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Ich lebe ...

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22.05.2015
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Ich lebe ...

Ich wache auf. Es ist Abend. Halb neun. Als ich meinen Kopf hebe, merke ich, dass der Kater langsam einsetzt. Was für eine Scheißidee ausgerechnet Heute schon am Vormittag mit dem Drogenkonsum zu beginnen. Es dreht sich alles. Ich taste mit meiner linken Hand neben meinem Bett nach dem Aschenbecher, in dem noch ein halber Joint von vorhin liegt. Das Feuerzeug klickt; Ich inhaliere tief. Schon besser. Und es soll doch tatsächlich Leute geben, die behaupten man könne ohne Drogen höhere Glückszustände erreichen als mit. Ich gehöre nicht dazu. Ich habe der Realität vor gut zwei Jahren den Krieg erklärt und seitdem sehen wir uns nur noch sehr unregelmäßig. Mir wird schon wieder schlecht. Ich beuge mich über die Bettkante und befördere die letzten Reste meines Frühstücks aus meinem Magen in den schon zur Hälfte gefüllten Eimer, welcher neben meinem Bett bereit steht. Ich sollte ihn leeren, bevor er überläuft, denke ich noch, dann schlafe ich wieder ein.
Ich wache auf. 12 Uhr. Ich sollte mich beeilen, die Anderen werden schon auf mich warten. So schnell ich es in meinem Zustand bewerkstelligen kann ziehe ich mich an, packe ein paar Bier, eine Flasche Wasser, circa dreißig Euro und zwei Gramm Pepp in einen Rucksack, werfe ihn mir über die Schulter, schaue kurz in den Spiegel und stelle fest, dass ich total verklatscht aussehe. Leider habe ich keine Zeit mehr das zu ändern und eigentlich ist es mir auch herzlich egal. Also ab mit dem Bus in die Stadt. Die Anderen haben schon auf mich gewartet. Egal. Jetzt geht’s los. Immer zu zweit am Türsteher vorbei, rein in den Klub, weiter zum Klo, jeder vier Bahnen und dann auf die Tanzfläche. Ich schwitze, ich tanze, ich lebe…
Ich wache auf. Es ist Morgen. Halb neun. Es dreht sich alles.

 

Hallo Gary,

Willkommen bei den Wortkriegern. Ich hoffe, Du hast Spass hier am Textanalysieren.
Daher red ich nicht lange drum rum und komme zu Deinem Text hier.

Da lese ich hier von einem drogenkonsumierenden, sinnfrei "lebenden" Penner. Du darfst mich gern spießig nennen, aber auf solche Leute habe ich keinen Bock. Versteh mich nicht falsch: Ich mag realitätsentfremdete Menschen, wenn ich dort Träume, Visionen, Fantasie, Kreativität, etc. sehe. Aber hier in deinem Text tötet der Protagonist das Leben, da er sich betäubt, keine Emotionen zulässt, für mich lässt er "leben" nicht zu. Denn selbst das Tanzen in einem Club, so wie es dein Protagonist macht, ist nur eine andere Art die - nenne wir es - "Seele" nicht zu spüren.
Und genau da finde ich deinen Titel schlicht falsch. Denn für mich ist genau das kein Leben, da er alles, was für mich das Leben ausmacht unterdrückt. Und das hat für mich auch weniger mit den Drogen an sich zu tun, als mit dem Grund, warum der Protagonist Drogen nimmt, und wie sehr er die Dinge die er tut selbst reflektiert. Das tut er nämlich nicht. Wie gesagt: Selbst das Tanzen nutzt der Protagonist zum betäuben seines Ich's. Auch wenn er sich dadurch lebendig fühlt. denn das Tanzen kommt dem Leben schon am nächsten. Eine Definition, die ich sehr mag: "Leben ist Bewegung". Beim Tanzen bewegt er sich zwar. Aber mit deinem Schluss-Absatz befindet sich dein Protagonist in der Bewegungslosigkeit.

soviel zum Inhalt.

Textlich: Ich bin mit den Zeiten durcheinander gekommen. Sein Tagesablauf ist ja sichtlich verdreht, daher sind relative Begriffe wie "Abends" und "Vormittag" verwirrend, weil ich nicht weiß, ist "mein" Vormittag gemeint, oder "sein" Vormittag. Raus war ich bei:

... in dem noch ein halber Joint von gestern Abend liegt.
Ich musste ziemlich oft Sätze zwei bis dreimal lesen, um dem zeitlichen Geschehen zu folgen. Das ist bei so einem kurzen Text schon bedenklich. Es behindert dermaßen meinen Lesefluss, dass es keinen Spass macht den Text zu lesen.

Dann eine Frage: Der Text ist ja schon in der Ich-Form erzählt. Warum dann noch die wörtliche Rede, in dem der Ich-Erzähler noch mal etwas in Ich-Form sagt? Ich finde das überflüssig.

Wie ich oben schon erwähnte, kann ich den Protagonisten nicht leiden. Leider fehlt mir am Text aber auch jegliche Spannung. Es ist keine Geschichte im Text - kein Konflikt. Für mich passiert da nichts. Ich lerne nicht mal richtig den Protagonisten kennen. Kein Name, keine Herkunft. Nur so ein Penner. Ich meine das aber nicht nur von der Story her, sondern auch vom Text her: es ist etwas langweilig geschrieben. mit einer Ausnahme:

Ich habe der Realität vor gut zwei Jahren den Krieg erklärt und seitdem sehen wir uns nur noch sehr unregelmäßig.
Den Satz fand ich unglaublich stark! :) Das ist meine Lieblingststelle im Text.

Damit will ich es mal gut sein lassen mit meiner Kritik :)
Ich hoffe du kannst ein Paar Hinweise finden, die Dich im Schreiben weiter bringen.

Gruss
pantoholli

 

Hallo pantoholli

Der Titel des Textes ist mit Absicht ironisch gemeint. Es soll zeigen, dass der Protagonist genau das von dir in der Inhaltskritik Beschriebene nicht erkennt, es als die beste Möglichkeit zu "leben" sieht und durch ständigen Rausch versucht dieser Wahrheit zu entkommen, sich also in ein Schein-"Leben" zu flüchten. Die Handlungslosigkeit soll auf den Teufelskreis der Drogensucht hinweisen, welche neben der Droge kaum noch andere Gedanken und Handlungen zulässt.
Der komplette Text ist durchaus als Kritik an Drogen-Missbrauch zu verstehen.

Ich habe versucht auf deine textlichen Kritikpunkte einzugehen und hoffe es ist nun, trotz geringer Veränderung, etwas verständlicher.
Über ein neues Feedback würde ich mich freuen.

Gruß,
Gary

 

Hallo Gary,

der Text liest sich nun etwas basser.
Er gefällt mir zwar immer noch nicht, aber er liest sich besser :)

ha. Dann habe ich den Text sogar richtig "interpretiert". Leider kommt für mich die Ironie im Titel gar nicht an.
Eine Frage noch: Wieso wacht er morgens halb neun schon auf?

Gruss
pantoholli

 

Hallo Gary

"Hurra wir leben noch." DAS ist ein ironischer Titel, leider hat ihn J.M.Simmel bereits für seinen Bestseller proklamiert.
Ich schliesse mich pantoholli an, der Text ist farblos, schon fast blutleer. Eigentlich passt das ja zu deinem in der Endlosschleife gefangegenen Darsteller, aber ich kann ihm so gar nicht nachfühlen, die Zeiten sind verwirrend (Abend/Heute/Vormittag/12 Uhr => 00:00 eigentlich Mitternacht, richtig?), die Handlung spannungsarm und die (nur aus deinem Kommentar entnommene) Gesellschaftskritik am Drogenmisbrauch ist zuwenig herausgearbeitet. Ich meine, da liegt noch so vieles brach, mit was hat er sich z.B. die 30Euro beschafft? Mit Arbeit, Klauen oder Betteln?
Wie kann er sich "Linien" leisten? Ist er vielleicht ein Stricher? Und wer ist da noch so in seinem Dunstkreis am abtanzen? Zeige mir mehr, lass mich deinen Prot, SEIN Leben spüren.
Ein paar dreiste Rechtschreibfehler lassen den Text zusätzlich billig und runtergetippt erscheinen.

Aber das ist tatsächlich eine Perle:

Ich habe der Realität vor gut zwei Jahren den Krieg erklärt und seitdem sehen wir uns nur noch sehr unregelmäßig.

Mir hat der Text leider (noch) nicht gefallen, er ist mir zu allgemein und oberflächlich. Da wünschte ich mir mehr Konfliktszenen, als nur das Festkleben im Dauerdämmerzustand.

Nix für ungut,
dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Garry,

also im Prinzip finde ich dein Thema sehr spannend - der sich wiederholende Alltag des Protagonisten, versunken in einem Leben geprägt vom Feiern und den Drogen. Bloß denke ich auch, könntest du da noch ein bisschen mehr Charakter reinbringen. Mehr Details, mehr Informationen - Vielleicht sogar noch mehr von deiner Ironie.
Es gibt es noch soo viel Potenzial das auszubauen. Ich geh jetzt mal davon aus, dass du selber schon ein paar Erfahrungen gemacht hast, mit Drogen, mit Feiern, was auch immer. Du könntest noch ein paar mehr dieser Erfahrungen reinpacken, also natürlich alles weiterhin aus der Sicht des Protagonisten. Gerade wenn andere das lesen die vielleicht nicht ganz so extreme, aber ähnliche Erfahrungen gemacht haben und sich mit möglichst vielen Sachen identifizieren können wird es spannend. Das fängt ja schon damit an, dass du von zwei Gramm "Pepp" schreibst. Das ist ja auch schon übertrieben ausgedrückt ein Insider-Wort Pack ganz viele kleine Infos mit rein, Sachen die jeder kennt der Feiern geht - hast du ja auch schon ein bisschen gemacht, wie z.B. das er die Wasserflasche einpackt - da war mir z.B. gleich klar wofür er die braucht. Je mehr Details zu miteinbringst, die wirklich realistisch sind, du persönlich kennst, diene eigenen Erfahrungen usw. desto mehr rückt die Geschichte weg von einer 0/8/15 Drogengeschichte, gefüllt von Klischees und geschrieben von jemandem der sich nicht auskennt.

Ich finde deine Geschichte nicht schlecht, ich seh da Potenzial drin, aber denke du könntest sie noch ein wenig ausbauen.

LG ;)

 

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