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Wo die Liebe hinfällt

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28.04.2015
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Wo die Liebe hinfällt

Ich lass mich einfach überraschen. Mal schauen, was auf mich zukommt. Bringt ja nichts, wenn ich mich jetzt verrückt mache. Sie ist doch mindestens genauso aufgeregt wie ich. Von daher bleib locker. Junge, lass einfach deinen Charme spielen. Mach ihr ein Kompliment, dann ist das Eis gebrochen. Wir lachen anschließend ein wenig und schon bin ich im Spiel. Genauso mache ich das. So, da ist schon ihr Haus. Ich klingel an und umarme sie sofort, einfach so, ohne Ankündigung. So können wir uns das peinliche Schweigen nach der Begrüßung ersparen und gehen sofort rein. Puh, bin ich aufgeregt, meine Fresse.

Von draußen sehe ich Melanie hinter dem Küchenfenster, die bereits ungeduldig auf mich wartet. Mit ihrer kleinen Stupsnase knickt sie ein paar Streifen der Jalousien um, damit sie unauffällig nach mir Ausschau halten kann. Ihre blauen Perlen funkeln dabei aus den Augenhöhlen auf die Straße, zum Vorhof des Hauses. Als ich sie erkenne, wird mir ganz mulmig. Ein Hitzeschub durchflutet meinen Körper und treibt mir kleine Schweißperlen auf die Stirn. In dem Moment will ich eigentlich gar nicht mehr zu ihr und gehe alle möglichen Probleme durch, die bei diesem Date auftreten könnten: Was soll ich zu ihr sagen, was wird sie antworten, mag sie mich überhaupt oder vertreibe ich ihr nur die Langeweile? Lauter Fragen, die jeden meiner Schritt zum Haus erschweren. Noch kann ich umkehren. Aber sie hat mich ja bereits gesehen. Wie kommt das denn rüber, wenn ich jetzt kneife?! Mein Gott, wie mickrig ich mir gerade vorkomme…

Ich hab noch nicht alle Gegenargumente aufgezählt, schon stehe ich direkt vor ihrer Tür. Nun muss ich durch. Ich klingel an und leg noch schnell mit der Hand die abstehenden Haare zurück. Ich höre sie aus einem weit entfernten Raum im Haus rufen: „Ja, ich komme sofort!“ Oh Mann, jetzt ist sie tatsächlich aus der Küche in einen anderen Raum geflitzt, damit ich ja nicht mitbekomme, dass sie bereits ungeduldig auf mich gewartet hat. Melanie, du saßt doch gerade noch in der Küche, der erste Raum am Hausflur. Jetzt habe ich dich ertappt. Wie süß von dir.
Ein Gefühl des Fremdscharms überwältigt mich und senkt meinen Kopf zu Boden. Ich trete kleine Kieselsteinchen abwechselnd hin und her.

Als sie die Tür aufreißt, strömt mir warme Luft entgegen, getränkt mit süßem Eau de Toilette. Ich hebe meinen Blick nur langsam, um ja kein Detail ihrer weiblichen Perfektion zu übersehen. Sie ist echt hinreißend. Sie begrüßt mich mit einem euphorischen: „Heeey Alex!“, und macht mich mit ihrer guten Laune ein Stück verlegener. Sie hat dazu noch Heimvorteil, was mich umso nervöser macht. Wie war das nochmal, was wollte ich direkt am Anfang machen? Scheiße, ich hab’s vergessen. Sie starrt mich schon so komisch an. Wie lange schweige ich denn schon? Oh nein, sie runzelt die Stirn, was war das doch gleich? Ach ja, eine Umarmung! Ich stürze mich auf sie und übersehe dabei die Stufe. Diese gottverdammte Stufe, an der man immer ein Warnschild daneben stellt, aber natürlich nicht an dieser. Ich verliere die Balance und suche mit unkontrolliertem Herumfuchteln nach einer Greifmöglichkeit in der Luft. Erfolglos. Wie ein nasser Sack falle ich zu Boden und reiße sie aus ihrem Rollstuhl mit. Wir liegen am Boden und lachen vollkommen unbeschwert.

 

Hallo MAUGLy,

ja, so könnte gedankenmäßig so ein erstes Date ablaufen. Gut getroffen. Der Überraschungseffekt macht alles brisanter.
Der Schlusssatz muss nicht sein. Wann ist heute? Wird nicht eher Verliebtsein geschildert?

Lass einfach dein Charme
deinen
erinnere sie an die stark geschminkte Olle aus unserer Schule
Das müsste etwas mehr erklärt werden oder weg.
du saßt doch gerade
Verrät das nicht zu viel? Steht am Küchenfenster?
Diese Gottverdammte Stufe, an denen man immer ein Warnschild daneben stellt, aber natürlich nicht an dieser.
gottverdammt
an die man ... stellt
Fröhliche Pfingsten

Wilhelm

 

Hallo Wilhelm Berliner,

kurz und knapp, aber hilfreich. Deine Gedanken habe ich berücksichtigt.
Vielen Dank dafür :)

Dir auch schöne Pfingsten,

Maugly

 

Die geschilderten Gefühle – oder doch ähnliche - kenn ich alter Sack auch noch. Ja, auch Verliebtheit – da hat Wilhelm recht, aber ohne sie ginge da gar nix – ist vor Fettnäpfchen wie Stolperfallen nicht gefeit, ja, prädestiniert für unfreiwillige Slapsticknummern, wie hier, bis hin zum Betriebsunfall – wobei der Rollstuhl,

lieber MAUGLy,
und damit erst einmal herzlichwillkommen hierorts, schließlich begegnen wir uns das erste Mal … -

wobei also der der Rollstuhl der Geschichte einen bitteren Beigeschmack gibt, dass ich hoffe, Alex ist nicht allein vor Mitleid betriebsblind … Ein paar trivialere Anmerkungen.

Zunächst wäre ein Komma nachzutragen

Mal schauen[,] was auf mich zukommt.
Hier – abgesehen vom nachzureichenden Komma nach der wörtl. Rede – frag ich mich zunächst, ob die Geschichte des Comic-Effektes im Ausruf bedarf, hey tät es doch ganz manierlich. Am Ende des Satzes wäre eine Flüchtigkeit zu beseitigen
„Heeey Alex!“[,] und macht mich mit ihrer guten Laune ein Stück mehr verlegen[…]er.
Hier ist nach der wörtl. Rede der Punkt entbehrlich
„Ja, ich komme sofort!“[…]

Diverses

Von draußen sehe ich Melanie hinter dem Küchenfenster, die bereits ungeduldig auf mich wartet
(Hier wäre der Relativsatz sicherlich in der Nähe Melanies besser aufgehoben – „… sehe ich Melanie die bereits ungeduldig auf mich wartet, hinter …“ oder durch einfaches Möbelrücken auch als „… sehe ich Melanie die bereits ungeduldig hinter dem Küchenfenster auf mich wartet.“ Was zudem Zeichen einspart …)

Noch kann ich umdrehen.
(Umdrehen ist sicherlich nicht falsch, bedeutet aber eigentlich nur, dass sich einer UM DIE EIGENE ACHSE drehe. Vom Reflexivpronomen mal abgesehen ... "Umkehren" wäre da deutlicher.)

Wie kommt das denn rüber, wenn ich jetzt kneife.
(Klingt das nicht nach mehr als einer Aussage und zunächst einmal nach Frage? Vielleicht aber auch als Ausruf! Aber ginge nicht auch beides zugleich?!)

Ein Gefühl des Fremdscharms überwältigt mich und senkt mein[en] Kopf zu Boden.

Als sie die Tür aufreißt, strömt mir eine warme Luft entgegen, …
(Warum der unbestimmt Artikel? Gäbe es da noch eine weitere Luft?

Diese [g]ottverdammte Stufe, …
(Zu viel Gottgefälligkeit ist in der deutschen Grammatik eigentlich nicht vorgesehen. Und ich versichere Dir: Gott kennt den Duden und hat Humor. Muss er schon haben …)

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

auch dein Kommentar wurde gern von mir gelesen.

Eine tolle Erkenntnis. Hat mir sehr gefallen :D

Zu viel Gottgefälligkeit ist in der deutschen Grammatik eigentlich nicht vorgesehen. Und ich versichere Dir: Gott kennt den Duden und hat Humor. Muss er schon haben …)

Danke für deine Zeit.
Auch deine Verbesserungsvorschläge habe ich berücksichtigt.

Ich hoffe, es bleibt nicht bei dieser ersten Begegnung!


Mfg,
Maugly

 

Nix zu danken,

lieber Maugly,

und Dein Wunsch soll sofort erfüllt werden, denn wir Opfer des zwoten Bildungsweges müssen zusammenhalten! Auch ich überseh schon mal was ...

Von daher, bleib locker.
Komma ist entbehrlich, wie auch hier
mag sie mich überhaupt, oder vertreibe ich ihr nur die Langeweile?
hier wird es ganz hervorragend durchs oder ersetzt

Ich hab noch nicht alle Kontraargumente aufgezählt,
"Kontraargumente" lässt mich nach Deiner Herkunft fragen (komm ich nachher noch mal drauf zurück), klingt auf jeden Fall sehr aufgesetzt gegenüber dem schlichteren "Gegenargument"

..., du saßt doch gerade noch in der Küche, der erste Raum im Hausflur.
Statt des ersten Raums "im" Hausflur besser "am" Hausflur, sonst sind Flur und Küche eins ...

Englisch Deine Muttersprache?:

ein Stück mehr verlegener
"verlegener" ist Komperativ genug, das mehr also entbehrlich

Bis gleich,

Friedel

 

Nur kurz, weil es so heraussticht:

Ein Gefühl des Fremdscharms überwältigt mich

Meintest du Fremdscham? Die ist weiblich und schreibt sich ohne r. Du schärmst dich ja nicht, sondern schämst dich fremd. Da Fremdscham bereits ein Gefühl ist, würde ich schreiben: Fremdscham überwältigt mich, sonst liest es sich komisch. Aber ich sehe den Anlass nicht. Fremdscham bedeutet, dass einem etwas peinlich ist, was ein anderer tut, man schämt sich an seiner Stelle. Dass sie den Raum wechselt, damit er nicht merkt, wie aufgeregt sie auf ihn gewartet hat, ist doch nicht fürchterlich peinlich, sondern süß, denkt er ja selbst.
Deswegen passt fremdschämen für mich hier nicht.

 

Meintest du Fremdscham?
Hallo raven,

an sich ein seltsamer oder doch kurioser Ort/Anlass zur ersten Begegnung, aber Grund genug, mal Tach zu sagen.

Ich seh da eher Fremdscharm = Charme darinnen. Das ist eine Gefahr bei entlehnten Wörtern. Aber unter der Prämisse, man schreibe, wie man spreche, korrekt ...

So, schau'n wir mal ...

Bis dann,

Friedel

 

Hallo Friedel! :)

Ich hatte auch zuerst an Charme gedacht, aber unter Fremdcharme kann ich mir jetzt nichts vorstellen. Charme ist ja auch kein Gefühl.
Bin auch gespannt auf die Auflösung.

 

Hallo zusammen!

Friedrichard Erstmal: Ich find's sehr interessant, dass du Anhand von zwei Wörtern/Formulierungen erkannt hast, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Du solltest der Polizei bei Ermittlungen assistieren. Damit liegst du natürlich richtig;)
Ansonten: Danke für die Verbesserungsvorschläge und den Crashkurs in Punkto Komperativ.

raven Was das Fremdschämen angeht, habe ich mir folgendes gedacht: Alex hat Melanie auf frischer Tat ertappt, auch wenn nur bei einer banalen Sache, und fühlt sich (empathisch) in sie hinein. Dabei empfindet er Scham. Er würde in ihrer Lage nicht wollen, dass man ihn dabei erwischt in den anderen Raum geflitzt zu sein um ansschließend so zu tun, als ob er nicht bereits ungeduldig auf sein Date gewartet hätte. Diese "Schwäche" findet er an ihr so süß, da sie genauso verunsichert ist wie er.
Ich weiß nicht genau, ob der Gedanke aus eurer Sicht schlüssig ist.
Wenn es eurer Meinung nach unfug ist, dann würde ich mich natürlich über einen alternativen Gedanken freuen:)


Einen netten Restnachmittag,
Maugly

 
Zuletzt bearbeitet:

Ah, ok, ich verstehe, wie du das meinst. Fremdschämen ist aber nach meinem Empfinden für diese Situation der falsche Begriff und passt mit "süß" nicht zusammen. Es ist ein bisschen schwer zu beschreiben. Facepalm trifft das Gefühl der Fremdscham in vielen Zusammenhängen ganz gut. ;)

Ich sag später mal noch mehr zu der Geschichte.

 

Ich find's sehr interessant, dass du Anhand von zwei Wörtern/Formulierungen erkannt hast, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Du solltest der Polizei bei Ermittlungen assistieren. Damit liegst du natürlich richtig
Naja, seit ich '68 das hiesige Rathaus mit andern auf einige Zeit (ich glaub, satte drei Tage) besetzt hab, mehr oder eher weniger öffentlichen Dienst ungeeignet. Das mit der Muttersprache erkennt man eigentlich erst, wenn man auch anderen muttersprachlichen Zungen nicht abgeneigt ist.
Ansonsten: Danke für die Verbesserungsvorschläge und den Crashkurs in Punkto Kompe/arativ.
Schön, dass Du auch - vielleicht gar nicht mal wissentlicht - meine Fehlbarkeit aufzeigst: "Komparativ" (ich bin kein Lateiner und nehm manches über ein einziges Ohr wahr, was überhaupt kein Nachteil ist. Es ist eine Gnade, nicht alles hören/wahrnehmen zu müssen, was erst recht nix gegen Dein Deutsch aussagt. Denn das erhebt sich - wenn ich das so seh, auch über Deine Gedanken, weit übers Muttersprachliche hinaus.

Halt die Ohren steif, meint der

Freatle

 

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