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Für Waffeln mit Nutella

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28.05.2015
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Für Waffeln mit Nutella

Für Waffeln mit Nutella

Sie zieht ihre grauen Turnschuhe mit dem weißen Swoosh an. Es sind die Nike Air Pegasus 83. Das längste durchgängig verkaufte Model von Nike. Sie hat sie sich gestern gekauft. Guten Gewissens.
Dann verlässt sie die Wohnung. Läuft zur Bahnhaltestelle. Die ist nur wenige Minuten entfernt. In ihren Ohren stecken die alten, weißen Iphonestecker, die ihr Bruder ihr mal vor bestimmt vier oder fünf Jahren geliehen hat. Es läuft Happy Birthday von Modeselektor, doch im linken Ohrstöpsel rauscht es. Wie immer. Sie nimmt ihn aus dem Ohr und schlägt ihn ein paar mal gegen ihre Handyhülle, dann geht es wieder. Eine Sache mehr, die sie demnächst mal ersetzen könnte.

In der Bahn ist es nicht sonderlich voll, trotzdem setzt Elisabeth sich nicht hin. Das Leben ist zu kurz um sich ständig zu setzen. Neben ihr stehen zwei Berliner Hipster die sich über den Untergang von Neuköln unterhalten und sie muss schmunzeln. Der Typ trägt eine kurze schwarze Hose, schwarzes enges T-Shirt, schwarze Schuhe, lange weiße Socken und einen langen, natürlich auch schwarzen Mantel, kleine Brille mit runden Gläsern. Und Schnurrbart – sowieso. Neben dem fast zwei Meter großem Typen mit 70er Jahre Blümchenmuster Hemd und enger schwarzer Jeans, wirkt er wie ein Zwerg. Sie beschließt beide, egal was sie sagen, nicht ernst zu nehmen. Dann steigen die beiden auch schon aus. Sie streicht sich durch die gestern frisch geschnittenen Haare, viel kürzer als sonst. Jetzt ist sie wieder bei der gleichen Frisur angekommen, die sie als kleines Mädchen trug. Aber das macht nichts, denn die neunziger sind ja langsam eh wieder in. Eine Stimme aus irgendeinem versteckten Lautsprecher ertönt und verlautet, dass sie an der Hermannstraße angelangt ist. Dort muss Elisabeth in die S-Bahn umsteigen und noch ein paar Stationen fahren. Beim laufen bewundert sie ihre neuen Sneakers und wenn sie an einer spiegelnden Scheibe vorbeikommt ihre Haare. Ihr fällt auf, dass sie komisch läuft und sie fragt sich, ob das anderen auch auffällt. Der Gedanke wird schnell wieder verworfen, denn wenn es so ist, kann sie ja eh nichts dagegen unternehmen, denkt sie. Neben der U-Bahn Treppe sitz ein Typ und fragt nach Geld. Ein Punk. Er hat verknotete, fettige, rotgefärbte Haare und eine schwarze, mit Chlor gebleichte Cordhose. Sie gibt ihm zwei Euro. Elisabeths Bruder hatte eine lange Punkphase, während der er statt bei seinen Eltern, in einer schönen Charlottenburger Altbauwohnung, lieber auf der Straße gelebt hatte. Sie konnte es vollkommen verstehen und hatte sich manchmal gewünscht, dass sie mit 17 das gleiche getan hätte. Er war klüger. Auch wenn das für ihn bedeutet hatte, sich nur alle zwei Wochen duschen zu können und den ganzen Tag damit zu verbringen, um Geld zu betteln. Anderseits hatte er in der Zeit ziemlich viel getrunken und sich dies leider auch beibehalten.
Die Münze fällt in den Pappbecher und der Typ bedankt sich mit müder Stimme bei ihr. Elisabeth merkt, dass sie Hunger hat und dass ihr BH schon wieder verrutscht ist. Es ist ein sehr schöner, wenn auch schlichter, dafür aber sehr unbequemer BH den sie da trägt. Die Träger rutschen immer wieder von den Schultern was die kompletten Körbchen unter ihre Brüste sinken lässt. Sehr nervig. Aber enger ist sie nicht gewillt die Träger zu stellen, gegen diese Unbequemlichkeit wehrt Elisabeth sich. Stattdessen richtet sie den Büstenhalter immer wieder so gut es geht, auch wenn sie, wie heute, eine langärmliche, bis oben zugeknöpfte Bluse trägt, mit der es schwerfällt die Träger wieder hochzuschieben. Da muss man einmal komplett unter die Bluse greifen und für einen Moment seinen Bauch (und vielleicht auch etwas mehr) entblößen. An sich ist das nicht so schlimm, aber an der Hermannstraße kann das für unerwünschte Blicke Sorgen.
Gegen das Essensproblem wird Elisabeth erstmal nichts unternehmen, dem kann man sich auch später widmen. Stattdessen steigt sie in die nächste Bahn.
Es ist viel zu warm. Draußen das frische Frühlingswetter und in dieser stickigen, stinkigen Bahn ist es viel zu warm. Elisabeth denkt darüber nach, dass alle immer sagen, dass man in Polyester schwitzt und sie versteht es nun. Dabei weiß sie nicht mal, ob ihre Bluse wirklich aus Polyester besteht, denn sie hat sie in einem Second-Hand Laden gekauft, der gerade neu in Friedrichshain geöffnet hat. Das kleine weiße Schildchen, auf dem steht wie man sie zu waschen hat und aus welchem Material sie besteht, wurde bereits vom Vorgänger abgeschnitten. Da sich der Stoff künstlich und in der Hitze sehr unangenehm anfühlt, geht sie davon aus, es sei Polyester. Als die Bahn nach einigen Stopps erneut hält, steigt sie hinter einer alten Dame mit Spazierstock aus. Elisabeth steigt die S-Bahn Treppen nach oben und ist erleichtert, kühle frische Luft einatmen zu können, aber genervt von dem ganzen Trubel. Menschen die die Treppen nach oben hetzten, Menschen die die Treppen nach unten hetzten und ein Typ mit einem altersschwachen Hund, der für jede Stufe eine Ewigkeit in Anspruch nimmt. Etwas Nervosität steigt in ihr hoch. Sie fühlt ein leichtes Magengrummeln, aber nicht genug um ernsthafte Besorgnis zu erregen. Situationen wie die, die in wenigen Minuten auf sie zukommen wird, ist sie mittlerweile schon gewohnt. Sie sieht es nicht als etwas Gleichgültiges an, doch versucht sich trotzdem nicht von aufkommenden Emotionen vereinnahmen zu lassen.
Zwei Straßen überquert und einmal links abgebogen bleibt sie an einer Straßenecke stehen. Atmet einmal tief ein und aus, holt einen kleinen Spiegel aus ihrer Tasche. Ihr Make Up sitzt, sie packt ihn wieder ein und läuft weiter. Vor dem Hotel bleibt sie kurz stehen und beäugt es, bevor sie hineingeht. Hier war sie schon einmal, vor einigen Jahren, als bekannte ihrer Eltern sie besuchten und dort übernachteten. Elisabeth erinnert sich, als sie die Lobby betritt, an den hässlichen, plätschernden Springbrunnen. Nicht ihr Stil. Sie fühlt sich wie in einer fremden Welt, mit ihren Turnschuhen und Levis Jeans. Doch sie weiß, dass auch genau das von dem, der sie erwartet erwünscht ist. Es macht sie jung, unschuldig und vor allem realistisch. Sie sieht aus, wie ein ganz normales Berliner Mädchen, dass ab und an auf Techno Partys geht, das ab und an mal einen Joint raucht, das ab und an mal zu einer Ausstellungseröffnung geht, um sich Skulpturen aus geschmolzenem veganen Käse anzuschauen, das weiß, wann das neuste Album von The XX erscheint und sich, wenn sie Langeweile hat die neusten Videos von Vice zum Thema Hate-Fuck Pornos oder über Türsteher von Clubs in Guatemala anschaut. Sie ist edgy, aber trotzdem nicht anstrengend. Ein bisschen Hipster, ein bisschen Feministen, ein bisschen Blumenmädchen, aber alles nicht zu sehr.
Einige Meter neben dem Brunnen stehen vier Safranfarbene Samtsofas, quadratisch angeordnet und Elisabeth erkennt sofort den Mann, der auf sie zu warten scheint. Er sitzt auf dem rechten Sofa, Blick auf das Handy in seiner Hand gerichtet. Vielleicht Mitte dreißig. Grauer Anzug, weißes Hemd, schwarze Krawatte. Er sieht eigentlich gar nicht soo schlecht aus. Sie ist sich ziemlich sicher, dass er es ist, denn er ist der einzige, der in der Lobby einfach nur so dasitzt. Der einzige, ohne Familie, ohne Frau. Er muss es sein. Sie geht zu ihm rüber, still und unauffällig. Sie bleibt neben ihm stehen und wartet einen Moment. Sein Blick ist immer noch starr auf sein Iphone gerichtet. Dann sagt sie mit leiser, aber sicherer Stimme: „Ich bin Emma.“ Und sie lächelt. Ein sanftes Lächeln. Der Mann schaut zu ihr auf. Etwas erschrocken. Dann lächelt auch er. „Ich bin Sebastian.“ Er steht auf und reicht ihr die Hand. Sie geben sich zwei angedeutete Wangenküsse, einen links, einen rechts, wie man das so macht. Er hat einen angenehmen Händedruck, denkt Elisabeth. Nicht zu fest, nicht zu sanft. Sebastian fragt ob sie nun in sein Zimmer gehen wollen und sie laufen Richtung Fahrstuhl. Er drückt auf den Türknopf und als der Fahrstuhl sich öffnet drückt er auf die Acht. Elisabeth sagt ihm, dass sie seinen Anzug sehr schön findet. Er bedankt sich. Er hat ihn in Barcelona gekauft. Vor wenigen Wochen. Er hasst es Anzüge zu kaufen, aber er hatte einige Stunden Zeit, vor einem Meeting, und beim schlendern durch die Stadt ging er in einen Laden, den er nicht ohne jenen Anzug verließ. Elisabeth sagt nochmals, dass er ihm gut stehe, dann geht die Tür auf und sie folgt ihm zum Zimmer. Vor einer Tür mit silbernen Ziffern '819' holt er seine Schlüsselkarte aus dem Portemonnaie und hält sie vor den Sensor über der Türklinke. Als das grüne Licht aufblinkt öffnet er die Tür.
„Und womit verdienst du dein Geld?“, fragt Elisabeth.
Die Tür schließt sich hinter ihr und sie steht in einem, man könnte es stilvoll nennen, oder auch dekadent, eingerichteten Hotelzimmer.
„Ich arbeite für eine Softwarefirma. Aber ich erkläre lieber nicht, was ich da genau mache. Das würde uns beide nur langweilen.“
Er schmunzelt und Elisabeth geht nicht weiter darauf ein, denn sie weiß, dass er recht hat. Sie setzt sich auf das riesige Bett und streicht sich ein Katzenhaar von der Hose. Sie hatte lange gebraucht um am Morgen alle Haare mit der Fusselrolle zu entfernen, doch beim genauen Hinschauen sind immer noch einige zu sehen. Das ist eben so wenn man eine Katze hat, denkt Elisabeth.
„Möchtest du etwas trinken?“
Sebastian steht vor der Minibar und schaut sie mit freundlichen Augen an. Freundlich, oder höflich.
„Was trinkst du denn?“
„Ich würde einen Whiskey trinken, wenn sie hier guten haben.“
Nein, Whiskey, das möchte sie sicherlich nicht. Am liebsten hätte sie einfach ein Bier, aber es kommt ihr komisch vor nach Bier zu fragen und sie bittet wie fast immer um ein Glas Wein. Weißwein.
Das Bett auf dem sie sitzt ist sehr bequem. Das ist so eins mit einer riesigen Matratze, die unglaublich weich ist, aber wahrscheinlich schon von unten angefangen hat zu schimmeln. Das hat Elisabeth mal im Fernsehen gesehen. In den meisten Hotelbetten schlafen und schwitzen so viele Menschen, dass Schimmelpilze anfangen sich auf der Unterseite anzusiedeln, und die Matratzen sind zu schwer und zu teuer um ständig ausgetauscht zu werden. Egal. Sie muss ja nur auf der Oberseite liegen, wenn überhaupt.
Sie nippen beide an ihren Gläsern und Elisabeth beäugt den Mann, der auf dem Sessel vor ihr sitzt ganz genau. Sie versucht sich darauf zu konzentrieren, was ihr an ihm gefällt. Seine grünen Augen. Seine halbwegs muskulösen Oberarme. Und sie mag seine beruhigende Stimme. Später wird sie sich auf diese Merkmale konzentrieren und versuchen alles andere abzuschalten. Das macht sie immer so.
Als er das Glas fast ausgetrunken hat schenkt sie ihm etwas Whiskey nach und nimmt selbst noch einen großem Schluck aus ihrem Weinglas. Er hat es recht voll gemacht, das ist gut. Sie merkt es schon ein wenig. Elisabeth fängt an ihre Bluse aufzuknöpfen. Knopf für Knopf. Sie schaut ihn dabei an und lächelt. Er lächelt auch. Sie sitzt im BH vor ihm und sie weiß nun, dass es sich gelohnt hat den BH zu tragen, auch wenn er nervig und unbequem ist. Sebastian kommt zu ihr herüber knüpft ihre Hose auf und zieht sie ihr vorsichtig von den Beinen. Er kniet vor ihr, streichelt ihre Beine und sie ist erleichtert, versucht aber trotzdem keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen. Ihrer Erfahrung nach, muss nur, weil sich ein Mann am Anfang noch Mühe gibt, dass nicht heißen, dass er später beim Sex sanft und einfühlsam sein wird. Sie schließt die Augen, während er sie ganz auszieht. Er flüstert ihr ins Ohr, ihm gefallen ihre Brüste. Und ihre Vagina. Was für ein schreckliches Wort, denkt Elisabeth, dann kniet sie sich auf das Bett und zieht den Mann, der vor ihr steht, aus. Sein Körper lässt vermuten, dass er doch etwas älter ist als sie dachte. Vielleicht vierzig. 17 Jahre älter als sie, das könnte hinkommen. Sie ekelt sich vor ihm, seinem haarigen Körper, doch sie versucht nicht daran zu denken. Er fängt an ihre Nippel zu küssen und zu lecken und sie würde am liebsten kotzen. Sie hasst es. Ihre Brüste sind ihr Heiligtum. Und der Körperteil, bei dem es ihr am meisten wehtut, wenn sie irgendsoein dahergekommener, schmieriger Typ berührt. Doch als er zu ihr heraufschaut lächelt sie. Elisabeth weiß, dass sie das tun muss, um ihm ein besseres Gefühl zu geben. Sie weiß, dass Männer Bestätigung suchen, gerade bei Prostituierten. Auch wenn sie sich selbst niemals als eine solche bezeichnen würde. Sie ist nur ein junges Mädchen, dass aus irgendeinem Reiz heraus, den sie selbst nicht mal benennen könnte, angefangen hat mit Männern für Geld zu schlafen.
Sebastian drückt das junge Mädchen sanft auf das Bett und bewundert das Hirschtattoo neben ihrer Brust. Sie hat es sich letzten Winter stechen lassen. Eine befreundete Künstlerin hat es für sie gezeichnet, denn Elisabeth liebt Hirsche. Sie haben etwas verletzliches und trotzdem strahlen sie Eleganz und Stärke aus. Sie machen einfach ihr Ding. Leben in ihrer eigenen Welt.
Sebastian legt seine Hand zwischen Elisabeths Schenkel.

„Grüne Augen, Oberarme, Stimme.“, wiederholt sie in Gedanken. Und dann ist es auch schon vorbei. Erschöpft legt er sich neben sie, Augen geschlossen. Er sieht zufrieden aus. Elisabeth versucht tief durchzuatmen, aber möglichst so, dass er es nicht mitbekommt. Dieser Moment, kurz danach, ist für sie immer der schlimmste. Ihre Genitalien fühlen sich benutzt an. Sie fühlt sich benutzt an. Und das schlimmste ist, dass sie niemanden, außer sich selbst, dafür verantwortlich machen kann. Das gute Gefühl wird sich erst einstellen, wenn sie das Geld in der Hand hält.
Nach einer Weile fragt er: „Das Stöhnen, war das echt? Du hattest keinen Orgasmus oder?“ Elisabeth überrascht diese Frage und sie weiß nicht was sie antworten soll. So eine dumme Frage. Er will es doch gar nicht wissen. So ein Idiot. Sie möchte gerne ehrlich sein, aber nicht so ehrlich, dass es die Bezahlung beeinflussen könnte, schließlich hat er noch nicht bezahlt.
„Ich hatte keinen Orgasmus, aber das Stöhnen war echt.“, dann geht sie ins Bad. Zumindest war es die halbe Wahrheit. Sie wäscht sich und will jetzt am liebsten so schnell wie möglich gehen. Im Bad stehen kleine Fläschchen mit Shampoo, Duschgel, etc. von einer teuren Firma, die sie sich nie kaufen würde. Elisabeth ist gewillt die Flaschen mitzunehmen, aber da sie nackt ist, und nichts hätte, in das sie die Fläschchen verstauen könnte, wenn sie aus dem Bad käme, lässt sie es. Sie kämmt sich ein paar male mit den Fingern durch das Haar, versucht das verschmierte Make-Up wegzuwischen und geht dann zurück ins Zimmer, wo der Typ schon in Boxershorts dasitzt und sich anzieht. Auch sie zieht sich wieder an. Das schwarze Höschen, den unbequemen BH, Jeans und Bluse. Als sie beim letzten Knopf angelangt ist, bedankt er sich bei ihr, drückt ihr ein paar Scheine in die Hand und sagt, er würde sich gerne bei ihr melden, wenn er wieder in Berlin sei. Vielleicht könnte sie dann noch einmal kommen. Sie sagt, sie würde sich sehr darüber freuen, denkt aber, dass sie jetzt nur noch weg möchte. So schnell wie möglich. Weg von diesem Mann, raus aus diesem Zimmer, aus diesem Hotel, am liebsten aus dieser Stadt, aus diesem Körper.
Diesmal nimmt Elisabeth statt dem Fahrstuhl die Treppen. Auch wenn es acht Stockwerke sind. Die Fahrt im Fahrstuhl würde ihr wie eine Ewigkeit vorkommen. Sie weiß, dass sie dafür zu ungeduldig wäre. Und sie braucht Ablenkung, sei es physisch. Beim Treppensteigen wird Elisabeth wieder an ihren Hunger erinnert. Sie verlässt das Hotel – der Concierge, mit seiner bescheuerten Mütze, lächelt sie an und öffnet ihr die Tür. Während sie zur Haltestelle läuft schaut sie auf ihre Schuhe - der weiße Swoosh, sie lächelt. Sie könnte sich noch ein paar kaufen, in einer anderen Farbe, oder ein anderes Model. Ihr fällt wieder das Geld ein und sie holt ihr Portemonnaie heraus. 350 Euro.
Sie weiß es noch nicht, aber sie wird sich kein neues Paar Schuhe kaufen. Weder das, noch teures Make-Up, Kleidung, Schmuck. Keine Reise, keine Restaurantbesuche. Sie wird die Scheine, zu dem restlichen Geld, das sie bisher verdient hat, in das rote Federmäppchen stecken, das sie schon seit der Grundschule besitzt. Es liegt in ihrer Kommode zwischen den BHs und sie rührt es nie an, außer um mehr Geld hineinzustecken. Sie braucht es nicht, denn sie bekommt genügend Unterhalt von ihren Eltern um gut davon Leben zu können. Elisabeth schläft mit Männern für Geld. Aber nicht für Geld. Eigentlich weiß sie selbst nicht, warum sie es tut, was sie da tut. Es fing damit an, dass sie einfach mal etwas ausprobieren wollte. Sehen wollte, ob das klappt und wie es ist. Und sie hätte nicht gedacht, dass es so einfach und irgendwie auch so erträglich ist. Im Prinzip ist Sex ja nur Sex. Das einzige, an das man sich gewöhnen muss, sind die Männer. Und sie hasst sie innerlich. Auch wenn es ihre eigene Wahl ist, hasst sie sie. Elisabeth würde niemals mit dem gleichen Mann zweimal schlafen, nicht wenn es für Geld ist.
Zu Hause wird sie sich duschen. Lange und ausgiebig. Dann wird sie etwas Kochen, vielleicht etwas mit Polenta, oder mit Quinoa, das hatte sie schon lange nicht mehr. Während sie isst, wird sie sich auf kinx.to einen Film anschauen. Vielleicht Django. Denn sie liebt Tarantino Filme, und den hat sie immer noch nicht gesehen. Danach muss sie noch ein bisschen aufräumen – später kommen Freunde zu ihr. Zum Vortrinken. Sie werden Vodka Mate trinken, gedrehte Zigaretten rauchen und sich über Clubs, Drogen, Mode, neueröffnete Cafés oder Galerien und über Berlin unterhalten. Wie schwer es ist in dieser großen, viel zu schnellen, viel zu anonymen Stadt zurechtzukommen. Wie wichtig es ist, nicht zu viel zu verpassen, sich aber auch nicht von diesem 'Ich-will-so-viel-mitnehmen-wie-nur-geht'-Gefühl unter Druck setzten zu lassen. Keiner wird es sagen, aber alle werden denken, dass es gerade hier wichtig ist aufzufallen. Herauszustechen. Anders zu sein. Und Elisabeth wird denken: „Wenn ihr nur wüsstet.“
Am S-Bahnhof sieht Elisabeth einem Waffelstand und beschließt sich eine zu gönnen. Die etwas ründliche Urberlinerin nimmt ihren Wunsch entgegen. „Eine Waffel mit Nutella bitte.“ Dann holt Elisabeth Tabak, Blättchen und Filter aus ihrer Tasche und dreht sich eine Zigarette. Sie schafft es gerade noch einen Zug zu nehmen, dann ist die Waffel schon fertig. Elisabeth bezahlt, und geht mit ihrer Waffel, rauchend, die Treppen zum Gleis hinunter. Sie weiß, dass man das nicht darf und tritt die Kippe, unten angekommen, aus. Sie nimmt einen bisschen von ihrer Waffel, die mittlerweile soweit abgekühlt ist, dass sie eine angenehme Esstemperatur hat. Waffeln mit Nutella, dass hat sie sich schon lange nicht mehr gegönnt.

 
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Hey Fraeulein Fuchs

Der Anfang deiner Geschichte hat mir gefallen – wahrscheinlich lag es auch daran, dass du mit der Beschreibung von Nike-Sneakers begonnen hast, was ich irgendwie originell fand (ja, wahrscheinlich liegt das auch daran, dass ich Nike-Sneaker selbst liebe) :)
Aber nun zu deinem Text. Wie gesagt, am Anfang habe ich deine Geschichte gerne gelesen. Ab etwa einem Drittel wurde es aber irgendwie mühsam. Es hat doch recht viele Fehler, insbesondere was die Kommasetzung betrifft. Ich werde jetzt nicht alle einzeln rauspicken. Aber es liegt nicht nur an den Fehlern, sondern auch an den teilweise sehr abgehackten Sätzen mit nonsense-Inhalt. Klar, das ist sicherlich zum grössten Teil gewollt, aber es ist schwierig, als Leser dranzubleiben.

Elisabeth schläft mit Männern für Geld. Aber nicht für Geld.

Diesen Satz habe ich nicht verstanden. Was denn jetzt? Willst du sagen: Sie schläft mit den Männern für Geld, aber nicht wegen des Geldes?

Und sie hätte nicht gedacht, dass es so einfach und dann doch auch irgendwie so erträglich ist. Im Prinzip ist Sex ja nur Sex. Das einzige, an das man sich gewöhnen muss, sind die Männer. Und sie hasst sie innerlich. Sie würde niemals mit dem gleichen Mann zweimal schlafen, nicht wenn es für Geld ist.

Das leuchtet mir auch nicht so ganz ein. Also, du willst dem Leser eigentlich weismachen, dass Elisabeth es gar nicht so schlimm findet, mit den Männern gegen Geld ins Bett zu gehen. Andererseits hasst sie die Männer innerlich und ekelt sich ja auch während des "Aktes" sehr (so geht es zumindest aus der Beschreibung der Situation hervor). Das passt für mich irgendwie nicht so ganz zusammen.

Alles in allem finde ich die Idee für eine Kurzgeschichte gut, nur in der Umsetzung könnte man sprachlich noch einiges rausholen. Habs trotzdem gerne gelesen, auch wenn besonders der Mittelteil mich fast zum aufgeben gezwungen hätte ;)

 

Hallo Nevermind,

danke für deinen Kommentar!

Ich hab die Geschichte noch mal überarbeitet, hoffe es liest sich, gerade was die Kommas angeht, jetzt etwas besser. Kommasetzung fällt mir leider nicht so leicht...


"Und sie hätte nicht gedacht, dass es so einfach und dann doch auch irgendwie so erträglich ist. Im Prinzip ist Sex ja nur Sex. Das einzige, an das man sich gewöhnen muss, sind die Männer. Und sie hasst sie innerlich. Sie würde niemals mit dem gleichen Mann zweimal schlafen, nicht wenn es für Geld ist."

Auch da hab ich jetzt noch was dazugeschrieben. Was ich sagen wollte: Elisabeth findet es schon schlimm mit den Männern zu schlafen, wenn sie darüber nachdenkt, und ekelt sich auch vor ihnen. Aber trotzdem ist es erträglicher für sie, als sie vielleicht vorher angenommen hätte. Sie kann es abschalten und nach einigen Minuten oder Stunden der Verwirrung und des Ekels weiter ihren Alltag leben - Kochen, Tarantino Filme schauen, Freunde treffen usw.
Ich habe das Gefühl (natürlich kann ich das nicht wissen, aber so erkläre ich es mir), dass es so bei den meisten Prostituierten ist. Innerlich hassen sie die Männer mit denen sie schlafen 'müssen', andererseits ertragen sie es dann doch irgendwie.
Bei Elisabeth kommt dazu, dass diese "Sache" (sich zu Prostituieren) irgendwie zu einer Sucht oder etwas ähnlichem geworden ist. Sie hätte es ja nicht nötig. Trotzdem macht sie es. Warum? Vielleicht, weil sie von ihrem Leben gelangweilt ist? Weil ihre Eltern irgendwas in der Erziehung verbockt haben? Ich weiß es nicht ;)

 
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Liebes Fraeulein Fuchs,

ich habe deine Geschichte gelesen, und jetzt bemühe ich mich der Versuchung zu widerstehen zu lesen, was die Leser vor mir geschrieben haben. Nein, ich werde es nicht lesen, auch wenn es mich interessiert.

Wie hat mir deine Geschichte gefallen?

Das ist nicht mit gut oder schlecht zu beantworten, denn die Geschichte ist weder gut noch schlecht, sie ist schlicht und einfach viel zu lang für eine Kurzgeschichte.
Es könnte der Anfang eines Romans sein. Man müsste noch ein wenig dran feilen, doch dann könnte es losgehen. Ich meine damit, die eigentliche Geschichte könnte jetzt beginnen.

Das Thema ist interessant und so, wie du es schreibst, bekommt deine Elisabeth ein Gesicht, du machst sie lebendig, das gefällt mir gut. Du machst aber viel zu viele Personen lebendig, Personen, die zum Fortgang der Geschichte nichts beitragen.
In einer Kurzgeschichte, und darum geht es hier, solltest du nie mehrere Figuren einsetzen. Neben der Hauptfigur, deiner Protagonistin, Elisabeth, spielt der Freier eine wichtige Nebenrolle. Auf diese beiden Figuren solltest du dich voll konzentrieren. Was kümmern uns die jungen Leute in der Bahn es ist völlig unwichtig wie sie gekleidet sind.
Weiter geht es zum Punk. " Er hat verknotete, fettige, rotgefärbte Haare und eine schwarze, mit Chlor gebleichte Cordhose." Viel zu viel Beschreibung. Will der Leser nicht wissen. Sie gibt ihm ein Almosen und denkt an den Bruder. Das genügt.
Der unbequeme BH könnte mit drei Sätzen erklärt werden. Wichtig ist das Kleidungsstück schon, denn wir brauchen es ja später.
Der Weg zum Hotel ist viel zu langatmig beschrieben. Völlig unnötige Begegnungen mit Menschen und einem Hund, die uns nicht weiter bringen. Meine Frage während des Lesens: wann geht es endlich los?

Und nun beginnt die Handlung, denn darum und nur darum geht es. Ein Mann taucht auf, Neugierde wird geweckt. Und du hast nicht zu viel versprochen, oder hast es nicht, egal, die Geschichte entwickelt sich.
Das Liebesspiel beginnt. Ich gehe davon aus, dass du mit diesen Texten wenig Erfahrung hast, denn so richtig in Fahrt kommen die beiden nicht. Mag daran liegen, dass Elisabeth nur still hält. Aber dass der Typ ihr sagt, er mag ihre Vagina, das kann ich mir nicht vorstellen. Er wird ein anderes Wort sagen.
Vielleicht deine Muschi, Pussi, Möse, kleines Mäuschen....

Sebastian legt seine Hand zwischen Elisabeths Schenkel.

"„Grüne Augen, Oberarme, Stimme.“, wiederholt sie in Gedanken. Und dann ist es auch schon vorbei."

und er liegt erschöpft neben ihr auf dem Bett. Allzu anstrengend kann es für Ihn nicht gewesen sein. und dass er zufrieden ist, glaube ich nicht. Ein Freier wird noch andere Wünsche haben, denke ich. Für Blümchensex wird er nicht ins Hotel fahren, den hat er zuhause.

Der Schluss ist ebenfalls zu langatmig. Viele Überlegungen, die hier nicht am Platz sind. Elisabeth verlässt das Hotel und läuft zur S Bahn.
Beende die Geschichte mit den Waffeln mit Nutella.

Einige Schreibfehler sind mir aufgefallen, Vielleicht hat ein Leser diese bereits bemerkt. Ich werde jetzt die Kommentare lesen, die du bekommen hast.

Aus dieser Geschichte kann man mit Sicherheit eine ganz tolle Kurzgeschichte schreiben. Das Zauberwort heißt Kürzen und Streichen.

Alles Liebe für dich!
Amelie

 

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