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Romanstruktur – Prolog/Epilog

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26.02.2009
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Romanstruktur – Prolog/Epilog

In der Rubrik „Romane“ sind überdurchschnittlich viele Werke zu finden, die mit einem Prolog beginnen, verglichen mit den gedruckten Romanen in einer Buchhandlung.

Es geht hier darum, ein paar Gedanken darüber zu sammeln, was ein Prolog zum Verständnis einer Geschichte leisten kann oder ob er eher überflüssig ist. (Gleiche Fragen für Epilog)

Allgemein gefragt:
Was versprechen sich unsere Autoren davon?
Wie empfinden Leser/Kritiker Prologe/Epiloge?

Speziell gefragt:
Machen Prologe in bestimmten Genres mehr Sinn (zum Beispiel in der phantastische Literatur)
als in anderen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Zum allgemeinen:

Ich denke, Prologe eignen sich, um dem Leser erst mal ein Gefühl zu geben, mit was für einer Art Geschichte und/oder fiktiver Welt man es zu tun hat, bevor es mit der Haupthandlung los geht. Epiloge beantworten offen gebliebene Fragen, nachdem die Haupthandlung zuende gegangen ist.

Als Leserin bin ich weder besonders pro noch besonders contra Prologe/Epiloge. Wenn jemand ordentlich schreiben kann, dann schreibt der in der Regel auch ordentliche Prologe und Epiloge, und wenn es an Talent oder Disziplin fehlt, dann macht ein Prolog das weder besser noch schlimmer. Von mir aus braucht es die nicht unbedingt, aber sie stören mich auch nicht.

Die Frage, ob es in bestimmten Genres sinnvoller ist, würde ich eher mit nein beantworten. Es ist in der phantastischen Literatur sicher "üblicher". Dort dienen Prologe oft dazu, den Leser in die fiktive Welt einzuführen. Aber ich denke, das ist eher ein Traditionsding. Wenn man viele solche Romane gelesen hat, die halt häufig mit einem Prolog beginnen, und man fängt dann an, selbst etwas in der Art zu schreiben, dann orientieren sich halt viele Autoren an dem was sie gewohnt sind. Notwendiger als in anderen Genres ist es aber aus meiner Sicht nicht.

 

Hallo Asterix,

schönes Thema.
Literatur beginnt mit der Anrufung der Götter.
Literatur beginnt mit Dedikationen.
Literatur beginnt mit

Hereinspaziert in die Menagerie,
Ihr stolzen Herrn, ihr lebenslust'gen Frauen,

Einfach so anfangen: Es war einmal ...?
1. Prologe zeigen den Rahmen, relativieren die Handlung.
2. Sie haben einen Distanzierungseffekt.
3. Was ist wichtig? Rahmen oder Handlung? Der Ort und die Zeit des Erzählers ist es.
4. Prologe ironisieren (Zeitblom).
Ein Plädoyer für Prologe?
Ja, er schafft wenigstens eine Ebene mehr. Kann nicht schaden.
Fröhlichst
Wilhelm

 

Prologe haben einzig die Aufgabe, Spannung beim Leser hervorzurufen. Eine Frage aufzuwerfen, einen Catcher, der sie dazu bringt, im Buch die Antwort zu finden. Es wird beispielsweise von einem Mord berichtet, der irgendwann auf Seite 150 erst begangen wird. Alles andere gehört ins erste Kapitel. Tatsächlich werden bei Verlagen/Agenturen unheimlich viele Skripte mit Prolog von Erstautoren eingereicht. Und in 99% erfüllen sie ihren Zweck nicht, sondern sollten sich statt dessen 1. Kapitel nennen.

 

Ich sehe es wie Fliege. Außerdem sagt Elmore Leonard: Niemals einen Prolog! Elmore Leonard! Und Fliege! :D

 

Von den Büchern, die ich so lese, hat wenigstens eins unter zehn einen Prolog oder einen Epilog. Dabei hat der Prolog in der Regel die Aufgabe, über längst vergangene Ereignisse zu erzählen, die für die kommende Erzählung eine Bedeutung haben, aber nicht direkt auf das Geschehen einwirken. "Die Ur-UrGroßmutter wurde als Hexe verbrannt". Wenn das im Prolog steht, weiss man jedesmal, wenn übernatürliche Kräfte zhu wirken scheinen 'Ach ja, die alte Hexe'. Steht das nicht im Prolog. müsste es in die Erzählung einge baut werden, eventuell mit Rückblenden. So machen es auch manche Autoren und ich finde diese Bücher oft schwerer zu lesen, weil man genau schauen muss, in welcher Zeit denn jetzt die Handlung spielt (oder man kennzeichnet die verschiedenen Zeiten durch verschiedene Schriftschnitte wie z.B. Nora Roberst, die ja viel mit unterschiedlichen Zeiten arbeitet).

Ein Prolog, der die Spannung erhöhen soll, wie oben angeführt, ist für mich kein Prolog, sondern ein zu lang geratener Klappentext.

Und Epiloge empfinde ich oft als einen Notbehelf, die Geschichte ganz zum Abschluß zu bringen, wenn die genehmigte Seitenzahl bereits erreicht ist. Also schnell noch mal die Kinder und Enkel wenigstens erwähnen, damit der Leser weiss, die Hochzeit war erfolgreich.

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Du hast schon gelesen, dass es sich bei den zitierten Werken zumeist um Theaterstücke handelt? Stücke, die für die Bühne geschrieben worden sind? Und bei Kästner nennen sie es freiwillig selbst Vorwort. Ich würde da unterscheiden, zwischen Vorwort und Prolog.

Es gibt eine Menge Beiträge zu Prolog/Epilog im Netz auf Blogseiten, Schreibratgebern, Schreibforen etc. Entweder dienen Prologe, um dem Leser etwas zu erklären, Zusammenhänge aufzeigen, die sich selbst aus dem Roman nicht erschließen. Sorry, aber wenn ich dem Leser eine Erklärung voranstellen muss, damit er meinen Text versteht ... siehe auch jobärs Beitrag - ein Qualitätsmerkmal ist das nicht. Oder man nutzt sie halt, um Spannung zu erzeugen, weil auf den ersten zehn Seiten noch nicht richtig Action ist, erst heile Welt beschrieben wird, die dann später einstürzt. Und wenn Thrillerleser Zielpublikum sind, braucht es vielleicht so ein Apetizer, damit die die heile Welt über sich ergehen lassen, ohne das Buch gleich wieder wegzulegen. In diesem Augenblick sag ich, okay - Prolog, von mir aus. Aber er muss dann auch Spannung aufbauen. Er darf da nicht so wischi, waschi daherkommen.
Stimmung schaffen, Personen einführen etc. - ja bitte, warum nicht im ersten Kapitel? Dafür ist es doch da. Wer braucht davon zwei?

 

Liebe Fliege,
Pro-log heißt übersetzt Vor-rede. Diese Vorrede liegt außerhalb der Handlung eines literarischen Werks. Sie befindet sich in unterschiedlichen Beziehungen zur Handlung. Literarische Werke sind Dramen, Epen, Romane, auch Gedichtsammlungen.
Nach der Brockhaus Enzyklopädie erfüllt der Prolog verschiedene Funktionen:
„integrierte oder selbstständige Einleitung eines literarischen Werkes, v. a. Dramas oder auch Romans (Gegensatz → Epilog). Dem Prolog kommen verschiedene Funktionen zu, so u. a. Begrüßung der Leser bzw. Zuschauer, Einführung in die Handlung, Reflexionen, Selbstdeutung des Werkes durch den Autor und seit dem 20. Jahrhundert auch Analyse und desillusionierende Kommentarfunktion.
(Quellenangabe: Eintrag "Prolog" in Munzinger Online/Brockhaus - Enzyklopädie in 30 Bänden. 21. Auflage. Aktualisiert mit Artikeln aus der Brockhaus-Redaktion, URL: http://www.munzinger.de/document/12017053311 (abgerufen von Stadtbibliothek Straubing am 18.6.2015)

Entweder dienen Prologe, um dem Leser etwas zu erklären, Zusammenhänge aufzeigen, die sich selbst aus dem Roman nicht erschließen. Sorry, aber wenn ich dem Leser eine Erklärung voranstellen muss, damit er meinen Text versteht ... siehe auch jobärs Beitrag - ein Qualitätsmerkmal ist das nicht.
Der Text, die Handlung, ist eine Sache. Das, was drumherum ist, eine andere. So gehört alles, was nicht die direkte Handlung betrifft, zum dem, was man Vorrede bezeichnen könnte, vor allem die Rahmenhandlung. Die einfache, logische Handlung findet auf einer Ebene statt, das, war pro-logisch ist, umspielt die Handlung und schafft wenigstens eine weitere Ebene/Dimension. Damit erhöht sie die Qualität (Nicht jeder logische Roman ist gut, nicht jeder prologische ist schlecht vice versa).
Schauen wir mal nach: Umberto Eco: Der Name der Rose: „Natürlich, eine alte Handschrift unbenannte Einführung“ (S. 7-13), Prolog S. 17-27. Die verschiedenen Funktionen davon will ich hier nicht aufzählen (s. o.)
Lars Saaby Christensen: Der Halbbruder: (prolog) S. 5-10
Adalbert Stifter: Witiko, Vorwort, S. 7
Carl Amery: Die Wallfahrer: Vorwort, S. 7-9
Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther: „Google sei Dank“ S. 7-13
Interessant: Josef Winkler: Das wilde Kärnten: S. 3/7
„Die Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiß beginnt mit I., dann folgt die Beschreibung des Pergamonaltars, was man durchaus als Vorrede ansehen kann. (S. 9-19)
Robert Musil schreibt „Eine Art Einleitung“ in: Der Mann ohne Eigenschaften, S. 9-82
Nun höre ich hier auf, in meinen Bücherschrank zu greifen. Diese Beispiele genügen mir, um meine These zu unterstreichen, dass Prologe in oben definierten Sinne einen erheblichen Beitrag zur Qualität der Handlung/Textes leisten.

Aber er muss dann auch Spannung aufbauen.
Aber welche Spannung? Die Spannung, dass man möglichst schnell wissen will, wer der Täter ist oder was als Nächstes geschieht oder eine Spannung für Gedankengänge, Reflexionen, Ironie, Spiel mit Wirklichkeit usw.

Zu überlegen wäre noch, ob nicht auch ein vorangestelltes Motto, eine Leseranrede oder Dedikation die Funktion eines Prologs erfüllen. Alles, was über die Handlung hinausgeht, so meine ich, gehört in dem, was man als Prolog im Sinne der Verortung der Handlung in Geschichte und Gegenwart bezeichnen könnte.
Sicher, liebe Fliege, müsste man noch schärfer definieren, Beispiele anführen usw. Sicher sind viele Prologe, die wir so lesen, überflüssig und Verlegenheitslösungen, aber sie so grundsätzlich zu unterschätzen, scheint mit zu einfach.
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Kann einer, der selbst kurzen Geschichten ab und an einen Prolog gönnt, sich hier raushalten?

Beginnen wir mit der allgemeinen Frage,

liebe Leute:

Wie empfinden Leser/Kritiker Prologe/Epiloge?

Nun weiß wohl jeder (und wenn nicht, könnt’ & sollt’ er’s ab jetzt wissen), dass der mhd. „prolog[e]“, aus dem gleichbedeutenden lat. prolog[us] entlehnt und der wiederum aus dem gr. prolog[os] ursprünglich allein die „Vorrede“ im Theater war, um in das Stück einzuführen, insbesondere aber das Personal vorzustellen - insofern kann's gelegentlich nach "Theater" noch klingen -, was heutzutage – man wird’s wissen – hierorts im Exposee geschieht. Das altvordere Publikum hatte ja weder erste Seite(n) noch einen Bildschirm vorm Auge und erst recht kein treatment im Sinn oder gar ein Exposee.

Der Prolog war buchstäblich die „Eröffnungsrede“ (die auch schon mal eine Szene sein konnte), bis im Mittelalter (das in Wirklichkeit nicht finsterer war als unsere Brave New World) der Prolog die beabsichtigte Wirkung des Dichters darzustellen versuchte, was mit der dt. Klassik im Prolog zum Faust’ seinen Höhepunkt findet und, sagen wir's mal so, seitdem die „kritische“ - was immer das sein mag - Einführung in die Aussagen des Stückes geben will.

Logisch, dass der „Epilog“ ursprünglich ein Bühnenwerk nicht so sehr ab-, sondern eher beschloss mit einer Art Ausblick auf Künftiges, sofern er nicht nur das soeben und also vorher-“Gegangene“ zusammenfasste, was nun wiederum das Publikum für – ich sag’s freundlich – beschränkt hielte,

kurz:

Der Leser „Friedrichard“ und gelegentliche „Kritiker Friedel“ von Romanen(twürfen) hierorts findet das in Ordnung, legitim und legal, hat er sich doch selbst für eine wahrlich kurze Kurzgeschichte, einem Experiment in seiner „naiven“ Phase hierorts sowohl Pro- als auch Epilog gegönnt, die beide dann nach und nach unter den Kommentaren verteilt wurden und letztlich länger gerieten als der Kern der Geschichte.

Aber, um auch bittere Wahrheiten auszusprechen, wer den Epilog nutzt, um vordem Gesagtes zusammenzufassen, hätte besser geschwiegen (weil, s. o. vorm Absatz „kurz“)!

Ich weiß,

lieber Asterix,
Du wolltest nun weder (in alphabetischr Reihenfolge) eine Satire noch ein Seminar (und nun spiegelbildlich) über Epi- und Prolog vernehmen. Aber wird nicht gelegentlich alles zur Satire? Schreit das wirkliche Leben nicht danach, wenn man (selbst-)Ironie, ja selbst harmlose Witze mit den entsprechenden Hinweisen „Vorsicht …!“ versehen muss?

Womit wir im heute nahezu unverstandenen Kontinent Jean Paul stranden, der zu fast jedem seiner Werke und daselbst herausgeschnittenen Werkchen (nicht eins darunter fürs Theater!) ein Vorwort voranstellte, das dann weniger mit dem Werk als dem Meister zu tun hatte. Der „unsichtbaren Loge“ schickte er in der letzten Auflage gar eine andere Art von Prolog voraus: Eine „Entschuldigung“ an den Leser, dass seine Lebensbelustigung Ruine bliebe, bevor zwei weitere Vorreden zu früheren Auflagen aufgeführt werden.

Gruß

Friedel

 

Prologe und Epiloge erklären das, was in der Geschichte erklärt werden sollte. Sie übertünchen eine Schwäche, denn eine Geschichte sollte, wenn überhaupt, aus sich selbst verständlich sein. Für mich sind Prologe und Epiloge so entbehrlich wie der Klappentext bei Büchern oder die Stimme aus dem Off bei Filmen, die die gerade laufende Handlung erklärt oder begründet.

 

Ich finde, Off-Stimmen beim Film können bereichernd sein, wenn sie zur Atmossphäre beitragen. Es muss gut gemacht sein, aber es ist ja nicht wie bei einem Fantasy-Film dann, wo man erstmal das Universum erklärt, wer wo hin gehört.

 

Als Leser:
Wenn ich die Betitelung Prolog lese, stöhne ich auf. Da kann ich nichts gegen tun, Automatismus. Irgendwann muss ich mal einige schlechte Erfahrungen mit Prologen gesammelt haben. Die sind langweilig! Die hindern mich, die interessante oder gar spannende Geschichte zu lesen, für die der Buchrückentext zuvor geworben hat.

Außer dem Prolog zu Faust 1 (ein erstklassiger Appetizer!) kann ich kein positives Beispiel nennen – nun müsste ich alle Werke mit Prolog aufführen, die ich kenne, um dieser Aussage Gewicht zu geben, aber das kann ich natürlich nicht. Daher nur zwei sehr unterschiedliche Beispiele:

Der Halbbruder von Lars Saaby Christensen:
Der Prolog ist eine Rückblende. Er zeigt, erklärt aber nichts. Er ist, und das ist schon mal außergewöhnlich, immerhin spannend geschrieben. Doch auch hieraus ergibt sich ein Nachteil für den Roman. Der Prolog endet mit einem mächtigen Paukenschlag … und nimmt damit dem (eigentlich) starken Romananfang jegliche Kraft. Schade!

Der Schwarm von Frank Schätzing:
Der wahrlich längste Prolog, den ich je gelesen habe. Und, es ist kein Prolog, es ist ein, warum auch immer, ausgekoppelter Text des ersten von fünf Romanteilen. Der erste Teil (Titel: Anomalien) sammelt Schilderungen seltsamer Ereignisse auf den Weltmeeren. Der Prolog schildert ein solches Ereignis aus personaler Sicht einer Figur, die im restlichen Werk nicht mehr auftritt. Der Fokus liegt ausschließlich auf der Figur, nicht auf dem Phänomen. Also, nicht nur aufgrund seiner Länge ist dieser Prolog eine Novelle, die ohne den Roman durchaus Bestand hätte.
Gleiches gilt umgekehrt: Der Roman hätte auch ohne der vorangestellten Prolog-Novelle Bestand.

Als Schreiber:
Ich hatte bisher kein Verlangen, einen Prolog zu schreiben. Selbst bei den Geschichten, die dem Genre der Fantastik zuzuordnen sind. Mit einer Ausnahme, und selbst da hat sich, im Laufe der Überarbeitung, der Prolog auf ein ca. fünfzeiliges Vorwort reduziert.

Beiträge:
Ich versuche, auf alle Beiträge zu antworten, in unbestimmter zeitlicher Folge.

Zum allgemeinen:

Ich denke, Prologe eignen sich, um dem Leser erst mal ein Gefühl zu geben, mit was für einer Art Geschichte und/oder fiktiver Welt man es zu tun hat, bevor es mit der Haupthandlung los geht. Epiloge beantworten offen gebliebene Fragen, nachdem die Haupthandlung zuende gegangen ist.

Das macht Sinn. Mir fehlt nur bei den meisten Autoren (und Lektoren!) das Gefühl dafür, ob diese Vor- und Anhängsel nötig sind.
Einen der sicherlich sinnvollsten Epiloge hat Stephen King zu seiner Romanreihe „Der dunkle Turm“ geschrieben. Er warnt allerdings davor, ihn zu lesen. Und mit Recht. Er klärt alle offenen Fragen, die man zum einen nicht beantwortet haben muss, um mit dem Werk als Leser abzuschließen, und zum anderen in einer schonungslosen Weise, die man nur schwer (Mitgefühl) ertragen kann.

Die Frage, ob es in bestimmten Genres sinnvoller ist, würde ich eher mit nein beantworten. Es ist in der phantastischen Literatur sicher "üblicher". Dort dienen Prologe oft dazu, den Leser in die fiktive Welt einzuführen. Aber ich denke, das ist eher ein Traditionsding. Wenn man viele solche Romane gelesen hat, die halt häufig mit einem Prolog beginnen, und man fängt dann an, selbst etwas in der Art zu schreiben, dann orientieren sich halt viele Autoren an dem was sie gewohnt sind. Notwendiger als in anderen Genres ist es aber aus meiner Sicht nicht.
Ich meine, je weiter die fiktive Welt von der realen entfernt ist, desto eher ist ein Prolog nötig, um als Erzähler im Haupttext nicht laufend als Erklärbär aufzutreten. Aber auch hier ist bei der Entscheidung Gespür nötig und auch ein bisschen Vertrauen in den Leser.

schönes Thema.
Literatur beginnt mit der Anrufung der Götter.
Literatur beginnt mit Dedikationen.
Literatur beginnt mit

Hereinspaziert in die Menagerie,
Ihr stolzen Herrn, ihr lebenslust'gen Frauen,

Dagegen ist nichts zu sagen. Nur erzwingt das nicht einen Prolog. Einladend kann/sollte auch das erste Kapitel sein.
Hereinspaziert … Der Autor gibt sich als Gastgeber, er vermittelt, oft ironisch, seine Erzählabsicht oder sein Erzählverfahren. Oder einfach seine Sicht auf das Verhältnis Autor und Leser, wie Fielding in seinem Werk Tom Jones. Die Frage ist: Muss ich das wissen? Oder gar, will ich das wissen?
Und warum glaubt Fielding, ich merke diese Dinge nicht nach den ersten Absätzen von selbst?

1. Prologe zeigen den Rahmen, relativieren die Handlung.
2. Sie haben einen Distanzierungseffekt.
3. Was ist wichtig? Rahmen oder Handlung? Der Ort und die Zeit des Erzählers ist es.
4. Prologe ironisieren (Zeitblom).
Ein Plädoyer für Prologe?
Ja, er schafft wenigstens eine Ebene mehr. Kann nicht schaden.
1. Das kann durchaus notwendig sein. Ich finde jetzt kein Beispiel, denke aber an politische oder an der Gesellschaft Kritik übende Romane.
2. Wer distanziert sich? Der Erzähler oder der Autor? Und warum.
3. So ist es.
4. Zeitblom kenne ich nicht. Ironisieren … das sollte der Erzähler mit seiner Stilhaltung tun. Ist diese neutral und der Prolog ironisch, arbeitet der Prolog gegen die Erzählung.
Eine Ebene mehr könne nicht schaden. Das ist sehr positiv gedacht. Sicherlich liegt es auch ein wenig an der Einstellung des Lesers, ob ein Prolog gut ankommt oder nicht. Wenn man schon wie ich beim Wort Prolog aufstöhnt …

 

Hallo Asterix,

beginnt man mit Definitionen, gelangt man bald in einen Strudel, der einen kräftig herumwirbelt. So trenne ich gerne die Handlung vom von der Erzählsituation. Zwar heißt Prolog Vorgeschichte, Vorwort, aber ob nun Prolog darüber steht oder Kapitel I, ist doch egal. Bei der Blechtrommel heißt es nicht Prolog in der Heilanstalt, sondern "Ich bin Insasse...". In diesem Sinne verstehe ich die positive Funktion von "Prologen". Zugegeben, mich nervte so eine Einführung früher immer, denn mir schien die Geschichte das Wichtige. Heute vergnüge ich mich mehr bei einer gebrochenen Gechichte.
Aber, wie oben geschrieben, beginnt man mit Formdefinitionen, strudelt man so dahin.
Dann lieber Apfelstrudel mit Vanillesauce.
Fröhlichst
Wilhelm
Zeitblom: Dr. Faustus

 

Lieber Wilhelm!

Ja, über die Stichworte wie Definition und Strudel bis hin zum schwarzen Loch, dem Faß ohne Boden der Neuzeit, usw. habe ich nach meinem letzten Beitrag hier auch nachgedacht. Ich überlege, ob ich hier überhaupt auf die Kommentare antworten soll. Im Grunde hat der Thread bereits jetzt die Funktion erfüllt, die er erfüllen kann: Nämlich zu zeigen, dass die Entscheidung für oder gegen einen Prolog wohl überlegt sein sollte. Und Anhaltspunkt zu solchen Überlegungen gibt es jetzt schon reichlich.

Lieben Gruß!

 

Ich mag Prologe, die Schriftquellen aus der Welt, bzw. dem Setting, in dem der Roman spielt, zitieren. Das können sein: Zeitungsartikel, Briefwechsel, Tagebuchseiten, Festreden, Tonband-Transkripte etc. Sowas lese ich ganz gerne, allerdings sollte es nicht mehr als eine Seite sein.
Kapitel, die eine Handlung vor der Handlung schildern, halte ich weitestgehendst für überflüssig. Meistens schaden sie der Handlung sogar mehr, als dass sie ihr nützen. Wie viel mysteriöser und geheimnisvoller wären beispielsweise die literarisch bescheidenen Dan Brown-Thriller (ein Autor, der vor ein paar Jahren mal der letzte Schrei unter den Thriller Autoren war), hätte der Autor auf seine Prologe verzichtete, in denen bereits der Ablauf des Mordes geschildert wird, die später aufzuklären sind.

 

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