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05.07.2015
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Ein langer Pfiff durchdringt den Lärm von hunderten Menschen. Abseits? Faul? Oder doch der erlösende Abpfiff? Weiß rote Silhouetten ziehen an meinem Auge vorbei, während der ICE jaulend Fahrt aufnimmt. In den getönten Scheiben spiegelt sich meine Fanausrüstung, in der ich nach der herben Niederlage lächerlich aussehe. Neben mir steht ein junger Mann, vielleicht Mitte 20 und blickt hastig und suchend in den immer schneller werdenden Zug. Erleichtert und gequält zugleich scheint er gefunden zu haben wonach er gesucht hat und starrt gebannt in die Fenster. Eine blonde Frau, ungefähr im gleichen Alter wie der Mann neben mir, rennt den Gang im Zug entlang, sodass sie stets auf Augenhöhe bleiben. Immer schneller muss sie rennen, Gepäckstücken und Fahrgästen ausweichend, bis der Blickkontakt und damit der hinausgezögerte Abschied abrupt durch das Bordbistro gestoppt werden und die Frau hinter Metall verschwindet. Ein Windzug peitscht mir ins Gesicht als „Reutlingen“ den Bahnhof verlässt und mich mit traurigen, roten Augen anstarrt, bis er um eine Biegung vollends verschwunden ist. Der Mann steht immer noch neben mir, Tränen laufen ihn die Wangen runter und der Wind aus Bier- und Kaffeeduft können sie nicht trocknen.
Die computergesteuerte Ansage des Bahnhofes kündigt meinen einfahrenden Zug an. Der Mann seufzt, dreht sich um und verlässt den Bahnsteig, als sich immer mehr Fans meines Vereins an die Nähe der Bahnsteinkante tummeln, um einen Sitzplatz zu ergattern. Ich halte mich dezent zurück. Quietschend kommt der Regionalexpress zum Stehen. Passagiere versuchen durch die Massen den Zug zu verlassen. Dann plötzlich schreie. Menschen rennen umher und fallen sich in den Arm, wieder Tränen, Koffer fallen um, dann lachen. Ich steige in den überfüllten Zug, ein Lächeln auf dem Gesicht. Freud und Leid liegen doch so dicht beieinander, sei es im Stadion oder am Bahnhof. Und steht man mal auf der Leidensseite, so gibt es immer ein Widersehen. Oder ein Rückspiel. Ein langer Pfiff durchdringt den Lärm. Ob Anstoß oder Abfahrt, wer weiß das schon.

 
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Hallo Raphus,

Willkommen bei den Wortkriegern.

Hm, deine Geschichte vergleicht die Emotionen eines Fußballspiels mit dem Geschehen am Bahnhof. Das ist, meiner Meinung nach, nichts Besonderes und die Geschehnisse reißen mich nicht vom Hocker. Ein Unbekannter verabschiedet sich mehr oder weniger unfreiwillig von einer Unbekannten und dein Protagonist guckt zu. Der Leser aber auch. Dein Protagonist steigt in einen Zug und denkt über das Verhältnis von Fußballspiel zu Bahnhof nach. Das ist alles. Warum lässt du ihn nicht mehr hinterfragen? Zum Beispiel warum man beim Fußball so leidet und mitfiebert wie beim Abschiednehmen von einer geliebten Person. Oder was in der Richtung. So liest man das, zuckt mit der Schulter, und liest was anderes, ohne darüber nachzudenken.

Des Weiteren sind ein paar Adjektive zu viel in deinen Text geraten. Gut, er ist kurz, da fällt das nicht so auf und ist nicht schlimm, aber wenn du etwas Längeres schreiben willst, solltest du darauf achten, denn zu viele Adjektive machen den Text zu beschreibend, zu zäh, spannungsarm.

Ein langer Pfiff durchdringt den Lärm von hunderten Menschen. Abseits? Faul? Oder doch der erlösende Abpfiff? Weiß rote Silhouetten ziehen an meinem Auge vorbei, während der ICE jaulend Fahrt aufnimmt. In den getönten Scheiben spiegelt sich meine Fanausrüstung, in der ich nach der herben Niederlage lächerlich aussehe. Neben mir steht ein junger Mann, vielleicht Mitte 20 und blickt hastig und suchend in den immer schneller werdenden Zug. Erleichtert und gequält zugleich scheint er gefunden zu haben wonach er gesucht hat und starrt gebannt in die Fenster.

Ich hab hier mal alle Adjektive markiert. Siehst du, was ich meine? Viele davon sind unnötig. Eine Niederlage ist immer herb, das junge brauchst du nicht, wenn du schreibst, dass er Mitte zwanzig ist, hastig und suchend haben hier ähnliche Bedeutung, und so weiter...


Foul, oder wolltest du die Laufleistung der Spieler kritisieren? ;)

Weiß rote Silhouetten ziehen an meinem Auge vorbei, während der ICE jaulend Fahrt aufnimmt.

Weiß-rote

Neben mir steht ein junger Mann, vielleicht Mitte 20 Komma und blickt hastig und suchend in den immer schneller werdenden Zug.

zwanzig
An dieser Stelle war ich kurz verwirrt, da ich dachte, dass dein Protagonist im Zug sitzt. Später wird zwar klar, dass er auf nem Bahnhof ist, aber vielleicht könntest du das vorher deutlich machen?

Ein Windzug peitscht mir ins Gesicht als „Reutlingen“ den Bahnhof verlässt und mich mit traurigen, roten Augen anstarrt, bis er um eine Biegung vollends verschwunden ist.

Vielleicht liegt es an der Hitze, aber den Satz verstehe ich nicht. Wer ist Reutlingen, wer starrt da?

Der Mann steht immer noch neben mir, Tränen laufen ihn die Wangen runter und der Wind aus Bier- und Kaffeeduft können sie nicht trocknen.

ihm; kann
Gleichzeitig Bier- und Kaffeeduft kann ich mir nicht vorstellen, da beides so starke Gerüche sind. Ich würde mich für eines entscheiden.

Dann plötzlich schreie.

Schreie

Menschen rennen umher und fallen sich in den Arm, wieder Tränen, Koffer fallen um, dann lachen.

Lachen

Und steht man mal auf der Leidensseite, so gibt es immer ein Widersehen.

Wiedersehen

Ja, genau, auf Wiedersehen und beste Grüße
gibberish

 

Hallo gibberish,
danke für deine Kritik, genau dafür bin ich hier :)

Ich dachte immer dass viele Adjektive die Geschichte "lebendiger" macht, war wohl zu viel des Guten.

Meine Rechtschreibfehler bitte ich zu entschuldigen, ich sollte da wohl etwas besser darauf achten.

Bezüglich "Reutlingen": ICEs sind nach Städten benannt, deswegen Reutlingen und die roten Augen sind die Rücklichter, ist wohl nicht klar genug rüber gekommen.

Aber vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und einen schönen Start in die neue Woche.

 

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