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Harry und der Moschusochse

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11.02.2015
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Harry und der Moschusochse

Harry hatte seinen ersten Schuss aus der Ferne voll versiebt, mitten ins Dickicht der schier endlos weiten Tundra in Sibirien.
Er trifft nur stillstehende Objekte, weil er auf‘m Rummel schießen gelernt hat. Das weiß er auch. Nun, Harry hat es halt versucht. Woher sollte er auch ahnen, dass ein Moschusochse, der sich gerade vom Ausruhen etwas ausruhen wollte, auf einmal mit der Wimper zuckt.

Ja, du hast richtig gelesen. Irgendwo dort draußen in der Tundra von Sibirien. Es könnte auch in Kanada sein. Ich weiß es gar nicht genau. Wenn ich mich in diesem Land umschaue, sehe ich eine Landschaft, die so aussieht, als wäre sie gestern erst entstanden. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Nicht mal Fußstapfen. Naja, bis jetzt. Ich glaube, es ist ein unbekanntes Land. Ein schlafendes. So gut versteckt, dass man es nur manchmal findet. Unser Blick, so sagt man, ist angeblich eingefroren, in einer Welt, in der Technik den Verstand an- und ausknipst. Wenn die Temperaturen hier im Winter steil nach unten sinken, fühlt es sich tatsächlich an, als ob sich bereits unter der Nase unangekündigt Eiszapfen bildeten. Zum Popeln eine Zumutung. Selbst der Boden sieht auf den ersten Blick nicht gerade fruchtbar aus. Auch nicht auf den zweiten. Und doch gibt es einige Pflanzen und Tiere, denen dieses Stückchen Erde ganz besonders gefällt.

Was treibt einen Großstadtbürger wie Harry in diese gottverdammte Gegend?
Harry sucht nach einem Duell. Er ist Auftragskiller, spielt seine Rolle mal äußerst erfolgreich, mal weniger. Ein Durchschnittstyp eben. Schon lange wartet er auf den großen Durchbruch. Heute hat er seinen ersten Auftrag im gehobenen Außendienst. Da lässt sich Kohle machen. Nicht viele kommen so weit in ihrer Karriere. Harry wittert seine Chance.
Allerdings hat er einen merkwürdigen Auftrag erhalten. Er soll hier ein Tier erledigen, mit einem Fell voller wuscheliger Haare. Man nennt es „Moschusochse“. Es sei eins der letzten Exemplare seiner Art. Harry hat es bisher nur auf einem Foto gesehen, die Abbildung war unscharf. An das Fell erinnert er sich noch gut. Man sagte ihm, die Wolle sei sehr kostbar und bringe viel Geld ein. Doch ob das allein der Grund für seinen Auftrag ist, weiß er nicht. So etwas bleibt streng geheim, bei jedem Auftrag. Wenn es doch mal Gerüchte gibt, verrieseln sie einfach mit der Zeit, wie Sand, den man durch die Luft pustet.

Die Abendsonne wirft gerade ihre ersten Strahlen auf die dürren Sträucher, Korbblütler, unter denen sich Harry ein Schluck Wasser genehmigt. Die Plastikflasche ist noch halbvoll. Sein Blick hat sich vor kurzem vom Moschusochsen abgewandt und fällt schon eine Weile auf das raue, ungeschliffene Land um ihn herum. Da tut sich nicht viel. Es ist ein verlassener Ort. Alles scheint still zu stehen. Auch das Wasser in einem kleinen, blauen See. Es schlägt keine Wellen. Trotzdem riecht es nach Leben. Harry spürt indes wie hart der Boden unter ihm ist. Ein fester Tritt bringt ihn zu der Annahme, dass selbst ein stählerner Spaten versagt. Unbeeindruckt dessen kramt er seinen Campingkocher aus dem Rucksack und gönnt sich eine Stärkung. Bohnen mit Speck.

Bis jetzt ist der heutige Tag für den konditionell gut aufgestellten Harry kein anstrengender gewesen, voller unspektakulärer Begebenheiten, in einem Land, in dem Zeit etwas anderes bedeutet als bei uns. Sie verläuft langsamer, zumindest fühlt es sich so an. Wie ein Wasserfall, der bremst. Harry kommt noch nicht so gut damit zurecht. Lieber wünscht er sich reißerische Ströme und peitschende Winde – Nervenkitzel auf höchstem Niveau. Aber nicht die Spur von alldem, nicht einmal der Hauch eines Tropfens Risiko, der für den erfrischenden Adrenalin-Kick sorgen könnte. Einfach verschwunden. Unvereinbar mit den trockenen, endlosen Weiten der Tundra und ihrer befremdlichen Stille. Alles karg. So scheint es, verlassen wir uns auf die vermeintlich abgestumpften Sinne unseres Killers.
„Was zum Geier mache ich hier… am Arsch der Welt?!!“, seufzt Harry in die Atmosphäre und verdrückt gierig die erste Bohne.
Für ihn ist es allmählich an der Zeit, sich auf Umgebung und Arbeitsplatz einzustellen, mental wie physisch. Er muss die neue Herausforderung als Chance begreifen. Unscheinbare Dinge, die sonst an ihm vorbeirauschen, warten in dieser Einöde darauf, aufgesaugt zu werden. Intensiv. Mit allen Sinnen. Es dämmert ihm langsam, dass er seine innere Uhr umstellen muss. In dieser Gegend muss sie anders ticken, nach Gefühl. Was nütze ihm schon seine teure Armbanduhr? Er hatte sie heute Morgen eh verloren, als er im Gebirge eine steile Böschung erklomm. Soll die gefühlte Zeit doch regeln, wann er sich dem Ochsen stellt.

Noch immer kommen Sonnenstrahlen mit etwas Licht um die Ecke, an einem Tag, der hier, fernab der Zivilisation, einen krönenden Abschluss verdient. Nach dem inspirierenden Bohnenmahl nimmt sich Harry die Zeit, Dinge zu hinterfragen. „Alles nur wegen dem Fell? Stellt das monströse Geschöpf eine Bedrohung dar? Vielleicht haben Wissenschaftler herausgefunden...“ Absurde und weniger absurde Gedanken schießen ihm dabei durch den Kopf. Während Harry so da sitzt und grübelt, kommt hin und wieder ein Rabe vorbeigeflogen und leistet ihm Gesellschaft. Mittlerweile sind es mehr als drei. Die Vögel kommentieren das Geschehen. Ihr Gekrächze macht Harry nervös. Hier ein lautes „KRAA“, dort ein scharfes „RAK“. Dann auf einmal nichts mehr. Totenstille. Man hört nur den Wind wehen.

Für einen Augenblick schaut Harry einer Ameise zu, wie sie Dinge durch die Gegend schleppt.
„Die muss Kraft haben!“, flüstert er. Dann schnappt er sich sein Fernglas und richtet es auf die bergige Landschaft vor ihm. Doch er kann den Ochsen nicht mehr sehen und wundert sich.
„Hm? Das gigantische Tier kann sich doch nicht in Luft auflösen. Hat meine Kugel eben ‘nen Umweg gemacht, hab ich den ollen Ochsen doch erwischt?“
Nach Harrys ersten Schuss, der wohl gerade irgendwo in der Pflanzenwelt verpufft sein muss, hatte das Wimpernzucken den Ochsen tatsächlich veranlasst, ein, vielleicht auch zwei Meter, loszumarschieren, um sich in Zeitlupe unter einer Zitterpappel wieder hinzupflanzen. Direkt in ein Meer plattgedrückter Flechten. So hat sich das stämmige Tier, welches aus der Ferne eher einem riesigen, lebendigen Felsblock ähnelt, für einen Augenblick unsichtbar gemacht. Ganz schön pfiffig, was?
Harry denkt schärfer nach. Damit er heute noch die Ehre hat, dem Paarhufer „Guten Tag und Lebewohl“ zu sagen, beschließt er um den Hügelkamm herumzuschleichen, mehr oder weniger unbemerkt von hinten. So. Gleich kann es endlich losgehen. Das Finale.
Noch ein letztes Mal vergewissert sich Harry, ob er scharfe Munition bei sich hat. Sein prüfender Blick auf die Anzahl der Kugeln in seinem Magazin verrät uns: „Ähm..2, 4, 6.. okay, das muss reichen.“ Zack!, neu geladen. Sein Herz pulsiert, er marschiert unauffällig weiter.

Dort drüben sitzt er, der Moschusochse. In Sichtweite. Birken und Baumstümpfe mit grünlich schimmerndem Moos umringen ihn. Sein Hinterteil ist staubig und mit Blättern übersät, farblich abgestimmt. Wurzelschlagend träumt er vor sich hin, schaltet einfach ab. In diesem Augenblick erhebt sich der Koloss, legt sich dann aber doch wieder hin. Harry könnte jetzt schon abdrücken. Aber er zögert. Beide haben jetzt Sichtkontakt. Harry pirscht sich stattdessen noch ein Stück näher an den misstrauisch gewordenen Ochsen heran. Dieser brummt jäh seltsame Laute vor sich hin, klingt nicht gerade nach „Hallo“. Vermutlich nur ein entspanntes Bäuerchen. Wird das bemerkenswerte Geschöpf seine teure Zeit mit einem Auftragskiller vergeuden?

Obacht! Das großzügig behaarte Wesen setzt zum Gebrüll an. Ein ganzer Satz. Und noch einer. Bergziegen-Dialekt.
„Juchee Eloy, mäh King Mosh. Uhm? Honk? Wrat kramsti? Horchtata, Kallar snarcha. Eijeijei..Hajadese no hosta okopolopok jesses erzaas Tañanaa.”

Für uns klingt das wirsch. Karpatengämse wüssten annähernd Bescheid, was gemeint ist. Wir Menschen können nur versuchen, die Botschaft mit unserem Sprachempfinden zu entziffern. Die meisten scheitern, weil sie einfach nicht richtig hinhören. Etwas Gesagtes verliert somit seinen eigentlichen Sinn, und das ist nicht gut.
Wer auf die Idee käme, es hieße – „Halt Stop! Ich bin der König aller Moschusochsen. Was willst du? Hau bloß ab, ich will dich hier nicht sehen!“ – liegt falsch oder hat sich nicht mal die Mühe gemacht und wenigstens eine Vokabel nachgeschlagen. Bei Wildziegen ist es schwer die zahlreichen Schwingungen von „mäh“ herauszuhören, die beim Blöken verschluckt werden. Die gegrunzten Laute des Moschusochsen sind besonders komplex, sie erinnern an eine Mischung aus Langschwanzgoral und Gnuziege. Beim seltenen Bergziegen-Dialekt, der zuweilen hölzern klingt, bedarf es schließlich einer Prise Phantasie, um ihn vollständig zu entschlüsseln. Nun, ich weiß nicht, ob du mir diesen ganzen Ziegenmist abkaufst, aber der Moschusochse hat jedenfalls nicht „Halts Maul - Verpiss Dich!“ gesagt, sondern:

„Moooin, ich bin ‚Charly der Büffellord‘. Wer bist du denn? Und was machst du hier? Möcht‘ mich ausruhen. Puuhh.. kein Bock auf so ‘nen Stress am früühen Moorgeeen.“
Das zottelige Tier macht einen friedlichen Eindruck, es gähnt erst mal. Mit kräftigem Gegröle gibt es wenig später leicht angepisst kund:
„Jschou Jschou Cocka umstag kla dos eldenit Lafuna, uaargh! Uhm, jau kas bartchiel luunck azagmul Tañana.“
Auf gut Deutsch heißt das nichts anderes als:
„Hömma, heut’ wird nix mehr überrumpelt, echt nicht! Du, komm doch einfach morgen noch ma‘ wieder.“

Klare Ansage. Der Ochse dreht ihm glatt den Rücken zu. Harry ist zunächst perplex. Doch er denkt nicht im Traum daran, jetzt schon zu verduften. Es brodelt in ihm. Seine Devise: Er oder der Ochse – Einer muss dran glauben. Schließlich ist es ein Duell. Harry bricht die schrille Stille. Zunächst mit einem keifenden Schrei, der sich in die Länge zieht wie eine Sirene mit Wackelkontakt. Gefolgt von Worten, die er pathetisch in den bewölkten Abendhimmel trällert:
„A-t-t-a-c-k-e, A-t-t-a-c-k-e C-o-m-p-a-d-r-e!!! Lohhooos!! Nu komm schon, dummes Vieh!”

Zuviel des Guten, denkt sich der seelenruhige Vierbeiner. Er erhebt sich und trampelt davon, wuchtig durchs morsche Geäst hindurch. Der Wind bläst ordentlich dazu, sein immerwährendes Lied. Harry, mit einer Frisur auf halb acht, jagt wie vom Affen gebissen der haarigen Staubwolke hinterher. Plötzlich, wie aus dem Nichts, eine fiese Kuhle prädestiniert zum Stolpern. Dann Schlammpfützen im Zickzack! Sieht nicht so pralle aus für Harry. Dem falschen Schuhwerk zum Trotz rutscht er weg, geht eindrucksvoll mit Köpper im Schlamm einer Grube baden. Dabei entgleitet ihm die Knarre. Sie fliegt ein paar Meter und landet direkt vor der Schnauze seines gehörnten ‚Freundes‘. Dieser ist derweil am Überlegen:

„Ukk.. Hasi bin Snarcha elón manar azoríel Hoschis dravna boohm Spakkopatastra, esrar kri-kra-krulla...“
Was der Ochse damit meint, liegt auf der Hand:
„Hmm.. fein weiterdösen oder meine geschliffenen Hörner testen, ker is’ schon sooo lange her...“
Während er am Abwägen ist, stampft er völlig gleichgültig auf Harrys Knarre rum, welche nun bei näherem Hinsehen mit dem grobkörnigen Sandboden eine Einheit bildet.
„Astrein“, ruft er stolz. „Punkt für mich!“ Der Ochse spricht auf einmal Deutsch, in tiefster Stimmlage.

Harry hört ihn, laut und deutlich. „Ich glaub mich tritt ein Pferd! Ahhh, ich werd‘ verrückt, Hiilllfee!“ Mit Gesichtszügen, die sonst wohin gleiten und dem Tier fremd erscheinen. Es schaut neugierig, tritt jetzt näher heran.
„Trampel mich nich‘ plaahaaatt! Ich will nonnich‘ steerbeen!!“, stottert Harry. Währenddessen krakelt er noch immer aus dem breiten Schlammloch empor. Das braucht halt seine Zeit. Der Ochse wartet.
Dann stampft er zu Harry rüber, schaut ihm in die Augen und sagt: „Is’ mir völlig Hupe, wat dat für ‘n Gerät war“, und lacht. Dabei leuchten seine Hörner ein wenig.
Harry kann sein Glück nicht fassen. „Meine Knarre ist hin, aber ich lebe. Verdammt noch mal, ich lebe!!“ Schielender Blick in Richtung Himmel, dazu ein geflüstertes „Danke“. „Nicht dafür!“, meint sein Gegenüber mit breitem Grinsen.

Der Ochse würde ja gerne noch mit Harry aufs Leben anstoßen, doch er hat Termine. Er muss bald los. Sonst kommt er nicht mehr rechtzeitig zu seiner Verabredung. Die Moschusdame Cheyenne wartet schon. Das lässt er sich doch nicht entgehen. Harrys Vorschlag kommt wie aus der Pistole geschossen: „Un-entschieden?“
Da muss der Ochse schmunzeln: „Jo geht klar, Kumpel. War echt nett dich kennen gelernt zu haben. Ich mach dann jetzt mal ‘n Sittich. Mach et juut!“ Dann trapst er langsam los.

Harry wischt sich Dreck aus dem Gesicht und schnallt sich seinen Rucksack um, der nicht mit in die Grube gefallen war. Dem charmanten Ochsen mit dem warmen Gemüt wollte er gerade Allet Jute und so wünschen, doch dieser ist schon wieder eingeknackt, nach drei Metern. Trotzdem kommt von Harry noch eine spontane, leicht unverständlich klingende Lobhudelei zum schnarchenden Ochsenhintern, keine drei Meter vor ihm.
„Mensch wie konnt‘ ich nur.. du hast ja wirklich ein Herz aus Holz und das Holz am Herd..“ Ihm fehlen die Worte. Die dicke Wampe des Ochsen plustert sich auf, mit jedem Atemzug küssen die Fellhaare den Boden. Harry würde sich ja dazulegen, aber das Schnarchen schlägt ihn schließlich in die Flucht.

Mühsamen Schrittes entfernt er sich. Vor seinen Augen erstreckt sich ein bergiges Tal, ein schmaler Fluss mit kristallklarem Wasser fließt gemächlich hindurch. Unterdessen reflektiert er noch mal, was geschehen ist. „Wie kann es sein, dass ein Ochse zu mir spricht? War das Schlammloch früher Mal ein Zauberbrunnen? So etwas gibt es doch nicht. Ich muss mir alles eingebildet haben.“ Schroffe Felsen ziehen wie Wolken an ihm vorbei. Ein paar Haufen Steingeröll, alle in Sitzhöhe, zersetzen die Landschaft und verleiten zu einer Pause. Harry greift sich einen Stein mit scharfer Kante und ritzt Hieroglyphen in die Rinde einer jungen Birke. Darunter „Moschusoschuss“. Nach dem Verschnörkeln dreht er sich um, kneift die Augen zusammen und erblickt in der Ferne völlig im Nichts als braune Erhebung ein ruhendes Hinterteil, das sich noch ein letztes Mal hin und her bewegt, bevor es am Horizont verschwimmt.
„Er eilt wohl zu einem wichtigen Termin“, stellt Harry nüchtern fest und erntet ein Gelächter in der Ferne. Dann blickt er wieder nach vorn zu den Wäldern, die am Fuße des Tals beginnen. Für einen kurzen Moment hält er jetzt inne, während er tief ein- und ausatmet. Nichts außer frischer Luft. Harry spürt die Kraft, die ihn umgibt. Er bewegt sich fortan kein Stück mehr und genießt die stille Ruhe bis er ganz in sie eintaucht.

Eine Stunde später. Die Abendsonne verabschiedet sich mittlerweile so langsam: „Tschauuu“. So manch ein Tier ist gerade eingeknackt, ein anderes hellwach. Im ganzen Tal herrscht eine beruhigende, friedliche Stille. Man hört unseren Moschusochsen Charly von weitem, wie er fröhlich vor sich her schlummernd eine Melodie brummt – „Moschusochsen sind guuut... ♫♪♫“ – bevor er in netter Gesellschaft unter seinem Lieblingsbaum eindöst.

Zwei Stunden später. Vor Einbruch der Dunkelheit beschließt Harry, sein Werk zu vollenden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo catweazle,

ich habe deine Geschichte schon vor ein paar Tagen gelesen, und da bis jetzt noch niemand kommentiert hat, mach ich mich mal dran xD

Ich finde deinen Stil sehr ansprechend. Witzig und erfrischend. Passt zu der Textsorte. Und auch wie du es beginnst, finde ich gut. Harry verfehlt, Moschusochse, Tundra. Sehr hübsch.
Mir hat deine Geschichte gut gefallen, aber ich finde sicher noch ein paar Kleinigkeiten zum Verbessern ;)

Harry hatte seinen ersten Schuss aus der Ferne voll versiebt, mitten ins Dickicht der schier endlos weiten Tundra in Sibirien.
Er trifft nur stillstehende Objekte, weil er auf‘m Rummel schießen gelernt hat.

Du schreibst deine gesamte Geschichte im Präsenz. Da kann der erste Satz nicht im Plusquamperfekt stehen, oder irre ich mich? Außerdem finde ich, ist "aus der Ferne" so ein Stolperstein. Ich würde schreiben: Harry hat seinen ersten Schuss voll versiebt. Mitten ins Dickicht der schier endlosen Tundra in Sibirien. "Weit" und "Schier endlos" bezeichnen ungefähr das selbe.

der sich gerade vom Ausruhen etwas ausruhen wollte,

Hehe, das fand ich lustig :lol:

Unser Blick, so sagt man, ist angeblich eingefroren, in einer Welt, in der Technik den Verstand an- und ausknipst.

Ist ein hübscher Satz... nur finde ich, dass er nicht unbedingt in deinen Text hineinpasst. Irgendwie hat er mich aus meinem Lesefluss gerissen.

Er ist Auftragskiller, spielt seine Rolle mal äußerst erfolgreich, mal weniger. Ein Durchschnittstyp eben.

Mhmm... nun gut, Auftragskiller... Warum hat er dann auf dem Rummel schießen gelernt? Das gefällt mir nicht so. Ich fände es besser, wenn er vielleicht ein Arbeitsloser wäre, oder ein Aussteiger, der durch Zufall, diesen recht seltsamen Job erhalten hat. Auftragskiller ist mir da zu extrem.

Die Abendsonne wirft gerade ihre ersten Strahlen auf die dürren Sträucher, Korbblütler, unter denen sich Harry ein Schluck Wasser genehmigt. Die Plastikflasche ist noch halbvoll. Sein Blick hat sich vor kurzem vom Moschusochsen abgewandt und fällt schon eine Weile auf das raue, ungeschliffene Land um ihn herum. Da tut sich nicht viel. Es ist ein verlassener Ort. Alles scheint still zu stehen. Auch das Wasser in einem kleinen, blauen See. Es schlägt keine Wellen. Trotzdem riecht es nach Leben. Harry spürt indes wie hart der Boden unter ihm ist. Ein fester Tritt bringt ihn zu der Annahme, dass selbst ein stählerner Spaten versagt. Unbeeindruckt dessen kramt er seinen Campingkocher aus dem Rucksack und gönnt sich eine Stärkung. Bohnen mit Speck.

Dein Text ist recht lang. Und deshalb bietet sich auch Kürzungspotenzial. Hier zum Beispiel. Die ganzen fettgedruckten Teile könntest du rausstreichen, ohne dass der Sinn deiner Kurzgeschichte verändert würde. Guck nochmal deinen Text durch und schaue, was man alles rausschmeißen könnte. Du schreibst nämlich zB. Da tut sich nicht viel. Es ist ein verlassener Ort. Alles scheint still zu stehen. Sagt doch alles ungefähr dasselbe aus oder?

Die Vögel kommentieren das Geschehen. Ihr Gekrächze macht Harry nervös. Hier ein lautes „KRAA“, dort ein scharfes „RAK“. Dann auf einmal nichts mehr. Totenstille. Man hört nur den Wind wehen.

Diese Stelle hat mir sehr gut gefallen. :)

Bergziegen-Dialekt.
„Juchee Eloy, mäh King Mosh. Uhm? Honk? Wrat kramsti? Horchtata, Kallar snarcha. Eijeijei..Hajadese no hosta okopolopok jesses erzaas Tañanaa.”

Sehr lustig xD und auch den Absatz über die Sprache fand ich witzig.

Zum Ende hin wird der Text etwas abgedreht, was ich aber mag. Was du aber noch verbessern könntest, ist die Länge. Ein bisschen streichen (wie schon gesagt)

Zwei Stunden später. Vor Einbruch der Dunkelheit beschließt Harry, sein Werk zu vollenden.

Den letzten Satz mag ich nicht unbedingt. Will Harry den Ochsen jetzt doch töten? Versteh ich nicht ganz. Gut, vielleicht will ich auch einfach ein Happy End. Friede, Freude, Eierkuchen usw., aber Harry kam mir im Verlauf der Geschichte eher wie ein liebenswerter Versager vor, als wie ein eiskalter Killer, deswegen finde ich, passt es nicht ganz zu ihm, wenn er den Ochsen jetzt doch umlegt. Und zur GEschichte passt es auch nicht so sehr. Naja nur meine Meinung...

Auf jeden Fall hat mich die Geschichte gut unterhalten.

Liebe Grüße

Luz

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja, ich mochte deine Geschichte auch sehr gern, catweazle, ehrlich, hat mir richtig Spaß gemacht.
Die stellenweise wirklich herrlichen Formulierungen, dein Sprachwitz, der schräge Plot, die skurrilen Figuren (ich konnte nicht anders, als beim Ochsen immer an Manni, das mürrische Mammut zu denken), überhaupt, dieses so lustvolle Herumblödeln, also das allles zusammen ergibt wirklich eine ausgesprochen liebenswerte und charmante Geschichte.
Klar gäbe es da noch jede Menge zu verbessern, Lucinda hat ja schon ein paar Sachen angemerkt, aber ich sag mal, für mich zählt der Gesamteindruck, und der ist wirklich gut. Darum will ich jetzt auch gar nicht mit irgendwelchen Änderungsvorschlägen kommen, sondern dir nur empfehlen, dir den Text mit ein bisschen zeitlicher Distanz irgendwann noch einmal vorzunehmen. Nach dem, was du hier schon an Originalität, an schreiberischer Kreativität und Sprachwitz beweist, traue ich dir nämlich allemal zu, dass du selbst noch einiges findest, was du besser machen könntest. Für mein Gefühl gäbe es nur da und dort an einem Schräubchen zu drehen, einfach nochmal auf die Wortwahl zu schauen, auch auf Satzrhythmik. Das eine oder andere Wort könntest du durchaus noch rausschmeißen.
Und auch Lieblingssätze beginn ich jetzt gar nicht erst zu zitieren. Da gab’s nämlich zu viele. :D

Na ja, einzig der Schluss macht mich nicht ganz glücklich:

„Er eilt wohl zu einem wichtigen Termin“, stellt Harry nüchtern fest und erntet ein Gelächter in der Ferne. Dann blickt er wieder nach vorn zu den Wäldern, die am Fuße des Tals beginnen. Für einen kurzen Moment hält er jetzt inne, während er tief ein- und ausatmet. Nichts außer frischer Luft. Harry spürt die Kraft, die ihn umgibt. Er bewegt sich fortan kein Stück mehr und genießt die stille Ruhe bis er ganz in sie eintaucht.
Eine Stunde später. Die Abendsonne verabschiedet sich mittlerweile so langsam: „Tschauuu“. So manch ein Tier ist gerade eingeknackt, ein anderes hellwach. Im ganzen Tal herrscht eine beruhigende, friedliche Stille. Man hört unseren Moschusochsen Charly von weitem, wie er fröhlich vor sich her schlummernd eine Melodie brummt – „Moschusochsen sind guuut... ♫♪♫“ – bevor er in netter Gesellschaft unter seinem Lieblingsbaum eindöst.

So schön!
Aber dann:

Zwei Stunden später. Vor Einbruch der Dunkelheit beschließt Harry, sein Werk zu vollenden.

Also da schließe ich mich Lucindas Kritik an. Ich will nämlich auch eine Happyend! Mir sind während des Lesens sowohl Harry als auch der Moschusochse derart ans Herz gewachsen, dass es mir lieber wäre, wenn Harry quasi geläutert aus der Begegnung mit dem Paarhufer hervorginge.


Eine wirklich liebenswerte Geschichte, catweazle.

offshore

 

Hallo Lucinda,

vielen lieben Dank für das erste Feedback zu meiner ersten Geschichte mit echt guten Tipps.
Zum einen freut es mich sehr, dass die Geschichte so gut bei dir angekommen ist und du dich darüber amüsieren konntest.
Zum anderen sind deine Ratschläge echt hilfreich. Vor allem die subtilen Dinge, die dir offenbar schnell ins Auge springen. Auftragskiller vs. Rummel, da wär ich nie drauf gekommen! Für solche Geistesblitze ist man als Autor blind. Der Schluss meiner Geschichte sprich der letzte Satz passt echt nicht so ganz, da stimm ich dir zu. Weg damit!

Was jedoch Kürzen einzelner Sätze im Detail anbelangt, da tue ich mich ungleich schwerer. :confused: Klar, in der Kürze steckt die Würze. Aber habe oft das Gefühl, dass der Text viel verliert, auch an Qualität, wenn ich einen Satz streiche, der einen anderen vielleicht sogar unterstützt. Bei der Stelle, die du vorgeschlagen hast, kann ich die Kürzung einerseits nachvollziehen:

Die Abendsonne wirft gerade ihre ersten Strahlen auf die dürren Sträucher, Korbblütler, unter denen sich Harry ein Schluck Wasser genehmigt. Die Plastikflasche ist noch halbvoll. Sein Blick hat sich vor kurzem vom Moschusochsen abgewandt und fällt schon eine Weile auf das raue, ungeschliffene Land um ihn herum. Da tut sich nicht viel. Es ist ein verlassener Ort. Alles scheint still zu stehen. Auch das Wasser in einem kleinen, blauen See. Es schlägt keine Wellen. Trotzdem riecht es nach Leben. Harry spürt indes wie hart der Boden unter ihm ist. Ein fester Tritt bringt ihn zu der Annahme, dass selbst ein stählerner Spaten versagt. Unbeeindruckt dessen kramt er seinen Campingkocher aus dem Rucksack und gönnt sich eine Stärkung. Bohnen mit Speck.

Diese von dir fett markierten Sätze sagen im Endeffekt dasselbe aus. Du hast den Absatz so gekürzt, dass der Sinn erhalten bleibt. Das ist gut. Ich finde, er liest sich dadurch immer noch angenehm.
Andererseits, wenn Sätze, auch unmittelbar aufeinanderfolgend, dazu beitragen, dass der Leser sich die Situation bildlich besser vorstellen kann und diese zudem den Lesefluss positiv beeinflussen können und das tun sie aus meiner Sicht an besagter Stelle, dann werde ich schnell blind oder stark kurzsichtig, was Streichen angeht.
Mit anderen Worten, nehme Streichungspotential nicht immer bewusst war. Müsste mal einen Crash-Kurs zum Sätzestreichen machen! Oder der Satz -

Unser Blick, so sagt man, ist angeblich eingefroren, in einer Welt, in der Technik den Verstand an- und ausknipst.

- der dich aus dem Lesefluss gerissen hat, passt echt nicht so ganz darein, ne? Sehe ich auch so, aber will ihn trotzdem rein geschnitzt bekommen. Ich denke, er könnte sich einfügen, wenn ich diese Stelle noch weiter ausführe, so dass dieser Satz nicht so für sich allein steht.

Deine Kritik ist echt aufschlussreich, da ich jetzt weiß, woran ich bin. Wenn ich die Zeit finde, werde ich mich demnächst mal auf deine literarischen Ergüsse stürzen. :)

schöne Woche!
catweazle

 

hei, hier ist nochmal Luz :)

schön, dass ich dir mit meiner Kritik helfen konnte, ich kann total verstehen, was du mit dem Kürzen meinst. Ein Text ist ja genau die ganze Ansammlung von Sätzen, die du geschrieben hast und dieser Text vermittelt ja ein Gefühl. Vermittelt er immernoch dasselbe Gefühl, wenn du manche Sätze rausstreichst?
Das frage ich mich auch immer (ich glaub, ich muss den gleichen Crashkurs belegen) und ich denke deshalb tut man sich schwer, weil wie du schon gesagt hast, man Angst hat, dass der Text an Qualität verliert.
Aber wie gesagt, ich fand deine Geschichte echt gut und witzig, da wird es nicht an Qualität mangeln, auch wenn du ein paar Sätze rausnimmst ;) und zur Not, kann man sie ja auch wieder rein tun.

Gute Nacht und dir ebenfalls eine schöne Woche

Luz

 

Hallo catweazle,

ich habe Deine Geschichte gelesen und auch die Kommentare.

Einen Anschnitt verstehe ich vielleicht von der Logik her nicht.

Noch immer kommen Sonnenstrahlen mit etwas Licht um die Ecke, an einem Tag, der hier, fernab der Zivilisation, einen krönenden Abschluss verdient.
Das bedeutet für mich, dass der Abend naht. Aber die Geschichte dreht jetzt ja erst richtig auf und am Ende hat Harry immer noch zwei Stunden, wo er seinen Auftrag erledigen kann. Also muss die Tundra im hohen Norden liegen, wo0 die Sonne im Sommer kaum untergeht, aber die Dämmerung stundenlang andauert. Da ein Ziel zu erkennen, ist schwierig, ach wenn es größer ist als die Figuren auf dem Jahrmarkt.

Und wie will der Prot nun den Moschusochsen erledigen? Mit einem scharfkantigen Stein? Oder hat er noch ein Reservegewehr im Rucksack?

Die Diskprepanz zwischen Jahrmarkt und Auftragskiller ist ja angesprochen. Ebenso das unpassende Ende.

Ansonsten kann ich zum Humor nicht viel sagen. Tiere können sich durchaus ausdrücken, aber nicht so, wie in der Geschichte. Ich vermute, das soll zum Brüllen komisch sein. Leider habe ich für diesen Humor überhaupt keine Ader. Ich habe den Prot mehrmals ein "Idiot" an den Kopf geworfen und prophezeit, dass er baldigst wieder auf der untersten Ebene landen wird, aber das ist ja eigentlich auch nicht lustig.

Fazit: Flüssig geschrieben, gut zu lesen. Schade, dass es so wenige Kommentare gibt.

Liebe Grüsse

Jobär

 

Hallo catweazle!

Eine verrückt-witzige Geschichte hast du uns hier präsentiert. (Von jemandem, der sich catweazle nennt, hatte ich auch nichts anderes erwartet.)
Dennoch, ich sehe Verbesserungspotential. Ich wäre nämlich am Anfang beinahe gleich wieder aus dem Text ausgestiegen, weil der Anfang eben noch nicht den Witz vom Rest des Textes hat. "Witz" ist schwer zu erklären, drücken wir es anders aus: der Anfang hat mich nicht gepackt. (Und der Anfang ist nunmal das Wichtigste am Text, denn hier entscheidet der Leser, ob er weiterliest oder nicht.) Interessant wurde es für mich erst, als der Moschusochse höchstpersönlich auftritt. Der Ochse ist interessant und witzig, Harry dagegen kommt als dämlicher Idiot rüber und sein Auftraggeber ebenso, denn wer sollte einen Auftragskiller zur Jagd anheuern, statt einen erfahrenen Jäger? Dämliche Idioten finde ich nur dämlich und nicht witzig, Texte über solche daher nicht lesenswert.
=> Ich denke, der Text funktioniert besser, wenn du den Moschusochsen als Hauptfigur ansiehst. Dann darf der Antagonist auch ein Idiot sein. Den Anfang müsstest du erheblich umschreiben und/oder kürzen und der letzte Satz muss selbstverständlich weg.
=> Das alles ist natürlich nur meine Meinung; denk darüber nach und nimm, was du brauchen kannst.

Grüße,
Chris

 

Hallo offshore,

zunächst ein riesengroßes DANKE für das Schildern deiner Eindrücke beim Lesen. Sehr bereichernd. Ich muss gestehen, deine Worte wirken sehr ermutigend auf mich und ich bin glücklich, das alles hören zu dürfen.

Schreibe in erster Linie Geschichten, weil es mir Spaß macht. Hätte nicht gedacht, dass ich gleich mit der ersten Jemanden so vom Hocker reißen würde. Humor ist für mich die prägende Komponente. Wahrscheinlich haben wir denselben. ;)

Distanz zum Text ist gut, das habe ich schon festgestellt. Dennoch erscheint mir der Blick eines Außenstehenden wertvoller. Ich erkenne vieles nicht, was man beim Schreiben eventuell besser machen könnte. Allerdings auch aus dem Grund, weil ich die Geschichte so schreibe, wie sie mir gefällt, d.h. kümmere mich wenig darum, an welchen Stellen sich andere stören könnten. Nehme deshalb Verbesserungsvorschlage gerne entgegen!
Es freut mich aber zu hören, dass du mir einiges zutraust, zukünftig selbst an den richtigen Schrauben zu drehen. Ich werde die Geschichte vielleicht bei Gelegenheit mal aufs i-phone sprechen und mir unterwegs anhören. Vielleicht fallen mir so noch Dinge auf, die ich besser machen könnte.

Der Schluss kam mir auch Spanisch vor, den Satz hatte ich nachträglich eingefügt, um einen offenen Schluss zu erzwingen. Schon gestrichen! Du und Lucinda habt beide recht und die anderen hier auch, das passt einfach nicht. Ein Happyend entspricht eher dem Wesen der Geschichte.
Bedenken hatte ich außerdem aufgrund der Tatsache, dass ich nicht so viel wörtliche Rede benutze, wie es in anderen KG oft üblich ist. Doch scheinbar reichen die Anteile aus, weil es bisher niemand angesprochen bzw. bemängelt hat.

Satzrhythmik ist für mich hingegen Neuland. Ich kannte das bis dato gar nicht. Habe ich hier im Forum schon öfters gelesen und es leuchtet mir ein, was darunter zu verstehen ist. Trotzdem weiß ich in der Praxis nicht wirklich damit umzugehen.

Beste Grüße!
catweazle

 

Hallo jobär,

auch dir besten Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, alles durchzulesen. :)

Zu dem Logik-Hinweis, da hast du natürlich vollkommen recht. Hm.. Durch das Streichen des letzten Satzes müsste es passen, selbst wenn die Abendsonne, die sich in der Tundra durchaus in die Länge ziehen kann wie du schreibst, bereits früh in der Geschichte einbricht. Oder irre ich mich da? Die Erzählzeit wird in der Geschichte ja zudem gestreckt, vor allem im ersten Teil der Geschichte, zumindest sollte dies den Anschein haben. Wenn‘s nach wie vor einen krassen Fehler in der Logik gibt, dann bist du derjenige, der ich ihn am leichtesten zu erkennen vermag.

Die Diskrepanz zwischen Jahrmarkt vs. Auftragskiller muss ich noch lösen, Lucinda hatte dazu ja bereits ein paar Anregungen gegeben. Fakt ist, dass ich die Rolle des Prot irgendwie geschickt einfädeln muss und entsprechend verdeutliche, warum gerade er derjenige ist, der sich in der Tundra dem Moschusochsen stellt. Das muss ich mir noch mal genauer überlegen.

Schade, dass dich der Humor der Geschichte weniger angesprochen hat. Aber Humor ist schließlich ein weites Feld. In der Ursprungsversion hatte ich die Geschichte sogar mal für die Zielgruppe Kinder vorgesehen, doch die Geschichte scheint mir nicht zuletzt durch Wortwahl und Sprache mittlerweile sehr komplex und vielschichtig, dass sie eher der Erwachsenenwelt entspricht. Trotzdem bin ich mir bei der Zielgruppe überhaupt nicht sicher, ist es eine Geschichte für alle?

Dein Hinweis „gut zu lesen“ ist für mich schließlich auch nicht ganz unwichtig, somit scheint der Lesefluss weitestgehend stimmig zu sein.

Eine schöne Woche!
catweazle

 

Hallo Chris,

Danke für deinen Kommentar mit weiteren interessanten Anregungen zur Geschichte.

Was die essentielle Bedeutung von Anfängen betrifft, geb ich dir absolut recht. Habe versucht, einen möglichst guten Anfang zu finden, der mir und vielleicht einer potentiellen Leserschaft gerecht wird. Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist aus deiner Sicht vorher vergleichsweise viel Geplänkel im Spiel, wenn man so will. Du wolltest wahrscheinlich sofort den Happen serviert bekommen. Oder fehlt dir, abgesehen von dem sinnvollen Vorschlag zum Überdenken der Figurenkonstellation, direkt beim Einstieg noch etwas? Ich könnte mir vorstellen, die Geschichte auch unmittelbar mit einem Zitat von Harry beginnen zu lassen, z.B. „..make my day…Moschusoche.....“ Gesprochen in dem Moment, in dem er abdrückt und den Ochsen knapp verfehlt. Würde dir das gefallen??

Was die Figurenkonstellation betrifft, da ist was dran. Der Moschusochse macht die Geschichte interessant, nicht Harry. Umschreiben und den Moschusochsen von Anfang an mehr ins Zentrum zu rücken, ist eine Überlegung wert. Ob ich dieses Vorhaben tatsächlich mal umsetze, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Ich finde deine Idee jedenfalls gut. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass sich dadurch letztlich die halbe Geschichte neu verfassen müsste.

Mit dem Figurenfass, dass du hier aufmachst, habe ich mich zumindest indirekt schon einmal auseinandersetzt, bei der Suche nach einem Titel.
Da habe ich mir schon den Kopf bei zerbrochen. Ein Titel sollte Spannung, Interesse, Neugier wecken, oder? Und natürlich auch zum Inhalt der Geschichte passen. Um es hier in deinen eigenen treffenden Worten zu sagen, den Leser „packen“, ihn ansprechen.
Hatte mal alternative Titel, wie „Scheitern mit Erfolg“, „Eine Begegnung am Arsch der Welt“ und weitere. Das alles schien mir aber irgendwie zu weit weg. Bin dann zu dem einfachen Titel „Harry und der Moschusochse“ zurückgekehrt, da er den Inhalt am ehesten widerspiegelt. Oder sogar mit zusätzlichem Untertitel versehen: „In der Ruhe liegt die Kraft“. Oder ist das Unsinn, zu banal? Wenn ich den Moschusochsen ins Zentrum rücken sollte, wie du vorschlägst, wäre vielleicht auch einfach „Charly der Moschusochse“ eine mögliche Variante.
Bin für Titelvorschläge jeder Art offen. Also wenn du zufällig oder irgendjemand hier eine gute Idee hat, muss kein Geistesblitz sein, immer her damit ;)

schönes Wochende!
catweazle

 

Hallo catweazle!

Ja, du hast recht, ich möchte immer sofort, nicht unbedingt den, aber auf jeden Fall einen Happen serviert bekommen. Ein späterer Einstieg in die Geschichte wäre eine Möglichkeit. (Ob und wieviel du überarbeiten/umschreiben willst, ist natürlich deine Sache. Lass dir Zeit. Es geht ja darum, was du für die Geschichte willst; meine Meinung ist nur eine einzelne Lesermeinung.)
Den Titel finde ich okay. "Moschusochse" ist ungewöhnlich genug, um sofort interessant zu sein.

Grüße,
Chris

 

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