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Der betrogene Engel

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05.02.2015
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Der betrogene Engel

Sie war so schön. Wahrlich ein Engel auf Erden. Und obwohl er nicht gerade der gläubigste auf dem Planeten Erde war, konnte er sich vorstellen, dass die Krieger Gottes genauso aussahen. Die weiblichen natürlich. Wenn er seinen Engel so anstarrte, sah er nicht ihre zerzausten Haare, oder die verschwitzten Achseln, sondern ihr bezauberndes Gesamtbild. Die Tatsache, dass sie sich ihm anvertraute und ihren einzigartigen Körper und ihre zerbrechliche Seele in seine Hände legte. Er sah wie sich seine Elisa vor Erregung krümmte und bei jedem neuem Stoß und jeder neuen Variation ihres gemeinsamen Lustspiels, laut aufstöhnte. Er wusste, allein ihr Anblick könnte ihn hinauf auf die Wolken schicken, doch dann hätte sie natürlich nicht viel davon. Das wollte Milan auf keinen Fall. Einfach so seine kleinen Soldaten in die gemütliche Kaserne seiner Traumfrau schicken, aufstehen und die Hausherrin leer ausgehen lassen. Das war nicht der Sinn von Sex.

Er beugte sich langsam zu ihrem Hals herunter, als es wieder vor seinem Gesicht auftauchte. Das Bild, wie er und seine beste Freundin am Spielplatz saßen. Er hatte Mist gebaut, das wusste Milan und trotzdem war er machtlos. Er hatte Mist gebaut, doch es war der gute, alte Wodka seines Onkels im Spiel und eigentlich hatte es auch keine Auswirkungen. Bis auf die Schuldgefühle natürlich. Er konnte es Elisa nicht beichten. Was, wenn sie Schluss machen würde? Er wäre am Boden zerstört und von der mit Sicherheit daraus resultierenden Alkoholsucht abgesehen, würde er noch dazu das Mädchen am Spielplatz verlieren. Sie hatte ihm verboten es zu verraten. Sie, Mandy, seine und Elisas beste Freundin. Seine Hand wanderte auf ihren linken Oberschenkel um ihr zu signalisieren, dass er gerne die Stellung wechseln würde. Elisa lächelte, auf die unglaublich erotische Art und Weise, wie sie es schon immer getan hatte. Und immer noch machte ihn dieser Blick verrückt. Sie drehte sich um und streckte Milan ihr makelloses Hinterteil entgegen. Sie stöhnte allein schon beim Eindringen der Spitze auf und er spürte, wie sich ihre vorher schon beschriebene Kaserne, auf einen gemütlichen Abend vorbereitete.

Doch nun hatte er sogar den Geschmack ihrer Zunge im Mund. Nur leider nicht den seiner Freundin. Nein, sondern Mandys. Wieder sah er wie sie zusammen auf der Bank saßen, den Wodka wegtranken, als wäre es das letzte Wasser in der Sahara. Das Bild verschwamm immer mehr. Es war erst gestern passiert. Da stand sie auf einmal vor seiner Tür mit den Worten: „ Du, ich, Wodka, Spielplatz, JETZT!“, mehr brauchte es nicht und schon begann das Trinkgelage. Sie redeten über Gott und die Welt, Männer und Frauen, Sex und Liebe, Schule und Zukunft. Einfach über alles was sie sich gerade mitteilen wollten und dann kam es dazu, dass sich Milan zu ihr herüberbeugte, ihr in die Augen sah und sagte:“ Wir reden hier groß über Orgasmen und du, pah, du hast noch nicht einmal einen Typen geküsst!“, er lachte. Mandy war ebenso betrunken und brach auf einmal in Tränen aus. „Ja warte, warte. War ja nicht so gemeint!“, er taumelte zu ihr herüber. „Wenn du willst, kann ich dir diese Bürde gerne abnehmen!“, er grinste, soweit es sein Zustand nur zuließ, während seine Hand auf ihre rechte Schulter wanderte. Mandy schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an: „Das hast du doch eh nicht drauf, du Loser. Du bist mit meiner scheiß besten Freundin zusammen!“ Sie hickste „Deine Eier hast du schon vor zwei Jahren an sie verloren!“ „Na dann pass mal auf!“, Milan legte seine beiden, zitternden Hände auf ihre Halsseiten und drückte seine Lippen auf ihre, die mit der Situation maßlos überfordert war. Sie lösten sich wieder voneinander und Mandy schaute ihren Kumpel verwirrt an. „Wie macht man das?“, stammelte sie. Er verdrehte die Augen und setzte noch einmal an. Es war besser. Viel besser. Endlich bewegte sie ihre Zunge mit und versteckte sie nicht hinten im Rachen. Nun konnte man mit ihr als Mann sogar etwas anfangen. Sie lösten sich wieder, die Begeisterung in Mandys Augen sichtbar. Milan war zufrieden und grinste sie an. Doch so schnell wie das Lächeln kam, verschwand es auch wieder bei Beiden. Sie hatten Scheiße gebaut.

Im Laufe des Abends diskutierten beide panisch und noch leicht angetrunken, was sie jetzt machen sollten. Sollten sie es Elisa beichten, und dann eine lebenslange Freundschaft beziehungsweise perfekte Beziehung aufs Spiel setzen? Oder es einfach verschweigen und somit wenigstens eine kleine Chance auf eine weitere Zukunft mit einem Engel haben. Sie entscheiden sich für Letzteres.

Nun war sie da, Milans erste große Liebe, vor ihm gebückt und dem Höhepunkt entgegen stöhnend. Er liebte sie. Er liebte sie über alles. Ein Grund mehr ihr das Geschehene zu verschweigen. Oder vielleicht doch nicht? Es wäre unfair ihr gegenüber, ihr einfach nicht die Chance auf einen Umgang mit der jetzigen Situation zu geben. Andererseits konnte er ihr niemals den Abend so schildern, wie er wirklich war. Es wäre ja nicht so, als hätte er keine Gefühle mehr für sie. Er hatte sie einfach betrogen, mit ihrer besten Freundin. Alkohol hin oder her, das war in der heutigen Zeit, umgeben von Millionen Hobbyalkoholikern, schon lange keine Ausrede mehr. Ein lautes Stöhnen riss ihn aus seinen wirren Gedanken und Milans Engel richtete sich vor ihm auf. „Gut gemacht“, grinste sie ihn an und zog ihn mit zurück ins Bett. „Wie war es eigentlich gestern mit Mandy?“, fragte sie ihn, mit ihrem Knie über seinem Gehänge angewinkelt und einem darauffolgenden Kuss auf seine Wange. Verdammt, er liebte sie so sehr.

Nun war der Moment gekommen. Er konnte ihr nun die Wahrheit sagen, oder auch nicht. Er konnte seine Traumfrau verlieren, oder auch nicht. Und er konnte sein Gewissen erleichtern, oder auch nicht. Er drehte seinen Kopf nach rechts und schaute in ihre glitzernden, blauen Augen. Sie blinzelte einmal. Er wollte weinen, doch er konnte nicht. Eigentlich wollte er niemals in so eine Situation geraten, er wollte immer treu bleiben, seine Frau gut behandeln und bis zum Ende lieben. Doch nun war alles anders gekommen. Nun lag er vor ihm, sein betrogener Engel.

 

Hallo TobiSchwarzer,

nachdem ich Deine geschichte gelesen hatte, war ich mir unsicher, was ich antworten sool. Deshalb habe ich mir erst einmal Dein Profil angeschaut und bin über

Ich möchte mich im Bereich Schriftstellung verbessern.
gestolpert. Unter Schriftstellung hätte ich linkskursiv oder rechtskursiv oder oder verstanden, aber es ist tatsächlich ein alter Ausdruck für Schriftstellerei (und das ist auch heute ein unüblicher Ausdruck mMn)

Es ist schwierig, eine Geschichte zu lesen, wenn man m itten im Text anfangen muss, zu überlegenm, was der Autor eigentlich meit. So ist es mir am Ende Deiner Geschichte gegangen. Eigentlich scheint die Handlung ja klar zu sein, im vorletzen Absatz deutet sich der Showdown an - der Engel weiss Bescheid und hat das Knie schon mal in Position gebracht. Aber dann:

Er konnte ihr nun die Wahrheit sagen, oder auch nicht.
Er konnte seine Traumfrau verlieren, oder auch nicht.
Und er konnte sein Gewissen erleichtern,
oder auch nicht
.
Und jedesmal könnte die Entscheidung anders ausfallen? Mal Ja mal Nein? Diese Aufzählung steigert nicht die Dramatik, zhumal sich diese beim nächsten Satz ohnehin verabschiedet.
Sie blinzelte einmal. Er wollte weinen, doch er konnte nicht.
Wieso blinzelte sie einmal. Und wenn er nicht weinen kann, könnte er doch wenigstens etwas sagen. "Ich könnte weinen." Stattdessen: Eigentlich wollte er ... wollte er ...
Doch nun war alles anders gekommen.
Bisher ist gar nichts mehr gekommen, ich stehe ratlos da und frage mich: Warum kann er nichts sagen nicht versuchen, das Gespräch, das sein Engel doch anbietet, zu führen? Also ich finde, an dem Schluß solltest Du noch arbeiten.

Herzliche Grüße

Jobär

 

Danke für deine Kritik Jobär!

Was den Begriff "Schriftstellung" angeht: Ich schätze die "Alte Kunst des Schreibens" sehr, weswegen ich gerne alte, möglicherweise schon vergessene Begriffe verwende.

Die Geschichte ist nicht wirklich erfunden sonder eher...sagen wir erzählt.
Daher ist alles nur mit diversen Phrasen ausgeschmückt, was wohl zur Folge hatte, dass ich den Text nicht ganz nachvollziehbar geschrieben habe, da ich die Situation für mich selbst zur Gänze erlebt habe.

Mit dem Ende wollte ich ganz gezielt dem Leser die Möglichkeit geben, alle Fakten abzuwägen und sich einen eigenen Schluss zu kreieren.

Ich werde den Text noch einmal überfliegen und schauen, ob ich etwas klarer darstellen kann.

Vielen Dank fürs Lesen und noch einmal für die Kritik!

Liebe Grüße,

Tobi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tobi,

für mich war das nichts, da stört einfach zu vieles.
Ich fang mal beim Inhalt an.
Das Drama, das da wegen eines kurzen Kusses gemacht wird, fand ich albern. Gut, es ist recht eindeutig, dass es sich um sehr junge Teenager handelt, da neigt man halt zur Theatralik. Dennoch musste ich lachen, als mir klar wurde, dass der Prot es mit dieser Mandy nicht wild auf der Schaukel getrieben hat.
Wenn er das bisschen Knutschen nun unbedingt als ganz furchtbar schreckliche Untat sehen möchte, meinetwegen. Aber das Selbstmitleid, in dem er sich suhlt, ist ja kaum zu ertragen. Er ist so machtlos, der Arme. Seine Freundin könnte ihn verlassen, dann wäre sein Leben quasi zu Ende, und er würde zwangsläufig zum Alkoholiker.
Schuld ist sowieso der böse Wodka. Beim Knutschen waren beide ja so betrunken. Komischerweise sind sie anschließend nur noch „leicht angetrunken“.
Mitgefühl kommt da bei mir nicht auf, sondern Genervtheit. Oder war das vielleicht Absicht? Dann ist es leider nicht richtig bei mir angekommen.

Die Metaphern finde ich teilweise missglückt. Seine Soldaten in ihre gemütliche Kaserne schicken...? Das ist nicht nur schräg, um es vorsichtig auszudrücken, es passt auch nicht zu den gespreizten Engel-Bildern.

Elisa bleibt für mich völlig charakterlos. Sie ist hübsch und hat Sex mit dem Prot, was bei dem Alter, auf das ich die drei schätze, ja nicht gerade selbstverständlich ist. Sonst nichts. Du könntest hier so viel erzählen. Du schreibst von einer „perfekten“ Beziehung, aber was macht sie perfekt? Wie gehen die beiden miteinander um, wie reden sie miteinander, was tun sie zusammen?

Dann beendest du die Geschichte an dem Punkt, wo es verspricht, interessant zu werden. Wenn ich mir als Leser den Schluss selbst zusammenreimen soll, fühle ich mich veräppelt. Das Gespräch und die Folgen, das hätte ich gern gelesen. Der Sex vorher interessiert mich nicht wirklich. Sex gut zu erzählen ist sowieso verdammt schwer, das würde ich mir aufheben, bis du mehr Erfahrung beim Schreiben gewonnen hast. Allein Worte wie „Lustspiel“ und „Gehänge“ ...

Zu den Äußerlichkeiten:
Einige Kommas und Leerzeichen haben sich an falschen Stellen eingeschlichen.
Bei der wörtlichen Rede und Szenenwechseln fehlen die Zeilenumbrüche. Du solltest bei jedem neuen Sprecher einen Zeilenumbruch machen und immer dann, wenn nach der wörtlichen Rede jemand anderes etwas tut.
Ein Komma setzt du nur dann, wenn es mit „sagte er“, „fragte er“ o.ä. weitergeht. Nur ein Beispiel:

War ja nicht so gemeint!“, er taumelte zu ihr herüber.
War ja nicht so gemeint!“ Er taumelte zu ihr herüber.
Da du aus seiner Perspektive schreibst, sollte es außerdem „hinüber“ heißen.
Einen Doppelpunkt vor der wörtlichen Rede setzt du nur dann, wenn der Satz sich auf das Gesagte bezieht.

An einigen Stellen stimmt der Bezug nicht.

Sie hatte ihm verboten es zu verraten. Sie, Mandy, seine und Elisas beste Freundin. Seine Hand wanderte auf ihren linken Oberschenkel

Da die Szene wechselt, solltest du hier einen Absatz machen, sonst liest es sich so, als ob seine Hand auf Mandys Schenkel wandert. (Haben die sich da eigentlich echt einen Code für Stellungswechsel ausgemacht?)

Milan legte seine beiden, zitternden Hände auf ihre Halsseiten und drückte seine Lippen auf ihre, die mit der Situation maßlos überfordert war.
Die Lippen waren mit der Situation überfordert? ;)
Das Komma nach beiden muss weg.

Ich kopiere jetzt nicht alles heraus, woran ich hängengeblieben bin, nur ein paar Beispiele:

Das Bild verschwamm immer mehr.
Das passt nicht, da du die Begebenheit ja anschließend aus seiner Erinnerung erzählst.

Nun konnte man mit ihr als Mann sogar etwas anfangen.
Ernsthaft? :dozey:
Ist ja ein ganz toller bester Freund.

glitzernden, blauen Augen
Das Komma stört, zudem wäre glänzend passender, denn Augen glitzern üblicherweise nicht.

Ich würde gern einen weniger pathetischen Text von dir lesen, wo du nicht versuchst, mit möglichst blumigen Worten zu beschreiben, was passiert, sondern es mir mit Dialogen, Handlungen, Details zeigst und so die Akteure nahebringst.

Liebe Grüße
raven

 

Hallo Tobi.
Die Beschreibung des Engels ist viel zu kitschig für mich. Und zu klischeehaft. Ich habe Ravens Kritik gelesen und stimme ihr zu. Seine Qualen sind nicht verhältnismäßig.
Das mit der Metapher hat sie leider auch schon angeführt, an der selben Kante habe ich mich auch gestoßen. Die Möse eines Engels als Kaserne zu bezeichnen ist ungewollt lustig. Soldat/Kaserne, da denke ich an Testosteron, schwitzende Männer und Waffen. Das passt nicht zum gezeichneten Bild.

Der Konflikt hat mich irgendwie nicht berührt.
Den Reim, den ich mir (generell) drauf mache:
Fremdgehen ist scheiße, sein Gewissen erleichtern feige.
Richte dem Engelsbegatter von mir aus, er soll es nicht beichten.
Grüßle, Gretha

 

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