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Der Kreislauf des Lebens

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28.06.2015
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Der Kreislauf des Lebens

Es war einmal eine wunderschöne alte Linde. Sie stand auf einer Wiese, hatte eine mächtige Blätterkrone und einen beeindruckenden Stamm. Sie war schon viele, viele Jahre alt und galt als sehr weise.

Eines Tages im Sommer zog ein junges Eichhörnchen bei ihr ein. Die Linde freute sich über den Untermieter und hieß es willkommen.
Das Eichhörnchen war erst diesen Frühling geboren worden und hatte seine Eltern früh verloren. Gerade mal alt genug um sich sein tägliches Futter alleine zu besorgen, wusste es noch nicht viel vom Leben.

Am Ende des Sommers sagte die alte Linde deshalb:
„Es wird jetzt bald Herbst, danach kommt der Winter. Im Winter fällt kalter Schnee vom Himmel, der alles bedeckt. Die Natur schläft ein und du musst nun Vorräte sammeln, denn im Winter findest du nichts zu essen."

Das Eichhörnchen war sehr erstaunt, es konnte sich unter manchen der Begriffe nichts vorstellen, doch es tat, was der Baum ihr sagte, denn natürlich wollte es nicht verhungern. Es sammelte viele Vorräte und vergrub sie in der Erde.

Als im Herbst die alte Linde anfing ihre Blätter abzuwerfen, erschrak das Eichhörnchen sehr:
„Liebe Linde, was ist mit dir? Du verlierst jeden Tag so viele Blätter! Bist du krank?“

Die Linde lächelte und klärte das kleine Eichhörnchen auf:
„Das ist das, was ich im Herbst mache. Auch ich bereite mich auf den Winter vor, nur anders als du. Ich halte eine Art Winterschlaf und ziehe mich tief in mein Inneres zurück. Deshalb fallen alle meine Blätter ab. Das macht mir jedoch nichts aus, ich kann sie beruhigt gehen lassen. Sie nähren den Boden und außerdem wachsen im Frühling alle wieder nach. Sogar noch mehr als im vorigen Jahr. Auch eine neue Schicht Rinde bekomme ich dazu. So ist es immer schon gewesen und wird es immer sein. Alles folgt einem inneren Rhythmus, alles wiederholt sich und doch ist es jedes Mal ein klein wenig anders.“

Als die ersten Schneeflocken von Himmel fielen, hatte die Linde bereits alle Blätter abgeworfen. Das Eichhörnchen war ein bisschen traurig, die Linde so kahl dastehen zu sehen. Es konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Tausende von Blättern wieder nachwachsen konnten.

Bald wurde das Eichhörnchen sehr müde und träge. Es zog sich in seinen Bau zurück und verschlief oft mehrere Tage. Zwischendurch kam es nur heraus um nach seinen vergrabenen Vorräten zu suchen.
Die Linde hatte aufgehört mit ihm sprechen und es fühlte sich ein bisschen einsam. Es konnte nun mit den Begriffen Winter und Schnee etwas anfangen, doch es machte keinen Spaß. Der Winter war kalt und ziemlich unsympathisch.

Eines Tages, das Eichhörnchen hatte wieder einmal ein paar Tage verschlafen, wachte es auf und roch etwas Köstliches. Es rieb sich den Schlaf aus den Augen und lugte aus seinem Bau. Wie herrlich! Die Sonne schien und es war warm! In der Wiese waren nur noch vereinzelte Schneefelder zu sehen und überall blitzten frische saftige Grashalmspitzen aus dem Boden. Und dieser Duft überall! Es war unbeschreiblich.
Dann entdeckte das Eichhörnchen kleine grüne Knospen an den Ästen der Linde. Über und über war sie damit bedeckt und es strahlte:
„Die Linde hatte also recht. Im Winter schläft die Natur um im Frühling wieder mit neuer Kraft zu erblühen. Auch ich fühle mich wie neugeboren. Ich fühle eine Kraft und Energie in mir, wie seit Monaten nicht mehr“

„Guten Morgen!“, ertönte da die Stimme der Linde „Ich freue mich, dass du den Winter gut überstanden hast. Nun hast du also ein ganzes Jahr erlebt und kennst den Kreislauf der Lebens.“

 
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Hallo MoBu, das ist eine schöne Geschichte für Kinder im Vorschulalter, die ich gerne gelesen habe. Ich könnte sie mir in einem Bilderbuch vorstellen.

einen winzigen Fehler habe ich gefunden:" noch mehr als in vorigen Jahr." ...im vorigen Jahr.

Wörtliche Rede setzt man immer alleine in eine neue Zeile.

und:

"was wäre wenn", würde ich ersatzlos streichen. Damit verdirbst du mir die schöne Stimmung, in die ich mich gerade gelesen habe. :(

Vielen Dank für die reizende Gute Nacht Geschichte.

Ich freue mich auf mehr!

Liebe Grüße!
Amelie

 

Hallo MoBu,

auch ich fand die Geschichte ganz süß. Ich muss ehrlich gestehen, ich fand sie jetzt nicht wahnsinnig fesselnd, aber für kleine Kinder ist sie super!

Zu Amelies Korrektur ("... im vorigen Jahr") noch eine Kleinigkeit:

Es zog sich in seinen Bau zurück und verschlief oft mehrer Tage.
- mehrere Tage

Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob deine Geschichte tatsächlich für Kinder gedacht ist. Ich finde nämlich den Teil ab

Nun lade ich dich ein, dich zu fragen:
ein wenig befremdlich. Sei mir nicht böse, ich kann schon verstehen, was dahinter steckt, aber ich kann mit sowas nicht viel anfangen. Vor allem, weil ich auch nicht ganz verstehe, was diese Fragen sollen? Aber gut, vielleicht bin ich da einfach nicht empfänglich oder offen genug.
Ich persönlich fände die Geschichte runder, wenn sie nach "... und kennst den Kreislauf des Lebens." aufhören würde.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo Amelie, hallo RinaWu!

Ich bin euch sehr dankbar für eure Antworten!

Es ist etwas völlig Neues für mich, eine Geschichte von mir öffentlich lesen zu lassen. Ich muss erst ein bisschen experimentieren um herauszufinden, was mir liegt.

Die Kombi aus einer einfachen kindlichen Geschichte auch für Erwachsene hat nicht geklappt, igendwie hab ich mir das schon gedacht.
Ich habe jetzt mal den unteren Teil komplett gestrichen.

Als reine Kindergeschichte finde ich sie selbst ein bisschen langweilig, die Leser müssten dann wirklich noch sehr jung sein.

Amelie, das mit der wörtlichen Rede, habe ich das richtig umgesetzt?

Liebe Grüße
Michaela

 

Hallo Michaela,

eigentlich ist das ja eine schöne Geschichte. Ich habe sie schon gelesen, bevor du die Fragen gestrichen hast.

Wenn deine Zielrichtung darin besteht nicht allein Kinder anzusprechen (und dann ist die Geschichte nur eine Beschreibung des Winterschlafs der Natur und wirklich nur für ganz junge Zuhörer irgendwie interessant), solltest du doch noch mehr ändern.

Wenn du mehr daraus machen möchtest und sie auch für Erwachsene öffnen möchtest, die sich die Frage nach dem Kreislauf des Lebens stellen, dann behandel die zunächst gestrichenen Fragen doch in einem Dialog zwischen Eichhörnchen und Linde oder lass noch ein Kind dazu kommen, das die beiden befragt. Gerade auch, weil du die Linde ja als alt und weise bezeichnest.

viele Grüße aus dem prallen Blätterleben
Isegrims

 
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Hallo Michaela,

das macht ja nichts, dann ist die Zielgruppe dieser Geschichte eben sehr jung ;) Ich finde es so auf jeden Fall besser.

Hier ist ein Anführungszeichen nach unten gerutscht, das nach oben müsste:

„Es wird jetzt bald Herbst, danach kommt der Winter. Im Winter fällt kalter Schnee vom Himmel, der alles bedeckt. Die Natur schläft ein und du musst nun Vorräte sammeln, denn im Winter findest du nichts zu essen.

Und hier müsste noch ein Absatz hin:
Als im Herbst die alte Linde anfing ihre Blätter abzuwerfen, erschrak das Eichhörnchen sehr:
„Liebe Linde, was ist mit dir? Du verlierst jeden Tag so viele Blätter! Bist du krank?“

Ansonsten alles fein :)
Liebe Grüße
RinaWu

 
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Hallo MoBu,
Willkommen bei uns.
Ich wollt dir nur schnell sagen, dass es eine super Entscheidung war, den letzten Teil zu streichen. Das war nämlich leider nur ein riesenhaft erhobener Zeigefinger, der in einer Mischung aus Moral und Gelehrsamkeit vor sich hinwinkte. Gut, dass der weg ist.
Den Jahreszeitenlauf können Kinder viel besser und für sie interessanter aus der eigentlichen Handlung entnehmen und für Erwachsene haben die sehr allgemeinen Weisheiten auch nichts geboten. Durch die Du-Anrede, die angenehm gemeint ist, kann das Ganze außerdem einen etwas penetranten Touch kriegen, das wirkt dann schnell mal, wie wenn ein Pfarrer die Apotheken-Rundschau geheiratet hätte.
Sei nicht bös, dass ich dir das so direkt sage, ich denke nämlich, es ist nicht nur Geschmackssache, dass so ein Moral-Botschaftenteil nicht funktioniert, sondern ein Tipp fürs weitere Schreiben. Solche direkten Leseransprachen muss man echt gut und quasi nebenbei hinkriegen, wenn man sie denn überhaupt macht und direkte Botschaften würde ich (immer) vermeiden. Lass das lieber die Geschichte erzählen. Und jetzt komm ich zum springenden Punkt. Deine Geschichte erzählt nicht genug, darum findest du sie jetzt selbst ein bisschen langweilig. Der Grund liegt in der Konfliktträchtigkeit deiner Handlung, die fehlt ihr nämlich so gut wie völig. Dabei enthält sie schon alles: Die Traurigkeit und Unerfahrenheit einer Eichhörnchenwaise, die Angst des Eichhörnchens vor dem Winter und dem Tod des Baumes, das müsstest du nur ein bisschen ausschmücken.
Guck mal, wie kurz das bei dir ist (jetzt als Beispiel nur):

Die Linde hatte aufgehört mit ihm sprechen und es fühlte sich ein bisschen einsam. Es konnte nun mit den Begriffen Winter und Schnee etwas anfangen, doch es machte keinen Spaß. Der Winter war kalt und ziemlich unsympathisch.

Hab keine Angst davor, auch kleineren Kindern schlimme und spannende Erfahrungen zu erzählen, die kennen das doch auch, die haben auch Hunger oder fürchten sich, wenn die Mama vielleicht zu lange weg ist. Die gewinnen dann aber auch Kraft aus Geschichten, wo ein Lebewesen, das sie nett finden, dann aus den bösen Erfahrungen rauskommt wie ein kleiner Phönix aus der Asche. Das macht die Sache doch überhaupt erst spannend.

Aber erst noch mal wirklich Hut ab vor deiner Entscheidung, mit diesem letzten Teil zu brechen. Dein Gefühl hatte dich nicht getrogen. Aber zu so einer schnellen und entschlossenen Streichung gehören auch Mut und Kritikfähigkeit. Und das gefällt mir daran

Viele liebe Grüße und noch viel Spaß bei uns.

 

Vielen Dank euch allen!

Ich habe die letzten Änderungen noch vorngenommen.

Deine Ideen Isegrims sind gut, ich werde mir auf jeden Fall darüber Gedanken machen und noch daran feilen, aber ich denke ich lasse diese Geschichte jetzt mal so stehen für die Kleinen. :-D

Der Gedanke eine Kombination zu gestalten ist ja immer noch in meinem Kopf, vielleicht kann ich es beim nächsten Mal besser umsetzen.

Liebe Grüße
und schönen Wochenbeginn euch allen
Michaela

 

Hallo Novak,

danke auch dir für deine Antwort.

Da ich ursprünlich eine andere Zielgruppe im Kopf hatte, habe ich natürlich nicht das kleine Kind vor mir gesehen, dem ich die Geschichte erzählen möchte, vielleicht wäre sie sonst etwas spannender und ausführlicher geworden.

Ich habe jetzt schon so viele Tipps von euch, worauf ich bei der nächsten Geschichte achten kann, und bin erst einen Tag hier! Ich hoffe ich kann euch trotz meiner Unerfahrenheit auch etwas zurück geben, ich werds zumindest versuchen ;-)

Liebe Grüße
Michaela

 

Hallo Michaela, ich freue mich für dich, dass deine Geschichte so gut angenommen wird. Inzwischen hast du ordentlich an deinem Text gearbeitet. Die wörtliche Rede steht jetzt in einer neuen Zeile. Allerdings solltest du ohne Absatz den Text in der nächsten Zeile fortsetzen.

Am Ende des Sommers sagte die alte Linde deshalb: (bitte streichen, das "deshalb" ist überflüssig.)
„Es wird jetzt bald Herbst, danach kommt der Winter. Im Winter fällt kalter Schnee vom Himmel, der alles bedeckt. Die Natur schläft ein und du musst nun Vorräte sammeln, denn im Winter findest du nichts zu essen."
Das Eichhörnchen war sehr erstaunt, es konnte sich unter manchen der Begriffe nichts vorstellen, doch es tat, was der Baum ihr sagte, denn natürlich wollte es nicht verhungern. Es sammelte viele Vorräte und vergrub sie in der Erde.

Als im Herbst die alte Linde anfing ihre Blätter abzuwerfen, erschrak das Eichhörnchen sehr:
„Liebe Linde, was ist mit dir? Du verlierst jeden Tag so viele Blätter! Bist du krank?“
Die Linde lächelte und klärte das kleine Eichhörnchen auf:
„Das ist das, was ich im Herbst mache. Auch ich bereite mich auf den Winter vor, nur anders als du. Ich halte eine Art Winterschlaf und ziehe mich tief in mein Inneres zurück. Deshalb fallen alle meine Blätter ab. ....

Das ursprüngliche Ende deiner Geschichte, "was wäre wenn", ist jetzt weg. Allem Anschein nach ist es in diesem Forum üblich, die angemerkten Fehler direkt zu korrigieren. Ich bin noch nicht lange hier, einiges ist mir noch fremd. Besser fände ich es, die nachfolgenden Leser könnten die Kritik nachvollziehen und sich selbst ein Urteil bilden.

Viel Glück und Freude beim Texten!
Amelie

 

Hallo Amelie,

ich bin selber erst seit gestern hier, doch bevor ich mich registriert hab, hab ich mir genau durchgelesen, wie das hier so abläuft ;-)
Wenn ich mich richtig erinnere, stand dort, dass man die Texte gleich korrigieren sollte, wenn man einverstanden ist, dann können die "Kritiker" sehen, wie die Vorschläge umgesetzt wurden, und die Änderungen nochmal bewerten.

Ich dachte mir ja später selbst, dass ich meine ursprüngliche Idee nicht gut umgesetzt hatte.
Trotz xmaligem Durchlesen vor dem Posting, kamen mir diese Gedanken jedoch erst nachdem ich den PC bereits ausgeschaltet hatte.
Und manchmal finden andere Menschen die Dinge besser als man selbst, deshalb wollte ich einfach mal eure Meinung dazu hören.

So habe ich etwas Wertvolles gelernt, und zwar dass ich meiner eigenen Wahrnehmung trauen kann.
Da ich der gleichen Meinung war wie die Meisten von euch, habe ich den Text gleich geändert.

Ich freue mich sehr, dass meine Geschichte ansonsten relativ gut angekommen ist!

Liebe Grüße
Michaela

 

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