor mir. Dahinter türmt sich einem Mahnmal gleich ein, ein Industriekomplex auf. Der kaum erkennbare Namen, der an der Seite des heruntergekommenen, verrußten Backsteinblocks steht, erkenne ich aus einer Spielzeugwerbung wieder. Irgendwas von Umweltfreundlichkeit und CO2-Neutralität. Ernüchtert stelle ich fest, dass der CO2-Ausstoß das wahrscheinlich einzig "Umweltfreundliche" ist.
Die Sonne ist inzwischen aufgegangen und beleuchtet hämisch lächelnd die Mischung aus Plastikspielzeug und Müll. Neben den Grashügeln, welche jetzt Hügelgräbern ähneln, ragen einige tote Möwen aus dem Sand hervor. Das Meer sieht aus als hätte jemand literweise Seife hinein gekippt und ein Gestank von totem Fisch und Chemikalien erdrückt die Luft. Ich hole die Muschel hervor, betrachte sie ein letztes Mal und schmeiße sie in die Kloake.