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Die Linie Manuel

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06.07.2015
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Die Linie Manuel

Die Linie Manuel

1.
Sie wusste nicht, ab welcher Phase in der Psychiatrie sie nur noch von der geerbten Zähigkeit ihres Vaters existierte, ein Tier, das isst und weint und schläft und sich mit rauer Zunge die Wunden schleckt. Die Fingernägel wurden brüchig, das Haar war ein Wulst aus fettigen Strähnen, irgendwo in ihrer Erscheinung leuchteten und blitzten die Augen wie Irrlichter.
Ihr Vater war Lastwagenfahrer gewesen, bevor er in Pension trat. Bei irgendeinem Experiment mit Drogen hatte er ihr sehr anschaulich geschildert, dass vorne und hinten gleichzeitig hervorbrach, was er konsumiert hatte. So fühlte sie sich auch. In die Dusche des Krankenhauses zu scheißen und dreimal am Tag um einen frischen Pyjama zu betteln, den man bekam oder nicht, war nicht so grauenhaft wie die Zudringlichkeit der Mitpatienten. Sie würde mit irgend jemandem schlafen, und wenn sie mit jemanden schlief, so war es doch dieser Junge, dieser um fünfzehn Jahre jüngere Kerl, dessen Augen so knopfschwarz waren wie die eines Plüschtieres, an das sie sich flüchtig aus der Kindheit erinnerte. Er küsste sie im Raucherraum und sagte lispelnd: „Das ist schön, oder?“
Ja, es war schön. Und später lag sie irgendwie unter ihm und er über ihr und die Kameras im Patientenzimmer filmten alles mit, aber es war keine Überraschung für sie, dass das Personal sich am Sex der Patienten aufgeilte. Für sie war es ganz normaler Sex, sie war so unschuldig wie beim ersten Mal. Aber der Junge war unzufrieden und er war wohl nicht potent. Das war der Grund den sie im nach hinein begriff, als er sich die Arme bis über die Ellbogen mit einer Rasierklinge aufschnitt.
In irgendeinem dummen weißen Nachthemd flatterte sie durch die Gänge und suchte nach ihm, wollte ihn trösten, wollte sich entschuldigen, obwohl es nicht ihre Schuld gewesen war.
Sie war ein Schmetterling, der auf einer Blume landen wollte.
Die Blume hieß Manuel.


Im Innenhof flirrten Fledermäuse umher, ihre schrillen Stimmen schienen zu ihr zu sprechen. Vielleicht war es typisch, eine Erzählung zu beginnen, in der der Name irgendeines Mannes vor ihrem eigenen Namen fiel. Aber mein Gott, sie hatte ihn geliebt und seine brüchigen, dünnen Arme gehalten, so fest gehalten. Er war gestorben, nur wenige Wochen später auf der selben Psychiatrie, in der sie nah an der Grenze ihres eigenen Abgrundes entlang geschrammt war. Auf Station 57 wurde man ermordet, wenn man nicht irgendeinen Strang in der Seele fand, der wie ein Stahlseil das tonnenschwere Gewicht der Boshaft des Personals, der Menschenverachtung der Ärzte und der Betäubung der Psychopharmaka ertragen konnte. Manche fanden diesen Strang. Sie hatte ihn gefunden. Und ihr armer, depressiver Vater, der seine Männlichkeit im Gegenpol zu dem intellektuellen Feminismus ihrer Mutter als minderwertig empfand, hatte ihr Leben gerettet. Es waren nicht die mit Härte gemischten Eisbrocken purer Vernunft, die wie Lichtstücke in ihre Seele gesenkt wurden, als sie noch zu klein war um sich zu wehren. Es war nicht die weibliche Seite ihrer Herkunft gewesen, die sie gerettet hatte. Es war der Vater, der unrasierte, stinkende Mann mit dem weißen Pferdezopf und der Affinität zu vielen, vielen Joints.

Gertrud hatte sich nach den vier Monaten in der Psychiatrie wieder erholt, etwas zugenommen, die Fingernägel waren fest und das Haar jeden Tag gewaschen. Sie besaß nur eine einzige Hose und einen einzigen BH, aber die trug sie enthusiastisch in der Arbeit und fand selbst in der momentanen Hitzewelle die Kraft, hinzugehen. Sie beschloss über Manuel zu schreiben, aber das Wesentliche, das geschehen war, wollte ihr nicht in die Tastatur fließen.
Aber eines Tages würde sie alles schreiben, sie würde schreiben, was sie empfunden hatte, an dem Morgen, als er starb.


2.
Die Tristesse an einem Morgen, wenn man mühsam versucht, sich von den Tabletten zu entwöhnen, mit denen man vollgestopft wurde. Zuckende Füße, überfließender Speichel, Kopfschmerzen. Trotzdem kämpfte sie sich durch eine schrittweise Entwöhnung. Sie wollte wieder frei von der Psychopharmaka werden. Und dann, während man mit hängendem Kopf dasitzt und selbst auf das Rauchen vergisst, der Gedanke an Manuel. Zorn. Trauer. Resignation.

3.
In Wirklichkeit war Manuel ein Gauner, der es darauf abgesehen hatte, sie auszunutzen. Er wollte ihre Wohnung teilen, weil er selbst nur in einem Obdachlosenheim lebte. Er wollte ihr Geld, weil er selbst kaum etwas besaß. Und er nahm Drogen, was ihm wohl auch das Leben gekostet hatte.
Aber an jenem unsäglichen Abend, als sie sich geliebt hatten, war seine verletzliche Seite hervor gebrochen. Und als er starb, er war erst zwanzig Jahre, siegte auf irgendeine Weise die schöne Seele, die sie in ihm gesehen hatte.
Ich warte auf dich im Garten Eden, hatte er ihr zwei Tage vor seinem Tod per SMS geschrieben. Gertrud antwortete zornig: Ne, du, ich komme nicht. Aber zwei Jahre später, war sie sich nicht mehr so sicher.

Sie redete spätnachts mit Gott, wenn fahles Licht durch die Fenster fiel und der Verkehr der dreispurigen Straße vor dem Haus rauschte und dröhnte. Im Grunde waren es Liebesbotschaften und die Antwort ein hartes und sanftes Nein, Gott würde sie nicht in die Arme nehmen, sie hatte hier auf Erde noch etwas zu tun.
Und dann kam der Morgen, der ganze Körper schmerzte, der Kopf war wie betäubt und der Bauch fühlte sich an wie ein Behälter mit Glasscherben. Manuel war gegangen, warum durfte sie ihm nicht folgen?

Sie war keine Mutter mehr, die Buben, die sie vor acht Jahren verloren hatte, weil sie krank geworden war, waren inzwischen junge Männer. Und sie wurden von einem strengen Vater erzogen. Für Gertrud und ihre Gefühlspalette war in dem Gefüge aus unterdrückter Sexualität und weniger unterdrückten Aggressionen kein Platz. Sie hatte ihr Bestes gegeben, über Jahre hinweg die Kinder besucht, gekocht, geputzt. Aber wie in der Tragödie der verlorenen Mutter, erntete sie vor allem Gleichgültigkeit. Irgendwann begann sie mit Gleichgültigkeit zu reagieren. Die beiden Jungs hatten eine glänzende Zukunft vor sich, waren gut in der Schule und hatten Gertrud ausgesaugt, bis auf den letzten Blutstropfen. Gertrud war zäh, sie gewann neues Blut. Aber die Mutterrolle war verloren. Dafür übten sich ihre Eltern darin, hervorragende Großeltern für die Buben zu sein.
Vielleicht war es Zeit daran zu denken, noch ein drittes Kind zu bekommen.
Aber an dem Sonntag Morgen fühlte sie sich alt und nicht imstande sich irgendeiner Herausforderung zu stellen. Sie wollte kein Kind, sie wollte keinen Mann, sie wollte nicht mal Freunde.

Manuel war zum Zeitpunkt seines Todes psychotisch gewesen, genauso wie Gertrud. Die Botschaften, die sie sich schickten, waren spirituelle Schlüsselerkenntnisse. Gott liebt dich. Deine Aufgabe ist hier im Krankenhaus.
Er war ins Licht gegangen, sie spürte es genau an dem Morgen, als er starb. Ein weißes Rauschen, ein silberner Höhenflug, Gefühle wie der Ton einer bronzenen Glocke. Sie schrieb: Hast du auch so komische Gefühle? Das SMS landete auf seinem Telefon ungefähr genau zu dem Zeitpunkt, an dem er starb. Es überraschte sie wenig, da jede Liebesbeziehung immer einen energetischen Austausch, eine Verschmelzung beinhaltet, die im psychotischen Zustandsbild besonders hervor tritt.
Aber sie vermisste ihn, auch wenn er ihr nur Unglück gebracht hätte. Sie vermisste einen Seelenfreund, letztendlich die Befreiung vom Joch der irdischen Aufgaben.


Gertrud ging unter die Dusche, zog sich saubere, duftende Kleidung an und besuchte die Abendmesse der Kirche. Die Geschichte mit Jesus hatte ihren persönlichen Beigeschmack, der Versuch, unsichtbare Grenzen zu durchbrechen, und sich doch an die Gesetzmäßigkeiten zu halten. Was eigentlich wie die irre Story einer seelenfressenden Sekte klang, war für sie eine Linie aus Licht, der Archetyp der selbstlosen Liebe. Aber sie war auch Psychotikerin, und jeder Psychotiker weiß, dass in dem Gewebe der Schöpfung Linien sind, die wie Gottes Botschaften Fangstricke und Stolpersteine bilden. Die Playlist eines Radiosenders war ein genaueres Evangelium als das Geplapper des Priesters. Frage einen Wahnsinnigen. Er weiß, was du meinst

Abends kroch das Schiff aus Bratislava zurück in den Hafen und ließ die Sirene dröhnen. Sie konnte die Schiffstation von ihrem Fenster aus sehen. Schon Jahre zuvor, in dem Schicksalsjahr 2013 hatte sie die Sirene aus einem Zustand vollkommener Agonie gerissen. Die Schmerzen, während sie nächte- und tagelang in der Wohnung auf und ab lief, das vollkommen psychotische Gehirn und die Wellen aus Nadelstichen, die es durch ihren ganzen Körper schickte, waren ihr unvergesslich.

In einer früheren Wohnung war ihr ein englisches Buch über das Leben einer jungen Frau zu viktorianischen Zeiten in die Hände gefallen. Sie liebte die Geschichte. Im Leben der Frau war alles sauber und geordnet und very britisch. Es gab keinen Schmutz. Und Schmutz war schon in ihren Kindheitsjahren überall gewesen. Aber Schmutz, der an die Oberfläche gespült wird, steckt nicht im Unterbewusstsein fest. Sie hatte sie kennen gelernt, jene Biedermänner, die in ihrer Gegenwart plötzlich finstere Geheimnisse auspackten und Abgründe in ihren Seelen zur Schau stellten. Da war es ihr lieber, dass ihr Vater in Frauenkleidern gebadet und mit ihr währenddessen Schach gespielt hatte, als sie ein Volksschulkind gewesen war. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte sie ihn sogar einmal besiegt. Die Drogen, das Haschisch, die völlig verwahrloste Wohnung, das völlig verwahrloste Kind. Tom Waits Melodien krochen durch die Jahre der Kindheit, nackte Erwachsene die sich küssten als sie aus der Schule nach Hause kam.

Aber Konventionen sind einfach Konventionen. Und ein linksliberaler Alternativer, der sich über eine andere Bevölkerungsgruppe erhebt, ist ebenso voller Vorurteile wie ein Rassist. Faschismus lebt in Reinform an der Psychiatrie weiter und die Welt besteht nicht aus chemischen Prozessen, sondern Energie und Farbe. Alles Farben, alles Farben. Fragen Sie einen Wahnsinnigen.

Gertrud rauchte gierig, rauchte eine nach der anderen, rauchte Feuer und ruinierte ihre Lunge. Sie begriff, dass ein Lebenszyklus zu Ende ging. Sie hatte zwei Linien begründet, als sie ihre Söhne bekam. Nun, wo sie im achtundreissigsten Lebensjahr war, wurden die Kinder erwachsen. Deren Zukunft, soweit sie es beurteilen konnte, sah gut aus. Sie hatte auch alle Kraft und große Veränderungen investiert, um irgendwie eine Mutter zu bleiben, eine Mutter, die Freundin sein soll, eine Mutter, die krank ist, und doch etwas Positives verkörpern soll. Dank gab es nicht, nur den Erfolg gedeihender Söhne
Nicht zuletzt lag das Gedeihen der Kinder daran, dass es ihr gelungen war, Versöhnung und Ausgleich mit dem Exmann und Vater der Kinder herzustellen. Die Gegensätze zwischen dem pflichtbewussten Deutschen und des an Genialität grenzenden Aussteigertums ihrer Eltern produzierten viel kreatives Lebenspotential. Die Brücke zwischen beidem war Gertrud, sie war es, die den Frieden und die Verbindung darstellte. Aber nun löste sich ihre Rolle auf und sie fragte sich, während sie an Manuel dachte, warum sie nicht ebenfalls dem Bronzeton der überirdischen Glocken folgen durfte.

In der Psychiatrie hatte sie gelernt zu meditieren. Ich bin. Ich bin jetzt. Und die alte Frau im Nebenbett, die hinter mein Bett gepisst hat, masturbiert die ganze Nacht, ohne dass ich hinhöre. Ich bin. Ich bin jetzt.
Ich bin jetzt, es ist vorbei.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo dertext,

Willkommen bei den Wortkriegern.

Ich habe deinen Einstand hier nicht zu Ende gelesen. Warum?

Zu Beginn liest es sich einfach zu holprig, die Formulierungen sind zu konstruiert.

Sie wusste nicht, ab welcher Phase in der Psychiatrie sie nur noch von der geerbten Zähigkeit ihres Vaters existierte, ein Tier, das isst und weint und schläft und sich mit rauer Zunge die Wunden schleckt. Die Fingernägel wurden brüchig, das Haar war ein Wulst aus fettigen Strähnen, irgendwo in ihrer Erscheinung leuchteten und blitzten die Augen wie Irrlichter.

Gleich die ersten Sätze sind viel zu umständlich formuliert, so als wolltest du uns gleich mal zeigen, was für komplexe Sätze du schreiben kannst, und am Ende bleibt beim Leser nichts hängen.
Warum schreibst du nicht einfach, dass sie nur noch dahinvegetiert und total heruntergekommen ist? Später werden die Sätze zum Glück angenehmer, aber so einen Text zu beginnen, das ist schwierig. Wenn man den ersten Satz zwei Mal lesen muss, steigen viele Leser schnell aus.

Ihr Vater war Lastwagenfahrer gewesen, bevor er in Pension trat. Bei irgendeinem Experiment mit Drogen hatte er ihr sehr anschaulich geschildert, dass vorne und hinten gleichzeitig hervorbrach, was er konsumiert hatte.

Irgendein Experiment, was soll ich mir - als Leser - darunter vorstellen können? Sag uns doch, was er gemacht hat.
Hat er es ihr wirklich geschildert, oder hat sie das beobachtet, mit allen, ähhmm, Details?

Und ja, dann wird in Duschen geschissen, um saubere Kleidung gebettelt, mit jüngeren "Mitinsassen" gevögelt und die Pfleger drehen Pornos davon. Ja, okay...

Und dann wird der Text sentimental. Das ist gleich erstmal ein ziemlicher Bruch und meine Erwartungen, hier einen brutalen Psychiatrie-Thriller o.ä zu lesen, werden enttäuscht.

Aber mein Gott, sie hatte ihn geliebt und seine brüchigen, dünnen Arme gehalten, so fest gehalten. Er war gestorben, nur wenige Wochen später auf der selben Psychiatrie, in der sie nah an der Grenze ihres eigenen Abgrundes entlang geschrammt war. Auf Station 57 wurde man ermordet, wenn man nicht irgendeinen Strang in der Seele fand, der wie ein Stahlseil das tonnenschwere Gewicht der Boshaft des Personals, der Menschenverachtung der Ärzte und der Betäubung der Psychopharmaka ertragen konnte. Manche fanden diesen Strang. Sie hatte ihn gefunden. Und ihr armer, depressiver Vater, der seine Männlichkeit im Gegenpol zu dem intellektuellen Feminismus ihrer Mutter als minderwertig empfand, hatte ihr Leben gerettet.

Hier beschreibst du zu viel, lässt den Leser nicht nachvollziehen, was deine Prota antreibt. Du stellst den Leser vor vollendete Tatsachen, ohne dass er daran teilhaben kann.
Warum liebt sie ihren drogensüchtigen Vater? Oder denkt sie nur, sie liebte ihn?
Was meinst du mit ermordet und Strängen?
Warum ist das Personal boshaft?
Show, don't tell ist hier das Stichwort. Lass den Leser mehr an diesen Hintergründen teilhaben, dann kann er sich auch mit der Prota identifizieren und der Text gewinnt automatisch an Spannung.
Zudem wirken Depression und Feminismus ohne Hintergründe einfach nur lieblos in den Text eingeflochten, um irgendwelche Emotionen zu provozieren.

Und plötzlich hat sich die Prota erholt, ohne dass ersichtlich wäre, warum auf einmal, ihr Gesundheitszustand verbessert sich, sie fasst neuen Lebensmut und ihr Stecher stirbt, gerade als sie ihm was schreiben wollte. Das geht viel zu schnell und ich sitze hier und denke mir, okaaay, das ist dann wohl so.
Das wirkt zu gehetzt, zu undurchsichtig, sodass es mich als Leser einfach nur kaltlässt.

Das waren jetzt ziemlich harte Worte, ich weiß, aber ich will dir nur mitteilen, was mir am Text nicht gefallen hat und das ist keinesfalls persönlich gemeint. Schließlich sind wir ja deshalb hier. Kritiken und Anregungen, um stetig besser zu werden. ;)

In diesem Sinne beste Grüße
gibberish

 

Ich habe über die Psychiatrie geschrieben, danach habe ich mich angesoffen und war drei Tage krank. Die Woche drauf bekam ich Zahnschmerzen. Bis jetzt hatte ich nur mit Erich, dem schwulen Illustrator, über die Erfahrungen im Krankenhaus gesprochen, und das auch nur, weil er überhaupt nicht kapierte, wie schwierig es für mich war. Er kapierte überhaupt nichts, aber er erzählte süße Liebesgeschichten über seine Männer. Der Kerl lebt im Inneren einer rosaroten Plüschwelt.
Aber wie gesagt, als stockend so ein paar Details aus mir heraus brachen, hörte er zu und meinte dann das wäre ein ungeheurer Skandal. Das war zwar nur eine Phrase, aber ich fand er hatte Recht. Es war ein Skandal.
Danach las ich Charles Bukowski um mich zu trösten. Ein Schriftsteller muss über schwierige Themen schreiben. Auch wenn er sich danach das Gehirn aus dem Schädel kotzt, er muss zum Boden der Tatsachen vorstoßen.

Der Computer – ein Geschenk von meiner Mutter. Das Ding ist wunderbar, macht keine Geräusche und funktioniert. Ich hatte komische Oger in einem Spiel verkloppt, das sie mir darauf geladen hatte. Nachdem ich Oger gekillt hatte, bis sie sich zusammen rotteten und MICH killten, putzte ich in der ohnehin schon sauberen Wohnung herum, dann tanzte ich zu irgendeinem guten Lied, dann hockte ich da und es wurde dunkel. Und ich fühlte mich einfach prachtvoll.
Im Sonnenlicht, das durch das Fenster fällt, hatte ich vor mich hin gebrabbelt. Und mit jedem völlig unverständlichen Wort wurde ich glücklicher und ruhiger.
Und nun in der Abenddämmerung in der heißen, stinkenden Stadt begriff ich, dass allein sein bedeutet, dass sich die eigene Wohnung plötzlich in ein großes, leuchtendes, buntes Ei verwandelt. Es ist ein heiliges Ei. All deine Dinge, deine Erinnerungen und deine Gefühle versammeln sich hier und wirbeln herum, und du wirbelst herum und bei Gott oder den Göttern oder sonst etwas, du willst es nie mehr anders.

Dann kommt die Arbeit, dann kommen neue Leute, neue Erfahrungen, neue Lebensphasen. Aber eines sage ich euch, wenn das Leben nicht immer wieder weitergehen würde, dahin spült, dem Ende entgegen, dann würde es ewig so bleiben. Ein tanzendes Mädchen in einem Ei.

 

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