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Der betrogene Engel
Sie war so schön. Wahrlich ein Engel auf Erden. Und obwohl er nicht gerade der gläubigste auf dem Planeten Erde war, konnte er sich vorstellen, dass die Krieger Gottes genauso aussahen. Die weiblichen natürlich. Wenn er seinen Engel so anstarrte, sah er nicht ihre zerzausten Haare, oder die verschwitzten Achseln, sondern ihr bezauberndes Gesamtbild. Die Tatsache, dass sie sich ihm anvertraute und ihren einzigartigen Körper und ihre zerbrechliche Seele in seine Hände legte. Er sah wie sich seine Elisa vor Erregung krümmte und bei jedem neuem Stoß und jeder neuen Variation ihres gemeinsamen Lustspiels, laut aufstöhnte. Er wusste, allein ihr Anblick könnte ihn hinauf auf die Wolken schicken, doch dann hätte sie natürlich nicht viel davon. Das wollte Milan auf keinen Fall. Einfach so seine kleinen Soldaten in die gemütliche Kaserne seiner Traumfrau schicken, aufstehen und die Hausherrin leer ausgehen lassen. Das war nicht der Sinn von Sex.
Er beugte sich langsam zu ihrem Hals herunter, als es wieder vor seinem Gesicht auftauchte. Das Bild, wie er und seine beste Freundin am Spielplatz saßen. Er hatte Mist gebaut, das wusste Milan und trotzdem war er machtlos. Er hatte Mist gebaut, doch es war der gute, alte Wodka seines Onkels im Spiel und eigentlich hatte es auch keine Auswirkungen. Bis auf die Schuldgefühle natürlich. Er konnte es Elisa nicht beichten. Was, wenn sie Schluss machen würde? Er wäre am Boden zerstört und von der mit Sicherheit daraus resultierenden Alkoholsucht abgesehen, würde er noch dazu das Mädchen am Spielplatz verlieren. Sie hatte ihm verboten es zu verraten. Sie, Mandy, seine und Elisas beste Freundin. Seine Hand wanderte auf ihren linken Oberschenkel um ihr zu signalisieren, dass er gerne die Stellung wechseln würde. Elisa lächelte, auf die unglaublich erotische Art und Weise, wie sie es schon immer getan hatte. Und immer noch machte ihn dieser Blick verrückt. Sie drehte sich um und streckte Milan ihr makelloses Hinterteil entgegen. Sie stöhnte allein schon beim Eindringen der Spitze auf und er spürte, wie sich ihre vorher schon beschriebene Kaserne, auf einen gemütlichen Abend vorbereitete.
Doch nun hatte er sogar den Geschmack ihrer Zunge im Mund. Nur leider nicht den seiner Freundin. Nein, sondern Mandys. Wieder sah er wie sie zusammen auf der Bank saßen, den Wodka wegtranken, als wäre es das letzte Wasser in der Sahara. Das Bild verschwamm immer mehr. Es war erst gestern passiert. Da stand sie auf einmal vor seiner Tür mit den Worten: „ Du, ich, Wodka, Spielplatz, JETZT!“, mehr brauchte es nicht und schon begann das Trinkgelage. Sie redeten über Gott und die Welt, Männer und Frauen, Sex und Liebe, Schule und Zukunft. Einfach über alles was sie sich gerade mitteilen wollten und dann kam es dazu, dass sich Milan zu ihr herüberbeugte, ihr in die Augen sah und sagte:“ Wir reden hier groß über Orgasmen und du, pah, du hast noch nicht einmal einen Typen geküsst!“, er lachte. Mandy war ebenso betrunken und brach auf einmal in Tränen aus. „Ja warte, warte. War ja nicht so gemeint!“, er taumelte zu ihr herüber. „Wenn du willst, kann ich dir diese Bürde gerne abnehmen!“, er grinste, soweit es sein Zustand nur zuließ, während seine Hand auf ihre rechte Schulter wanderte. Mandy schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an: „Das hast du doch eh nicht drauf, du Loser. Du bist mit meiner scheiß besten Freundin zusammen!“ Sie hickste „Deine Eier hast du schon vor zwei Jahren an sie verloren!“ „Na dann pass mal auf!“, Milan legte seine beiden, zitternden Hände auf ihre Halsseiten und drückte seine Lippen auf ihre, die mit der Situation maßlos überfordert war. Sie lösten sich wieder voneinander und Mandy schaute ihren Kumpel verwirrt an. „Wie macht man das?“, stammelte sie. Er verdrehte die Augen und setzte noch einmal an. Es war besser. Viel besser. Endlich bewegte sie ihre Zunge mit und versteckte sie nicht hinten im Rachen. Nun konnte man mit ihr als Mann sogar etwas anfangen. Sie lösten sich wieder, die Begeisterung in Mandys Augen sichtbar. Milan war zufrieden und grinste sie an. Doch so schnell wie das Lächeln kam, verschwand es auch wieder bei Beiden. Sie hatten Scheiße gebaut.
Im Laufe des Abends diskutierten beide panisch und noch leicht angetrunken, was sie jetzt machen sollten. Sollten sie es Elisa beichten, und dann eine lebenslange Freundschaft beziehungsweise perfekte Beziehung aufs Spiel setzen? Oder es einfach verschweigen und somit wenigstens eine kleine Chance auf eine weitere Zukunft mit einem Engel haben. Sie entscheiden sich für Letzteres.
Nun war sie da, Milans erste große Liebe, vor ihm gebückt und dem Höhepunkt entgegen stöhnend. Er liebte sie. Er liebte sie über alles. Ein Grund mehr ihr das Geschehene zu verschweigen. Oder vielleicht doch nicht? Es wäre unfair ihr gegenüber, ihr einfach nicht die Chance auf einen Umgang mit der jetzigen Situation zu geben. Andererseits konnte er ihr niemals den Abend so schildern, wie er wirklich war. Es wäre ja nicht so, als hätte er keine Gefühle mehr für sie. Er hatte sie einfach betrogen, mit ihrer besten Freundin. Alkohol hin oder her, das war in der heutigen Zeit, umgeben von Millionen Hobbyalkoholikern, schon lange keine Ausrede mehr. Ein lautes Stöhnen riss ihn aus seinen wirren Gedanken und Milans Engel richtete sich vor ihm auf. „Gut gemacht“, grinste sie ihn an und zog ihn mit zurück ins Bett. „Wie war es eigentlich gestern mit Mandy?“, fragte sie ihn, mit ihrem Knie über seinem Gehänge angewinkelt und einem darauffolgenden Kuss auf seine Wange. Verdammt, er liebte sie so sehr.
Nun war der Moment gekommen. Er konnte ihr nun die Wahrheit sagen, oder auch nicht. Er konnte seine Traumfrau verlieren, oder auch nicht. Und er konnte sein Gewissen erleichtern, oder auch nicht. Er drehte seinen Kopf nach rechts und schaute in ihre glitzernden, blauen Augen. Sie blinzelte einmal. Er wollte weinen, doch er konnte nicht. Eigentlich wollte er niemals in so eine Situation geraten, er wollte immer treu bleiben, seine Frau gut behandeln und bis zum Ende lieben. Doch nun war alles anders gekommen. Nun lag er vor ihm, sein betrogener Engel.