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Angst

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28.05.2015
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Angst

Der Wind wehte.
Es war Freitagnacht oder schon Samstagmorgen und es war kalt.
Ich ging von einer Freundin nach Hause, schläfrig, verliebt. Ich wollte den schnellsten Weg nach Hause durch den Park nehmen, welcher nicht sonderlich groß und kaum beleuchtet ist.
Mond und Sterne leuchteten, wurden aber von den tief hängenden Wolken verdeckt, als dürften sie das Kommende nicht sehen.
Es war so still. Dann brachen Knochen und der Wind umwehte die blattlosen, kargen, knochigen Äste mit dumpfen Tritten gegen ein Körper und erstickenden Schreien eines Obdachlosen.
Ich sah den Mann. Groß. Ich sah eine Flasche. Leer. Eine befleckte Uhr. Teuer. Sowohl Flasche als auch Uhr glänzten in dem matten Schein einer alten Laterne. Jemand wurde vor mir zu Tode geprügelt und ich blieb stehen. Mein Mund brachte ein leises geradezu jämmerliches „Stopp“ heraus.

Ich erinnerte mich, dass ein Tag zuvor war ein Junge gestorben, der einen alten Mann am Bahnhof vor zwei betrunkenen Jugendlichen gerettet hatte. Er wurde zu Boden geschlagen, immer wieder getreten und erlag schon am Bahnhof seinen Verletzungen. Man fand den Jungen gegen fünf Uhr am Morgen danach. Der alte Mann hatte keinen Krankenwagen gerufen. Auf Videoaufnahmen sah man ihn fliehen, nachdem das Mädchen und der Junge von ihm abgelassen hatten. Massive Verletzungen der inneren Organe, hieß es in der Zeitung. Was man in Filmen nie zeigte war der Gestank des Urins und der Scheiße, die nach Eintreten des Todes, den Körper verlassen.
Sie hatten buchstäblich die Scheiße aus ihm heraus geprügelt.

Der Mann hörte mich nicht. Ich hatte Panik und das dröhnende Blut in meinen Ohren ließ mich ihn nicht mehr hören. Ich zerbrach einen Ast, als ich einen Schritt zurück machte.
Er hörte es. Er lief auf mich zu und zerbrach an einem Baum die Flasche. Ich bewegte mich nicht. Ich hielt den Atem an und hoffte auf ein Wunder.

Es kam nicht.

Der Mann ging auf mich los. Ich sah erst rot dann schwarz. Ein Brennen zog sich über mein Gesicht. Es war warm, mein pulsierendes Blut. Es lief über mein Kinn und fand seinen Weg auf den Boden. Plitsch Er war geschockt und ich sah es mit meinem guten Auge in seinem Gesicht. Ich entriss seiner verletzten Hand in der eine Scherbe steckte die Flasche an der mein Blut klebte. Ich schwitzte und stieß einen Schrei aus, hob dabei die Flasche in der Hoffnung sein Gesicht ebenso zu entstellen.
Der Mann stolperte zurück und verlor dabei seine Uhr. Es klirrte und der Mann war weg.
Ich sah zu dem Obdachlosen herüber. Ich hatte Angst ihn anzusehen.
Vielleicht war er schon tot.
Er regte sich langsam wie eine Schildkröte, die aus ihrem Panzer kroch. Er hustete und stöhnte beim Aufstehen. Dann schlurfte davon ohne mich eines Blickes zu würdigen.
Er hielt sich die Rippen und ein Arm baumelte nutzlos an der Seite. Er hob die Uhr auf -Stöhnen- wischte sein Blut von der Uhr und steckte sie dann in seine ausgefranste Jackentasche. Ich sah ihn noch ein paar Schritte humpeln bevor ihn das matte Licht der Laterne nicht mehr erreichte.
Es war dunkel. Es war still. Der Wind wehte nicht mehr.

 

Hallo Schokoladenliebhaber,
herzlich Willkommen bei uns.
Schreibst du schon länger oder bist du noch eher ein Anfänger? Ich frage das, weil dein Text an einigen Stellen sprachlich mächtig holpert. Wörter fehlen oder ein paar Sätze sind in sich irgendwie verrutscht. Also so etwas würde ich sehr überprüfen bei einem Text, den ich in einem Forum einstelle. Klar, Flüchtigkjeitsfehler gibt es immer mal, aber hier finde ich es etwas zu viel. Und dann wird man als Leser halt arg durch die Holpereien abgelenkt und mag sich dem Inhalt gar nicht mehr so recht widmen. Also da würde ich unbedingt an deiner Stelle nachbessern, denn beim Geschichtenschreiben ist die Sprache einfach das Werkzeug, mit dem du Wirkungen erzielst. Kann ja nicht in deinem Sinne sein, wenn sich die Leser anfangen zu ärgern.
Ich mach das gleich mal im Detail. Aber vorher noch. Was ich ein gutes Thema finde, das ist, die Reaktion eines Menschen auf ein Gewaltverbrechen. Was geht einem da nicht alles durch den Kopf. Gerade nachdem man so einiges in der Zeitung gelesen hat. Du solltest jedoch stärker darauf achten, dass die Geschehnisse und Wahrnehmungen ihre Plausibilität haben. Und so ganz klar ist mir letztendlich nicht, was du mit der Geschichte zeigen willst. Ich war sogar ein wenig verwirrt. Hat der alte Mann dem Angreifer die Uhr gestohlen? Und der Angreifer wollte sich die Uhr auf brutale Weise zurückholen? Oder was soll das mit der Uhr? Wenn es nur um die Uhr ginge, warum will der Angreifer auch dem Beobachter (ist das eigentlich ein Mann oder eine Frau?) eine reinhauen?
Oder hat der alte Mann sich die Uhr nur eingesteckt? Soll das derselbe alte Mann sein, der aus dem Zeitungsbericht bekannt ist? Dann würde ich das noch einwenig zuspitzen, vielleicht die ganze Sache auch in ein ganz anderes Licht rücken. Naja, vielleicht können dir meine Fragen ja einen Fingerzeig geben, wo an der Geschichte vielleicht noch gedreht werden sollte.

Der Wind wehte.
Es war Freitagnacht oder schon Samstagmorg schon längeren und es war kalt.
Finde ich jetzt nicht direkt einen Einstiegsknüller. Ist klar und kanapp formuliert, okay, kann man machen. Aber wie gesagt, normalerweise ist es besser, man punktet mit einem Anfang, der direkt ins Geschehen hineinspringt oder der durch eine besonders schöne Sprache auffällt. Warum macht man das. Es ist so eine Art Werbung für die eigenen Geschichte. Die muss ja mitvielen anderen Gesch. konkurrieren und du hast eben nur ein paar Zeilen Zeit, die Aufmerksamkeit der Leser an dich zu binden.

Ich ging von einer Freundin nach Hause, schläfrig, verliebt. Ich wollte den schnellsten Weg nach Hause durch den Park nehmen, welcher nicht sonderlich groß und kaum beleuchtet ist.
Würde statt "ist" "war" schreiben, du springst sonst ungünstig aus der Zeit.

Mond und Sterne leuchteten, wurden aber von den tief hängenden Wolken verdeckt, als dürften sie das Kommende nicht sehen.
Okay, man kann das machen. So als Ankündigung eines dunklen Geschehens. Aber es ist viel zu naiv gemacht. Sorry, dass ich das so sage. Man weiß doch eh schon, wenn einer Winde wehen lässt und die Wolken tief hängen, dann zunderts. Das ist fast schon ein Wetterklischee, da wirkt die angepappte Vorankündigung sehr kindlich. Ich würde da eher an der Wettergeschichte weiterbasteln oder mir was anderes ausdenken, was die Atmosphäre zeichnet.

Es war so still. Dann brachen Knochen und der Wind umwehte die blattlosen, kargen, knochigen Äste mit dumpfen Tritten gegen ein Körper und erstickenden Schreien eines Obdachlosen.
-Wie willst du denn hören, ob es ein Knochen ist, wenn irgendwo was kracht? Ich finde auch, es klingt leider unfreiwillig komisch. Spiel doch lieber mit der Atmosphäre. Arbeite mit den Geräuschen, den Vermutungen, die der Beobachter anstellt, mit den widerstreitenden Gefühlen. Der Angst, wenn er dann mitkriegt, das ist tatsächlich ein Kampf.
-Und der Satz mit den Knochen selbst ist völlig durcheinander. Da klingts so, als würde der Wind treten.
- Außerdem müsste man schreiben einen Körper.
-Und man müsste schreiben erstickten Schreien. Denn die Schreie ersticken ja niemand anderen, dann wären sie erstickend.

Ich sah den Mann. Groß. Ich sah eine Flasche. Leer. Eine befleckte Uhr. Teuer. Sowohl Flasche als auch Uhr glänzten in dem matten Schein einer alten Laterne.
Wie will er denn im Laternenlicht sehen, ob die Uhr teuer ist? Ich finde zwar gut, dass du wie in einem Film das Licht auf Laterne und Flache scheinen lässt. Aber wie gesagt, ich glaube kaum, dass man in dieser Situation eine echte Rolex von einer Fälschung unterscheiden kann.

Jemand wurde vor mir zu Tode geprügelt und ich blieb stehen.
Ich glaube, ich würde den zweiten Teilsatz (das mit dem Stehenbleiben) abtrennen. Der Satz, dass jemand vor dir zu Tode geprügelt wird, ist doch ein Satz, der eine ziemliche Wucht entfaltet. Aber eben, wenn er alleine steht.

Mein Mund brachte ein leises KOMMA geradezu jämmerliches „Stopp“ heraus.

Ich erinnerte mich, dass ein Tag zuvor war ein Junge gestorben, der einen alten Mann am Bahnhof vor zwei betrunkenen Jugendlichen gerettet hatte.
Grammatik: das "war" muss hinter gestorben. Oder du bildest keinen "Dass-Satz", was ich eh besser fände. Einfach nur: Ein Tag zuvor war ein Junge gestorben ...

Er wurde zu Boden geschlagen, immer wieder getreten und erlag schon am Bahnhof seinen Verletzungen. Man fand den Jungen gegen fünf Uhr am Morgen danach.
Ich weiß nicht, das wirkt ein bisschen seltsam. ich frag mich halt, wie das zeitlich gehen soll. Das wirkt ein bisschen unaufgeräumt. Es muss doch nicht unbedingt der Tag davor gewesen sein oder dass er am Bahnhof noch gestorben ist, das verwirrt ja eher durch die Scheingenauigkeit. Die pure Nachricht ansonsten reicht doch.

Der alte Mann hatte keinen Krankenwagen gerufen. Auf Videoaufnahmen sah man ihn fliehen, nachdem das Mädchen und der Junge von ihm abgelassen hatten. Massive Verletzungen der inneren Organe, hieß es in der Zeitung.
Und das soll zeitlich so hinhauen, dass der Beobachter das alles schon gelesen haben soll inder Zeitung?

Was man in Filmen nie zeigte war der Gestank des Urins und der Scheiße, die nach Eintreten des Todes, den Körper verlassen.
Er (der Beobachter konnte das auch nicht riechen, denn hier bezieht es sich noch auf den Jungen aus der Zeitung. Und die hat nun mal keine Geruchsbeilage.

Der Mann ging auf mich los. Ich sah erst rot dann schwarz. Ein Brennen zog sich über mein Gesicht. Es war warm, mein pulsierendes Blut.
Das würde ich aber ein bisschen mehr ausarbeiten. Insgesamt ist es so, dass du dir weng Zeit genommen hast, deinen Helden ein bisschen charakterlich auszuarbeiten.
Mit ihrm mitfühlen kann man leider nicht.

Es lief über mein Kinn und fand seinen Weg auf den Boden. Plitsch
Das Plitsch würde ich rauswerfen. Das klingt auch kindermäßig. Aber wenn du es schon drin hast, mach wenigsten seinen Punkt danach. Und auch die Beschreibung, dass er blutet, das müsste alles viel spannender werden.

Er war geschockt und ich sah es mit meinem guten Auge in seinem Gesicht.
Woher weiß man, dass er vorher was ins Auge gekriegt hat? Ansonsten ist der Satz unbeholfen.

Ich entriss seiner verletzten Hand KOMMA in der eine Scherbe steckte KOMMA die Flasche KOMMA an der mein Blut klebte.
Das klingt nicht gut. Liegt an deinem Satzbau. Gegen Relativsätze ist nichts einzuwenden, aber nicht zwei hintereinander und dann den Hauptsatz auf diese Weise unterbrechend. das wird dann holprig.

Ich mach hier mal Schluss, ich denke, du hast eine Vorstellung erhalten, dass du doch noch einiges an Überarbeitung in diesen Text stecken solltest. Die Grundidee finde ich ja gut. Aber bei der Umsetzung solltest du nachlegen.
Sprachlich, Von der Atmosphärenschilderung her, und auch, was die Charakterisierung betrifft.

Aber lass den Kopf nicht hängen, auch wenn ich so veil gefunden habe. Es ist auch ein Lernprozess, mitzukriegen, dass man einen Text manchmal mehrfach überarbeiten muss, damit er was wird.
Viel Spaß bei den Wortkriegern und viel Erfolg beim Überarbeiten.
Novak

 

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