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Messing

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11.04.2011
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Messing

Unsere erste Begegnung: für Susanna war sie Routine, für mich jedoch ein Urknall gewesen.
Ich stand an der INDEX, meiner Drehmaschine, und fertigte die Schrägvariante der Style-Armatur, da stand Susanna plötzlich hinter mir. Sie räusperte sich, bat um die Urwertkarte und studierte deren Parameter. Dann griff sie eine gerade fertiggestellte Armatur, setzte sich an den Prüftisch und vermaß die verschiedenen Durchmesser, Tiefen und Winkel der Bohrungen. Zuletzt legte sie die Style wie ein rohes Ei auf die gummierte Unterlage des Profilometers und prüfte die Rauheit der Oberfläche.
Susanna bewegte sich ohne Hast.
Ich betrachtete ihre makellosen Arme, ihre Schultern und den Hals. Ihre Haare, dachte ich, sie fließen wie Honig den Nacken herunter, wie von der Sonne beschienener Honig …
Sie schrieb die Werte nieder, stand mit einem: „Alles in Ordnung“ auf, gab mir die Karte zurück und lächelte.
Ich sah ihr hinterher. Mir gefielen ihre Art zu gehen und ihre sich unter dem Rock abzeichnenden, nicht zu kleinen Arschbacken. Ihre Stimme, warm und weich wie die einer schnurrenden Katze, hallte in meinem Kopf nach.
„Sie ist die Frau vom Chef“, holte mich Kapp aus meinen Gedanken.

Bei der Sache mit dem Messing legte ich mir einen Vier-Wochen-Rhythmus zu.
Ich machte es immer freitags, nach der Spätschicht. Kam wegen eines angeblichen Termins eine Stunde später, übernahm die auf Temperatur gebrachte und somit maßgenau drehende Maschine. Ich fertigte einen ersten und zweiten Satz, ging in die Kantine und aß mein Brot. Verabschiedete meine Kollegen gegen zehn und arbeitete die fehlende Stunde nach. Punkt elf schaltete ich die INDEX ab, löschte das Licht, öffnete das Rolltor, griff den Hubwagen und zog den Schrottbehälter auf die Rampe. Fuhr meinen Zafira vor, hievte den Behälter in den Kofferraum und schloss das Tor.
Es wird nicht immer gut gehen, dachte ich und fuhr mit klopfendem Herzen vom Hof.

Am letzten Freitag des März vermeldete die Börse einen Messingpreis von 4,79 je Kilo. Ich hatte einen Behälter mit Schrott gefüllt und für den Abtransport bereitgestellt, als sich Unruhe breitmachte.
„Hacke“, zischte Kapp und wedelte mit seiner Zigarette.
Der Chef marschierte, eine Gruppe Chinesen im Schlepptau, durch den Maschinensaal.
Ich ignorierte die Truppe. Tippte zwischen den X-, Y- und Z-Werten auf dem Display herum, beugte mich wie ein Zoobesucher vorm Schlangengehege zum Sichtfenster der INDEX herunter und betrachtete das Spanen des Meißels, als sähe ich so was zum ersten Mal.
Plötzlich stand die ganze Delegation hinter mir. In seinem fürchterlichen Englisch - es bereitete mir beinahe körperliche Schmerzen - erklärte Hacke die Arbeitsschritte zur Herstellung der Style. Er deutete auf die millimetergroßen Bohrungen, berichtete von einzudrückenden Sensorfeldern und aufzubringender Chromschicht.
Zwischen den gesichtslosen Asiaten verschwamm Hacke vor meinen Augen, reduzierte sich sein Kopf auf büschelnde Nasen- und Ohrenhaare und sein Körper auf ein zehntausendfach vergrößertes Bakterium.
„Never without hand protection to parts blow!”, grunzte er mich unvermittelt an. Und zu den Chinesen gewandt: „That would have the colleague must know. But I cannot bake my staff.” Hackes Gäste lachten, als wären sie Nordkoreaner und der Witz von Kim persönlich.
Ich legte eine Stange Messing nach.
Erst als sie weitergingen, bemerkte ich Susanna. Sie folgte der Delegation wie eine scheue Muslima mit einigem Abstand. Oben im Besprechungsraum würde sie den Gästen Kaffee eingießen und Kekse reichen.
Den Abend und die Nacht mit Hacke verbringen.
Da war ein Hämatom an ihrem Oberarm gewesen. Auf der linken Seite … und ich erinnerte mich an einen blauen Fleck vor zwei Wochen – jedoch rechts. Ich begann unwillkürlich zu schwitzen und wischte den Gedanken fort.
Zum Ende der Schicht brachte ich den Zafira in Position und lud über 100 Kilo.

Ende April lag der Messingpreis bei 5,02.
Für den Freitagnachmittag war eine der vierteljährlichen, als Pflichtveranstaltung deklarierten Arbeitsschutzbelehrungen angesetzt. Sie fand in der Kantine statt; ich legte eine Stange Messing in die Zuführung der Maschine und machte mich auf den Weg.
Der Raum brummte wie das Innere eines Bienenstocks. Ich nahm Platz, starrte auf das unmögliche Muster einer Tischdecke aus Polyvinylchlorid und spürte plötzlich Susannas Gegenwart.
Sie hatte neben mir Platz genommen. Nahm eine Sonnenbrille ab und blickte erst zu Boden, dann, wie gegen einen Widerstand, in meine Augen.
Zwei Stellen, unter ihrem Augenlid und am Kinn, waren bläulich verfärbt. Ich zuckte zusammen, wollte mich abwenden, riss mich aber zusammen und hielt ihrem Blick stand. Meine Finger schlossen sich zu einer Faust und pressten etwas nicht Vorhandenes zusammen. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Susanna schüttelte den Kopf und so unterhielten wir uns - in langen Sätzen, jedoch stumm.
Die Belegschaft wurde gebeten, bis nach der Belehrung zu bleiben. Hacke nutzte die Anwesenheit aller zu einem Generalanschiss. Er beklagte fehlende Umsätze, Deckungsbeiträge und Initiative, erklärte, wir hätten die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Er kündigte die Streichung von Prämien und weitere finanzielle Einschnitte an.
Zurück an der INDEX positionierte ich das Y-Maß für das Fräsen der Aussparung der Mischerwelle von 2,4 auf 2,45 Millimeter. In den folgenden vier Stunden produzierte ich 320 kg Schrott, welchen ich gegen elf in meinen Wagen lud.

Susanna und ich, wir begannen uns zu suchen. Trafen scheinbar zufällig im Maschinensaal und im Prüfraum aufeinander, klärten nicht vorhandene technische Probleme und umkreisten uns dabei wie ungeschickte Teenager. War Hacke auf Dienstreise, blühte sie wie eine Wüstenpflanze im Regen auf.

Ende Mai lag der Messingpreis bei 4,87.
Zu Schichtende stellte ich den Zafira an die Rampe und rollte den Schrott heraus, als das Licht einer Taschenlampe aufflammte.
„Hab das seit Wochen geahnt“, grunzte Hacke.
Zum ersten Mal sah ich ihn ohne Anzug. Er trug ein T-Shirt, auf seinem Kopf klemmte ein „Sternquell“-Basecap. Er rollte seine Rattenaugen und zog ein Smartphone hervor.
Ich verfolgte die kreisenden Bewegungen seiner Schulterblätter. Starke Schultern, die aus der Drehung heraus Arme dick wie Äste bewegten.
Und mit der Faust Susanna schlugen - gestern und heute und in Zukunft.
Aus dem Augenwinkel sah ich das vielleicht sechzig Zentimeter lange Endstück einer 35er Messingstange im Schrottbehälter liegen. 5 Kilo, rechnete ich automatisch aus. Ich griff in den Behälter und fasste die Stange. Sie lag schwer, aber angenehm und wie austariert in meiner Hand. Als ich sie umklammerte, gewannen meine Finger an Kraft wie die federgespannten Bauteile eines Roboters; ja, ich war eine Maschine, führte meinen von kräftigen Schrittmotoren getriebenen Arm in die Höhe …
Und drosch Hacke das abgetrennte Ende der Stange gegen das Jochbein.

Er fiel.

Sein schwerer Körper lag ein wie Baum vor mir. Ich trat an den am Boden Liegenden heran, die Stange, wie einen rituellen Gegenstand, über den Kopf erhoben für einen zweiten und dritten Schlag.
Dachte: niedersausen. Ich lasse sie niedersausen, das ist ein passendes, wenn auch aus der Zeit gefallenes Verb der Kategorie „Knüppel aus dem Sack“. Den Knüppel tanzen lassen, dachte ich, ihm die Fresse zertrümmern zu formlosen Fleisch, dem Brechen seines Schädels wie dem Rhythmus einer Rammstein-Platte lauschen …

Aber so einfach ist das nicht.
Hackes Lippen zuckten wie das Maul eines an Land gespülten Karpfens. Ich starrte in seine verwunderten, entsetzten Augen und ließ die Stange sinken.

Ein Wolkenbruch holte mich aus der Starre. Die Uhr zeigte beinahe zwölf. Ich hob das Handy auf und stellte fest, dass Hacke keine Verbindung zustande gebracht hatte. Ich kam in die Gänge: brachte den Schrott zurück in die Halle und verfrachtete Hacke in den Zafira. Fuhr nach Hause, blieb in der Einfahrt stehen und stellte den Motor ab. Lauschte dem röchelnden, verwundeten Tier in meinem Fond.
Dann griff ich zum Telefon und wählte Susannas Nummer.

Sie stieg, vom Regen triefend, auf der Beifahrerseite ein, blickte nach hinten, sofort wieder nach vorn und griff meine Hand. Wir sprachen kein Wort, ewig nicht. Schließlich rutschte sie zu mir rüber und umarmte mich lange und fest.
Ich holte einen Spaten aus der Garage. Wir fuhren nach Bockwitz und vergruben ihn in einem Waldstück. Er schnappte nach den letzten Regentropfen, schluckte Dreck, dann verstummte er endlich.
In dieser Nacht nahmen wir ein langes, heißes Bad.
Und nach dem Bad schliefen wir miteinander.

Ich erwartete, dass sie kommen und mich abführen würden.
Kapp hatte jede Menge Theorien über Hackes Verbleib; ich beteiligte mich nicht an den Mutmaßungen meiner Kollegen und drehte meine Armaturen.

Doch niemand kam und niemand führte mich ab.
Wir warteten acht Wochen, dann fuhr ich gemeinsam mit Susanna und ihren Kindern an einen Baggersee. Oskar war zwölf und Greta sechs, ich spielte Memory mit ihr und eine Runde Speedminton mit ihm.

Vier Jahre später ging es der Firma besser als je zuvor. Ich leitete den Vertrieb, Susanna kümmerte sich um den Aufbau unserer Niederlassung in Krakau.

Wir hatten Oskar über die Ferien als Hilfskraft eingestellt, er sollte dem EDV-Verantwortlichen zur Hand gehen.
Es passierte an einem Freitagabend. Ich wollte Feierabend machen, suchte Oskar zum Nachhausefahren und fand den Jungen mit brennendem Gesicht über einen Bildschirm gebeugt.
„Das musst du dir ansehen“, keuchte er und ich betrachtete den Schirm.
„Da gab es Überwachungsbänder“, sagte Oskar. „Vater hat das Firmengelände überwachen lassen.“
„Überwachungsbänder“, wiederholte ich.
„Längst vergessene Dateien“, antwortete Oskar. „Ich sollte sie löschen, habe mich aber für den Inhalt interessiert und mal eben ein Programm gebastelt.“
„Ein Programm“, käute ich wieder und begriff, dass Oskar zufällig auf diese Bänder gestoßen war, die Polizei nichts von deren Existenz wusste und der Rest der Welt nichts von einem kleinen, verliebten Schrottdieb.
„Eines, das ungewöhnliche Bewegungen aufspürt“, fuhr Oskar fort. „Damit man nicht stundenlang gucken muss, verstehst du?“
Ich nickte, weil ich das sehr gut verstand.
„Das da …“, flüsterte Oskar plötzlich. „Das ist doch …“
Eine Kamera hatte die hintere Rampe gefilmt. Zwei Männer standen sich gegenüber; plötzlich schlug der eine den anderen mit einem Gegenstand nieder.
Oskar zuckte.
Sein Vater brach auf der Rampe zusammen. Der andere Typ stand einfach rum, dann drehte er sein Gesicht zur Kamera. Oskar erstarrte. Er betätigte die Pausentaste und blickte mich mit leblosen Augen an.

Ich ging die Treppe hinunter in den Maschinensaal. Schnorrte mir von Kapp eine Zigarette, setze mich damit auf die Rampe, zündete sie an und inhalierte.
Ich hatte seit Jahren nicht geraucht. Wahrscheinlich ein Fehler, dachte ich, denn das Nikotin durchfuhr meine Glieder wie heißer Tee ein durchfrorenes Kind.

 

Hallo nastroazzurro,

gut zu lesen, allerdings hätte ich die Geschichte eher bei Krimi als bei Spannung angesiedelt.

Der Urknall hätte mich beinahe herausgerissen, aber in der weiteren Geschichte findet ja kaum urknallmäßiges statt.

Die drei Sätze mit dem Messingpreis sind mir unverständlich. Soll damit der Zusatzverdienst des Prot verdeutlicht werden? Dann müsste es irgendeinen Referenzwert geben - z,B sein monatlicher Verdienst.

Und der Schluß ist verbesserungswürdig. Oskar scheint ja ein intelligenter Junge zu sein. Da wird er ja auch mitbekommen haben, wie seine Eltern zueinander standen. Jetzt muss er sich entscheiden - Daumen hoch oder runter. Aber er

blickte mit leblosen Augen auf den Schirm
und sagte ja wohl offensichtlich kein Wort. Das ist mir ein wenig zu sehr in der Schwebe.

Zumal ich zwei Punkte nicht verstehe: Wieso war das jahrelange Nichtrauchen ein Fehler? Da muss ja das Nikotin etwas bewirken, aber was?

Und dann: Waren die Sparmaßnahmen inder Firma schon so weit fortgeschritten, dass die Überwachungsbänder nicht kontrolliert wurden? Nicht einmal die von dem Abend des Verschwindens des Chefs? Andererseits sind die Bänder nach vier Jahren immer noch vorhanden?
Diese kleinen Nebensächlichkeitein haben mich letztlich mehr beschäftigt als die Story selber.

Herzliche Grüße

Jobär

 

Hallo jo und ganz herzlichen Dank für Deinen Kommentar.

... Der Urknall hätte mich beinahe herausgerissen, aber in der weiteren Geschichte findet ja kaum urknallmäßiges statt.

Herausgerissen ist schlecht. Aber warum, ist die Metapher so schlecht oder verbraucht?

Die drei Sätze mit dem Messingpreis sind mir unverständlich. Soll damit der Zusatzverdienst des Prot verdeutlicht werden? Dann müsste es irgendeinen Referenzwert geben - z,B sein monatlicher Verdienst.

Das lasse ich mal offen, um zu sehen, ob es andere kapieren. Müsste sich bei normalem Lesen eigentlich erschließen. Sein Verdienst hat mit der Geschichte nichts zu tun. Er ist ganz sicher nicht reich, aber tut, davon unabhängig, was er tut.

… Oskar scheint ja ein intelligenter Junge zu sein. Da wird er ja auch mitbekommen haben, wie seine Eltern zueinander standen.

Dennoch: Hacke ist sein Vater. Da ist er zerrissen von der Situation. Und:

… Jetzt muss er sich entscheiden - Daumen hoch oder runter. Aber er blickte mit leblosen Augen auf den Schirm und sagte ja wohl offensichtlich kein Wort. Das ist mir ein wenig zu sehr in der Schwebe.

Sicher muss er entscheiden. Löscht er die Bänder oder nicht? Aber das kann er unmöglich in den ersten Sekunden entscheiden, deshalb der starre Blick auf den Schirm.

… Wieso war das jahrelange Nichtrauchen ein Fehler? Da muss ja das Nikotin etwas bewirken, aber was?
Ist ein möglicher Satz für eine Ausnahmesituation. Vielleicht nicht der Beste. Ich denke drüber nach …

Waren die Sparmaßnahmen in der Firma schon so weit fortgeschritten, dass die Überwachungsbänder nicht kontrolliert wurden? Nicht einmal die von dem Abend des Verschwindens des Chefs? Andererseits sind die Bänder nach vier Jahren immer noch vorhanden?
Die Bänder sind hier nicht so eine wichtige „Tatort“-Sache. Als Hacke verschwand, hat diese Situation kein Mensch mit den abendlichen Vorgängen an der Rampe in Verbindung gebracht. Seinen Betrieb so zu überwachen, war Hackes Ding (hört man oft, das fiese Arbeitgeber das in erster Linie zur Überwachung ihrer eigenen Leute, z.T. versteckt, tun) und wurde nach dessen Verschwinden eingestellt. Die letzten Bänder (meinetwegen in digitaler Form) verrotteten in irgendeiner Ecke und jetzt ist Oskar zufällig drauf gestoßen.

Hoffe, dass dieser Technikkram nicht zu sehr von der Geschichte ablenkt, eigentlich war die Story und die Beziehung Prot-Susanna mein Ansinnen ;)

Nochmal Danke,

nastro.

 

Hallo nastro,

der Plot mit der Erzählmelodie gefällt mir ausgesprochen gut, in der Umsetzung gibt es bei mir noch ein paar kleine Holperer.
Erotik (wegen dem Tag) habe ich leider keine gefunden, oder nur sehr am Rande.

Konkret:

Für Susanna war es Routine, für mich jedoch war unsere erste Begegnung ein Urknall.
Ich stand an der INDEX und drehte die Schrägvariante der Style; da war sie plötzlich hinter mir, räusperte sich und bat um die Urwertkarte. Sie studierte die Parameter; dann griff sie eine gerade fertiggestellte Armatur, setzte sich an den Prüftisch und begann die verschiedenen Durchmesser, Tiefen und Winkel der Bohrungen zu messen.

Echt, ich dachte erst, du hättest den Tag "Science Fiction*" vergessen auszuwählen. Als Einstieg finde ich die Beschreibung schwierig, ich kann mich überhaupt nicht orientieren. Was ist INDEX, Style *Urwertkarte? (fehlt da ein "h"?)
Vielleicht einfach mal Dreherei oder Metallverarbeitung eingestreut, wäre es viel klarer.


Oben im Besprechungsraum würde sie den Gästen Kaffee ausgießen und Kekse reichen.
:D - eingießen wäre vielleicht mit weniger Sauerei verbunden

Nahm eine Sonnenbrille ab und blickte erst zu Boden, dann, wie gegen einen Widerstand, in meine Augen.
Zwei Stellen, unter ihrem Augenlid und am Kinn, waren bläulich verfärbt. Ich zuckte zusammen, wollte mich abwenden, riss mich aber zusammen und hielt ihrem Blick stand. Da war ein weiteres Hämatom an ihrem Oberarm. Meine Finger schlossen sich zu einer Faust und pressten etwas nicht Vorhandenes zusammen. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Susanna schüttelte den Kopf und so unterhielten wir uns - zwar in langen Sätzen, jedoch stumm.

Das ist die einzige Szene, in der beide anfangs miteinander zu tun haben. Das ist mir - für den doch heftigen weiteren Verlauf der Geschichte - zu wenig Information, inwieweit sie schon miteinander bekannt sind. Wie standen die beiden zueinander zum Zeitpunkt, als er sie mit Hacke im Auto abholte?


Sein Vater brach auf der Rampe zusammen. Der andere Typ stand einfach rum, dann drehte er sein Gesicht zur Kamera. Oskar erstarrte zu Stein. Er betätigte die Pausentaste und blickte mit leblosen Augen auf den Schirm.
und starrte mit offenem Mund auf den Schirm oder so fände ich besser, also auf jeden Fall starren statt blicken.


Ich hatte seit Jahren nicht geraucht und musste feststellen, das war ein Fehler gewesen.
Versteh ich auch nicht, was damit gesagt werden soll.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo nastroazzurro,

ich hab deine Geschichte schon gestern gelesen, heute nehme ich mir mal Zeit und schreib dir einen Kommentar.
Sie hat mir sehr gut gefallen, sprachlich erfreulich sauber, angenehmer Erzählfluss. Nur an ein paar Kleinigkeiten bin ich hängengeblieben.

Dass die ihn lebendig begraben haben, fand ich ... :sconf: Ich find gar keine Worte. Heftig! An der Stelle hatte ich echt einen Kloß im Hals. Klasse!
Das miese Gefühl wäre sicher noch stärker gewesen, wenn die Beschreibung von Hacke nicht gar so übertrieben wäre. Du beschreibst ihn als dermaßen abstoßend, dass ich mir als Leser die Antipathie förmlich aufgezwungen fühle und mich frage, was die hübsche Susanna bei so einem fetten, hässlichen Ekelmonster macht. Etwas mehr Subtilität hätte mir hier besser gefallen. Wäre er zumindest optisch ein halbwegs „normaler“ Mann, hätte ich mich nicht so mit der Nase darauf gestoßen gefühlt, was für ein übler Typ er doch ist. Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen verständlich erklären.
Ein, zwei zusätzliche Hinweise auf die Misshandlungen hätte ich vielleicht noch an anderer Stelle eingestreut, damit eine gewisse Regelmäßigkeit sichtbar wird.

Tippte zwischen den X, Y und Z-Werten
Tippte zwischen den X-, Y- und Z-Werten

Sie reduzierten sich auf büschelnde Nasen- und Ohrenhaare, auf ein grobporiges Wesen, einem zehntausendfach vergrößerten Bakterium.
ein zehntausendfach vergrößertes Bakterium.

Mir gefielen ihre Art zu gehen und ihre, sich unter dem Rock abzeichnenden, nicht zu kleinen Arschbacken.
Das erste Komma stört.

Für den Freitagnachmittag war eine der vierteljährlichen, als Pflichtveranstaltung deklarierten, Arbeitsschutzbelehrungen angesetzt.
Hier ist es das zweite Komma.

Hacke nutze die Anwesenheit aller zu einem Generalanschiss.
nutzte

„Sternquell“-Basecape
Basecap

Ich gewahrte Hackes, wie das Maul eines an Land gespülten Karpfens, zuckende Lippen.
Der Satz ist kaputt.

ich spielte ein Memory mit ihr
„Ein“ finde ich hier etwas komisch, ich kenne nur „Memory spielen“. Bei Memory am Baggersee hab ich kurz gestutzt, das finde ich ungewöhnlich. Erbsenzählerei, ja.

suchte Oskar zum Nachhause fahren
zum Nachhausefahren.

Ich ging die Treppe herunter
hinunter

Den Schluss finde ich unlogisch. Wenn jemand verschwindet, ermittelt doch die Polizei. Und die würde die Überwachungsbänder auswerten. So eine Schludrigkeit kann ich mir einfach nicht vorstellen. Sicher bin ich nicht die einzige, die an dieser Stelle hängenbleibt. Vielleicht fällt dir da noch etwas anderes ein.

Trotz des Gemeckers eine tolle, fast runde Geschichte, die zu lesen ich - bis auf den Schluss - sehr genossen habe.

 

Hallo Bernadette,

Danke für Deinen Kommentar ;).

Die „Holperer“ sehe ich im Großen und Ganzen selbst, besser gesagt spüre ich sie mehr als sie zu sehen und kann sie nur den betreffenden Stellen schwer zuordnen. Deshalb steht die Geschichte auch zur Einschätzung hier und ich freue mich über jede Art von Hilfe. Hab zwei Jahre keine KG geschrieben und bin total raus …

... ich kann mich überhaupt nicht orientieren. Was ist INDEX, Style *Urwertkarte? (fehlt da ein "h"?)

Das sind Spezifika. Und diese sind sehr, sehr absichtlich eingesetzt. Ich mag das und schreibe seit Jahren so. Ist sicher so `ne Sache, wo eine Spezifika wirkt und wo sie verwirrt, auch da brauche ich wohl wieder bissel Training.
Im Einzelnen: Die „INDEX“ ist eine CNC gesteuerte Drehmaschine, d.h. ein Drehautomat mit mehreren Bearbeitungsachsen. Bedeutet, Du schreibst ein Programm und brauchst am Ende nur eine Messingstange in die Zuführung schieben. Die Maschine bearbeitet von einer Seite, schneidet das bisher fertige Stück ab, eine Art „Roboter“ greift sich dieses, dreht es um und dreht und bohrt und fräst und schleift und poliert den Rest.
Die „Style“ ist eine frei erfundene Sanitärarmatur, z.B. für den Waschtisch.
Urwertkarten spielen in der Produktion von gefrästen und gedrehten Teilen eine Rolle. In regelmäßigen Abständen werden die fertigen Teile einer Maß- und weiteren Prüfungen unterzogen, die Parameter müssen stets in den von der Zeichnung vorgegebenen Rahmen liegen. Wikipedia nennt das Ding neuerdings Qualitätsregelkarte, aber mein Prot ist ein alter Hase, seit zwanzig Jahren CNC-Dreher, der kennt nur Urwertkarten …

- eingießen wäre vielleicht mit weniger Sauerei verbunden

Eingießen – ausgießen: ist vielleicht eine regionale Sache, bei uns gießen glaub ich 90% der Leute den Kaffee ein. Ich checke mal, wie die großen Autoren mit dem Thema umgehen und ändere entsprechend …

Das ist die einzige Szene, in der beide anfangs miteinander zu tun haben. Das ist mir - für den doch heftigen weiteren Verlauf der Geschichte - zu wenig Information, inwieweit sie schon miteinander bekannt sind. Wie standen die beiden zueinander zum Zeitpunkt, als er sie mit Hacke im Auto abholte?

Da ist was dran. Da sollte noch was rein. Ich mache mir Gedanken …

und starrte mit offenem Mund auf den Schirm oder so fände ich besser, also auf jeden Fall starren statt blicken.

Muss sich bei einem Bier prüfen, da schreibe ich eh am besten … Aber Bier gibt’s bei mir erst nach Acht (abends).

Versteh ich auch nicht, was damit gesagt werden soll.

Da bist Du ja schon die Zweite, ich verweise auf das Bier …

Hallo Raven,

auch Dir ganz herzlichen Dank. Ich komme heute Abend auf Dich zurück!

 

Hallo nastroazzurro,

ich habe mir weiter Gedanken um Deine Geschichte und besonders Deine Antwort auf meinen Komm gemacht.Bernadette hat schon die fehlenden Hinweise auf die Beziehung des Prots zur Ehefrau aufgezeigt. Und ich denke, auch die Beziehung zwischen Prot und Oskar ist zu kurz geraten. Einmal Spielen am Waldsee ist für vier Jahre zu wenig. Es sollte schon deutlich werden, ob sich eine "heile" Familie bilden kann, wie die Kinder zu ihrem Stiefvater stehen - dann kann sich der Lesende auch eher Gedanken zu Oskars Reaktion machen und die Geschichte im Kopf zum Ende bringen.
Und dass der Boss seine Mitarbeiter überwacht und sonst wohl keiner von den Bändern weiß, würde ich auf jeden Fall in die Geschichte einbauen. Dann wird der letzte Teil viel klarer und vor allem auch stimmiger.

Herzliche Grüße

Jobär

 

Ola, Bernadette, da bin ich wieder.

Vielleicht einfach mal Dreherei oder Metallverarbeitung eingestreut, wäre es viel klarer.

Hab ich gemacht, die Spezifika jedoch weitestgehend drin gelassen.

- eingießen wäre vielleicht mit weniger Sauerei verbunden

Ja, stimmt, geändert.

Das ist die einzige Szene, in der beide anfangs miteinander zu tun haben. Das ist mir - für den doch heftigen weiteren Verlauf der Geschichte - zu wenig Information, inwieweit sie schon miteinander bekannt sind. Wie standen die beiden zueinander zum Zeitpunkt, als er sie mit Hacke im Auto abholte?

Da gebe ich Dir Recht und habe entsprechend einen neuen Absatz eingefügt.

und starrte mit offenem Mund auf den Schirm oder so fände ich besser, also auf jeden Fall starren statt blicken.

Hab ich etwas umgestellt, ebenso den für alle unverständlichen Schlusssatz ;)

Also, vielen lieben Dank!

Hallo Raven,

Danke für Deine umfangreiche Beschäftigung mit der Geschichte.
Freut mich, dass sie Dir im Großen und Ganzen gefallen hat.

… wenn die Beschreibung von Hacke nicht gar so übertrieben wäre. Du beschreibst ihn als dermaßen abstoßend, dass ich mir als Leser die Antipathie förmlich aufgezwungen fühle und mich frage, was die hübsche Susanna bei so einem fetten, hässlichen Ekelmonster macht. Etwas mehr Subtilität hätte mir hier besser gefallen. Wäre er zumindest optisch ein halbwegs „normaler“ Mann, hätte ich mich nicht so mit der Nase darauf gestoßen gefühlt, was für ein übler Typ er doch ist. Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen verständlich erklären.

Ist es mir also schon wieder passiert ;). Alter Fehler, den ich in obiger Variante hoffentlich verbessert habe.


Ein, zwei zusätzliche Hinweise auf die Misshandlungen hätte ich vielleicht noch an anderer Stelle eingestreut, damit eine gewisse Regelmäßigkeit sichtbar wird.

Das ist eine sehr gute Idee, die ich sehr gern aufgenommen habe.

Tippte zwischen den X-, Y- und Z-Werten

Jo, berichtigt wie auch die Kommafehler und das zehntausendfach vergrößerte Bakterium ;)

Der Satz ist kaputt.

Korrekt, habe ich umgestellt, ebenso „hinunter“.

Den Schluss finde ich unlogisch. Wenn jemand verschwindet, ermittelt doch die Polizei. Und die würde die Überwachungsbänder auswerten. So eine Schludrigkeit kann ich mir einfach nicht vorstellen. Sicher bin ich nicht die einzige, die an dieser Stelle hängenbleibt. Vielleicht fällt dir da noch etwas anderes ein.

Das hatte ja schon jobär bemängelt. Für mich waren die Bänder keine so wichtige Sache, stattdessen hätte Oskar auch eine Gürtelschnalle o.ä. finden können. Aber da es mehrere Leser stört/verwirrt, ist es wohl ein Fehler und dagegen habe ich noch etwas getan …

Nochmals ganz herzlichen Dank!

Hallo Jobär,

… ich denke, auch die Beziehung zwischen Prot und Oskar ist zu kurz geraten. Einmal Spielen am Waldsee ist für vier Jahre zu wenig. Es sollte schon deutlich werden, ob sich eine "heile" Familie bilden kann, wie die Kinder zu ihrem Stiefvater stehen - dann kann sich der Lesende auch eher Gedanken zu Oskars Reaktion machen und die Geschichte im Kopf zum Ende bringen.

Mmh, das sehe ich nicht so. Eine Kurzgeschichte lebt auch vom Weglassen und in diesem Fall wäre mir das zu viel erklärt und zu wenig „Luft“ für den Leser.

… dass der Boss seine Mitarbeiter überwacht und sonst wohl keiner von den Bändern weiß, würde ich auf jeden Fall in die Geschichte einbauen. Dann wird der letzte Teil viel klarer und vor allem auch stimmiger.

Siehe oben. Das könnte sein, ja – und ich habe betreffende Stelle geändert.

Danke!

 

Wah, jetzt hast du aber auch Sachen gelöscht, die ich klasse fand, das geht doch so nicht. :D

Gerade bereue ich, mir die alte Version nicht gespeichert zu haben. Ist es sehr frech, dich zu bitten, mir die alte als PM zu schicken?

Hacke finde ich jetzt blasser, aber ausgewogener in der Charakterisierung. Wenn du mir einen großen persönlichen Gefallen tun möchtest, dann nimm das mit den beinahe körperlichen Schmerzen wegen des fürchterlichen Englisch wieder rein. Ich musste an der Stelle spontan an meine Mutter denken und konnte soooo mitfühlen. (Die verursacht mir mit Diversem diese Art von Schmerzen.) :D

So, jetzt muss ich erstmal GoT gucken, schönen Abend noch!

 

;) Upps, jetzt verwirrst du mich ja komplett. Nun, offen gestanden gibt es die alte Version nur noch in meinem Kopf, also leider keine PM, aber ich überarbeite das Ding gern nochmal rückwärts. und die Schmerzen kommen bis morgen mittag wieder rein.

Danke für Dein Interesse, ciao,

nastro!

 
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Ich holte einen Spaten aus der Garage. Wir fuhren nach Bockwitz und vergruben ihn in einem Waldstück. Er schnappte nach den letzten Regentropfen, schluckte Dreck, dann verstummte er endlich.

Heilige Scheiße, Nastro, was für eine bitterböse Geschichte.
Und gleichzeitig schon auch sehr vielschichtig. Weil sich dieses anfängliche Schwarz-Weiß-Bild der Figuren ja sehr bald verwischt:
Auf der einer Seite hast du zwar diesen Hacke, den Prototyp des unsympathischen, ausbeuterischen Kapitalistendrecksacks, der nicht nur seine Angestellten bespitzelt, sondern obendrein auch seine Frau misshandelt, den Alptraum jedes aufrechten Werktätigen quasi, und ihm gegenüber den Ich-Erzähler als braven, heillos verliebten Arbeiter.
Aber wie der dann die Kurse der Rohstoffpreise verfolgt, also das fand ich einen genialen Kniff von dir, da spürt man ja, wie der auf dem besten Weg ist, sich vom braven Proletarier selbst zum skrupellosen Unternehmer zu wandeln. Oder ist seine illegale Schrottverwertung, mit der er sich ein Zubrot verdient, gar ein Akt subversiven Klassenkampfes? Oder ist er doch nur schlicht ein Kleinkrimineller?

Ich hab auch die ursprüngliche Fassung gelesen und bin dabei über die selben Sachen geflogen wie die anderen Kommys, aber jetzt nach der Überarbeitung hab ich echt nichts mehr gefunden, was mich gestört hat.
Bis auf diese Winzigkeit:

Er deutete auf die zehntelmillimetergroßen Bohrungen,

Meinst du wirklich zehntelmillimetergroße Bohrungen? (In einer Waschtischarmatur?) Oder nicht doch eher auf den Zehntelmillimeter genaue Bohrungen?

Ehrlich, Nastro, ich fand die Geschichte echt klasse. Eine Kurzgeschichte im besten Wortsinn.

offshore


(Den Tag "Erotik" allerdings empfand ich nach dem Lesen fast als Lesertäuschung. Die Erwähnung des Erzählers, dass die Frau einen schönen Arsch habe, und dieser Satz ...

Und nach dem Bad schliefen wir miteinander.
rechtfertigen für mich noch nicht unbedingt die Klassifizierung der Geschichte als erotische Lektüre. :confused:)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ernst,

freut mich sehr, das Dir die Geschichte rund um den verliebten Schrottdieb gefällt.

Bitterböse bin ich ja gern ;).

Vielschichtig, freut mich, das Du das so siehst – aber nun mal genug der Lobhudelei sonst heb ich hier noch ab …

Aber wie der dann die Kurse der Rohstoffpreise verfolgt, also das fand ich einen genialen Kniff von dir, da spürt man ja, wie der auf dem besten Weg ist, sich vom braven Proletarier selbst zum skrupellosen Unternehmer zu wandeln. Oder ist seine illegale Schrottverwertung, mit der er sich ein Zubrot verdient, gar ein Akt subversiven Klassenkampfes? Oder ist er doch nur schlicht ein Kleinkrimineller?

Hah, nimm es Dir, wie Du es brauchst. Karl Marx hatte da jetzt nicht so viel Einfluss ;).
Ich wollte folgende Steigerung: Mein Prot klaut von Anfang an, mit seinem wachsendem Hass auf Hacke jedoch beginnt er auch noch seinen eigenen Schrott zu fertigen.
Eine weitere Steigerung erhoffte ich mir darin, die Frau des Chefs zu begehren, welche im Verlauf allen Grund bekommen sollte, sich meinem armen Proletarier mitsamt der Arschbacken zuzuwenden. Hoffe, es ist mir einigermaßen gelungen.

Er deutete auf die zehntelmillimetergroßen Bohrungen

Ach, ich krieg die Tür nicht zu, das ist ja ein krasser Fehler, da habe ich schneller geschrieben als gedacht. Umso feiner, das Du die Stelle gefunden hast. Ist hiermit ausgebessert.

(Den Tag "Erotik" allerdings empfand ich nach dem Lesen fast als Lesertäuschung. Die Erwähnung des Erzählers, dass die Frau einen schönen Arsch habe, und dieser Satz ... rechtfertigen für mich noch nicht unbedingt die Klassifizierung der Geschichte als erotische Lektüre. :confused:)

Okay, aber wie kriege ich den Tag wieder raus?

Dir einen ganz herzlichen Dank,

nastro!

 

Hallo nastro,

mir gefällt die Überarbeitung auch um einiges besser, einiges wird schlüssiger. Jetzt sind mir trotzdem noch ein paar Dinge aufgefallen, die ich kurz ansprechen möchte:

Ich stand an der INDEX, meiner Drehmaschine, und drehte die Schrägvariante der Style-Armatur, da stand Susanna plötzlich hinter mir.
Ich würde statt drehen ein anderes Verb benutzen, um die Doppelung zu vermeiden.
Vielleicht so was wie: ... und hatte die Schrägvariante der Style-Armatur in Arbeit.


Dann griff sie eine gerade aus der Maschine fallende Armatur, setzte sich an den Prüftisch und vermaß die verschiedenen Durchmesser, Tiefen und Winkel der Bohrungen.
Das fallen wirkt auf mich, als wäre es ein Ungeschick der Maschine und Susanne rettet die vor dem Fall. Ich weiß zwar, dass du das anders meinst, die Teile ploppen halt eins nach dem anderen raus, aber vielleicht gibt es da einen anschaulicheren Begriff. Überhaupt, so eine Armatur sollte doch nirgends hin fallen, die bekommt ja Kratzer :hmm:

Ihre Stimme, warm und weich wie die einer schnurrenden Katze, hallte in meinem Kopf nach.
Ein Schnurren ist ja keine Stimme, also meinst du das Timbre der Stimme?

Sie hatte neben mir Platz genommen. Nahm eine Sonnenbrille ab und blickte erst zu Boden, dann, wie gegen einen Widerstand, in meine Augen.
die oder ihre Sonnenbrille


Zurück an der INDEX positionierte ich das Y-Maß für das Fräsen der Aussparung der Mischerwelle von 2,4 auf 2,45 Millimeter. In den folgenden vier Stunden produzierte ich 320 kg Schrott, welchen ich gegen elf in meinen Wagen lud.

Zwar nicht wichtig für die Geschichte, aber ich würde es gerne wissen:
Haben die 0,01 mm Fräsdicke mehr in 4 Stunden die 320 kg ergeben, oder war dann das komplette Material verhunzt, was die 320 kg ergab, weil die Aussparung zu groß und damit die Lieferung unbrauchbar geworden ist?

Susanna und ich, wir begannen uns zu suchen. Trafen scheinbar zufällig im Maschinensaal und im Prüfraum aufeinander, klärten nicht vorhandene technische Probleme und umkreisten uns dabei wie ungeschickte Teenager. War Hacke auf Dienstreise, blühte sie wie eine Wüstenpflanze im Regen auf.
So ein kleiner Dialog dazu fände ich noch passend. Vielleicht, dass er sie auf einen blauen Fleck anspricht?

Zum ersten Mal sah ich ihn ohne Anzug. Er trug ein T-Shirt, auf seinem Kopf klemmte ein „Sternquell“-Basecap. Er rollte seine Rattenaugen, zog ein Smartphone hervor und wählte eine Nummer.
So wie das hier erzählt wird, kann der Angerufene alles Weitere mithören :shy:

Liebe Grüße
bernadette

 

hallo nastroazurro
schöne geschichte, spannend wie ein sog, der scheinbar alles folgende jeweils erklärt...
...für meinen geschmack auch recht gut geschrieben, dennoch möchte ich noch einige anmerkungen machen...
ein mord wegen ein bisschen geld ? ohne innere motivation ? das finde ich wenig glaubwürdig, zumal dein prot ja offensichtlich gegenüber susanna über empathie verfügt .....
die polizei, die so gar nicht in der lage ist den tatverlauf zu rekonstruieren und dann tauchen irgendwelche bänder auf ?
deine sätze wie : "Nahm eine Sonnenbrille ab und blickte erst zu Boden, dann, wie gegen einen Widerstand, in meine Augen." klingen für mich gelegentlich manieriert....
die geschichte jedoch habe ich sehr gern gelesen....

viele grüße
isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

ein mord wegen ein bisschen geld ? ohne innere motivation ? das finde ich wenig glaubwürdig, zumal dein prot ja offensichtlich gegenüber susanna über empathie verfügt .....
Meiner Ansicht nach genau deswegen. Der Hacke haut sie manchmal grün und blau - da hilft der Protagonist ihr einfach aus diesem Hamsterrad raus, zudem ist er ja der ist ja hochgradig in sie verliebt und sie wohl auch in ihn, oder jedenfalls so was ähnliches.

Wieso sie sich selbst nicht von ihrem Typ freimacht, wissen die Götter, aber das nehme ich mal so hin.

 

..... jaja das stimmt bernadette.... verwirrt hat es mich dennoch ein wenig beim lesen....
liebe grüße
isegrims

 

Hallo Bernadette,

Ich stand an der INDEX, meiner Drehmaschine, und drehte die Schrägvariante der Style-Armatur, da stand Susanna plötzlich hinter mir.
Ich würde statt drehen ein anderes Verb benutzen, um die Doppelung zu vermeiden.
Vielleicht so was wie: ... und hatte die Schrägvariante der Style-Armatur in Arbeit.

Eine nicht so hübsche Doppelung, da geb ich Dir Recht. Ich setze mal: "fertigte" ein.

Das fallen wirkt auf mich, als wäre es ein Ungeschick der Maschine und Susanne rettet die vor dem Fall. Ich weiß zwar, dass du das anders meinst, die Teile ploppen halt eins nach dem anderen raus, aber vielleicht gibt es da einen anschaulicheren Begriff.

Das mit dem „Fallen“ habe ich in die Überarbeitung gemogelt und sofort hast Du es bemerkt … Ich denke mittlerweile auch, dass es für die meisten Leser zu Verwirrungen führt und nehme es hiermit raus. Ploppen klingt übrigens super - würde ich für weniger wertvolle Artikel wie den Deckel eines Nutella-Glases verwenden ;)

Überhaupt, so eine Armatur sollte doch nirgends hin fallen, die bekommt ja Kratzer

Da spiele ich mal den Techniker: Das „Fallen“ ist ein aus früheren Zeiten in die Hirne eines Produktionsarbeiters gebrannter Begriff, „Dreherslang“ sozusagen. Eine fertige Armatur fällt zwar tatsächlich, jedoch nicht mehr als fünf oder zehn Zentimeter tief auf eine gummierte Zuführung und weiter auf ein gummiertes Fließband. Kratzer und Schläge dürfen nicht auftreten, selbst, wenn noch verchromt wird …

Ein Schnurren ist ja keine Stimme, also meinst du das Timbre der Stimme?

Technisch richtig, eine Katze, die schnurrt, kann nicht nebenher sprechen, wobei die ja sowieso nicht sprechen … ja, das Timbre ist wohl gemeint und ich bringe das hier mal mit rein …

die oder ihre Sonnenbrille
Nein, möchte ich „eine“, denn dadurch wird deutlich, das Susanna sonst nie eine trägt … Ich möchte sie jedenfalls gern als eine Frau beschreiben, welche keine trägt, das ist nicht ihr Stil. Obwohl geschlagene Frauen so was wahrscheinlich stets bereitliegen haben – aber für meine doch ein wenig kindlich naive, verletzliche Susanna passt so eine Art automatisches Vorbeugen nicht.

Zwar nicht wichtig für die Geschichte, aber ich würde es gerne wissen:
Haben die 0,01 mm Fräsdicke mehr in 4 Stunden die 320 kg ergeben, oder war dann das komplette Material verhunzt, was die 320 kg ergab, weil die Aussparung zu groß und damit die Lieferung unbrauchbar geworden ist?

Ich liebe technische Fragen ;). Das ganze Material ist verhunzt - ab diesem Moment dreht er sich seinen Schrott selbst.

So wie das hier erzählt wird, kann der Angerufene alles Weitere mithören

Er kommt nicht mehr zum Abheben und anrufen. Aber richtig: das kommt durch die Beschreibung der Szene nicht eindeutig rüber. Neuer Versuch: siehe meine Überarbeitung …

Bernadette, Du hast mir erneut sehr weitergeholfen. Bitte gib mir Deine IBAN ;)

Hi Isegrims,

schön, dass es Dir gefallen hat. Zu Deinen Fragen: siehe die Anmerkungen durch Bernadette, die kann ich so unterschreiben.

Wieso sie sich selbst nicht von ihrem Typ freimacht, wissen die Götter …

Nun, dazu gibt es leider viele bekannte Beispiele.

Danke Euch, nastro.

 

nastroazzurro schrieb:
Bernadette, Du hast mir erneut sehr weitergeholfen. Bitte gib mir Deine IBAN :)

Also ein paar Verbesserungsvorschläge hätte ich auch noch, nastro. :D

 

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