Was ist neu

Übermal es einfach, mein Schatz

Mitglied
Beitritt
20.07.2015
Beiträge
36
Zuletzt bearbeitet:

Übermal es einfach, mein Schatz

Die Leiter stank nach alter Farbe.
Er tunkte den Pinsel in den Eimer und begann, die Wand weiß zu streichen.
Die Worte auf der Wand protestierten nicht, obwohl er das Gefühl hatte, sie seien lebendig. Er fuhr hoch und runter; eine bleiche Schicht legte sich über die Filzstiftlinien. Angst verblasste unter weißer Farbe. Wut wurde übermalt. Verzweiflung abgedeckt.
So einfach war es also, dachte er.
Die Scherben des Fotorahmens hatte er schon zusammengekehrt, den vollgekritzelten Spiegel, aus dem ihn nur Stücke seines Spiegelbildes anschauten, abgehängt. Die Überreste der Stereoanlage lagen noch im Zimmer. Zerschnittene, rote Kabel. Zerbrochene CDs.
Hoch und runter, weiße Farbe auf schwarzen Wörtern. Verschwand tatsächlich alles? Deckte die Farbe nicht bloß ab? Ließ sie die Worte verschwinden, wie sie aufgetaucht waren?
Damals, als er die Schreie seiner Mutter gehört hatte. Schloss er sich in seinem Zimmer ein, kauernd auf dem Boden, die Ohren mit Papiertaschentüchern verstopft. Dann waren die Worte gekommen. Erst eines. Angst.
Und dann in Scharen, immer mehr, das Zimmer schließlich vollgekritzelt mit seinen Albträumen.
Seine Mutter war nicht wütend geworden. Er sah den Bluterguss unter ihrem Make-up, die blauen Flecken auf ihren Armen und die Verzweiflung unter ihrem Lächeln.
„Übermal es einfach, mein Schatz.“
Und das hatte er getan.
Das Weiß blendete ihn, als er von der Leiter hinunterstieg. Der Eimer fast leer.
Den Müll hatte er inzwischen aufgesammelt, das zerrissene Laken weggeworfen, die zerstochene Matratze stand auf dem Sperrmüll.
Lächelnd kam seine Mutter ins Zimmer und umarmte ihn. Sein Vater stand hinter ihr im Türrahmen.
„Jetzt ist alles gut, mein Schatz.“

 

Liebe Lucinda,

ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen, also: Willkommen im Forum. :)
Ich fand den Titel deiner Geschichte eigentlich lustig - hatte etwas in der Richtung lockere Beziehungs-Kurzgeschichte mit lustiger Pointe erwartet.
Was ich dann eigentlich las, war doch sehr düster - und das mag ich am allerliebste! (Melancholie und so ... Irgendwie ist meine sadistische Ader doch sehr ausgeprägt, ;))

Ich fand die Idee sehr gut. Und auch, wie du es am Ende auflöst, denn zuerst dachte ich, da steckt vielleicht Vandalismus von Fremden (Mobbing, Ausländerhass, Homophobie oder sowas) dahinter.
Es hat alles in allem etwas schwerfällig Trauriges, wie er da so vor sich hinmalt.

Aber (nun kommt leider ein dicker Aber): Am Stil seh ich noch einiges, das man nicht so einfach übermalen kann.
Das liegt schon am Ablauf der Geschichte. Der Erzählzeitraum ist ja an und für sich sehr kurz, du verbringst die meiste Zeit damit, ein Bild zu beschreiben. An und für sich nicht schlecht, im Gegenteil. Aber gute "Bildbeschreibungen" sind echt kniffelig.
Hauptsählich geht es ja darum, was er schon aufgeräumt hat und was er noch nicht aufgeräumt hat. Da wiederholst du dich sprachlich ziemlich oft oder es wird so verschachtelt, dass man als Leser zwischen gelangweilt und verwirrt hin und her schwebt.
Da dein Text sehr kurz ist, würd ich dir einfach mal linear aufzeigen, was mir aufgefallen ist:

Die Leiter stank nach alter Farbe und nach einer Zeit, als sein Vater in einem dreckigen Hemd, die Wohnung allein weiß angestrichen hatte.

Vor allem durch das zweimal "nach"wirkt der Satz sehr sperrig. Wenn du ihn etwas umschreibst, wird das aber ein super Einstiegssatz für deine Kurzgeschichte:
"Die Leiter stank nach alter Farbe und einer Zeit, als/in der sein Vater in dreckigen Hemd die Wohnung angestrichen hatte."
Das mit dem "allein" ... Hm ... Du wolltest eigentlich sagen: Der Vater hat die Wohnung im Alleingang weiß gestrichen?
So, wie du es vor "weiß" stellst, fand ich es ein wenig seltsam (man hätte es auch deuten können als: Er hat die Wohnung nur weiß gestrichen und in keiner anderen Farbe).
Du hast schon eine sehr reduzierte Geschichte, also wenig Infos (aber die Infos, die du hast, sind alle gut plaziert und passend, also hier auch nochmal ein Lobpunkt am Rande ;)), deshalb: Ist es wichtig, dass der Vater das alleine gemacht hat? Und dass er die Wohnung weiß gestrichen hat? Oder kommt man auch ohne die Infos aus? Ich würde fast sagen ja ...
Denn im nächsten Satz kommt schon wieder weiß:

Er tunkte den Pinsel in die weiße Farbe und begann auf der Wand auf und abzustreichen.

Um einen Gegensatz zu dem Protagonisten und dem Vater herzustellen, könntest du auch formulieren: "Nun war er es, der den Pinsel ..." usw.

Außerdem Rechtschreibung: "auf der Wand auf und ab zu streichen"

Die Worte auf der Wand protestierten nicht, obwohl er immer das Gefühl gehabt hatte, sie seien lebendig.

Den Satz fand ich richtig toll, da kommt total viel rüber! :)

Die Scherben des Fotorahmens hatte er schon zusammengekehrt, den Spiegel, an den er die Wörter so zahlreich gekritzelt hatte, dass ihn bloß klitzekleine Stücke seines Spiegelbilds ansahen, hatte er abgehängt.

Das zweite "hatte" kannst du ersatzlos streichen, damit lockert sich der Satz enorm auf.

Ich würde darauf verzichten, so genau darauf einzugehen, was er "schon" und was er "noch nicht" aufgeräumt hat; das ist, wie gesagt, sehr antrengend für den Leser, und ich hatte nicht das Gefühl, dass es große Bedeutung hat, dass der Spiegel nicht mehr hängt aber dafür die kaputte Stereoanlage noch rumliegt. Oder irre ich?
Beschreib einfach das Chaos um ihn herum, denn der nächste Abschnitt war doch nicht sehr elegant:

Die Überreste der Stereoanlage hatte er noch nicht zusammengekehrt. Die zerschnittenen roten Kabel lagen noch im Zimmer zerstreut wie dünne Innereien. Zerbrochene Cds daneben. Zuvor war er in eine getreten und hatte auf die Fließen geblutet, die er zuvor mit Reiniger von den schwarzen Worten befreit hatte.
Hoch und runter, weiße Farbe auf schwarzen Wörtern. Vielleicht verschwand ja tatsächlich alles. Vielleicht konnte die Farbe ja nicht bloß abdecken. Vielleicht konnte sie die Wörter ja tatsächlich verschwinden lassen, so wie sie aufgetaucht waren.

Rechtschreibung: CDs statt Cds
Da sind immer ziemlich viele Wortwiederholungen, meist zweimal das gleich Wort pro Satz; lies dir das mal laut vor, dann merkst du, wie's dir selber auch besser gefällt. Das wirkt so sehr redundant auf mich.
Inhaltlich und abgesehen von den zweimal "ja tatsächlich" (von denen du eigentlich keines brauchst, wenn wir streng sind), fand ich den zweiten Abschnitt sehr gut.

Die Gedanken bzw. die Absichten und die "Spaltung" des Protagonisten hast du sehr scharfsinnig und empathisch erfasst. Du sagst da mit wenigen Sätzen sehr viel.

Das Weiß blendete ihn beinahe, als er von der Leiter hinunterstieg.

Das ist jetzt absolut subjektiv - ich sehe auch ein, dass es eine gewisse Symbolik enthält - aber dass blendende Weiß fand ich ein wenig zu viel. (Ist ja normale weiße Farbe und nicht radioaktiv oder so?)

Du hast eine sehr einfühlsame, subtile und empathische Art, das zu beschreiben und die oben genannten Stellen, die ich gut fand, die hab ich genannt, weil ich sie richtig gut fand (um das nochmal zu betonen).
Das, was ich angemerkt hab, ist hauptächlich ein Problem von: Überarbeiten, Text ausfeilen, Erfahrung was gut klingt. Es hilft auch, sich seine Texte mal vorzulesen und dabei kritisch jedes Wort zu überdenken, ob das unbedingt notwendig ist oder nur ein Füllwort.
Ansonsten: Schöne Szene.

Liebe Grüße
Tell

 

Hallo Lucinda,

dein Text gefällt mir gut.
Sowohl die Idee, als auch die Umsetzung. Ein sehr stimmungsvoller, nachdenklicher Text. Ich mag auch deinen Stil - irgendwie ist er kühl und gefühlvoll gleichzeitig (ich weiß auch nicht, wie ich es besser beschreiben soll ;) )

Ein paar Kleinigkeiten, die mir nicht so gut gefallen haben:

Über den Satz bin ich gestolpert:

Die Scherben des Fotorahmens hatte er schon zusammengekehrt, den Spiegel, an den er die Wörter so zahlreich gekritzelt hatte, dass ihn bloß klitzekleine Stücke seines Spiegelbilds ansahen, hatte er abgehängt.
Vielleicht reicht es tatsächlich schon, wenn du das "hatte" rausnimmst, wie Tell schon geschrieben hat.

Eine kleine Fläche war schon weiß und sie strahlte wie ein Tupfen Schnee in einem Schlachtfeld aus spitzer und scharfer schwarzer Farbe.
Spitz, scharf und schwarz ist mir irgendwie zu viel auf einmal.

Ich hoffe, du kannst etwas mit meinem Kommentar anfangen :)

Liebe Grüße,
Tintenfisch

 

Hallo Tell,

danke für deinen Kommentar :)
jetzt wo du es erwähnst, der Titel klingt tatsächlich nach einer Art lockeren Beziehungsgeschichte.. haha, ist mir gar nicht aufgefallen.

Hauptsählich geht es ja darum, was er schon aufgeräumt hat und was er noch nicht aufgeräumt hat. Da wiederholst du dich sprachlich ziemlich oft oder es wird so verschachtelt, dass man als Leser zwischen gelangweilt und verwirrt hin und her schwebt.

Danke für den Tipp. Das ist sehr oft mein Problem, ich liebe es zu verschachteln... die Leser eher weniger. Die Sprachwiederholungen sind mir ehrlich gesagt erst aufgefallen, als du mich darauf hin gewiesen hast... komme mir jetzt dabei selber etwas doof vor :( und werde das natürlich ändern.

Ich würde darauf verzichten, so genau darauf einzugehen, was er "schon" und was er "noch nicht" aufgeräumt hat; das ist, wie gesagt, sehr antrengend für den Leser, und ich hatte nicht das Gefühl, dass es große Bedeutung hat, dass der Spiegel nicht mehr hängt aber dafür die kaputte Stereoanlage noch rumliegt. Oder irre ich?

Die Aufräumarbeiten habe ich eingebaut, damit man sehen kann, dass es ein Prozess ist. Ich wollte nicht einfach, einem das zerstörte Zimmer vor die Füße knallen, sondern dass man mitbekommt wie der Protagonist Schritt für Schritt aus seinem zerstörten Zimmer ein "heiles" Zimmer macht. Deshalb brauche ich die Aufräumarbeiten, aber ich werde sie ein wenig kürzen und vereinfachen, damit es weniger anstrengend und langweilig ist, sie zu lesen.

Danke, dass du dir Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen. Ich freue mich natürlich auch sehr, dass er dir in einigen Punkten gefallen hat.
Lg Lucinda

Hallo Tintenfisch,

auch dir danke für deinen Beitrag und ich freue mich, dass dir mein Text und mein Stil gefällt :D

Vielleicht reicht es tatsächlich schon, wenn du das "hatte" rausnimmst, wie Tell schon geschrieben hat.

Die Wortwiederholungen werde ich streichen :), ich habe den Satz dazu auch noch ein bisschen vereinfacht.

Spitz, scharf und schwarz ist mir irgendwie zu viel auf einmal.

Ja, das stimmt, mir inzwischen auch. Ich habe es umgeändert auf scharfe schwarze Farbe.

Lg
Lucinda

 

Danke für den Tipp. Das ist sehr oft mein Problem, ich liebe es zu verschachteln... die Leser eher weniger. Die Sprachwiederholungen sind mir ehrlich gesagt erst aufgefallen, als du mich darauf hin gewiesen hast... komme mir jetzt dabei selber etwas doof vor und werde das natürlich ändern.
Ich nochmal kurz: Bei sowas muss sich keiner doof vorkommen. ;) Weißt du wahrscheinlich selber, aber: Ist auch immer leichter, für Außenstehende, die nicht so "nah" an der Geschichte dran sind, sowas zu erkennen. In meinem Kopf macht auch immer vieles Sinn, was ich so formuliere/schreibe und andere zeigen es mir dann auf.

Ich wollt's dir nochmal sagen, falls es beim ersten Mal nicht so rüberkam: Ich mochte die Geschichte sehr. Es gibt hier im Forum viele Geschichten, die stilistisch "bügelfaltenfrei" sind, aber die mich absolut nicht berührt haben - und deine hat mich berührt.

Viele liebe Grüße
Tell

 

Da freue ich mich natürlich noch mehr :D

Es ist nur erstaunlich, wie oft ich meine Geschichten zuvor durchlese und nichts finde... haha :lol:, dann weist mich jemand anderes auf etwas hin und -zack-, ist es glasklar. Und ich frage mich, warum ich nicht selber drauf gekommen bin ;) Aber ich bin froh, dass es nicht nur mir so geht :)

Liebe Grüße
Lucinda

 

Die Scherben des Fotorahmens hatte er schon zusammengekehrt, den Spiegel, an den er die Wörter so zahlreich gekritzelt hatte, dass ihn bloß klitzekleine Stücke seines Spiegelbilds ansahen, hatte er abgehängt.

„Je est un autre“,​

(„ich ist ein andrer“), behauptet - grammatikalisch interessant und manchem befremdlich, der ein „ich bin …“ erwartet - der 19-jährige Arthur Rimbaud in seiner Zeit in der Hölle („Une Saison on Enfair“). Ja, da bin ich schon wieder,

liebe Lucinda,

und gleich mit dem – für mich – zentralen Satz der Geschichte, schließlich spiegeln wir uns alle im Auge des andern, dass der Spiegel zum Symbol der Selbst-erkenntnis wird und der gesplitterte das gebrochene Selbst-bewusstsein, das noch einmal in der zerbrochenen CD (musstu korrigieren, wie auch das Make-up), wofür auch die Gefühlswelt

Angst verblasste unter weißer Farbe. Wut wurde übermal[t]. Verzweiflung abgedeckt
steht. Der Anstrich soll eine bestimmte, „stinkende“ Vergangenheit vergessen machen, übertünchen, wobei mir der Grund noch nicht aufgegangen ist während des ersten Lesens.

Aber ich komm drauf!

Paar Schnitzer (neben den zwo schon genannten)

Ist im ersten Satz das zwote Komma entbehrlich, muss hier eins nachgetragen werden

Er tunkte den Pinsel in die weiße Farbe und begann[,] auf der Wand auf und ab zu[…]streichen.
(die Infinitivgruppe hängt von einem Substantiv ab, darum ist das Komma zu setzen. Der Infinitiv mit „zu“ ist in dem Fall getrennt zu schreiben.

So einfach war es also, dachte er.
Nicht falsch, sofern „er“ buchstäblich, also wie eine wörtliche Rede so denkt (sollte man kenntlich machen, etwa durch Gänsefüßchen), ansonsten würde ich es als indirekte Rede ansehn (So einfach sei es also)

… in einem Schlachtfeld aus spitzer und scharfer schwarzer Farbe.
Ja, da hab ich ein Verständnisproblem, hab ich doch die Eigenschaften außer der Schwärze noch nie an Farbe entdeckt (keine bange, gleich kommt Dir noch mal Rimbaud über den Weg!)

… auf die Flieen
(Diese Platten haben nix mit dem Fluss zu tun)

Das war's an sich, aber:

Wenn Du noch die sehr an Schulzeit erinnernde Satzstruktur (symbolisiert durch Hilfsverben vor allem) überwändest, wäre es fast reine Poesie. Ich mach das mal hier

„Die Scherben des Fotorahmens - schon zusammengekehrt. Abgehängt, der Spiegel, an den er Wort’ und Wörter zahlreich gekritzelt, dass ihn bloße, klitzekleine Stücke seines Spiegelbilds anglotzten. Noch nicht zusammengekehrt, Reste der Stereoanlage.“

Probier einfache mal selber aus …

So, das war’s nun wirklich für heute,
meint der

Friedel

“A, noir corset velu des mouches éclatantes
Qui bombillent autor des puanteurs cruelles,
…”
Rimbaud, Voyelles​

 

Hallo Friedrichard,

danke für deinen Kommentar :)

Ich werde die Fehler korrigieren, bin gerade dabei die Geschichte zu überarbeiten

in einem Schlachtfeld aus spitzer und scharfer schwarzer Farbe.
Ja, da hab ich ein Verständnisproblem, hab ich doch die Eigenschaften außer der Schwärze noch nie an Farbe entdeckt

Ich wollte damit ausdrücken, dass die Wörter (Farbe) gefährlich sind, aber vielleicht streich ich es auch einfach raus.

Wenn Du noch die sehr an Schulzeit erinnernde Satzstruktur (symbolisiert durch Hilfsverben vor allem) überwändest, wäre es fast reine Poesie.

Hm, ja ich verwende schon viele Hilfsverben. Ganz ohne, kommt mir ein Text aber stark reduziert vor. Wäre aber eine Herausforderung :lol: Vielleicht versuche ich mal einen Text ohne Hilfsverben zu schreiben...
Ich experimentiere dann derweil noch ein bisschen.

Liebe Grüße
Luz

 

Hallo,

der Einstiegssatz klingt komisch, lies den mal laut vor. Da ist irgendwie kein Rhyhtmus, oder? Und das dreckige Hemd - wichtig? Die Leiter stank nach alter Farbe. Man ist sofort an einem Ort, einem Zimmer, mehr braucht es hier nicht. Finde ich.

Er tunkte den Pinsel in die weiße Farbe und begann, auf der Wand auf und ab zu streichen
Hässliche Doppung "auf." Eigentlich ist es auch nicht auf, sondern die Wand. Oder: Er begann, die Wand weiß zu streichen.

Worte wie "klitzeklein" finde ich unpassend. Die wirken kindlich. Gerade in diesem Kontext. Ebenso wie "vielleicht." Ich finde immer, den Protagonisten nie unklar handeln lassen. Sonst wirkt das unsicher, als ob du deinen Charakter nicht selbst kennst.

Ihr Parfüm umhüllte ihn. Duscht der gerade mit dem Parfüm? Das ist unsauber. Es ist nicht das Parfüm selbst, sondern eher der Geruch.

Ich finde den Text gut. Allerdings bei einem so schmalen, kurzen Text muss echt alles passen. Immer wieder lesen, auf Überflüssiges und Formulierungen achten.

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman,

danke für deine Kritik und deinen Kommentar. Es freut mich, dass du meinen Text gut findest.

der Einstiegssatz klingt komisch, lies den mal laut vor. Da ist irgendwie kein Rhyhtmus, oder? Und das dreckige Hemd - wichtig?

Ja stimmt, das dreckige Hemd braucht es wirklich nicht. Die Leiter stank nach alter Farbe wäre schon ein guter Einstiegssatz, doch ich wollte unbedingt den Vater erwähnen und eine Zeit in der irgendwie alles gut war. Ich schaue mal, vielleicht mach ich einfach 2 Sätze draus, es klingt nämlich wirklich nicht so gut...

Hässliche Doppung "auf." Eigentlich ist es auch nicht auf, sondern die Wand. Oder: Er begann, die Wand weiß zu streichen.

Ja, stört mich jetzt auch. Kommt weg.

Worte wie "klitzeklein" finde ich unpassend. Die wirken kindlich. Gerade in diesem Kontext. Ebenso wie "vielleicht." Ich finde immer, den Protagonisten nie unklar handeln lassen. Sonst wirkt das unsicher, als ob du deinen Charakter nicht selbst kennst.

Klitzeklein kommt raus. Bei "vielleicht" hab ich meine Schwierigkeiten. Ich weiß, welche Stelle du meinst, aber ich habe wirklich keine Ahnung wie ich sie anders schreiben soll. Und weglassen... das würde mir echt weh tun. Ich mag die Stelle.

Vielleicht verschwand ja tatsächlich alles. Vielleicht konnte die Farbe nicht bloß abdecken. Vielleicht konnte sie die Wörter verschwinden lassen, wie sie aufgetaucht waren.

Es ist ja nur möglich, nicht Wirklichkeit, dass die Farbe verschwindet. Wenn ich schreiben würde: Es verschwand tätsächlich alles. Die Farbe konnte nicht bloß abdecken. Sie konnte die Worte verschwinden lassen, wie sie aufgetaucht waren. , würde das nicht der Geschichte einen völlig neuen Sinn geben?
Ich überlege allerdings gerade, ob es vielleicht doch besser wäre es so zu schreiben, um aufzuzeigen, wie er selbst einfach alles abdeckt, und tatsächlich glaubt, es würde alles verschwinden...
Ich denke nochmal darüber nach.

Das mit dem Parfüm werde ich auch korrigieren.

Liebe Grüße
Lucinda

 

Hi Luz,

wie versprochen habe mich mir deine kurze Kurzgeschichte reingezogen. Ich bin auf die Geschichte erst nicht klar gekommen, musste sie mehrmals lesen. Es sind trotzdem ein paar Stellen geblieben, die mir nach wie vor unklar sind.

Der Reihe nach.
Du hast einen knackigen Text geschrieben und es gelingt dir, mit wenigen Worten sehr viel auszudrücken. Das finde ich gut. In den vorherigen Kommentaren steht jede Menge, habe mir manches durchgelesen. Stell doch mal eine überarbeitete Fassung mit all den vorgeschlagenen Änderungen rein. Macht bestimmt einiges aus.

Was mir aufgefallen ist.
Die Retroperspektive liegt dir, ich kann mir die Szenen bildlich vorstellen. Den Ablauf des Aufräumens, dieses Klarschiffmachen, das ganze Szenario schilderst du so, dass es nie langweilig wirkt. Das Einbinden elliptischer Sätze gelingt dir gut, oft an den richtigen Stellen.

Das Verschachteln macht dir scheinbar Spaß, du kannst das auch ganz gut, geh damit trotzdem dosierter um. Manchmal ist es eben weniger angebracht. Stellen, die es dem Leser erschweren, dem Text zu folgen, sein Verständnis auf die Probe stellen, sind mit Vorsicht zu genießen. Als Leser habe ich keine Lust, schon beim Lesen eines Satzes zu sehr über das nachzugrübeln, was der Satz eigentlich aussagen soll.

Es ist hier jedoch weniger die Verschachtelung der Sätze, als vielmehr die Kürze des Textes sowie die Beschränkung auf die wesentlichen Informationen, die vor allem mir beim Erschließen des Sinnzusammenhangs auch mal ein Fragezeichen überm Kopf bescheren. Da der Text sehr kompakt gehalten ist, sind manche Passagen nicht näher ausgeführt, nur unterschwellig oder kommen etwas rätselhaft verschleiert daher. Einiges muss man sich daher selbst zusammenreimen und dadurch entstehen Verständnisprobleme.

Beispiele.
Wer ist denn nun mit „er“ in den letzten Sätzen gemeint, scheinbar ganz klar der „Vater“. Denn er ist ja derjenige, der auf der Leiter steht und malt. Aber warum ist dann auf einmal wieder von „seiner Mutter“ die Rede, also offenbar auf einmal der Sohn derjenige, der im Zimmer steht und zu dem die Mutter sagt: „Jetzt ist alles gut, mein Schatz“. Und kurz vorher: „Übermal es einfach, mein Schatz“. Werden Vater und Sohn beide „Schatz“ genannt? Die Bezüge sind mir da viel zu schwammig. Kann sein, dass ich irgendetwas Grundlegendes übersehen habe. Trotzdem ärgerlich, wenn ich mir beim Lesen gefühlte 10 Mal den Kopf an dieser Stelle gestoßen habe. Wahrscheinlich habe ich die Geschichte doch nicht ganz verstanden. :hmm:

„Damals, beim ersten Schrei.“ Was für ein Schrei? Klar, kann ich mir in etwa vorstellen, was da abging. Trotzdem wirkt das hier etwas verschwommen. Ebenso „vollgekritzelt mit seinen Alpträumen“. Das ist mir zu ungenau. Er kritzelt die Worte „Angst“, „Wut“ und „Verzweiflung“, soviel ist klar. Was hat es aber mit diesen Alpträumen auf sich, wie sehen die aus?
„Bluterguss unter ihrem Make-up“, erneut suggerierst du unterschwellig, was passiert ist. Wieder muss ich mir erschließen, was da passiert ist. An dieser Stelle nachvollziehbar, aber für meinen Geschmack schreibst du manchmal zu wenig Klartext, zu oft diese indirekten Andeutungen.
Bei dem Satz, „Die Ohren mit Papiertaschentüchern gestopft“, bin ich sogar etwas irritiert gewesen. Lief in dem Zimmer laute Musik? Scheinbar, auf dem Boden lagen ja zerbrochene CDs. Aber wieso macht man sich dann Papiertaschentücher in die Ohren, weil man diesen Krach im Zimmer nicht aushält, wenn man zur Tür hereinkommt? Verstehe ich nicht ganz.:Pfeif:

Was am Ende bleibt:
tolle Idee, halbwegs solide Umsetzung, manchmal nicht ganz einfach zu lesen, ansprechender Stil (benutzt die passenden Wörter, sehr treffsicher, nur eben zu rudimentär in den Ausführungen), gutes Verhältnis lange vs. kurze Sätze und insgesamt originell verfasst.
Habe mich gefragt, wie man auf so eine Geschichte kommt? Mich hat sie immer wieder an das Chaos nach einer Abrissparty zu Hause oder bei Freunden erinnert. :lol:

schönen Sonntag!
catweazle

 

Haii catweazle,

dankeschön für deinen Kommentar. Ich wusste nie wirklich, wie viel man wirklich bei meiner KG versteht. Ich spare gern mit meinen Informationen. Besser zu wenig als zu viel, denk ich mir, immer aber vielleicht liege ich damit nicht richtig.

Ich freue mich schon mal, dass dir mein Stil gefällt.

Aber jetzt zu den Verständnisproblemen ;)

Wer ist denn nun mit „er“ in den letzten Sätzen gemeint, scheinbar ganz klar der „Vater“. Denn er ist ja derjenige, der auf der Leiter steht und malt.

Der Vater ist nie gemeint. Nur im ersten Satz wird vom Vater geredet, weil der Protagonist sich an ihn erinnert. Es ist etwas blöd formuliert, da muss ich dir zustimmen... :

Die Leiter stank nach alter Farbe und einer Zeit, als sein Vater in dreckigem Hemd, die Wohnung angestrichen hatte.
Er tunkte den Pinsel in die weiße Farbe

Bei "er" kann man sich wirklich nicht sicher sein, um wen es sich handelt, allerdings weist "sein", auf eine andere Person hin. Tell hat mir schon den Tipp gegeben, dass ich schreiben könnte: Nun war er es, der den Pinsel in die Farbe tunkte", um sicherzustellen, dass jeder weiß, dass der Sohn gemeint ist. Ich werde den zweiten Satz auf jeden Fall ändern.

So da jetzt geklärt ist, dass immer der Sohn malt, macht das die ganze Sache wohl einfacher.
Es geht in der Geschichte um häusliche Gewalt. Der Schrei gehört der Mutter. Der Junge verstopft sich die Ohren, weil er nichts hören will. Dann demoliert er sein Zimmer und krizzelt es mit Worten voll.
"Übermal es einfach, mein Schatz", ist das einzige was seine Mutter dazu sagt. Und dann sind wir beim Anfang der Geschichte, in der der Junge die zerstörten Dinge wegräumt und die Wörter übermalt. Aber naja, so etwas kann man natürlich nicht einfach übermalen...

Auf die Idee bin ich glaub ich gekommen, weil wir im Unterricht Susanna Tamaro gelesen haben. Da kam ich zum ersten Mal auf die Idee, über das Thema zu schreiben.

Ich werde auf jeden Fall versuchen meine Hinweise, auf das was passiert ist, deutlicher zu platzieren. Freut mich, dass du meine Geschichte gelesen hast :)

Schöne Grüße

Luz

 

Hallo Lucinda,

die Geschichte finde ich gut. Dein Schreibstil gefällt mir.

Da die anderen schon viele gute Verbesserungsvorschläge geschrieben haben, beschränke ich mich nur darauf, wie die Geschichte auf mich gewirkt hat:

Mich hat der Titel auch ein bisschen in die Irre geführt. Ich dachte, es käme etwas Lustiges. Aber so finde ich die Geschichte auch super. Hat etwas melancholisches an sich. Hast Du gut gemacht. Und mit den Verbesserungsvorschlägen der anderen wird es noch besser.

Gruß Sonnenschein5

 

Hallo Sonnenschein,

danke für deinen Kommentar. Freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefällt :D

ja, bin gerade in der Überarbeitungsphase... ein bisschen habe ich ja schon ausgebessert.

Liebe Grüße

Luz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lucinda, mit Interesse habe ich deine kleine Szene gelesen, eine Kurzgeschichte konnte ich nicht erkennen. In einer Kurzgeschichte erwarte ich eine Handlung, hier befinden wir uns in einem Zimmer, in dem gemalt wird. Trotzdem ist es dir gelungen, mich für den jungen Mann, mit dem Pinsel in der Hand, zu interessieren.
Jetzt tauchen Fragen auf und ich erwarte Antworten. Doch ich bekomme nur Andeutungen und muss mir selbst die Situation erklären.

Der Sohn hat ein Problem, vielleicht ein Alkoholproblem? Wie auch immer, er hat die Mutter geschlagen und sie hat ihm verziehen. Der Sohn ist ausgerastet, hat seine Ängste, seine Wut und Verzweiflung an die Wand gemalt. Nun scheint er allerdings geheilt zu sein, wodurch und warum auch immer.
Das große Aufräumen beginnt. Und dann ist die Geschichte auch schon fertig geschrieben.

Liebe Lucinda, ich, als Leserin, fühle mich überfordert, den Text richtig zu verstehen. Es ist nicht gut, wenn du in einer Begleitschrift eine Erklärung mitliefern musst. Kurze Geschichten sind absolut in Ordnung, doch das Wesentliche sollten sie erzählen.

Über Wiederholungen wurde bereits geschrieben. Dass die Wohnung gründlich aufgeräumt wird und der Leser zuschauen darf, hat mir gefallen.

Liebe Grüße!
Amelie


Völlig falsch, wie ich die Geschichte verstanden habe, ich las sie gerade noch einmal. Der Vater soll schuld sein?
Und dann dieser letzte Satz: Sein Vater stand hinter ihr im Türrahmen.

Wie passt das zusammen? Er wird sie wieder prügeln und dann wird die frisch gestrichene Wand erneut beschmiert werden.

Für mich ist der Zeitpunkt einer Aufklärung gekommen. Bitte, lass mich nicht so lange zappeln!

 

Hallo Lucinda,

Deine kleine Geschichte lässt mich leider etwas ratlos zurück. Sie ist zweifellos gut geschrieben, aber vielleicht verstehe ich sie aber auch nur falsch.

Wenn ich den Text lese, sehe ich einen Mann, der die Erinnerungen an eine Kindheit zu übertünchen versucht, die von Gewalt des Vaters der Mutter gegenüber geprägt war. Ich kann mir vorstellen, dass ein eingeschüchtertes Kind, das dazu Angst um seine Mutter hat, die in der Familie seine Bezugsperson zu sein scheint, seine Ängste wirklich an die Wand gekritzelt hat. Da er ein Einzelkind war, hat er Trost in den Worten gefunden, die er sehen konnte.

Die Worte auf der Wand protestierten nicht, obwohl er immer das Gefühl gehabt hatte, sie seien lebendig.

Die Worte protestierten nicht? Sie klagten aber an. Wenn sie das nicht tun, haben sie keine Wirkung.

„Übermal es einfach, mein Schatz.“

Diese Worte musste die Mutter in seiner Kindheit auch schon zu ihm gesagt haben, um ihn vor der Gewalt des Vaters zu schützen und die Scherben des Fotorahmens, die Stereoanlage usw. sind heute seine Erinnerungen, die mit den Worten unter der Farbe verschwinden.

Und nun kommt eigentlich das, was mich irritiert:

Lächelnd kam seine Mutter ins Zimmer. Er roch ihr Parfüm, als sie ihn umarmte.

Ist die Mutter noch real? Das ist vielleicht die Frage von jemandem, der schwer von Begriff ist, aber für mich kann sie das nicht mehr sein, er findet aber nun seinen Seelenfrieden.

Wie gesagt, für mich ist die Geschichte gut geschrieben, aber nicht ganz durchsichtig.

Trotz allem gerne gelesen.

Schönen Gruß
khnebel

 

Liebe maria.meerhaba

ich freue mich, dass du meine Geschichte gelesen hast :)

Ich verstehe nicht ganz, was dahinter steht, ob er wirkliche Sätze übermalt oder nur grauenhafte Erinnerungen.

Ganz genau, er übermalt schreckliche Erinnerungen. Aber Sätze auch. Es hatten jetzt mehrere Verständnisprobleme. Ich muss meine Informationen besser platzieren.

Auch wenn ich nichts mit dieser Geschichte anfangen, die trotz ihrer Kürze eine Handlung hat und ich das toll finde, gefällt mir dein Stil.

Das freut mich natürlich sehr, dass dir mein Stil gefällt.

Danke für's Kommentieren.
Liebe Grüße
Luz

Hallo AmelieS :),

danke für deinen Kommentar. Du hast Recht, eine Begleitschrift, die die Geschichte erklärt, ist nicht von Vorteil. Ich habe, wie du bemerkt hast, jetzt den Vater in die Geschichte eingefügt (er war natürlich vorher schon derjenige, der die Mutter schlug, aber so, ist es vielleicht verständlicher...)

Wie passt das zusammen? Er wird sie wieder prügeln und dann wird die frisch gestrichene Wand erneut beschmiert werden.

Das Zimmer spiegelt das Innenleben meines Protagonisten wider. Der Sohn muss schon seit längerem ertragen wie seine Mutter geschlagen wird und tickt aus, indem er sein Zimmer zerstört, es bekritzelt usw.
Ein Zimmer kann natürlich wieder in Stand gesetzt werden ...
Der Seelenzustand des Jungen nicht. Vielleicht scheint für kurze Zeit alles schön und gut, aber das ist eben nicht die Realität. Ja, der Vater wird die Mutter wieder schlagen... was der Sohn dann machen, wird ist eine andere Frage.

Ich freue mich, dass du meine Geschichte gelesen hast.
Liebe Grüße
Luz

Hallo khnebel

danke für's Kommentieren :)

Wenn ich den Text lese, sehe ich einen Mann, der die Erinnerungen an eine Kindheit zu übertünchen versucht, die von Gewalt des Vaters der Mutter gegenüber geprägt war. Ich kann mir vorstellen, dass ein eingeschüchtertes Kind, das dazu Angst um seine Mutter hat, die in der Familie seine Bezugsperson zu sein scheint, seine Ängste wirklich an die Wand gekritzelt hat. Da er ein Einzelkind war, hat er Trost in den Worten gefunden, die er sehen konnte.

Das stimmt in etwa, falls es bei solchen Dingen richtige und falsche Interpretationen überhaupt gibt. Nur, der Mann, ist noch ein Junge. Es passiert jetzt. Die Mutter wird geschlagen und er kritzelt aus Verzweiflung seine Ängste an die Wände. Deshalb kommt auch seine Mutter ins Zimmer usw.

Warum hattest du den Eindruck, der Junge sei ein Mann und all das ist in seiner Vergangenheit passiert? Dann kann ich die Stelle vielleicht aussagekräftiger machen.

Liebe Grüße

Luz

 

Hallo Luz, nicht alles ist gut, auch wenn du mir gerade eine Erklärung gegeben hast.
Für mich malt da auch ein erwachsener Mann die Wand sauber, das ist niemals ein Kind.
Und es muss irgendetwas passiert sein, dass der Junge jetzt alles übermalt, während der Vater die Mutter weiter prügelt. Lass den Vater zur Hölle sausen, dann stimmt die Geschichte und alle sind glücklich und zufrieden.

Liebe Grüße!
Amelie

 

Hallo Lucinda,

Die Leiter stank nach alter Farbe.
Er tunkte den Pinsel in den Eimer und begann, die Wand weiß zu streichen.
Die Worte auf der Wand protestierten nicht, obwohl er das Gefühl hatte, sie seien lebendig. Er fuhr hoch und runter; eine bleiche Schicht legte sich über die Filzstiftlinien. Angst verblasste unter weißer Farbe. Wutwurde übermalt. Verzweiflung abgedeckt.
So einfach war es also, dachte er.

Das erzeugte bei mir beim Lesen das Gefühl, hier streicht ein erwachsener Mann die Wand. Wenn das aber jetzt passiert, dann macht es für mich nun auch Sinn, dass die Mutter ihn in die Arme nimmt. Was ist aber mit dem Vater passiert? Hat sie ihn endlich in die Wüste geschickt?

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo Lucinda,

von mir nur ein ganz kurzer Eindruck. Mich hat sofort der Titel angesprochen.
Die Szene gefällt mir. Gerade der Beginn, der ist in meinen Augen sehr stark (kenn nur die Jetzt-version). Genial finde ich, wie die Wörter verschwinden. Das hat eine wunderbare Meta-Ebene. Da dringt das Innere sehr gut nach Außen. Es wird übermalt, ist aber nur scheinbar weg, lauert unter der blendenden Farbe, denn der Vater ist ja letztlich noch da. Insofern finde ich auch den Satz

So einfach war es also, dachte er.
sehr doppeldeutig gut. Gepaart mit dem Titel ist es genau das, was dein Prot/ der Jugendliche lernt: Man muss nur die Fassade streichen, dann wird alles wieder gut.
Grausam, aber leider grausame Realität.
Du siehst, hat mich erreicht.
Den Schluss finde ich noch überarbeitungswürdig. Das ist mir nicht pointiert genug. Lächelnd kam sie ins Zimmer? Das ist mir etwas zu wenig. Da muss noch mehr in dem Lächeln stecken, um es stimmig zu machen und um es in Beziehung zum Vater im Türrahmen zu setzen.

Gern gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom