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Der Mann im grauen Anzug

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22.05.2015
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Der Mann im grauen Anzug

„Alles ist bereit. Kommen Sie nun.“ - „Nein. Ich möchte nicht hier weg.“
Der Mann im grauen Anzug, welcher zuerst sprach, blickt seinen Gegenüber einige Sekunden an, bevor er wiederholt: „Kommen Sie. Sie müssen nun gehen.“ – „Nein. Ich kann nicht. Niemand kann von hier weg. Dieses Haus lässt uns nicht los. Nie wieder.“
Keine Gefühlsregung ist in den Worten des mageren Mannes zu erkennen. Doch seine weit aufgerissenen Augen spiegeln den Wahnsinn wieder, welcher seinen Geist befallen hat in den Jahren der Einsamkeit. Seine Fingernägel graben sich tief in das morsche Geländer der Veranda, welches er so fest umklammert, als befürchte er, jemand könnte versuchen ihn mit Gewalt von diesem Platz zu entfernen. Seine Knöchel sind weiß. Die bleiche Haut wie dünnes Papier über seine Knochen gespannt. Sein Blick trifft den Mann im grauen Anzug und seine Augen flackern kurz auf. Der Mann im grauen Anzug. Ein Fremdkörper. Die Konzentration des skellettartigen Mannes richtet sich nun auf ihn und sein Mund verzieht sich zu einem dünnen, kalten Lächeln. Der Mann im grauen Anzug spürt die Gefahr. Er hat nicht mehr viel Zeit, bevor der Hass den schwachen Körper des mageren Mannes überwältigen wird. Nur noch Minuten, bis der Wahnsinn auch den Körper beherrschen wird. Nur noch Sekunden, um sich abzuwenden und zu gehen. Doch er geht nicht. Er geht niemals. Und nur Sekunden später stellt sich der Mann im grauen Anzug ein weiteres Mal seinen Ängsten, die ihn an diesen Ort binden.

 

Ich bin mir nicht sicher, worum es hier geht, aber spontan dachte ich an einen dementen alten Herrn, der von seinem Betreuer in ein Pflegeheim gebracht werden soll...

Ist aber vielleicht berufsbedingt. ^^

Persönlich finde ich, es anstrengend zu lesen, zu sehen, wenn wörtliche Rede und die Erzählung hintereinander weg in einer Zeile geschrieben werden... Aber wie gesagt, nur meine Meinung.

Ansonsten... Wie gesagt, etwas undurchsichtig, aber kurz, knapp und berührend. :)

 

Hallo LittleLola

Danke für deine Kritik :)
Es geht mir bei dem Text in erster Linie darum die Atmosphäre und die Stimmung auf den Leser zu übertragen. Die Handlung an sich ist Nebensache.
Wenn du wissen willst worum es mir bei der Geschichte ging: Ich hatte es so angedacht, dass der "magere Mann" und der "Mann im grauen Anzug" ein und die selbe Person sind. Diese Figuren also nur eine Personifizierung und Verbildlichung eines auf psychischer Ebene ausgetragenen Konfliktes sind. Sie stellen die gespaltene Persönlichkeit des Mannes dar. Der Mann im grauen Anzug: die geordnete, funktionierende und 'wirkliche' Seite und der magere Mann: die chaotische, wahnsinnige Seite.

Wenn jemandem allerdings eine andere Interpretation der Geschichte besser gefällt, kann er die auch gerne verwenden. Ich möchte mit meiner Intention keine endgültige Bedeutung des Textes vorschreiben.
Es geht mir wie gesagt in erster Linie darum, dass eine Atmosphäre vermittelt werden soll. ;)

Gruß
Gary

 

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