Hallo Schokoladenliebhaber,
herzlich Willkommen bei uns.
Schreibst du schon länger oder bist du noch eher ein Anfänger? Ich frage das, weil dein Text an einigen Stellen sprachlich mächtig holpert. Wörter fehlen oder ein paar Sätze sind in sich irgendwie verrutscht. Also so etwas würde ich sehr überprüfen bei einem Text, den ich in einem Forum einstelle. Klar, Flüchtigkjeitsfehler gibt es immer mal, aber hier finde ich es etwas zu viel. Und dann wird man als Leser halt arg durch die Holpereien abgelenkt und mag sich dem Inhalt gar nicht mehr so recht widmen. Also da würde ich unbedingt an deiner Stelle nachbessern, denn beim Geschichtenschreiben ist die Sprache einfach das Werkzeug, mit dem du Wirkungen erzielst. Kann ja nicht in deinem Sinne sein, wenn sich die Leser anfangen zu ärgern.
Ich mach das gleich mal im Detail. Aber vorher noch. Was ich ein gutes Thema finde, das ist, die Reaktion eines Menschen auf ein Gewaltverbrechen. Was geht einem da nicht alles durch den Kopf. Gerade nachdem man so einiges in der Zeitung gelesen hat. Du solltest jedoch stärker darauf achten, dass die Geschehnisse und Wahrnehmungen ihre Plausibilität haben. Und so ganz klar ist mir letztendlich nicht, was du mit der Geschichte zeigen willst. Ich war sogar ein wenig verwirrt. Hat der alte Mann dem Angreifer die Uhr gestohlen? Und der Angreifer wollte sich die Uhr auf brutale Weise zurückholen? Oder was soll das mit der Uhr? Wenn es nur um die Uhr ginge, warum will der Angreifer auch dem Beobachter (ist das eigentlich ein Mann oder eine Frau?) eine reinhauen?
Oder hat der alte Mann sich die Uhr nur eingesteckt? Soll das derselbe alte Mann sein, der aus dem Zeitungsbericht bekannt ist? Dann würde ich das noch einwenig zuspitzen, vielleicht die ganze Sache auch in ein ganz anderes Licht rücken. Naja, vielleicht können dir meine Fragen ja einen Fingerzeig geben, wo an der Geschichte vielleicht noch gedreht werden sollte.
Der Wind wehte.
Es war Freitagnacht oder schon Samstagmorg schon längeren und es war kalt.
Finde ich jetzt nicht direkt einen Einstiegsknüller. Ist klar und kanapp formuliert, okay, kann man machen. Aber wie gesagt, normalerweise ist es besser, man punktet mit einem Anfang, der direkt ins Geschehen hineinspringt oder der durch eine besonders schöne Sprache auffällt. Warum macht man das. Es ist so eine Art Werbung für die eigenen Geschichte. Die muss ja mitvielen anderen Gesch. konkurrieren und du hast eben nur ein paar Zeilen Zeit, die Aufmerksamkeit der Leser an dich zu binden.
Ich ging von einer Freundin nach Hause, schläfrig, verliebt. Ich wollte den schnellsten Weg nach Hause durch den Park nehmen, welcher nicht sonderlich groß und kaum beleuchtet ist.
Würde statt "ist" "war" schreiben, du springst sonst ungünstig aus der Zeit.
Mond und Sterne leuchteten, wurden aber von den tief hängenden Wolken verdeckt, als dürften sie das Kommende nicht sehen.
Okay, man kann das machen. So als Ankündigung eines dunklen Geschehens. Aber es ist viel zu naiv gemacht. Sorry, dass ich das so sage. Man weiß doch eh schon, wenn einer Winde wehen lässt und die Wolken tief hängen, dann zunderts. Das ist fast schon ein Wetterklischee, da wirkt die angepappte Vorankündigung sehr kindlich. Ich würde da eher an der Wettergeschichte weiterbasteln oder mir was anderes ausdenken, was die Atmosphäre zeichnet.
Es war so still. Dann brachen Knochen und der Wind umwehte die blattlosen, kargen, knochigen Äste mit dumpfen Tritten gegen ein Körper und erstickenden Schreien eines Obdachlosen.
-Wie willst du denn hören, ob es ein Knochen ist, wenn irgendwo was kracht? Ich finde auch, es klingt leider unfreiwillig komisch. Spiel doch lieber mit der Atmosphäre. Arbeite mit den Geräuschen, den Vermutungen, die der Beobachter anstellt, mit den widerstreitenden Gefühlen. Der Angst, wenn er dann mitkriegt, das ist tatsächlich ein Kampf.
-Und der Satz mit den Knochen selbst ist völlig durcheinander. Da klingts so, als würde der Wind treten.
- Außerdem müsste man schreiben
einen Körper.
-Und man müsste schreiben erstickten Schreien. Denn die Schreie ersticken ja niemand anderen, dann wären sie erstickend.
Ich sah den Mann. Groß. Ich sah eine Flasche. Leer. Eine befleckte Uhr. Teuer. Sowohl Flasche als auch Uhr glänzten in dem matten Schein einer alten Laterne.
Wie will er denn im Laternenlicht sehen, ob die Uhr teuer ist? Ich finde zwar gut, dass du wie in einem Film das Licht auf Laterne und Flache scheinen lässt. Aber wie gesagt, ich glaube kaum, dass man in dieser Situation eine echte Rolex von einer Fälschung unterscheiden kann.
Jemand wurde vor mir zu Tode geprügelt und ich blieb stehen.
Ich glaube, ich würde den zweiten Teilsatz (das mit dem Stehenbleiben) abtrennen. Der Satz, dass jemand vor dir zu Tode geprügelt wird, ist doch ein Satz, der eine ziemliche Wucht entfaltet. Aber eben, wenn er alleine steht.
Mein Mund brachte ein leises KOMMA geradezu jämmerliches „Stopp“ heraus.
Ich erinnerte mich, dass ein Tag zuvor war ein Junge gestorben, der einen alten Mann am Bahnhof vor zwei betrunkenen Jugendlichen gerettet hatte.
Grammatik: das "war" muss hinter gestorben. Oder du bildest keinen "Dass-Satz", was ich eh besser fände. Einfach nur: Ein Tag zuvor war ein Junge gestorben ...
Er wurde zu Boden geschlagen, immer wieder getreten und erlag schon am Bahnhof seinen Verletzungen. Man fand den Jungen gegen fünf Uhr am Morgen danach.
Ich weiß nicht, das wirkt ein bisschen seltsam. ich frag mich halt, wie das zeitlich gehen soll. Das wirkt ein bisschen unaufgeräumt. Es muss doch nicht unbedingt der Tag davor gewesen sein oder dass er am Bahnhof noch gestorben ist, das verwirrt ja eher durch die Scheingenauigkeit. Die pure Nachricht ansonsten reicht doch.
Der alte Mann hatte keinen Krankenwagen gerufen. Auf Videoaufnahmen sah man ihn fliehen, nachdem das Mädchen und der Junge von ihm abgelassen hatten. Massive Verletzungen der inneren Organe, hieß es in der Zeitung.
Und das soll zeitlich so hinhauen, dass der Beobachter das alles schon gelesen haben soll inder Zeitung?
Was man in Filmen nie zeigte war der Gestank des Urins und der Scheiße, die nach Eintreten des Todes, den Körper verlassen.
Er (der Beobachter konnte das auch nicht riechen, denn hier bezieht es sich noch auf den Jungen aus der Zeitung. Und die hat nun mal keine Geruchsbeilage.
Der Mann ging auf mich los. Ich sah erst rot dann schwarz. Ein Brennen zog sich über mein Gesicht. Es war warm, mein pulsierendes Blut.
Das würde ich aber ein bisschen mehr ausarbeiten. Insgesamt ist es so, dass du dir weng Zeit genommen hast, deinen Helden ein bisschen charakterlich auszuarbeiten.
Mit ihrm mitfühlen kann man leider nicht.
Es lief über mein Kinn und fand seinen Weg auf den Boden. Plitsch
Das Plitsch würde ich rauswerfen. Das klingt auch kindermäßig. Aber wenn du es schon drin hast, mach wenigsten seinen Punkt danach. Und auch die Beschreibung, dass er blutet, das müsste alles viel spannender werden.
Er war geschockt und ich sah es mit meinem guten Auge in seinem Gesicht.
Woher weiß man, dass er vorher was ins Auge gekriegt hat? Ansonsten ist der Satz unbeholfen.
Ich entriss seiner verletzten Hand KOMMA in der eine Scherbe steckte KOMMA die Flasche KOMMA an der mein Blut klebte.
Das klingt nicht gut. Liegt an deinem Satzbau. Gegen Relativsätze ist nichts einzuwenden, aber nicht zwei hintereinander und dann den Hauptsatz auf diese Weise unterbrechend. das wird dann holprig.
Ich mach hier mal Schluss, ich denke, du hast eine Vorstellung erhalten, dass du doch noch einiges an Überarbeitung in diesen Text stecken solltest. Die Grundidee finde ich ja gut. Aber bei der Umsetzung solltest du nachlegen.
Sprachlich, Von der Atmosphärenschilderung her, und auch, was die Charakterisierung betrifft.
Aber lass den Kopf nicht hängen, auch wenn ich so veil gefunden habe. Es ist auch ein Lernprozess, mitzukriegen, dass man einen Text manchmal mehrfach überarbeiten muss, damit er was wird.
Viel Spaß bei den Wortkriegern und viel Erfolg beim Überarbeiten.
Novak